So, jetzt kommt aber erst mal ein weiteres Portrait. Das folgende ist eines von jenen Portraits, das im Gelben ziemliche Kontroversen ausgelöst hat.
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Kris

Warum muss ich jedes Mal heulen, wenn ich an dich denke? Kannst du mich nicht einfach loslassen? Manchmal denke ich, dass ich gar nicht tiefer in der S*cheisse sitzen könnte. Wahrscheinlich habe ich damit sogar recht.

Warum hast du mich alleine gelassen? Du hast nicht einmal "auf wiedersehen" gesagt! Wenn es wenigstens meine Schuld gewesen wäre, dann hätte ich einen Grund, mich zu hassen! Aber das Schicksal anzubrüllen hat auch keinen Sinn.

Nur daran, wie es jetzt ist, daran bin ich schuld. Und das zerfrisst mich, jeden Tag auf ein neues! Wie lange habe ich mich verkrochen, nachdem du von mir gegangen bist? Es war, als wäre ich leer, völlig ausgepumpt, ein Vakuum. Irgendwie musste ich da ja wieder rauskommen.

Es war toll, wieder alles im Griff zu haben! Die Arbeit ging mir leichter von der Hand als jemals zuvor. Und ich hatte alles im Griff, ALLES! Zumindest dachte ich das - zu Anfang. Doch spätestens, als ich den Job schmiss merkte ich, dass dem nicht so war.

Ich lebe für diese kurzen Momente, in denen ich mich klasse fühle! Dann könnte ich Bäume ausreissen, unbesiegbar und voller Energie. Wie ein junger Hund. Wie es vorher war. Bevor du gegangen bist. Vor der Beerdigung. Bevor ich alles hinschmiss.

Wenn ich mich im Spiegel betrachte, sehe ich ein Wrack. Längst hat sich der Körper daran gewöhnt. Es ist kein Wollen mehr für mich, sondern ein Müssen. Kein Wunder, haben sich alle meine ehemaligen Freunde von mir abgewandt. Sie halten mich für gefährlich. Oder für ansteckend. Aber das bin ich nicht! Nie habe ich jemandem etwas zuleide getan!

Je höher das Hoch, desto tiefer das Tief. Es ist jedes Mal dasselbe. Eine sich ewig drehende Spirale. Ich fühle, wie mein Leben den Bach runter geht. Man wird je länger je mehr zu Aussenseiter, zum Aussätzigen, zum Ausgestossenen, zum Abhängigen. Ich werde aufhören. Irgendwann.

Ich bin anders
Ich bin wie du
Ich bin Kris
Ich bin drogenabhängig
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Kommentar:
Viele von euch werden sich jetzt vielleicht fragen, warum ich dieses Portrait gemacht habe. Ganz vorneweg: Es ist absolut nicht ok, Drogen zu nehmen! In keiner Form! Es ist s*cheisse, lasst die Finger davon! Ich habe verschiedene Süchtige kennengelernt in meinem bisherigen Leben. Drogenabhängige, Alkoholsüchtige. Es sind eigentlich ganz liebe Menschen, doch irgendetwas hat ihr Leben so derart aus den Fugen gebrochen, dass sie einen Fluchtweg brauchten. Leider haben sie ihn in Rauschmitteln gefunden. Wenn man einmal damit angefangen hat, dann ist es schwierig, wieder aufzuhören. Am Anfang denkt man, man habe alles im Griff, doch wenn der Körper anfängt, sich an den Stoff zu gewöhnen, dann will er ihn auch weiterhin haben. Die Konsequenz sind starke und äusserst schmerzhafte Entzugserscheinungen, wenn man den Hunger nach dem Stoff nicht stillt.
Es ist wichtig, dass sich Freunde und Angehörige in solchen Momenten nicht komplett von den Betroffenen abwenden. Sucht ist nicht ansteckend! Niemand kann sich "infizieren". Wer ein stärkendes Umfeld hat, der findet auch die Kraft, einen Entzug zu machen und sein Leben wieder neu aufzubauen.
Ich sage immer, dass "in guten wie in schlechten Zeiten" auch für Freundschaften gilt. Und ich meine richtige Freundschaften!
Ich will hier keine Moralpredigt halten, doch ich kann es nicht oft genug betonen: Drogen, egal welche Art, stellen keine Lösung dar - nie! - weder kurz- noch langfristig. Also: Finger weg!
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Links zum Thema
Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V
Infos über Sucht und Drogen generell
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