„So, da wären wir also“, erklärte er, als alle drei in der hellen Diele standen. „Natürlich ist im Innenausbau noch einiges zu tun“, fügte er hinzu, als er bemerkte, wie Alexandra und Moritz´ kritische Blicke über die unverputzten Wände und die kahle Bodenplatte aus Beton streiften. „Aber das ist nichts ungewöhnliches, zumal Sie ja ohnehin Ihre eigenen Vorstellungen haben werden, was Bodenbelag und Tapeten und all sowas angeht.“
Alexandra nickte und dachte mit Schaudern an das letzte Haus, welches sie besichtigt hatten und das mit seinen quietschbunten Farben fast wie die Villa Kunterbunt gewirkt hatte.
Moritz jedoch kratzte sich am Kopf. „Das würde einiges an Arbeit und weiteren Investitionen bedeuten“, gab er zu bedenken.
„Nun ja – das wird im Kaufpreis natürlich berücksichtigt“, erwiderte der Makler etwas unbequem und stolzierte dann schnell weiter durch die Diele, die zur rechten Seite in einen Flur mit mehreren Türen mündete.
„Hier unten befinden sich zwei Zimmer und ein sehr großzügiges Badezimmer am Ende des Flures“, erklärte er. „Vielleicht wäre eines dafür für ein Arbeitszimmer geeignet, Herr Schuhmann, oder aber für die Kinderzimmer, je nachdem, wie weit die Kinder vom Schlafzimmer entfernt sein sollen. Das Schlafzimmer selbst könnte man hier auch einrichten, ganz nach Gutdünk.“
Er wandte sich zur Linken. „Hier haben wir Wohn-Essraum und Küche vorgesehen“, erklärte er und öffnete schwungvoll die Tür.
Alexandra und Moritz folgten ihm in den hellen Raum.
„Wie Sie sehen, wurde die Wand zur Küche mit einem Durchbruch offen gehalten“, fuhr der Makler in seinen Erläuterungen fort. „Das macht den Raum heller, freundlicher und natürlich viel weitläufiger, und ist es nicht herrlich, Frau Schuhmann, wenn man in der Küche steht und kocht und gleichzeitig eine Unterhaltung mit dem Besuch im Wohnzimmer führen kann?“
Alexandra zog skeptisch die Brauen nach oben und brummte etwas unverständliches, das in etwa bedeuten mochte „Wann haben SIE denn schon mal gekocht in Ihrem Leben?“, das aber niemand außer ihr verstehen konnte.
Herr Degen derweil interpretierte ihr Gemurmel offenbar als Zustimmung und nickte zufrieden: „Na also, dachte ich mir doch“, rief er begeistert und wandte sich dann zur großen Terrassentür. „Wie Sie sehen, ist die Tür zur Terrasse groß und freundlich gehalten, um genug Licht in den Raum zu bringen.“
Er öffnete die Tür und gemeinsam traten sie auf die riesige Terrasse, die den Blick auf den noch viel größeren Garten freigab, hinaus und schauten sich imponiert um.
„Was um Himmels Willen sollen wir mit so einer großen Terrasse?“, flüsterte Moritz seiner Frau zu, was dem Makler nicht entging.
„Aber Herr Schuhmann, die Terrasse wirkt natürlich riesengroß, weil sich hier noch nichts befindet – keine Gartenmöbel, keine Pflanzen, nichts! Stellen Sie sich nur einmal vor, welche Möglichkeiten Sie hier in der Dekoration haben, Frau Schuhmann!“
Alexandra musste zugeben, dass ihr der Gedanke gefiel. In ihrem Kopf begann sie bereits zu planen und zu gestalten.
„Und irgendwann werden Ihre Kinder erwachsen sein und Partner und Kinder haben“, sprach der Makler weiter. „Dann kann ein Garten und ein Terrasse nicht groß genug sein!“
Er schritt weiter über die steinernen Platten und deutete auf den Garten.
„Und hier ist das Sahnestück des Hauses – ein eigener Swimmingpool!“
Nun flog ein begeistertes Lächeln über Moritz´ Gesicht. „Davon hab ich schon als Kind geträumt“, gab er zu. „Und was meinst du, wie begeistert Shylah und Devin wären? Und ich könnte jeden Abend nach der Arbeit ein paar Runden schwimmen, wenigstens im Sommer…“
Nun verzog Alexandra das Gesicht. „Ich weiß nicht… ist das nicht viel Arbeit, das sauber zu halten? Und wenn ich mir vorstelle, dass Devin dann in den Sommerferien hier irgendwelche Poolparties machen wird…“
„Aber, aber – Frau Schuhmann!“, belehrte sie Herr Degen wieder lächelnd. „Das werden Sie schon zu verhindern wissen, oder?“
Alexandra fühlte sich fast etwas in ihrer Mutterehre gekränkt, fast als habe Herr Degen in Frage gestellt, dass sie ihre Kinder im Griff hatte.
„Außerdem“, fuhr dieser derweil fort. „Ist da auch noch der herrliche Garten… hatten Sie nicht gesagt, Sie möchten unbedingt einen großen Garten haben?“
„Nun ja – dieser hier ist wohl tatsächlich sehr groß“, erwiderte Moritz zweifelnd. „Das macht viel Arbeit…“
„Wissen Sie, es gibt nichts entspannenderes als Gartenarbeit“, hatte Herr Degen auch hierauf eine Antwort, während er sich umdrehte und wieder zurück zum Haus ging.
Die beiden folgten ihm in die Diele und die Treppe hinauf in den ersten Stock.
Hier haben wir nocheinmal ein Badezimmer“, erklärte Herr Degen und deutete auf den Raum genau gegenüber des Treppenaufgangs, „und jeweils drei Räume zur rechten und linken, eines davon als Badezimmer nutzbar.“
Er schritt durch einen der besagten Räume und öffnete eine Tür nach draußen auf den Balkon.
„Wie Sie sehen, führt der Balkon einmal ganz um den ersten Stock herum. Das ist wirklich herrlich, weil man so den Ausblick aus allen Perspektiven genießen kann.“
Alexandra und Moritz schauten sich mit großen Augen um. „Hier oben ist es so idyllisch“, flüsterte Alexandra und schloss genießerisch die Augen, als der Wind ihr sacht durchs Haar fuhr. „Was meinst du, Moritz?“
Moritz stimmte Alexandra zu. „Es ist wirklich herrlich hier oben.“
Herr Degen nickte zufrieden und führte seine Kunden einmal um das ganze Haus herum.
Als sie wieder am Ausgangspunkt angekommen waren, drehte er sich um und lächelte beide an. „Und? Was sagen Sie? Meinen Sie, dies könnte Ihr neues Zuhause werden?“
Eine Stunde später kamen Alexandra und Moritz erschöpft zu Haus an. Devin war noch in der Schule, Shylah bei Christina, so hatten beide ihre Ruhe und ließen sich müde auf ihr gemütliches Bett sinken. Nach einer Weile sagte Moritz: „Der Preis des letzten Hauses sprengt fast unser Budget.“
Alexandra nickte. „Ich weiß, Moritz… aber ich finde es trotzdem großartig. Du nicht?“
Moritz zuckte mit den Schultern. „Doch, schon… ich finde es wunderbar geeignet, und vieles spricht dafür, aber es gibt auch den ein oder anderen Negativ-Punkt… den riesigen Garten beispielsweise. Und auch sonst ist das Haus sehr groß. Brauchen wir das wirklich?“
*geht noch weiter*