Tränen der Justitia

  • So, jetzt mal ein Kommi von mir. Wird ja auch Zeit. *Schäm*


    Da hast Du uns ja ganz schön hinters Licht geführt. Verbreitest Angst und Schrecken, und nährst die Befürchtung, dass Philine zwar vielleicht nicht gerade umgebracht wird (schließlich ist sie eine oder die Hauptperson), aber ihr doch mindestens Schreckliches widerfahren wird, und dann ist das ein besoffener Teenager. :D
    Wobei, andererseits - die können auch gefährlich sein. Und wenn Philine denkt, dass er der Letzte ist, dem sie begegnen mochte - wer weiss, was da zwischen den beiden schon vorgefallen ist. Vielleicht ist Vallentin ja in Philine verschossen, und sie hat ihn abgewiesen. Und wenn er jetzt gemerkt haben sollte, dass sie sich mit einem "anderen Mann" getroffen hat, und er womöglich seinen Kummer in Alkohol ertränkt hat - dann könnte es für Philine ungemütlich werden.
    Vielleicht ist er aber auch nur besorgt um sie und will sie auf dem Heimweg beschützen. Na, das würde ihr wohl kaum gefallen. "Bin weder Fräulein, weder schön, kann ungeleitet nach Hause gehn". :D


    Ja, da kann man jetzt lange spekulieren. Erfahren werden wir es ja wohl hoffentlich bald. ;)


    Was Ilya angeht: ich fass es nicht. Mein Sohn spielt soooo oft Zelda auf der Wii, und die steht im Wohnzimmer, wo auch mein PC steht. Aber Ilya ist mir noch nie bewusst aufgefallen. Ich guck immer nur hoch, wenn dieses schwarze Ding quietscht (Midna? *Rätsel*), das finde ich niedlich.

  • Hey, wollte mich auch mal zu Wort melden. Ich hab deine Story bisher als stiller Leser verfolgt und wollte mal ein Lob aussprechen. Die Bilder wie die Geschichte können sich sehen lassen (Philine hat eine echt hübsche Frisur!). Larissa ist ja eine ziemlich eingebildete Kuh, aber gegen ihr Äußeres kann man wirklich nix Negatives sagen ;)
    Mach auf jeden Fall weiter so!

    Ihr Wellen, tragt mich fort
    Ihr Regentropfen, schwemmt mich weg
    Bringt mich an einen anderen Ort
    Ihr Winde, weht mich dahin
    Immer weiter, immer weiter
    Bis ich zu Hause bin

  • Kommentarbeantwortung


    Julsfels:

    Zitat

    Verbreitest Angst und Schrecken, und nährst die Befürchtung, dass Philine zwar vielleicht nicht gerade umgebracht wird (schließlich ist sie eine oder die Hauptperson), aber ihr doch mindestens Schreckliches widerfahren wird


    Ja... Wär ne ganz schön kurze Geschichte, wenn Philine jetzt sterben würde.


    Zitat

    , und dann ist das ein besoffener Teenager. :D


    Ähm... Um ehrlich zu sein... Um eines vorweg zu nehmen...
    Vallentin ist gar nicht besoffen.
    Es ist Nacht. Es ist dunkel. Keine Beleuchtung.
    Finsteres Mittelalter halt. :p


    Zitat

    "Bin weder Fräulein, weder schön, kann ungeleitet nach Hause gehn".


    Hach ja, was würden wir ohne Faust nur tun? :)


    Aber stimmt, spekulieren kann man da viel.
    Aber ohne das "besoffen" sind einige Theorien gar nicht so weit weg...
    Vallentin hat auf alle Fälle noch etwas zu erledigen.


    Zitat

    Was Ilya angeht: ich fass es nicht. Mein Sohn spielt soooo oft Zelda auf der Wii, und die steht im Wohnzimmer, wo auch mein PC steht. Aber Ilya ist mir noch nie bewusst aufgefallen. Ich guck immer nur hoch, wenn dieses schwarze Ding quietscht (Midna? *Rätsel*), das finde ich niedlich.


    Midna, ja. Die find ich auch richtig süß. Auch wenn sie nicht ganz so harmlos ist.
    Naja, Ilya muss einem auch nicht so auffallen... Sie tritt eher wenig auf... Am Anfang und ab und zu mal...
    Obwohl die Aufgaben, die mit ihr zu tun haben, eher langwierig sind... :rolleyes
    Sie ist nicht unbedingt meine Lieblingsfigur. Aber ihr Outfit ist cool.


    Spielkind93:

    Zitat

    Ich hab deine Story bisher als stiller Leser verfolgt und wollte mal ein Lob aussprechen. Die Bilder wie die Geschichte können sich sehen lassen (Philine hat eine echt hübsche Frisur!)


    Vielen Dank!
    Philines "neue" Frisur war ein echter Glücksgriff. Viel besser als die alte.


    @All:
    Die Fortsetzung stell ich entweder morgen oder übermorgen hoch.

  • Nachdem ich auf deine Story gestoßen bin, muss ich unbedingt mal ein dickes Lob äußern. Die Kulisse und die Story sind einfach super. Philine sieht mit ihrer neuen Frisur ihrem Vater irgendwie viel ähnlicher als vorher. Die alten Haare waren heller, fast weiß, die neuen treffen den Ton besser, oder liegt das nur am Licht?


    Dieser Vallentin ist mir recht unsympathisch. Einfach Philine wie ein Dieb nachspionieren. :angry Der führt sicher was im Schilde. Die Reaktion von Philine und ihr Gedanke, sie würde jedem anderen lieber begegnen als diesem Schuhmachersohn, da springt mich doch der Gedanke geradezu an, dass dieser Kerl ihr etwas antut, weil er in sie verschossen ist, sich für irgentetwas an ihr rächen will oder einfach nur Ärger machen will. Andererseits scheint er eher tollpatschig zu sein. Vielleicht doch keine böse Absicht, sondern ein unerwünschter Verehrer, der ihr wie ein Hund nachläuft? *wildspekulier* oder sie ist ihm nach guter Mittelaltermanier versprochen, wobei das bei ihrer Mutter wohl eher unwahrscheinlich ist.

  • Hach ja... Übermorgen, nü?
    So wie man plant und denkt, so kommt es nie...


    Dann eben jetzt.
    Ist für mich auch jedes Mal ne Art Erlösung.


    Kapitel 8.3


    Er schweigt. Ich schweige, obwohl ich eigentlich so viele Dinge sagen will, zu sagen hätte. Obwohl eine geladene Stille entsteht, scheint er den Ernst der Lage nicht zu erkennen, denn er hält an seiner Unschuldsmiene fest. Er muss reden. Ich habe ihm eine Frage gestellt, und er hat darauf gefälligst zu antworten. Obwohl ich es nicht müsste, rede ich nun weiter. „Was willst du?“, frage ich, versuche es, kalt und unnahbar klingen zu lassen. Ich weiß wirklich nicht, was er um diese Zeit hier tut, womit er mich nun wieder belangen will.



    Leise beginnt er zu sprechen, mit jedem Wort wird seine Stimme lauter. „Falls ich Euch erschreckt haben sollte, bitte ich vielmals um Verzeihung...“ Als er einen Schritt auf mich zu macht, weiche ich ebenfalls zurück. Er soll den Abstand einhalten. Ich traue bestimmt niemandem, der entgegen der Vorschriften nur mit einer Kerze aus dem Haus geht. „Komm auch nur noch eine Fingerbreite näher und ich schreie“, warne ich ihn mit eisernem Blick. Das würde ich tun, und er könnte mich nicht daran hindern. Um das Gespräch wieder auf das Nötigste zu reduzieren, rede ich schnell und bestimmt weiter: „Du hast meine Frage immer noch nicht beantwortet.“



    Das Blut pocht wild in meinen Schläfen, erhitzt durch den immer wieder aufsteigenden Zorn. Es gäbe einige Dinge, die ich zu sagen hätte, die ausgesprochen gehörten. Trotzdem schweige ich und beruhige mich langsam. Zu groß ist doch die Gefahr, dass Beleidigungen sich unter die Worte mischen, dass ich meine und die Ehre meiner Familie beschmutze. Ich erwache aus meinen Gedanken, als einen kleinen Lederbeutel hinter dem Rücken hervorzieht und es mir mit weit ausgestrecktem Arm entgegenhält, als sei es etwas Widerwärtiges, das es so schnell wie möglich loszuwerden gilt.



    Obwohl sich alles in mir dagegen sträubt, strecke ich meine Hand aus, um ihm den Beutel abzunehmen. Meine Finger zittern dabei, ich bete, dass er es nicht sieht. Ich nehme Haltung an, fasse mich, atme nicht mehr. Was auch immer er dir geben will, was auch immer sich darin befindet, sei höflich und nimm es an, auch wenn er das nicht verdient. Lass es nicht zu lange dauern, du bist müde, du musst nach Hause. Und achte darauf, dass du ihn ja nicht berührst.
    Als ich das Leder rauh zwischen meinen Fingern spüre, schließe ich sie sofort zu einer Faust und entreiße es Vallentin mit ganzer Kraft. Erst nachdem ich mich auf einen angemessenen Abstand entfernt habe, wagt er es, sich wieder zu bewegen und mich auf seine übliche, sich keinerlei Schuld bewussten Weise anzustarren.



    Glücklich bemerke ich, dass es vorüber ist. Wie ruhig ich wieder bin. Mein Atem geht gleichmäßig, sowohl Hitze als auch Kälte haben das Weite gesucht. Und auch wenn er mir meine Frage immer noch nicht beantwortet hat, mir nur den Lederbeutel in die Hand gedrückt hat, hat er anscheinend alles, was er wollte. Ich bin und bleibe ab jetzt ruhig, höflich und gelassen. Ich will mich gerade abwenden, um endlich nach Hause zu gehen, erschöpft, wie ich nun bin, öffne nebenbei aber noch den Beutel ein kleines Stück.



    Lange besehe ich mir das fein gewebte Leinen, das herausspitzt, die hübschen Stickereien, die ich trotz der Dunkelheit erkenne, überall wiedererkennen würde. Es ist meines. Es ist es, war es und wird es immer sein. Das Tuch, dass mir vor ein paar Tagen... Sagen wir, es ist mir abhanden gekommen.
    Ich sehe auf. Er steht einfach nur da, sein Blick, wie sollte es auch anders sein, unschuldig, vollkommen neutral, vielleicht auch ein wenig erwartungsvoll. Fassungslos ringe ich nach Atem, bekomme kaum Luft, mein Herz pocht laut gegen meinen Brustkorb. Wie kann er es wagen. Bestimmt erwartet er Dank. Bestimmt war das alles geplant, von ihm und seinen kleinen Freunden. Obwohl ich alles versuche, mich zurückzuhalten, höflich zu sein, den Zorn nicht zuzulassen, gelingt es mir nicht. Das war zu viel.



    „Wie kannst du es wagen, wie könnt ihr das wagen?“, frage ich ihn, laut und grollend. Soll er meine Wut doch spüren. Sein Verhalten hat keine Freundlichkeit verdient, das ist jetzt vorbei. Ihn scheint es kaum zu berühren, er verzieht keine Miene. „Was meint Ihr?“, lautet seine einzige Antwort. Entweder ist er schwer von Begriff geworden, oder er will einfach nur den Ahnungslosen spielen. Beides wäre sehr bedauerlich für ihn. „Du weißt genau, wovon ich spreche! Deine tollen Freunde stehlen mir mein geliebtes Tuch und verletzen mich beinahe dabei, und nun gibst du es mir in heldenhafter Manier zurück!“



    Kurz fühle ich mich wieder in das vergangene Geschehen versetzt, höre wirre Rufe und heiteres Gelächter der zahlreichen Menschen auf unserem Marktplatz. Spüre den Moment des Schreckens, der scheußlichen Hilflosigkeit, in dem die jungen Männer auf einmal aus der Menge kamen, das Tuch von meinem Korb rissen, mich dabei rücksichtslos und rüpelhaft umstießen und schließlich so schnell wieder verschwanden, wie sie gekommen waren. Ich blieb in der Menschenmenge allein zurück, allein mit all den um mich herum verstreuten Waren, allein mit meiner unerhörten Wut.




    Eben jener Ärger kriecht mir nun immer noch durch den ganzen Körper, als ich meine Erinnerungen wieder in die hinterste Ecke meines Kopfes verdränge und ich mich wieder Vallentin zuwende. Und tatsächlich spiegelt sich statt der langweiligen Harmlosigkeit auf einmal eine seltsame Verwirrung in seiner Miene, die kleine Narbe an seinem Kinn zuckt nervös. Womöglich ist auch Furcht darunter. Leider ist es zu dunkel, um seinen Blick genauer deuten zu können. „Aber ich dachte… Ich wollte doch nur…“, tönt es schließlich leise und stockend von ihm.



    Einige Augenblicke lang steht er nur da und reibt sich den Nacken. Er erscheint ratlos, wahrscheinlich, weil sein und seiner Freunde Plan fehlgeschlagen ist. Verdient hat er das. Auch wenn ich ihm nun einiges sagen könnte, schweige ich und knete beruhigend den ledernen Beutel in meinen Händen. Was ich gesagt habe, reicht vollkommen aus.
    „Philine!“



    Erschrocken blicke ich auf, direkt in Vallentins Gesicht. Vielleicht will er sich für alles entschuldigen. Doch statt des betretenen Ausdrucks, der nun angemessen wäre, zeigt seine Miene eine erleichterte Überraschung. Außerdem sind seine Augen nicht auf mich gerichtet. Wie kann er das nur wieder tun? Mich anzusprechen und dann nicht mehr zu beachten. Und ich dachte, er würde Einsicht haben. Falsch. Ein Irrtum. Meine Wangen glühen vor Wut, sind wahrscheinlich schon die ganze Zeit hochrot.
    „Philine!“



    Erneut verkrampft sich mein Körper. Das war nicht Vallentins Stimme. Trotzdem kenne ich sie. Und eigentlich fürchte ich sie nicht. Ich glaube, man kann ihren Besitzer gar nicht fürchten. Der gute Martin. Im Moment weiß ich allerdings nicht, ob ich erleichtert oder peinlich berührt sein soll. Ich kann mir schon denken, was er hier will. Hurtig ziehe ich das Tuch aus dem Beutel, lasse ihn ins Gras fallen und verstecke das Leinen zwischen den Lagen meines Kleides. Dann setze ich ein müdes Lächeln auf und wende mich zu ihm um.



    Atemlos kommt Martin neben mir an, erholt sich aber schnell wieder und begrüßt mich dann mit einer kleinen Verbeugung. „Philine! Ich habe Euch schon überall gesucht. Euer verehrter Großvater ist in großer Sorge um Euch.“ Das hatte ich mir schon gedacht. Hatte den Gedanken immer wieder, habe ihn aber verdrängt, um Leandros Erzählungen zu folgen. Schuldgefühle, die ich ignoriert hatte, überfallen mich, Schuldgefühle darüber, einem lieben Menschen Sorgen bereitet zu haben.
    Martin hebt seine Laterne. Wieder leuchtet mir jemand ins Gesicht. Warum weiß niemand, dass ich das nicht leiden kann? „Es war, als hätte der Erdboden Euch verschluckt. Wo wart Ihr nur?“ Steht ihm diese Frage überhaupt zu? Auch wenn er die rechte Hand meines Großvaters ist, hat er damit noch lange nicht das Recht, mich so auszufragen.



    Ich sehe zu Vallentin hinüber. Auch wenn er nichts weiß, nichts wissen kann, befiehlt mein Blick ihm Stillschweigen. Was tut er eigentlich noch hier? Er sollte selbst längst nach Hause gegangen sein. Ich kenne schließlich seine Eltern, sie sind auch nicht weniger sorgenvoll als die Mitglieder meiner Familie. Martin scheint ihn bis jetzt nicht bemerkt zu haben, denn auf einmal begrüßt er Vallentin freudestrahlend, so, als hätten sie sich jahrelang nicht gesehen.



    „Vallentin! Wie schön, dich zu sehen.“ Martin überschlägt sich beinahe vor Herzlichkeit, während Vallentin nur lächelnd die Hand hebt und ihm zunickt. „Wenn Philine mit dir unterwegs war, dann ist ja alles in bester Ordnung.“ Was? Ich? Mit Vallentin? Wie kann er so etwas nur denken? Wie kann alles in bester Ordnung sein, wenn ich auf Vallentin treffe? Martin weiß gar nichts. Er ist töricht.
    Trotzdem bleibe ich still. Aus gutem Grund. Auch wenn ich mich bei diesen Gedanken selbst hasse, es ist besser, wenn er das denkt. Besser, als das er weiß, wo ich wirklich war und was ich noch vorhabe. Das ist schlau, nicht wahr?



    Aber je länger Martin und Vallentin beieinander sind, desto größer ist die Gefahr, dass dieser Junge es doch noch wagt, etwas auszuplaudern. Schnell wende ich mich unserem Hausknecht zu. „Martin, gehen wir nun nach Hause, um meinem Großvater alles zu erklären“, sage ich tonlos, es ist keine Frage, sondern ein Befehl. Er nickt sofort und verabschiedet sich von Vallentin, der sich darauf tief verbeugt. Während Martin schon vorangeht, um mir den Weg zu leuchten, werfe ich Vallentin einen letzten, warnenden Blick zu.


    Fortsetzung folgt...

    So... Vorletzter Kapitelteil abgehakt. Einer noch.
    Mal sehen, ob ich die Outtakes und die fehlende Kommiantwort heut noch reinstellen kann.

    Kommentare wären hier die schönsten Weihnachtsgeschenke! ^^


    Einen schönen Abend wünscht euch


    Eure Appolonia

  • Kommentarantwort


    Zitat


    Nachdem ich auf deine Story gestoßen bin, muss ich unbedingt mal ein dickes Lob äußern. Die Kulisse und die Story sind einfach super.


    Vielen Dank! :D


    Zitat

    Philine sieht mit ihrer neuen Frisur ihrem Vater irgendwie viel ähnlicher als vorher. Die alten Haare waren heller, fast weiß, die neuen treffen den Ton besser, oder liegt das nur am Licht?


    Nein, ist wirklich viel besser. Wie gesagt - Glücksgriff! *flöt* :)
    Hab vor - wenn ich viel Zeit hab - die ersten Bilder noch mal mit der neuen Frisur zu schießen. Mal gucken.

    Zitat

    dass dieser Kerl ihr etwas antut, weil er in sie verschossen ist, sich für irgentetwas an ihr rächen will oder einfach nur Ärger machen will.


    Das muss ich dann doch mal dementieren. Vallentin ist kein übler Kerl.
    Klar, jeder hat seine Fehler, auch er, aber ein Randalierer ist er nicht.

    Zitat

    oder sie ist ihm nach guter Mittelaltermanier versprochen, wobei das bei ihrer Mutter wohl eher unwahrscheinlich ist


    Richtig, sie ist ihm nicht versprochen.


    Outtakes



    "Du!" "Nein, du!"
    Nie mit dem Finger auf jemanden zeigen.



    "Was ist das für ein Teufelsgerät und warum benutze ich es?"



    Vallentin wurde die ganze Sache irgendwann zu blöd. Dummerweise wurde Philine dadurch noch wütender...


    Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit.


    Und nochmals...
    Einen schönen Abend noch!


    Eure Appolonia

  • Mich würde mal interessieren, was denn für Vorschriften herrschen, wahrscheinlich Ausgangssperre, schon klar, aber in welchem Rahmen und warum (gibt es einen bestimmten Grund wie einen freilaufenden Mörder oder sollen nur nächtliche Verabredungen unterbunden werden)?


    Ich weiß nicht, was ich jetzt von Vallentin halten soll. Klar ist er ein Mistkerl wegen dieser Tuchsache, aber Philine ist vorher schon so wütend auf ihn, dass ich vermute, dass da etwas mehr dahinter steckt, als ein Jugendlicher mit schlechtem Umgamg, der ihr nachstellt. Entweder Vallentin ist einen Schritt zu weit gegangen und hat sich ihr derart aufgedrängt, dass sie sich von ihm bedroht fühlt (einerseits ist er eher zu schüchtern, andererseits scheint er sehr von sich überzeugt zu sein), oder er hat mit seinen Freunden etwas noch schlimmeres angestellt.


    Ich bin ziemlich gespannt auf den Großvater. Ich würde darauf wetten, dass es der Vater ihrer Mutter ist, zu Patrizios Vater wäre Mariola bestimmt nicht gegangen. Einerseits toleriert er Mariolas wachsende Männerschar, oder kann zumindest nichts dagegen ausrichten, andererseits macht er sich sorgen um Philine, wenn sie nicht Punkt Sonnenuntergang, oder wann auch immer diese Ausgangssperre anfängt, im Haus ist. Das bestätigt doch eher die Theorie mit dem freilaufenden Mörder. Na ja, hauptsache er will ihr nicht das Treffen mit Leandro verbieten oder sie mit Vallentin verkuppeln, alles andere (zumindest fast) ist tolerabel.

  • Hallo Appolonia,
    ich wünsche Dir ein schönes neues Jahr!


    Hm. Also, auch wenn es mir jetzt echt leid tut, das sagen zu müssen: ich fand Philline in diesem Kapitel richtig unsympathisch. Sorry. :(
    Man kennt zwar ihre Gründe nicht, und weiss ja auch nicht, was zwischen ihr und Vallentin vorgefallen ist (oder weiss man es, und ich hab es nur wieder vergessen? :confused:), aber ich konnte gar nicht nachvollziehen, warum sie derart wütend, ruppig und unfreundlich ist. Vallentin kam mir eher so vor, als wollte er den Streich seiner Freunde wieder gut machen, wenn es überhaupt seine Freunde waren und er überhaupt etwas davon gewusst hat, was ja auch noch nicht klar ist.
    Und auch diese Sache auf dem Marktplatz - das kam mir auf den ersten Blick doch eher wie so ein typischer Jungensstreich vor, und nicht wie eine bösartige Attacke.
    Vielleicht könnte ich Philline besser verstehen, wenn man die ganze Vorgeschichte kennt? (Oder kenne ich die und hab sie vergessen? :confused:) :D
    Jedenfalls konnte ich fast ihren ganzen Gedankengang nicht nachvollziehen.
    Auch, sich darüber aufzuregen, dass Vallentin nur mit einer Kerze unterwegs ist. Das denkt ja wohl die Richtige. :roftl
    Ihr Verhalten Martin gegenüber fand ich auch nicht besonders nett.
    Ich will mal schwer hoffen, dass sie einfach nur verwirrt und erschöpft ist und dass wir über die Vorgeschichte von ihr und Vallentin noch mehr erfahren; auch, worüber er so unbedingt den Mund halten muss.


    Also insgesamt ein Kapitel, dass bei mir eine Menge Fragen aufgeworfen hat. So mag ich das. ;)

  • Kommentarantworten


    Lunalumi:


    Zitat

    Mich würde mal interessieren, was denn für Vorschriften herrschen, wahrscheinlich Ausgangssperre, schon klar, aber in welchem Rahmen und warum (gibt es einen bestimmten Grund wie einen freilaufenden Mörder oder sollen nur nächtliche Verabredungen unterbunden werden)?


    Die Nacht war im Mittelalter allgemein die gefährlichste und gefürchtetste Zeit, da waren die Vorschriften eigentlich immer streng.
    Es gab ja keine Straßenbeleuchtung, da musste jeder schon seine eigene Beleuchtung mitnehmen.
    Und wer weiß schon, wer oder was nachts so seine Runden dreht? ;)


    Zitat


    als ein Jugendlicher mit schlechtem Umgamg, der ihr nachstellt. Entweder Vallentin ist einen Schritt zu weit gegangen und hat sich ihr derart aufgedrängt, dass sie sich von ihm bedroht fühlt


    Wow, Vallentin ist ja richtig beliebt... :rolleyes
    Philine ist auch nicht ganz unschuldig an der Sache.


    Zitat

    (einerseits ist er eher zu schüchtern, andererseits scheint er sehr von sich überzeugt zu sein)


    Interessante Kombination.


    Zitat

    Einerseits toleriert er Mariolas wachsende Männerschar, oder kann zumindest nichts dagegen ausrichten


    Mariola hat ihre Gründe, sogar mehrere. Und ganz egoistisch ist sie dabei nicht.
    Ein paar Hinweise sind in der nächsten Fortsetzung und im nächsten Kapitel (9) versteckt.


    Zitat

    Na ja, hauptsache er will ihr nicht das Treffen mit Leandro verbieten


    Wenn sie es ihm überhaupt erzählt.
    Aber leicht wird ihr das Schweigen nicht fallen.


    Julsfels:
    Danke! Ich hoffe, du hattest bis jetzt auch ein schö
    nes neues Jahr.


    Deinen Kommentar fand ich wirklich richtig klasse.


    Zitat

    Hm. Also, auch wenn es mir jetzt echt leid tut, das sagen zu müssen: ich fand Philline in diesem Kapitel richtig unsympathisch. Sorry.


    Du brauchst dich nicht dafür entschuldigen, dass du eine der Kernaussagen des Kapitels erkannt hast. :)
    Ich find das schön, dass du das trotz der oft so mitreißenden Ich-Perspektive, wie wir sie alle kennen (ich sag nur: Ariadna) und dann auch so offen heraus schreibst.
    Danke!


    Zitat

    Vallentin kam mir eher so vor, als wollte er den Streich seiner Freunde wieder gut machen, wenn es überhaupt seine Freunde waren und er überhaupt etwas davon gewusst hat, was ja auch noch nicht klar ist.


    Endlich bekommt Valletin auch mal Zuspruch. :applaus
    Und du liegst mit damit auch gar nicht so falsch...


    Zitat

    Vielleicht könnte ich Philline besser verstehen, wenn man die ganze Vorgeschichte kennt? (Oder kenne ich die und hab sie vergessen? :confused:)


    Nein, die kennst du nicht. Noch nicht. :D
    Und ob man Philine verstehen muss, selbst wenn man die Geschichte kennt, ist fraglich.
    Hat viel mit gekränktem Stolz zu tun, die ganze Sache...


    Zitat

    Also insgesamt ein Kapitel, dass bei mir eine Menge Fragen aufgeworfen hat. So mag ich das. ;)


    Das freut mich!


    Die nächste Fortsetzung ist soweit fertig, ich muss nur noch Zeit finden, sie hochzustellen... Ich hoffe, dass das morgen oder übermorgen ist.


    Bis dahin
    Liebe Grüße


    Appolonia

  • Wenigstens hab ich nur einen Tag länger gebraucht als geplant... Persönliche Bestleistung. :rollauge


    Zur Abwechslung gibt's diesmal einen vierten Kapitelteil.
    Viel Vergnügen!

    Kapitel 8.4


    Ich hätte nie gedacht, dass der Weg nach Hause so lang sein kann. Jeder Schritt fühlt sich an wie Dutzende, jeder Atemzug erscheint mir nicht als Erfrischung, sondern als eine unglaubliche Anstrengung. Jetzt erst wird mir bewusst, dass ich nicht nur geistig vollkommen erschöpft bin. Ich laufe so langsam, dass Martin sich schließlich besorgt zu mir umdreht. Um ihm zu zeigen, dass alles in Ordnung ist, schüttele ich den Kopf und beschleunige meine Schritte.



    Einerseits will ich nach Hause. Ich will mich nur noch schlafen, am besten einige Tage lang. Ich müsste mit niemandem reden, niemandem etwas erklären. Mein Großvater wird wissen wollen, wo ich war. Martin wird ihm sagen, dass ich mit Vallentin unterwegs war. Er wird das glauben, sich wahrscheinlich auch freuen. Unsere Familien sind seit Ewigkeiten befreundet. Ich hoffe, dass er nicht mich persönlich fragst. Ich könnte ihn nicht anlügen. Er ist der freundlichste und liebevollste Mensch, den ich kenne. Er wäre auch der gutmütigste, wenn Martin nicht wäre. Aber das will ich mir lieber nicht ausmalen.


    Ich schäme mich, ihm Sorgen bereitet zu haben. Aber da war dieses Verlangen, diese schändliche Begierde nach der Wahrheit und dann plötzlich gab es die Gelegenheit, sie nun endlich zu erfahren, diese verführerische Chance, die mich alles andere hat vergessen lassen. Ob Mutter sich wohl auch gesorgt hat? Ach ja. Mutter. Gott stehe mir bei.
    Erst jetzt wird mir nämlich richtig bewusst, was ich ihr in meinem Zornesrausch alles an den Kopf geworfen habe. Ich habe übertrieben, ziemlich sogar. Habe sie der Vielmännerei bezichtigt. Sie hat schon Liebhaber, ohne Zweifel, aber nicht so oft, wie ich es zu vermuten gegeben habe. Außerdem sind es meist Reisende, das ist der Grund, weshalb die Beziehungen eher kurz sind. Heute hat sie mich aber wirklich überrascht, denn die letzte Liebelei ist schon über ein Jahr her. Ich dachte einfach, dass sie es jetzt sein lässt.



    Das Blut schießt mir in den Kopf, ich werde rot vor Scham. Wie habe ich nur mit ihr gesprochen? Meinen Vater kenne ich nicht, weiß nicht, ob ich ihn je kennen lernen werde, aber sie ist meine Mutter, das ist sicher. Diejenige, die mich geboren und aufgezogen hat. Sie hätte sich ja auch gegen mich entscheiden können. Mich vor den Stufen eines Klosters aussetzen. Soviel ich gehört habe, und von so etwas hört ein anständiges Mädchen wie ich eigentlich nur wilde Gerüchte, gibt es auch Methoden, sich der Angelegenheit schon viel früher zu entledigen.



    Gerade, als meine Gedanken nicht mehr unlauterer werden könnten, lässt mich Martins Stimme erwachen. Tatsächlich sind wir schon vor meinem Geburtshaus angekommen. „Philine? Soll ich Euch bei Eurem Großvater ankündigen?“ Vielen Dank, Martin. Nicht nur dafür, dass du mich vor schändlichen Gedanken schützt. Auch dafür, dass du mich davor bewahrst, Großvater alles persönlich erklären zu müssen. Ich könnte nicht lügen. „Ja“, sage ich laut und bestimmt, „teile ihm mit, wo ich war und...“ Ich breche ab. Nein, dass es mir leid tut, das werde ich ihm selbst sagen. Martin wartet noch kurz ab, ob ich noch etwas hinzufüge, neigt dann aber ruckartig seinen Kopf und geht hinein.



    Ohne zu zögern folge ich ihm ins Obergeschoss, wo er an die Tür des Arbeitszimmers meines Großvaters klopft und gleich darauf schnell darin verschwindet, während ich auf dem breiten Flur zurückbleibe. Wieder spüre ich meine Müdigkeit, meine Beine beginnen zu schmerzen. Ich lasse mich auf den Stapel von Teppichen fallen, der hier schon seit Monaten liegt und wundere mich, wie ich überhaupt unsere steile Treppe überwunden habe.


    Nichts passiert. Die Zeit steht still. Wie lange ist Martin schon da drinnen? Wie lange sitze ich hier schon? Das ist kein gutes Zeichen. Das dauert schon viel zu lang. Vielleicht gibt es Probleme. Vielleicht ist er wütend. Hoffentlich tadelt er Martin nicht für mein Verfehlen. Nein, denk doch nicht so etwas. Wenn man schlimme Gedanken hat, erfüllen sie sich zur Strafe.


    Um mich abzulenken, lasse ich meinen Blick schweifen. Ich liebe diesen Raum. Er ist voll von Statuen, Wandgehängen und anderen kleinen Schätzen, die Großvater von seinen Handelspartnern aus aller Herren Länder geschenkt bekommen hat.
    Der kleine afrikanische Tisch zum Beispiel, auf dem das Kästchen aus dem Heiligen Land steht. Dahinter hängt der hübsche Wandteppich, der von der Insel namens England stammt. Alles hier wirkt so neu und aufregend. Unser Haus selbst ist alt, sogar uralt. Großvater hat mir erzählt, dass sein Urgroßvater die Grundmauern mit seinen eigenen Händen errichtet hat, und dass seither jeder Hausherr seinen Teil zum Ausbau beigetragen hat. Er hat gesagt, wir würden schon in der sechsten Generation hier leben, und dann traurig geseufzt…



    Die Tür öffnet sich, ich wäre wohl wieder einmal zusammengezuckt, wäre ich nicht so erschöpft. Martin kommt mit schnellen Schritten auf mich zu. „Euer verehrter Großvater spricht noch mit Eurer Frau Mutter.“ Ich senke meinen Blick, als er das Wort ‚Mutter’ ausspricht. Er übersieht es taktvoll und fährt fort: „Ich habe ihm alles erklärt. Er lässt Euch ausrichten, dass es noch einige Minuten dauern wird und bittet Euch, hier zu warten, bis Eure Frau Mutter sein Arbeitszimmer verlässt.“ Martin verbeugt sich und wünscht mir eine gute Nacht. Ich sehe ihm nach. Seine Nachtruhe hat sich der Gute redlich verdient.



    Auf einmal packt mich ein Gedanke. Ich könnte doch… Nein. Nein, Philine. Das tut man nicht. Das ist nicht höflich. Das gehört sich einfach nicht. Aber wenn ich mich einfach auf den Hocker neben der Tür setzen würde? Ganz zufällig. Getrieben von schändlicher Neugierde, die Unterstützung findet bei dem Alkohol, den ich getrunken habe, nicht hätte trinken sollen, wechsele ich auf leisen Sohlen den Sitzplatz und spitze die Ohren. Ganz zufällig. Ganz aus Versehen.



    Leise, aber doch verständlich erklingt die schöne, tiefe und warme Stimme meines Großvaters. „Und du bist dir deiner Sache sicher, Mariola?“ Er klingt wie immer freundlich, keinesfalls verärgert. Ich atme auf. Nun höre ich Mutter sprechen. „Ja. Ich könnte das nicht tun. Es tut mir sehr leid.“ Großvater seufzt. „Es ist schon gut, mein Kind.“
    Er seufzt erneut. „Die Unwissenheit ist ein zweischneidiges Schwert, sie kann Fluch und Segen zugleich sein.“ Er hat Recht. Leandro hatte auch so etwas in der Art behauptet. Ich kann mich nur noch sehr undeutlich daran erinnern. „Ich weiß, Vater“, sagt Mutter nur. „Geh jetzt schlafen. Ich wünsche dir eine gute Nacht.“ Ich höre, wie Mutter sich erhebt und zur Tür geht. Als sie kurz inne hält, um Großvater ebenfalls eine gute Nachruhe zu wünschen, springe ich auf und verberge mich hinter dem großen Schrank, der schon seit Urzeiten unseren Flur ziert.




    Sowie Mutter auf den Flur tritt, krampft sich mein Herz zusammen, ich halte die Luft an. Vorsichtig luge ich um die Ecke des Schrankes, jederzeit bereit, wieder dahinter zu verschwinden. Dabei sieht sie nicht erbost aus. Sie steht nur da und sucht den Raum mit ihren Blicken ab. Vielleicht wundert sie sich, dass ich nicht hier bin. Martin hat mich schließlich angekündigt. Vielleicht sollte ich mit ihr sprechen. Vielleicht sollte ich einfach…
    „Philine?“ Mutter ruft nach mir. Nur mäßig laut und in ihrem üblichen, trockenen Tonfall, der sich so schnell in einen keifenden verwandeln kann. Ich drücke mich wieder in die Ecke zwischen Wand und Schrank. Antworte ihr nicht und weiß nicht, wieso. Schließlich höre ich ihre sich entfernenden Schritte, zuletzt nur noch das Knarren der Stufen, die ins Dachgeschoss führen. Ich erlaube es mir, wieder zu atmen und komme aus meinem Versteck.



    Langsam nähere ich mich der Tür, sehe immer wieder unruhig zur Treppe, vielleicht kommt Mutter zurück. Ich sollte keine Scheu haben. Martin hat ihm schon alles erklärt, und Großvater ist nur äußerst selten schlechter Laune. Er scheint nur etwas bedrückt zu sein in letzter Zeit, aber als ich ihn einmal danach gefragt habe, hat er gesagt, ich solle mir nicht den Kopf zerbrechen, es sei alles in Ordnung.
    Lange stehe ich nur unnütz herum, starre auf die feine Maserung der Tür. Schließlich hebe ich meine Hand, balle sie und lege meine ganze letzte Kraft in die einfache Bewegung, meine Faust gegen das Holz zu schlagen.



    „Komm herein, mein Kind“, tönt es tief und warm. Jegliche Angst verschwindet, ich atme tief durch und trete ein. Großvater sitzt hinter seinem Schreibtisch und liest in einem seiner Handelsbücher. Mein Herz beginnt, laut zu pochen. Ich dachte, die Aufregung sei verschwunden. „Hallo, Großvater“, grüße ich leise. Ich habe keine Kraft mehr, um laut zu sprechen.
    Er schaut nicht auf, er schließt nur langsam sein Buch und lässt es auf seinen Schoß sinken. Zitternd atme ich ein. „Ich wünsche Euch einen guten Abend“, sage ich und knickse verkrampft. Endlich richtet sich sein Blick auf mich, er ist nichtssagend, geradezu unheimlich ist das. Bedächtig gehe ich einen Schritt auf ihn zu und warte, gleichzeitig ängstlich und aufgeregt, was er mir sagen möchte.


    Fortsetzung folgt...



    So. Ende von Kapitel 8.

    Habt ihr Kritik? Eines schönes Lob?
    Ich lese alles gern, fürwahr.
    So überlegt nicht lange, ob
    schreibt einfach einen Kommentar.


    Liebe Grüße,


    Eure Appolonia


  • Ah, offenbar hat sich Philline etwas beruhigt. ;)
    Mir haben in diesem Kapitel besonders die Rückblenden-Bilder sehr gut gefallen; mit dem verschwindenden Reisenden, der schemenhaften Philline als Kind neben ihrem Großvater und dem Säugling, der auf den Stufen abgelegt wurde. Toll gemacht!
    Phillines Großvater scheint nett zu sein, auch Mariola wirkt sympathisch, finde ich. Ich hatte mir den Großvater noch etwas älter vorgestellt, als er dann aussah, aber Mariola ist ja auch noch recht jung, so scheint es.
    Ich bin schon sehr gespannt, was der Großvater Philline mitzuteilen hat. Ob es was mit Leandro zu tun hat? *Rätsel*


    LG!

  • Den Wunsch nach Lob erfülle ich dir nur zu gerne.
    Die Bilder sind wirklich schön, besonders die mit den halb eingeblendeten Figuren im Hintergrund. Am besten gelungen finde ich persönlich das zweite, bei dem Philine so nachdenklich zur Seite sieht, das ist so voller Stimmung und Gefühl, dass es auch ohne Text Geschichten erzählt (hört sich irgendwie doof an).
    Wieder mal geht es gerade so weit, dass es Raum für neue Spekulationen gibt, aber keine Antworten auf die fragen, die im Raum stehen. Aber ich spekuliere ja gerne.


    Der Großvater ist mir sehr sympathisch, wie er da im Schlafanzug (sieht für mich so aus) über seinen Papieren sitzt und auf Philine wartet. Ich bin gespannt, was er zu sagen hat. Entweder es geht um Leandro und Patrizio, und darum, ob Philine die Wahrheit über ihren Vater von der Familie erfährt, oder ein noch unbekannter Faktor. Vielleicht will der Großvater ja gestehen an einer unheilbaren tödlichen Krankheit zu leiden. Er scheint sich ja nicht so wohl zu fühlen, etwas bedrückt ihn, Mariola bringt es möglicherweise nicht übers Herz, Philine davon zu erzählen.


    Was ich nicht verstehen kann, ist Mariola. Wie ist sie als junge Frau aus anscheinend wohlhabenden Haus zur Räuberin geworden? hat sie sich mit ihrer Familie zerstritten?


    Es tut mir leid, das zu sagen, aber ich mag dieses Haus überhaupt nicht, zumindest den Hausflur. Diese verschiedenen Holzfarben, die so gar nicht zueinander passen, und diese düstere Atmosphäre erschlagen einen fast. Das Arbeitszimmer des Großvaters ist da viel gemütlicher.

  • So... Nach langer Zeit hab ich dann doch mal wieder eine Fortsetzung fertig.
    Aber zuvor...


    Kommentarbeantwortung
    @ Julsfels
    Danke für das Lob.

    Zitat

    Ich hatte mir den Großvater noch etwas älter vorgestellt, als er dann aussah,


    Ich eigentlich auch.
    Aber als ich ihn erstellt habe, kam mir irgendwann nach einer Änderung: Das ist er. So und nicht anders.


    @ Lunalumi
    Auch dir danke für das Lob.

    Zitat

    Am besten gelungen finde ich persönlich das zweite, bei dem Philine so nachdenklich zur Seite sieht, das ist so voller Stimmung und Gefühl, dass es auch ohne Text Geschichten erzählt (hört sich irgendwie doof an)


    Nein, hört sich ganz und gar nicht doof an, genau das wollte ich damit bezwecken. Dankeschön.

    Zitat

    Er scheint sich ja nicht so wohl zu fühlen, etwas bedrückt ihn, Mariola bringt es möglicherweise nicht übers Herz, Philine davon zu erzählen.


    Ja, es bedrückt ihn etwas. Einige Hinweise waren schon im letzten Kapitel, im 9. gibt es jetzt noch ein paar. Aber direkt verraten tu ich das (noch) nicht.

    Zitat

    Es tut mir leid, das zu sagen, aber ich mag dieses Haus überhaupt nicht, zumindest den Hausflur. Diese verschiedenen Holzfarben, die so gar nicht zueinander passen, und diese düstere Atmosphäre erschlagen einen fast.


    Philine sagte ja, dass verschiedene Generationen das Haus auf- und ausgebaut haben. Mal ist das in Mode, dann gibt's dieses Holz mal nicht etc. Waren sich halt nicht ganz einige, diese Generationen. :)


    So...
    Dieses war der erste Streich, doch der zweite folgt sogleich.
    Nach dem Vesper. Ich hab Hunger.


    Bis gleich,
    Appolonia

  • Kapitel 9.1


    Und nun stehe ich hier im Brautkleid.



    Es ist stickig im Zimmer, der samtige Stoff liegt schwer auf meinen Schultern, die bestickten Ärmel kratzen unangenehm auf meiner Haut. Die Schneiderin zieht, ihre Nadeln zwischen die Zähne geklemmt, ihre Kreise um mich, huscht hin und her, näht hier, schnürt da, steckt dort etwas ab.
    Ich atme aus und sehe zu Boden. Die letzten Tage waren anstrengend, viel zu anstrengend. Allein das Gespräch mit Großvater will mir keine Ruhe mehr lassen.

    ~~~



    Großvater sah mich lange an, ohne irgendetwas zu sagen. Es waren endlose Minuten, in denen mir das Herz so heftig pochte, dass ich dachte, es bliebe gleich stehen.




    Nervös blickte ich im Raum umher. Großvaters Arbeitszimmer war ganz anders als das restliche Haus. Er hatte es erst vor ein paar Jahren neu täfeln und einrichten lassen. Er sagt immer, dass die Erneuerung der Innenräume sein Anteil am Aufbau unseres Hauses sei.
    Endlich stand er auf und ging mit langsamen Schritten um den Tisch herum, direkt auf mich zu. Erkläre ihm einfach alles, bleib ruhig und freundlich, sagte ich mir. Du hast es dir vorher überlegt. Einfach nur...



    Und mit einem Mal brach alles aus mir heraus.
    Meine ganzen Pläne, alle meine Vorsätze waren binnen einiger Sekunden dahin. Ich stürzte auf Großvater zu und umklammerte ihn so fest, als ob ich ihn danach nie wieder sehen würde. Meine Augen wurden feucht, meine Wut und meine Angst flossen in Tränen meine Wangen hinunter. Das einzige, was ich noch hervorbrachte, war ein ersticktes, in Silben zerfetztes „Tut mir leid“.




    Ich weiß nicht mehr, wie lange wir in dieser Haltung verharrt haben. Großvater hatte seine Arme um mich gelegt und sprach mit leiser Stimme beruhigend auf mich ein. Ich weinte nur in den Stoff seines Gewandes und verstand kein einziges seiner Worte.
    Irgendwann hörte ich auf zu weinen, vielleicht, weil ich mich beruhigt hatte, vielleicht, weil mir die Tränen ausgegangen waren. Langsam zog ich meinen Kopf zurück, wagte es aber nicht, Großvater in die Augen zu sehen. Ich schämte mich schrecklich dafür, weggelaufen zu sein, für die Worte wider Mutter, für mein langes Fortbleiben. „Es tut mir leid“, wiederhole ich, zwar heiser von den Tränen, aber wenigstens in einem Atemzug.



    Großvater aber strich mir mit der Hand übers Haar und brachte mich damit dazu, doch meinen Kopf zu heben. „Es ist gut, mein Kind. Es ist ja niemand zu Schaden gekommen“, sagte er und trocknete meine Wangen mit dem seidigen Stoff seines Ärmels. Sein Gesicht war friedlich, liebevoll wie immer, nicht enttäuscht, aber auch nicht erleichtert, wie ich es eigentlich erwartet hatte. Ich schluckte und nickte schnell.
    Dann ging Großvater zu seinem Lehnstuhl, nahm das Kissen herunter und legte es vor sich auf den Boden. Sofort folgte ich ihm, und noch bevor er etwas sagen konnte, saß ich schon auf dem Kissen. Er setzte sich, ich lehnte mich an ihn.


    Großvater hat es immer gern, wenn wir so zusammensitzen, genauso wie ich. Als ich so zu ihm aufsah, fragte ich mich, warum ich mich so nach meinem Vater gesehnt hatte. Ich war nur wütend gewesen. Ich brauche ihn nicht. Ich habe Großvater. Er war einfach immer für mich da, vor allem dann, wenn Mutter es nicht war.
    „Deine Mutter hat sich Sorgen um dich gemacht“, sagte Großvater, als hätte er meine Gedanken gelesen, „und sie möchte auch, dass du das weißt.“ Es fühlte sich gut an, das zu hören, und trotzdem zweifelte ich daran. Was ich tat, war ihr nicht egal. Obwohl ich stur bin. Obwohl ich sie beleidigt hatte. Aber warum sollte Großvater mir Dinge erzählen, die nicht wahr sind? Ich senkte den Kopf, schämte mich für diese Gedanken und dafür, mich vor Mutter verborgen zu haben.


    „Das tut mir leid“, sagte ich und war mir sicher, dass ich es so meinte. Großvater lächelte und strich mir wieder übers Haar. „Dann solltest du ihr das sagen.“ Ich nickte. Großvater hatte Recht, wie immer. Nur war mir auch ein paar Tage danach, also bis heute, keine angemessene Entschuldigung eingefallen. Ich suche immer noch nach den richtigen Worten, nach der richtigen Gelegenheit. Ich suche und suche und suche und finde nichts, rein gar nichts.


    Großvater durchbrach die Leere meiner damaligen Gedanken. „Martin sprach davon, dass Vallentin dich nach Hause bringen wollte.“ Ich sah zu Boden. So war es gar nicht, Martin hat das erfunden. Er hat Dinge hineingedacht, die eben nicht hinein gehören, gar nicht hinein gehören können. „Er hat mich und Vallentin angetroffen, ja“, sagte ich leise. Schweigen zu einer Unwahrheit war eigentlich nichts anderes als eine stumme Lüge. Andererseits waren das hier ja nur eine Kleinigkeit, eine Art Verzierung, eine Ausschmückung. Viele Leute schmückten ihre Geschichten aus.



    Also schwieg ich weiter. Ich hätte auch gar nichts mehr sagen können, denn Großvater fuhr gleich fort: „Vallentin ist ein guter Handwerker und ein netter Bursche. Es ist schön, dass ihr wieder mehr Kontakt habt. Früher wart ihr viel öfter zusammen.“ Ich lehnte mich an Großvater. Früher. Was war das schon, was hieß das schon?
    „Ja, das waren wir“, antwortete ich. Aber das war vorbei, das ist vorbei. Mag sein, dass er ein guter Handwerker ist. Sein Vater ist es jedenfalls, er hat das beste Schuhwerk weit und breit, das sagt Großvater immer. Wir sind alle sehr stolz darauf. Aber über Vallentins Können sagt das gar nichts. Ich dachte erst gar nicht darüber nach, ob er nett sei. Ich wollte nicht, dass der Ärger wieder über mich kam. Nicht in diesem Moment. Nicht hier bei Großvater.



    Ich schmiegte mich an den Stoff seines Gewandes und fühlte mich so geborgen, so ruhig. Zum ersten Mal an diesem Tag, nein, zum ersten Mal seit Wochen. Erst jetzt fiel mir wieder ein, wie erschöpft ich eigentlich war, und ich musste unweigerlich gähnen. Meine Augen schmerzten, ich fühlte mich wie benommen. Obwohl ich versuchte, mich zusammenzureißen, hatte Großvater mein Gähnen und mein müdes Blinzeln wohl bemerkt, denn er fasste mir liebevoll an meine Schulter. „Du solltest zu Bett gehen. Es war ein langer Tag für uns alle.“



    Sofort stand ich auf, entfernte mich einige Schritte und verbeugte mich leicht. Großvater hatte sich ebenfalls erhoben. Er strich mir durchs Haar und brachte mich damit wieder dazu, ihn anzusehen. Ich erschrak beinah. Seine Miene war mit einem Mal so seltsam. So ernst. Ich lächelte einfach unsicher weiter. „Philine;“ sagte er, seine Stimme war verändert, „streun nicht mehr herum, hörst du? Lauf nicht mehr ohne Begleitung draußen herum, vor allem nicht abends und nachts. Nie mehr, versprichst du mir das?“ Ich nickte, ohne an die Bedeutung dieses Versprechens zu denken. Wie und warum hätte ich widersprechen sollen?



    Darauf lächelte er mich wieder freundlich an. „Morgen müssen noch einige eingegangene Waren kontrolliert und sortiert werden. Möchtest du deiner Mutter dabei helfen? Bei der Gelegenheit könntest du gleich mit ihr reden.“ Ich nickte noch einmal, obwohl ich damals noch einmal darüber nachdenken wollte, was ich zu Mutter sage. Außerdem waren die Waren, die zur Zeit eingingen, recht öde. Früher war es immer viel lustiger gewesen.„Ich wünsche dir eine gute Nacht“, sagte er und küsste sanft meine Stirn. „Ich wünsche Euch dasselbe“, erwiderte ich leise.

    ~~~



    Als die Schneiderin den Brustteil des Kleids noch enger zusammenschnürt, schnappe ich entsetzt nach Luft, kurz wird mir schwarz vor Augen.



    „He!“
    „Halt still! Es ist noch lange nicht perfekt!“
    „Es ist ja auch zu eng.“
    „Es ist ja auch nicht dein Kleid.“




    Ich erwache. Sie hat Recht. Es ist nicht mein Kleid, es war es nie und wird es auch nie sein. Es gehört nicht mir, sondern der Schneiderin. Und die Schneiderin ist auch nicht irgendeine gewöhnliche Handwerkerin, sondern Magdalena, genannt Madlen, Tochter von Ulrich, einem Meister mit Nadel und Faden, und meine beste Freundin.



    Sie wird dieses Kleid tragen, nicht ich.
    Sie wird heiraten, nicht ich.


    Fortsetzung folgt...


    So. Freue mich wie immer über Kommentare.


    Liebe Grüße


    Appolonia

  • Schön mal wieder was von dir zu hören. Da hört man ewig nichts und als man mal spontan reinschaut ist was neues da:applaus.


    Die Anspielung mit dem Brautkleid ist echt gut gelungen, und das Kleid ist wirklich toll. War die Szene denn schon länger geplant, oder hast du die spontan gemacht nachdem die wilden Spekulationen in Richtung Zwangshochzeit mit Vallentin gegangen sind?


    Auch Vallentin musste ich in der langen Zeit überdenken. In dem Moment war er mir total unsympathisch, aber da muss wohl doch mehr dahinterstecken. Philinde war also mal mit ihm befreundet, oder sie haben sich zumindest gut gekannt. Jetzt will sie ihn nicht mehr sehen und unterstellt ihm böse Absichten (wenn auch nicht ganz unbegründet). Irgendetwas muss da vorgefallen sein. Ich vermute, dass er sie auf irgendeine Art verletzt hat, ohne es so gemeint zu haben.
    Philindes Abneigung ist zwar etwas übertrieben, aber wenn man Vallentin nicht sofort zum Oberidioten abstempeln will, ist etwas vorgefallen. Vielleicht hat es ja mit Vallentins Freunden zu tun.


    Ich bin immer noch gespannt, was denn Mariola verheimlicht. Also außer dass sie sich Sorgen um Philinde macht. Wahrscheinlich sind wieder drölfzehn kleine Hinweise singend an mir vorbeispaziert, ohne dass ich sie bemerkt hätte.


    Mariola ist sowieso ein interessanter Charakter. Man sieht sie früher, sieht sie heute, und sieht einen riesien Unterschied in ihrem Verhalten. Auch ihre Karriere ist interessant. Erst bewaffnete Räuberin, und jetzt macht sie Handel und Buchführung.


    Und ich mache lieber schluss bevor ich anfange zu spekulieren und mich blindlings in völlig offensichtliche Sackgassen verrenne^^


    Vielen Dank für diese gelungene Fortsetzung.

  • Ich gebe Dir nur ein rasches Feedback, weil ich mich so sehr gefreut habe, dass es hier weiter gegangen ist - aber nach eineinviertel Jahren (:eek: Du bist ja genauso schlimm wie ich ;)) Pause habe ich einfach so gründlich den Faden verloren, dass ich eigentlich nochmal von vorne anfangen müsste zu lesen, mindestens aber ein paar Kapitel zurück gehen müsste, und dazu fehlt mir im Moment leider komplett die Zeit. :(
    Ich habe jetzt das neue Kapitel gelesen und das davor, dennoch habe ich das Gefühl, dass ich nicht (mehr) richtig weiss, worum es eigentlich geht. Und Philline war mir in diesem Kapitel irgendwie unsympatisch, wie ein verstocktes kleines Kind, und ich weiss beim besten Willen nicht mehr, ob mir das schon früher so gegangen ist - vielleicht fehlt mir jetzt einfach der Bezug zu ihr und die freundliche Betrachtungsweise, resultierend aus dem, was davor geschehen ist.
    Auch dieser Trick mit dem Brautkleid hat sich mir nicht so ganz erschlossen, aber vielleicht wird mir das auch klarer, wenn ich alles nochmal gelesen habe.
    Also, sorry, wenn mein Kommi gerade etwas wenig hilfreich und konfus ist, aber die Bilder sind wie immer sehr schön und ich wollte Dir halt unbedingt mitteilen, dass ich mich gefreut habe, wieder was von Dir zu lesen. :)