Jemand, der mich hält



  • Hallo ihr Lieben, und herzlich Willkommen zu meiner neuen Fotostory.
    Ich möchte euch gar nicht so viel von 'Jemand, der mich hält' verraten. Nur so viel: Die Handlung wird nicht so linear und vorhersehbar verlaufen, wie es zuerst vielleicht scheinen mag. Auch als Liebesgeschichte solltet ihr sie nicht abstempeln.
    Sie ist so viel mehr.
    Eine Geschichte über Freundeschaft, tiefe Trauer, Liebe, Träume und Depressionen. Eine Geschichte über Arbeit, die Gesellschaft, über Geschäfte und über den Tod.
    Eine Geschichte über Gefühle und Gefühlsabstinenz.
    Einfach eine Geschichte aus dem Leben.






    Alles was schief gehen kann, wird schief gehen. Es ist nur eine Frage der Zeit.
    (Murphys Gesetz)


    -





    Sie hatten es ‚Das Anwesen’ genannt, jetzt war es für sie nur noch eine Art Gefängnis. Dieses riesige Haus mit seinen alten Gemäuern, welches so romantisch am Flussufer lag, eingebettet in friedliche Natur.
    Den ganzen Tag konnte man hier die Vögel beobachten, das Rauschen des Windes hören und die wunderbaren Düfte der Natur einatmen.
    Nur eine kleine Straße führte in jenen Teil des Dorfes im hohen Norden Deutschlands. Kaum ein Reisender verirrte sich hierher, nur selten kam mal ein Auto vorbei.
    Es war das Paradies auf Erden. Hätte es sein können.



    Sie versteckte sich hier, kapselte sich ab, schon seit Monaten. Nur durchs Fenster sah sie, dass die Kirschbäume wieder blühten; das aufgedrehte Gezwitscher der Vögel vernahm sie nur durch die dicken Mauern. Hinaus ging sie nicht mehr.
    Elena, ihre Haushälterin, war für sie der wichtigste Mensch geworden. Jetzt, wo er nicht mehr da war.



    Sie kümmerte sich gut um sie, kochte, wusch, putzte, redete. Sie arbeitete zu viel, aber wenn es ihr wieder besser ging, würde sie sie schon dafür entlohnen.
    Wenn es ihr wieder besser ging.
    Schon fast sechs Monate waren vergangen seit jenem Tag, an dem er abends nicht nach Hause gekommen war. Jener Tag, an dem Paul Louis starb.
    Sie konnte einfach nicht damit klarkommen. Es war nicht nur ihr Mann, der gestorben war, es war ihre Hoffnung, ihre Liebe, ihr Leben. Samantha Louis wollte nicht mehr.



    Wie so oft lag sie auf dem großen schwarzen Ledersofa im Kaminzimmer und blätterte durch alte Fotoalben. Seit seinem Tod stapelten sich drei große Kartons neben dem Sofa. Kartons voller Fotos, Erinnerungen, Liebe. Sie konnte nicht genug davon bekommen, sah sie immer wieder durch.
    Längst kannte sie sie auswendig. Paul und Samantha auf Hawaii. Paul und Samantha Weihnachten '98. Pauls Beförderung '06. Pauls 32. Geburtstag.
    Es war sein Letzter.


    Samantha Louis war eine ehrgeizige junge Frau gewesen. Schon früh hatte sie sich für die Karriere entschieden, hatte Tag und Nacht gearbeitet. Sie war zielstrebig – und erfolgreich. Bereits mit Ende zwanzig hatte sie eine leitende Position in einem großen Telekommunikationskonzern übernommen. Es war nicht immer einfach gewesen, ganz besonders, weil Freunde und Familie völlig auf der Strecke geblieben waren, aber es war eben ihr Leben, ihre Leidenschaft, ihr Weg. Und sie hatte ja Paul gehabt. Jenen fröhlichen jungen Mann mit den blauen Augen, den sie während ihres Management-Studiums kennen gelernt hatte.



    Von Anfang an hatte es ein ganz besonderes Band zwischen ihnen gegeben. Auch Paul war ein Karrieremensch gewesen. Jemand, der sie verstanden hatte, auch wenn sie nicht viel Zeit gehabt hatten, große Worte zu wechseln. Jemand, der immer da gewesen war, auch wenn er den ganzen Tag gearbeitet hatte. Jemand auf gleicher Wellenlänge.
    Zum ersten Mal hatte sie sich angenommen gefühlt. Geliebt. Es hatte keine Streitereien gegeben, keine Vorwürfe über zu viel Arbeit. Es gab sicher nicht so viel gemeinsame Zeit wie in anderen Beziehungen. Aber die Zeit war dafür ganz anders gelebt worden, ganz anders genutzt.
    Ja, sie waren glücklich gewesen. Sie hatten alles gehabt. Hätten alles haben können.



    Bis er sie alleine ließ.

  • hallo gifti
    also deine story gefällt mir echt gut!
    die bilder sind schön und der text ist gut geschrieben :D
    mich würd interessieren wie Paul gestorben ist (vielleicht bei einem auto unfall oder so?)
    lg FräuleinWunder

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  • Kann mich da nur anschliessen, das Haus, das Wohnzimmer und vor allem das Gartenbild sind sehr schön.Es ist die richtige Menge Text.Mich würde auch interessieren , woran Paul gestorben ist.Schade, dass sie kein Kind hat wegen ihrer Karriere, dan hätte sie eine grosse Erinnerung mehr.Bin gespannt, wie sich deine Geschichte weiterentwickelt, momentan scheint sie ja nicht einmal zu arbeiten.

  • Story klingt schon interessant. Du schreibst gut, und hältst deinen Leser bei der Stange, wenn auch die Bilder, wie ich finde, nicht wirklich gut ausgeleuchtet sind. Es wirkt alles etwas zu hell. Vielleicht solltest du die Gammas etwas runtersetzen, dann wirken die Sims nicht so angestrahlt.


    Aber sonst bin ich auf die Fortsetzung gespannt!

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    [SIZE=3]Liebe, Intrigen, Mord, Totschlag, Affären, Liebeleien, Erbarmen, Lust, Freud, Leid, Wahrheit und ... Geheimnisse... [/SIZE]


    [SIZE=6]Die Simlinge von Riverview[/SIZE]
    [SIZE=4]Eine Kleinstadt und ihre Geheimnisse [/SIZE]


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  • Vielen Dank für eure Kommentare!


    FräuleinWunder: Danke für dein Lob! Woran Paul gestorben ist, wird man später noch erfahren, du liegst aber schon ganz gut ;)


    Shoshana: Über deinen Kommentar habe ich mich sehr gefreut. Schön, dass die Bilder gut ankommen, hab mir auch ganz viel Mühe gegeben :D
    Pauls Tod wird sich wie gesagt noch aufklären. Und du hast Recht, im Moment arbeitet Samantha nicht, sie macht einfach gar nichts. Ein Kind hätte ihr bestimt geholfen in dieser schweren Zeit, da kommt sie aber erst später drauf, leider.


    Chipsi: Auch dir vielen Dank! Werde mir Mühe geben, den Stil durchzuhalten.


    Raphiarts: Dankeschön für deinen Kommentar, auch für deine Kritik. Die Bilder habe ich aufgehellt, um die Frühlingsstimmung besser darstellen zu können. Die Sonne, die durchs Fenster reinstrahlt usw usf. Im anderen Forum wude mir gesagt, meine Bilder seien immer zu grau und dunkel, daher habe ich es jetzt mal so probiert. Man kann es wohl nicht allen Recht machen.
    Werde aber versuchen, die Sims in Zukunft nicht so überzubelichten.
    Die Fortsetzung kommt... gleich ;)

  • So, hier kommt der nächste Teil.
    Ich hoffe sehr, dass euch der neue Teil gefällt, auch wenn er wohl ganz anders ist, als ihr erwartet habt, denn es geht nicht mehr um Samantha, sondern um eine zweite, sehr wichtige Person:





    It is better to be hated for the person you are, than loved for the person you are not.
    (Curt Cobain)


    -




    „Das ist doch echt zum… Ich dreh hier durch!“
    Alec Liffrey fluchte und stieß mit dem Ellbogen seine Kaffeetasse vom Schreibtisch. Sein Kopf dröhnte, sein Plus raste. Es funktionierte aber auch nichts so, wie es sollte, auch heute nicht, heute erst recht nicht.
    „Verdammter Mist!“
    Mit einer automatisierten Handbewegung betätigte er den Reset-Knopf und startete den Computer neu. Es war schon nach 22 Uhr an diesem Donnerstagabend, längst waren alle anderen Lichter im Gebäude ausgeschaltet, alle Büros verlassen.
    Nur zwei Fenster waren hell erleuchtet in dem achtstöckigen Hochhaus. Wie so oft arbeitete Alec weit über die vorgesehene Zeit hinaus, manchmal bis weit nach Mitternacht.



    Es ging um einen Auftrag, der in einer Woche fertig sein sollte - laut dem Kunden; bis morgen - laut Alec. Er war bekannt für seinen Arbeitseifer, seine unermüdliche Aufopferung, seine Schnelligkeit. Er war der Beste, das wussten seine Kunden, das wusste jeder. Und deswegen würde er auch dieses Mal wieder alle Erwartungen übertreffen, davon konnten die Zicken des Computers ihn nicht abhalten. Er würde den Kram schon fertig kriegen.



    Die Sekretärinnen tuschelten über ihn, sagten, er würde mit seinem Beruf verheiratet sein, doch das störte Alec Liffrey nicht. Dann war er es eben, besser als jede Frau war dieser allemal. Ja, er liebte die Werbebranche tatsächlich. Aufträge an Land ziehen, überlegen, beraten, was zusammenbasteln, Kunden erstaunen, ordentlich Profit rausschlagen, das war genau das, was er schon immer hatte machen wollen. Er lebte dafür – und nur dafür. Wie andere sich mit nervtötenden Kindern und geldgeilen Frauen abgeben konnten hatte er nie verstanden. Was sollte er damit? Er war froh, dass er damit nichts am Hut hatte. Niemand jammerte rum, wenn er zu spät nach Hause kam, wenn er seine Kleidung auf der Erde liegen ließ, wenn er sich in seinen Beruf verliebte. Egoistisch nannten sie ihn, aber das war er gerne.



    Er hob seine Tasse auf und stellte sie auf die nur wenige Quadratzentimetergroße freie Fläche auf dem Eichenholzschreibtisch, auf dem sich Aktenordner und Dokumente türmten. Wenn er Zeit hatte, würde er sie sortieren. Morgen oder so.
    Der Rechner gab das charakteristische ‚Windows-hallo-ich-bin-hochgefahren-war-irgendwas?’-Akustiksignal von sich, dann erschien der Standartdesktophintergrund mit dutzenden Icons. Alec seufzte und öffnete den aktuellen Auftrag. Wenn er es richtig anstellte, würde er dieses Mal zehn Prozent kriegen. Und es war ein großer Fisch.



    Die Uhr tickte unermüdlich, Sekunde für Sekunde. Zuerst hatte sie ihn gestört, doch jetzt hatte er sich daran gewöhnt und ließ ich nicht mehr davon beirren. Überhaupt ließ er sich von überhaupt nichts mehr ablenken. Und wenn neben dem Gebäude eine Bombe einschlagen würde – was hatte er damit zu tun? Wenn Alec an seinen Aufträgen saß gab es nur ihn und diese und nichts anderes.
    Seit drei Jahren arbeitete er nun für Robert Parker & Son Advertising, seit drei Jahren war er jeden Tag in der Anerkennung seiner Vorgesetzten gestiegen; die Konkurrenz bemühte sich, ihn abzuwerben. Alec war zufrieden, doch er wusste, dass das längst nicht alles war. Er würde noch viel mehr aus sich herausholen können, musste nur noch reicher an Erfahrungen werden.



    Alec konzentrierte sich und auch dieses Mal übertraf er wieder sich selbst. Kurz nach 23 Uhr beendete er die Arbeit. Der Auftrag war so gut wie erledigt – und zwar in Perfektion.
    Gleich morgen früh würde er den Kunden anrufen. Er freute sich darauf. Freute sich auf das Lob. Auf den nächsten Auftrag. Und auf das Treffen mit Tim Hitcher, einem alten Freund. Auch hierbei ging es wohl um einen Auftrag und eine Menge Geld, auch wenn Tim ihm noch nicht genaueres verraten hatte.




    Alec streckte sich, sicherte die Daten, dann schaltete er den Computer aus. Er war todmüde und es war Zeit, ins Bett zu kommen. Wenn er noch lange so weiter machen würde, würde sein Ehrgeiz ihn eines Tages noch mal ins Grab bringen, das wusste er.

  • Vorneweg, bei mir erscheint dieses Kapitel 2 mal hintereinander.Dein Alec gefällt mir sehr gut, ist eine gewisse Ähnlichkeit mich David Beckham beabsichtigt?Also mich erinnert er total an ihn,echt hübscher Kerl dieser Alec.Den Schreibtisch hast du schön gestaltet mit den Ordnern und den anderen Utensilien darauf.Wieder tolle Nahaufnahmen.Ich denke mal, er könnte der Freund in der Zukunft werden und einmal Paul ersetzen.

  • Hallo!
    jep ich denke auch das die beiden zusammen kommen.
    Auf jeden fall bräuchte Alec eine Freundin,
    denn immer nur am schreibtisch rumhängen ist
    doch auch nicht der wahre Jacob :)
    der schreibtisch ist schön dekoriert
    lg FräuleinWunder

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  • Ich danke euch :)


    Vercula: Danke für den Hinweis, habe es gleich mal gelöscht ;) War ein Fehler meinereits.
    Ähnlichkeit mit Beckham war bei Alec nicht beabsichtigt, nein. ;) Ich persönlich kann diesen Vergleich gar nicht nachvollziehen, Beckham ist doch blond! :D
    Danke für dein Lob, darüber freue ich mich sehr :)


    Chipsi: Auch dir danke!


    FräuleinWunder: Vielen Dank. Die Deko des Tisches hat sogar Spaß gemacht :D



    Dass Alec und Samantha im Laufe der Geschichte zusammen kommen und glücklich bis an ihr Lebensende werden ershceint natürlich naheliegend. Aber nein, so wird es nicht kommen ;)
    Ich hasse nichts mehr als vorhersehbare Geschichten und gebe mir Mhe, keine solchen zu schreiben. Eine Geschichte, bei der man von Anfang an das Ende weiß, wird man bei mir (hoffentlich!) nicht finden.
    Lasst euch überraschen!


  • Liebe ist die stärkste Macht der Welt, und doch ist sie die demütigendste, die man sich vorstellen kann.
    (Mahatma Ghandi)


    -



    Samantha Louis stand mit verweinten Augen am Fenster und starrte in die Leere. Ihre dunkelblonden Haare hatte sie lieblos und unordentlich aus dem Gesicht gebunden. Sie wusste nicht, wie lange sie hier schon so stand, aber es war ihr auch egal. Sowieso war alles egal.
    Die Kirschen blühten wieder.
    Es war im Frühling 1999 gewesen, als Paul ihr in eben diesem Garten einen Heiratsantrag gemacht hatte. Damals hatte das Anwesen noch seinen Eltern gehört.


    Samantha schloss die Augen und eine heiße Träne rollte ihr über die Wange. Sie dachte an jenen warmen Frühlingsabend vor jetzt fast genau acht Jahren, an dem sie in kurzen Kleidern im Garten saßen und aßen und redeten und lachten. Nie hatte sie damit gerechnet, aber nachdem die Anderen schon weg waren, hatte er ihr einfach in die Augen gesehen und sie gefragt. Hier zwischen den elf großen Kirschenbäumen, hier im Garten des Anwesens, hier in ihrem Zuhause.



    Die Kirschen blühten so wundervoll weiß und rosa in jenen Tagen, dass sie es nie vergessen würde und jedes Jahr, wenn die Tage wieder länger wurden und die Kirschblüte anfing, dachte sie zurück an jene Zeit. Die Kirschblüte. Es war ihre Lieblingszeit gewesen, voller Gefühle, voller Liebe.
    Bis jetzt.
    Sie hasste die Bäume.
    Hasste sie dafür, dass sie einfach wieder blühten, ungeachtet Pauls Tod, ganz so, als wäre nichts gewesen. Die Romantik war dahin. Die Erinnerung auch und das Gefühl der Freude. Nichts war ihr mehr geblieben, seit Paul mit seinem BMW gegen einen Baum an der Landstraße gekracht war.




    Man wusste nicht, was passiert war. Ob er einem Tier ausgewichen war – oder einem anderen Auto. Ob er eingeschlafen war oder vor Schreck das Lenkrad verrissen hatte. Was er in seinen letzten Minuten gefühlt hatte, wo er mit seinen Gedanken gewesen war. Niemals würde sie es erfahren. Die Untersuchungen waren abgeschlossen.
    Samantha seufzte und schlurfte lust- und ziellos durch das Haus.



    Pauls Eltern waren vor einigen Jahren kurz hintereinander gestorben und seitdem hatten sie das Haus für sich gehabt. Sie hatten die alten Gemäuer und die idyllische Lage geliebt, hatten sich nicht vorstellen können, irgendwo anders zu leben. Wenn man schon so selten zu Hause war, wollte man die wenigen Stunden doch wenigstens an einem ganz besonders tollen Ort verbringen und nicht in irgendeiner ersetzbaren Stadtwohnung.
    Von Anfang an was das Gebäude viel zu groß für sie beide gewesen, aber Mieter wollten sie sich nicht antun und Kinder ebenso wenig. So ließen sie knapp die Hälfte der Räume nur leer stehen, bis sich was anderes ergab, obwohl sie beide natürlich genau wussten, dass es soweit nie kommen würde.
    Elena lebte in drei Zimmern im Erdgeschoss. Samantha hatte ihr nach Pauls Tod mehr angeboten, aber sie war genügsam und zufrieden und lehnte ab. Auch dem Gärtner hatte sie den Vorschlag des Einziehens unterbreitet, doch er zog es vor, seine alte Wohnung in der Stadt zu behalten, ohnehin war er nicht jeden Tag hier.
    Und so hatte sie jetzt alles für sich, 30 Zimmer, vier Bäder, eine Sauna und einen Pool.
    Sie hasste es.
    Was sollte sie alleine in der Sauna? Wofür hatten sie so viele Tische mit so vielen Stühlen, wenn sie alleine aß? Wie sollte sie in sechs Schlafzimmern schlafen?
    Es war viel zu viel. Viel zu groß. Aber sie dachte nicht im Traum daran, es zu verkaufen. Er war in diesen Gemäuern. Es war ein Stück von ihm, ein Stück seines Lebens. Niemals würde sie hier weg gehen.



    „Ich habe Ihnen Spiegelei mit Speck zum Frühstück gebraten“, trat Elena an Samantha heran, deren Blicke über ein schwarz weißes Bild in silbernen Rauhmen schweiften.
    „Kommen Sie, Sie sollten etwas essen.“
    Samantha sah kurz auf und Elena konnte ihre rot geweinten Augen sehen.
    Frühstück? Schon? Erst? Wie spät war es? Sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Schlief dann, wenn sie konnte, wenn sie nicht konnte eben nicht und wenn sie nicht wollte eben tagelang nicht.
    „Sie haben ja schon wieder geweint.“ Mitleidig strich Elena ihrer Arbeitgeberin über den Arm.
    „Hmm… Die Kirschen blühen.“




    „Aber ja, schon seit Tagen. Gehen Sie doch mal hinaus, Sie sollten nicht immer hier drin sitzen. Es wird Ihnen sicher gut tun.“
    Sie ging nicht hinaus. Elena wusste das. Seit November ging sie nicht mehr hinaus. Nicht ein Mal. Sie würde es auch jetzt nicht tun.
    Wortlos löste Samantha ihre Blicke von dem Bild auf dem Eichentisch. Es zeigte Paul und Samantha auf ihrer Hochzeit, Elena musste es nicht anschauen, um es zu wissen.
    „Kommen Sie, das Ei wird kalt.“
    Sie verspürte keinen Hunger. Schon seit Wochen verspürte sie keinen Hunger. Würde sie nicht aus Höflichkeit Elena gegenüber ab und zu mal was essen, wäre sie schon komplett abgemagert.




    Auch so war ihr Körper ausgemergelt. Sie war nie besonders füllig gewesen, hatte immer nur Ansätze von Kurven gehabt, aber jetzt hingen ihre ehemals gut passenden Kleidungsstücke nur noch trostlos an ihren mit Haut überzogenen Knochen hinunter. Sie bemerkte es nicht, aber selbst wenn, wäre es ihr egal gewesen.

  • Juhu ....

    Ich habe eben Deine Story entdeckt. Ich finde sie einfach wunderbar. Die Sorgen, die Ängste, die Wünschen hast einfach toll wieder gegeben. Die Bilder sind ebenfalls wunderschön. Samantha sie wie eine Puppe aus. So anmutig, fast zerbrechlich. Alec ist ebenfalls eine Augenweide. Ein sehr schönes männliches Gesicht. Schöne Augen, schöne Haare, schöne Lippen ...

    Vielleicht entschließt sich Samantha ja doch noch einige Zimmer zu vermieten und vielleicht ist es gerade Alec der sich auf die Suche nach einem neuen Zu Hause macht. Irgendwie werden sie sicher bald miteinander zu tun haben. Ich bin schon sehr gespannt wie und was die beiden für eine "Beziehung" zueinander haben werden.

    Liebe Grüße
    Manja

  • Sie geht ja richtig kaputt an ihrem Kummer,wenn nicht bald was geschieht,dann wird sie sich irgendwann noch das Leben nehmen.Ich denke auch,dass Alex vielleicht als Untermieter einziehen könnte,weil er eine Bleibe sucht und irgendwann kommen dann 3-4 Kinder und das Haus füllt sich.Der Garten mit den Kirschbäumen ist so wunderschön.

  • hallo!
    ich denke elen hat recht samantha sollte wirklich
    mal wieder unter leute kommen anstatt immer nur
    allein in dem haus zu sein (natürlich mit ausnahmen von
    ellen).
    lg FräuleinWunder

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  • Hallo!
    Ich habe deine FS eben erst entdeckt.
    Und um es einfacher zu machen...Tadaaa:
    Kapitel 1: Samanthas Schicksal ist wohl nicht sehr einfach. Aber gut, dass es Elena (der Name meiner Schwester :D) gibt. Ich finde, dass ist ein kleiner Lichtblick.
    Man hört aus dem Text richtig die Verzweiflung, die Trauer, die Freude über Elena, etc. Toll geschrieben und die BIlder gefallen mir auch, nur ich hätte diese, die ihre Erinnerung wiederspiegeln sollen, irgendiwe verändert. Zum Beispiel am Rand verschwommen, schwarz-weiß, sepia oder ähnliches. Ist aber nicht so schlecht.
    Kapitel 2: Aha, der perfekte Mann für Samantha. Dass die Geschichte aus beiden Perspektiven geschrieben ist, finde ich ziemlich interessant. Nur, dass er auch so Arbeitsverliebt ist, ist echt Ironie des SChicksals. ^^
    Ich finde, er sieht echt gut aus. (Die Kleidung von ihm hab ich auch ^^9.
    Ich wollte dich noch fragen, wie man Alec ausspricht. Äleak?
    Kapitel 3: Das Kapitel ist traurig. Aber Elena wird mir immer sympathischer. :) Sie kümmert sich sehr schön um Samantha. Jetzt weiß man etwas mehr über sie und Paul. Aber ich frage mich, wozu sie einen Gärtner braucht, wenn sie sowieso nie rausgeht... na gut, sie ist reich.... Mh.....

    Schöne FS! Ich werde weiterlesen. :wink

    † 08/22/12

    and I know it's hard when you're falling down
    but it's a long way up once you've hit the ground
    get up now, get up

  • Danke ihr Lieben!


    Manja: Danke für dein Lob, darüber freue mich mich sehr.
    Du hast natürlich Recht, Alec und Samantha werden sich bald begegnen. Und sogar mit deiner Vermutung bzgl des Hauses liegst du richtig.Alec wird zwar nicht be ihr einziehen, aber... ach, mehr dazu im gleich folgenden Kapitel :)


    Vercula: Hoffen wir doch, dass sie sich nicht umbringt, wobei das bei schlimmen Depressionen ja nicht selten ist.
    Deine Idee mit Alec ist schön, aber ob es ihr wirklich so leicht gemacht werden wird und ob sie Paul tasächlich 'eintauschen' könnte? Wir werden sehn.
    Danke für dein Lob! :)


    Chipsi: Dankeschön! Über Lob freue ich mich immer! Die Fortstzung kommt gleich!


    FräuleinWunder: Du hast Recht, Samantha muss dringend mal wieder raus. Nur - wie soll man sie dazu bringen?


    Sabeunsski: Danke für deinen langen Kommentar :)
    Die Bilder von früher sollten nur indirekt Erinnerungen sein - viel mehr sollen sie Bilder darstellen die Samantha sich im Fotoalbum anguckt ;) Daher sind sie nicht sepia oder so, nur an den Ecken ein wenig bearbeitet, eben so 'Einschublaschen-fürs-Fotoalbum-mäßig". Sorry wenn das nicht so gut rüber kommt.
    Alec spricht man Englisch aus, also "Elleck", ja :) (Boah sieht das scheiße aus, wenn man das so schreibt :D )
    Was den Gärtner angeht: Den hatten Samantha und Paul natürlich schon früher und wieso sollte sie ihn entlassen? Sie wird ja nicht selbst rasenmähen etc und sie kann auch das Haus nicht zuwuchern lassen. Außerdem wäre sie viel zu demotiviert, ihn zu entlassen :D
    Danke für deinen Kommi!


    Gleich gehts weiter :)


  • Alle sagten: Das geht nicht.
    Dann kam einer, der wusste das nicht und hat es gemacht.

    (Hilbert Meyer)


    -



    Die Kundenpräsentation war phänomenal verlaufen. Sein Chef hatte ihm auf die Schulter geklopft und das war mehr, als jeder andere Mitarbeiter von Robert Parker & Son Advertising je an Lob eingesteckt hatte. Alec grinste in sich hinein. Das Arbeiten bis spät in die Nacht hatte sich gelohnt – mehr als das. Es war ein lächerlicher Aufwand gewesen, wenn man beachtete, was dabei herausgekommen war. Er hatte es wieder einmal geschafft, alle Erwartungen waren übertroffen



    Und nicht nur das – er hatte frei. Es war Freitag, aber Robert Parker Junior hatte weiß Gott keine Arbeit mehr für ihn. Er hatte genug gehabt, aber es war ja schon alles erledigt, weit vor der Zeit. Eine kleine Sache noch, die ein Alec Liffrey in einer Stunde würde locker beenden können, dann war Wochenende für ihn.
    Er schaffte es in vierzig Minuten.


    Es war 11.30 Uhr und Alec schlenderte zufrieden aus dem Gebäude. Er beschloss, zu Fuß zu Cate’s Diner zu gehen, wo er sich in einer Stunde mit Tim Hitcher treffen würde, denn er hatte massig Zeit. Außerdem war er schon länger nicht mehr zu Fuß in der Stadt gewesen. ‚Schon länger’ war die Untertreibung des Jahrzehnts. Es muss mindestens ein Jahr her gewesen sein, seit Alec mal so viel freie Zeit gehabt hatte.




    Und so bummelte er durch die Stadt; ein gutaussehender Geschäftsmann Anfang 30, blickte in die Schaufenster der kleinen Geschäfte, genoss die Frühlingssonne und freute sich, als er ein von ihm gestaltetes Werbeplakat für Autoreifen an der Außenwand eines Kaufhauses erblickte. Autoreifen. Das waren noch Zeiten gewesen.



    Tim Hitcher wartete schon, als Alec Cate’s Diner betrat. Wie immer war er viel zu früh da, Alec hätte es sich denken sollen.
    Tim saß an einem Tisch am Fenster und las in einer Finanzzeitschrift. Als er Alec sah, funkelten seine grünen Augen und er legte die Zeitung umständlich beiseite. Er würde ihm helfen können, dem war er sich sicher.


    Obwohl er liebend gern sofort damit herausgeplatzt wäre, behielt Tim seine guten Manieren und wartete mit seinem Anliegen solange, wie es gemeinhin für angebracht gehalten wurde.



    Erst ein bisschen Blabla auf alte Zeiten, dann die Essensbestellung, dann noch ein bisschen Blabla, damit es nicht so auffiel. Er wollte Alec nicht überrumpeln. Doch dieser hatte den Braten sowieso von Anfang an gerochen.
    „Nun Tim, ich weiß, dass es einen Grund gab, weswegen du mich treffen wolltest“, begann er, nachdem die Kellnerin sein fad aussehendes Omelette vor ihm auf den Tisch gestellt hatte. „Worum geht’s?“
    „Ach, weißt du, meine Frau….“
    Alec verdrehte die Augen. Frauen. Damit hatte er nun wirklich gar nichts am Hut.



    „Du weißt ja, wenn die sich mal was in den Kopf gesetzt hat… na ja. Ich hab mich schon mal so ein bisschen umgehört… aber wie das eben so ist, woher weiß man, wer’s drauf hat? Die meisten wollen doch nur an dein Geld.“
    Tim schnitt ein kleines Stückchen seines Spiegeleis ab und schob es auf dem Teller hin und her.
    „Du warst doch mal in der Immobilienbranche, oder?“
    Alec sah ihn an und hob eine Augenbraue.
    „Immobilien… das ist Jahre her. Hab damit gleich wieder aufgehört.“
    „Ja ich weiß, aber ich brauche jetzt deine Hilfe. Wir wollen ein Haus kaufen.“
    „Ein Haus kaufen? Wieso kommst du damit zu mir?“
    Alec war entgeistert.



    „Weil du der Beste bist. Weil man sich auf dich verlassen kann. Weil du alles schaffst, was du dir vornimmst.“
    „Ausnahmslos, ja. Aber ich bin jetzt in der Werbung. Ich kenne von damals noch ein paar gute Makle…“
    „Ich brauche keinen Makler“, unterbrach Tim ihn, der in Wahnsinnschnelle sein halbes Essen verspeist hatte. „Ich brauche dich.“
    „Hm. Worum geht’s denn genau?“
    Man brauchte kein Genie sein, um zu wissen, dass Alec nicht sonderlich begeistert von Tims ‚Auftrag’ war, doch Tim wusste bereits, dass er ihn schon da hatte, wo er wollte. Er würde es machen.



  • „Meine Frau will nicht irgendein Haus, sie will ein bestimmtes. Es steht am Ostrand etwas außerhalb. Ein Riesenteil. Das Problem ist, dass es nicht zum Verkauf steht.“
    „Und wie soll ich euch da helfen?“
    „Na ja, den Besitzer überzeugen, das Teil zu verkaufen.“
    Alec stocherte lustlos in seinem Omelette herum. Hatte er jahrelang so hart gearbeitet, um sich mit solchen Lappalien herumzuschlagen?
    „Hör mal Tim, geh doch dahin, laber’ die ein bisschen zu. Entweder willigen die ein oder eben nicht und wenn nicht, dann hast du eben Pech.“




    „Darum geht es ja. Es gibt kein ‚wenn nicht’. Sie will dieses Haus, egal zu welchem Preis. Seit Wochen hängt die mir schon damit in den Ohren. Man Alec, du hast’s doch drauf. Du kannst doch Leute bequatschen. Du hast doch Ahnung von Geschäften. Du bist der Beste. Ist doch mal 'ne Abwechslung, oder nicht?“
    „Hmhm… sicher.“
    „Dreihunderttausend.“
    Alec sah auf.



    „Dreihunderttausend was?“
    „Dreihunderttausend Euro für dich, wenn das klappt.“
    Alec traute seinen Ohren nicht, aber er wusste, dass dieses ein unpassender Zeitpunkt war, um überrascht zu klingen, und so schob er sich unbeeindruckt ein Stück Omelette in den Mund und zerkaute es langsam.
    „Gut. Dreihunderttausend. Man, hoffentlich krieg ich das übers Wochenende fertig, ich hab ja auch noch einen Job nebenbei, falls dir das entfallen sein sollte.“
    „Ich vertrau dir da vollkommen. Und wenn sich was ergibt – meine Handynummer und die vom Büro hast du ja. Ruf an – jederzeit.“
    „Nächste Woche hast du dein Haus. Die Adresse?“
    Tim grinste in sich hinein, kramte einen zerknitterten Zettel aus seiner Jackentasche und schob ihn zu Alec hinüber.
    Dieser warf einen kurzen Blick darauf und stand auf.
    „Hey, wo willst du hin?“
    „Zu deinem Haus. Bezahl du die Rechnung. Betrachte es einfach als Anzahlung.“