Teil 2 - Jede Rosen hat auch Dornen
Wie schön ist sie, die rote Rose,
voller Farbe, voller Leben.
Doch hat Gott ner jeden Rose
auch einen schmerzn´den Dorn gegeben.
written by Monika B.
Es ist mal wieder Samstag. Ich hasse Samstage, denn an Samstagen steht meine Mutter immer kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Oh, bitte entschuldigt, ich vergaß, Ihr kennt mich ja noch gar nicht!
Mein Name ist Gyani, ich bin fünfzehn Jahre alt und die Tochter von Rajani und Joe, wobei ich ja immer noch der Meinung bin, dass meine Mutter fremd gegangen ist, da ich extrem hell bin, mein Vater jedoch dunkelhäutig. Aber dies seie mal dahin gestellt.
Mama steht jetzt seit zwei Stunden vor dem Spiegel im Bad. Immer wieder höre ich sie fragen: "Gyani, komm doch bitte mal. Sag mir, wie sehe ich aus? Sieht man, dass ich schon dreißig Jahre alt bin? Wie sieht das Make Up aus? Ist es zu dunkel? Oder zu hell?"
So geht das jeden Samstag, denn das ist der Tag, an dem Mama mit ihren Freundinnen in die Disco geht. Papa und ich bleiben meistens daheim und sehen uns im Fernsehen Quizshows oder auch heimlich Horrorfilme an.
Über Mama kann ich mich nur wundern. Sie kommt zu uns ins Wohnzimmer und posiert vor uns.
"Joe, Schatz, sag mir bitte ganz ehrlich: Sehe ich billig aus?", fragt sie gespielt unsicher.
"Aber nein, Liebling. Du siehst wie immer blendend aus!", antwortet mein Vater, und versucht dabei, nicht ganz so desinteressiert zu wirken, wie er eigentlich ist.
"Wirklich? Ich meine, ist die Panty nicht zu kurz? Und die Overknees, machen die nicht das ganze Outfit kaputt?" Wieder setzt sie ihre besorgte Miene auf, als es - Gott sei Dank - an der Tür läutet.
"Entschuldigt mich, sie sind da.", sagt sie kurz und geht zur Tür.
Als sie wieder herein kommt, hat sie die gackernste Scharr Hühner dabei, die es auf der Welt zu finden gibt - und wahrscheinlich auch die kleinste. Es sind nur zwei andere Frauen gekommen, doch es hört sich an, als würde ein ganzer Saal voll Frauen miteinander reden. Sie kichern und gackern wie kleine Schulmädchen, meine Mutter ist in ihrem Element. Die beiden Frauen sind Mamas beste Freundinnen. Sie machen alles zusammen: Schminken, einkaufen, telefonieren und natürlich auch weggehen. Die blonde Schönheit heißt Jeanette, die Dunkelhaarige Babsi. Letztere kommt schließlich auf mich zu und verwickelt mich in ein peinliches Gespräch über Männer, oder besser gesagt Jungs.
"Na, Liebes, hast Du denn schon einen Freund?" Entsetzt über ihre Neugierde und beschämt über diese Frage schüttel ich errötend den Kopf und denke dabei an den süßen Jungen aus der Neunten. Gern wäre ich mit ihm zusammen, aber er beachtet mich kaum.
"Nun, dann müssen wir ja fast was an Deinem Aussehen ändern!", ruft sie begeistert. Wahrscheinlich malt sie sich im Geiste schon aus, wie sie mich verändert mit Tonnen von Schminke und diversen stinkenden Crémes. Schon als kleines Kind wurde ich von meiner Mama geschminkt, und ich hatte davon echt die Nase voll. Doch wenn der Junge aus der Neunten dann endlich auf mich aufmerksam werden würde? Warum eigentlich nicht?
"Rajani, wir müssen unseren Discobesuch um eine halbe Stunde verschieben. Ich muss aus Deiner Tochter noch schnell eine kleine Prinzessin zaubern."
Meine Mama sah Babsi ein wenig verdutzt an, nickte aber schließlich, und wir begaben uns nach oben zu Mamas Schminktisch.