Lenya. Ich kann leider wieder mal nix zu deinem Kommi sagen, ausser DANKE DANKE DANKE, dass du so dabei bist. Das freut uns sehr. Ich möchte nämlich nix verraten, daher schweige ich zu dem, was du gesagt hast. *grins*
@All. Als Entschädigung dafür, dass ihr letztes Mal so lang warten musstet, gibt es schon heute ein neues Kapitel!
Erfahrt JETZT, warum Nele sterben musste....
KAPITEL 18
SCHICKSALHAFTE ENTDECKUNG
„Nein, tue es nicht! Nein, sag nein. Nun sag doch schon endlich nein. Blöde Kuh, tue gefälligst was ich dir sage. NEIN!“
„Ja, ich will.“ Klar klang diese Stimme. Fest und verdammt männlich. Lena erschauerte kurz. Schließlich wandte sich der Pfarrer an sie. Wie hatte er in der Predigt gesprochen? Es war von andauernder Liebe die Rede gewesen, dass wusste sie noch. Auch, wem bei diesem Worten ihre Gedanken galten. Doch war das jetzt noch so wichtig? Es gab kein Zurück mehr.
„Doch, dass gibt es. Noch kannst du nein sagen. Tue es endlich.“ Diese Stimme hämmerte unentwegt in ihrem Kopf.
Das Räuspern Nikos brachte sie in die Wirklichkeit zurück. Hastig blinzelte sie die aufsteigenden Tränen zurück und wisperte: „Ja, ich will.“
Das Gesäusel von wegen, sie seien jetzt Mann und Frau bekam Lena schon gar nicht mehr mit. Sie atmete schwer und brauchte ihre ganze Selbstbeherrschung, um nicht durchzudrehen. Mechanisch gab sie Niko einem Kuss. Bewegungslos lag sie in seinen Armen. Dabei stellte sie sich vor, wie es wäre in SEINEN Armen zu liegen. Dabei lächelte sie unwillkürlich. Keine Ahnung hatte Niko, dass dieses Lächeln nicht ihm galt. Er war einfach nur zufrieden.
Die Feier danach überstand Lena irgendwie. Woher sie diese Kraft genommen hatte, blieb allein ihr Geheimnis. Wie lieb sie von allen aufgenommen worden war. Nikos Vater, ein väterlich wirkender Mann, zeigte ihr offen seine Dankbarkeit. Seiner Ansicht nach war es ihr allein zu verdanken, dass Niko nicht weiter abgerutscht war. Er hoffte nun darauf, dass alles gut wurde.
Es war eine sehr protzige Feier. Lena fühlte sich alles andere als wohl. Die Familie musste schließlich ihrem Standart gerecht werden. Wieder fröstelte Lena. Hier sollte sie zukünftig zuhause sein. In dieser Villa, unter diesen Menschen! So nett sie alle waren, Lena spürte deutlich den Unwillen unter der Festversammlung. Sie alle hatten wohl ihre Probleme damit, Lena in ihre Kreise aufzunehmen. Nikos Vater zuliebe zeigte man diesen Unwillen nicht.
Als es an die Hochzeitsnacht ging, suchte Lena panisch nach einer passenden Ausrede. Kopfschmerzen? Aber nein, dass war schon fast zu altmodisch. Darauf fiel Niko gewiss nicht herein. Wie wäre es mit einem Ohnmachtsanfall? Auch nicht so gut. Damit war alles nur aufgeschoben. Sie konnte sich nicht ewig davor drücken, mit Niko zu schlafen. Also gab sie sich ganz seinen Zärtlichkeiten hin. Auch heute ahnte er nicht, wie sehr es sie davor graute. Das sie kurz davor war, vor Schmerz zu schreien. Nach wie vor ging er weder rücksichtsvoll noch zärtlich mit ihr um.
Nach dieser Nacht schlief Lena lange nicht ein. Tränen benetzten ihr Kopfkissen. Leise schluchzend weinte sie sich in ihr neues Leben. Mit einem Gedanken immer bei ihm….Chris.
Vier Wochen später…
Langsam spielte sich ihr neues Leben ein. Der Mensch war ein Gewohnheitstier…es stimmte wirklich. Man konnte sich an alles gewöhnen, auch daran mit jemanden zusammen zu sein den man nicht liebte. Sie konnte sich nämlich wirklich nicht beklagen. Niko trug sie auf Händen und las ihr jeden Wunsch von den Augen ab. Ebenso bemühte sie sich, es ihm gleich zu tun. Über seine Krankheit wurde nicht gesprochen. Er lehnte es kategorisch ab, ihr irgendetwas davon zu sagen. Er wollte das nicht und Lena musste sich auch hier fügen. Umso mehr versuchte sie, Niko zu entlasten.
„Überanstrenge dich nicht, Niko. Du weißt, es schadet dir. Am besten, ich komme mit zum Arzttermin.“ Lena musterte ihren Mann. Er glaubte, Besorgnis darin zu erkennen.
„Nein, Liebes. Ich fahre allein. Ich möchte dich damit nicht belasten.“
“Niko, wir sind verheiratet. Hast du das vergessen?“ Wieder dieser Blick, mit dem er nichts anzufangen wusste.
„Trotzdem, ich möchte es nicht. Akzeptiere das.“ Damit verschwand er auch schon. Lena blieb allein zurück und fragte sich, ob es jetzt immer so bleiben würde. Immer? Sie hatte keine Ahnung, wie viel Zeit Niko noch blieb. Auf einmal schlich sich Sorge in ihr Herz. Konnte es sein, dass sie anfing Niko zu schätzen? Das sie dabei war, Gefühle für ihn aufzubauen?
Klar, es würde nie Liebe werden. Aber es war eine Basis geschaffen. Eine Basis ehrlichen Vertrauens. Sie vertraute ihm, dass wurde ihr klar. Es erfüllte sie mit Freude. Aber warum vertraute er ihr nicht?
Zum ersten Mal seid ihrer Hochzeit schlief sie am Abend diesen Tages mit einem ganz andere Gefühl mit Niko. Sie gab sich ihm hin und erwiderte langsam seine Zärtlichkeiten. Niko vernahm dies mit tiefer Freude.
Am nächsten Tag spielte sich wie stets dieselbe Szene ab. Niko verschwand, ohne ihr zu sagen wohin. Es war entwürdigend. Wie konnte sie ihm nur helfen? Ob sie mal mit seinem Vater darüber sprach? Ja, ganz fest nahm sie sich das vor. Vielleicht konnte er ihr sagen, was sie tun konnte um zu Niko durchzudringen.
Sie warf einen Blick auf die grosse Standuhr im Flur. Noch vier Stunden, bis zur Rückkehr von Nikos Vater. Bis dahin beschloss sie, einen Abstecher zu Neles Wohnung zu machen. Sie wusste, sie sollte das eigentlich nicht tun. Aber nur dort hatte sie die nötige Ruhe.
Kahl und leer erschienen ihr die Räume. Dennoch glaubte sie, ganz in Neles Nähe zu sein. Ein alter Stuhl stand in einer Ecke. Die Nachmieter hatten es noch nicht eilig. Sie hatten Lena gebeten, gelegentlich durchzulüften. Gern erfüllte sie diese einfache Bitte. Gab sie ihr doch die Gelegenheit, an diesen vertrauten Ort zurückzukehren.
Sie setze sich auf den Stuhl und ließ ihren Gedanken freien Lauf. Etwa der Tatsache, dass sie seid ihrer Heirat nichts mehr von Kiia gehört hatte. Kiia! Sie war ihr eine solch gute Freundin geworden und mit ihrem Jawort hatte sie diese verloren. Tränen rannen über ihre Wangen. Das Leben war hart und ungerecht. Kiia kam schon lange nicht mehr mit Niko klar. Ihrer Ansicht nach war es ein Vertrauensbruch gewesen, ihn zu heiraten. Lena seufzte. Es musste doch einen Weg zu ihr zurückgeben.
Doch jeglicher Annäherungsversuch von ihrer Seite wurde von Kiia abgeblockt. Als sie von der Verlobung erfuhr, hatte sie Lena kategorisch die Türe gewiesen.
Lena dachte über ihr verpfuschtes Leben nach. Wann hatte sie jemals etwas richtig gemacht? Dauernd stieß sie die Menschen vor den Kopf, welche ihr doch alles bedeuteten. Hatte sie Aija eigentlich auch vor den Kopf gestossen? Lange schon grübelte Lena darüber nach. Doch tief in ihrem Innersten wusste sie, dass auch Aija Schuld gewesen war. Beide hatten sie auf ihrer Meinung bestanden. Aber mit Nele hatte es angefangen. Anstatt zu ihr zu stehen, ihre Gefühle zu verstehen und ihr zu zeigen wie sehr sie Nele trotzdem liebte, musste sie ihr die Türe weisen. Danach war Jens dran gekommen. Trotz allem verstand sie seine Wut. Sie hatte ihm berechtigte Hoffnungen gemacht. Nun verletzte sie auch noch Kiia und zuvor Chris. Machte sie überhaupt irgendetwas richtig im Leben?
Sie erhob sich und wollte gerade die Wohnung verlassen, als ihr Blick auf ein loses Brett fiel. Sie lächelte unwillkürlich. Das Geheimversteck von Nele und ihr! Sie zitterte ein bisschen. Würde sie darin vielleicht auf ein lang gehütetes Geheimnis stossen? Sie hatte es ganz vergessen gehabt, dieses Versteck aus Kindheitstagen.
Langsam und sich der Erinnerung bewusst, öffnete sie das Geheimfach. Sie schmunzelte, als ihr Dinge aus der gemeinsamen Kindheit in die Hände fielen. Da waren Liebesbriefe aus der Schulzeit, getrocknete Blumen, eine Barbie Puppe und noch ein paar andere Kleinigkeiten. Sie nahm diese Dinge an sich und wollte das Versteck gerade schließen, als ihr Blick noch auf einen weissen Umschlag fiel. Grübelnd nahm sie diesen heraus und laß darauf in Neles klarer Mädchenschrift: „An Lena.“
Lena zitterte leicht. Das Datum auf dem Umschlag machte Lena klar, dass der Brief erst ein paar Monate alt war. Sie drückte diesen an sich und beschloss, ihn sofort zu lesen. Sie war zu ungeduldig und aufgewühlt, um damit zu warten. Sie war sich klar drüber, wie wichtig dieser Inhalt sein konnte. Zudem hatte sie noch etwas erkannt….etwas ungeheuerliches! Die Schrift auf diesem Umschlag glich NICHT der Schrift auf dem verhängnisvollen Foto…
Zitternd vor innerer Anspannung ließ sie sich erneut auf den Stuhl in der Ecke fallen. Sie setze sich bequem zurecht und öffnete endlich den Brief.
„Geliebtes Schwesterchen,
ich sah den Schmerz in deinen Augen, als ich mit Niko gemeinsam vor dein Bett trat. Weißt du noch, damals? Erst heute ist mir klar, wie bitter unrecht ich dir getan habe. Anstatt an dich, deinen Schmerz und deine Gefühle zu denken war ich geblendet vor der übergrossen Liebe zu Niko. Ich habe ihn schon in meiner Mädchenzeit bewundert. Er war so anders als die anderen. Nicht einer von vielen, sondern etwas Einzigartiges. Für mich war er eine Art Ritter. Doch dann geschah das mit Aija und Niko wurde mir immer fremder. Ich begann, ihn zu hassen. Bis ich ihm an diesem denkwürdigen Tag wieder gegenüber stand. Alles brach erneut über mich herein. Die Gefühle waren nicht aufzuhalten. Heute weiss ich, wie falsch das alles war.“