Beiträge von Nonuna

    Zitat von Maiga

    Schwingt da in dem Absatz über die Musik deine eigene Meinung mit? (g)


    Ganz ehrlich? Wenn ich das Radio anmache, dann höre ich zu 90% Stücke, die entweder nur aus 2 Harmonien bestehen, einem Kinderlied gleichen oder deren Texte schlicht und einfach beknackt bis bedenklich ist sind. Wenn ich mir anhöre, was Teens mit ihren Handys laut im Zug hören (was ich an sich schon enormst unverschämt und rücksichtslos finde), dann kommt mir manchmal echt die Galle hoch. Aber ich denke, selbst wenn sie die Texte verstehen würden, so würden sie sich sowas noch anhören, weil es schliesslich soooo provokativ ist. :tocktock


    Zitat von Maiga

    Wie bekommst du eigentlich die verschiedenen Gesichtsausdrücke hin?


    Beobachten - abwarten - abdrücken! Naja, klar gibt es Hacks, mit denen man bestimmte Gesichtsausdrücke hinkriegt, aber die meisten ergeben sich einfach so.


    Zitat von Ysabella

    Ach die meisten Jungen sind irgendwann mal so richtig gehörig auf die Schnauze gefallen, auf irgendeine Art und Weise.


    Lieber früher auf die Schnauze fallen als dann, wenn es sie umso härter trifft. Meine Eltern meinten immer: "Besser, wir ermahnen dich jetzt als dass es irgendwann ein Vorgesetzter tut!"
    Aber wenn man heutzutage im Zug aufsteht und den Teens sagt, sie sollen ihre Musik ausmachen, so läuft man Gefahr, gleich verprügelt zu werden. Manchmal wünschte ich, ich wäre wenigstens ein Mann. :angry


    So, ich bin jetzt für 10 Tage weg (2.-12.) und leider hat es mir nicht mehr für eine neue Fortsetzung gereicht. Ich werde in meiner Abwesenheit aber fleissig vorschreiben, so dass ihr gleich nach meiner Rückkehr ein neues Kapitel bekommt!


    In dem Sinne: Bleibt artig! :p

    Danke euch allen! Auf moralische Unterstützung bin ich manchmal schon etwas angewiesen. Zur Zeit läuft es aber zum Glück ziemlich gut. Werde ja jetzt dann auch 10 Tage Pause machen. Aber zuerst kriegt ihr noch ein letztes Portrait:


    Die Idee für das folgende Portrait hatten Lioness77, Likuh, Jonils.sims und [FONT=&quot]תקוח.[/FONT]
    Ein besonderer Dank geht an [FONT=&quot]תקוח[/FONT] für die Flut an Informationen über jüdische Traditionen - Danke dir, habe viel gelernt! Ein weiteres Dankeschön geht an Jonils.sims für die Schilderungen des alltäglichen Lebens.


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    Elija




    Dezember ist immer eine der schönsten Zeiten des Jahres. Es werden Kerzen angezündet, Lieder gesungen, gut gegessen und Geschenke ausgetauscht. Manche Leute denken, dass das bei uns nicht so ist, aber im Prinzip ist es ganz ähnlich. Bloss der Ursprung ist eben anders und wir feiern auch etwas anderes.



    Zwar gibt es bei uns keine Weihnachtspastete oder irgendein Fleisch in Sahnesauce. Das ist verboten. Gegen Aussen muss es komisch aussehen, dass wir für alles zwei Ausführungen haben: Zwei Kühlschränke, zwei Geschirrsets, zwei Abwaschbecken... Es ist verboten, Fleisch und Milchprodukte zusammen zu essen. Auch, dass beides miteinander irgendwie in Berührung kommt. Doch wenn ich denke, was für ein Theater Vegetarier manchmal veranstalten...



    Der schönste Tag ist definitiv Samstag, denn dann heisst es: Nichts tun. Wobei, wenn ich „nichts“ sage, dann meine ich auch „nichts“. Keine Hausaufgaben, aber auch kein Simforum. Keine Gartenarbeit, aber auch kein Basteln. Manche machen auch kein Licht an, was bedeutet, dass man jetzt im Winter immer verdammt früh ins Bett muss.



    Aber im Prinzip ist es wie euer Sonntag. An dem Tag sollen wir uns auf den Schöpfer besinnen, zur Kirche gehen und uns aber auch ausruhen. Denn eines stimmt: Wir sind ein fleissiges Volk. Komischerweise halten sich immer noch hartnäckig die wildesten Gerüchte. Es ist erstaunlich wie viele absurde Verschwörungstheorien im Umlauf sind.



    Das ganze Theater geht mir sowieso auf den Wecker. Gerade kürzlich habe ich von etwas gelesen, was sich „neuer Antisemitismus“ nennt. Das ist Hass gegen Juden, weil ihre reine Existenz alle Deutschen daran erinnert, dass sie Schuld seien am Holocaust. Was soll das den bitte? Werden wir jetzt darauf reduziert? Und dann auch noch als Rechtfertigung benutzt, uns erneut zu hassen. Na danke.



    Generell: Gehe ich vor die Tür, zeige auf einen meiner Schulkollegen und sage so was wie: „Ihr Deutschen habt unser Volk umgebracht“? Was kann der denn dafür? Was kann ich dafür, dass Israel besetzt ist? Oder dass in der Bibel angeblich stehen soll, dass Juden Jesus umgebracht hätten? Das ist doch absurd!



    Es gibt Leute, die sagen: „Weißt du, es macht ja nichts, dass du Jude bist. Überhaupt siehst du ja gar nicht aus wie einer.“ Weil ich keine Schläfenlocken habe? Manchmal frage ich mich echt, wieso überhaupt noch einen Unterschied zwischen den Religionen gemacht wird. Im Prinzip ist es doch völlig wurst, was jemand glaubt. Aber wir Juden werden entweder fertig gemacht oder wie rohe Eier behandelt. Dabei sind wir schlicht und einfach Menschen.



    Ich bin wie du
    Ich bin anders
    Ich bin Elija



    Ich bin Jude


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    Kommentar


    Es ist mir klar, dass meine Darstellung nicht mit dem Leben und der Meinung aller Juden übereinstimmt. Es ist mir ebenfalls klar, dass viele die von mir gewählte Darstellung nicht vertreten. All jenen sei gesagt: Die ist ein Forum, ergo eine Diskussionsplattform. Religionen unterscheiden sich von anderen Schicksalen wie Krankheiten dadurch, dass sie (mehr oder weniger) frei wählbar sind. Dies hier soll eine Möglichkeit sein, um Berührungsängste abzubauen und vielleicht das eine oder andere Gespräch zu eröffnen.
    Mit meinen Portraits werte ich nicht über die Wahl von Menschen, was ihr Glauben betrifft, sondern versuche einen Einblick in ein Leben zu geben, das so oder ähnlich existiert.


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    Links zum Thema


    Das Portal zum Thema Judentum auf Wikipedia


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    Weisst du, das Problem ist, dass halt eben nicht alle Leute mit dem einverstanden sind, was ich mache.
    Gerade bei religiösen Themen habe ich gelernt, sehr vorsichtig zu sein. Daher habe ich am Schluss eines Portraits mit religiösem Inhalt auch folgenden Kommentar eingefügt


    Zitat

    Es ist mir klar, dass meine Darstellung nicht mit dem Leben und der Meinung aller Anhänger dieser Religion übereinstimmt. Es ist mir ebenfalls klar, dass viele die von mir gewählte Darstellung nicht vertreten. All jenen sei gesagt: Die ist ein Forum, ergo eine Diskussionsplattform. Religionen unterscheiden sich von anderen Schicksalen wie Krankheiten dadurch, dass sie (mehr oder weniger) frei wählbar sind. Dies hier soll eine Möglichkeit sein, um Berührungsängste abzubauen und vielleicht das eine oder andere Gespräch zu eröffnen.
    Mit meinen Portraits werte ich nicht über die Wahl von Menschen, was ihr Glauben betrifft, sondern versuche einen Einblick in ein Leben zu geben, das so oder ähnlich existiert.


    und verweise ausdrücklich auf Links.


    Ausserdem sind natürlich Portraits wie die von Ramon (Homosexualität), Joseph (Asylbewerber) und Michelle (Transsexualität) gerade zu prädestiniert dafür, von gewissen Kreisen boykotiert zu werden. Davon lasse ich mich jedoch nicht abschrecken, denn wenn sich die Wissenschaft vor Irrglauben beugen muss, so bedeutet das nicht nur der Anfang ungerechtfertigter Zensur, sondern auch das Ende jeglicher Vernunft!


    Es gibt Menschen, die bauen die Grundlage ihrer pseudo-moralischen Existenz auf Vorurteilen und Diskriminierung gegenüber anderen auf. Dadurch, dass die Portraits relativ frei zugänglich sind, nehme ich ihnen vielleicht ein kleines Bisschen den Boden für ihre Propaganda. Schliesslich sind hier vor allem junge Leute unterwegs und vielleicht haben die einen oder anderen durch ein Portrait sogar ein aha-Erlebnis. Wer seine Existenz auf Lügen aufbaut, der fühlt sich seines Fundaments beraubt, wenn plötzlich jemand mit gegenteiligen Fakten ankommt (siehe Infoteile...). Die einfachste Art, darauf zu reagieren ist für solche Menschen nicht der Dialog oder gar der Wille zur Aufklärung, sondern der Angriff. Das resultiert dann darin, dass ich ab und zu eine nicht ganz so schöne Mail in meinem Postfach finde.


    Solange ich hier im anonymen Rahmen agieren kann besteht in dem Sinne ja auch keine Gefahr, obwohl ich mir natürlich nie ganz sicher bin, ob es nicht möglich ist, über meine Spuren im Internet meine Adresse rauszufinden. Da ich das Projekt aber auch forums-unabhängig aufziehen möchte habe ich diesbezüglich ein kleines Problem. Denn in ein Impressum gehört der richtige Name rein. Zur Zeit treffe ich diesbezüglich rechtliche Abklärungen.


    Naja, und melden... Wenn du eine anonyme Mail bekommst, wenn willst du denn da melden? Ich weiss ja nicht, von welchem User (wenn überhaupt von einem User) sie stammt.


    Ich lasse mich nicht zensieren! Genau dadurch, dass Fakten zurückgehalten, verschwiegen und tabuisiert werden, genau dadurch entstehen Vorurteile, die als Nährboden für Diskriminierung, Hass und Verfolgung fungieren!


    Ich mache solange weiter, bis mir oder euch keine Portraits mehr einfallen!

    Was mich übrigens immer wieder an den Portrais erstaunt, ist, wie vieles davon nicht nur auf das "Anderssein" der jeweiligen Person zutrifft, sondern auch auf jemanden, der eigendlich nicht in dem Sinne "anders" ist. [...] Suchst Du diese Parallelen absichtlich heraus, so dass der Leser denkt "so anders ist die Person doch garnicht...?", oder sind das eher Zufälle?


    Ich muss die Parallelen nicht suchen, sie sind einfach nur da. Klar kann ich mit der Darstellung viel steuern und ja, ich mache es manchmal so, dass man denkt, dass man selber ja auch in einem gewissen Sinne "anders" ist, oder dass der Portraitierte eben doch nicht so "anders" ist. Ich zitiere mich gerne aus dem Vorwort:


    Zitat von Nonuna

    Jeder Mensch ist auf seine Weise "anders" (auch du!) und doch haben wir dieselben Träume, Wünsche und Hoffnungen.


    Die folgende Idee hatten auch Suki87, Likuh, Jonils.sims, Sexy_Lexy und PurpurOzelot. Danke euch!

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    Ulrike




    Jeden Tag dasselbe. Am Anfang kam es mir vor wie ein riesiger Berg aus Medikamenten. Heute schlucke ich sie, eines nach dem anderen. Ich weiss, Heilung gibt es nicht, nur Verzögerung. Und doch erinnert mich jede einzelne Tablette an jenen Abend...



    Vor ziemlich genau einem Jahr habe ich's mal wieder so richtig krachen lassen. Es war eine anstrengende Woche gewesen und ich gönnte mir am Samstag einen freien Abend, an dem ich ein bisschen die Sau rauslassen wollte. In der einen Disco habe ich dann diesen süssen Typen kennengelernt.



    Ich gebe zu, dass an diesem Abend ziemlich viel Alkohol geflossen war. Eins hatte zum anderen geführt. Und schlussendlich waren wir beide derart wild aufeinander, dass wir schlicht nicht daran gedacht hatten. Ich konnte ja nicht ahnen... Das war der grösste Fehler meines Lebens!



    Einige Zeit später ging ich Blut spenden, was ich regelmässig getan habe. Zum Glück wird jede Konserve in unserem Land nochmal kontrolliert. Und dann kam der Anruf. Ich wusste noch, wie innerlich alles zusammenbrach. Es war ein Schock.



    Ich versuchte, meiner Mitbewohnerin damals zu erklären, dass ich sie nicht einfach so anstecken kann. Gleichzeitig fand ich es unendlich demütigend, denn sie dachte bis dahin, dass es nur bei Schwulen vorkommt, oder wenn man Drogen nimmt. Oder wenn man eine Hure ist.



    Und dann die Kirche. Ich bin eigentlich katholisch und weiss, dass der Papst den Gebrauch von Kondomen verbietet. Wie dämlich ist das denn? Selbst wenn ich aus Dummheit und nicht aus religiösen Gründen darauf verzichtet habe denke ich heute doch oft, wie dadurch manche Menschen ihr Leben zum Fenster rauswerfen.



    Jeden Morgen schaue ich mich ganz genau im Spiegel an. Ist das ein Knoten am Hals? Sind meine Lymphdrüsen geschwollen? Habe ich Fieber? Ich weiss, dass jeder ansonsten harmlose Infekt mein Todesurteil sein könnte. Ob es wehtun wird?



    Ich bin wie du
    Ich bin anders
    Ich bin Ulike

    Ich bin HIV-Positiv

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    Infos zum Thema


    Am 1. Dezember war Welt-AIDS-Tag. Wir alle haben hoffentlich in der Schule gelernt, was HIV und AIDS ist, daher werde ich hier nicht nochmals einen Vortrag halten. Trotzdem ist es echt erschreckend, wie leichtsinnig mit dem Thema Verhütung umgegangen wird. Es gibt Leute, die glauben, AIDS sei heilbar, oder die Medikamente würden schon lange genug ihre Wirkung tun. Aber AIDS ist tödlich - oder um es anders auszudrücken: Man stirbt davon!
    Es gibt einige weitläufige Irrtümer über AIDS, die ich hier rasch korrigieren will:

    • AIDS ist nicht durch Hautkontakt, indem man dasselbe Glas benutzt oder indem man angehustet wird übertragbar. AIDS wird durch Körperflüssigkeiten, namentlich Blut und Sperma übertragen. Daher gilt: Nie ungeschützen Verkehr (egal, welcher Art)! Wer trotzdem nicht darauf verzichten will soll vorher zusammen mit dem Partner einen Test machen!
    • AIDS wird nicht nur durch homosexuelle Kontakte oder durch das gemeinsame benutzen von Nadeln bzw Kanülen übertragen. Jeder kann AIDS kriegen, selbst beim ersten sexuellen Kontakt überhaupt.
    • AIDS ist nicht heilbar! Die Forschung arbeitet zwar fieberhaft daran, um ein Medikament zu finden, aber bisher ist es nur gelungen, die Krankheit etwas aufzuhalten. Wer es also in kauf nimmt, angesteckt zu werden, der nimmt auch in kauf, daran zu sterben.


    Also passt euch zuliebe auf! Schmeisst euer Leben nicht weg nur wegen eines einzigen Augenblicks.


    Natürlich ist AIDS auch auf andere Wege übertragbar, z.B durch die Mutter auf das Kind oder durch eine verseuchte Bluttransfusion. Letzteres ist in Europa jedoch extrem unwahrscheinlich.


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    Links zum Thema


    AIDS in der Schweiz - 16 Videobeiträge des Schweizer Fernsehens
    Deutsche AIDS-Hilfe e.V
    Deutsche AIDS-Stiftung
    www.aidsonline.de


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    Hallo ihr Lieben!


    Ich fürchte, das war das letzte Portrait für dieses Jahr. Ich wünsche euch natürlich einen guten Rutsch und dass 2008 für euch viel Erfreuliches bringen möge!


    Vom 2. - 12. Januar bin ich weg und wahrscheinlich nicht online. Mein PN-Fach ist jedoch jederzeit bereit, eure Vorschläge für Portraits für mich zu sammeln. Ich habe noch lange nicht vor, das Projekt zu beenden, also habt keine Hemmungen mir eure Ideen zu schicken!


    Sollte das PN-Fach zwischenzeitlich voll werden, so könnt ihr mir auch eine E-mail schicken (nonunah"at"yahoo.de - einfach das "at" durch @ ersetzen).


    Noch etwas: Ich suche Angehörige des Volkes der Sinti oder Roma für ein Portrait. Ich benötige vor allem Infos über das Alltagsleben heute und inwiefern Erfahrungen mit Diskriminierung und Ausgrenzung bestehen, vor allem auch im Zusammenhang mit Vorurteilen.
    Es wäre echt wahnsinnig hilfreich, wenn jemand aus einem dieser Völker sich bei mir per PN melden könnte.


    Ich wünsche euch eine ganz schöne Zeit!


    Liebe Grüsse
    Nonuna

    Du kannst dein Taschentuch auch mehrmals benutzen, ohne dass es eklig ist. Die Ecken lassen sich falten. Danach hast du noch 3/4 des ganzen Taschentuchs zur Verfügung.
    Und dass man sich am eigenen Taschetuch quasi immer wieder neu ansteckt ist ein Gerücht, das schlicht und einfach falsch ist.

    Hier liefere ich euch das neue Portrait.


    Diese Idee hatten auch Innad und Jonils.sims


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    Frank




    Julia neben mir schnarcht mal wieder. Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen. Kein Auge zugetan. Ich habe es versucht, aber irgendwie klappte es nicht. Es ist zermürbend. Später am Tag werde ich dann wieder so müde sein, dass ich mich schon am Nachmittag hinlegen muss.



    "Schatz, grübelst du schon wieder?" Julia ist aufgestanden und merkt natürlich sofort, was los ist. "Nein, ist schon ok" gebe ich zur Antwort. Es ist die Standart-Antwort. "Soll ich auf der Arbeit anrufen und dich abmelden?" Ihr Fürsorglichkeit ist rührend, bloss hilft sie mir leider kein Bisschen. An manchen ganz üblen Tagen bin ich noch nicht mal mehr fähig, sie zu lieben. Das tut mir immer am meisten weh.



    Ich beschliesse, selber auf der Arbeit anzurufen. Mein Kumpel ist am Telefon und weiss schon als ich mich mit Namen melde, was ansteht. Wenigstens nennt er mich nicht mehr einen "Waschlappen" oder ein "Weichei". Ich halte das Gespräch kurz, mit meiner Art hätte ich ihn bloss genervt.



    Generell habe ich das Gefühl, dass ich sehr vielen Leuten auf die Nerven gehe. Sie wären wohl besser daran ohne mich. Was meinem Sohn ein Vater, der zwar häufig zuhause ist, aber kaum mit ihm spielen mag? Er hätte bestimmt eine schönere Kindheit, wenn seine Mammi nicht immer "Heute nicht, Schatz, Papi geht es nicht gut" sagen müsste.



    Ich nehme meine Medikamente und wasche mir das Gesicht mit kaltem Wasser. Ich hätte nicht minder Lust, mich den ganzen Tag unter die heisse Dusche zu stellen. Das Prasseln des Wassers dämpft das Grübeln in meinem Kopf immer ein wenig. Manchmal denke ich daran, die Medikamente abzusetzen. Einfach, weil ich es unangenehm finde, sie schlucken zu müssen. Aber meine Ärztin hätte mir den Kopf abgerissen dafür!



    Noch nicht einmal auf mein Hobby kann ich mich konzentrieren. Ich fühle mich völlig schlapp, als wäre in mir drinn ein Vakuum. Der Gedanke an die nächste Nacht, den nächsten Tag, die nächste Woche quält mich. Manchmal bin ich dankbar, dass es bei mir wenigstens neurologische Ursachen hat. Es ist irgendwie leichter zu erklären, als wenn man "nur" ein "Psycho" ist.



    Ich bin anders
    Ich bin wie du
    Ich bin Frank


    Ich bin chronisch depressiv

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    Infos zum Thema


    Wer Depressionen hat ist über längere Zeit hinweg antriebslos, von einer inneren Unruhe und sinnlosen Gedankengängen beherrscht. Die Niedergeschlagenheit kann soweit gehen, dass sich nebst Schlafstörungen, Appetitt- und Libidoverlust auch Suizidgedanken breitmachen. Bei tiefen Depressionen geht das Gefühl der Machtlosigkeit und der Niedergeschlagenheit so weit, dass es sich in körperlichen Schmerzen manifestieren kann.
    In Deutschland sind etwa 4 Millionen von Depressionen betroffen. Jährlich verlieren erschreckende 12000 Menschen in Deutschland durch Suizid ihr Leben. Meiner Meinung nach ist das vor allem darauf zurückzuführen, dass man in unserer Gesellschaft immer noch Angst hat, als "Psycho" abgestempelt zu werden, wenn man wegen psychischen Problemen zum Arzt muss. Ich sage aber immer: Wenn man sich ein Bein bringt, geht man doch auch zum Arzt!
    In manchen Fällen haben Depressionen einen neurologischen Ursprung, nähmlich dann, denn die Synthese oder Aufnahme von bestimmten Neurotransmittern gestört ist. Auch fehlendes Tageslicht und gewisse Medikamente können Depressionen auslösen.


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    Links zum Thema


    Depressionen FAQ
    Depressionen - Umfangreiche Infos
    Deutsche Gesellschaft für bipolare Störungen e.V


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    Hallo ihr Lieben!


    Ein neuer Tag, ein neues Portrait.


    Diese Idee stammt von cassio, Suki87 und Babetta1. Insbesondere danke ich cassio für die vielen Hinweise und Informationen!


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    Bernd




    Ich hasse diese Tage, wenn ich genau weiss, dass ich eine neue Hose und neue Schuhe brauche und deswegen extra in die Stadt fahren muss. Es wird wieder ewig dauern und voll frustrierend sein. Und am Schluss habe ich doch nicht das, was ich wollte. Aber ich denke, das geht den meisten Männern so, oder?



    Im Prinzip ist es ja egal, was ich anprobiere. Irgendetwas daran ändern muss man sowieso. Das geht dann wieder ins Geld... Gerade das mit den Hosen ist besonders schlimm. Wenigstens bin ich nicht über zwei Meter gross, denn annähen kann man ja schlecht was. Wie würde das denn aussehen?



    Schuhe sind auch nicht gerade mein Lieblingsthema. Entweder sie sind zu lang oder zu schmal. Ein Zwischendurch scheint es nicht zu geben. In meiner Stadt gibt es zum Glück einen Laden, in dem ich fast immer etwas finde. Aber eben, auch das geht wieder ins Geld.



    Hinterher ein Bier trinken, darauf freue ich mich jedes Mal. Und auf den Standartsatz des Fräuleins am Tresen: "Tut mir leid, wir müssen im Zweifelsfall den Ausweis kontrollieren. Sie wissen ja, die Teenager sehen auch immer älter aus..." Naja, wirklich was dafür können sie ja auch nicht, aber etwas genauer hinsehen wäre auch nicht vekehrt.



    Generell scheint niemand auch nur im geringsten daran gedacht zu haben, dass es solche Kerle wie mich gibt. Wieviele Wohnungen musste ich ablehnen, weil irgendwas nicht stimmte. Küchenschrank nicht erreichbar, Kochzeile zu hoch... Eigentlich wären gerechte Konstruktionen doch eine Marktlücke, oder?



    Manchmal schaue ich mir das Gebäude der Uni von aussen an. Ja, studiert habe ich, abgeschlossen als einer der Jahrgangsbesten! Es ist kaum zu fassen, dass viele Leute denken, dass meine Intelligenz vermindert ist! Aber eigentlich mag ich mich nicht gerne an meine Ausbildung erinnern. "Wir sind hier nicht an der Kinderuni!" hallt es noch heute in meinem Kopf. Idioten!



    Generell frage ich mich manchmal, wer hier eigentlich nicht "normal" ist. Ich, oder die Welt die zu kleinkarriert und sturt ist um ein bisschen weitsichtig zu denken? Aber vielleicht kommt ja der Tag, an dem wir sowas wie gleichwertige Menschen sind, keine Zirkusclowns, keine "Lilliputaner" und keine "Zwerge"!



    Ich bin anders
    Ich bin wie du
    Ich bin Bernd


    Ich bin kleinwüchsig


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    Infos zum Thema


    Als Kleinwüchsige bezeichnet man Menschen, die als Erwachsene nicht grösser als 150 cm sind. Ursachen dafür können verschiedene Syndrome sein (Ullrich-Turner-Syndrom, Prader-Willi-Syndrom, Silver-Russel-Syndrom), eine Erkrankung des Skeletts, ein Mangel an Wachstumshormonen, die familiäre Veranlagung oder bei Jugendlichen eine Entwicklungsverzögerung. Auch Umweltfaktoren und Mangelernährung kann zu vermindertem Wuchs führen.
    Der berühmteste Kleinwüchsige ist wohl Warwick Davis, der unter anderem den Ewok in "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" gespielt hat oder Professor Flitwick in den "Harry Potter" Verfilmungen.


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    Links zum Thema


    www.kleinwuchs.de - Bundesselbsthilfeverband Kleinwüchsige Menschen e.V
    Bundesverband Kleinwüchsige Menschen und ihre Familie e.V Deutschland
    Bundesverband Kleinwüchsige Menschen und ihre Familie e.V Österreich
    Verein Kleinwüchsiger Menschen der Schweiz


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    Na, dann will die Biologin doch auch mal antworten, falls du das überhaupt noch brauchst ;)


    1. Wie oft saugst Du Dein Zimmer/ Deine Wohnung?
    Puh, etwa einmal im Monat, wenn ich keinen Teppich hätte wohl öfters ;)


    2. Wie oft am Tag duscht Du?
    Einmal. Mehr würde die Hautflora auch kaputt machen

    3. Wie oft putzt Du Dir am Tag die Zähne?
    :hua Ich gebe zu ein lausiger Zähneputzer zu sein. Höchstens einmal... Dafür habe ich immer Zahnkaugummi bei mir


    4. Würdest Du Dich im Allgemeinen als einen ordentlichen Menschen bezeichnen?
    Nein, ich bin ein totaler Chaot!


    5. Wie oft am Tag putzt Du Deine Nase?
    Was ist denn das für eine Frage? Halt wenn es nötig ist! Zur Zeit etwa 3x.


    6. Benutzt Du zum Naseputzen Stoff - oder Papiertaschentücher?
    Papier


    7. Benutzt Du ein papiertaschentuch generell nur einmal bevor es in den Müll wandert oder schon mal öfter?
    Was für eine Papierverschwendung! Natürlich mehrmals! Jede Ecke einmal und dann einmal noch die Mitte.


    8. Bringst Du gebrauchte Papiertaschentücher sofort zum Papierkorb?
    Wenn einer verfügbar ist, ja. Ansonsten: Ab damit in die Hosentasche, bis einer in der Nähe ist.


    9. Faltest Du Deine Papiertaschentücher zusammen oder knüllst Du sie zusammen?
    Ich bekenne mich zu den Knüllern ;)


    10. Benutzt Du Mundwasser?
    Nein


    11. Wechselst Du Deine Unterwäsche im Sommer häufiger als im Winter?
    Nein


    12. Wie oft putzt Du Staub?
    Etwa 4x im Jahr. Ist nicht so staubig bei mir.


    13. Machst Du Deine Ohren täglich sauber?
    Nein, nicht täglich. Etwa alle zwei Tage.


    14. Hälst Du Dir beim Husten immer die Hand vor den Mund?
    Klar!


    15. Wäscht Du Dir vor jeder Mahlzeit die Hände?
    Ja! Ich arbeite mit Tieren, da ist sowas ratsam.


    16. Wie oft wechselst Du Deine Bettwäsche?
    Etwa alle zwei Monate.


    17. Benutzt Du öffentliche Toiletten?
    Muss ich! Oder ist die Uni nicht öffentlich?

    Danke ihr beiden! Freue mich darüber, dass Wolfsmond im Gelben zur Fotostory des Monats November gewählt wurde!


    Aber jetzt gibts erst mal wieder ein neues Kapitel über Anna!



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    Kapitel 08

    Der Weg ist das Ziel



    Wahrscheinlich Konfuzius, chinesischer Philosoph





    Hätte man mich vor 40 Jahren gefragt, was ich mal werden möchte, so hätte ich wahrscheinlich Berufe genannt wie Bäuerin, Verkäuferin oder Lehrerin. Letzteres bin ich ja auch geworden. Und heute? Heute will man Popstar werden, oder Schauspielerin, oder Model. Dabei sind die meisten Leute in vielen Hinsichten absolut talentfrei. Gleichzeitig werden sie von ihren Verwandten und Bekannten gnadenlos angelogen. Wer will seinem Kind oder seiner Freundin schon sagen, dass ihr „Gesang“ schrecklich klingt?




    In ihrer Verzweiflung bandeln sie dann mit Kerlen an, die ihnen das Blaue vom Himmel versprechen. In mir drin schreit alles. Mein Gerechtigkeitssinn rebelliert gegen meinen Vorsatz zu schweigen. Ich möchte dem Mädchen sagen, wie dumm es ist, sich mit solchen Typen einzulassen, dass er sich strafbar gemacht hat dadurch, dass er – was ich immer noch nicht fassen kann – offenbar mit ihr geschlafen hat. Sie hat das mit einer solchen Selbstverständlichkeit nebenbei gesagt, dass ich mich frage, ob sie es ernst gemeint hat.




    Wenn ich an meinen ersten Freund denke und an mein erstes Mal, so muss ich lächeln. Klar, es war nicht gerade berauschend gewesen, aber dafür wurde es mit der Zeit immer besser. Und dieses Mädchen gibt sich einem Mann hin, weil er ihr angeblich eine Karriere beschaffen kann? Ich habe ihn ja nicht von Nahem gesehen, aber ich könnte schwören, dass der nicht in ihrem Alter war. Eher 10 Jahre älter. Ekel sucht sich seinen Weg meine Kehle hinauf. Ich schüttle langsam den Kopf und versuche den Gedanken aus meinem Gehirn zu vertreiben.




    Mein Unverständnis weicht der Wut und ich fange an, die Innenseite meiner Wangen wund zu kauen. Wie kann man nur so naiv sein? Zu allem Überfluss fängt Sarah jetzt auch noch an, vor sich hin zu singen. Obwohl ich versuche wegzuhören gelingt es mir nicht mal ansatzweise. „I'm a slave for you. I cannot hold it; I cannot control it. I'm a slave for you. I won't deny it; I'm not trying to hide it.“




    “Hast du eigentlich eine Ahnung, was du da singst?”, unterbreche ich das Mädchen. „Das ist von Britney“, antwortet sie. Ich ergänze die Antwort für mich zu einem „nein“ und biege auf der Autobahn Richtung Hamburg ab. „Haben Sie einen Freund?“ fragt Sarah unvermittelt. „Nein“, knurre ich. Es hat wieder angefangen zu regnen. „Wie schade. Sind sie denn nicht einsam?“ Das Mädchen hat sich einen Kaugummi gesucht und dreht ihn nervös im Mund herum. Ich zähle die Kilometer runter bis Hamburg. Dort würde ich sie in der Stadt aus dem Auto werfen und hatte endlich wieder meine Ruhe.




    „Singen Sie auch?“ fragt das Mädchen weiter. Ich muss unvermittelt grinsen. „Ich war mal in einem Trachtenchor.“ Sarah lacht laut auf und starrt dann wieder aus dem Fenster. „Ich habe Bob Marley noch live gesehen,“ erinnere ich mich. „Was? DER Bob Marley? Das ist ja voll cool! Ist der denn gestorben? Ich glaube, er war noch eine Zeit lang bei den Fugees oder so.“ Die Augen des Mädchens beginnen zu leuchten, als würde ich plötzlich ihre Sprache sprechen.




    „Er ist 1981 gestorben, ein Jahr nach dem Konzert. Das war noch Musik. Damals haben die Künstler ihre Songs noch selber geschrieben. Und sie waren revolutionär!“, kläre ich sie auf. Erneutes Schweigen legt sich über das Innere des Autos, während ich Ausschau nach der richtigen Ausfahrt halte. Zum Glück liegt Hamburg sowieso auf meinem Weg. „Wohin fahren Sie noch mal?“ fragt Sarah kauend. „Ans Nordkap.“ – „Ah ja, richtig. Ist es cool da oben?“ Sie schaut mich erwartungsvoll an. „Ja, es ist kalt da oben. Aber auch wunderschön“, antworte ich.





    Das Mädchen rollt mit den Augen. Ja, ich bin ein Spiesser, das ist mir schon klar. Aber die Rolle macht mir in solchen Situationen beinahe Spass. „Warum wollen Sie da hin?“ fragt Sarah gespielt gelangweilt. Ich lächle vor mich hin. „Ich will die Nordlichter sehen.“ – „Was ist denn das?“ Sarah hat mit dem Kauen aufgehört und schaut mich skeptisch an. „Ausserdem: Kann man da nicht hinfliegen?“. In ihrer Stimme höre ich einen Anflug von Spott. „Doch, kann man. Aber wie man so schön sagt: Der Weg ist das Ziel.“

    Shiori: Wahrscheinlich liegt es daran, dass die anderen als "Projekte" gekennzeichneten Fotostories ein anderes Ziel verfolgen als mein Projekt hier. Naja, es hat ja auch noch Zeit zu wachsen...
    Zur Unfruchtbarkeit: Ich bin selber auch unfruchtbar, weiss es aber seit ich 16 Jahre alt bin. Manchmal frage ich mich, ob es wirklich die falschen trifft, denn im Prinzip ist man als unfruchtbarer Mensch eine evolutive Sackgasse. Gross darüber nachdenken darf man aber nicht, denn ansonsten kommt man ziemlich schnell zu der Frage, warum die Natur die eigenen Gene aus dem Gesammtgenpool gelöscht haben will. Man kann nicht nur die eigenen Gene nicht weitergeben, sondern mit ihnen auch nicht die Werte und Weltanschauung, die man hat. Klar, man kann Kinder adoptieren, aber das ist dann trotzdem nicht dasselbe. Ich habe mich damit abgefunden, keine Kinder kriegen zu können und meine Vorstellung von dem, was ich erreichen will entsprechend angepasst. Nur bei meinem Partner ist es leider noch nicht wirklich angekommen. Vielleicht verdrängt er es es auch, denn er will unbedingt Kinder haben...


      Livia: Ja, da hast du recht, wenn ich zwischen kein Kommentar und "ohwietollsupibittemachganzschnellweiter"-Kommentaren wählen müsste, so wäre es mir wohl lieber, gar nichts zu kriegen. Vielleicht ist es auch gar nicht nötig, die Themen kontrovers zu diskutieren. Vielleicht ist es ja so klar, dass man dazu gar nichts mehr sagen muss... Aber wie schon gesagt: Es ist eine gute Gelegenheit, mal darüber zu reden und auch Fragen stellen zu können!


    Nerychan: Danke dir! Ja, es ist ein verdammt heisses Eisen und ich gebe zu, dass ich während der letzten zwei Monate (so lange läuft das Projekt nun schon) einige Male davor war, das Handtuch zu werfen. Denn es ist nicht nur so, dass man mit Lob überschüttet wird, sondern ich habe auch Droh-Mails gekriegt, mit denen echt nicht zu spassen war. Aber ich lasse mich nicht zensieren, nur weil es einigen nicht passt, dass ich versuche die Grundlage für ihre Hasstiraden zu nehmen!



    So, jetzt kommt aber erst mal ein weiteres Portrait. Das folgende ist eines von jenen Portraits, das im Gelben ziemliche Kontroversen ausgelöst hat.



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    Kris




    Warum muss ich jedes Mal heulen, wenn ich an dich denke? Kannst du mich nicht einfach loslassen? Manchmal denke ich, dass ich gar nicht tiefer in der S*cheisse sitzen könnte. Wahrscheinlich habe ich damit sogar recht.



    Warum hast du mich alleine gelassen? Du hast nicht einmal "auf wiedersehen" gesagt! Wenn es wenigstens meine Schuld gewesen wäre, dann hätte ich einen Grund, mich zu hassen! Aber das Schicksal anzubrüllen hat auch keinen Sinn.


    Nur daran, wie es jetzt ist, daran bin ich schuld. Und das zerfrisst mich, jeden Tag auf ein neues! Wie lange habe ich mich verkrochen, nachdem du von mir gegangen bist? Es war, als wäre ich leer, völlig ausgepumpt, ein Vakuum. Irgendwie musste ich da ja wieder rauskommen.



    Es war toll, wieder alles im Griff zu haben! Die Arbeit ging mir leichter von der Hand als jemals zuvor. Und ich hatte alles im Griff, ALLES! Zumindest dachte ich das - zu Anfang. Doch spätestens, als ich den Job schmiss merkte ich, dass dem nicht so war.



    Ich lebe für diese kurzen Momente, in denen ich mich klasse fühle! Dann könnte ich Bäume ausreissen, unbesiegbar und voller Energie. Wie ein junger Hund. Wie es vorher war. Bevor du gegangen bist. Vor der Beerdigung. Bevor ich alles hinschmiss.



    Wenn ich mich im Spiegel betrachte, sehe ich ein Wrack. Längst hat sich der Körper daran gewöhnt. Es ist kein Wollen mehr für mich, sondern ein Müssen. Kein Wunder, haben sich alle meine ehemaligen Freunde von mir abgewandt. Sie halten mich für gefährlich. Oder für ansteckend. Aber das bin ich nicht! Nie habe ich jemandem etwas zuleide getan!



    Je höher das Hoch, desto tiefer das Tief. Es ist jedes Mal dasselbe. Eine sich ewig drehende Spirale. Ich fühle, wie mein Leben den Bach runter geht. Man wird je länger je mehr zu Aussenseiter, zum Aussätzigen, zum Ausgestossenen, zum Abhängigen. Ich werde aufhören. Irgendwann.



    Ich bin anders
    Ich bin wie du
    Ich bin Kris


    Ich bin drogenabhängig


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    Kommentar:

    Viele von euch werden sich jetzt vielleicht fragen, warum ich dieses Portrait gemacht habe. Ganz vorneweg: Es ist absolut nicht ok, Drogen zu nehmen! In keiner Form! Es ist s*cheisse, lasst die Finger davon! Ich habe verschiedene Süchtige kennengelernt in meinem bisherigen Leben. Drogenabhängige, Alkoholsüchtige. Es sind eigentlich ganz liebe Menschen, doch irgendetwas hat ihr Leben so derart aus den Fugen gebrochen, dass sie einen Fluchtweg brauchten. Leider haben sie ihn in Rauschmitteln gefunden. Wenn man einmal damit angefangen hat, dann ist es schwierig, wieder aufzuhören. Am Anfang denkt man, man habe alles im Griff, doch wenn der Körper anfängt, sich an den Stoff zu gewöhnen, dann will er ihn auch weiterhin haben. Die Konsequenz sind starke und äusserst schmerzhafte Entzugserscheinungen, wenn man den Hunger nach dem Stoff nicht stillt.


    Es ist wichtig, dass sich Freunde und Angehörige in solchen Momenten nicht komplett von den Betroffenen abwenden. Sucht ist nicht ansteckend! Niemand kann sich "infizieren". Wer ein stärkendes Umfeld hat, der findet auch die Kraft, einen Entzug zu machen und sein Leben wieder neu aufzubauen.
    Ich sage immer, dass "in guten wie in schlechten Zeiten" auch für Freundschaften gilt. Und ich meine richtige Freundschaften!


    Ich will hier keine Moralpredigt halten, doch ich kann es nicht oft genug betonen: Drogen, egal welche Art, stellen keine Lösung dar - nie! - weder kurz- noch langfristig. Also: Finger weg!


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    Links zum Thema


    Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V
    Infos über Sucht und Drogen generell


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    Hm... sieht so aus, als werden in diesem Forum Fotostories oder Projekte nur gelesen, aber nicht diskutiert. Naja, ich ziehe es jetzt mal trotzdem durch. :horse


    Die Idee für das folgende Portrait hatte Mikikatze


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    Michelle




    18.00 Uhr. Erst 18.00 Uhr??? Als ich vor fünf Minuten nachgeschaut habe, war es doch 17.58 Uhr. Manoman, wie die Zeit schleicht! Die will mich quälen! Ich hätte mich um Sieben verabreden sollen, nicht erst um Acht. Wie schlag ich denn jetzt bloss die Zeit tot?



    Okey, Kleidercheck. Was zieh ich an? Was ziehe ich bloss an? Mein erstes Date seit langem und ich habe nichts zum Anziehen! Mist, das schöne Schwarze passt mir nicht mehr. Hätte ich doch bloss mal zwei Kilo abgenommen. Andererseits kommen so meine Kurven besser zur Geltung.



    Apropos Kurven: Ob ich den BH noch etwas ausstopfen soll? Manoman, ist das peinlich... Und ich werde mir bestimmt nie wieder die Nägel lackieren! Vor lauter Nervosität habe ich doch glatt danebengemalt. Und mit Wasser geht das echt schlecht ab. So ein Mist! Muss eben irgend ein Lösungsmittel her. Das macht zwar die Haut trocken, aber was solls.



    Noch eine halbe Stunde! Schnell noch etwas Make-Up. Beim Blick in den Spiegel fällt mir wieder ein, was mir schon die ganze Zeit Sorgen macht: Was, wenn er es mir ansieht? Ich kann ja nicht einfach sagen: "Keine Bange, die Operation ist in zwei Wochen". Das wird ihn bestimmt abschrecken.



    Jetzt muss ich mich aber wirklich beeilen um noch rechtzeitig zum Kino zu kommen. Ach du meine Güte, da steht Christa. Ausgerechnet heute! Ob sie mich gesehen hat? Oh weh, das wäre gar nicht gut. Na, vielleicht hat sie mich im Zwielicht ja nicht erkannt. Schnell weitergehen, sage ich mir.



    Ich meine, wer versteht das schon? Ich kann ja nicht einfach sagen: "Sorry, so wurde ich halt geboren. Nicht jeder hat das Glück, so einen Körper zu haben wie du!" Es war ja auch für mich nicht gerade einfach, das festzustellen. Und dann kommen die Medikamente mit den Nebenwirkungen. Aber das alles nehme ich in kauf, schliesslich soll jeder nach seiner Facon seelig werden.



    Ich bin wie du
    Ich bin anders
    Ich bin Michel(le)


    Ich bin transsexuell


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    Infos zum Thema


    Transexuelle fühlen sich als Angehörige des anderen Geschlechts, obwohl ihre Körper eindeutig männlich bzw weiblich sind. Die Ursache dafür ist bislang unklar. Transsexualität ist im ICD-10 (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwanter Gesundheitsprobleme) eingetragen. Dennoch ist es umstritten, Transsexualität als Krankheit zu bezeichnen!
    Mittels Hormonen ist es heute möglich, die physiologische Bildung des eigentlichen Hormones zu unterdrücken und somit eine Art zweite Pubertät einzuleiten. Der Begriff "Geschlechtsumwandlung" ist insofern irreführend, dass sich die meisten Geschlechtsmerkmale nicht in das des anderen Geschlechts "umwandeln" lassen. In Deutschland, Österreich und der Schweiz ist es transsexuellen Menschen möglich, ihren Vornamen und Personenstand zu ändern.


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    Links zum Thema


    Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität
    www.transsexuell.de


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    Vielmehr kann ich eigentlich gar nicht sagen, außer dass ich gern wüsste, warum du bei scheiße (eintschuldigt) nach dem "h" immer einen "." machst.


    Diese FS wird auch im Gelben Forum gepostet, und dort wird "Scheisse" zensiert... :hammer

    Fortsetzung Kapitel 07




    Trotzdem frage ich mich heute, ob nicht mindestens einer von ihnen mir etwas zu nahe gekommen war.
    Ich schüttle energisch den Kopf. Ich kann mich nicht richtig erinnern und vielleicht ist es ganz gut so. Sarah hat mich beobachtet und bezieht die Geste auf sich. „Jaja, ich weiss, er hätte gar nicht mit mir schlafen dürfen und so. Aber Sch.eisse, ich bin kein Kind mehr!“ Sie lehnt sich zurück, verschränkt die Arme und schmollt vor sich hin. Ich beisse mir auf die Lippen und konzentriere mich wieder auf die Strasse.

    Hallo ihr Lieben!



    Wow, freut mich total, dass es euch gefällt! Dann liefere ich euch hier das nächste Kapitel!


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    Kapitel 07



    Die Jugend wäre eine schönere Zeit, wenn sie erst später im Leben käme.



    Charlie Chaplin, engl. Schauspieler






    Längere Zeit fahren wir schweigend auf der Autobahn dahin. Das Aspirin beginnt endlich seine Wirkung zu tun und ich entspanne mich ein wenig. Das Mädchen starrt stumm zum Beifahrerfenster hinaus und schnieft ab und zu. Ich krame in meiner Handtasche nach einem Päckchen Papiertaschentüchern und reiche es ihr. Sie murmelt ein Danke, schnäuzt sich und kramt dann ihrerseits in ihrer Tasche.




    Sie klappt die Sonnenblende hinunter und zieht mit einem Kajal die verwischte schwarze Linie um ihre Augen nach. „Er ist ein A.rsch!“, presst sie hervor. „Wer?“ Abwesend konzentriere ich mich auf die Strasse. „Alex. Er liebt mich gar nicht!“ Das Mädchen klappt die Sonnenblende wieder hoch, verschränkt die Arme und starrt geradeaus. „Und du heisst...?“ versuche ich. „Sarah. Ich weiss, schrecklicher Name!“, schnaubt das Mädchen.



    „Wieso? Ist doch schön. Meine Mutter heisst Sarah“, meine ich vorsichtig. Ich brauche nicht hinüber zu sehen um zu merken, wie Sarah mit den Augen rollt. „Ich würde lieber Kiara oder Sakura heissen.“ Ich unterdrücke ein Grinsen und überlege statt dessen, wie ich das Mädchen wieder loswerde. „Wo bist du zuhause, Sarah? Ich fahre dich hin.“ „Neee, eigentlich wollte ich mit Alex ja zu diesem endgeilen Konzert. Aber jetzt will ich meine Freiheit etwas geniessen. Wo fahren Sie denn hin?“, fragt das Mädchen.




    „Nach Norden...“, murmle ich. Der Regen hat mittlerweile aufgehört. „Wohin nach Norden? Nach Hamburg?“ fragt Sarah mit einem Anflug von Interesse. „Nein. Zum Nordkap.“ „Wo ist das denn?“, sichtlich enttäuscht starrt das Mädchen wieder aus dem Beifahrerfenster. „Ganz oben im Norden, in Norwegen.“ „Sch.eisse, was wollen Sie denn da?“ Ich antworte nicht. „Du solltest deine Eltern anrufen und ihnen sagen, dass du nicht zu dem Konzert gehst. Ansonsten machen sie sich bestimmt Sorgen.“




    Das Mädchen schnaubt verächtlich. „Nö, die interessiert sowieso nicht, was ich mache. Ausserdem sind sie für drei Wochen nach Madeira verschwunden.“ Ich zucke mit den Schultern. Ich habe keine Lust mich auf irgendwelche Diskussionen einzulassen. Wie alt mag das Mädchen sein? 14, 15, 16? Wie soll man das bei der Menge an Schminke schon so genau wissen? Vielleicht ist sie 18 und es kann mir sowieso egal sein, was sie macht.




    Ich denke an meine kläglichen morgendlichen Versuche, meine Fältchen mit etwas Gesichtscreme abzudecken. Irgendwann habe ich es aufgegeben. Schliesslich brauche ich für niemanden schön zu sein. Ausserdem zeugt jede Falte von einer gewissen Charakterstärke. Gibt es etwas schöneres, als mit zunehmendem Alter Lachfältchen um die Augen zu haben? Besser als eine tiefe Sorgenfurche zwischen den Augenbrauen.




    Genau eine solche Furche hat sich auf der Stirn des Mädchens gebildet, das jetzt auf das Heck des Wagens vor uns starrt. „Wie lange wart ihr denn zusammen, Alex und du?“ überwinde ich mich. „Über 3 Wochen“, knurrt Sarah. „Er meinte, ich sei etwas Besonderes. Er wollte mich gross rausbringen.“ „Wie das?“, ich sah fragend hinüber. „Na, er ist irgend so ein Produzent oder so“, seufzt das Mädchen.




    In meinem Kopf klingeln sämtliche Alarmglocken. „Ihm war es egal, dass ich erst 15 bin. Er meinte, ich sei viel erwachsener als andere in meinem Alter“, meint Sarah. Irgendetwas in mir verkrampft sich und ich kralle mich am Steuerrad fest. Als ich 15 war, war mein Vater gerade für tot erklärt worden. Meine Mutter fing an, wieder auszugehen. Die meisten ihrer Freunde mochte ich nicht. Doch einige brachten mir manchmal Geschenke mit. Eine Platte von Queen oder einen schönen Anhänger.

    Die Idee für das folgende Portrait hatte auch Innad


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    Janine




    "Wie lange seit ihr jetzt schon verheiratet?" Meine Mutter schaffte es am Telefon immer und immer wieder auf das selbe Thema zu kommen. "5 Jahre" murmel ich. "Und?" fragt sie mit einem vorwurfsvollen Unterton. "Mutter, du weisst, dass das nicht geht!" Wir oft hatte ich es ihr schon gesagt? Doch sie seufzte bloss und liess mich seit 5 Jahren ihre Enttäuschung spüren.



    Gleich hinten im Hof ist ein Kinderspielplatz. Ich setze mich dort gerne auf eine Bank und schaue den spielenden Kids zu. Als ich noch klein war gab es keine Pokemon und keine Power Rangers. Wir sind damals noch auf Bäume geklettert. Aber heute? Manchmal denke ich, dass es echt schwierig ist in der heutigen Zeit Kind zu sein.



    Vor kurzem bin ich Patin geworden. Der kleine Ilias macht sich prächtig! Ich hoffe, dass ich ihm ein bisschen etwas von meinen Werten mitgeben kann. Das finde ich wichtig. Kinder sollen schliesslich verantwortungsvolle Erwachsene werden. Hoffendlich werde ich dieser Aufgabe gerecht.



    Ich stürze mich oft in Arbeit um mich etwas abzulenken. Manchmal habe ich eben doch Wünsche, die nie in Erfüllung gehen werden. Aber wer versteht das schon ausser ich? "Es gibt doch immer Mittel und Wege" höre ich viel. Aber manches lässt sich nicht einfach so lösen. So ist eben die Natur.



    "Ach komm, das ist doch nicht so tragisch" versucht mein Mann mich oft zu trösten. Er glaubt immer noch, dass es sich mit der Zeit ändern wird. Doch auch ihm habe ich es schon so oft gesagt. Ich kann verstehen, dass auch er enttäuscht ist. Aber was kann ich denn dafür?



    Bei der jährlichen ärztlichen Kontrolle bin ich jeweils schon im Wartezimmer nervös. Jedes Mal hoffe ich, dass er etwas anderes sagen würde. Dass er sich geirrt hat. Oder dass es oparabel sei. Aber eigentlich habe ich mich schon damit abgefunden. Vielleicht ist es besser so, irgend ein Grund wird die Natur schon gehabt haben.



    Ich bin wie du
    Ich bin anders
    Ich bin Janine


    Ich bin unfruchtbar

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    Infos zum Thema


    Als unfruchtbar gilt jemand, der keine gesunden Nachkommen zeugen oder austragen kann. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO ist ein Paar unfruchtbar, wenn es nach einem Jahr ungeschütztem Geschlechtsverkehr zu keinem Empfängnis gekommen ist oder die Frau das Kind nicht gebären konnte. Grund für Unfruchtbarkeit ist bei Frauen meistens eine Hormonstörung, blockierte Eileiter, die Unfähigkeit von Eizellen sich in der Gebärmutter einzunisten, Geschlechtskrankheiten (z.B Tripper), Vitamin B12-Mangel oder genetische Defekte. Bei Männern ist Unfruchtbarkeit meistens auf eine verminderte Qualität des Spermas zurückzuführen.


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    Links zum Thema


    www.kinderwunsch.de
    Informationen der Uni Heidelberg zu Infertilität
    Infos zu Unfruchtbarkeit


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    Hallöchen!


    Was ist eigentlich der Grund, wieso ihr euch so oft an Animes orientiert? :confused:


    annak: Wollte nur mal noch sagen, dass ich dein Bild endstark finde!!!

    Hinata:
    War Physik so langweilig? :D Die Schwarz-Weiss-Vorlage von dem Mädchen finde ich voll niedlich! Hast du das abgezeichnet, oder aus dem Kopf?


    So, ich habe mich seit Jahren (!!!) auch mal wieder hingesetzt und ein bisschen was gekritzelt. Ist ein Selbstportrait geworden. Ich finde, dass ich noch einen langen Weg vor mir habe... *seufz* Der Scanner hat seinen Beitrag dazu geleistet das Bild unscharf zu machen, und mit Nachschärfen sieht es sch*eisse aus, also hab' ich's gelassen...


    @Enara: Boah, danke dir für die Komplimente, da werde ich doch glatt ganz rot... :heppy


    Zitat

    ich frage mich, woher du deine ideen nimmst? entweder du hast eine wahnsinnsfantasie oder schon viel erlebt...


    Beides... :) Zu 95% kann ich auf meinen eigenen Erfahrungsschatz zurückgreifen. Vieles davon stelle ich natürlich nicht bildlich dar, sondern zum Teil in Metaphern (in Wolfsmond umso mehr!). Aber z.B die Pfadfinder wirken so real (wow, echt?), weil sie wirklich existieren!
    Die restlichen 5% sind Fantasie. Ich glaube, wenn ich keine FS mehr machen könnte, dann würde mir irgendwann der Kopf platzen! :transport

    Zitat

    PS: ich hab auch ganz fleißig wolfsmond (hieß doch so oder?... jedenfalls die FS mit Lea) gelesen und fand das ende ganz klasse...


    Danke, das freut mich total! Diese FS existiert halt leider nur im Gelben (hier). Ist auch ein ganz anderer Stil. Freut mich, dass sie dir auch gefallen hat.


    Ich hoffe, dass Anna in dir auch eine Reisebegleiterin gefunden hat :)

    Danke Ysabella! Bevor die FS ungelesen auf Seite 2 verschwindet poste ich doch ein neues Kapitel.


    Kapitel 06



    Non ignara mali, miseris succurrere disco

    Unglück lehrte mich, den Unglücklichen zu helfen.


    Publius Vergilius Maro (Virgil), römischer Dichter






    Aufstehen, packen, frühstücken, bezahlen, ins Auto steigen, Schlüssel drehen, zurück auf die Strasse. Alles fliegt vorbei, ich nehme meine einzelnen Handlungen an diesem Morgen kaum wahr. Ich habe Kopfschmerzen, die von Innen gegen meine Stirnhöhle hämmern und resistent gegen jede Form von Schmerztabletten zu sein scheinen. Der Regen, der gegen die Windschutzscheibe rauscht macht meine Laune auch nicht besser.




    Stumm gleite ich durch den Regen, vorbei an abgeernteten Maisfeldern und Kühen, die mit hängenden Köpfen dich aneinander gedrängt mitten auf nassen Wiesen stehen. Ein flüchtiger Blick auf die Anzeige verrät mir, dass ich bei der nächsten Tankstelle halten muss. Ich zwinge mich auf die nächste Autobahnauffahrt abzubiegen und nach einer Raststelle mit Tanke Ausschau zu halten.




    Als der Tank voll ist, kümmere ich mich erst mal um meinen Koffein-Pegel. Das Cafe ist laut und stickig, aber es riecht nach gerösteten Bohnen und so setze ich mich auf einen der abgewetzten Ledersessel. Während mein bestellter Kaffee vor sich hin dampft starre ich durch das Fenster hinaus in den Regen. Ich hätte zuhause bleiben sollen.





    Im hinteren Teil der Gaststätte streiten sich zwei Teenager. Das Mädchen keift in einem derart schrillen Tonfall, dass ich mir kurz überlege, mir einen Pappbecher zu holen und den Kaffee mitzunehmen. Doch die Tropfen, die die Fensterscheiben hinunter rinnen überzeugen mich, im Trockenen sitzen zu bleiben.




    Mitleidig bleibt mein Blick an den beiden Jugendlichen kleben. Die Kommunikation ist mittlerweile völlig zusammengebrochen. Der Junge schmeisst mit Worten um sich, die ihresgleichen nur bei denen des Mädchens finden. „Du A.rsch, ich hasse dich! Verpiss dich doch zu deiner anderen Schlampe!“ kreischt das Mädchen, krallt sich ihre Tasche und verschwindet auf dem Damenklo. Ich seufze.




    Ich krame in meiner Handtasche nach einem weiteren Aspirin. Meine Laune hat den Tiefpunkt definitiv erreicht. Ich bezahle meinen Kaffee, strecke meine Glieder und quäle mich zur Tür hinaus in den Regen zurück. Triefend setze ich mich ins Auto und lasse eine Weile die Scheibenwischer laufen. Regungslos starre ich in die Nässe und suche verzweifelt nach der Motivation weiterzufahren.




    Ein Klopfen an der Scheibe reisst mich aus den Gedanken. Draussen steht das Mädchen aus dem Cafe, zitternd, mit verheulten Augen und zerflossenem Make-Up. Widerwillig kurble ich das Fenster herunter. „Könnten Sie mich ein Stück mitnehmen? Nur bis in die nächste Stadt... bitte.“ Mein Widerwille weicht einem Anflug von Mitgefühl und ich nicke.




    „Danke“ murmelt das Mädchen und lässt sich seufzend auf den Beifahrersitz fallen. „Wo soll’s denn hingehen?“ frage ich, während ich den Motor starte und die Heizung laufen lasse. „Egal, Hauptsache weg!“ presst das Mädchen zwischen den Zähnen hervor, verschränkt die Arme und starrt aus dem Fenster. Ich zucke mit den Schultern und fahre zurück auf die Autobahn.