So ihr Lieben, endlich ist ein neuer Teil fertig und ich will euch auch nicht lange auf die Folter spannen. Ich habe mich so sehr über eure tollen Kommis gefreut, das glaubt ihr gar nicht. Am liebsten würd ich auf jedes Einzelne gern zurückkommen und drauf eingehen, aber dann würde das alles noch viel länger dauern. Darum werde ich das lieber ein anderes mal tun. Ich hoffe ihr könnt mir das verzeihen.
Vielen vielen lieben Dank!
L.G. Anubis
Teil 4
Ich hörte noch wie er in sein Zimmer stürmte und dann war eine ganze Weile ruhe. Mir fiel ein, dass ich den Müll lieber doch schon entsorgen sollte. Wenn jemand anderes diesen Müllbeutel zu Gesicht bekommen sollte, wäre das Chaos vorprogrammiert gewesen. Gedacht, getan und der Müll war weg. Langsam konnte man auch wieder ein paar Lebenszeichen von Andréi hören, bis er wieder aus dem Zimmer kam. Er hatte seine Trainingsklamotten an. Das was ich befürchtet hatte, wollte er doch tatsächlich machen. Es sah so aus, als ob der sich seinen Frust aus dem Leib tanzen wollte. Vor dem Unfall war das bestimmt ne gute Sache, aber jetzt bezweifelte ich doch arg, dass das so eine tolle Idee war. Aber so sauer wie er grad war, wollte ich ihm da nicht reinreden.
Plötzlich kam Fabien um die Ecke geschossen und steuerte pfeifend direkt auf ihn zu. „ Sag mal Löwenherz, hast du nicht Lust mit mir shoppen zu gehen? Ich kenn mich hier doch gar nicht aus und mein großer starker Bruder will doch nicht, dass ich mich verlaufe, oder?“ Andréi musterte sie, beugte sich vor um ihr genau in die Augen zu sehen und meinte nur „ Seh ICH so aus,................, dass ICH Bock auf Shoppen hab?“ Fabien schaute ihn verwundert an, „ Ja, so siehst du aus. Nur dein Outfit ist noch nicht so ganz passend, muss ich zugeben.“ Andréi´s Blick verfinsterte sich und somit auch meine letzte Hoffnung, dass er nicht tanzen geht. „Sag mal Mädel, tickt es bei dir noch richtig???? Denkst du denn, ich habe keine anderen Sorgen als dich beim Shoppen zu begleiten???“ Tja, da hatte er allerdings auch Recht, aber langsam machte ich mir einen Fluchtplan, denn so wie ich Fabien kannte, war ich das nächste Opfer. Ich sah zu, dass ich mich ganz schnell ich mein Zimmer verflüchtigte.
Kaum in meinem Zimmer angekommen, hörte ich auch schon die Stimme meiner Mutter wie sie sich auch noch einmischte. Sie wollte wissen, was Fabien denn da für ein Aufstand proben würde und warum sich Andréi so aufregte. Ich wusste nur, in meinem Zimmer würde Fabien mich sofort finden und es musste sofort ein Plan her. Das Chaos da draußen war perfekt um sich davon zu stehlen, die Frage war nur wohin. Dann fiel mir die Lösung ein. Ich zog mir schnell meine Badeklamotten an und machte mich ganz schnell vom Acker. Wir hatten ja einen Pool und zu dem schlich ich mich jetzt auf Zehenspitzen. Als ich aus dem möglichen Sichtbereich raus war, rannte ich so schnell ich konnte und sprang direkt rein ins kühle Nass. Um auch wirklich nicht gesehen zu werden, tauchte ich erst mal unter. Ich presste mich an den Beckenrand und so konnte mich keiner sehen. Langsam hörte das Gezeter auf und hörte wie die Limousine wegfuhr. Vorsichtig spähte ich über den Beckenrand und sah, dass meine Mutter mit Fabien losfuhr. Somit war die Luft wieder rein. Ich zog noch ein paar Bahnen im Pool und ging dann doch wieder rein.
Aus dem Ballettraum von oben drang laute Musik und mein Vater kam ziemlich missmutig mit seinem Papierkram nach einer Zeit wieder nach unten, denn sein Büro lag direkt neben dem Ballettraum. Dafür machte er sich dann im Esszimmer breit, um endlich diesen Berg an Post zu bewältigen. Doch auch da fand er nicht die nötige Ruhe, denn alle zehn Minuten fing nun das Telefon an zu klingeln und jedes Mal war es für Andréi. Da der aber nichts hörte bei der Musik, ging er auch oben nicht an den Apparat und mir blieb nichts anderes übrig, als ständig abzuheben. Ich konnte zwar schon ziemlich gut Deutsch, da wir alle zweisprachig aufgewachsen sind, aber es nervte mich maßlos. Ich kam mir eher vor wie ein Anrufbeantworter, der Beine hatte und ständig durch die Gegend rennen musste.
Es riefen so viele Leute an, dass ich mich nicht mehr erinnern konnte wer das alles war. Zum Glück wurde Andréi das auch bald zu bunt und er hörte auf zu tanzen und nahm dann selbst alle Telefonate an. Mein Vater war auch merklich genervt von dem ganzen Gebimmel und verzog sich dann doch wieder in sein Büro. Ich hörte noch wie er vor sich hin murmelte, „Tolle Geheimnummer, wenn die jeder kennt.“ Nach kurzer Zeit kam er wieder runtergetrottet und drückte mir zwei Bücher in die Hand. „Das Buch müsst ihr beiden noch durchlesen für die Schule. Die lagen bei der Post. Das sind die Hausaufgaben für die Ferien, damit ihr in der neuen Klasse auch gleich mitkommt.“ Dann grinste er mich nur lieb und schelmisch an „ Ich hab auch dafür gesorgt, dass Fabien in eine andere Klasse kommt als du. Ich hab das wohl mit bekommen, dass du immer die Arbeit machst und sie geht aus. Das hat von nun an ein Ende.“ Und schon trottete er wieder davon.
Ich ging in Fabiens Zimmer und legte ihr ein Exemplar auf den Tisch und eins nahm ich mit zu mir ins Zimmer. Ich war schon ganz neugierig, denn jetzt würde sich es auch mal lohnen was für die Schule zu tun, denn ab jetzt konnte ich ganz allein die Noten dafür einstreichen. Aber Schule allein bestand ja nicht nur aus guten Noten, sondern auch aus Mitschülern und ab da wurd mir dann doch wieder schlecht. Ich war schon immer in der Außenseiterrolle und daran würde sich wohl auch kaum was ändern. Erst recht nicht, wenn man vorher auf eine amerikanische Schule gegangen ist und dann auf eine deutsche wechselte. Mir war eigentlich die Lust am Lesen schon vergangen, aber aus Langeweile fing ich dann doch an und ich verstand kaum ein Wort von dem, was ich da las. Ich hatte ja schon öfter mal ein deutsches Buch gelesen, aber aus dem wurd ich nicht schlau. Nach ein paar Stunden Rätselspaß ging ich dann doch rüber zu Andréi. Der schien aber was ganz anderes im Sinn zu haben, denn er war komplett gestylt und wollte wohl ausgehen. Als ich das sah, wollte ich gleich wieder gehen, doch er nahm mir das Buch schon aus der Hand. „Hmm, .……Goethe, hmm……Faust, hmm……..ganz übel. So leid es mir tut, aber dabei kann ich dir nicht helfen. ” er gab mir traurig das Buch wieder. „ Dad wird sich damit vermutlich auch nicht auskennen, der ist ja mehr der Mathematiker.“ „Deswegen hab ich ja gehofft, dass du mir da helfen kannst.“ Er nahm mich darauf hin in den Arm „Es tut mir leid.“ Und dann verabschiedete er sich.
Ich schlurfte zurück in mein Zimmer und legte das Buch erst mal zur Seite. Mir war nun entgültig die Laune vergangen und mir fiel ein, dass ich mich noch nicht um mein Gewächshaus gekümmert hatte. Irgendwie hatte ich das ja ganz vergessen, dabei hatte ich mich so gefreut, dass ich jetzt endlich eins hatte und der Gedanke daran war jetzt genau richtig. Dort gab es noch so viel zu tun und das war genau das, was ich brauchte. Eine gute Ablenkung und so ging ich rüber und machte mich ans Werk. Vor allem bekam ich die Zeit sinnvoll totgeschlagen, denn Fabien war grad wiedergekommen vom Shoppen und auf Modenshow hatte ich jetzt echt keinen Bock. Nach der Arbeit im Gewächshaus, machte ich mich dann doch auf den Weg ins Bett. Der Flug und das alles saß mir ganz schön in den Knochen.
Ich war auch so müde, dass ich sofort einschlief. Später jedoch wurde ich wieder geweckt. Es war wohl mitten in der Nacht, aber ich spürte wie mir jemand einen Kuss auf die Stirn gab. Andréi saß auf meiner Bettkante. „Was machst du denn hier?“ fragte ich. Er roch auch so anders oder besser nach jemand anderen. Ich konnte mir schon denken nach wem. Er war wohl mit Florian unterwegs gewesen und jetzt hatte er noch diesen verträumten Gesichtsausdruck. „Ich wollte mich bei dir entschuldigen. Es war nicht richtig dich so fertig zu machen. Das wollte ich nicht. Ich ....“, ich ließ ihn einfach nicht weiter zu Wort kommen, indem ich mich ganz fest an ihn drückte. Eine Weile saßen wir so, dann ging er wieder und ich konnte endlich ganz beruhigt pennen. Mir lang der Streit wirklich im Magen.
Am nächsten Morgen wurde ich gleich unsanft aus dem Bett gezickt. Fabien stand vor meinem Bett und meinte nur ganz schnippisch „ Hättest ja mal sagen können, dass du dir hier schon einen heißen Feger an Land gezogen hast!“ „Was ist los? Ich weiß echt nicht von wem oder was du da redest?“ „ Na von diesem super süßen Typen da, der dich besuchen will!“ „Häääähhh, du hast einen Knall.“ „Denkst du, ich hab jetzt schon Halluzinationen?? Geh doch gucken!“ und damit rauschte sie auch ab. Jedoch hörte ich jetzt, dass draußen wirklich wer war und dessen Stimme ich noch nicht einordnen konnte. Also ging ich raus und dieser Jemand wurde sofort leicht rot, als er mich im Pyjama sah. Das war ihm wohl auch sehr unangenehm.
Mir war es allerdings auch sehr unangenehm. „ Morgen, Florian. Andréi wohnt aber da. Bei mir bist du falsch.“ Ich wollte grad an ihm vorbei gehen „ Nee, bin ich nicht! Erst mal guten Tag, denn es ist schon Mittagszeit und zweitens bin ich wegen dir hier, weil mich Andréi gebeten hat, dir bei dem „Faust“ zu helfen.“ Ich schaute ihn ungläubig an. „ Wo ist denn Andréi???“, ich war verwirrt. „ Ach, der ist auf einem Workshop. Du hast mich jetzt wohl erst mal ganz für dich alleine, Schätzchen.“ Fabien fing im Hintergrund an zu pfeifen, als sie sich davon schlich und ich funkelte ihn nur grimmig an. Aber Andréi hatte möglicherweise Recht mit dem „Faust“ und, dass Florian vielleicht doch in der Lage war mir den verständlich zu machen. Florian setzte sich erst mal ins Wohnzimmer bis ich mich umgezogen hatte und mich ein wenig auf dem Kopf ordnen konnte. Dann schmierte ich noch ein paar Brote, holte uns noch was zu trinken und wir setzten uns ins Esszimmer, weil da am meisten Platz war.
„Ich weiß, dass du mich nicht leiden kannst und ich kann mir auch denken, warum das so ist. Damit hast du auch gar nicht so Unrecht und die Gefühle gestehe ich dir auch zu. Du hast allen Grund dazu mich zu hassen, oder sonst was. Ich versteh dich sogar sehr gut und mir ginge es an deiner Stelle wohl auch kaum anders. Ich kann das Geschehene leider nicht rückgängig machen, sonst würde ich es auf der Stelle tun, oder würde an seiner statt, seinen Platz einnehmen und somit die Verletzungen selbst tragen. Ich wollte nur, dass du das weißt.“ Ich war platt, sah ihm direkt in die Augen und konnte seinen Schmerz sehen. Er war voller Kummer. Wie sollte ich denn auf so einen sauer sein? Mir wurde sofort klar, jetzt wo ich ihn sah, was Andréi meinte, dass er ihm nie was Böses antun würde. Eines war sicher, dass er das wirklich nicht mit Absicht getan hatte. Er sank den Blick und griff nach dem Buch. „ Du, Flo??“ „Ja?“, ich reichte ihm einfach die Hand „ Lass uns das Kriegsbeil begraben.“ „Sehr gern.“ Er lächelte mich überglücklich an.
„So, aber jetzt zu deinem Problem, dem „Faust“ hier.“ Ich weiß nicht, wie lange wir da saßen, aber Florian hatte eine Engelsgeduld mit mir und der Pudelfrage und was sonst noch alles kam.