Beiträge von Nerychan


    „Du kannst das nicht so einfach bestimmen und mich dann stehen lassen, Celia!“ rief er, während er ihr nacheilte. Wie konnte sie ihn nach Hause schicken wollen. Nicht, dass die Aussicht nicht verlockend wäre, aber doch nicht so, nicht ohne sie. „Hörst du mich? Es geht hier um mein Leben, MEINS!“
    „Eben deshalb. Ich will es dir zurückgeben, dein Leben, und nur in deiner Welt wirst du auch eins haben“ antwortete sie, ohne ihr Tempo zu verringern, im Gegenteil, sie wurde nur noch schneller, als würde sie regelrecht die Flucht vor ihm ergreifen. Aber das gab ihm genauso Hoffnung, wie das Zittern ihrer Stimme, das sie erfolglos vor ihm zu verbergen suchte. Wenn sie die gleiche Qual dabei empfand wie er, dann durfte er nicht aufgeben und sich fortschicken lassen.
    „Jetzt warte doch verdammt noch mal und lass uns reden!“ fluchte er, als sie die Treppen hinauf hastete.
    „Geh, Nicolas, bitte geh! Mach es mir nicht noch schwerer.“




    „Im Gegenteil. Ich werde es dir so schwer wie nur möglich machen, wenn du auf diesem Unsinn bestehst.“
    „Nicolas!“
    Endlich hielt sie an, sah ihn an, und der Schmerz in ihren Augen ließ ihn nur noch entschlossener werden. Er griff nach ihrer Hand, zog sie näher, auch wenn sie sich sträubte.
    „Nicolas. Ich hab doch versucht, es dir zu erklären. Wenn du hier bleibst, bist du nicht mehr als ein Schatten, ein Geist, kaum mehr als es Alyssa und Semira sind. Du willst doch nicht die nächsten zwei-, dreihundert Jahre als Gefangener verbringen, in einem goldenen Käfig zwar, aber dennoch gefangen, hilflos?“
    „Selbst wenn das so wäre, dann wäre es immer noch meine Entscheidung und nicht deine, oder?“
    „Sicher, aber....“




    Er ließ sie los, entfernte sich ein paar Schritte, starrte hinaus in die Nacht.
    „Ich liebe dich, Celia, ich will nicht gehen. Ich werde nicht gehen.“ All seine Gefühle, seine Hoffnung, seine Verzweiflung lagen in seiner Stimme. „Haben sie uns nicht genügend herumgeschoben, auf ihrem Schachbrett? Willst du jetzt damit weitermachen, nur zu.... meinem Besten?“
    Sie schwieg, lange.... quälend lange. Und er begann ihre Antwort regelrecht zu fürchten.
    „Nein!“ hauchte sie schließlich. „Ich will nur nicht selbstsüchtig sein, wenn ich dich halte.“
    [FONT=&quot]Er schloss einen Moment die Augen, und atmete erleichtert auf. „Sei selbstsüchtig, ich bitte darum. Lass uns wenigstens in diesem einen Punkt nur an uns beide denken. Egal, was die andern meinen oder für das Beste halten.“




    [/FONT] Und genau das hatten sie dann auch getan. In aller Stille, ganz für sich allein schlossen sie ihren eigenen Bund, nur die Große Mutter und ihre Nachfolgerinnen als Zeugen anrufend. Das Rauschen der Bäume wurde zu Musik, die Sterne über ihnen funkelten hell, schickten feurige Blitze über den Sternensee, als wollten auch sie ihre Zustimmung geben.
    [FONT=&quot]Zuvor war er nach Hause zurückgekehrt, doch nur für eine kurze Zeit, damit Mutter und Schwester wussten, dass es ihm gut ging, und dass er sein Leben in Zukunft in der anderen Welt führen würde, an der Seite jener Frau, die Catherine einmal nicht ebenbürtig erschienen war. Seine stets so beherrschte Mutter hatte nach dieser Eröffnung geschlagene 5 Minuten kein Wort gesagt, bis sie ihn schließlich einfach umarmte, um ihm alles Gute zu wünschen, was sie nur wenig später auch mit ihrer einstmals so unwillkommenen Schwiegertochter tat, als diese zum ersten Mal zu Besuch kam. Bella hatte Celia erst mit offenem Mund und dann mit einem schiefen Grinsen großmütig verziehen, dass sie ihr den Bruder nun gleich zweimal genommen hatte, um so mehr, als die frischgebackene Schwägerin sich bereit erklärte, der Familie ihres Mannes einen Besuch in der anderen Welt zu ermöglichen.





    [/FONT][FONT=&quot]Gerührt beobachtete Zaide die beiden Neuvermählten, und noch gerührter das stumme Zwiegespräch zwischen ihrer Tochter und deren Mann. Sie gaben so ein schönes Paar ab. Beide. Wer hätte je gedacht, dass diese Tragödie, die beinahe ihre Existenz vernichtet hätte, einmal in solcher Harmonie enden würde. Ja, Keyla hatte vollkommen recht damals, als sie recht energisch verkündete, den Kontakt zu ihrer menschlichen Familie unbedingt halten zu wollen. Celia und Nicolas hatten sie beide darin bestärkt, und so kam es schließlich bald dazu, dass sich die gesamte Familie regelmäßig bei den Blandforts versammelte. Zaide und Catherine fanden schnell Gefallen aneinander, genossen ihre kleinen Unterhaltungen in vollen Zügen, und beide bemerkten, dass es trotz ihres Alters und ihres Wissens noch immer Dinge gab, die man von der jeweils anderen lernen konnte. Doch vor allem die junge Generation profitierte von diesen Besuchen. Die beiden Mütter erkannten ihre einst so ernsthaften Kinder kaum noch wieder, wenn die muntere Bella mit ihnen, Justin und natürlich dem Hund allerlei Unsinn trieb, der wenig an Erwachsene denken ließ. Doch warum nicht! Zaide lächelte ihrer Tochter zu. Sie trug eine schwere Last auf ihren kleinen Schultern, doch mit Hilfe dieser Menschen, die sowohl Melynne als auch Reshanne so wenig geschätzt hatten, wurde sie ihr leicht.




    [/FONT] Und noch eine andere Sorge war ihnen, nach längerer Zeit endlich abgenommen worden. Zaide, die sich inzwischen den anderen Gratulanten angeschlossen hatte, stupste ihre Tochter leicht mit dem Finger an, um deren Aufmerksamkeit auf einen anderen Teil des Gartens zu lenken.
    „Ja!“ antwortete Celia ihrer Mutter in Gedanken. „Immer noch wie frisch Verliebte!“
    „Gemessen an unserer Zeitrechnung sind sie das auch. Dennoch, manchmal kann ich es immer noch nicht glauben, Melynne würde vermutlich - wie nannte die junge Dame hier das früher immer- aus den Schuhen kippen?“
    „Latschen, Mutter, sie sagte aus den Latschen kippen.“ Celia unterdrückte ein Kichern, wurde aber gleich wieder ernst.
    „Nach Zardons ... Tod hatte ich schon das Schlimmste befürchtet, es hat sie so sehr mit genommen. Wenn er sie deshalb wieder verloren hätte....nicht auszudenken!“
    [FONT=&quot]Zaide drückte ihre Hand. „Das war seine Entscheidung, mein Kind. Nicht jeder kann vergessen, oder vergeben. Und doch hat auch dieser Starrsinn letztendes noch etwas Gutes bewirkt. Du bist glücklich, und die zwei dort sind es auch!“




    [/FONT] In der Tat konnte niemand das bestreiten, wer immer die beiden zusammen sah. Keyla hatte in ihrer sanften aber doch bestimmenden Art nicht nur das gefrorene Herz des Herrn der Finsternis geschmolzen, sondern ihm auch dabei geholfen, die Mitglieder ihrer Kaste allmählich davon zu überzeugen, dass er die Chance verdiente, die Celia ihm zu geben bereit war. Anfangs war es nur der Respekt vor dem Amt der Herrscherin und die Furcht, die allen nach der Beinahe-Katastrophe noch immer im Nacken saß, welche einen neuerlichen Eklat verhinderte. Vor allem da Keylas Vater, der von allen hochgeachtete Herr des Lebens sich mit dieser Entscheidung einfach nicht abfinden konnte und sich zum Entsetzen vieler aus dem Rat und auch aus der Welt zurückzog. Aber weder Keyla noch Celia ließen sich beirren, und nachdem sich selbst Reshannes Ehemann Cyros auf ihre Seite gestellt hatte, akzeptierten schließlich auch die anderen Elo-i den alten neuen Ratsherrn.
    Dem menschlichen Teil der Familie hatte man auf Nicks persönlichen Wunsch Variks Beteiligung an der Geschichte größtenteils verschwiegen, sodass Keyla, die nach aus Menschensicht langer Zeit erneut Variks Frau geworden war, bei den wichtigen Familientagen nicht ohne ihren Mann erscheinen musste. Und obwohl er noch immer eine gewisse Düsternis ausstrahlte, so war die Kälte, die ihn früher einmal umgeben hatte, doch gewichen, als hätte er sie ebenso abgelegt wie seine Maske. Diesmal regierte Keyla sein Herz, und sein Herz regierte ihn.





    ++++++++++
    und zu Teil 4


    [FONT=&quot]Natürlich kam Bellas Wunsch nicht von ungefähr. Immerhin hatte sie in den letzten Jahren von JDs Arbeit eine Menge mitbekommen. Eines seiner größeren Projekte hatte ihn erst für zwei Jahre in London gehalten, danach erhielt er ein so lukratives Angebot, dass er schließlich einfach in England blieb. Wann immer er irgendwie konnte, war er bei ihnen vorbeigeschneit. Es war ihr oft gelungen, ihn dazu zu bringen, dass er sie in sein Büro mitnahm, um ihr seine Entwürfe zu zeigen. Bella entwickelte zunehmend mehr Interesse daran und wie JD bald feststellen konnte, auch ein Gespür dafür, wie man die Dinge angehen musste, damit sie funktionierten. Also war es ganz selbstverständlich, dass sie sich auch während ihres Studiums häufig sahen, sie ihn um Rat fragte, oder, auch das kam immer öfter vor, er sie.




    [/FONT][FONT=&quot]Sie konnten stundenlang miteinander reden und fachsimpeln über die neuesten Trends. Wie oft hatte Catherine die zwei am Wochenende über Bellas Studienarbeiten gebeugt gesehen, heftig diskutierend, wo man Türen sinnvoll und optisch ansprechend einsetzte und war kopfschüttelnd wieder hinaus gegangen. Sie hatte kein Wort verloren, als die beiden begannen, abends miteinander auszugehen. Anfangs noch ganz harmlos, schließlich war er doch noch immer Nicks bester Freund, und als solcher eher Bellas zweiter großer Bruder. Doch die Vertrautheit der beiden wuchs, und Bella zeigte kein wirkliches Interesse an jungen Männern, die, auch das nahm Catherine befriedigt zur Kenntnis, ihrer hübschen Tochter gern den Hof machen würden, wenn sie es nur zuließe. Doch stattdessen....




    [/FONT] Bella drehte den Kopf zu ihrer Mutter, als diese neben ihr stehen blieb und sie im Spiegel ansah.
    „Du hast es damals schon gewusst, nicht wahr?“
    „Vielleicht, geahnt, vermutlich. Gewisse Dinge waren nicht zu übersehen.“
    „Du hättest nein sagen können?“
    „Warum sollte ich?“
    „Weil er nicht das ist, was du dir immer gewünscht hast für mich?“
    Catherine schluckte einen Moment und strich ihr sanft über die Wange.
    „Bella, ich wollte dich nur glücklich wissen, und wenn ich in deine Augen sehe, dann hat sich das erfüllt. Wenn dein Herz die Wahl getroffen hat, dann hast du auch richtig entschieden.“
    Bellas Herz machte einen Riesensprung. „Meinst du, dass es ihm gefällt?“ Sie vollführte eine übermütige Drehung um die eigene Achse und erntete ein neuerliches Lächeln der Mutter.
    „Er wird hingerissen sein, verlass dich drauf.“ Catherine zupfte noch eine letzte Falte des Schleiers zurecht und hauchte ihr noch einen Kuss auf die Wange. „Ich bin sehr, sehr stolz auf dich mein Kind.“




    „Aufgeregt, Kleines?“ fragte Nicolas seine Schwester nur wenig später, als die Mutter mit ihr herauskam, ihm zulächelte und sich dann an ihren Platz begab.
    „Und wie!“ Bella gluckste leise. „Meine Knie zittern, ich kann kaum atmen.“
    „He, he, nicht dass du mir jetzt umfällst. Du weißt, ich praktiziere nicht mehr als Arzt.“
    Er griff nach ihrer Hand und drückte sie beruhigend, während sich Bella mit glänzenden Augen umsah. Alles um sie herum leuchtete unter dem dunklen Himmel in einem warmen Licht, tausende Blumen in Vasen zwischen den Säulen arrangiert und auf dem Rasen verströmten ihren Duft. Und dort vorn stand er und wartete auf sie.
    „Das ist zauberhaft hier, wie in einem Märchen“ flüsterte sie. Kaum zu glauben, dass wir uns mitten in London befinden.“
    „Extra für euch beide geschaffen. Und niemand da draußen merkt etwas davon. Das hat sie nicht schlecht gemacht, oder?“ Er lächelte verträumt vor sich hin und Bella knuffte ihn scherzhaft in die Seite.
    „Das ist meine Hochzeit, großer Bruder, also keine Zeit fürs Träumen, du hast hier eine Aufgabe zu erfüllen.“
    Nick grinste sie spitzbübisch an, reichte ihr den Arm und streifte sie noch einmal mit einem warmen Blick. „Du bist wunderschön, Kleines, wunderschön!“




    Die gleiche Bewunderung leuchtete ihr aus JDs Augen entgegen, als Nicolas sie an seine Seite stellte, dem Freund zunickte, und sich zu ihrer Mutter setzte.
    Die nun folgende Zeremonie war etwas besonderes. Kein anderer Mensch würde sie jemals erleben. Diese Trauung vollzog kein Pfarrer irgendeiner Kirche, noch ein anderer Geistlicher, sondern die Weltenlenkerin persönlich. Auch als menschliches Mitglied ihrer Familie würde das Bella zustehen, hatte Granny Keyla ihr erzählt, die es immer noch für eine Pflicht hielt, über ihre Nachkommen zu wachen. vor allem natürlich über die, welche sie in der sterblichen Welt zurückgelassen hatte. Bella war begeistert von ihr und mehr als erstaunt, dass Mutter und Bruder das Geheimnis so lange Zeit für sich behalten hatten. Sie nutzte die neuen Möglichkeiten, ihren Wissensdurst zu stillen, weidlich aus. Und Keyla verlor niemals die Geduld und wurde auch ihr eine gute Freundin. Vorsichtig tastete Bella nun nach ihrem Hals, wo das Hochzeitsgeschenk ihrer noch immer so jugendlich wirkenden Granny ruhte, eine Kette, die älter war als selbst die Pyramiden. Noch ein Blick rund herum, sie waren alle gekommen, all die ihr inzwischen so vertrauten und doch immer noch ein wenig ehrfurchtgebietenden Geschöpfe, die verrückterweise Teil ihrer Familie waren, dann kehrte ihre Aufmerksamkeit zu ihrem Mann zurück, der vollkommen unbeeindruckt von der erlauchten Gesellschaft, nur Augen für sie zu haben schien.




    Schon am Morgen hatte sie das Kribbeln gespürt, als er ihr den Ring ansteckte. Doch das war nichts im Vergleich zu dem, was sie nun fühlte. Sie hörte kaum die Worte, die Celia sprach, von einem langen Leben in Glück und Gesundheit unter dem Schutz derer, die sich hier versammelt hatten. Sie fühlte nur ihre Hand, die warm und sicher in seiner lag. Doch als er ihr nun zum zweiten Mal den Ring überstreifte, rückte auch der Rest der Welt in weite Ferne. Sanftes Licht, ausgehend von der
    [FONT=&quot]Elo-i, die vor ihnen stand, begann sie beide einzuhüllen, durch jede Faser ihres Körpers zu dringen, bis in die Spitzen ihrer Haare. Aber das alles sah und fühlte sie kaum. Ihre Sinne waren völlig gefangen von ihm. In seinen Augen funkelte es, seine Finger streichelten kaum merklich über ihre Haut, während er, mit ungewohntem Ernst sein Treuegelöbnis sprach. So hörte sie auch nicht den tiefen Seufzer, den ihre Mutter ausstieß, bemerkte nicht, wie sie verstohlen nach der Hand ihres Sohnes griff, der ihr lächelnd ein Taschentuch anbot, bevor er sich mit ihr erhob.





    [/FONT] „Das war wunderbar!“ sagte er unhörbar, nachdem er sowohl der Schwester als auch dem Freund gratuliert hatte. „Und du bist ein Stück weitergegangen, als du es ursprünglich wolltest, nicht wahr?“
    Celia sah ihn an. „Ein klein wenig unserer Energie wird ihm nicht schaden. Es gleicht den Unterschied zwischen ihnen ein wenig aus. Sie sollen doch möglichst lange ... glücklich sein.“
    „Tja!“ Nicolas schmunzelte. „Wir Blandforts scheinen einfach einen Hang zu Älteren zu haben, vor allem ich.“
    Celia erwiderte sein Lächeln. „Ach die 200 Jahre fallen doch gar nicht ins Gewicht. Wenn ich da an meinen Vater denke, Mutter war damals schon weit, weit älter als ich jetzt...aber“ sie strahlte ihn an „...das spielt keine Rolle, wenn man sich verliebt, oder?“
    Nicolas schlang den Arm um ihre Taille und strich ihr mit dem Zeigefinger die Haare aus dem Gesicht. „Nein, nicht die geringste, Liebes. Und auch kein anderer Unterschied. Das hab ich dir schon damals gesagt, und ich meine es immer noch so.“
    Ja, das hatte er, und sehr deutlich.




    +++++++
    zu Teil 3

    Epilog


    6 Jahre später


    Endlich war es soweit. Endlich fertig angezogen, die Haare frisiert, der Schleier festgesteckt, die letzten Falten glatt gezogen.
    Eigentlich hätte sie jetzt vollkommen erschöpft sein müssen, nach dieser Strapaze, aber alles, was sie fühlte, war Aufregung,
    ein Herzklopfen wie bei ihrem ersten Kuss.
    Dabei war sie doch längst seine Frau. Zumindest dem Gesetz nach.
    Sie hatten die standesamtliche Trauung in aller Stille vollzogen, nur ihre allerengsten Freunde waren dabei gewesen.
    Sie wünschten keine große Feier hatten sie verkündet, wollten lieber gleich in die Flitterwochen, und alles hatte verständnisvoll gelächelt.
    Von der kleinen Zeremonie, für die sie nun doch den Hosenanzug vom Morgen mit diesem Traum in Weiß vertauscht hatte, ahnten sie nichts.




    „Dachte ich es mir doch! Du stehst hier und träumst vor dich hin, während alles auf dich wartet!“
    Ein amüsiertes Lächeln umspielte Catherines Lippen als sie auf ihre Tochter zuging.
    „Ist er denn schon da?“ fragte Bella leicht atemlos und Catherine nickte.
    „Er steht unten und trippelt von einem Fuß auf den andern vor Aufregung. Man möchte meinen, es sei seine eigene Hochzeit.“
    Liebevoll betrachtete Catherine ihre Tochter. Wo war nur die Zeit geblieben?
    Wie im Flug vergingen die letzten Jahre, aus dem rebellischen Teenager war unversehens eine hübsche junge Frau geworden,
    [FONT=&quot]die selbstbewusst ihre eigenen Wege ging, sich in nichts hineinreden ließ, auch nicht in der Wahl ihres Mannes.




    [/FONT] Nun, Catherine hatte es schon vor Jahren aufgegeben, sie in eine bestimmte Richtung drängen zu wollen. Das Leben hatte ihr eine wohlgemeinte Lehre erteilt, und sie war klug genug gewesen, diese auch anzunehmen, selbst wenn der Weg dahin für sie recht schmerzhaft gewesen war. Nicks Tod hatte sie endgültig wachgerüttelt, aber in keinster Weise war sie darauf vorbereitet, was ihr bevorstand, als sie nach langem Hin und Her dann doch vor Justin Sandersons Tür stand.
    Nur ein wenig ausspannen hatte sie wollen, nach all dem Stress, ein paar Tage in Ruhe und Frieden mit ihrer Tochter verbringen, ohne Firma, ohne Presse, ohne Polizei. Bellas Augen waren groß geworden, als sie verunsichert zu JD hinübersah, einen Augenblick war darin sogar etwas wie Enttäuschung aufgeblitzt, nur einen Moment lang, aber er genügte, dass Catherine am liebsten wieder umgedreht wäre. Doch JD hatte ihre Sachen ohne große Reden in sein zweites Gästezimmer gebracht, ihr anschließend einen starken Kaffee gekocht und ein sehr langes Gespräch mit ihr geführt, über Bella natürlich, die er zuvor recht energisch in die Schule gejagt hatte, ohne dass Bella auch nur maulte.




    [FONT=&quot]Noch immer konnte sie sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, wenn sie daran dachte, welche Szenen sie in seinem Haus zu sehen bekam, wenn er mit dem Hund durch die Flure tobte, verfolgt von ihrer ziemlichen munteren Tochter, die ihren neuen Freund Ben über alles zu lieben schien. Oftmals, wenn sie ihnen dabei zusah, fragte sie sich, wie sie sich derart in dem jungen Mann hatte täuschen können, ausgerechnet sie, die sich doch immer soviel auf ihre Menschenkenntnis eingebildet hatte. So liebevoll und dabei völlig unaufdringlich und selbstlos er sich um die Familie seines besten Freundes kümmerte, doch ein Danke oder gar eine Entschuldigung wollte er nicht hören. Und so begann sich ihrer aller Leben langsam wieder zu normalisieren, bis es dann passierte.




    [/FONT] Es war schon spät, Bella schlief seit geraumer Zeit, JD stöhnte über seinen längst überfälligen Bauplänen, während sie draußen die Abendluft genoss und ihren Gedanken nachhing. Gerade, als sie hineingehen wollte, hörte sie es.
    Jemand rief sie, ganz leise nur, eine Stimme, die sie im ersten Moment gequält die Augen schließen ließ.
    Doch als sie sie wieder öffnete, da stand er vor ihr und lächelte. Sie war aufgesprungen, starrte ihn an, und dann versagten ihr die Beine den Dienst. Er hatte sie regelrecht auffangen müssen, dass sie nicht einfach zu Boden sank.
    „Nicolas!“ Mehr brachte sie nicht heraus.
    [FONT=&quot]„Ja Mom!“ antwortete er mit Tränen in den Augen und Catherine presste ihn an sich, schwankend zwischen Hoffnung und Verzweiflung. Geister weinen nicht.




    [/FONT] Bis weit in die Nacht hinein hatten sie nebeneinander auf der Terrasse gelegen und geredet, geredet, geredet. Fassungslos hatte sie ihm zugehört, als er ihr erzählte, was mit ihm geschehen war. Kaum glauben konnte sie es. Ihr ganzes Weltbild wurde auf den Kopf gestellt. Wieder und wieder hatte sie die Hand nach ihm ausgestreckt, sich vergewissert, dass er auch wirklich da war und kein Produkt ihrer Fantasie. Ihr Sohn! Er war tatsächlich wieder bei ihr, leibhaftig und lebendig strahlte er sie aus seinen großen sanften Augen an, Cressidas Augen, oder Keylas oder … Catherine hatte irgendwann Mühe bekommen, seinen Erklärungen zu folgen.
    Am nächsten Morgen berief sie den Familienrat ein, der, irgendwie ganz selbstverständlich auch Nicks Freund mit einschloss. Schließlich galt es nun eine Menge Entscheidungen zu treffen, vor allem Bellas wegen. Noch immer hallte ihr deren Freudengeheul in den Ohren, als sie morgens die Treppe herunter kam, mitten auf dem Absatz stehen blieb, hinunter starrte und dann ihrem großen Bruder um den Hals gefallen war. Catherine hatte sich lachend ins Wohnzimmer verzogen, bis sich die erste Aufregung gelegt hatte.




    Die nächsten Jahre gestalteten sich nicht immer ganz einfach. Catherine hatte mit ihrer Tochter noch so manchen Strauss ausfechten müssen, obwohl sie ohne Murren und Klagen mit ihr umgezogen war, und sich in der neuen Umgebung auch sofort einzuleben begann. Vielleicht, weil die beiden wichtigsten Männer in Bellas Leben die Veränderung angesichts der Umstände ebenfalls für das Beste hielten, aber dennoch immer in ihrer Nähe und erreichbar blieben, wofür nicht nur Bella überaus dankbar war. Vielleicht auch, weil Catherine ihnen beiden eine eher moderne Stadtwohnung einrichtete, statt sich mit ihrer Tochter in einem der „Museumskästen“ zu vergraben, wie Nicolas die altehrwürdigen Landsitze zu nennen pflegte. Bereuen musste sie es jedenfalls nie, Bellas Leistungen besserten sich wie durch ein Wunder derart, dass ihr nach dem Schulabschluss alle Türen offen standen.
    [FONT=&quot]Nur welche sollte sie nehmen, welches Studienfach wählen? Jeder rechnete mit einer neuerlichen Auseinandersetzung zwischen Mutter und Tochter, weil man sich über Catherines Wünsche keinerlei Illusionen machte. Sie schlug dem Mädchen denn auch zunächst Jura, Wirtschaftslehre oder Medizin vor, aber Bella lehnte alles ab. Und dann, Catherine lächelte in Gedanken daran, hatte sie die Tochter überrascht mit ihrer Frage, ob sie wohl lieber Architektur studieren würde.




    [/FONT] „Mom“ rief Bella aus. „Wie.... woher... Würdest du mir das wirklich erlauben?“
    „Ist das nicht dein Leben? Hast du mir das nicht immer gesagt?“ antwortete sie schmunzelnd. „Und du hast tatsächlich eine Begabung dafür, das weiß ich. Du kannst zeichnen, logisch denken und dir Dinge vorstellen. Du hast Geschmack und ein gutes Auge für Details.“
    Bella war vollkommen sprachlos. „Das hab ich von dir, Mom. Ich hab eine Menge von dir gelernt.“
    Catherine seufzte. „Na dann kann ich ja nicht alles falsch gemacht haben.“
    „Das hast du nicht, das hast du wirklich nicht. Ich liebe dich, Mom!“ flüsterte Bella und drückte sie an sich.





    ++++++++
    zu Teil 2

    Hallo alle zusammen!


    Zuerst mal die schlechte Nachricht:
    Celias Nachbarschaft ist definitiv hin. Mein Computer weigert sich massiv, sie zu spielen und pflegt sich nach zwei, drei Minuten neu zu starten oder versucht, mich mit gigantischen Grafikfehlern in die Flucht zu schlagen.


    Nun die gute:
    Er hat nicht gewonnen.
    Mit etwas Geduld und viiiiiiiiiel Zeit habe ich ihn dazu gebracht, mir doch noch die Bilder zu liefern, die ich brauche, um diese letzte Fortsetzung schreiben zu können.
    Nun, möglicherweise ist er einfach überfordert mit den vielen Gebäuden, die sich da inzwischen angesammelt haben, denn natürlich muss man selbst für die letzte Folge noch einmal ordentlich bauen. ;)


    Wieder einmal ganz lieben Dank fürs Kommentieren und auch die vielen Karmaspenden. *ganz gerührt bin*



    Rheasylvia: eigentlich ist es das schon, eine unendliche Geschichte.... aber selbst die bewusste gleichen Namens hatte doch erst einmal ein Ende, der arme Autor braucht dann einfach eine Pause. :rollauge
    Ich soll ein Wunder vollbringen. Oh, ich wünschte, ich könnte das wirklich, gerade im Moment, aber bitte sehr.... für dich.... ich schwinge meinen Zauberstab .... abrakadabra..... ich hoffe, du bist zufrieden. Danke für deine Unterstützung hier!



    @gotti: ein Traum? Davon gab es viele in dieser Geschichte.... aber alles nur ein Traum? Ob Nick das gefallen würde? Mal sehen, wie du mit dem einverstanden bist, was es denn nun wirklich ist.... für alle. *eine dicke Umarmung für dich, für all deine lieben Kommis und Aufmunterungen* :hug



    Rivendell: 1, 2 oder 3? vielleicht auch Nummer 4? Über Celia und Nick sag ich nichts weiter, das findest du alles gleich unten. Zu Varik: Einfach nur ein großes Herz war es nicht. Da steckte schon Absicht dahinter. Zu einem Neuanfang gehört auch Vergebung, und in einem Fall wie diesem ist es tatsächlich besser, den Mann direkt neben sich zu haben. Ein deutliches Signal in meinen Augen. UNd spekulier du ruhig, weißt doch, das macht mir immer Spaß zu lesen.



    @Lllynya: ehrlich gesagt, freu ich mich auch auf das Finale, oder habe es, nachdem ich schon befürchtete, ich könnte es gar nicht beenden.
    Ich hoffe, ich habe die meisten deiner Fragen mit der gleich folgenden FS beantwortet.
    Und was die Bösen betrifft, was ist schon böse, was ist gut, alles eine Definitionsfrage, letztlich von dem, der gewinnt, oder?
    Und Varik? Ich gestehe, dass er mir immer sehr, sehr viel Spaß gemacht hat, obwohl ich mir über sein Ende lange Zeit sehr im unklaren war.




    Julsfels: na du hast mich vielleicht in Versuchung gebracht. Ein bittersüßes Ende, sehr verlockend. Aber nun ja..... Es spricht auch einiges dagegen..... Hausmeister wird Nick allerdings definitiv nicht, das ... kommmt nicht in Frage.
    Ja, du hast Varik schon mit Flügeln gesehen, z.B. am Ende der unseligen Party, sie sind sehr dunkel.
    Du willst eine Chance für Varik? Warum wollt ihr nur immer alle einen glücklichen Bösewicht? :) Also Keyla, hast du das gehört, sie wollen, dass du....... der Autor übernimmt keine Haftung für die Handlungen seiner Figuren.




    Lenya: *festhalt, beruhig* warum muss es denn unbedingt ein dreieck sein? warum kein quadrat? :p
    Und wieso denn nur 2? Du bist aber ungerecht. Na gut.... dann fang ich mal an zu streichen... wen darf ich denn unglücklich machen..... *händereib*



    Na dann werde ich mal loslegen.
    Vorweg noch zwei Dinge:
    1) Epiloge zu schreiben ist so ungefähr das Schwierigste, was ich mir vorstellen kann.... ich hoffe, jeder kommt mit den Erinnerungen klar, die ich eingebaut habe (alle fein mit Rahmen).


    2) ein riesengroßes Dankeschön an Juls für die Reparatur dieser Dateien. Es mag in dieser Fortsetzung gar nicht viel erscheinen, aber ohne dich würde es dieses Bild nicht geben. DANKE!!!


    Und nun aber los. Ich hoffe, ihr habt etwas Zeit mitgebracht, denn es sind.... 30 Bilder.


    ‚Wie verloren er wirkte, inmitten all dieser Blumen!’ dachte Celia am gleichen Abend in ihrem neuen Zuhause. Es hatte sie erstaunt, dass Zardon ihr das Refugium seiner Frau, den Garten um den Sternensee von selbst anbot, nachdem sie Reshannes alten Palast Cyros überlassen hatte, eine Entscheidung, die sie beim Anblick des verzauberten Ortes niemals bereuen würde. Hier würde sie sich heimisch fühlen, wenn auch ....
    Sie ließ den Blick über die Gestalt des Mannes schweifen. Wie sehr sie ihn vermisst hatte, seine sanften klugen Augen, in denen so viel Liebe für sie lag. Und doch hatte sie diese Begegnung lange hinausgezögert, sich regelrecht davor gefürchtet. Denn dass er überhaupt hier war, wo er nicht sein sollte, das war ihre Schuld. Sie hatte ihn getötet.
    [FONT=&quot]Sie seufzte auf, gab sich einen Ruck und ging hinüber.




    [/FONT]
    „Nicolas!“ Der Rest blieb ihr im Halse stecken, als er den Kopf hob und sie der Blick aus seinen ihr so vertrauten Augen traf.
    Er lächelte. Himmel, ihr wurde schon von diesem Lächeln schwindlig.
    „Du bist wunderschön!“ hauchte er andächtig, während er sie unverwandt ansah. Unwillkürlich strich sie sich über die weißen Strähnen.
    „Wirkt es nicht zu streng, zu alt?“ Er schüttelte den Kopf.
    „Das steht dir gut. Noch besser als Miss Blauhaars Kreation.“
    „Miss Blauhaar?“
    [FONT=&quot]Sein Mund verzog sich zu einem jungenhaften Grinsen. „Bellas Friseurin.“




    [/FONT] Ihr eigenes Lächeln gefror, sie wandte sich ab, unfähig, ihn länger anzusehen.
    „Celia?“ Beunruhigt kam er näher. „Was hast du? Hab ich etwas Falsches gesagt?“
    „Nein“ Mühsam kämpfte sie um ihre Fassung, was ihr angesichts seiner beunruhigenden Nähe fast unmöglich wurde. „Ich musste nur daran denken, was ich dir angetan habe!“
    „Angetan?“ Nicolas blieb direkt neben ihr stehen. „Du hast mir nichts angetan!“
    „Doch!“ schniefte sie und suchte, die aufsteigenden Tränen fortzuwischen, bevor er sie sah. „Ich habe dich ge...“
    „Nein!“ unterbrach er sie, bevor sie es aussprechen konnte. „Das warst nicht du. Das war nur jemand, der aussah wie du. Jemand ohne eigenen Willen.“
    „Mag sein, aber im Tempel, in der Ratshalle, da .... war es...mein Wille.“



    „Celia, sieh mich an!“ Unendlich sanft sagte er das, so sanft, dass sie ihm nicht zu widerstehen vermochte, sich regelrecht herumgezogen fühlte.
    Er streckte ihr die Hand entgegen, nur ein kleines Stück, gerade soviel, dass sie wusste, was er sich wünschte und ihr entgegenkam, es jedoch ihr überließ, ob sie es annehmen würde.
    Zögernd hob sie ihre eigene, ihm entgegen, gleich würden ihre Finger ihn berühren. Nichts schien sich mehr zu bewegen, alles hielt den Atem an und verharrte in gespannter Erwartung.
    [FONT=&quot]„Es tut mir so leid!“ flüsterte sie, während sie ihre Hand in seine legte und sich widerstandslos, glücklich, in seine Arme schließen ließ.




    [/FONT] „Was passiert ist, war nicht deine Schuld!“ erklärte er leise und drückte sie an sich. „Sie haben dich manipuliert, verändert, belogen. Und du hast dich gewehrt, ziemlich heftig, das geb ich gerne zu, aber nicht zu Unrecht. Niemand macht dir einen Vorwurf, auch ich nicht.“
    „Wirklich nicht?“ Noch immer zögerte sie, doch sein energisches Kopfschütteln ließ sie endlich die Arme um seinen Hals legen und den Kopf an ihn lehnen.
    „Ich bin nur froh, dass du wieder du bist. Dass du es geschafft hast, und nicht mehr so entsetzlich bleich auf dieser Steinbank liegst. Ich hatte solche Angst, dass du nie wieder aufwachst.“
    „Nicolas, ich....“
    [FONT=&quot]„Schsch...“ er legte ihr den Finger auf den Mund. „Vergiss das einfach.... Es ist vorbei, und nicht mehr wichtig. Wichtig ist nur noch eins....“




    [/FONT]
    Sie richtete sich wieder auf, sah ihm in die Augen, versank förmlich in ihnen, eingehüllt in seine warme, zärtliche Umarmung.
    Seine Finger streichelten ihre Nacken, ließen ihre Knie schwach werden.
    „Ich liebe dich!“ Ernst, beinahe feierlich klang das, als würde er ihr ein Versprechen geben, eines für die Ewigkeit.
    Und eine Ewigkeit wollte sie in seinen Armen liegen, ihn nie wieder loslassen, nie wieder....
    Sie fühlte es, noch bevor er sich zu ihr hinüber beugte, die gleiche Sehnsucht, das gleiche Verlangen.
    [FONT=&quot]Ihre Augen schlossen sich, sie seufzte tief auf, als seine Lippen die ihren streiften.....



    [/FONT]
    .....doch sie erwiderte den Kuss nicht, sondern löste sich von ihm.
    „Was..... ? Stimmt etwas nicht?“ Wenn er sich doch nur nicht so verwirrt anhören würde! „Haben sich deine Gefühle geändert?“
    „Nein, Nicolas, sie sind immer noch dieselben, und wäre ich... jetzt einfach nur Zaides Tochter, dann würde ich .... alldem hier, sofort entsagen und mit dir gehen. In deine Welt.“ Sie trat noch einen Schritt zurück und zog den Arm zurück, als er nach ihr greifen wollte. „Aber das kann ich nicht, nicht mehr. Wenn ich gehe, hört alles auf zu existieren. Also muss ich bleiben.“
    [FONT=&quot]Er zuckte mit den Schultern. „Das macht doch nichts, ich bin doch auch hier.“




    [/FONT]
    „Das geht nicht, Nicolas.“
    „Warum nicht?“ Guter, tapferer Nicolas. Wie sehr er sich bemühte, nicht verletzt zu klingen, dabei brach ihr selbst doch fast das Herz.
    „Du bist ein Mensch, Nick, die Seele eines Menschen. Du kannst hier nur existieren, weil wir dich halten. Für lange Zeit, ja. Aber du wärest gefangen, müsstest an einem Ort bleiben, weil du dich ohne die Hilfe eines Elo-i nicht in unserer Welt bewegen kannst. Erinnere dich, meine Mutter musste dich hierher bringen. Und so würde es immer sein. Was für ein Leben wäre das für dich, Nick? Ausgerechnet du, verdammt zur Untätigkeit, für Jahrhunderte? Das kann, das will ich dir nicht antun.“
    „Aber“ sie machte seinem Versuch, sie umzustimmen sofort ein Ende.
    „Ich schicke dich nach Hause, zu Bella, zu deiner Mutter und zu JD, zurück in deine Welt, damit du leben kannst, leben, Nicolas, wie du es verdienst. Das ist alles, was ich tun kann.“





    +++


    „Ich hab es nicht für dich getan!“ antwortete er ohne Zögern. „Auch nicht für die Welt. Ob sie untergeht oder nicht, was spielt das für mich noch eine Rolle?“
    „Wofür dann?“ fragte sie, und die Strenge verschwand aus ihrer Stimme, und er faltete die Hände, senkte den Kopf, tiefer als zuvor, ohne die Wahrheit vor ihr verbergen zu können.
    „Du liebst sie immer noch, nicht wahr? Du hast nie aufgehört, sie zu lieben“ sagte sie leise. „Wie schade, dass du den Wert dieser Liebe nicht erkannt hast.“
    „Es ist mir gleich, was du mit mir vorhast, ruf die Wächterin und bring es hinter dich. Es wird das Beste sein“ versuchte er, dem unangenehmen Thema auszuweichen.
    „Was das Beste ist, bestimme jetzt ich, Varik. Und ich erwarte eine Antwort auf meine Frage.“
    [FONT=&quot]Er hob den Kopf und begegnete ihrem Blick, der in sein Innerstes zu dringen schien.




    [/FONT]
    Lange vermochte er dem nicht standzuhalten. Zudem, was nützte es noch, er vermochte ja nicht einmal mehr, sich selbst zu belügen. Allein sie wiederzusehen, genügte schon, den alten Schmerz wieder aufleben zu lassen, die Sehnsucht, die ihn in all den Jahren nie verlassen hatte, obwohl ihm bewusst war, dass sie auf ewig ungestillt bleiben würde. „Ich möchte nur, dass man ihr die Heimkehr gestattet. Sie gehört nicht zu den Menschen, sondern hierher. Es...., es war ja nicht ihre Schuld, genauso wenig wie deine!“ sagte er leise.
    Celia nickte, als wäre dies genau das, was sie erwartet hatte.
    „Das ist längst geschehen“ erklärte sie ebenso leise. „Sie wird die neue Zeremonienmeisterin des Rates sein, und den Platz von Cyros einnehmen, der aus verständlichen Gründen....für einige Zeit dem Rat fern bleiben wird. Ich denke, sie ist die am besten geeignete für diese Position, da sie von Melynne umfassend eingewiesen worden ist. Da stimmst du mir doch zu, oder?“



    Er wusste nicht, was er antworten sollte und nickte nur.
    „Desweiteren...“ fuhr Celia auch schon fort, „...wird sie in Zukunft die Stimme der Menschen in diesem Rat sein. Da unsere Entscheidungen ihre Welt dermaßen beeinflussen, sollte jemand auch ihre Interessen hier vertreten, nicht wahr?“ Erneut vermochte er nur zu nicken.
    „Und nun zu dir, Varik!“
    „Ich bin bereit.“ Er hielt den Atem an, wartete darauf, dass sie die Wächterin zurückrief, um ihn auszulöschen. Doch sie kam nicht. Stattdessen hörte er sie mit einem deutlichen Tadel in der Stimme sagen:
    „Ich wünsche, nein ich verlange, dass du in den Rat zurückkehrst.“ Er riss den Kopf nach oben und starrte sie fassungslos an.
    [FONT=&quot]„WAS?“ krächzte er.




    [/FONT]
    „Du hast mich schon verstanden. Von heute an wird der Rat wieder aus 6 Mitgliedern bestehen, wie es sein sollte. Und du wirst deinen Platz mir gegenüber wieder einnehmen.“
    Keinen einzigen Ton brachte er heraus, auch nicht, als sie an ihm vorbeiging, hin zu der Stelle, an der einst sein Stuhl gestanden hatte. Ihre Hand hob sich nur ein Stück, der Boden begann zu zittern, als würde er sich aus langem Schlafe schütteln, das Podest wuchs aus dem Boden hervor, Säulen erschienen, verbanden sich zu neuen Bögen.
    „Warum?“ flüsterte er, während er noch immer staunend dabei zusah, wie die Halle ihr altes Antlitz zurückerhielt.
    [FONT=&quot]„Weil das Gute ohne das Böse nicht existieren kann, das Licht nicht ohne die Dunkelheit. Und weil selbst jemand wie du..... lernen kann.“ Sie drehte sich noch einmal zu ihm, „ich erwarte, dass du morgen zur ersten Sitzung des neuen Rates hier erscheinst, pünktlich!“ Dann nickte sie ihm zu und bedeutete ihm, sie zu verlassen, was er, noch immer wie betäubt auch tat.




    [/FONT]
    „Zufrieden?“ fragte Celia die junge Frau, die, kaum dass Varik verschwunden war, aus dem Schatten des Thrones trat.
    „Damit hat er nicht gerechnet!“
    Celia lächelte. „Nein. Ich denke, damit rechnet keiner. Aber es ist das einzig Richtige. Er soll für uns arbeiten, nicht gegen uns.“ Sie musterte die Frau, der man unmöglich ansehen konnte, dass es sich um ihre Großmutter handelte. „Bist DU dir denn sicher, was ihn betrifft?“
    [FONT=&quot]„Nein“ antwortete Keyla wahrheitsgemäß. „Aber wenn wir, wenn ich es nicht versuche, werde ich es nie erfahren, nicht wahr?“



    [/FONT]


    ++++++++++
    nächster Teil


    Eigentlich hatte er sich seine Rückkehr an diesen Ort ganz anders vorgestellt. Nur als Herrscher wollte er diese Hallen wieder betreten, alles hinwegfegend, was es sich dann noch wagte, sich ihm in den Weg zu stellen. Den Rat der Fünf hatte er auflösen wollen, er brauchte dieses Relikt der alten verknöcherten Strukturen schließlich nicht. Von Grund auf hatte er alles ändern wollen. Die Gesellschaft der Elo-i ebenso wie die der Menschen, dem Beispiel der Großen Mutter folgend alles nach seinem Willen neu erschaffen.
    Stattdessen stand er nun vor dem Weltenthron, um seinen Urteilsspruch zu empfangen. Beim ersten Mal hatte er sich dem entzogen, nicht aus Furcht vor Strafe, er kannte keine Angst, aber niemand, nicht einmal die Große Mutter selbst sollte ihn richten.
    Doch ihr konnte er nicht entkommen, es gab keinen Ort auf der Welt, an dem er sich hätte verstecken vor ihr, der er selbst die Macht dazu gegeben hatte.
    [FONT=&quot]Wozu auch! Was hatte er schon noch zu verlieren.




    [/FONT]
    Wie sie dort saß, die gefürchtete Marhala an ihrer Seite, als hätte sie immer dort hingehört. Und wer weiß, vielleicht war das ja auch so. Vielleicht gab es ja doch so etwas wie Schicksal. Er hatte das immer abgestritten, sich seine eigenen Regeln und Gesetze geschaffen, und doch hatten all seine Anstrengungen ihn nicht dorthin geführt, wo er sein wollte.
    Was für ein einträchtiges Bild! Die Gebieterin und ihr verlängerter Arm! Ob sie wohl noch daran dachte, dass es noch gar nicht so lange her war, dass eben dieser Arm sie hatte töten wollen? Und nun würde die Wächterin jeden ihrer Befehle ausführen, ohne jemals etwas in Frage zu stellen, genauso wenig wie sie es bei Reshanne und Melynne getan hatte. Welch Ironie!
    Für einen Moment schienen die beiden sich von ihm zu entfernen, so als wolle man ihm den Weg zu seinem endgültigen Ende erschweren. Doch da hörte er auch schon den Ruf, näher zu kommen.
    [FONT=&quot]Varik richtete sich auf, ein letztes Mal noch hob er stolz den Kopf und ging seiner Vernichtung entgegen.




    [/FONT] Denn nur aus diesem Grund konnte Marhala noch hier sein. Anders vermochte er sich ihre Anwesenheit nicht zu erklären. Die offizielle Einsetzungszeremonie war längst vorüber, als er hier ankam. Einen letzten Blick auf Zaide und Zardon hatte er noch erhaschen können, ohne es zu wagen, sie nach dem einzigen zu fragen, was ihn noch interessierte. Was mit Keyla geschehen war.
    Er hoffte, aufrichtig, Celia würde die Weisheit besitzen, die Melynne trotz all ihres Wissens gefehlt hatte, und Keyla wieder aufnehmen. Und, dass zumindest sie ihm vergeben würde. Alles andere war ohne Bedeutung.
    Er fiel nicht auf die Knie, noch verbeugte er sich vor der Gebieterin, er neigte nur ein ganz klein wenig den Kopf, doch selbst das entlockte ihr seltsamerweise ein Lächeln.



    „Lass uns allein!“ befahl sie der Wächterin und diese nickte, drehte sich um und begab sich zum Ausgang, ohne ein Wort zu sagen, während Celia sich erhob und langsam die Stufen zu ihm hinabkam.
    Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken, als die Wächterin an ihm vorbeiging. Er erinnerte sich noch genau an den furchtbaren Schmerz, als er den Strahl aufgefangen hatte, der Celia hatte töten sollen. Diese Qual, kaum zu ertragen. Es hatte ihn all seine Kraft gekostet, dem standzuhalten, und ohne die Macht in seinem Rücken, von der Celia damals noch nichts ahnte, wäre es ihm auch nicht gelungen.
    [FONT=&quot]Gut, dass Reshanne das an diesem Tag nicht erkannt hatte. Hätte sie ihre Kraft mit der Wächterin vereinigt, wer weiß.....




    [/FONT] „Wer weiß!“ wiederholte Celia seine nur in Gedanken ausgesprochenen Worte in beherrschtem kühlen Ton und musterte ihn forschend. „Du hast hoch gespielt, Varik, um einen entsetzlichen Einsatz. Und du hast verloren.“
    Furchtlos hielt er ihrem Blick stand, nickte nur. „Der Lauf der Welt, nicht wahr. Und wer kann schon sagen, ob eine Niederlage auch wirklich eine ist.“
    „Vielleicht! Nur was soll ich jetzt mit dir machen? Es gibt hier nicht nur einen, der verlangt, dass ich.....“ Sie beendete den Satz nicht, wissend, dass ihm klar war, was man in Bezug auf ihn erwartete.
    „Ich möchte dich etwas fragen,“ fuhr sie stattdessen fort. „Warum hast du mich zurückgeholt. Du hattest doch nichts zu gewinnen dabei?“





    [FONT=&quot]
    +++++++++++
    nächster Teil






    [/FONT]

    Hallo, einen schönen Sonntag euch allen.


    Ich muss zunächst erstmal etwas loswerden.
    Ich bin platt, vollkommen platt über die vielen Kommentare. Mit soviel Resonanz hatte ich nach meiner langen Abwesenheit gar nicht gerechnet.
    Ganz lieben Dank euch allen dafür.



      Rhea: Arbeit, massenhaft Arbeit, und jede Menge Geduld, zum Haareraufen, manchmal, aber es macht trotzdem Spaß, wenn man sieht, was dann dabei rauskommt. Und ich werde weiterschreiben, in der Hoffnung, dass mein Computer und das Sims-Spiel endlich mehr als nur einen Waffenstillstand miteinander ausgehandelt haben.


      PeeWee: gute Vorsätze sind immer gut, vor allem, wenn man sie dann noch einhält. Danke, dass du dich vom stillen Leserdasein verabschiedet hast. Ein Kommi ist nie unpassend, und wenn er zur allerletzten Fortsetzung kommt, wir Autoren sind über jeden einzelnen glücklich. :)



    @zaje: danke für das Kompliment



    @gotti: ich hab dich schon so vermisst und hoffe, es geht dir gut. Ich habe selbst gestaunt, wie einfach es auf einmal war, den Anschluss zu schreiben, nachdem ich mich solange damit herumgequält habe. Aber irgendwie bin ich jetzt auch froh, es nicht übers Knie gebrochen zu haben. So ist es gut geworden.
    Und ja, ich arbeite an der anderen Geschichte, sehr intensiv, die Kulissen sind mal wieder arbeitsaufwendig, aber so kann ich es wenigstens alles getrennt speichern, für den Notfall.
    Über Nicolas und das "gute Ende" sag ich, auch heute, nichts. Abwarten! ;)



      Julsfels: Eine Karotte? Nein, das hätte ich Celia nie angetan. Nicht mal in meiner ganz dunklen Weltzerstörungsphase.
    Ich denke auch, dass sie ihren Job ganz gut machen wird. Ein bisschen frischer Wind schadet ja bekanntlich nie.
    Aber dass du Nicolas zum Hausmeister machen willst..... JULS! Ich bin entsetzt. :applaus <gg>
    Ob Varik ein Halsband bekommt, wird sich wohl zeigen.... heute... *schon mal nach unten deutet*...oder später.
    Und noch mal vielen, vielen lieben Dank für die Reparatur, ich bin mehr als nur glücklich darüber.



      Lenya: du hast es mal wieder voll erfasst. Zaide ging es eigentlich weniger um die Welt, als mehr um ihr Kind, das sie nicht verlieren wollte. Eine natürliche Reaktion für eine Mutter.
    Und im Augenblick ist sie einfach nur stolz auf ihr Mädchen. Auch verständlich, denn da tut sich nun einiges im Reich der Elo-i.
    Und eine zweite Chance... nun, irgendjemand hat mir mal gesagt, die würde jeder verdienen. Wer war das nur?:rollauge



      Rivendell: ist schön, wenn sich die Arbeit lohnt, auch das Rumgebastel mit den Effekten. Gerade bei der Wiedererstehung des Tempels. Das war mir schon wichtig. Zu Nicolas.... noch kein Kommentar.



      Llynya: ich fühle mich sehr geehrt, wenn man solche Wirkungen erzielt. Vor allem, wenn man sich selbst damit einen Gefallen tut. Immerhin kam ich dadurch in den Genuss, deine wunderbare Geschichte zu lesen.
    Ich liebe es, Bilder zu machen, man hat ja nicht soviel Text, um die Dinge zu beschreiben. Und einfach nur klick-Foto und das wars, das passt nicht zu dieser Geschichte.
    Und die Möglichkeiten, die die Sims bieten, sind riesig.
    Frieden wird es nun definitiv geben, es fragt sich nur, welchen. Möglich ist im Prinzip alles, immer noch!



      Wölfin: du stellst da sehr verfängliche Fragen..... ich verweigere die Aussage. Zumindest ein Teil davon wird ja gleich beantwortet werden.
    Sollte ich jemals ein Buch schreiben, werde ich an dich denken.




    Und nun: Ich möchte noch einmal betonen, das hier ist NICHT die LETZTE Fortsetzung, sondern die vorletzte. Eine kommt noch.
    Wenn ihr heute fertig gelesen habt, werdet ihr mir vermutlich zustimmen, dass die noch nötig ist.

    Ich will nicht sagen, ich hab es gewusst.
    Höchstens, da war ein dummes Gefühl, eine Ahnung, wegen der vielen kleinen Hinweise, ganz kleine, scheinbar belanglose Dinge, ein Gefühl der Unwirklichkeit, die Orientierungslosigkeit, die Menschenleere usw.


    Und es muss dir gar nicht leid tun, dass es kein Happy End gibt, das ist gar nicht nötig, im Gegenteil. Es ist ein stimmiges Ende, ein durchaus mutiges Ende, aber eines, das dem Verlauf der Geschichte entspricht.


    Ich hab dir ja schon gesagt, ich mag deine Molly sehr. Sie ist ein normales Mädchen, keine Abrutschschönheit, aber sehr hübsch (das gilt im übrigen auch für Liz). Nicht heroisch, aber sie kann, wenn es darauf ankommt, über sich hinaus wachsen.
    Allein schon die Idee, durch die Erinnerungen ihre Entwicklung nachzuzeichnen, gefällt mir ausgesprochen gut. Sie lernt sich selbst wieder kennen, und wir mit ihr. Und das ist dir sehr gut gelungen. Da war nichts geradlinig, mehr auf und ab, was man so viel besser nachvollziehen konnte.
    Mal nur als Beispiel die letzten Ereignisse beim Einkaufen. Vermutlich haben die Leute sie gar nicht wirklich angestarrt, jedenfalls nur halb so viele, wie sie dachte. Aber da war eben, trotz des Mutes sich zu Liz zu bekennen, immer noch ein kleiner Teil, der sich, aus welchen anerzogenen Gründen auch immer, fühlte, als würde sie etwas unrechtes tun. Nach den Reaktionen in ihrer engeren Umgebung ja auch nicht weiter verwunderlich.
    Mancher mag sie anstarren, wie ein buntbemaltes Kalb, mancher mag sich wirklich bösartig, frech, ja unverschämt verhalten, in einer Kleinstadt ist manchmal wirklich eine Art Spießrutenlauf, sobald man aus den üblichen Schubladen fällt, aber dennoch.... trotz Kampf war man sich in dem Moment sicher, Molly schafft es.
    Wichtig aber: Der Kampf war da, nach außen, aber auch innen, nachvollziehbar, spürbar, und das macht es real!


    Ich mag Charaktere, die man beim Lesen zu fassen bekommt, die Tiefe haben, und nicht nur an der Oberfläche kratzen. Sie ist nicht einseitig, eigentlich kaum einer deiner Charaktere.
    Einfach nur schwarz-weiß ist nicht mein Ding, so ist die Welt halt nicht.
    (Selbst Timo hat schon ein paar Seiten, die durchaus anziehend sind - nun hau mich nicht - und ja, ich hoffe auch, er vermodert im Knast!)


    Was mir besonders imponiert ist, dass diese Liebesgeschichte (und irgendwie ist es das ja schon) keine gewöhnliche ist (obwohl es das eigentlich sein sollte). Es wagen sich nur sehr wenige an eine gleichgeschlechtliche Beziehung in Geschichten, es entspricht wohl zu wenig dem üblichen Klischee von Liebe und Romantik.


    Ich hab so mitgefiebert, über die Dummheit den Kopf geschüttelt, mitgelitten, mich gefreut, als sie über den eigenen Schatten gesprungen ist, über die Ignoranten geschimpft, dass ich schon über mich selber lachen musste.
    Es war nie, keine Sekunde langweilig. Du hast eine sehr schöne, und auch sehr entspannende Art zu schreiben. (Und: im Gegensatz zu mir, die Fähigkeit, den Text besser zu verteilen ;))


    Und deine Bilder sind wirklich sehr, sehr schön geworden. Vor allem natürlich die im Wald. (auch wenn ich als Kulissenbauer mich genauso über deine Häusereinrichtungen gefreut hab).
    Iin einem der jüngeren Kommentare hab ich gelesen, es wirke etwas unheimlich. Das stimmt, der Wald hinterließ immer einen eigenartigen Eindruck, unwirklich, bedrohlich und doch nicht gefährlich. Aber als Wald selbst echt. Genau die richtige Mischung von Pflanzen.
    Ich weiß selber, wie schwer das ist, dass man nicht zuviel hinsetzt, sonst wirkt es nicht authentisch, aber auch nicht zu wenig, sonst sieht man zuviel Straße, zuviel leere Fläche der Nachbarschaft und und und.
    Das hast du echt toll hinbekommen. Auch was das Licht betrifft.
    Die Bilder wirken immer stimmungsvoll, da kann man ruhig mal mehr als nur einen Blick beim Lesen drauf werfen.


    Ich werd jetzt lieber nicht noch auf die einzelnen Ereignisse und Personen eingehen, die mir ans Herz gewachsen sind, denn ich fürchte, dann wird das sehr, sehr lang!


    Ich hebe mir das für deine Fantasygeschichte auf. Denn wenn du die genauso enthusiastisch machst, wie die hier, werd ich genügend Gelegenheit haben, mich ausführlichst darüber auszulassen.
    Also: nicht zuviel Zeit lassen mit dem Anfang!


    Nochmal danke für eine sehr schöne Geschichte!


    Zaide schüttelte den Kopf und zog sie wieder näher an sich.



    „Hör mir zu, Kind. Das alles war nicht deine Schuld. Du warst nur das Opfer in dieser Geschichte. Und egal wie sehr wir es uns wünschen, wir können das Vergangene nicht ändern,
    all unsere Macht reicht dafür nicht aus. Aber wir können, wir müssen denen helfen, die uns jetzt brauchen.“
    „Kann ich das denn? Wird man mich nicht ablehnen, ich meine, ich war doch nie.... dafür vorgesehen....“
    „Genauso wenig wie meine Schwester. Vertrau mir! Niemand wird dich ablehnen.
    Wir können nicht ohne dich existieren. Nichts kann das. Wir brauchen dich, deine Stärke, die Weisheit, die man dir verliehen hat.
    Hab keine Angst, ich werde bei dir sein, und....“ Wehmut stahl sich in ihre Stimme, „auch Reshanne, Melynne, all jene, die vor dir diese hohe Aufgabe zu erfüllen hatten.
    [FONT=&quot]Lass dich von ihnen leiten. Ich bin ganz sicher, du wirst eine gute Herrscherin sein, eine würdige Nachfolgerin unserer Großen Mutter!“




    [/FONT] Zaide deutete mit dem Kopf hinter sich. „Vielleicht kann sie dir dabei am besten helfen. Immerhin wurde sie einmal genau dafür ausgebildet.
    Vorausgesetzt natürlich, du erlaubst ihr, aus der Verbannung zurückzukehren. Wir wollten dir gewiss nicht vorgreifen, aber ohne sie hätten wir....“
    „Ich weiß.....“ wurde sie von Celia unterbrochen. „Ich weiß, was sie getan hat.“
    Ein einfaches Nein, nicht ausgesprochen, nur gedacht, verhinderte, dass Keyla ebenso wie Zaide vor der neuen Herrscherin niederkniete, als sie sich ihr zuwandte.
    „Danke!“ sagte Celia stattdessen schlicht. „Und willkommen zuhause.“
    Keyla schluckte, unfähig irgendetwas zu antworten.
    [FONT=&quot]Aber das schien Celia auch nicht zu erwarten.



    [/FONT] „Wir haben eine Menge in Ordnung zu bringen“, erklärte sie nach kurzem Zögern und verließ den Schrein. „Und ich brauche eure Hilfe."
    Als hätte sie nie etwas anderes getan, und ohne zu wissen, woher sie die plötzliche Ruhe und Selbstsicherheit nahm, erkundigte sie sich nach dem Ausmaß der Schäden in beiden Welten
    und erteilte ihre Anweisungen.
    „Wir kümmern uns zuerst um die Menschen. Bringt so viele zurück, wie möglich, vor allem jene, die bisher nur als vermisst gelten. Dabei kannst du deinem Vater helfen, Keyla.
    Geleitet die hinüber, deren Körper zerstört sind, keine Auswahl. Alle.
    Keine neuen Opfer mehr. Darias Diener werden den menschlichen Ärzten helfen. Sollen die ruhig ein paar Wunder vollbringen.“
    Zaide schmunzelte und nickte, während sie ihr folgte. Das würde die größte Wunderwelle in der Geschichte der Menschheit werden, noch Generationen würden darüber rätseln.
    Doch sie gab der Tochter recht. Die Menschen hatten genug für die Fehler der Elo-i bezahlt.
    „Und wohin willst du gehen?“
    „In den Ratstempel natürlich.“
    „Aber der..... der ist zerstört.“ Celia lächelte verhalten.
    „Ich weiß, Mutter, ich weiß.“



    In der Tat war der Anblick schrecklich, der sich ihnen bot, als sie den Tempel erreichten.
    Was nicht zerbrochen auf dem Boden lag, ragte nur noch rußgeschwärzt in den Himmel.
    Kaum etwas, außer dem Thron der Herrscherin selbst, kündete noch von dem einstigen Zentrum der Welt.
    Für einen Augenblick hätte sich Celia am liebsten von all der Zerstörung abgewendet, die sie angerichtet hatte.
    Nur zu genau erinnerte sie sich daran, was hier geschehen war.
    Sie vermochte es nicht ungeschehen zu machen, aber .....
    „Bleibt zurück!“ befahl sie und schloss für einen Moment die Augen, um sich zu konzentrieren.
    Sie wusste, dass sie es konnte, selbst wenn es ihre ganze Kraft kostete, sie musste es nur versuchen.
    [FONT=&quot]Ein warmes Licht begann sich, ausgehend von ihrem Körper um sie auszubreiten und drängte die Dunkelheit ringsum zurück.




    [/FONT] Ganz langsam betrat sie das einstige Innere des Ratstempels. Weder bewegte sie ihre Arme, noch sagte sie ein Wort.
    Ihr Kopf war vollkommen leer und nur auf das Bild des Tempels aus ihrer Erinnerung konzentriert.
    Und während sie voranschritt, drang das Licht immer weiter vor, bis in die kleinste Ecke, der Boden schloss sich unter ihren Füßen,
    die alten Marmorplatten fügten sich zusammen, Säulen erhoben sich, strahlendweiß, wie eh und je.
    Gras begann im Garten zu sprießen, die umgestürzten Bäume verschwanden, neue schossen mit unglaublicher Geschwindigkeit in die Höhe,
    halb verwelkte Blätter wurden wieder grün, selbst erste Blumen wurden wieder sichtbar.
    [FONT=&quot]Wasser plätscherte munter über die Steine der halb zerstörten Brunnen, deren Umrandungen sich scheinbar selbst zu reparieren schienen.




    [/FONT] Und als sie endlich den Thron der Großen Mutter erreicht hatte, erstrahlte der Ratstempel wieder in seinem alten Glanz.
    Halberschöpft sah sie zu jener Statue der Großen Mutter, die seit Urzeiten diesen Tempel krönte und schickte ein leises Dankgebet zu ihr hinauf.
    Ein Funkeln und Blitzen schien ihr zu antworten, neue Kraft schoss in ihren Körper und eine Welle gleißenden Lichts brach aus ihr hervor,
    raste durch den Tempel hinaus in die Unendlichkeit, kündete jedem davon, dass eine neue Gebieterin ihre Herrschaft angetreten hatte.





    +++

    ***


    Langsam und zögernd betraten die beiden Frauen, begleitet von der Cha-yi das Innere der Halle.
    Fast schon andächtig sahen sie zum Schrein hinüber, beobachteten atemlos, wie sich die schwere Tür bewegte, eine Gestalt dahinter sichtbar wurde,
    die mit langsamen, vorsichtigen Schritten hinaus auf die Stufen trat.
    Zaide hätte beinahe aufgeschrien vor Glück und wäre am liebsten sofort zu ihr gelaufen, aber irgendetwas hielt sie zurück.
    Sie hätte selbst nicht genau sagen können, was es war.




    Dort stand sie nun, ihre Tochter und doch auch wieder nicht.
    Der Kopf tief gesenkt, stumm, regungslos. Eine Ewigkeit schien sie so zu verharren, lang genug, dass die anderen erneut die Angst beschlich.
    Was, wenn sie zwar erwacht war, aber die Vereinigung mit Reshanne ihr einen nicht wiedergutzumachenden Schaden zugefügt hatte?
    Was, wenn sie sich womöglich an nichts und niemanden mehr zu erinnern vermochte?
    Wenn Reshannes Macht und Wissen mit ihr verschwunden war?
    Niemand konnte das ausschließen.
    Kein Laut war zu hören, außer dem sanften Rauschen des Wassers um sie herum.
    [FONT=&quot]„Celia!“ rief Zaide in Gedanken nach ihr. „Hörst du mich, mein Kind!“


    [/FONT][FONT=&quot]

    [/FONT]
    Variks Blick war der einzige, der nicht wie gebannt auf der Herrscherin ruhte. Seine Augen folgten Keyla.
    Egal, ob sie inzwischen mit einem Menschen verheiratet gewesen war, für ihn war sie noch immer seine Frau.
    Sie hier zu sehen, bei ihrem Volk, wo sie hingehörte, lebend – was für ein menschlicher Ausdruck - das beglückte und schmerzte ihn zugleich.
    Er war nicht umsonst zurück geblieben, als die anderen hineingegangen waren. Für ihn gab es in dieser Welt keinen Platz mehr.
    In ihrem Leben gab es keinen Platz, Zardon würde schon dafür sorgen. Er hasste ihn zu sehr.
    [FONT=&quot]Und wenn nicht er, dann sie, die neue Herrscherin.


    [/FONT]


    Da.... endlich... hob sich ihr Kopf, ihr Blick glitt durch die Halle, wenn auch immer noch abwesend.
    Ein mächtiges Geschöpf hatte er schaffen wollen, das ihm zu Diensten stand, aber so mächtig hatte sie nicht sein sollen.
    Er ahnte ja nichts davon, was Keyla in ihrer Verzweiflung getan hatte, um ihre Kinder zu schützen.
    Nun, da sie ihm alles erzählt hatte, verstand er, wie Celia es gelungen war, sich seiner Kontrolle zu entziehen.
    Noch nie, seit den Tagen der Großen Mutter vereinte eine Elo-i wieder soviel Macht in sich.
    Durch Reshanne, Keyla und ihn selbst floss nun die Energie aller drei Töchter der großen Ashani in ihr. Auf diese Weise konnte sie fürwahr die Welt aus ihren Angeln heben, wenn sie nur daran dachte, wenn.... ja, wenn sie die Vereinigung unbeschadet überstanden hatte.
    [FONT=&quot]Er seufzte tief auf, wandte sich ab und verließ diesen Ort. Man würde ihn schon holen, wenn ihr Urteil über ihn feststand.


    [/FONT]


    Drinnen straffte die junge Frau inzwischen ihre Schultern, schien förmlich größer zu werden. Ihre Präsenz begann die gesamte Halle auszufüllen.
    Ihr Blick blieb auf dem Gesicht der Mutter liegen, in ihren Augen blitzte es für einen Moment auf,
    und in Zaides Kopf erschallte ein Ruf, laut und gebieterisch.
    Sie trat ein, zwei Schritte nach vorn und sank dann hinunter in eine tiefe Verneigung.
    „Celia.... ich... wir sind froh, dass du zu uns zurückgekehrt bist.“
    Eine unausgesprochene Frage schwang in ihren Worten mit. Erneut hielt alles den Atem an.
    Und da legte sich ein Lächeln über Celias Lippen, sie flog förmlich die Stufen hinunter, beugte sich hinunter, um Zaide aufzuhelfen.
    [FONT=&quot]„Mutter, bitte, knie doch nicht vor mir!“


    [/FONT][FONT=&quot]

    [/FONT]
    Zutiefst erleichtert schloss Zaide das Mädchen in ihre Arme.
    „Ich hatte solche Angst um dich, mein Kind. Wir alle hatten das. Wie fühlst du dich?“
    „Eigenartig.... ein wenig wie nach der Initiation....wäre ich ein Mensch, würde ich sagen, ich habe Kopfschmerzen....“
    Ihre Mutter strich ihr zärtlich über die Stirn. „Das geht vorbei. Du wirst sehen. Eigentlich müsstest du dich jetzt etwas ausruhen,
    doch du hast so lang geschlafen... wir brauchen dich... die Welt....“
    „Ich weiß, ich kann es fühlen...gleich, als ich meine Augen aufschlug. Ich habe deine Schwäche gefühlt, als du hereinkamst.... aber ...ich spüre auch, wie deine Kraft zurückkehrt.“
    „Ja, mein Kind. Wir alle erhalten sie nun zurück, dank dir. Und das gerade noch rechtzeitig.“



    Celia löste sich aus der Umarmung und trat einen kleinen Schritt zurück.
    „Ich habe das nicht gewollt, Mutter. Als ich ging... ich war doch nur....“ Sie sah einen Moment zu Boden. „Ich hab sie gehasst, für das, was sie getan hat.
    Ich wollte nichts mehr mit euch allen zu tun haben, mit all diesen Geheimnissen, diesen unschuldigen Opfern..... „
    „Ich weiß, und ich bedaure so sehr, dass ich nicht eher mit dir gesprochen habe. Ich hätte dich damit nicht allein lassen dürfen.“
    „So viel Unglück haben wir heraufbeschworen. So viel verloren. Mein Vater, deine Schwester....“ Nur mit Mühe hielt sie ihre Tränen zurück.
    „Es tut mir leid, Mama, ich wollte nicht, dass sie stirbt, wirklich nicht. Ich wollte nie jemandem schaden!“
    Celia versank erneut in Schweigen, hielt den Blick gesenkt, während Zaide einfach nur ihre Hand hielt und sanft darüber streichelte.
    „Wie geht es ihm?“ Auf diese Frage hatte die Mutter schon gewartet.
    „Er war die ganze Zeit bei dir“ antwortete sie daher lächelnd, „während du geschlafen hast. Und nun wartet er... in meinem Tempel.“
    Täuschte sie sich, oder glänzten da tatsächlich Tränen in den Augen ihrer Tochter?
    „Celia?“ fragte sie leicht beunruhigt. „Willst du ihn sehen?“
    Celia schüttelte den Kopf. „Ich habe Angst. Ich weiß nicht, wie ich Ihnen gegenübertreten soll, Nicolas, Cyros, selbst dir! Nach allem, was ich euch angetan habe!“






    ++++++++++
    noch ein Teil

    Schade, dass ich dir gerade kein Karma geben kann.
    Dann eben auf diese Weise!
    Ich bewundere deinen Mut und dein Engagement und ich hoffe, dass du dich nie unterkriegen lässt, von nichts und niemandem.
    Die Menschheit braucht dringend ein paar mehr Exemplare wie dich.
    Immerhin werden wir ja schon mit Vorurteilen in jeder nur möglichen Weise erzogen.
    Das geht mit der Nationalität los, mit der Religion weiter und hört bedauerlicherweise nirgendwo auf.


    Gerade deshalb halte ich Projekte wie deines für so wichtig. Leute müssen dazu gebracht werden, nachzudenken, nicht einfach nur nach zu plappern, was andere ihnen aus welchen Gründen auch immer vorbeten.


    Viele glauben, Toleranz habe nur etwas mit einer anderen Religion zu tun oder gerade mal noch mit der ethnischen Herkunft, siehe den Konflikt zwischen Schwarz und Weiß, usw.
    Aber wenn ich mir deine Porträts so ansehe, und ich lese sie mir gern auch ein zweites Mal durch, dann zeigst du damit doch ganz deutlich, wie weit Intoleranz auch in unsern ganz privaten Bereich hineinreichen kann.
    Und es sind nicht immer nur diejenigen, die anderen mit voller Absicht wehtun. Wie schnell kann man jemanden allein schon durch eine unbedachte Äußerung verletzen, einfach weil das Wissen fehlt.


    Also noch mal ein herzliches Dankeschön.
    Ich schwöre, von mir bekommst du keine bösen Mails, höchstens meine Hand zum schütteln.
    Wenn ich nen Hut hätte, würde ich ihn ziehen. Vor dir!


    Ganz langsam kam er auf sie, Fassungslosigkeit in den Augen. „Ihr habt ein Spiel mit mir getrieben, du... Melynne... und dein Vater?“
    „Es war kein Spiel. Es war notwendig.“
    „Notwendig?“ fuhr er sie an. „Notwendig? Ich habe alles versucht, um dich zu finden, ALLES. Ich wollte dich nicht verlieren. Doch als ich endlich wusste, wo sie dich hingebracht hatten, da warst du nicht nur mit einem Menschen verheiratet, hattest sogar Kinder mit ihm, KINDER! UND DU WARST TOT! Mein Herz ist an diesem Tag gestorben, ich hab es mit dir begraben, dort in dem Ding da!“
    Wieder schüttelte sie traurig den Kopf. „Du hast dein Herz schon viel früher verloren, an den Ehrgeiz, an dein Streben nach Macht. Wen hast du damals wirklich gesucht, Varik? Mich, deine Frau.... oder die Herrin der Schwarzen Seen?“
    „Was...?“
    [FONT=&quot]Sie hob die Hand, fast sah es so aus, als wolle sie ihn berühren, ihm den Zorn aus den Augen streichen, doch dann drehte sie sich um, und entfernte sich mit langsamen Schritten.




    [/FONT] „Warum bist du hergekommen?“ fragte er, als er sich endlich besonnen und ihr nachgelaufen war. „Warum jetzt?“
    „Weil ich auf der Suche war, nach dem Mann..... dem ich einmal meine Hand gereicht habe, voll Vertrauen und Liebe. Weil ich hoffte, dass, trotz dessen, was du getan hast, dennoch immer noch etwas von diesem Mann in dir steckt. Dass er nicht völlig verloren gegangen ist auf dem Weg, den du gegangen bist.“
    „Keyla... ich...“
    „Wir werden alle sterben, die Schuldigen wie die Unschuldigen, alles, was wir hüten und beschützen sollten, wird durch unsere Schuld vergehen. Wenn du jetzt nichts unternimmst!“
    „ICH?“ Er glaubte schon, sich verhört zu haben, da wiederholte sie es.
    [FONT=&quot]„Ja.. DU!“




    [/FONT] Stunden später ließ Keyla ihren Blick andächtig über die vielen in warmem Licht erstrahlenden Bögen vor ihr gleiten. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich diesen Ort noch einmal sehen würde“ hauchte sie dabei.
    [FONT=&quot]„Willkommen zurück, Herrin!“ antwortete die neben ihr stehende, den Schrein hütende Cha-yi mit einem leichten Neigen des Kopfes. Sie hatte keine Fragen gestellt, als der Befehl aus dem Ratstempel kam, den heiligen Schrein der Großen Mutter für Keyla und den Herrn der Finsternis zu öffnen. Normalerweise hätte sie zumindest Einwände erhoben, denn niemand außer der Herrscherin selbst konnte solch eine Order erteilen. Doch wie auch die Cha-yi natürlich wusste, war diese im Augenblick nicht dazu in der Lage. Allerdings fragte sie sich ernsthaft, was man wohl damit bezweckte, denn sie vermochte zwar die Halle zu öffnen, nicht aber den Schrein selbst. Der gehorchte nur der Gebieterin persönlich.



    [/FONT] Sie führte die beiden in das Innere der völlig mit Wasser überfluteten Halle über den freischwimmenden Steg aus Marmor hin zu den Stufen des Schreins und blieb abwartend stehen.
    „Wollt Ihr den Schrein benutzen, Herrin?“ fragte sie Keyla, ohne sich anmerken zu lassen, dass sie das für vollkommen unmöglich hielt.
    Keyla warf einen unsicheren Blick zu Varik hinüber. „Bist du sicher, dass du ihn öffnen kannst?“ fragte sie zum nicht geringen Erstaunen der Cha-yi. Also stimmten die Gerüchte doch, wonach dem Herrn der Finsternis größere Macht zugeflossen war, als es die alte Ordnung eigentlich zulassen würde.
    „Ich denke schon“ hörte sie den Mann gerade sagen. „Wenn nicht ich allein, dann zumindest wir beide gemeinsam. Es wäre allerdings sicherer gewesen, wenn wir meinen Schrein hätten benutzen können. Ihn hätte ich kontrollieren können. Aber der hier.... es bleibt ein Risiko“
    Keyla seufzte und unterdrückte das Gefühl von Panik, das für einen Moment in ihr hochstieg. „Dein Tempel wurde zerstört, und das ist vielleicht gut so. Und wir müssen jedes Risiko eingehen. Wir haben keine andere Wahl.“
    [FONT=&quot]Varik antwortete nicht, sah nur auf die glitzernde Wasseroberfläche hinunter als könne dort etwas sehen, dass nur er wahrnahm.




    [/FONT] Die Flügel der Eingangstür öffneten sich, kalte Luft fegte in die Halle, die Kerzen erloschen eine nach der andern, und zwei Tempelwächter brachten eine Liege hereingetragen, dicht gefolgt von einer überaus besorgten Zaide. Für einen winzigen Augenblick, als sie Varik zum ersten Mal wieder gegenübertrat, flammte so etwas wie Hass in den Augen der Regentin auf.
    Varik hielt ihrem Blick eine Weile stand, im stummen Zwiegespräch mit ihr, um schließlich ebenso wie Kelya den Kopf zu senken, um ihr den Respekt zu erweisen.
    „Danke, dass du gekommen bist!“ brachte Zaide schließlich mit einiger Mühe hervor, bevor sie sich fast sofort an Keyla wandte. „Wir haben keine Zeit zu verlieren, das Sterben hat begonnen. Wir können es nicht mehr aufhalten.“
    [FONT=&quot]„Wir sind bereit, hoffen wir nur, dass es uns auch gelingt.“




    [/FONT] Nur wenig später wunderte sich Zaide immer noch, wie einfach es doch gewesen war, den Schrein zu öffnen, ihre Tochter in dessen Inneres zu betten und ihn dann auch noch zu aktivieren. Unfassbar erschien es ihr, dass sie plötzlich doch noch eine Chance bekommen hatte, den drohenden Untergang abzuwenden. Genauso unfassbar wie die Tatsache, dass sie nun leibhaftig neben ihrer Schwiegermutter saß, in deren blaugrüne Augen sah, die sie ebenso neugierig, wenn auch weitaus verstohlener musterten. So viele Fragen brannten ihnen beiden auf den Lippen, und doch sprachen sie nicht miteinander, sahen sich nur an und fühlten die tiefe Vertrautheit zwischen ihnen, während sie darauf warteten, dass der Schrein seine Wirkung tun würde.
    Es dauerte lange, bis Zaide schließlich den Blick von Keyla abwandte und zu dem abseits stehenden Mann deutete.
    „Ich muss zugeben, ich hatte nicht damit gerechnet, dass er wirklich kommen würde.“
    [FONT=&quot]Keyla folgte ihrem Blick und lächelte traurig.




    [/FONT] „Ich auch nicht. Er ist so voller Zorn und Hass. Noch weitaus mehr, als er es früher gewesen ist. Dennoch..... er ist einer von uns, ob er es nun will oder nicht. Und die Energie der Großen Mutter fließt auch in ihm. Er kann es verdrängen, aber nicht auslöschen. Und....“ Erneut schickte sie einen traurigen Blick zu dem einsamen Mann hinüber. „da ist noch immer Liebe in ihm.“
    Zaide sah sie voller Zweifel an. „Bist du sicher, dass es nicht nur Selbsterhaltungstrieb ist, Keyla. Immerhin steht hier auch seine Existenz auf dem Spiel.“
    „Nein. Das ist ihm egal. Ich denke, er wünscht sich sogar, dass es vorbei ist. Was hat er schon zu erwarten, von den andern.“
    „Nun, Blumen gewiss nicht. Zuviel Leid ist durch seine Schuld über uns alle gekommen.“
    „Nicht nur durch seine allein. Wir alle haben dazu beigetragen, nicht zuletzt ich. Das dürfen wir nicht vergessen, sonst werden wir nur die gleichen Fehler wiederholen.“
    [FONT=&quot]„Nun, wir werden bald wissen, ob wir dazu eine Chance bekommen werden“ antwortete sie zögernd, denn ihre Gedanken kehrten zurück zu dem Schrein in der Halle, der ihr die Tochter und ihnen alle das Leben zurückgeben sollte.




    [/FONT] Ein plötzlich durch die Bäume pfeifender Wind ließ sowohl die beiden Frauen als auch den vor sich hinstarrenden Mann schließlich aufschrecken. Die selbst hier schon zahlreich am Boden liegenden Blätter wurden hoch hinaufgetragen, wirbelten in wildem Reigen durcheinander, die Bäume beugten sich ächzend hin und her, das Wasser rund um die Halle wurde dunkler und geriet in Unruhe.
    Und in der hinteren Tür stand die Cha-yi .
    Jeder der drei hielt mit den unterschiedlichsten Gefühlen den Atem an und suchte im Gesicht der Frau nach der Antwort auf die wohl brennendste Frage.
    Aber die bedeutete ihnen lediglich, ihr zu folgen.





    +++

    ***



    Die Welt verging.
    Aschfahl, kalt und unberührt stand der Mond am sonst völlig sternenlosen Himmel, hüllte alles in sein bleiches Licht.
    Das Laub der Bäume färbte sich zunehmend schneller, eines nach dem andern segelten die Blättern lautlos zu Boden.
    Unkraut schoss überall in die Höhe, rasend schnell, überwucherte Zäune, Steine, Säulen, selbst den alten Sarkophag, in dem sein altes Leben begraben lag.
    Der Boden zitterte, noch war es nur ein Grollen tief unter ihnen, doch schon deutlich spürbar.
    Nein, es war nicht mehr zu leugnen. Es war vorbei. Alles.



    Anfangs hatte er noch gehadert. Mit diesem viel zu mächtigem Geschöpf, das ihn an der Nase herumgeführt hatte und all seine Pläne zunichte gemacht hatte.
    Mit der Großen Mutter und ihren unerbittlichen Gesetzen, mit Melynne, die ihn erst erhöht und dann zurück in die Tiefe gestoßen hatte.
    Mit allem und jedem, bis er am Ende nur sich selbst noch übrig fand.
    Was war ihm denn geblieben, nun, am Abgrund, am Ende der Zeit? Nichts als die Handvoll Staub in seiner Hand, der klägliche Rest seines Tempels, seiner hochfliegenden Träume.
    Und die Einsamkeit.
    Tonnenschwer und eisiger als die Mauern der Festung es jemals sein konnten hielt sie ihn umklammert und zum ersten Mal vermochte er sie nicht mehr abzuschütteln.
    Wozu auch?
    Es war vorbei.
    Alles



    „Nicht alles! Noch nicht!“
    Leise nur, als hätte der Wind sie in sein Ohr geflüstert, durchbrachen die Worte die Stille seiner Gedanken. Ausgesprochen von einer Stimme, die er unter tausenden, zu jeder Zeit erkannt hätte, obwohl Jahrhunderte vergangen waren. Der plötzliche Schmerz der Erinnerung ließ ihn die Augen schließen.
    Es war unmöglich, vollkommen unmöglich.
    „Was in unserer Welt ist denn unmöglich?“ fragte die Stimme und er wagte es nicht, den Kopf in ihre Richtung zu drehen. Und doch drängte es ihn mit aller Macht dazu, die Augen zu öffnen, SIE zu sehen.



    Und tatsächlich! Da stand sie, kaum ein paar Schritte von ihm entfernt, wie durch Zauberhand hierher gebracht.
    Das musste, konnte, nur eine Halluzination sein, ein Abbild, geschaffen durch die ungebrochene Kraft seiner Gedanken im verzweifelten Kampf gegen die Bitterkeit der letzten Stunden.
    Ein ungewolltes Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Sie noch einmal wiederzusehen, selbst wenn es nur in seiner Vorstellung geschah, war ein Geschenk, das ihm die bevorstehende Auslöschung erträglicher erscheinen ließ.
    [FONT=&quot]Reglos blieb er stehen, beobachtete sie fast atemlos, wie sie auf ihn zu kam, lautlos, kaum den Boden berührend, den Blick ihrer traurigen Augen fest auf ihn gerichtet.




    [/FONT]„Ich habe dich vermisst“ sagte er unvermittelt, als sie neben ihm stehen blieb. „Du warst lange fort.“
    „Ja!“ antwortete sie schlicht. „Sehr lange.“
    „Ich habe dich gehasst“ flüsterte er nach einer schieren Ewigkeit.
    „Ich weiß.“
    „Ich habe sie gehasst.“
    „Ich weiß.“
    [FONT=&quot]„Sie haben dich mir weggenommen. Dein Vater, Melynne, und.... er, der Mensch.“




    [/FONT] Sie schüttelte den Kopf. „Das hast du selbst getan.“ Sanft, traurig und nur mit kaum hörbarem Vorwurf sagte sie es und wandte sich ab. „Du hast die betrogen, die dir vertraut haben. Und wofür? Für die Macht des Universums? Für den Thron der Einsamkeit? War es das wirklich wert?“
    „Keyla!“ Er fuhr herum und starrte ihr nach. „Ich habe dich geliebt!“
    „Und doch hast du die Liebe, UNS, deinem Ehrgeiz geopfert!“ Sie hatte die Stimme nicht einmal erhoben, war weder lauter, noch kälter geworden, und doch tönte die Anklage durch die Hallen, als hätte man sie hinausgeschrien, zurückgeworfen von zahllosen spiegelglatten Eisplatten, auf dass er ihr auch ja nicht entkommen konnte.
    [FONT=&quot]„Ich wollte doch nur.....“ Hilflos brach er ab und schüttelte den Kopf. „Wieso eigentlich streite ich mit meinem eigenen Traum.“




    [/FONT]„Ich bin kein Traum, Varik. Ich bin Wirklichkeit!“
    „Das ist Unsinn!“ widersprach er heftig. „Du bist tot, seit über 200 Jahren. Es hat ihnen nicht genügt, dich zu verbannen, nein, sie mussten dich zu einem Menschen machen, zu einem schwachen, leicht zerstörbaren Geschöpf, damit sie dich leichter umbringen konnten.“
    „Das ist nicht wahr!“
    [FONT=&quot]„Und ob das wahr ist!“ rief er aufgebracht. „ICH habe deinen toten Körper in meinen Armen gehalten, ich war dabei, als diese verfluchten.... als sie dich in der Erde verscharrt haben, und ICH hab dich da rausgeholt.“ Wütend, ohne wirklich zu wissen, weshalb, deutete er auf den überwucherten Sarkophag hinter sich. „Ich habe dich selbst dort hineingelegt, steif, leblos, nichts als eine Hülle mehr. Verschwinde! DU BIST TOT!“




    [/FONT]Für einen Moment sah es so aus als habe er seine Halluzination doch unter Kontrolle, denn sie löste sich auf, kaum, dass er seinen Wunsch hinausgebrüllt hatte. Haltsuchend griff er nach den kalten Stäben des den Sarkophag umgebenden Gitters und versuchte, sich wieder zu beruhigen. Warum nur musste selbst sein letzter Traum zu einem Alptraum werden?
    „Weil es keiner ist! Ich bin hier.“ Er wollte es nicht hören, wollte sich die Ohren zuhalten, fliehen, und lauschte doch jedem ihrer Worte, ohne sich zu rühren.
    „Ich war nie wirklich ein Mensch,“ sagte sie. „Und ich bin nie gestorben.“ Ihm stockte der Atem. Erneut deutete er auf den grauen Stein vor sich.
    „Aber.....was .... liegt dann dort drin?“
    „Eine Hülle, Varik, wie du sagtest.... nicht mehr als die, welche Celia zurückließ, als sie mit dir ging. Du solltest es nur glauben.“
    „Glauben??? Das..... das war .... nicht echt?“






    +++++++++++
    noch ein Teil

    Hallo!


    Es ist Jahresende, und so mancher hat sich bestimmt gefragt, ob und wann ich das hier zuende bringen werde.
    Ist ja wirklich schon eine Weile her.
    Es tut mir leid, dass ich euch alle so lange habe hängen lassen.


    Aber:
    Ja, ich bringe das zuende, auf jeden Fall.
    Das letzte Jahr war eines von denen, das man zum großen Teil am liebsten aus seinem Gedächtnis streichen möchte.
    Sowohl schwere persönliche Probleme als auch das nette Sims-Spiel, das aus welchen Gründen auch immer nicht mehr laufen wollte, trotz mittlerweile vielleicht 8 oder 9 kompletter Neuinstallationen (mehr als 3GB Downloads, stöhn), haben für eine Art Simskoller inklusive Blockade gesorgt, was trotz vieler Anläufe einfach nichts zustande kommen ließ, mit dem ich auch nur halbwegs zufrieden gewesen wäre.


    Aber das Jahr ist nun zuende, und es geht wieder aufwärts. Auch das Spiel läuft doch tatsächlich mal wieder mehr als nur 10 min (*auf Holz klopf*). Die Bilder für die nächste FS sind fertig, der Text beinahe.
    Also wird es morgen, pünktlich zum Beginn des neuen Jahres weitergehen.



    Einen ganz lieben Dank an dieser Stelle noch an all jene, die mir in der Zwischenzeit so nette PNs und Mails zum Aufbau geschrieben haben, obwohl ich ja kaum noch hier war, aber das hat wirklich sehr geholfen.
    Vor allem dir, Juls, deine wunderschönen Sachen, die in meinem Spiel auch noch funktionieren ;), haben mir echt die Freude an dem Spiel und damit auch an der FS zurück gegeben.


    Ich wünsche dir und allen anderen Usern hier einen guten und gesunden Rutsch ins neue Jahr.
    Möge es besser werden als das alte!


    Bis morgen!


    Nery

    Erstmal eine Gratulation dazu, dass du dich traust, ein, wie ich denke, durchaus recht heißes Eisen anzufassen, wie es Andersartigkeit nun mal darstellt.
    Nicht ganz leicht, da sich der größere Teil der Menschheit gerne weigert, darüber auch nur nachzudenken. Schubladendenken, Vorurteile und daraus resultierende Angst sind nunmal leider ein fester Bestandteil unseres Charakters. Und dem abhelfen kann man nur mit Informationen.


    Diese Art, sie an den Mann (die Frau) zu bringen, ist originell und zugleich noch sehr unterhaltsam.
    Unter anderem gefällt mir, dass du nicht nur das in dein Projekt aufnimmst, was man ganz allgemein als anders auffasst, so wie Homosexualität oder andere Hautfarbe, sondern auch eher alltäglichere Dinge, die vermutlich weit mehr schon selbst erlebt haben (durchgemacht oder sogar selbst andern angetan, bewusst oder unbewusst), als sich viele vielleicht eingestehen wollen, Mobbing, Panik usw.


    Die Porträts sind kurz aber trotzdem sehr einfühlsam, man überlegt ganz automatisch, während man die Person zu fassen bekommt, das muss man nicht einmal wollen, der Stil allein sorgt schon dafür.
    Gefällt mir sehr gut, denn du schaffst es, die Schreibart wirklich jeder unterschiedlichen Person anzupassen, als würde jede von ihnen ihr Porträt tatsächlich selbst schreiben.


    Ich mag die Zusammenarbeit mit den andern Usern hier.


    Aber was mich am meisten beeindruckt, ist das Hintergrundwissen, das du jeweils am Ende unterbringst. Dadurch merkt man, wie ernst dir das Ganze ist, dass du nicht einfach nur groß herumtönst, dir sprichwörtlich etwas aus den Fingern saugst, sondern tatsächlich weißt, wovon du redest und dieses Wissen teilst.
    Das ist die Information, die das falsche Denken in den Köpfen ändern kann. Das ist dein Beitrag zur Toleranz.


    Danke!

    Ha, ich wusste es!
    Dieser Mis...... den Rest spar ich mir!


    Ich muss zwar Dropdead recht geben (wie immer zum Schlapplachen, der Kommi, danke!), Terry ist ein Dummkopf. Inzwischen sollte er eigentlich wissen, dass man Friedbert einfach alles zutrauen muss, und dass man auf jeden Fall vermeiden sollte, mit diesem Mann allein zu sein, oder gar irgendwo hinzufahren, ohne zu wissen, wo dieses irgendwo eigentlich ist!


    Natürlich weiß Friedbert, was da zwischen Lara und Terry abgeht, nachdem ihn sein Schwesterlein so liebenswürdig draufgestoßen hat, ging es ja gar nicht mehr anders! Und dass er innerlich explodiert sein muss, das ist auch klar! Aber er hat einen eiskalten Verstand, der denkt und plant und sich nichts anmerken lässt, ganz anders als Terry, aber das macht Mr Egoist ja auch so gefährlich.


    Ich denke schon, dass sich seine Söhne und auch Lara Gedanken machen werden, wo er so plötzlich abgeblieben ist, aber es dürfte eine Weile dauern, bis sie ihn gefunden haben, und ich wage mir gar nicht auszumalen, was Friedbert noch so alles einfällt, um sich für die Schmach zu rächen, die Terry ihm angetan hat, indem er ihn betrog.
    Auf Friederikes Hilfe braucht er da gar nicht zu zählen, die steht voll auf Seiten ihres Papas, und falls Terry es immer noch nicht gemerkt haben sollte, für seine Tochter ist er nicht mehr als einfach nur ein Haushälter und Aufpasser, noch dazu reichlich minderbemittelt und unerwünscht!


    Diesem Kind ist einfach nicht mehr zu helfen. Terry hätte das längst erkennen müssen, und zu Lara gehen. Er kann ihr das Mädchen nicht antun, das könnte man niemandem außer ihrem abgöttisch geliebten Papa!


    Genug aufgeregt! Ich ahne Schlimmes und mir wird schon ganz schlecht. Und natürlich bist du mal wieder richtig bösartig und hörst an der spannendsten Stelle auf, aber das kennt man ja schon!


    Die Hochzeit dagegen war ein wirklich Augen- und Emo-schmaus. Ich mag die zwei "alten" Leutchen gern zusammen sehen. Sie haben immer zusammengehört und sollten (schleunigst!!!!) auch wieder zusammen kommen. Und ich finde es gut, dass sie immer noch so voller Leidenschaft stecken!
    Stella ist eine sehr schöne Braut, und ich bin sicher, dass an diesem Tag alle Terry-Ausgaben die Augen nicht von ihren jeweiligen Angebeteten lassen konnten.
    Oh, und ich bin natürlich auch gespannt, welche Hautfarbe der Nachwuchs haben wird.


    Eine neuerliche Bemerktung zu den Antalaxys kann ich mir sparen, über deren Elternqualitäten hab ich mich ja schon genug ausgetobt!


    Ok, ich weiß, es geht dir wie mir, du kannst dich auch nicht von deiner Geschichte lösen. Aber wir reißen uns jetzt beide zusammen und bringen beide zu einem ordentlichen Ende! OK?
    HILF MIR!


    Stattdessen machte sie sich auf die Suche nach Zardon, der sich ein Stück weit zurückgezogen hatte, und auf sie wartete.
    „Nun? Was hat er gesagt?“ erkundigte er sich, als sie hinter ihn trat.
    „Noch gar nichts. Er muss das erst einmal verarbeiten. Immerhin ist das keine leichte Entscheidung.“
    „Ich verstehe nicht, was daran so schwer sein sollte!“ Zardon zuckte mit den Schultern. „Es geht um seine Familie. Er kann sie nur auf diese eine Art retten.“
    „Die Menschen haben eine andere Beziehung zum Leben und dem Tod als wir, Zardon.“ erinnerte sie ihn. „Gerade du solltest das doch eigentlich am besten wissen.“
    „Ich fürchte, ich habe die Menschen nie verstanden. Jetzt noch weniger als vorher! Er hätte das niemals tun müssen, und hat es doch. Und er ist immer noch hier, hofft, wo wir die Hoffnung längst aufgegeben haben. Das verstehe ich nicht.“ gestand er ein, ohne sich nach ihr umzuwenden und entlockte Zaide damit sogar ein leises Lachen.
    [FONT=&quot]„Höre ich da etwa den klitzekleinen Anflug von Bewunderung in deiner Stimme? Gib es zu, dein Enkel hat dir mächtig imponiert!“



    [/FONT] „Sieht man das so deutlich?“
    „Jaha!“ meinte sie noch immer lachend. „Das sieht man.“ Doch dann wurde sie wieder ernst. „Aber ich sehe noch mehr. Ich sehe, wie viel Kummer du mit dir herumträgst, ich sehe, dass er sogar noch größer geworden zu sein scheint. Ich sehe, dass du dich in deinem Tempel vergräbst und grübelst über Dinge, die du nicht ändern kannst. Und ich sehe, dass du noch immer nicht mit Ranyia gesprochen hast.......und das wundert mich! Sehr!“
    „Sie will mich nicht sehen. Sie ist immer noch böse mit mir, oder schon wieder!“
    „Schon wieder? Was hast du denn diesmal getan, um sie zu verärgern?“
    Zardon antwortete nicht, sondern sah weiter geradeaus auf die mächtigen Felsen, die den Tempel schützend umgaben, aber nun einen leisen, kaum wahrnehmbaren klagenden Ton von sich gaben, der ihm deutlich machte, dass auch dieser Ort bald nicht mehr sicher sein würde. Er hatte alles falsch gemacht, einfach alles...... Und womöglich hatte er durch seine Halsstarrigkeit sogar das Opfer seiner Frau zunichte gemacht, da nun doch alles zerstört werden würde!
    „Zardon? Was meinst du?“ hörte er Zaide verwundert neben sich fragen und registrierte erst jetzt, dass er wohl doch laut gedacht haben mochte.
    „Es hat keinen Sinn mehr!“ seufzte er. „Es ist zu spät!“



    „Das ist es nicht, Vater!“ sagte eine helle Stimme hinter ihnen und beide fuhren herum. „Es gibt noch Hoffnung, und das weißt du!“
    Zardon schüttelte den Kopf, während Zaide verwundert von einem zum andern sah. Hier ging etwas vor, was sie nicht verstand, und das gefiel ihr nicht, immerhin stand ihr aller Überleben auf dem Spiel, da blieb keine Zeit für irgendwelche Rätsel.
    „Würde mir bitte einer von euch beiden verraten, wovon ihr sprecht!“ verlangte sie recht ungehalten und wandte sich, da sie Zardons Ablehnung schon im voraus spürte, vornehmlich an Ranyia. „Welche Hoffnung meinst du?“
    „Dass man deine Tochter aus ihrem Schlaf befreien kann.“ antwortete Ranyia und kam langsamen Schrittes auf sie zu.
    „Das ist Unsinn, niemand von uns kann das tun!“ wehrte Zardon ab, doch eine Spur zu schnell, wie es Zaide nun erschien. Und auch Ranyia schüttelte den Kopf.
    [FONT=&quot]„Es gibt jemanden!“



    [/FONT] „Von wem um alles in der Welt redest du?“ rief Zaide, endgültig des Versteckspiels müde.
    „Von Varik!“
    Celias Mutter blieb fast der Mund offen stehen. „Wie bitte? Das kannst du doch unmöglich ernst meinen! Durch ihn sind wir doch erst in diesen ganzen Ärger geraten und jetzt sollte ausgerechnet er uns da wieder hinaushelfen, warum?“
    „Weil er damit auch sich selber hilft. Denk doch mal nach. Er hat genauso viel zu verlieren wie wir. Er wollte die Herrschaft, ja, aber er wollte doch niemals sterben.“
    „Dennoch, er mag ja einiges an Macht gewonnen haben in den letzten zweihundert Jahren, aber ich wüsste nicht, wie es ihm gelingen sollte, Celia ihr Bewusstsein wiederzugeben, wenn das nicht einmal deinem Vater gelingt.“
    „Das muss er gar nicht. Alles, was er tun muss, ist den Schrein in Gang zu setzen. Und er ist der Einzige von uns, der das kann. Nicht wahr, Vater?“
    Erstaunt, ja fast schon fassungslos sah Zaide auf den Mann an ihrer Seite. „Du wusstest das und hast mir das nicht gesagt?“



    „Es war nur eine vage Möglichkeit, dass ihm das gelingen könnte.“
    „Immer noch besser als gar keine, oder nicht?“
    Zardon schüttelte energisch den Kopf. „Es ist unmöglich. Selbst wenn es so wäre, kämen wir nicht an ihn heran. Sein Tempel wurde von Celia zerstört und wir haben keine Ahnung, wo sich sein Unterschlupf befindet.“
    „Wir nicht!“ sagte Ranyia mit einem eigenartigen Unterton und sah ihren Vater prüfend von der Seite an. Sein augenblicklich erstarrender Blick sagte ihr mehr als deutlich, dass er sie sehr wohl verstanden hatte. „Soll ich es tun, oder willst du ihr endlich die Wahrheit sagen, Vater?“ Doch er senkte nur ergeben den Kopf, sie seufzte und legte ihm die Hand auf den Arm. „Du kannst sie nicht mehr beschützen, Vater, gib sie endlich frei und lass sie ihren eigenen Weg gehen.“
    „Also langsam verliere ich wirklich die Geduld mit euch beiden!“ rief Zaide nun schon wirklich zornig. „Ist euch eigentlich klar, worum es hier geht? Das ist doch keine Familienstreitigkeit!“
    [FONT=&quot]„Doch!“ widersprach Zardon. „Das ist es sehr wohl. Sie spricht von Keyla.“



    [/FONT] „Keyla? Aber die ist doch tot, verbannt und gestorben.“ Zardon schüttelte den Kopf, warf Ranyia einen undefinierbaren Blick zu und begann dann mit einem leisen Seufzen zu erzählen, auf welche Weise er sich damals über Melynnes eindeutigen Befehl hinweggesetzt hatte, um seine Tochter Keyla vor dem Schicksal zu schützen, das die Herrscherin ihr zugedacht hatte, und was er schließlich ebenfalls gezwungen war, zu tun, um sie dem Zugriff des Einzigen zu entziehen, den er fürchtete.
    „Er hatte sie damals schon gefunden, und Melynne drohte mir und Keyla so derart offen, es blieb keine Zeit mehr für eine andere Maßnahme, deshalb inszenierten wir ihren Tod, und jeder, absolut jeder musste davon überzeugt sein. Sonst hätte er die Täuschung erkannt. Und er durfte sie nie wieder sehen, zu groß war einfach die Gefahr. Aber das reichte Melynne nicht, sie hätte am liebsten um der Sicherheit willen auch Keylas Kinder ausgelöscht, um ihm jeden Zugriff auf ihr Erbe zu verwehren. Das hat meine Tochter uns nie verziehen, vor allem mir nicht. Aber Ranyia hat recht, wenn jemand ihn finden kann, dann sie. Außer deiner Celia kennt nur noch Keyla den Standort der Eisfestung. Und vermutlich kann auch nur sie ihn dazu bringen, etwas zu unternehmen.“
    [FONT=&quot]„Jetzt versteh ich erst, wie Celia so stark werden konnte, wenn selbst Adrian schon die Macht der Herrscherin in sich trug!“ flüsterte Zaide schockiert. „Aber wie sie dazu bringen, uns nun wieder zu vertrauen?"



    [/FONT] „Das übernehme ich! Auf mich wird sie noch am ehesten hören!“ sagte Nicolas zu ihrer Überraschung im Hintergrund.
    „Du weißt es also auch!“ Kein Wunder, dass Reshanne fast den Verstand verloren hatte, hier wusste anscheinend jeder mehr als diejenige, die eigentlich alles wissen sollte. Dass Zaide selbst lange Zeit ihr eigenes Geheimnis gehütet hatte, das vergaß sie in diesem Moment natürlich.
    Nicolas nickte. „Sie hat mir die ganze Geschichte erzählt, gleich nach meinem Tod, als sie mich versteckt hat, vor ihm.“ Mit einem einfachen Kopfnicken deutete er auf seinen Großvater.
    „Also daher hast du so gut über uns alle Bescheid gewusst!“
    Wieder nickte er. „Lasst mich mit ihr reden, bitte! Und vielleicht überlegt ihr euch ja auch, ob sie nicht schon längst wieder zu euch gehören sollte. Jeder macht Fehler, vor allem wenn er liebt. Und keiner hat es verdient, ewig dafür büßen zu müssen.“





    ++++++++++++++++
    und das wars dann erstmal für heute. Es werden noch ca. 3 FS folgen, bevor ich unter diese Geschichte das berühmte kleine Wörtchen setzen muss. Und ich gebe mir Mühe, diese etwas schneller als jetzt zu bringen.


    Noch konnte sie verhindern, dass das Opfer ihrer Schwester, und sie schämte sich inzwischen sehr, so an ihr gezweifelt, sie so gehasst zu haben, umsonst gewesen wäre.
    Denn noch bestand Hoffnung, für sie und so auch für die Welt.
    Denn Reshanne war nicht gegangen, ohne ihnen etwas zu hinterlassen, ohne ihr, Zaide, etwas zurückzugeben, was sie längst verloren glaubte. Ihre Tochter.
    Auch sie hatte man im Tempel vorgefunden, auf den Stufen des Thrones liegend, den Kopf in den Schoß dieses Jungen gebettet, der ohne es zu wissen, Reshannes Übertragung durch Celias Ablenkung überhaupt erst möglich gemacht hatte. Unablässig hatte er ihre Wangen gestreichelt und leise ihren Namen geflüstert, doch vergebens.
    Das Mädchen war und blieb bewusstlos.
    [FONT=&quot]Und so lange sich das nicht änderte, trieb die Welt auf ihren Untergang zu, während ihr mächtigstes Wesen, ihre einzige Rettung im Tempel des Lichts dahindämmerte.



    [/FONT] „Ich versteh noch immer nicht ganz, warum du mich hergerufen hast!“ murrte Zardon, als er mit Zaide auf den Ruheplatz zuschritt. „Es gibt doch nichts, was ich tun könnte. Ich kann deine Tochter nicht wecken.“
    Zaide musterte ihn von der Seite. Sie hatte ja immer gewusst, dass der Herr des Lebens sehr verschlossen gewesen war, doch wie viel er wirklich vor ihnen allen verborgen hatte, das begann sie gerade erst herauszufinden und so langsam verstand sie den Zorn ihrer Schwester. Allein schon dass er die Existenz dieses kleinen Tempels verschwiegen hatte, hatte ihr schon den Atem geraubt, handelte es sich doch um einen jener Orte, die aufgrund ihrer besonderen Verbindung zur Großen Mutter und der jeweiligen Herrscherin für jeden Elo-i von großer Bedeutung waren, und den man unwiederbringlich zerstört glaubte. Immerhin erlangte man nur von hier aus Zugang zum ehemaligen Palast ihrer Ahnherrin, zu Mardiannes Refugium, das, wie er unter reichlich Winden schließlich zugab, ebenfalls noch existierte. Zaide hatte sich angesichts seines offenen Bedauerns allerdings zunächst jeden Vorwurf, jede weitere Bemerkung erspart und das tat sie auch jetzt und wies nur nach oben auf die kleine weiße Gestalt, die dort neben dem Ruhelager ihrer Tochter saß.
    [FONT=&quot]„Es geht um ihn!“



    [/FONT] „Er weicht ihr nicht von der Seite. Seit wir sie dort hingebettet haben, sitzt er dort, als warte er darauf, dass sie ganz plötzlich von selbst die Augen aufschlägt und zu sich kommt.“
    „Der Narr, wie kann er glauben, sein bisschen Menschenliebe könne hier noch etwas ausrichten!“ knurrte Zardon, aber da fuhr ihm Zaide auch schon über den Mund.
    „Du solltest nicht vergessen mein Lieber, dass dieses bisschen Menschenliebe uns immerhin gerettet hat. Ohne ihn wäre Reshanne nie weit genug an Celia herangekommen, um die Übertragung zu beginnen, sie hätte ihre Anwesenheit sofort gespürt und sich abgeschirmt. Wir haben es ihm, seinem Mut und seinem bisschen Menschenliebe zu verdanken, dass sie lange genug abgelenkt war. Und dafür schulden wir ihm etwas, ihm und seiner Familie, zu der, wenn ich mich recht erinnere, du ja wohl ebenfalls gehörst!“
    [FONT=&quot]Zardon biss sich auf die Lippen, nickte aber und blieb zurück, während Zaide die Stufen hinaufschritt.



    [/FONT] „Nicolas!“ sprach sie ihn sanft an und riss ihn damit aus seinen Überlegungen. „Was machst du denn hier?“
    „Alles, was ich tun kann!“ seufzte er mit gesenktem Blick. „Ich bin bei ihr und warte!“
    Zaide lächelte traurig. „Leider ist dies kein Märchen, Nicolas. Und der Kuss eines Prinzen, wie sehr er sie auch liebt, wird sie nicht aus ihrem Schlaf erwecken.“
    „Ich weiß! Aber warum wacht sie nicht auf, Zaide? Deine Schwester hat doch mit ihr das Gleiche getan, wie Zardon es mit mir tun wollte, nicht wahr? Und sie hat überlebt, warum schläft sie dann jetzt?“
    „Es ist der Schock, mein Junge. Eine solche Menge fremder Energie können wir ohne Schaden nur dann aufnehmen, wenn wir dafür auch vorbereitet sind, deshalb gibt es für jede unserer Kasten einen Schrein, der die Übertragung vornimmt. Das geschieht normalerweise niemals direkt, denn das könnte den Empfänger töten. Aber hier ist weit mehr geschehen, aus zwei sehr mächtigen Wesen ist eins geworden, die Qualen müssen unvorstellbar gewesen sein, niemand erträgt das ohne weiteres. Nicht einmal ein Elo-i. Das Bewusstsein in einem solchen Augenblick abzutrennen ist wie ein Schutz, sonst wäre sie gestorben und mit ihr in kurzer Zeit die ganze Welt. Leider ist niemand von uns außer der Großen Mutter dazu in der Lage, die Verbindung wiederherzustellen. Und daher bleibt uns nur die Hoffnung, dass es ihr selbst gelingt, bevor ..............“



    Er nickte und stand auf. Er wusste, was sie sagen wollte. Er war ja nicht blind oder taub. Selbst wenn dieser Ort wie durch ein Wunder von den Veränderungen verschont blieb, so sah er doch die verzweifelten Gesichter der einst so stolzen Elo-i, die sich hier versammelten, zu ihr hinauf blickten und wieder verschwanden. Er hörte das leise Flüstern von Zardon’s Cha-yi, die immer wieder von der größten Katastrophe sprachen, welche die Welt je erschüttert hatte.
    Und die Einzige, welche das verhindern konnte, lag hinter ihm in tiefem Schlaf, sah und hörte nicht, wie um sie herum die Welt in tausend Stücke brach.
    „Gibt es denn wirklich eine Chance, dass sie es selber schaffen kann?“ fragte er, während er in Celias friedliches Gesicht blickte. Und so konnte er das sorgenvolle Schulterzucken ihrer Mutter und den Schmerz in ihren Augen nicht sehen.
    „Ich weiß es nicht, Nicolas. Niemand weiß das.“
    „Aber ihr befürchtet alle das Gleiche, dass sie es nicht schafft, und alles zuende geht.“
    [FONT=&quot]„Ja!“ gab sie zu. „Und darum möchte ich mit dir reden.“



    [/FONT] Sie zog ihn mit sanfter Gewalt von ihrer Tochter fort und hieß ihn, sie nach unten zu begleiten.
    „Es wird Zeit, dass du dir Gedanken machst über dein eigenes Schicksal, Nicolas!“ Überrascht warf er ihr einen Blick zu.
    „Was meinst du?“
    „Es war Reshannes Wille, dass wir dich zurückschicken zu deiner Familie, damit du wieder bei ihnen sein kannst. Ich weiß zwar nicht, wie lange noch, aber wenigstens eine Weile. Wenn du das wünschst!“
    Er schwieg und überlegte. An Reshannes Versprechen hatte er seit er Celia wieder gegenübergestanden hatte, kein einziges Mal gedacht. Natürlich war es eine verlockende Vorstellung für ihn, man würde ihm ein zweites Leben schenken, Bella, seine Mutter und JD, sie alle wären überglücklich. Aber das hieße auch, sie zu verlassen. Und das......
    „Du kannst ihr nicht mehr helfen, egal ob du nun an ihrer Seite bist, oder nicht.“
    Nick setzte ein schiefes Grinsen auf. „Du liest schon wieder meine Gedanken.“ Und auch Zaide lächelte.
    [FONT=&quot]„Verzeih, eine alte Gewohnheit!“



    [/FONT] „Es gibt da allerdings auch noch eine andere Möglichkeit, die ich dir nicht vorenthalten will.“
    Er blieb stehen und wartete. Irgendwie hatte er angesichts ihres Zögerns das untrügliche Gefühl, dass ihm diese noch viel weniger gefallen würde. Und er sollte sich nicht täuschen.
    „Wir müssen uns wohl mit dem Gedanken anfreunden, dass es uns nicht gelingt, unsere Welt zu retten. Aber diejenigen, die vor uns gegangen sind, ob Mensch oder Elo-i sind sicher. Denn die andere Dimension, jenseits der Pforte ist nicht davon betroffen. Kein Elo-i wird seinen Platz verlassen, aber du musst nicht hier bleiben. Ein Wort von dir genügt und ich schicke dich auf die andere Seite in Sicherheit!“
    „Das kann ich nicht!“ flüsterte er mit halberstickter Stimme. „Was nützte es mir, wenn alle anderen für immer verloren wären, meine Schwester, meine Mutter? Und du hast selbst gesagt, für sie gäbe es keinen Weg.“
    „Nicht an diesem Tag. Aber heute, haben wir genügend Zeit. Sie könnten dich begleiten, wenn du es wünschst.“
    „Aber ....... aber sie sind nicht tot.“
    „Noch nicht!“
    [FONT=&quot]Sein Kopf fuhr herum. „Du willst sie töten?“



    [/FONT] „Das wäre der einzige Weg, anders können sie die Pforte nicht passieren. Nur ihre Seele kann das. Sie müssen aufsteigen, so wie du!“
    Nicolas lief vor ihr hin und her, blieb stehen, musterte sie, und setzte seine hektische Wanderung fort, nur um gleich darauf wieder innezuhalten.
    „Aber du kannst doch unmöglich von mir erwarten, dass ich meine Familie umbringen lasse!“ rief er aus, ohne sie anzusehen.
    „Ich erwarte gar nichts von dir, mein Junge!“ antwortete Zaide sanft. „Das kann ich gar nicht. Ich zeige dir nur deine Möglichkeiten auf, egal, ob sie nun gut oder schlecht, leicht oder schwer sind. Du solltest sie kennen, alle, bevor du eine Wahl triffst.“
    Er starrte verzweifelt vor sich hin. „So etwas hat noch nie jemand von mir verlangt!“
    „Das kann ich mir vorstellen, und du musst deine Entscheidung auch noch nicht sofort treffen, aber warte nicht zulange. Sonst nimmt das Schicksal sie dir womöglich aus der Hand!“
    Sie strich ihm mit einer müden traurigen Geste zärtlich über das Haar und überließ ihn seinen Gedanken. Bei dieser Entscheidung konnte sie ihm nicht helfen, das konnte niemand!





    ++++++++++++
    weiter zu Teil 3


    Da stand er nun inmitten der Trümmer des Zentrums der Welt, ein einsames, schmerzgepeinigtes Wesen, mächtig und doch hilflos wie jeder einfache Mensch, der das Wichtigste in seinem Leben verloren hatte. Zaide zog sich bei dem Anblick das Herz im Leib zusammen. Wie gut sie ihn doch verstand! Wer wüsste besser als sie, wie es nun in ihm aussehen musste, wer wüsste besser als sie, wie tief dieser Schmerz in ihm wüten musste und auch, dass er niemals wieder weichen würde, egal wie lange er noch auf dieser Welt umherwandelte. Doch im Gegensatz zu ihr, der immer noch die Wahl geblieben war, durch den Verzicht auf ihre Existenz als Elo-i dereinst das Verlorene wiederzufinden, stand er vor dem Nichts, der einsamen Unendlichkeit.
    „Es tut mir so leid!“ flüsterte sie traurig, als sie leise hinter ihn trat.
    „Das muss es nicht!“ wehrte er zu ihrer Überraschung ab. „Es war ihre Entscheidung, nein, eigentlich hätte es schon Melynnes Entscheidung sein müssen. Aber sie konnte es damals einfach nicht tun. Sie hatte zuviel Angst.“
    „Angst? Melynne?“ Zaide mochte es kaum glauben.
    [FONT=&quot]„Ja, Angst vor der Endgültigkeit, dem Verschwinden und dem Risiko. Reshanne war so viel stärker als sie. Und sie hat es geschafft. Das darf jetzt nicht umsonst sein.“



    [/FONT] Zaide gab ihm recht. Nein, das alles durfte nicht umsonst gewesen sein.
    Was für ein Schreck war ihr in die Glieder gefahren, als sie an Zardons Seite in die Halle der Quelle gelaufen war, unfähig, die Bedeutung der Zeichen zu akzeptieren. Und doch hatte ihnen ein einziger Blick genügt, um zu begreifen, dass das Unfassbare, das Unvorstellbare tatsächlich eingetreten war.
    [FONT=&quot]Zum ersten Mal seit den Tagen der Großen Mutter stand die Welt ohne Herrscherin da. Denn Reshanne, die Weltenlenkerin, die Hüterin der Geheimnisse des Universums war fort, sie hatte sich nicht etwa auf die Große Reise begeben, wie die Herrscherinnen vor ihr, nein, sie war einfach verschwunden und mit ihr schwand nach und nach alles dahin, was durch sie und ihre Macht am Leben erhalten wurde.



    [/FONT] „Was ist geschehen?“ hatte Zaide entsetzt geflüstert, als sie vor der Statue ihrer Schwester stehen geblieben waren. Sie hatte sich geteilt, eher verdoppelt, ein Teil war schwarz, ganz so wie die ihrer Vorgängerinnen, doch der Rest erstrahlte im gleichen Weiß wie eh und jeh, als wäre sie noch immer hier. Und doch welkten die Blätter, verblassten die Sterne, versiegten die Quellen, spürten sie beide bereits tief in ihrem Innern eine sich schleichend ausbreitende Schwäche, die ihnen Angst machte.
    „Glaubst du, Celia hat sie.......“ Zaide weigerte sich die Vermutung zuende zu denken geschweige denn sie auszusprechen, selbst jetzt noch schauderte sie bei dem Gedanken. Aber Zardon hatte nur mit den Schultern gezuckt und zugegeben, dass er wohl zum allerersten Mal in seinem Leben wirklich ratlos war. Und so hatten sie sich beide gemeinsam zum Ratstempel begeben und dort ein Bild des Grauens vorgefunden, zerborstene Säulen, aufgerissene Erde, umgestürzte Bäume. Und inmitten all dieser rauchenden Trümmer zwei Männer, wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten, vereint im gleichen Kummer, mit Tränen in den Augen.



    Cyros kniete noch ein letztes Mal vor dem verhangenen Thron seiner Gemahlin nieder, um Abschied zu nehmen. Er hatte beschlossen, den Rat zu verlassen und sich in seinen Tempel zurückziehen, eine Entscheidung, die ihm niemand verdenken konnte, zumal der Rat ohne die Herrscherin ohnehin vollkommen handlungsunfähig war und alle im Grunde nur noch bangen Herzens auf das Ende warteten.
    Er strich mit der Hand noch einmal über die unzähligen Blumen, welche die Stufen vollkommen bedeckten und schloss die Augen. Er würde dieses Bild niemals vergessen, wie sie sich in diesem Ball aus Feuer und Blitz und gleißendem Licht aufgelöst hatte. Aber vor allem würde er sich an diesen Blick erinnern, den sie ihm zuvor geschenkt hatte, ein Blick, der ihm alles sagte, was er hatte wissen müssen, wie sehr sie ihn liebte, mit dem sie ihn um Vergebung bat und an sein Versprechen erinnerte. Ein Versprechen, das er genauso zu halten beabsichtigte, wie das, welches sie selbst gegeben hatte.
    „Sorge für den Jungen!“ wies er Zaide an, die erstaunt die Augenbrauen hochzog. „Es war ihre letzte Anweisung, sie hatte es ihm versprochen. Zardon soll ihn zurückschicken zu seiner Familie, wenigstens so lange das noch möglich ist.“



    Solange das noch möglich ist! Schier eine Ewigkeit nachdem Cyros mit schleppendem Schritt den Tempel verlassen hatte, stand Zaide vor dem kleinen Blumemeer, dass man inzwischen auf den Stufen des Weltenthrons ausgebreitet hatte und starrte auf die vielen Blüten. Wie lange noch?
    Von überall her kamen die Vertreter der Benda und Cha-yi und erwarteten Rat und Hilfe von ihr, die als nächste Verwandte der Herrscherin die Verantwortung für die sterbende Welt hatte übernehmen müssen. Doch was sollte sie ihnen sagen? Jeder von ihnen spürte die Veränderungen, die überall eingetreten waren. Die Sonne hatte sich schon verdunkelt, ständig wurde es kälter, langsam und noch kaum fühlbar, aber die ersten Pflanzen vergingen bereits und auf fast allen Kontinenten begann die Erde zu beben, rasten Stürme in zunehmender Heftigkeit über sie hinweg. Die Menschen würden als erste darunter leiden, dass den Elo-i und mit ihnen ihren Dienern nach und nach die Kräfte schwanden. Ohne sie, die alles zusammenhielt, kontrollierte, ausglich, von der ein jeder seine Macht bezog, ohne die Mutter waren sie alle hilflos und dem Untergang geweiht.
    Aber noch war Zaide nicht gewillt, aufzugeben.


    ++++++++++++
    weiter zu Teil 2