Beiträge von Nerychan

    *






    „Was ist denn das für ein Gesicht an einem solch glücklichen Tag?“ hörte sie ihren Vater fragen,
    als er sie fertig angekleidet, doch mit hängendem Kopf auf dem Bett sitzen sah.
    „Unser Gast wird bald hier eintreffen, und du….“ Er kam näher und beugte sich zu ihr hinunter.
    „Weinst du etwa, mein Kind? Aber, aber… du wirst doch deinem zukünftigen Ehemann nicht mit
    feuchten Wangen gegenübertreten wollen.“ Ein wenig hilflos reichte er ihr ein Tuch aus feinstem
    [FONT=&quot]Linnen, bestickt mit seinem Monogramm, dass sie sich die Tränen fortwischte. [/FONT]







    „Es tut mir leid, Vater. Ich weiß auch nicht, warum….es ist nur…“ Sie hob den Kopf und
    sah ihn an. „Warum schickt Ihr mich nur soweit fort? Gibt es denn in Spanien nicht ebenfalls
    Edelleute, die Ihr in Betracht ziehen könntet? Warum muss es ein Engländer sein?“
    „Warum denn nicht, Kind? Ich habe selbst eine Engländerin geheiratet und keine schlechte Wahl
    dabei getroffen.“ War da ein leiser Tadel in seiner Stimme, obwohl er sie immer noch gütig ansah?
    Ihre Unterlippe zitterte, doch sie unterdrückte jede weitere Träne, als sie aufstand und auf ihn zu kam.
    „Das will ich damit gar nicht sagen, Vater. Aber Ihr habt nicht Euer Land verlassen müssen,
    so wie Ihr es von mir verlangt.“
    [FONT=&quot]„Deine Mutter hat es damals auch getan und es nie bereut!“ [/FONT]







    In seinen Augen glitzerte es verdächtig, bevor er sich abwenden konnte.
    Er lächelte sie an und strich ihr sanft über die Wange. Ein seltener, um so kostbarerer Moment.
    Don Federico trug seine Gefühle nicht zur Schau, auch nicht seinen Kindern gegenüber. Aber hin
    und wieder, vor allem nach dem Tod seiner Frau, brachen sie doch aus ihm heraus.
    „Ich hab es dir doch erklärt, Catalina!“ sagte er. „Als ehemaliger Nachbar der Familie deiner Mutter ist
    Lord Ravensdale seit vielen Jahren ein enger Freund, ein durch und durch ehrenhafter Mann, fromm und
    rechtschaffen. Ich bin sicher, sein Sohn wird dir ein guter Ehemann sein und dir das Leben bieten, das
    [FONT=&quot]deine Mutter und ich uns für dich wünschten, als wir diese Vereinbarung getroffen haben.“ [/FONT]







    Er wandte sich ab und winkte ihr, ihm nach unten zu folgen, da es hohe Zeit wurde, wenn sie den Gast
    angemessen begrüßen wollten. „Dieser Besuch bietet dir die Möglichkeit, den jungen Mann zu treffen,
    den wir für dich bestimmt haben. Er ist im passenden Alter für eine Ehe, und wie man mir sagte, von
    angenehmer Erscheinung. Auch werden wir bis zur Hochzeit noch etwas Zeit verstreichen lassen,
    damit du ihn besser kennenlernen kannst. “ Catalina atmete erleichtert auf und erlaubte sich ein Lächeln.
    [FONT=&quot]„Aber du wirst sehen,“ fügte er hinzu, „dass all deine Sorge gänzlich unnötig gewesen ist.“[/FONT]







    „Nach deiner Heirat wirst du die Lady des Hauses sein, da die Gattin meines Freundes im letzten Jahr
    zu Gott befohlen wurde.“ fuhr Don Federico fort. „Seine anderen Söhne sind ebenfalls noch unverheiratet,
    aber ich nehme an, zumindest der Mittlere wird dem Beispiel seines Bruders bald Folge leisten.“
    Wolken türmten sich am Himmel auf und verdunkelten die Sonne, nahmen ihnen deren Licht und Wärme.
    Ganz plötzlich waren sie aufgetaucht, eben hatte die Sonne die Blumen im Garten noch erstrahlen lassen,
    doch nun sah alles nur noch grau aus. Eigenartig, dachte Catalina. Als wolle sie sich verstecken.
    [FONT=&quot]„Hörst du mir zu, Kind?“ Sie schreckte hoch.[/FONT]







    „Natürlich Vater!“ sagte sie, ohne den Blick vom Garten zu wenden, wo selbst die Blätter und Blüten scheinbar
    eine dunklere Farbe angenommen hatten. „Ihr spracht von den Söhnen des Herzogs. Wie viele hat er denn?“
    „Drei!“ seufzte er. „Der Glückliche!“ Sie verspürte einen kleinen Stich in ihrem Herzen. Natürlich würde
    er es nie aussprechen, aber er hatte sich seit Manuels Tod sicher schon oft gewünscht, sie wäre als Junge
    zur Welt gekommen und nicht als Mädchen. Und wenn sie ehrlich war, teilte sie diesen Wunsch, denn
    dann könnte sie hier bleiben in ihrer vertrauten Heimat und müsste nicht fort in die Fremde.
    So aber würde sie, wenn ihr Vater eines nicht mehr fernen Tages sterben würde, dessen ganzen Besitz
    [FONT=&quot]übernehmen, der dann von ihrem Ehemann in ihrem Namen verwaltet werden würde.[/FONT]







    „Um so weniger verstehe ich, dass Ihr Euch nicht für einen Spanier entschieden habt, Vater!“meinte
    sie, nachdem sie sich ihm gegenüber niedergelassen hatte. „Wäre es nicht viel einfacher, wenn der Besitzer
    auch auf den Gütern lebt, die er bewirtschaftet?“ Er zuckte zusammen, seine Stirn legte sich in Falten,
    und auf einmal wusste sie, dass er ihre Ansicht teilte. Aber wenn das so war... wieso...?
    “Diese Vereinbarung wurde vor langer Zeit getroffen, Catalina. Als niemand an diese Möglichkeit dachte.“

    Als Manuel noch der Erbe der Familie war, fügte sie im Stillen hinzu.
    „Ich kann mein Wort nicht mehr zurücknehmen, selbst wenn ich es möchte. Ein Wort ist ein Wort.“
    [FONT=&quot]Sie senkte den Kopf und nickte. „Ich werde dein Wort ehren, Vater.“[/FONT]







    Nur wenige Minuten später bekam sie Gelegenheit dazu, als der Erbe des Herzogs von Ravensdale,
    Lord Stanley Morgan den Raum betrat. Der Mann, dessen Vater von seinem langjährigen Freund
    die Einhaltung eines alten Versprechens eingefordert hatte. Warum nur? Gab es in England keine Frau,
    die einmal Herzogin zu werden wünschte? Oder interessierte den alten Mann weniger die Braut als
    deren Mitgift, die nach dem Tod des Erbens nun enorm gewachsen war?
    Neugierig musterte sie ihn, während Don
    [FONT=&quot]Federico sich erhob, um ihn zu begrüßen. [/FONT]





    ++++++++++++++++++


    geht noch weiter

    N' abend!
    Was für eine Woche. Wo klaut man sich noch ein paar Minuten, um in Ruhe seinen Text zu schreiben? Na ja, ein paar haben wir ja gefunden und ich kann die nächste Fortsetzung online stellen.


    @gotti: ob sie wirklich eine Stimme hört, das bleibt wohl der Fantasie überlassen. Vielleicht ist es mehr eine Art innere Stimme, eine Vorahnung, wie man sie manchmal hat. Ob diese Vorahnung nun recht hat oder nicht, wird sich wohl noch herausstellen müssen.
    Allerdings ist Master William nicht der Herr von Ravensdale und wird es auch nie sein. Die Auflösung kommt gleich.
    Wir bleiben heute noch mal in diesem Jahrhundert, bevor es wieder zurück geht. Immer hin und her.
    Und vielen Dank für dein Kompliment.


    Lenya: na mit deinen Befürchtungen hast du doch immer ganz gut gelegen. Also warten wir es mal ab, inwieweit der Papa sich da vielleicht verschätzt hat.
    Höherer Angestellter! Hihi. Das würde Stanley bestimmt gefallen. Aber dummerweise liegst auch du daneben. Siehe unten)


    Rheasylvia: Stress hatten wir wohl beide die Woche, was? Verschüttet ist bestimmt vieles, aber ich hol es wieder hoch.
    Ist Catalina die spanische Braut? Ok, ja, ist sie. Ob sie was mit dem Fluch zu tun hat... mal sehen. Und ich hoffe, niemand schneidet mir den Faden durch. Nicht, dass ich den Weg aus meinem eigenen Labyrinth nicht mehr finde, was?




    Nun wollen wir mal loslegen. Wie schon gesagt, noch einmal 16. Jahrhundert. Viel Vergnügen.



    *





    Eigentlich hatte er sich sofort zurückziehen wollen, nachdem er sie höflich begrüßt hatte, doch er vermochte
    dem leisen Flehen in ihren Augen nicht zu widerstehen und blieb stehen. Nur für einen Moment,
    sagte er sich selbst und erwiderte ihr dankbares Lächeln, während er sich vergewisserte,
    dass die Tür hinter ihm offen geblieben war. Alles andere hätte nur unnötiges Gerede verursacht.
    „Wie ich hörte, ist Stanley offenbar noch nicht zurückgekehrt aus London.“ begann er
    noch immer leicht verlegen ein Gespräch. Sie nickte.
    „Seine Pflichten am Hof werden ihn aufgehalten haben, nehme ich an. Vielleicht hat sich der Zustand
    Eurer Königin verschlechtert? Gibt es schon Neuigkeiten darüber? Hier hört man ja kaum etwas.“
    Das deutliche vernehmbare Bedauern in ihrer Stimme ließ ihn schlucken und veranlasste ihn, sich
    [FONT=&quot]entgegen seiner Absicht nun doch zu ihr zu setzen.[/FONT]






    Ihr Lächeln wirkte so traurig, ganz anders, als bei ihrer Ankunft, wo sie ihm mit einer entzückenden Röte
    auf den Wangen und einem Leuchten in ihren grünen Augen die Hand gereicht hatte. Obwohl er Stanley
    bis dahin bedauert hatte, dass dieser den freundschaftlichen Verpflichtungen ihres Vaters zum Opfer fallen
    sollte, seit diesem Moment hielt er ihn für den größten Glückspilz des ganzen Königreiches. Und dann ließ er
    sie einfach allein, in diesem fremden Land, in einem fremden Haus. Und weshalb? Pflichten?
    Was für Pflichten? Nichts hielt ihn wirklich am Hofe fest, außer vielleicht ein paar Damen mit
    [FONT=&quot]höchst zweifelhaftem Ruf. Aber das konnte er ihr unmöglich sagen.[/FONT]






    Dabei war die Lage wirklich ernst. Gerade erst hatte er selbst den spanischen Gesandten nach London
    begleitet und dabei einiges flüstern hören. Die Königin würde nicht mehr lange leben, und die Meinung
    des Hofes war gespalten, wer ihre Nachfolge antreten sollte. Die katholische Mary Stuart von Schottland
    oder die Schwester der Königin, Elizabeth, von der man annahm, dass sie insgeheim dem protestantischen
    Glauben anhing. Jeder versuchte jeden, die einen offen, die andern im Geheimen, auf seine Seite zu ziehen.
    Und in all diesem drohenden Chaos hatte Stanley nur eines im Sinn, sein persönliches Vergnügen.
    Und das während hier seine Braut auf ihn wartete. Liebte sie ihn? Wenn ja, dann stand ihr womöglich
    eine herbe Enttäuschung bevor. Denn er bezweifelte stark, dass sein Bruder dieses Gefühl teilte.
    William unterdrückte ein Seufzen. Was für ein Dummkopf Stanley doch war!
    [FONT=&quot]Er hätte ihn ohrfeigen können.[/FONT]






    Er beobachtete, wie sie aufstand, an den Kamin trat und die Hände über das Feuer hielt.
    „Es ist sicher eine große Umstellung, sich an unser Wetter zu gewöhnen, nicht wahr?“ fragte er leise.
    „Vor allem, da uns diesen Sommer wirklich nur wenig Sonnenschein beschieden war.“
    „Ja, Ihr habt recht Master William. Es ist wirklich …. recht kühl hier im Vergleich zu meiner Heimat.“
    Es schien nur eine allgemeine Feststellung zu sein, und doch wusste er, dass sie nicht nur das Wetter
    gemeint hatte. Beschämt räusperte er sich.
    „Es werden bessere Tage kommen, Dona Catalina, Tage voller Sonnenschein. Und Glück.“
    [FONT=&quot]Sie antwortete ihm nicht, starrte nur in die Flammen, als suche sie dort nach etwas. [/FONT]





    ++++++++++++++++++


    geht noch weiter

    Ach Jane, da bin ich noch am Verdauen deines letzten Hammers und du machst schon wieder weiter. Ich weiß gar nicht, ob ich mich freuen soll, dass du so schnell weitermachst oder mich ärgern, weil ich den Kommi für die letzte verpasst habe.
    Dabei wollte ich doch schön regelmäßig schreiben.


    Aber gut, dann musst du halt jetzt mehr lesen.


    Zunächst mal, die Szene mit Gabriel hat sich fantastisch gelesen. Es war gut, sich dafür soviel Zeit zu lassen. Andernfalls wäre es nur ein Kuss gewesen und man hätte sich darüber aufgeregt, wie ein Lehrer sowas überhaupt tun konnte.
    Aber nun beschäftigt man sich eben doch besser mit der Frage, wie es überhaupt soweit kommen konnte und, noch wichtiger, wie es mit den beiden nun weitergehen soll.
    Man kann sich des Gefühls nicht erwehren, dass Sophia sich in diesen Gedanken, in ihren Lehrer verliebt zu sein, restlos verrannt hat. Als Erwachsener fragt man sich natürlich, was sie sich davon erhofft? Dass er seine Frau verlässt, die mir, das gebe ich zu, doch unsympathisch ist.
    Offen eine Beziehung mit ihr anfängt?
    An die rein rechtlichen Konsequenzen denkt sie dabei gar nicht.
    Ja, sie ist ein Teenager, und ja, die meisten erinnern sich daran, dass es wohl in jeder Schule einen Lehrer gibt, der von den Mädchen angehimmelt wird.
    Aber was nun passiert ist, das geht weit darüber hinaus. Und ihren Stolz, sich getraut zu haben, kann ich nicht teilen. Es war ein flüchtiger Moment des Glücks, der nun teuer bezahlt werden muss.
    Einmal das schlechte Gewissen, von beiden.
    Wie sie da herumschleicht, immer mit dem Gedanken an den Lehrer, und sich Dani gegenüber schlecht fühlt.
    Dass sie sich mit Rica (die Ärmste, ich mag sie so sehr) überwirft und dieses trotzige: was geht es sie überhaupt an.
    Dass dieser Ort, der gestern noch verzaubert zu sein schien, heute nur noch aus ein paar verwitterten alten Mauern besteht (die Bilder sind wunderschön geworden).


    Was mich allerdings besonders beschäftigt, ist Gabriel Hoffmann. Was hat ihn dazu getrieben. Seine Gedanken, dieses "warm, weich, lebendig". So glücklich ist er ja nun nicht mit seiner Frau, aber... das? Das wird wohl kein Ausweg sein. Nur, Fehler hin oder her, er kann es nicht mehr ungeschehen machen. Und auch wenn er das sicher gern vermeiden würde, irgendwann wird er sich noch einmal damit auseinandersetzen müssen, zumal du ja schon die Lunte gelegt hast mit der Zuschauerin. Wäre es Rica gewesen, würde ich mir weniger Sorgen machen, aber so....


    *seufz*


    Aber nun noch ein paar kleine Bemerkungen zu dem kleinen Cafebesuch.
    Eric ist irgendwie ein süßer, lieber Junge. Er macht sich so viele Gedanken um seine Mutter. Und seine Meinung ist so nachvollziehbar.
    Er hat ja recht, mit allem, was er sagt, aber er ist noch jung, er kennt die Angst vor der Einsamkeit noch nicht, die Angst vor der Veränderung, allein mit allem zurechtkommen zu müssen. Ob sich ihr Mann nun wenig um sie kümmert, sie betrügt, nun, zumindest ist er noch da, wenn diese Ehe auch manchmal wirklich nur noch auf dem Papier zu existieren scheint. Allein diese Frage, ob sie ihn noch liebt. So ganz klar scheint sich Regula darüber nicht zu sein. Sie hat ein gutes Gefühl für ihre Kinder, was man daran merkt, dass sie Erics Problem spürt, aber das Gefühl für sich selbst scheint restlos verschüttet worden zu sein.


    Ich weiß nicht, ob Eric seiner Mutter wirklich helfen kann, aber es ist anrührend zu sehen, wie er sich bemüht. Ich hoffe nur, dass er mit seiner diesmal falschen Vermutung nicht noch mehr Porzellan zerschlägt, als schon kaputt ist.


    So, jetzt lass ich den Rest erstmal setzen und warte darauf, wie du weitermachst.

    *





    War das nun die Erfüllung ihres Traumes? Er war nicht nur zu Besuch gekommen, er war gekommen,
    um sie mit sich zu nehmen, auf der Stelle. Sehr plötzlich, etwas zu plötzlich, wie ihr schien.
    Ging es ihm schlechter, als er ihr eingestehen wollte? Und was meinte er nur mit Vorkehrungen?
    Hatte er am Ende schon eine Wahl getroffen? Aber wen? Sie stöhnte, hoffentlich nicht ihr Nachbar,
    der ihr, obwohl schon zweimal verwitwet ständig den Hof machte, wann immer sie nach Hause kam.
    „Ihr solltet Euren Vater nicht warten lassen, Dona Catalina!“ vernahm sie die Stimme der Oberin in ihrem
    Rücken und wunderte sich nicht wenig über die formelle Anrede. Aber das war wohl nun wieder angemessen,
    da sie nicht länger einer ihrer Zöglinge hier sein würde. Ihre Finger glitten über das dunkle Holz der Wandvertäfelung,
    sie sah durch das kleine Buntglasfenster hinunter in den Klostergarten, in dem ein paar Laienschwestern sich
    [FONT=&quot]um das Gemüse kümmerten und spürte ein leise Zittern. Bekam sie plötzlich Angst, dieses einfache Leben zu verlassen?[/FONT]







    Wieder hörte sie die mahnende Stimme der Oberin. „Ich schicke Euch Schwester Felicidad, dass sie Euch
    beim Umkleiden hilft. All diese Schnüre, Spitzen und Borten! Das reinste Martyrium.“
    Ihre Missbilligung war unüberhörbar. Die Mutter Oberin hatte nichts übrig für den Tand der Welt,
    aber manchmal konnte Catalina sich des ketzerischen Gedankens nicht erwehren, sie tat es nur,
    weil sie ihn nicht haben konnte. Sie wusste von den heimlichen Erzählungen der anderen Nonnen,
    dass sie nicht aus freien Stücken in den Orden eingetreten war, sondern von ihrer Familie abgeschoben
    wurde, da man für sie als jüngster von vier Schwestern keinen Ehemann gefunden hatte.
    Catalina wandte sich ab. Nein, sie wollte nicht im Kloster bleiben. Sie wollte einen Mann,
    den sie lieben konnte, Kinder. Sie wollte lachen und tanzen und glücklich sein. Sie wollte leben!





    Nur wenig später, nachdem sie sich von Felicidad und auch von der Oberin verabschiedet hatte,
    ging sie ein letztes Mal noch hinaus auf den Klosterfriedhof, der schon seit einigen Generationen der
    Begräbnisplatz ihrer Familie war. Vor ein paar Jahren hatte man hier ihre Mutter beigesetzt, in diesem
    steinernen Ungetüm, das, wenn die Zeit kam, auch ihren Vater aufnehmen sollte. Das kleinere,
    nachträglich eingefügte Grab barg ihres Vaters größten Schmerz und auch den ihren. Vor zwei[
    Jahren war ihr Bruder Manuel, Offizier in der Armee Seiner Majestät und ihrer aller ganzer Stolz
    [FONT=&quot]bei einem kleineren Scharmützel ums Leben gekommen. Bis heute hatte ihr Vater das nicht verkraftet.[/FONT]







    Catalina starrte auf die Blumen, die sie vor dem Sarkophag der Mutter abgelegt hatte. Ein eigenartiges Gefühl
    beschlich sie, ein Gefühl von Unsicherheit, ja sogar Angst. Auf einmal wäre sie doch am liebsten wieder hinauf
    in ihre kleine so vertraute Klosterzelle gelaufen, hätte die Tür hinter sich zugemacht und die Welt ausgeschlossen.
    . „Du Närrin!“ schalt sie sich selbst. „Was ist denn nur los mit dir? Du willst doch nicht Nonne werden? Oder doch?“
    Sie hörte Schritte hinter sich und musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, dass es ihr Vater war.
    Wann immer er dem Kloster, oder vielmehr ihr einen Besuch abstattete, kam er hierher. Er vergaß es nie.
    Wortlos trat er neben sie, legte einen weiteren Zweig der kleinen weißen Blumen vor den Sarkophag,
    die ihre Mutter so geliebt hatte, als sie noch lebte. Ihre schmale Hand schmiegte sich für einen Moment in seine,
    bevor er sich nach einem schmerzvollen Blick auf das Grab des Sohnes wieder abwandte.
    [FONT=&quot]„Es wird Zeit, Catalina. Wir müssen gehen.“[/FONT]







    Doch schon nach nur wenigen Augenblicken stockte ihr Schritt erneut und sie sah zurück. Einen Moment
    lang hätte sie schwören können, eine Stimme hätte sie gerufen, die Stimme ihrer Mutter. Jemand schien
    nach ihr zu greifen, als wolle er sie mit aller Macht zurückhalten und sie zuckte zusammen.
    „Catalina. Die Kutsche wartet.“
    „Ja Vater, ich komme.“
    Noch ein letztes Mal sah sie hinüber, und wusste, einer dunklen Vorahnung gleich, auf einmal,
    [FONT=&quot]dass sie diesen Ort nie wieder sehen würde.[/FONT]







    Und allem Anschein nach hatte sie sich nicht geirrt. So fern der Heimat, abgeschnitten von allem, was ihr
    lieb und teuer war, besaß sie kaum eine Hoffnung, eines Tages zurückkehren zu können.
    Würde sie sich hier jemals eingewöhnen, bei diesen so unzugänglichen Engländern? Dabei tat sie doch
    alles, um wenigstens etwas Freundlichkeit zu erhalten. Dank ihrer Mutter, die doch selbst Engländerin
    gewesen war, beherrschte sie die Sprache so gut, dass sie sich problemlos verständigen konnte.
    Und doch saß sie Abend für Abend hier allein und kämpfte mit den Tränen. Das konnte nicht in der
    Absicht ihres Vaters gelegen haben. Sie hoffte und betete, es würde sich ändern, wenn ihr Verlobter
    [FONT=&quot]nach Ravensdale Hall zurückkam. Ein leises Knarren an der Tür ließ sie aufschrecken.[/FONT]







    Sie hob den Kopf, sah zur Tür und ihre Augen begannen ganz unwillkürlich zu strahlen. Wer da herein
    kam, war der einzige Lichtblick in dieser ganzen Dunkelheit, der einzige Mensch, der ihr hier freundlich
    gegenübertrat. Er stutzte, als er sie sah, verbeugte sich leicht und sichtlich verlegen.
    „Vergebt mir, ich möchte Euch nicht stören. Aber ich wusste nicht, dass Ihr Euch hier aufhaltet.“
    Sie schluckte die Bemerkung hinunter, dass man hier recht schnell vergaß, dass sie überhaupt existierte,
    sondern lächelte ihn an. „Ihr stört doch nicht Master William. Ich hatte ja keine Ahnung, dass Ihr schon
    [FONT=&quot]zurück seid. Eure Reise war erfolgreich, hoffe ich.“[/FONT]





    ++++++++++++++++++++++



    Das war es für heute. Ich hoffe wie immer, ihr hattet Spaß beim Lesen.

    *






    Und wieder ein Abend, den sie allein in diesem riesigen dunklen Haus zubringen musste. Warum nur konnten
    die Engländer nicht etwas mehr Licht in ihre Häuser lassen? Gerade hatte der Diener
    das Feuer im Kamin angezündet. Trotz dass es noch immer Sommer war, wurde es abends schon recht kühl,
    besonders für sie, die sie doch die Wärme ihrer Heimat gewöhnt war. Aber es war nicht allein der kühle Abendwind,
    der sie frösteln ließ. Man mochte sie hier nicht, sie, die Fremde. Jeden Tag spürte sie es aufs neue, am Verhalten der
    Diener, die sie zwar ehrfürchtig, ihrer Stellung entsprechend behandelten, aber auch nicht ein überflüssiges Wort mit
    ihr wechselten. Wenn nur ihr Verlobter endlich zurückkehren würde. „Nur für ein paar Tage“, hatte er gesagt.
    Doch inzwischen waren mehr als vier Wochen daraus geworden. Was hielt ihn nur so lange auf?
    Und diese erzwungene Einsamkeit, diese Stille um sie herum, machte ihr zu schaffen.





    Auch im Kloster war es ruhig gewesen. Obwohl die Nonnen nicht zum Schweigen verpflichtet waren,
    sprachen sie doch nur das nötigste miteinander. Aber das hatte sie nie als störend oder gar quälend empfunden.
    Selbst wenn ihr Herz dem Tag entgegenfieberte, da sie die Abtei verlassen und in die
    Welt hinaus fliegen würde, einsam hatte sie sich dort nie gefühlt. Die Schwestern waren freundlich, wenn auch
    streng. Immerhin oblag ihnen die wichtige Aufgabe, die zukünftigen Ehefrauen spanischer Granden (Edelleute)
    zu erziehen. Und auch, wenn man sich bemühte, alle jungen Schülerinnen gleichzubehandeln, so kam ihr doch
    eine Sonderstellung zu, die ihr niemand streitig machte. Es war gewissermaßen ihre Abtei,
    das Hauskloster ihrer Familie, vor langer Zeit von einem ihrer Vorfahren gestiftet.
    [FONT=&quot]Und noch immer erhielten die Schwestern großzügige Zuwendungen von ihrem Patron.[/FONT]







    „Catalina!“ Sie schreckte aus ihren Gedanken hoch und sah zu der jungen Nonne auf, die da so unvermittelt neben
    ihr aufgetaucht war. Schwester Felicidad war schon als Kind ins Kloster gekommen und hatte ihr ganzes Leben
    hier zugebracht. Es war noch gar nicht so lange her, dass sie die Ewigen Gelübde abgelegt hatte, mit Freude und
    Eifer. Obwohl nicht weniger gläubig, konnte sich Catalina ein solches Leben nicht vorstellen, für immer eingeschlossen
    hinter diesen Mauern, wo ein Tag wie der andere nur sanft dahinplätscherte in Arbeit und Gebet.
    Sie sehnte sich nach dem Leben, nach dem, was es einer jungen Frau von bester Herkunft zu bieten hatte.
    Dennoch war Schwester Felicidad, im gleichen Alter wie sie selbst, zu einer Art Freundin geworden.
    Nun lächelte sie und in ihren Augen blitzte etwas auf, das Catalina neugierig werden ließ.
    „Die ehrwürdige Mutter erwartet dich im Sprechzimmer. Es ist Besuch gekommen!“ sagte sie.
    [FONT=&quot]Und Catalina sprang auf und rannte, entgegen aller Vorschriften, den Kreuzgang hinunter.[/FONT]







    Sie hatte sich nicht geirrt. Wer sollte es sonst sein, wenn nicht....Leicht außer Atem besann sie sich durch das
    diskret ermahnende Hüsteln der Oberin und machte einen Knicks vor dem Mann, der da hinter dem schmiedeeisernen
    Gitter stand, einem Geschenk ihrer Familie, das man gerade erst vor ein paar Monaten neu eingesetzt hatte.
    „Ich freue mich, Euch zu sehen, und hoffe, Ihr befindet Euch wohl, Vater.“
    Der Mann schenkte ihr ein freundliches Lächeln, wandte sich dann aber wieder der Oberin zu, die ihm in respektvollem
    Ton das Empfangszimmer für Gäste für die kommende Unterhaltung anbot. Da Catalina ja keine Nonne war,
    konnte die Schwester Pförtnerin sie ohne weiteres aus dem abgeschlossenen Bereich herauslassen.
    [FONT=&quot]Der Mann nickte und bedankte sich zwar höflich aber doch so, als habe er nichts anderes erwartet.[/FONT]







    Don Federico de Lorca y Mondragos, Conde da Silva, war es gewöhnt, dass man seine Bitten erfüllte, kaum dass
    er sie ausgesprochen hatte, sei es in seinem eigenen Haus oder auch hier, wo er als Patron der Abtei über
    gewisse Rechte verfügte. Er war kein herrschsüchtiger Mann, aber er besaß eine gewisse Arroganz, die er
    nicht einmal im Umgang mit seiner Familie vollständig ablegen konnte. Dennoch war er ihr immer ein guter
    [FONT=&quot]Vater gewesen und Catalina liebte ihn aufrichtig. Um so sorgenvoller musterte sie nun seine eingefallenen Wangen.[/FONT]







    „Bitte verzeiht, mein Vater, aber...seid Ihr wirklich wohlauf?“ Der Conde schwieg einen Moment,
    bevor er den Kopf schüttelte und sie mit einem Blick ansah, der Catalina nichts Gutes vermuten ließ.
    „Ich war krank“, gestand er leise. „Es geht mir zwar besser, aber ich möchte dich nicht plötzlich allein
    zurücklassen müssen, wenn der Allmächtige mich plötzlich zu sich ruft.“ Ein flüchtiges, wenn auch schmerzvolles
    Lächeln huschte über seine Lippen. „Glücklicherweise haben deine Mutter und ich uns schon
    bei deiner Geburt daürber Gedanken gemacht und Vorkehrungen für deine Zukunft getroffen.“
    „Meine Zukunft?“ Ihr Herz machte einen Sprung. „Aber Vater, es...“
    „Es wird Zeit, dass du....diesen Ort hier verlässt. Wie mir die Ehrwürdige Mutter versicherte, ist deine
    [FONT=&quot]Erziehung zufriedenstellend abgeschlossen. Der richtige Augenblick, um nunmehr an eine Ehe zu denken.“[/FONT]








    „Ich....soll heiraten?“ Warum zitterte ihre Stimme so? Hatte sie nicht die ganzen letzten Monate davon
    geträumt, das Kloster zu verlassen und die Welt zu erleben? Aber...ein Ehemann... jetzt schon, der war
    in ihren Träumen nicht vorgekommen. Noch nicht. Es gelang ihr nicht, ihre Überraschung, ja ihre Zweifel
    vor ihm zu verbergen, doch er ging darüber hinweg, als habe er sie nicht bemerkt. Stattdessen meinte er nur,
    dass sie hinauf in ihre Zelle gehen solle, um sich umzukleiden und die wenigen Sachen zu holen, die sie mit-
    gebracht hatte, als sie, ein kleines Mädchen noch, hierher gekommen war. Alles weitere würden sie zuhause
    besprechen.




    +++++++++++++++


    geht noch weiter

    Hallo an alle Leser und Leserinnen!


    Auch heute wieder ein ganz liebes Dankeschön für die Reaktionen an alle Schreiberlinge und Karmaspender.


    @gotti: willkommen zurück. Musst dich nicht entschuldigen, ich freu mich, dass du wieder mit dabei bist.
    Ich bin froh, dass die historische Geschichte so gut ankommt, die meisten interessieren sich ja nicht wirklich dafür. Aber gerade das 16. Jahrhundert war wirklich aufregend, und im 19. konnte man doch herrlich schwelgen.
    Die beiden Jahrhunderte werden sich verbinden, durch eben diesen Fluch. So ein bissel Mystik muss eben doch sein. :) Es wird dir hoffentlich auch weitergefallen.


    Innad: oh, das mit den Namen ist ein Problem, ich bin immer am Grübeln, was am besten passt. Nur die Titel sind kein Problem.
    Die meisten FS-Schreiber sind wohl ständig auf der Suche nach DLs. Ich bewundere die, welche ohne sie auskommen. Aber mit Maxisobjekten eine historische Geschichte zu erzählen, wäre dann wohl doch etwas komisch.;)
    Und du hast vollkommen recht, Patrick wird ihr nicht glauben, leider?? Es wird auf jeden Fall noch große, große Probleme geben.
    Danke für das große Lob. Und auch vielen Dank für deine ausdauernden Kommis.



    Julsfels: stimmt. Für Lizzy war das damals nicht bedrohlich. Ein Erwachsener hätte vielleicht anders reagiert. Aber gefährlich ist es trotzdem.
    Das Kleid ist wunderschön. Es ist eins von meinen Liebsten, zusammen mit dem roten von dir. Und heh, was für Lammkeulen. *grins* Eigentlich fand ich die Mode für die Damen im 16. Jahrhundert bis auf die später aufkommenden Halskrausen gar nicht so hässlich. Was man von den Männer mit ihren Pluderhosen nicht behaupten kann. :rollauge
    Zeitlassen soll ich mir? OKAY! Nichts dagegen. Ich will ja auch noch die vielen, vielen tollen Ideen umsetzen, an denen wir basteln, oder besser du bastelst, und ich spiele Muse und bau dann alles schön in meine Häuser ein. Dein Kronleuchter zum Beispiel passt doch so schön in Patricks Speisezimmer!
    Ich denke, da hat bestimmt keiner was dagegen, wenn ich es schön ausführlich mache, um so mehr Zeit haben wir und um so besser werden die Bilder. Danke für alles!



    Rivendell: Ich bin ein absoluter Fan von Kostümschinken und bewundere die Ausstatter, wie sie das alles hinbekommen.
    Ich bau die Kulissen schon selbst, das heißt, manchmal, so wie für heute z.B. bau ich komplett selbst, aber meist nehm ich mir ein schönes nicht möbliertes Haus von den Bastlern, die ich anfangs erwähnte, das ungefähr meinen Vorstellungen entspricht und gestalte die mir um, wie ich es brauche, richte die Zimmer ein, mit Tapeten, Möbeln usw. Es macht richtig Spaß, sowas entstehen zu lassen, und ich versuche es schon, so genau wie möglich zu machen, aber ein paar Abstriche gibt es dabei immer noch. Vor allem bei der männlichen Kleidung, die echt Mangelware ist. Aber ich denke, die Kleinigkeiten sind vertretbar. Frag bloß nicht, wieviel GB Downloads auf dem FS Account sind.



    Lenya: ja, ich steh auf Familienflüche. Und wie! Und der "Schnuckel" (hihi) will absolut keine Groupies, aber er wird es nicht verhindern können, dass man ihm nachstellt. Er ist nunmal heißbegehrt auf dem Heiratsmarkt. Und es gibt so viele Mütter mit zu versorgenden Töchtern.
    Elizabeth, meine liebe alte Elizabeth, nein, die saugt sich gar nichts aus den Fingern, aber mal ehrlich, würdest du es glauben, wenn man dir das sagt?
    Da wird wohl noch einiges passieren müssen, um ihn zu überzeugen. Nur, ob es dann noch nicht zu spät ist?



    So, nun aber zur heutigen FS. Wie schon angekündigt, geht es heute ins 16. Jahrhundert, also zurück in den Spätsommer des Jahres 1558.
    Ein Teil besteht aus Erinnerungen, kenntlich durch den schwarzen Rahmen.
    Kleiner Zusatz: Conde - ist die spanische Bezeichnung für einen Grafen.



    Und nun viel Vergnügen.

    So.
    Nun bin ich soweit. Und kann dir deinen Kommi schreiben, wie ich es versprochen habe.
    Ich hatte ja schon geschrieben, warum das letzte Woche einfach nicht ging.
    Gerade durch diese letzten sehr aufwühlenden Fortsetzungen kamen ja doch Erinnerungen hoch, die man erstmal wieder verarbeiten muss.


    Wie schon gesagt, es passiert mir schon selten, dass ich eine unbekannte Geschichte in einem Rutsch durchlese, aber da ich deinen Anfang verpasst habe, blieb mir nichts anderes übrig, denn aufhören ging nicht.
    Es fing schon damit an, dass du uns alle erstmal aufs Glatteis geführt hast, was die Mutter betrifft. Hat doch jeder von uns im Stillen gedacht: Was zur Hölle ist denn das für eine Mutter?
    Aber so einfach sind die Dinge im Leben eben doch nicht, wie du sehr deutlich gezeigt hast.
    Einige Dinge, die Alexandra da quälen kommen mir sehr, sehr bekannt vor. Und es so schwer, die eigenen Probleme nicht an den Kindern auszulassen, die einfach nicht begreifen können, dass die Mama manchmal nicht mal nur ein lautes Wort und schon gar keine Fragen verträgt.
    Alexandras Depressionen waren ja nun wirklich massiv genug, dass ihr Mann längst etwas hätte sehen, merken müssen, würde man sagen. Aber das ist... auch nicht ganz so einfach. Manche Dinge will man einfach nicht sehen. Manche Dingen sollen nicht gesehen werden.
    Was diese Familie wirklich braucht ist nicht unbedingt ein großes Haus, sie brauchen mehr Zeit miteinander.
    Schon so oft hat die Arbeit die Liebe und die Familie erledigt. Ich kann für Moritz nur hoffen, dass er wenigstens jetzt mal aufwacht und merkt, dass seine Frau diese Last, ihren Schmerz um den Verlust und den der Kinder, nicht auch noch tragen kann. Nicht allein.
    Ich weiß natürlich noch immer nicht, was diese so durchaus alltägliche Geschichte mit den geheimnisvollen Andeutungen des ersten Kapitels zu tun haben. Aber ich freue mich darauf, von dir dorthin geführt zu werden.

    *






    Wenig später, nachdem auch Lady Alice die alte Dame mit einer herzlichen Umarmung begrüßt hatte,
    gingen alle drei hinüber in den Salon und zwei Augenpaare richteten sich voller Neugier auf den Besuch.
    Lady Elizabeth Fairchild, verwitwete Countess of Avanlea war Patricks Großtante, sein Großvater ihr Bruder.
    Zeit ihres Lebens verband sie mit dessen Familie ein Gefühl tiefer Liebe und Freundschaft
    und so war sie im Hause Morgan auch nach ihrer Verheiratung mit dem Earl ein gern gesehener Gast.
    Zu Lady Alice hatte sie ein besonders gutes Verhältnis aufgebaut.
    Ihre Liebe und Güte hatten ihr wohl getan, sie hatten sich gegenseitig gestützt, als sie ihre inniggeliebten Gatten verloren.
    Und obwohl mancher sie oft hinter vorgehaltener Hand heimlich als leicht wunderlich beschrieb,
    so wurde die resolute, kaum zu erschütternde Frau doch auch von der Londoner Gesellschaft nicht nur respektiert, sondern hoch geachtet,
    wegen ihrer Großzügigkeit, ihres angesichts des fortgeschrittenen Alters noch recht wachen Geistes und ihrer scharfen Zunge.
    Heute aber flackerte in ihren Augen ein unruhiges, besorgniserregendes Licht.
    Mehrmals setzte sie ihre Tasse an, trank einen Schluck, machte Anstalten zu beginnen,
    [FONT=&quot]und trank stattdessen einen weiteren Schluck des dampfenden Getränks.[/FONT]


    [FONT=&quot]


    [/FONT]

    [FONT=&quot][/FONT]



    „Du machst es aber wirklich spannend, Tante Liz. Was wäre denn nun warum zu spät?“
    Die alte Dame kämpfte noch immer sichtlich mit sich, aber schließlich stellte sie entschlossen die Tasse ab und sagte:
    „Es nützt ja alles nichts, ihr müsst es wissen!“
    „Was denn um Himmels Willen?“ rief Alice, doch Elizabeth richtete ihre ganze Aufmerksamkeit auf Patrick.
    „Du darfst diesen Titel nicht annehmen, mein Junge. Und wenn es noch so verlockend ist. Verzichte darauf!“
    Patricks Augen wurden groß. „Was soll ich? Wieso das denn?
    Gut, es gibt eine Menge Schulden, aber die werden wir schon mit der Zeit beseitigen.“
    Lady Alice nickte, doch Elizabeth schüttelte entschieden den Kopf.
    „Das wirst du nicht! Kein Ravensdale konnte das bisher. Sie steckten alle bis zum Hals in Schulden, alle!
    Wann immer sie zu Geld kamen, zerrann es ihnen zwischen den Fingern.
    Und das wird auch dir passieren. Du wirst alles verlieren, Patrick, absolut alles!“






    „Bist du abergläubig, Elizabeth?“
    warf Alice ein, die sich auf das seltsame Ansinnen der alten Lady keinen Reim machen konnte.
    „Vielleicht!“ entgegnete die Frau. „Aber vielleicht solltet ihr das auch sein.“
    „Wir? Verzeih, Tante, aber du sprichst in Rätseln!“
    „Ich kann euch das leider nicht völlig erklären.“ begann Elizabeth von neuem
    und fügte in Gedanken hinzu: Und ich darf es auch nicht.
    „Glaub mir Patrick, es geht hier nicht um so unwichtige Dinge wie Geld. Es geht............um dein Leben.“
    „Was?“ Lady Alice konnte den erschreckten Ausruf nicht zurückhalten. „Wie kannst du denn so was sagen?“
    „Ich sage es, weil es die Wahrheit ist, Alice.
    Auf diesem Teil der Familie liegt ein Fluch, ein furchtbarer Fluch, ....ein tödlicher Fluch.“
    Während die andern zwei sie vollkommen entsetzt ansahen, senkte Elizabeth einen Moment die Lider
    [FONT=&quot]und sofort konnte sie ihre Stimme wieder hören, als wäre es erst gestern gewesen und nicht 50 Jahre her,[/FONT]


    [FONT=&quot]


    [/FONT]

    [FONT=&quot][/FONT]



    dass sie mutterseelenallein am Bett des alten Mannes gesessen hatte, seinem röchelnden Atem lauschte
    und eigentlich nicht wusste, warum sie sich hier herein geschlichen hatte. Aber Onkel John,
    wie sie den damaligen Duke of Ravensdale immer genannt hatte, war so entsetzlich einsam. Genau wie sie selbst.
    Krank und scheinbar von allen vergessen, dämmerte er in seinem Bett dahin.
    „Du solltest nicht hier sein, kleine Liz! Das ist nicht der richtige Ort für ein kleines Mädchen wie dich.“
    Leise, freundlich und ein wenig traurig hatte ihre Stimme geklungen.
    Und sie war gar nicht erschrocken, als die Frau so plötzlich in der Dunkelheit erschienen war,
    noch wunderte sie sich über ihre so gar nicht modische Kleidung. Im Gegenteil, vertrauensvoll hatte sie zu ihr aufgesehen.
    „Muss er denn wirklich sterben?“ fragte sie ganz leise, als solle der Mann neben ihr es nicht hören,
    der trotz seiner grauen Haare doch kaum älter als ihr eigener Vater war.






    Langsam war die Frau näher gekommen, hatte sich zu ihr hinunter gebeugt und ihr sacht übers übers Haar gestrichen.
    „Seine Zeit ist noch nicht gekommen, und trotzdem muss er nun gehen. Das ist das Gesetz der Ravensdales.“
    Erstaunt und verwirrt hatte sie von ihr zu ihm gesehen. „Welches Gesetz?“
    Ein flüchtiges, sanftes Lächeln war über die Lippen der Frau geglitten.
    „Dieses Gesetz betrifft dich nicht. Niemanden aus deiner Familie. Verlasst dieses verfluchte Haus
    und haltet Euch fern von hier. Dann wird euch nichts geschehen.“ Sie hatte jede weitere Frage mit dem Hinweis
    abgewehrt, dass es höchste Zeit sei und die andern gleich kommen würden.
    Die andern! Das waren Onkel Johns schrecklicher Sohn und dessen womöglich noch schrecklichere Frau,
    [FONT=&quot]die sich im Salon ein Stockwerk tiefer lauthals stritten, seit sie das Haus betreten hatten.[/FONT]


    [FONT=&quot]


    [/FONT]

    [FONT=&quot][/FONT]


    So vieles war an diesem Tag noch geschehen, Dinge, die nicht nur ihr Leben vollkommen verändert hatten.
    Aber niemals, weder jetzt noch später hatte sie an der Wahrheit dieser Worte gezweifelt.
    Wie auch, sie hatte es erlebt, sie hatte es gesehen mit ihren eigenen Augen, all die Jahre hindurch,
    in der sie die Mitglieder der unglücklichen Familie verarmen sah, dem Wahnsinn anheim fallen und sterben.
    Nein, es gab keinen Grund für Zweifel. Das Gesetz war unerbittlich. Das Gesetz kannte keine Gnade für einen Ravensdale.
    Und darum durfte Patrick dieses Erbe nicht antreten. Er, der ihr so lieb war wie der Sohn, der ihr verwehrt geblieben war,
    er durfte dem nicht auch noch zum Opfer fallen. Er nicht!




    +++++++++++++++++++++++++++


    Das war es für heute. Ich hoffe, ich hab euch nicht zu sehr verwirrt.


    Beim nächsten Mal machen wir wieder einen Abstecher ins 16. Jahrhundert.
    LG
    Nery

    *






    „Ich fürchte, mein Lieber“, begann Lady Alice, nachdem Edwards serviert hatte, von neuem. „Dem wirst du nicht
    entkommen. Du bist im perfekten Alter, und wenn sich deine Rangerhöhung erst einmal herum gesprochen hat,
    wird man dich belagern wie die Kreuzritter einst Jerusalem.“
    Patrick stöhnte auf und ließ die Gabel fallen. „Kann ich mich nicht irgendwo verstecken,
    auf Reisen gehen, bis die erste Aufregung sich gelegt hat, nach Timbuktu vielleicht?“
    „Gib dich lieber keinen Illusionen hin, mein Sohn!“ warnte Alice lachend.
    „Sie werden dich nicht mehr aus ihren Krallen lassen.
    Du bist jetzt eine zu gute Partie, ein Peer von England, der es sich auch noch leisten kann,
    [FONT=&quot]standesgemäß aufzutreten. So was lässt man sich doch nicht entgehen!“[/FONT]


    [FONT=&quot]


    [/FONT]

    [FONT=&quot][/FONT]



    „Wir werden zusehen müssen, dass wir das Ravensdale Stadthaus am Grosvenor Square in Ordnung bringen.
    Man erwartet deinen Antrittsball dort. Allerdings scheint es, wie man mir heute erzählt hat,
    auch nicht gerade in bestem Zustand zu sein. Also würde ich es vorziehen, vorerst hier wohnen zu bleiben,
    vorausgesetzt, du hast nichts dagegen einzuwenden“ Schon wieder blieb die Gabel in der Luft hängen.
    „Einzuwenden? Wieso das denn?“
    „Das ist doch dein Haus, oder hast du das vergessen? Und ich habe auch ein eigenes.“
    „Langley House war und ist dein Heim, Mamà, und das wird es auch immer bleiben!“
    Lady Alice lächelte ob seines Eifers. „Zumindest solange, bis du heiratest. Wenn die neue
    [FONT=&quot]Herrin kommt, muss die alte weichen. So ist nun mal die Tradition.“[/FONT]


    [FONT=&quot]


    [/FONT]

    [FONT=&quot][/FONT]



    „Danke für die Aufmunterung!“ erwiderte Patrick trocken und führte sein Glas an die Lippen.
    Kein Wunder, dass er sich schon den ganzen Tag so schlecht fühlte. Außer einem zugegeben sehr hohen Rang
    und neuer politischer Möglichkeiten, die sich ihm nun boten, brachte das Erbe seines entfernten Verwandten
    ihm nur Probleme. Dabei hatte er doch schon so viele Pläne gehabt, wie er das Geld weiter gewinnbringend einsetzen konnte,
    das er seit seinem Ausscheiden aus der Royal Guard vor ein paar Jahren durch kluge Investitionen in Handel, Eisenbahn
    und andere sich entwickelnde Industrien eingenommen hatte. Anfangs wurde er deshalb von vielen belächelt,
    immerhin schickte sich so etwas Profanes wie Geldverdienen für einen Aristokraten nicht,
    doch er war sich nicht zu schade gewesen, bei einem Kaufmann regelrecht in die Lehre zu gehen.
    Und der Erfolg gab ihm Recht. Angesichts seines ständig wachsenden Vermögens waren die Spötter längst verstummt
    und so manch einer fragte ihn heute, trotz seiner relativen Jugend um Rat in Finanzangelegenheiten.
    Und nun war er gezwungen, seine eigenen Pläne zurückzustellen und sich stattdessen um das heruntergekommene
    Landgut seines Vorgängers zu kümmern. Nicht Georg Morgan zuliebe, dem er sich in keinster Weise verpflichtet fühlte,
    sondern wegen all der Menschen, die dort lebten und nun von ihm abhängig waren.






    „Nun sieh das mal nicht alles so schwarz, du hast doch immer alle Herausforderungen gemeistert. Und ich bin ja auch noch da.“
    unterbach Lady Alice seine Grübeleien. „Aber zunächst einmal solltest du zuende essen, bevor noch alles kalt wird,
    und unser armer Koch aus Verzweiflung kündigt. So einen guten bekommen wir so schnell nicht wieder!“
    Sie legte ihr Besteck auf den Teller und sah zu dem Butler auf, der wartend neben der Anrichte stand. „Ja, Edwards?“
    „Lady Avanlea ist soeben eingetroffen, Mylady.“
    „Elizabeth, jetzt?“ Alice warf ihrem Sohn einen erstaunten Blick zu. „Ich dachte, sie wäre längst aufs Land gefahren!“
    „Ich auch! Das hat sie wenigstens gesagt.“
    „Bitte führen Sie sie herein, Edwards und wir nehmen den Kaffee dann im Salon.“ wies sie den Butler an.
    „Oh und für Lady Avanlea....“
    „Tee, Mylady, Earl Grey. Sehr wohl!“






    Zwei Minuten später öffnete sich die Tür zum Speisezimmer erneut, der Butler erschien und hinter ihm eine ältere Dame.
    „Lady Elizabeth Fairchild, Dowager Countess of Avanlea“ verkündete der Butler,
    und die Dame drängte sich mit einem spöttischen Lächeln an ihm vorbei.
    „Wann werden Sie wohl endlich damit aufhören, mich anzukündigen, als wäre ich die Königin, Edwards.
    Ich gehöre schließlich zur Verwandtschaft.“
    „Wenn Mylady die Königin wären, würde ich Mylady selbstverständlich mit Ihre Majestät ankündigen!“
    erwiderte der Butler in einem Anflug von Ironie, den er sich nur selten erlaubte.
    Er kehrte auch sofort zu seiner würdevollen Haltung zurück und teilte den Herrschaften mit,
    [FONT=&quot]nunmehr wie gewünscht Kaffee und Tee servieren zu lassen.[/FONT]


    [FONT=&quot]


    [/FONT]

    [FONT=&quot][/FONT]



    „Tante Liz!“ Patrick sprang auf und wurde sofort von dem unverhofften Gast in die Arme gezogen.
    „Mein Junge, es tut gut dich zu sehen!“ Patrick verzog keine Miene, obwohl er es ganz und gar nicht
    leiden konnte, wenn man ihn so ansprach. Diese alte Dame war die einzige, die das Recht dazu besaß.
    „Wir wähnten dich längst auf dem Land, Tante! Wolltest du nicht heute ganz in der Frühe aufbrechen?“
    „Nun, nach solchen Neuigkeiten verlässt man doch nicht einfach London, ohne bei euch vorbeizusehen.“
    erwiderte die Frau zu seiner nicht geringen Überraschung, während sie sich von ihm löste.
    „Du weißt es schon? Woher denn?“ rief Patrick und fügte mit einem Seitenblick auf seine Mutter resignierend hinzu:
    [FONT=&quot]„Lass mich raten. Queen Sarah hat es dir verraten, nicht wahr?“[/FONT]


    [FONT=&quot]


    [/FONT]

    [FONT=&quot][/FONT]



    Lady Alice unterdrückte ein Lachen, als Patrick den durchaus respektvollen Spitznamen der Countess of Jersey benutzte.
    Seine Tante aber nickte. „Sally ist seit vielen Jahren meine Freundin. Du weißt, wieviel ich ihr verdanke.
    Da ist es doch selbstverständlich, dass sie eine solche Nachricht mit mir teilt.“
    „Es tut uns wirklich Leid, Tante Liz. Wenn wir gewusst hätten, dass du noch in der Stadt bist,
    hätten wir natürlich selbst....“ Sie wehrte seine Entschuldigung ab .
    „Das weiß ich doch. Darum bin ich auch nicht hier.“ Sie zögerte einen Moment und wurde plötzlich sehr ernst.
    „Ich musste unbedingt mit euch sprechen, bevor es zu spät ist.“
    „Zu spät wofür?“
    „Ich denke, dafür sollten wir uns setzen, das lässt sich nicht in zwei Minuten erklären!“
    Patrick warf seiner Tante einen entschuldigenden Blick zu und lächelte.
    „Verzeih, im Salon wartet Tee und Kaffee auf uns.
    Vielleicht führen wir unsere Unterhaltung besser dort fort.“





    ++++++++++++++++


    geht noch weiter

    *






    Am Abend des gleichen Tages fand man Lady Alice im Musiksalon an ihrem Flügel, ein neues Stück ausprobierend,
    dessen Noten sie heute bekommen hatte. Bedauerlicherweise konnte sie es im Klavierspiel nie zu wirklicher Meisterschaft
    bringen. Es reichte für den Hausgebrauch, um an kalten Winterabenden ihrem Gatten etwas vorzuspielen,
    der ihr immer gern gelauscht hatte, weil er seine quirlige Gemahlin so ungestört ansehen konnte, wie er ihr einmal lächelnd gestand.
    Und wenn sie heute auf dem Flügel spielte, stellte sie sich vor, er würde noch immer hinter ihr sitzen, den Blick, auf sie gerichtet.
    Beschwingt glitten ihre Finger über die Tasten, zufrieden mit sich und der Welt. Lady Jersey hatte ihr versichert, dass aufgrund der
    wirklich weitläufigen Verwandtschaft ein Monat Halbtrauer ausreichend waren und sie auf diese Weise den Auftakt der
    Saison nicht versäumen würden. Und natürlich würden sie und ihr Sohn umgehend die begehrten Karten für Almack’s bekommen.
    Es lohnte sich schon, ihr Wohlwollen zu besitzen.






    „Wie ich hören kann, hast du deine Freundin Adelaide getroffen. Dann ist sie also zurück, aus Paris?“
    „Ja, und sie hat uns einige der neuesten Musikstücke mitgebracht. Du weißt doch selbst, es dauert ewig,
    bis die Sachen sonst nach London kommen. Wirklich bedauerlich!“
    Patrick beugte sich mit einem Lächeln herunter und gab seiner Mutter einen sanften Kuss auf die Wange.
    „Entschuldige die Verspätung, ich wurde bei White’s aufgehalten.“
    Lady Alice schmunzelte vergnügt. Wenn ihr Sohn in seinem Gentlemen’s Club aufgehalten wurde,
    dann konnte das nur eines bedeuten. “Percy, nehme ich an. Und ich schätze, es ging um das Pferd. Richtig?“
    Patrick nickte. Der Ehrenwerte Percival Fenton, sein Nachbar und Freund aus frühester Jugend,
    war ein echter Pferdenarr, eine Leidenschaft, die er mit Patrick teilte. Nur konnnte sich Percy aufgrund der Tatsache,
    nur der zweite Sohn seines gräflichen Vaters zu sein, dieses teure Hobby nicht leisten, und hielt sich dafür bei seinem Freund schadlos,
    der seinen Rat und seine Begeisterung durchaus zu schätzen wusste.






    Patrick ließ sich ins nächste Fauteuille fallen. „Er ist ganz versessen darauf, Thunderbolt in Ascot laufen zu lassen.“
    „Aber du hast Bedenken? Meinst du, der Hengst ist noch nicht so weit?“
    Patrick schüttelte Kopf. „Ganz und gar nicht. Er läuft wie der Wind, manchmal viel zu ungestüm, er macht seinem Namen alle Ehre.
    Er hat nur noch so wenig Rennerfahrung. Ein paar andere vorher, Epsom zum Beispiel, wären gut. Nur ...“ er stöhnte.
    „....mir wird die Zeit fehlen, ihn dort laufen zu lassen. Nach allem, was ich heute gehört habe,
    wartet ein Haufen Arbeit auf mich in Ravensdale Hall. Seit Ewigkeiten war dort niemand mehr zu Gast, heißt es.
    Und das aus gutem Grund. Das Gut soll restlos verschuldet und in einem fürcherlichen Zustand sein.
    [FONT=&quot]Wer weiß, vielleicht schaff ich es dieses Jahr nicht einmal, überhaupt an den Rennen in Ascot teilzunehmen, mit oder ohne Pferd.“[/FONT]


    [FONT=&quot]


    [/FONT]

    [FONT=&quot][/FONT]



    Lady Alice starrte ihn an. „Was redest du denn da? Du kannst doch nicht beim wichtigsten Rennen der
    ganzen Saison fehlen? Das wäre fast genauso fatal, wie nicht zum Mittwochsball im Almack’s zugelassen
    zu sein. Das kommt gar nicht in Frage.“ Patrick grinste schief, selbst wenn seine Mutter recht hatte. Nicht
    in die heiligen Hallen von Almack’s eingelassen zu werden, bedeutete den gesellschaftlichen Ruin.
    Jedenfalls nach der Meinung der meisten.
    Dann
    konnte man sich nur noch auf dem Land vergraben oder gleich das Land verlassen, sagte man.
    Nicht in Ascot dabei zu sein, hatte zwar nicht ganz so fatale Folgen,
    aber man würde es auf jeden Fall negativ registrieren.
    „Ich geh mal davon aus, du hast die Karten für die neue Saison schon in Aussicht?
    Das bedeutet dann wohl, dass wir uns nicht drücken können.“ Er seufzte theatralisch.
    „Wer kann schon Tee und Gurkensandwiches widerstehen auf einer Abendgesellschaft.“







    „Das ist ein Ball, Patrick, kein Souper“, wies ihn seine Mutter mit einem Lächeln sanft zurecht,
    während sie mit ihm das kleine Speisezimmer betrat.
    „Und da sollst du vor allem eines, tanzen und dich amüsieren. Soupieren kannst du vorher.“
    „Natürlich“ stimmte er ihr ergeben zu, wenn auch weiterhin mit einem Grinsen auf den Lippen,
    das sie glücklicherweise nicht sehen konnte.
    „Es ist äußerst amüsant, die jungen Dinger auf dem Heiratsmarkt präsentiert zu bekommen.
    Ich bin sicher, man hat mich schon restlos verplant für sämtliche Debütantinnen der Saison.“






    „Das ist nunmal das Recht der jungen Ladies, die bei Almack’s ihr Debüt geben. Keine wäre so dumm,
    die Wahl ihrer Tanzpartner nicht einer der Patronessen zu überlassen. Und keine würde dich ablehnen.“
    Lady Alice ließ sich mit einem leisen Lachen von Edwards den Stuhl zurecht rücken, während Patrick rein
    gewohnheitsheitsmäßg nach dem Wein sah, den seine Mutter für das Dinner ausgesucht hatte. Im Grunde
    war das unnötig, denn Lady Alice besaß einen sicheren Geschmack in diesen Dingen und führte sein Haus
    mit Umsicht und eleganter Leichtigkeit. Sie hatte ein untrügliches Gedächtnis,
    kannte jeden Dienstboten mit Namen und Familie. Kein Wunder, dass man sie liebte.
    Heute hatte sie den Tisch extra so eindecken lassen, dass sie sich direkt gegenübersaßen
    und nicht, wie sonst üblich an den Stirnseiten des Tisches, sodass sie ein normales Gespräch führen konnten.





    ++++++++++++++++


    geht noch weiter

    Guten Abend!


    Da ich morgen ein bissel Zeitdruck hab, poste ich die nächste Fortsetzung schon heute Abend.
    Ganz vielen lieben Dank für die vielen Reaktionen, das Lob, das Karma, die Nachrichten. Ich hätte gar nicht gedacht, dass es so gut ankommt.
    Nun hoffe ich natürlich, dass es euch auch weiter so gut unterhält.



    BERLIN: Noch ein Fan von historischen Geschichten. Toll. Dann hoffe ich, dass meine Kombination dir gefällt. :)


    @Jusfels: Ja, ich hab sie nochmal umgezogen und die ganzen Bilder nochmal neu gemacht, beim ersten Mal war die Kleiderauswahl noch nicht so hoch. Und das gefiel mir einfach um Welten besser.
    Du und deine Vorahnungen! Dann warte mal diese FS ab, dann reden wir noch mal drüber!
    Und ja, ich hab das Bild schon entdeckt. Lady Clementina Augusta Wellington. Das Bild brachte mich darauf, ihre Mama hier doch miteinzubauen. Ich hoffe, die Dame verzeiht mir, dass ich sie als Simin erstellt hab. ;)


    Simsholic192: ja, eine Menge Arbeit war es schon, weshalb es auch eine Weile gedauert hat, bis ich anfangen konnte. Die Kulissen für die gesamte Geschichte sind ja im Grunde fertig. Sicherheitshalber.
    Und Andeutungen.... die liebe ich. Heute hab ich noch ein paar mehr davon auf Lager.



    Rheasylvia: na was die Genauigkeit der Details betrifft, kann ich mich auf dein Urteil ja verlassen. Und kreativ sind wir wohl beide. Ich mag deine! (gleich mal rüberseh und Bild anguck :)). Und unsere Asta wird immer bei uns bleiben. In unserem Herzen.



    Llynya: Riesenkommi. Oi. Danke sehr. So viel Lob! Du bist doch selbst so ein Bilderkünstler!
    Tja, dass ihr aber auch alle meinen gerade erst frischgebackenen Herzog schon verheiraten wollt!!! Aber du hast ja recht. Wie man gleich sehen wird. Die Jagdsaison wird eröffnet, könnte man sagen. Für wen er sich entscheidet, ob er überhaupt heiraten, ob er.... nein, ich sag nix mehr.
    Die nächste kleine Bombe wartet ja schon auf dich.
    Danke für den Kommi. Und keine Sorge. Es gibt auch noch ein Leben außerhalb von Sims und Forum. Wann immer du schreiben kannst... freu ich mich drüber!



    Josijusa: wie schön, dass du wieder dabei bist.
    Die Geschichte ist schon ein bissel komplex, das geb ich gern zu. Ich hab eine Schwäche dafür. Und es kommen noch etliche Namen hinzu. Aber man muss sich nicht alle gleich merken, etliche kommen immer wieder.
    Es macht Spaß, das alles nachzustellen. Denn wenn schon, dann sollte man es richtig machen und versuchen, das Gefühl dieser Zeit einzufangen, finde ich.
    Jaja, das Schicksal. In Patricks Fall .... nein, ich verrate lieber noch nichts. Ich bleib lieber bei meinen kryptischen Andeutungen. ;)



    Jane Eyre: diese Zeit ist einfach zu passend für solche Geschichten.
    Ein kleines Missverständnis ist aufgetaucht: der alte Herzog, Georg Morgan, ist durch einen Reitunfall gestorben. Es war sein Sohn James, der eigentliche Erbe, der bei einem Duell, ziemlich zeitgleich getötet wurde. Aber darauf gehe ich, natürlich, später noch einmal an. Denn es ist schon wichtig.
    Die Mama hat nur gescherzt. Sie wird Patrick in keinster Weise in seine Wahl hineinreden. Die zwei haben ein ausgesprochen herzliches Verhältnis zueinander, was durchaus, aber gewollt, ein wenig aus dem Rahmen fällt.
    Normalerweise hätte Alice, die doch sehr auf Formen achtet, nur in Bezug auf ihren Sohn Ausnahmen macht, es nicht zugelassen, dass er ihr zusieht. Aber dies ist ein Ausnahmetag. Und er ist noch nicht zuende.




    @all: Hier vielleicht, weil es ja doch schon mehrfach angesprochen wurde, eine kleine Erklärung:
    Lady Sarah Sophia Villiers, Countess of Jersey ist, bzw. war eine real existierende Dame des 19. Jahrhunderts, die zum Zeitpunkt meiner Geschichte allerdings schon ein beachtliches Alter hatte.
    Eine, wenn nicht die einflussreichste Patronesse der Londoner Assembly Rooms, auch bekannt als "Almacks". Einer der ersten Clubs, in dem Frauen und Männer gleichermaßen Zutritt hatten. Diese Patronessen bestimmten, wer in der High Society des damaligen Londons "angesagt" war und wer nicht. Weiteres, siehe unten.



    So, heute gibts noch ein paar Infos über Patrick und seine Mutter und andere sehr sehr wichtige Personen.


    Viel Vergnügen beim Lesen. Ein bissel länger. Verzeihung!


    +++++

    Hallo Jane,


    so, nun hab ich es endlich geschafft. Hab mir ein bissel Zeit gelassen, aber das muss man sich auch, bei all der Arbeit, die in deiner Geschichte steckt. Wie sollte man das sonst genießen!


    Du hattest recht, normalerweise sind so die Familiensagas nicht ganz so mein Gebiet, aber es kommt eben immer drauf an, wie man die Dinge darstellt, auf dem Foto und beim Schreiben.
    Ich muss gestehen, dass mich schon deine einleitenden Worte neugierig gemacht haben - keine Teeniestory, da plumpste der Stein schon, nicht dass ich was dagegen sagen will, aber ich fürchte, da bin ich einfach zu alt für oder übersättigt, oder was auch immer.
    Jedenfalls haben schon die ersten zwei Kapitel genügt, und ich wusste, ich würde es lieben.
    Es sind ja so alltägliche Probleme, die du ansprichst, Situationen, die jedem von uns vertraut sind, sei es in der Erinnerung an die eigene Jugend oder ganz aktuell in der Rolle der Erwachsenen.
    Was das Ganze so vergnüglich macht, trotz mancher durchaus nachdenklicher Momente, ist der leichte, lockere Ton, in dem du schreibst. Man fliegt fast über den Text, ohne etwas zu verpassen. Gibt einem mehr Zeit, sich mit den schönen Bildern zu befassen und die ganzen Details darauf sehen.
    Du weißt ja, ich bin selber ein absoluter Detailfreak, und ich mag Bilder, bei denen man ruhig länger hinsehen kann, um alles zu entdecken.


    Deine Figuren sind klasse. Hast du die alle selbst erstellt? Sie wirken unheimlich realistisch. Besonders, keine Ahnung, ob das nun meinungskonform mit andern ist, aber besonders Gabriel Hoffmann macht auf mich einen unglaublich lebensechten Eindruck. Und ich liebe Sophias Sommersprossen genauso wie Enricas süße Bäckchen.


    Ich könnte mich jetzt bestimmt stundenlang über all das auslassen, was die Geschichte allein inhaltlich so hergibt, aber das tu ich lieber nicht, sonst wirst du nicht fertig mit lesen. Ich hebe mir das lieber für die nächsten Kommis auf, denn nun bin ich ja wieder gleich auf mit dem Fortgang.
    Nur vielleicht zu diesem Englandbesuch.
    Ich finde es schön, dass du deine Liebe zu diesem Land und auch zu den drei Bronte-Schwestern da mit einfließen lässt. Das macht es nur noch lebendiger. Und ich denke, auch denjenigen, die nun nicht unbedingt an der Literatur oder Geschichte des 19. Jahrhunderts interessiert sind, wird dieser kleine Ausflug nicht gelangweilt haben.


    Zumindest englisch lernen kann jeder ein wenig. ;)

    *





    Lady Alice ließ sich auf den Hocker sinken und starrte, einen Moment lang abgelenkt in den großen Spiegel.
    Ja, sie hatte sich vorhin nicht geirrt, da waren zwei neue Fältchen aufgetaucht.
    Noch ließen die sich zwar verdecken, aber nicht mehr lange! Ein leises Seufzen entrang sich ihrer Brust,
    während sie ihrer Zofe die Anweisung für die heutige Frisur erteilte. Sie mochte sehr früh geheiratet
    und diesen Schritt nie bereut bereut haben. Immerhin hatte Patricks Vater seinen schönen Schmetterling,
    wie er Lady Alice stets genannt hatte, regelrecht vergöttert. Aber hinter ihr saß ein erwachsener Sohn,
    und das bedeutete, sie wurde älter, ohne Zweifel. Selbst wenn das viele höchst ehrenwerte Gentlemen nicht zu stören schien,
    die sich, wenn auch vergeblich um die Hand der schönen Witwe bemühten.
    Lady Alice genoss zwar die Aufmerksamkeiten der Herren,
    [FONT=&quot]aber mehr noch ihre Unabhängigkeit, die ihr die Fürsorge ihres Mannes geschenkt hatte.[/FONT]


    [FONT=&quot]


    [/FONT]

    [FONT=&quot][/FONT]



    „Was wollte denn der Anwalt nun von dir?“ erkundigte sie sich nach diesem kurzen Moment weiblicher Eitelkeit,
    während Norris ihr die Haare zu einem hoch angesetzten Knoten drapierte.
    „Erinnerst du dich an Georg Morgan, Mamà?“
    „Ja sicher, wir haben ihn in der Oper getroffen. Ich glaube,
    dein Vater hatte eine Zeitlang bei Hof mit ihm zu tun, bevor er sich zurückgezogen hat.
    Trotz seines Ranges ein einfacher, recht netter Mann, soviel ich weiß. Wieso fragst du?“
    „Er ist gestorben, hatte einen Reitunfall. Jedenfalls hat mir das sein Anwalt heute morgen berichtet“
    Lady Alice warf ihm durch den Spiegel einen betroffenen Blick zu.
    „Das tut mir leid. Aber wieso kommt der Anwalt denn zu dir? Kanntest du ihn näher?“






    „Nein, er kam wegen dem Sohn.“ erklärte Patrick und machte es sich bequem, als wäre die ganze Sache furchtbar langweilig.
    Um so mehr freute er sich auf die Reaktion der Mutter, wenn er seine kleine Bombe losließ.
    Nur leider ließ sich Lady Alice heute gar nicht davon aus der Ruhe bringen, dass er mit seinen Schuhen auf ihren kostbaren Möbeln lag,
    obwohl sie es im Spiegel durchaus sah. Normalerweise hätte sie ihn längst gehörig ausgeschimpft.
    Heute aber begnügte sie sich mit einem scharfen Blick und einem hörbaren Durchatmen.
    „James?“ fragte sie stattdessen in einem Tonfall, der keinen Zweifel an ihrer Meinung über ihn ließ. Patrick seufzte.
    Natürlich, während er vorhin noch intensiv in seinem Gedächtnis nach dem Namen suchen musste,
    hatte ihn seine Mutter selbstverständlich sofort parat. Vermutlich kannte sie den ganzen Adelskalender auswendig.
    „Er muss in deinem Alter sein, aber ein rechter Windhund, soweit man hört. Sein Vater ist, war, wirklich gestraft mit ihm.
    Ständig gab es einen neuen Skandal. Doch was hilft es,“ sie straffte die Schultern und ließ sich den zweiten Ohrring einsetzen.
    „... jetzt wird er Herzog und wir können ihn nicht mehr schneiden.“
    „Wird er nicht!“ widersprach Patrick trocken und freute sich diebisch über den verduzten Ausdruck seiner Mutter.






    „Wird er nicht?“ wiederholte sie gedehnt, stand auf und kam auf ihn zu. „Wieso denn nicht?“
    „Er ist tot, Mamà. Gestern nacht in einem Duell erschossen.“
    „Aber Duelle sind doch schon seit Ewigkeiten verboten.“ rief Alice und schüttelte den Kopf.
    „Verboten ja, aber du weißt doch selber, dass sich keiner daran hält, wenn sich einer in seiner Ehre gekränkt fühlt.“
    „Ja sicher. Nur versteh ich noch immer nicht, warum der Anwalt damit zu dir kommt.“ Na endlich versagte der Kalender!
    „Weil....“ Patrick machte eine theatralische Pause und zwinkerte der neugierig lauschenden Zofe kurz zu.
    „....James der letzte aus dieser Linie war, unverheiratet, keine Kinder. Was bedeutet, dass dieser Zweig unserer Familie ausgestorben ist.“
    „Ach du liebe Güte!“ Für einen Moment verschlug es Lady Alice tatsächlich die Sprache,
    [FONT=&quot]bevor sie ihrem Sohn um den Hals fiel. Denn das bedeutete ja noch sehr viel mehr.[/FONT]


    [FONT=&quot]


    [/FONT]



    [FONT=&quot]
    [/FONT]

    Denn wenn eine der Linien keinen Erben mehr hatte, dann ging der gesamte Besitz
    einschließlich des Titels auf die nächstfolgende über und damit nun auf ihren eigenen Sohn.
    „Patrick, du wirst, nein du bist Herzog.“ flüsterte sie und versuchte mit aller Macht die Tränen zurückzuhalten.
    „Dass dein Vater das nicht mehr erleben kann.“
    „Das liegt in der Natur der Sache, Mamà!“ flüsterte Patrick zurück, während sich die Zofe diskret aus dem Raum zurückzog.
    „Sonst wäre er nämlich der neue Duke of Ravensdale.“
    „Was für ein furchtbarer Schlag für diese Familie. Vater und Sohn fast zum selben Zeitpunkt!
    Das Schicksal geht doch manchmal seltsame Wege.“
    Das Schicksal hatte hier zwar kaum die Hand im Spiel,
    [FONT=&quot]doch das konnten weder Lady Alice noch ihr Sohn an diesem sonnigen Morgen wissen.[/FONT]


    [FONT=&quot]
    [/FONT]

    [FONT=&quot][/FONT]



    Nur widerwillig löste sich Alice nach dieser Neuigkeit von ihrem Sohn, doch blieb ihr nichts weiter übrig,
    wollte sie sich nicht eine der wichtigsten Patronessen der Londoner Gesellschaft zum Feinde machen.
    „Du weißt doch, welchen Wert Lady Jersey auf Pünktlichkeit legt“ meinte sie, als sie sich von ihrem Sohn nach unten begleiten ließ.
    „und dass eine Einladung von ihr selbst für den zwanglosen Besuch einer Freundin eher einem Befehl gleichkommt.“
    „Du lieber Gott, Mamà, man könnte meinen, sie wäre die Königin!“
    „Glaub mir, Ihrer Majestät widerspricht man leichter! Lady Jersey aber befehligt die Gesellschaft wie ein General seine Truppen.
    Da hilft nicht einmal dein neuer Titel, auch wenn es sie zumindest etwas beeindrucken dürfte.“






    Nachdem der Butler ihr versichert hatte, dass die Kutsche vor der Tür bereitstünde,
    wandte sie sich noch einmal um und schenkte ihrem Sohn ein strahlendes Lächeln.
    „Ich bin so stolz auf dich!“
    „Aber ich kann doch gar nichts dafür. Ich hab ihn ja schließlich nicht erschossen.“ Lady Alice gab ihm einen leichten Klaps auf den Arm.
    „Das fehlte auch noch! Trotzdem, ich weiß, du brauchst diesen Titel nicht, wir brauchen ihn nicht, und dennoch weiß ich,
    dass du diese neue Verantwortung genauso meistern wirst, wie deine bisherige.
    Und das, Euer Gnaden“ sie deutete einen schelmischen Knicks an, doch ihre Augen strahlten. „macht mich sehr stolz.“
    Sie gab ihm keine Gelegenheit mehr, verlegen zu werden, oder ihr zu antworten, denn sie drehte sich um, nickte dem Butler zu,
    der nicht im geringsten überrascht schien über die neue Anrede und sagte im Hinausgehen zu ihm:
    „Schicken Sie eine Nachricht zu Mme Mercier in die Bondstreet, ich erwarte sie heute Nachmittag mit einer Auswahl an Stoffen für die Halbtrauer.
    Ich denke, das wird in Anbetracht unserer weitläufigen Verwandtschaft genügen. Gott sei Dank haben wir jetzt nicht Saison!“






    „Sehr wohl Mylady!“
    Zufrieden nickte Lady Alice und trat hinaus ins Licht.
    Was für ein Morgen! Erst die Einladung von Lady Jersey, ein Befehl sicher, aber doch eine ungeheure Ehre, und nun das!
    Natürlich tat es ihr leid um den alten Herzog, selbst wenn sie nicht sehr viel mit ihm zu tun hatte.
    Nur Gerald, ihr Ehemann hatte ihr einmal erzählt, wie sehr der Mann unter dem frühen Tod seiner Gemahlin gelitten
    und deshalb nie wieder geheiratet hatte, und das, obwohl er, wie sie selbst, nur einen einzigen Sohn besaß.
    Nun waren beide tot und ihr Patrick der neue Duke of Ravensdale. Was für ein Glück!
    Lady Alice störte sich nicht an der kleinen Wolke, die für einen Moment die Sonne verdeckte und sie frösteln ließ.
    Wie hätte sie auch nur ahnen können, dass ihre Freude sich bald in tiefe Verzweiflung wandeln würde.





    +++++++++++++++++++++


    Das war es dann für heute. Ich hoffe, es hat gefallen. Bis zum nächsten Mal.

    *





    Nachdem er sich bei Edwards danach erkundigt hatte, ob man Lady Alice schon ihr leichtes Frühstück ans Bett gebracht hatte,
    und dieser es bestätigte, machte sich Patrick auf den Weg in den ersten Stock und klopfte vorsichtig an die Tür der Lady’s Suite.
    Norris, die Kammerzofe Ihrer Ladyschaft öffnete, strahlte ihn in ihrem unverwüstlich sonnigen Gemüt an
    und wünschte ihm mit einem Knicks einen guten Morgen.
    „Würden Sie Lady Alice bitte ausrichten, dass ich sie umgehend sprechen muss?“
    Die Frau verzog keine Miene ob der ungewöhnlichen Bitte zu dieser Tageszeit, sondern trat lediglich beiseite, um ihn durchzulassen.
    „Natürlich Mylord, bitte kommen Sie herein, Mylady befindet sich allerdings schon im Badezimmer.“






    Sie konnte ein leichtes Grinsen nicht unterdrücken, als sie ihn nach entsprechender Ankündigung durchwinkte.
    Es war schon höchst seltsam, wenn ein Mann einfach so ins Badezimmer einer Dame eindrang, selbst dann, wenn die Dame seine Mutter war.
    Lady Alice Morgan, verwitwete Viscountess Langley kam hinter dem Paravent hervor und drückte ihrem Sohn einen zarten Kuss auf die Wange.
    „Guten Morgen, Patrick.“ sagte sie und musterte ihn amüsiert. „Wie es aussieht, hast du weitaus besser geschlafen, als ich letzte Nacht.“
    „Oh, das sieht man dir aber gar nicht an, Mamà!“ erwiderte er mit einem liebevollen Lächeln,
    worauf Lady Alice abwinkte und mit einem lachenden „Charmeur!“ wieder hinter dem Paravent verschwand.
    [FONT=&quot]„Ich wäre dir dankbar, wenn du nebenan warten könntest, es sei denn, du möchtest mitbaden!“[/FONT]


    [FONT=&quot]


    [/FONT]

    [FONT=&quot][/FONT]



    Das wollte er nun ganz und gar nicht, also verzog er sich lieber zurück in das mütterliche Schlafzimmer in der Hoffnung,
    Lady Alice würde nicht allzu lang das warme Wasser genießen.
    Eine Weile beobachtete er Norris, wie sie das Bett richtete, das nicht mehr benötigte Frühstückstablett nach draußen schaffte
    und die Kosmetikutensilien für ihre Herrin zurechtlegte, bis ihn die Stimme der Mutter wieder aus seinen Gedanken riss.
    „Nun, was gibt es denn so Wichtiges, dass es nicht warten kann, Patrick?
    Willst du mir etwa erklären, warum du gestern so schnell von Lady Argyle’s Soiree verschwunden bist?
    Das hatte nicht zufällig etwas mit dieser entzückenden kleinen Gwendolyne zu tun, oder?“






    Lady Alice gluckste in ihrer Badewanne vergnügt vor sich hin, als sie das unwillige Schnaufen ihres Sohnes hörte.
    Nichts bereitete ihr mehr Freude, als den ihrer Meinung nach viel zu Ernsthaften hin und wieder damit aufzuziehen,
    wie begehrt er als Heiratskandidat in der Londoner Gesellschaft war.
    Wohl jede Mutter des Königreiches mit einer ledigen Tochter würde sich glücklich schätzen, den jungen Viscount zum Schwiegersohn zu bekommen,
    verfügte er doch über alles, was sich ein Mutterherz für die geliebte Tochter nur wünschen konnte,
    ein attraktives Äußeres, eine hervorragende gesellschaftliche Stellung und nicht zu vergessen auch das nötige Kapital für einen entsprechenden Lebensstil.
    Immer wieder musste sich Lady Alice anhören, nicht ohne dabei einen gewissen Stolz zu empfinden, wie schade es doch sei,
    dass der eher zurückhaltende Lord noch keine würdige Gemahlin an seiner Seite hatte.






    „Ich bitte dich wirklich, Mamà!“ Wie immer sprang ihr Sohn sofort auf ihre kleine Stichelei an, es hielt ihn nicht mehr im Sessel
    und er lief vor dem Durchgang zum Badezimmer auf und ab.
    „Du ziehst doch nicht wirklich eine Verbindung mit diesem....diesem.... Püppchen in Betracht?!“
    „Warum denn nicht?“ fragte Alice in gespieltem Ernst, denn natürlich tat sie das nicht und Patrick wusste das im Grunde auch.
    „Sie stammt doch aus einer der besten schottischen Familien“, fuhr sie genüsslich fort. „Sie ist durchaus hübsch und sehr wohlerzogen.“
    „Wohlerzogen. Genau. ‚Ja Mylord, nein Mylord, es ist wirklich sehr heiß hier, Mylord!“ äffte er die arme Gwendolyne Argyle nach
    [FONT=&quot]und Lady Alice brach in schallendes Gelächter aus, bevor sie Patrick durch Norris von der Tür vertreiben ließ, damit sie die Badewanne verlassen konnte.[/FONT]


    [FONT=&quot]


    [/FONT]

    [FONT=&quot][/FONT]



    „Also wenn du mir nicht mitteilen willst, dass du dich unsterblich in die kleine Argyle verliebt hast....“
    sagte sie und hielt den Atem an, als Norris ihr im Ankleidezimmer das Mieder schnürte.
    „Was ist denn dann passiert? Sonst findet man dich doch um diese Zeit noch über deine Bücher gebeugt.“
    Sie stöhnte einen Moment, bis sie sich wieder daran gewöhnt hatte,
    durch die modisch vorgeschriebene enge Schnürung kaum noch Luft zu bekommen.
    „Ich hatte heute morgen Besuch von einem Rechtsanwalt!“
    rief Patrick nunmehr fast schon schreiend, um die zwei Räume zwischen ihnen zu überbrücken,
    gerade als sie meinte, im Spiegel etwas verräterisches um die Augen entdeckt zu haben.
    „Von einem Anwalt? Gibt es da vielleicht doch etwas, was du mir bisher verschwiegen hast?“






    Beleidigtes Schweigen beantwortete ihre Frage und Lady Alice ließ sich noch immer lachend
    und nach Luft ringend auf den kleinen Hocker fallen, während Norris ihr das Tageskleid herausholte
    und sie mit der Schuhauswahl begann. Das war eine ebenso wichtige Aufgabe,
    wie eine sorgfältige Frisur oder den passenden Hut dazu auszusuchen,
    selbst wenn man die edlen Slipper unter den weiten Röcken kaum sehen würde.
    Wohl auch aus diesem Grund vergingen bei ihrer morgendlichen Toilette oft weit mehr als nur zwei Stunden.
    Diese Sorgfalt war sie sich und ihrem Stand einfach schuldig.
    „Nun?“ rief sie, nachdem sie sich von ihrem Lachanfall erholt hatte
    und Norris ihr das Kleid überstreifte, ohne allerdings eine Antwort zu erhalten.






    „Lässt du deine Mutter so ausgehen?“ fragte sie ihn gleich darauf mit einem koketten Lächeln,
    als sie fertig angekleidet zurück ins Schlafzimmer kam.
    „Wunderschön wie immer!“ erwiderte Patrick liebevoll.
    Auf den Wangen seiner Mutter breitete sich ein verdächtiges Rosa aus.
    Sie genoss das Kompliment ihres Sohnes sichtlich.
    Und es war ja auch nicht gelogen. Niemand, so hieß es allgemein, würde Lady Langley ihr Alter ansehen,
    So manche Matrone beneidete sie glühend sowohl um ihre noch immer schlanke Figur
    als auch das volle Blond ihrer Haare, in dem ein graues Haar ganz einfach so verschwand.




    ++++++++++++++++++
    geht noch weiter

    Hallo zusammen.
    Schön zu sehen, dass es euch neugierig gemacht hat. Dann werde ich wohl weitermachen müssen. ;)


    Aber zunächst ein liebes Dankeschön an alle Kommischreiber, Karmaspender und Nachrichtenversender. Das bedeutet mir viel.



    Julsfels: jaaaa, es hat schon ein Weilchen gedauert, aber ich hab auch viel, viel gebaut und eingerichtet. Wer wüsste das besser als du. Es hat so viel Freude gemacht und macht es noch. Ich bepflastere immer noch leere Wände mit Bildern.
    Was das Lostreten betrifft, da hast du recht, das wird eine Lawine allerschlimmster Sorte. Aber das macht doch Spaß.



    Jane Eyre: Keine Sorge, der Zusammenhang war auch noch nicht sichtbar. Das kommt noch. Geschichte kann furchtbar trocken oder furchtbar spannend sein, ich hoffe, die Geschichte wird für dich letzteres. :)
    Ich liebe das good old England auch. Und ich bin ein großer Fan von Jane Austen und den Bronte-Schwestern. (Jane Eyre selbst ist eine meiner Lieblingsgestalten).
    Zum selben Clan gehören die Ravensdale und Langley Morgans schon noch, aber sie sind eben durch die 300 Jahre dazwischen nur noch entfernt miteinander verwandt. Viel Spaß beim Lesen.... und schauen !



    MARF: ich warte ganz (un-)geduldig auf dich. Nun wirst du eben zwei Fortsetzungen lesen müssen. :applaus



    Rivendell: tja, meine Elo-i sind doch sehr nützlich, wie ich gemerkt habe. Aber sie spielen wirklich nur eine absolute Randrolle. Für die Mode der damaligen Zeit kann ich leider nichts. Und offenbar ist sie schwierig genug zu kopieren, so dass es wirklich ein Problem ist, ordentliche Kostüme für meine Sims zu bekommen.



    Wölfin: schön, dass du wieder dabei bist. Danke für das Kompliment.
    Der Typ hat die Königin nicht umgebracht. Mary I. von England starb wie ihre Mutter und Großmutter an Unterleibskrebs. Aber die zwei planen durchaus etwas Böses.
    Was der Anwalt Patrick erzählt hat, wirst du gleich lesen können.



    Lenya: *mitklatsch* Zwielichtige Gestalten sind doch toll. Heroisch kann doch jeder sein. Na mal sehen, ob du meine Adligen schnuckelig findest.
    Ich gebe mir Mühe.
    Und ich bestehe darauf, dass du deine Lords so lässt wie sie sind. :rollauge



    Und nun werde ich mal mit den beiden Teilen der neuen FS beginnen.
    Viel Vergnügen!

    *
    [FONT=&quot]Knapp dreihundert Jahre später im Frühjahr 1858....[/FONT]


    [FONT=&quot]
    [/FONT]

    [FONT=&quot][/FONT]


    [FONT=&quot]
    [/FONT]

    ....nutzte Edwards, schon seit Jahren der zuverlässige Butler in diesem Haus am vornehmen Londoner Belgrave Square,
    nur ein leises Räuspern, um den Mann am Fenster respektvoll auf sich aufmerksam zu machen.
    Für gewöhnlich pflegte man diesen nämlich nicht um diese Zeit zu stören,
    denn die ersten ruhigen Stunden des Tages, wenn die meisten Mitglieder der Gesellschaft noch in ihren Betten lagen,
    verbrachte der junge Hausherr stets im Arbeitszimmer seiner persönlichen Suite und las,
    eine geheime und, im Vergleich zu anderen Männern von Stand in seinem Alter, auch recht ungewöhnliche Leidenschaft.
    Aber heute blieb Edwards keine Wahl.
    „Euer Lordschaft?“







    Der Mann blickte von seiner Lektüre auf und sah ihn mit einer gewissen Überraschung an.
    „Was gibt es denn, Edwards?“
    „Ich bitte um Verzeihung, Mylord, doch es ist ein Herr gekommen, ein Mr Ashton Merryl..
    „Ashton Merryl? Der Name sagt mir nichts.“
    „Der Karte nach ein Rechtsanwalt. Und er besteht darauf, Euer Lordschaft augenblicklich zu sprechen.“
    Der Mann hob die Augenbraue.
    „Augenblicklich? Na dann muss es ja wichtig sein. Führen Sie ihn in den Kleinen Salon, ich komme sofort.“
    „Sehr wohl Mylord.“







    Nur wenig später öffnete ein Diener die Tür zum Kleinen Salon
    und kündigte Patrick Gerald Morgan, Viscount Langley an, der gleich nach ihm den Raum betrat.
    Am gegenüberliegenden Fenster stand ein nur wenig älterer Herr in schlichtem aber perfekt sitzenden Anzug,
    der sich bei seinem Eintritt umwandte und eine kurze Verneigung andeutete.
    „Mr Merryl nehme ich an!“ sagte Patrick und bat den Mann Platz zu nehmen, was dieser erst tat,
    [FONT=&quot]nachdem der Hausherr es sich selbst gemütlich gemacht hatte.[/FONT]


    [FONT=&quot]



    [/FONT]

    [FONT=&quot][/FONT]


    [FONT=&quot]
    [/FONT]

    „Nun, Mr Merryl, da Sie die Sache ja so dringend gemacht haben. In welcher Angelegenheit wollten Sie mich sprechen?“
    begann Patrick nach einer Höflichkeitspause das Gespräch.
    „Ich bedaure wirklich zutiefst, Euer Lordschaft schon so früh stören zu müssen.“ entschuldigte der Mann sich in sichtlicher Verlegenheit.
    Und er hatte allen Grund dafür, galt es doch als äußerst unhöflich, schon vor zehn Besuche zu machen.
    Patrick winkte großmütig ab und der Mann fuhr fort.
    [FONT=&quot]„Ich komme von der Kanzlei Wellerson & Fitzroy. Wir vertreten den anderen, den herzoglichen Zweig Ihrer Familie, Mylord.“[/FONT]


    [FONT=&quot]



    [/FONT]

    [FONT=&quot][/FONT]


    [FONT=&quot]
    [/FONT]

    Patrick nickte zunächst nur und wartete darauf, dass der Mann zum eigentlichen Grund seines Besuches kam.
    Denn seit sich die Linien vor dreihundert Jahren trennten, gingen die jeweiligen Familienzweige eigene Wege
    und besaßen nun kaum mehr Gemeinsamkeiten als den Namen Morgan, und man begegnete sich auf den abendlichen Soireen und Dinnergesellschaften
    wie man jedem andern Fremden begegnete, mit distanzierter Höflichkeit und mäßigem Interesse.
    [FONT=&quot]„Ich bedauere Ihnen mitteilen zu müssen, dass Ihr Cousin, Georg Henderson Morgan, Duke of Ravensdale vor zwei Tagen auf Ravensdale Hall verstorben ist.“[/FONT]


    [FONT=&quot]



    [/FONT]

    [FONT=&quot][/FONT]


    [FONT=&quot]
    [/FONT]

    Patrick sah ihn überrascht an. Er erinnerte sich daran, Georg Morgan noch am letzten Freitag auf einer Abendveranstaltung
    gesehen zu haben und da wirkte der gerade mal Mittfünfziger noch ziemlich gesund.
    „Eine plötzliche Krankheit, nehme ich an, oder?“ erkundigte er sich höflich.
    „Ein Reitunfall, Mylord. Es ging sehr schnell, sagte man mir.“
    „Das muss ein tröstlicher Gedanke sein für seinen Sohn. Sind Sie womöglich auf der Suche nach ihm?
    Wenn ja, dann kann ich Ihnen leider nicht behilflich sein.
    Ich weiß nicht, wo,....ähm ....,“ vergeblich suchte er nach dem Namen, „Lord Morgan, sich zur Zeit aufhält.“
    [FONT=&quot]„Nein, nein!“ wehrte der Anwalt ab und verschränkte nervös die Hände. „Man hat mich zu Ihnen geschickt!“[/FONT]


    [FONT=&quot]



    [/FONT]

    [FONT=&quot][/FONT]


    [FONT=&quot]
    [/FONT]

    Fünfzehn Minuten später erhob sich Patrick, vollkommen überwältigt von dem Gehörten
    und verabschiedete Mr Merryl mit einem freundlichen Händedruck,
    welchen dieser, schon wieder sehr verlegen, aber mit offenem Blick erwiderte.
    „Ich erwarte Sie dann morgen mit den entsprechenden Papieren.“ sagte Patrick und der Anwalt beeilte sich,
    ihm zu versichern, umgehend alle notwendigen Dokumente vorzubereiten.
    Nach einer weitaus tieferen Verbeugung als bei seinem Eintritt verließ der Mann den Salon
    und ließ einen doch recht verwirrten Patrick am Kamin zurück.



    [FONT=&quot]

    [/FONT]

    [FONT=&quot] +++++++++++++[/FONT]
    [FONT=&quot] Soviel erst mal zum Beginn. Ich hoffe, es gefällt euch und ihr habt Spaß beim Lesen. [/FONT]

    Diese zweite FS, nach "Celia", wird zwar eine fantastische, aber keine Fantasygeschichte werden, selbst wenn auch diesmal die vertrauten Elo-i eine kleine Rolle spielen werden. Es wird vielmehr eine historische Geschichte um das Schicksal eines jungen Mädchens aus dem 16.Jahrhundert, dessen Hoffnungen und Träume auf grausame Weise zerstört wurden.


    Dass ich sie heute so umsetzen kann, wie ich wollte, verdanke ich vor allem einer wirklichen Sims- und Computerkünstlerin.


    JULSFELS



    Du hast mir Unmengen dringend benötigter Objekte extra erstellt und mit viel Geduld, Ausdauer und jeder Menge geopferter Zeit immer neue Ideen von mir nicht nur ertragen sondern auch wunderbar umgesetzt! Du bist einfach genial! Ich bewundere dein Talent und deine Kreativität. Vielen lieben Dank an dieser Stelle an Dich!




    Credits für die Bausubstanz einiger Häuser (ich hasse Dächer und Treppen – einrichten macht doch viel mehr Spaß) an die tollen Bastlern von MTS 2:


    Ash3sandghosts
    Nengi65
    V1IND1CARE
    und Tatiana Dokuchic







    Ort: England



    1. Zeit: 16.Jahrhundert
    Königin Mary I.Tudor: 1554-1558
    Königin Elizabeth I. Tudor: 1558-1603
    2. Zeit: 19. Jahrhundert
    Königin Victoria I. 1837-1901



    Die englischen Adelstitel:


    Duke & Duchess – Herzog und Herzogin
    Earl & Countess – Graf und Gräfin
    Dowager Countess – die verwitwete Gräfin
    Viscount & Viscountess – Vizegraf und Vizegräfin (gibt’s im Deutschen so nicht, ein Rang unter dem Grafen)









    „Willkommen, Sterbliche, am See der Träume! Hat euch die Neugier also doch wieder in unsere Welt getrieben?
    Ja, den Geschichten meiner Gebieterin kann man nur schwerlich widerstehen!
    All jenen, die mich noch nicht kennen, ich bin Nery, Chronistin der Elo-i,
    den Hütern dieser Welt und ihrer Ordnung, denen ihr Namen wie Götter, Elfen oder Feen gegeben habt.
    Dieser Ort hier gehört Ranyia, der ehrwürdigen Herrin der Träume, auch die Bewahrerin genannt, denn sie ist es,
    welche die Hoffnungen und Wünsche, die Geschichten und Geschichte von euch Menschen und auch ihres eigenen Volkes behütet und bewahrt,
    [FONT=&amp]auf dass sie nicht in Vergessenheit geraten. [/FONT]


    [FONT=&amp]



    [/FONT]

    [FONT=&amp][/FONT]



    Vor einiger Zeit hatten wir hier ganz besondere Gäste von einem Ort namens Simsforum. Der Name ist euch möglicherweise ein Begriff.
    Einer von ihnen, ich glaube, er war Reporter, stellte meiner Herrin eine interessante Frage, ob nämlich die Elo-i es sind,
    die das Schicksal der Menschen bestimmen, ob sie sich in deren Leben einmischen. Und zur Antwort erzählte ihnen Ranyia eine ihrer Geschichten.
    Meine bescheidenen Fähigkeiten mögen zwar nicht an die meiner Gebieterin heranreichen,
    vielleicht gelingt es mir aber doch, euer Herz ein wenig zu berühren mit dieser kleinen Erzählung über große Liebe und tödlichen Hass,
    Treue und Verrat, über kleine Entscheidungen mit großer Wirkung. eben alles, was eure menschliche Welt so zu bieten hat.
    Und vielleicht könnt ihr dann diese Frage für euch selbst beantworten!




    Diese Geschichte beginnt im Spätsommer des Jahres 1558.






    Ein Mann eilte durch die dunklen Gassen Londons, der sich, stets im Schatten der Häuser bleibend, ständig umsah.
    Folgte ihm auch wirklich niemand? Nicht dass ihm selbst irgendeine Gefahr drohen würde, zumindest jetzt noch nicht,
    zumindest nicht, solange niemand herausfand, was für ein Spiel er trieb, ein Spiel namens Hochverrat.
    Dumpf hallte die Glocke der St. Margaret’s Church hinter ihm und erinnerte die Menschen selbst jetzt am späten Abend daran,
    für die Gesundheit ihrer Königin zu beten. Nicht zum ersten Mal, und wohl auch nicht zum letzten.
    Königin Mary ließ sich Zeit mit dem Sterben, aber dass es nicht mehr allzu lange dauern würde, bis sie das Zeitliche segnete,
    [FONT=&amp]davon war der Mann überzeugt, fest genug, um sich um seine Zukunft Sorgen zu machen.[/FONT]


    [FONT=&amp]



    [/FONT]

    [FONT=&amp][/FONT]


    [FONT=&amp]
    [/FONT]

    Denn schon zum zweitenmal innerhalb weniger Jahre stand dem Land ein bedeutender Wechsel bevor,
    sowohl im Glauben als auch in der Politik. Und als Katholik würde er es unter der neuen Regentin Elizabeth (r),
    der Schwester ihrer jetzigen Königin (l) nicht weit bringen.
    Denn die liebte weder die katholische Kirche noch ihren spanischen Schwager oder gar dessen Land,
    das tuschelte jeder hinter vorgehaltener Hand.
    Nun bedeutete ein Glaubenswechsel für ihn nicht mehr als ein neues Hemd anzuziehen, doch wie sollte er,
    der Sohn eines von Mary’s getreuesten Gefolgsmännern, sich der neuen Königin empfehlen?
    Da gab es nur einen Weg, den Weg, den er gerade beschritt, der ihn den Kopf kosten würde, falls man ihn ertappte.
    Dennoch stellte dies im Augenblick sein geringstes Problem dar.







    Endlich war er an seinem Ziel angekommen, ein kleines, unscheinbares Haus in einer Seitengasse.
    Dreimal und in einem ganz bestimmten Rhythmus klopfte er an die Tür, bevor sie geöffnet wurde
    und ein im Dunkel des Hauses bleibender Mann ihn misstrauisch beäugte.
    Nach einem weiteren Blick auf die Straße zog er ihn fast schon panisch hinein und die Tür hinter sich zu.
    „Und Stanley?“ fragte der Mann den Neuankömmling atemlos. „Was hat sie gewollt? Weiß sie etwas?“
    Stanley schüttelte den Kopf. „Sie weiß gar nichts, Gott sei Dank!“
    „Und warum wurdest du dann an den Hof gerufen?“
    „Die Königin verlangt meine Eheschließung, umgehend! Sie will sogar selbst daran teilnehmen!“
    stöhnte er. „Weiß der Himmel, wie sie davon erfahren hat!“







    Der andere Mann schlug sich die Hand auf den Mund und starrte ihn entsetzt an.
    „Das kannst du doch nicht tun! Dann war alles umsonst.
    Mit dem spanischen Klotz am Bein bist du am Ende, sobald Elizabeth den Thron besteigt!“
    „Glaubst du, das weiß ich nicht selbst, Thomas!“ fuhr Stanley ihn an, während er sich mit seinem Gastgeber setzte.
    „Aber was soll ich denn machen? Das war ein Befehl, unmissverständlich!
    Ich soll sie nach London bringen und das innerhalb einer Woche. So will es die Königin.
    Und NOCH heißt die Mary, nicht Elizabeth!“
    Der andere Mann nickte. „Dann musst du sie loswerden, irgendwie. Wir stecken schon viel zu tief drin.“
    „Und wie soll ich das anstellen, bitte sehr?“
    Der Mann grinste ihn an. „Die Straßen sind schlecht und wir leben in gefährlichen Zeiten, oder etwa nicht?“
    „Aber ich kann auf ihr Erbe nicht verzichten!
    Mein Vater, der alte Narr hat mehr Schulden gemacht, als du dir vorstellen kannst, für diesen verfluchten Kasten!“
    [FONT=&amp]„Musst du denn darauf verzichten?“[/FONT]


    [FONT=&amp]



    [/FONT]

    [FONT=&amp][/FONT]


    [FONT=&amp]
    [/FONT]

    Stanley sprang auf und durchmaß in hektischen Schritten den Raum. Was für eine gute Frage! Musste er das denn?
    Wenn er es schlau genug anfing, sollte eine Woche genügen, und er war die Bürde los,
    die ihm sein kurzsichtiger Vater aufgehalst hatte, besaß das nötige Geld, um sich bei Hofe angemessen sehen zu lassen
    und mit ein wenig Glück beseitigte er damit gleichzeitig auch noch den letzten Dorn in seinem Fleisch.
    Ja, Thomas hatte recht.
    [FONT=&amp]Er sollte wohl doch ein Gebet für die Königin sprechen, sie hatte es verdient![/FONT]



    +++++++++++
    geht noch weiter

    Hallo!
    Nun komm ich endlich mal dazu, all Eure vielen Kommis zu beantworten.
    Zunächst vielen Dank dafür.
    Schön zu sehen, dass es euch gefallen hat.


      Julsfels: also wenn du das mit Zardon nicht vermutet hast, dann war ich gut. Das solltest du ja auch nicht. Wobei ich mich immer noch gegen den Begriff Hausmeister streike. *grins*
    Die Bilder der Kinder hab ich ja bereits nachgeliefert.
    Danke auch für dein Hilfsangebot, ich habe alles soweit es geht, gesichert, und habe zur Not auch noch die alten Einzelhäuser von meiner Laptop-Katastrophe, für alle Fälle. Ich hoffe, es reicht. Wenn nicht, du kennst mich ja inzwischen, ich werde dein Angebot ganz ungeniert annehmen.


    Und was die Catalina betrifft, ich hoffe doch, dass ihr sie genauso mögen werdet, wir haben doch schon soviel da hineingesteckt.


    Ein riesiges Dankeschön an dich, für all die unglaubliche Geduld, die Zeit und die Arbeit, die du aufbringst. Fürs Mutmachen und Aufmuntern.
    *tiefe Verbeugung macht vor deinem Genie*



    @gotti: naja, Bella hatte ja schon immer eine große Schwäche für JD, das hat einfach zu sehr gereizt. Allerdings wirklich verantwortlich dafür ist Lenya, denn die hat mich erst dazu gebracht, es tatsächlich so zu machen.
    Das mit Caroline zu zeigen, war irgendwie wichtig, der Vollständigkeit halber.
    Und: Botschaft verstanden. *smile*
    Danke, dass du der Geschichte solange die Treue gehalten hast.



      PeeWee: danke für das liebe Kompliment, bis jetzt hab ich an sowas nicht gedacht, aber wenn doch, eines Tages, lass ich es dich wissen.
    Und ich hoffe, ich kann dir auch mit der neuen Geschichte so angenehm die Zeit vertreiben.




    @Lllynya: scheint die Idee, mit der Hochzeit von Bella und JD abzuschließen, statt mit Celias und Nicks, gar nicht so schlecht gewesen zu sein. Freut mich. Die Lösung für alle musste irgendwie sein, ich bin halt wirklich harmoniesüchtig.




      cassio: dass Nick die Stelle von Zardon eingenommen hat, konnte nur deshalb funktionieren, weil er eben kein gewöhnlicher Mensch war, die Energien seiner Urgroßmutter schlummerten ja in ihm, Zardon gab ihm mit seiner Übertragung sozusagen den Rest, die Aktivierung und die Kräfte, die er braucht, um den verantwortungsvollen Posten auch wirklich ausfüllen zu können. Bei Bella beispielsweise wäre das nicht möglich gewesen.
    Das mit dem Nerven auf die Probe stellen war Absicht. Toll, dass es funktioniert hat, so ein kleines Abschlussbonbon musste irgendwie sein.
    Und an meinen Plänen für die neue Geschichte hat sich nichts geändert. Ich bin fieberhaft dabei. Es wird nicht lange dauern, bis es los geht.



      Wölfin: och, weißt du, so ein bisschen Wiederholung beim Loben, das mag doch jeder Autor ganz gern. *smile* Glückliche Wendungen müssen schon ab und zu mal sein, das Leben ist doch schon tragisch genug, nicht wahr?
    Und die nächste steht in den Startlöchern. Ich würde mich freuen, wenn du wieder dabei wärst.



      LiPaLady: Die Verwirrung hab ich genossen. Sehr sogar. Wäre doch schade, wenn jemand zu früh alles rausgefunden hätte. Dass die Texte manchmal so long waren, lag daran, dass ich es nicht unbedingt für nötig hielt, dreimal die gleichen Posen, also im Grunde das gleiche Bild zu zeigen, nur das schreiben zu können, was meiner Meinung nach gesagt werden musste. Ich bin froh, dass du es so mochtest, denn das werde ich auch in der neuen so weiterbeibehalten.
    Und ich verspreche hoch und heilig, die nächste Schnepfe nicht Caroline zu nennen. *grins*



      Rheasylvia: das war dein längster Kommentar bisher. Und sehr schön geschrieben. Es bedeutet mir viel, dass gerade du dich mit meinem Universum so beschäftigt hast. Es hat viel Spaß gemacht. Und ich hoffe, dass du auch weiterhin dabei bist und mich weiter so unterstützt wie bisher. Ganz lieben Dank dafür und *ganz lieb drück*



    @ Rivendell: Ich mag das grüne Outfit auch. Und nachdem ich beschlossen hatte, dass Nick ein Elo-i werden sollte, musste es dieses Bild auch geben. Glücklicherweise hat mir Juls die Flügel repariert, sonst wäre das nix geworden. Entdecken musste Varik sein Herz gar nicht. Er hat Keyla schon immer geliebt. Nur waren sein Ehrgeiz und sein Streben nach der höchsten Postition damals stärker als seine Liebe. Hoffen wir mal, dass sie dieses Mal die Oberhand behält.




      Lenya: irgendwie passt es, dass es gerade mit deinem Kommentar abschließt, derjenigen, die am längsten dabei ist, und mir immer so zur Seite gestanden hat, gerade, wenn es mal gar nicht mehr vorwärts ging, sich meine verrückten Ideen anhören musste und mich vom aufgeben abgehalten hat.
    Diese Geschichte hat mir viel Freude bereitet (neben dem Computerärger), und Freunde beschert, allein schon deshalb ist es ein Erfolg.
    Danke für alles, fühl dich ganz lieb umarmt, meine liebe, gute, treue Freundin.
    (oh, und meintest du rein zufällig Variks Jungen Zelos????)




    Und nun ganz zum Schluss dieser ganzen Sache noch sozusagen zum Abschied ein paar Bilder, die aus verständlichen Gründen nicht in dieser FS erschienen sind.



    Alle Darsteller haben sich natürlich immer bemüht, den Wünschen der Autorin zu entsprechen.
    Was Zaide allerdings mit dieser eigenartigen Flugübung bezweckte, entzieht sich unserem Verständnis.




    Manches haben die Darsteller wohl auch etwas zu ernst genommen.
    Diese Prügelei zwischen Caroline und Celia war jedenfalls so nicht vorgesehen.




    Besonderen Ärger bereiteten die Geister, die partout eine Rolle spielen wollten und sich ständig in den Vordergrund drängen wollten.




    Hier offenbarte sich dann das Geheimnis von Marhalas plötzlicher Kunst, Waffeln zu backen.





    Zwischenzeitlich fühlten sich die Protagonisten doch etwas überfordert, weswegen sich die Autorin gezwungen sah, für eine entsprechende psychologische Betreuung zu sorgen.




    Selbst der Herr der Finsternis schien darunter sehr zu leiden, dass ihn offenbar niemand leiden konnte.




    Und für alle, die sich fragen, warum Nick so skeptisch gegenüber "Miss Blauhaar" war, der dürfte diese Frage hiermit beantwortet finden. Es kostete sehr viel Überredungskunst, Celia danach wieder auf ihren Stuhl zu bekommen.






    Und damit verabschiede ich mich ganz offiziell von all meinen Lesern, den aktiven und den stillen.
    Ich danke euch allen für die Geduld, die ihr alle mit mir gehabt hat, für Eure wunderbaren Kommentare, die vielen Nachrichten im Postfach und beim Karma angefügt.
    Ich hoffe, wir sehen uns bald bei meiner neuen wieder.
    Bis dahin, alles Gute für euch.
    Nery

    Na da hab ich mit meiner kleinen Bemerkung ja was losgetreten.


    Also bitte sehr, hier ein noch ein klitzekleiner Nachschlag, weil es gewünscht wurde.


    Die Zukunft beider Welten sozusagen, geboren im Spiel und unverändert gelassen.



    Familie Sanderson



    Eine Zufallsaufnahme, ganz spontan passiert.
    Teil 1 der Zwillinge, Klein Lucas und sein bester Freund, der heißgeliebte Ben.
    Auch wenn er zu dem Zeitpunkt schon etwas älter war, aber spielen wollte er immer noch sehr.




    Ben ging es übrigens sehr gut.
    Der gute alte Junge wurde ein richtiger Star und bekam seine eigene Limousine, wie man sieht.




    Nun, für euch hab ich die Zwillinge mal zu Teenies heranwachsen lassen.
    Lucas, eine bunte Mischung aus Mutter und Vater und Großmutter Catherines erklärter Liebling.
    Berufswunsch: Tierarzt




    Das ist Keyla Junior. Benannt nach der Granny.
    Eigentlich das Ebenbild der Mama, äußerlich und charakterlich.
    Nur in der Schule war sie von anfang an besser.
    Der eher bestimmende und lebhaftere Teil der Zwillinge.
    Kommt mir irgendwie bekannt vor.






    Im anderen Reich:





    Mein Lieblingsbild von Varik. Da sag noch einer, der Mann hätte kein Herz.
    Ganz im Gegenteil.
    Ich glaube, wenn er noch mehr Zeit mit ihm verbringen würde, gäbe es bald nichts böses mehr in der Welt, na sowas.




    Zelos, im Alter von 168 Jahren. (Elo-i Kinder werden erst mit ca. 220 erwachsen)
    Er ist ein sehr ernster Junge, der sehr viel Zeit bei seiner Tante Ranyia am See der Träume verbringt.



    Und zuguterletzt noch Celias und Nicks Sprössling:



    Auch als Herrscherin kann man sich Zeit für die Kinder nehmen.
    Und immer nur lernen ist ja wohl langweilig, daran erinnert sich die Mama auch noch.




    Lilianne im gleichen Alter wie Zelos oben.
    Ich denke, jeder kann nachvollziehen, dass Nicolas ganz vernarrt ist in seine beiden Frauen.
    Und vermutlich sehr genau hinschaut, in wen sich seine Tochter wohl verlieben wird.


    So, ich hoffe, dieser kleine Ausblick befriedigt eure Neugier noch mal.


    Und auf Eure Kommis antworte ich selbstverständlich noch. Vielen Dank schon mal an dieser Stelle.
    Jetzt brauch ich erstmal eine Mütze Schlaf.


    „Ja. So fand alles doch noch ein gutes Ende.“ Die Bewahrerin hielt inne und musterte die vor ihr sitzenden Menschen. Schon lange hatte keiner von ihnen mehr ein Wort gesagt, etwas dazwischen gerufen, Fragen gestellt oder diskutiert, wie sie es noch am Anfang getan hatten. Josie kämpfte sichtlich mit ihrer Rührung, während Matt ihr schon seit geraumer Zeit immer wieder verstohlene Blicke zuwarf, unruhig hin und her rutschte und den Eindruck machte, als würde er am liebsten aufspringen und zu ihr gehen.
    „Ihr fragt euch nun sicher, warum ich euch ausgerechnet diese Geschichte erzählt habe?“
    [FONT=&quot]Die Bewahrerin nickte schmunzelnd, als die beiden gleichzeitig den Kopf schüttelten. „Nun, dann muss ich ja im Grunde nichts mehr sagen, nicht wahr? Die Liebe, ... die Liebe ist eine Urgewalt dieses Universums, mächtiger als alles andere, sie erschafft und zerstört, sie tötet und heilt. Dieses kostbare Geschenk kann ein Fluch oder ein Segen sein. Ihr müsst nun selbst entscheiden, was sie für euch beide sein soll. Doch wählt weise.... zu schnell hat man sein Glück verspielt.“




    [/FONT] Die beiden standen auf, sahen sich einen Moment lang unsicher an, dann öffnete Matt in einer hilflosen Geste die Arme und Josie schmiegte sich mit einem Lächeln hinein.
    „Es tut mir leid!“ flüsterte Matt. „Es war so ein dummer, dummer Streit. Ich hatte doch keine Ahnung, dass es dich so stört.“
    „Ich hätte schon viel eher etwas sagen sollen, statt alles in mich hineinzufressen....“ Josie brach ab. „Bring mich nach Hause, Matt, und lass uns reden.“
    „So ist es gut.“ Die Bewahrerin kam die Stufen hinunter. „Ihr seid nun einmal zwei Menschen und nicht nur einer, auch wenn es manches Mal den Anschein hat, es wäre anders. Denkt daran, für beinahe jedes Problem gibt es eine Lösung, doch die findet man nicht durch Schweigen. Schweigen ist der Tod der Liebe und manchmal auch des Lebens. Wir können nicht alles wieder in Ordnung bringen, was ihr zerstört.“
    Die beiden hörten sie kaum noch, aber das kränkte sie nicht.
    Zufrieden beobachtete sie, wie die zwei Hand in Hand die Stufen hinuntergingen, ihr noch einen letzten Blick zuwarfen und durch den nächsten Säulenbogen verschwanden.





    „Das scheint wirklich deine Lieblingsgeschichte zu sein, Ranyia!“
    Die Bewahrerin zeigte kein Erstaunen, als die junge Frau so plötzlich neben ihr auftauchte.
    „Das ist sie. Kein Wunder, es ist unser aller Geschichte, meine ebenso wie deine, Celia. Und ist es nicht meine Aufgabe, genau das vor dem Vergessen zu bewahren?
    „Ja das ist es, und es ist gut so. Wir haben viel gewonnen, aber auch viel verloren auf dem Weg hierher. Wir sollten, wir dürfen nicht vergessen, welcher Preis für unser Glück bezahlt worden ist.“
    Ranyia nickte. „Es ist schon ein zerbrechliches Ding, dieses Glück, auf das man gut achten muss, Tag für Tag. Ich hoffe, diese beiden haben das nun gelernt.“
    „Da bin ich sicher. Ich an ihrer Stelle hätte es“ schwärmte Celia in warmem Ton. „Du hast ein wunderbares Talent.... und ich hoffe nur, du wirst noch lange deine Geschichten erzählen.“
    „Damit du dich weiterhin wegstehlen kannst? Was wird denn nur dein Mann dazu sagen?“ erkundigte sich die Bewahrerin und Celia kicherte.
    [FONT=&quot]„Das sagst du mir jedes Mal. Frag ihn doch einfach selbst!“




    [/FONT] Sie deutete hinter sich und Ranyia lachte auf, als sie ihn hinter der Säule hervorkommen sah.
    „Da haben wir ja den zweiten Lauscher. Ich hatte mich schon gewundert, dass sie allein gekommen ist. Also wirklich! Hat das mächtigste Paar der Welt denn nichts wichtigeres zu tun, als meine alten Geschichten zu verfolgen?“
    „Im Augenblick nicht!“ grinste Nicolas. „Wir haben gerade frei. Oder Feierabend wenn du so willst.“
    „Feierabend?“ Ranyias Schultern bebten vor Lachen, als der Mann die Mundwinkel nach unten zog.
    „Die ganze Welt zu regieren ist entsetzlich anstrengend. Da braucht man ab und zu eine Pause. Nicht wahr Liebes?“
    Celia lächelte ihn zärtlich an, bevor sie sich wieder an Ranyia wandte. „Aber ich muss mich eigentlich bei dir beschweren, deine Geschichte war unvollständig. Du hast unsere kleine Lilianne gar nicht erwähnt, Bellas Zwillinge und Keylas süßen Jungen. Gehört das nicht dazu?“
    [FONT=&quot]„Das ist eine andere Geschichte, und ich werde sie..... später erzählen. Dies ist eure Geschichte. Und die ist ... noch lange nicht vorbei.“





    [/FONT] „Nein. Das ist sie nicht. Sie hat gerade erst angefangen.“ Nicolas zog seine Frau in die Arme. „Weißt du woran ich gerade denken musste? Wie verrückt das eigentlich alles ist. Vollkommen verrückt. Ich war... ich meine, ich wurde als ein ganz normaler Mensch geboren, und nun sieh mich an, was ich jetzt bin.“
    Celia streichelte ihm sanft die Wange. „Du warst nie ein normaler Mensch. Und was immer du getan hast in deinem Leben, es hat dich hierher geführt. Das war deine Bestimmung.“
    „Bestimmung, war es das wirklich? Der Herr des Lebens zu sein?“
    Sie nickte, während ihre Augen ihn anstrahlten. Noch immer konnte er darin versinken, wann immer er sie ansah, und er wurde dessen nicht müde.
    „Ja!“ antwortete sie ihm voller Ernst. „Und du bist ein guter, ein sehr guter Herr über dieses kostbare Gut. Du liebst das Leben, du achtest es, und die liebst diejenigen, denen du es schenkst. Die Menschen können froh sein, dass sie dich haben. Du hast sogar Caroline geheilt, damit sie wieder normal leben kann.“
    „Caroline wer?“ Sie unterdrückte ein Lachen und versuchte streng auszusehen.
    „Nick, ich meine es ernst.“
    Er grinste schwach. „Bin ich zu nachsichtig?“ Sie schüttelte den Kopf, gab auf und lächelte.
    „Nein. Du bist verständnisvoll und voller Güte. Das macht dich nur um so wertvoller. Zardon... er ... er hatte es vergessen, wie wichtig die Menschen sind, dass sie beides sein können, gut und schlecht, nicht anders als wir. Sie verdienen die Nachsicht, ebenso wie wir sie manchmal brauchen. Das hatte er in seinem langen Leben, bei allem, was er sehen und ertragen musste, einfach vergessen. Aber er hat sich wieder daran erinnert, und uns beide damit glücklicher gemacht, als wir es je zu hoffen wagten.“




    „Irgendwie erscheint es mir immer noch unwirklich. Und ich frage mich, was damals tatsächlich in seinem Kopf vorging, als er mich zum zweitenmal mit in diese Halle nahm. Nie, niemals hätte ich auch nur für möglich gehalten, dass er ausgerechnet mir sein Amt und seine ganze Macht anvertrauen wollte, mir, einem Menschen. Ich ....“ er wurde leiser.... „ich stand da und alles, was ich tun konnte, war stammeln wie ein kleiner Junge. Ich hatte ja keine Ahnung, was da auf mich zukam. Vor allem nicht von den entsetzlichen Kopfschmerzen danach. Aber .... jedes Mal wenn ich daran denke, frage ich mich nach dem wieso. Wieso nicht Keyla? Er mochte mich doch nicht einmal.“
    „Da irrst du dich. Er mochte dich sehr, er konnte es nur nicht zeigen.“ Celia seufzte traurig auf. „Seine Familie bedeutete ihm alles, und wir beide gehören nun mal dazu, selbst wenn das anfangs nicht so schien. Deshalb war ich ja so entsetzt, als er gehen wollte. Er sei müde, sagte er und in dieser Welt, in dieser neuen Welt wäre kein Platz mehr für ihn.“
    „Wegen Varik.“
    „Ja. Er konnte den Gedanken nicht ertragen, er konnte seinen Anblick nicht ertragen, ohne immer wieder an seine Frau erinnert zu werden. Wer weiß, vielleicht geht es Cyros nicht anders. Aber was hätte ich sonst tun sollen.“
    [FONT=&quot]Nicolas drückte sie fest an sich. „Du hast alles richtig gemacht. Sieh dich um, es herrscht Ruhe in der Welt, sie achten und respektieren dich. Nicht nur dein Amt, dich selbst.“





    [/FONT] Sie strich ihm zärtlich über den Rücken, wo sich auf einmal seine Schwingen ausbreiteten, groß und mächtig wie die ihren. „Ich bin traurig, dass er fort ist, dass wir ihn nie wiedersehen, aber .... ich bin trotzdem auch froh. Denn so... so hat er mit dieser Verschmelzung aus dir einen wirklichen Elo-i gemacht. Ich glaube, das ist ein einmaliger Vorgang in unserer Geschichte.“
    Da war es wieder, das jungenhafte Grinsen, das sie so liebte, als er nach ihren Händen griff. „Nun, alles ist irgendwann einmal das erste Mal, oder? Und jetzt lass uns noch eine Runde fliegen und die trüben Gedanken vertreiben.“
    „Lass mich raten, du brauchst noch Übung!“
    „Ja sicher. Ich fliege doch erst seit ein paar Jahren.“
    „Na ich doch auch.“
    „Um so besser!“ entgegnete er verschmitzt. „Dann üben wir beide gemeinsam.“
    [FONT=&quot]Sie schüttelte lachend den Kopf, rief Ranyia ein freundliches Lebwohl zu und stieß sich mit ihm vom Boden ab, um gleich darauf in der Dunkelheit der Nacht zu verschwinden.




    [/FONT] „Möget ihr immer so glücklich sein wie heute. Möge keine Wolke jemals euren Sonnenschein verdunkeln“ sagte Ranyia und schickte sich an, das nächste Paar in ihrem Tempel zu empfangen. Die Nacht war noch jung, und es gab noch so viel zu erzählen.


    ENDE
    [FONT=&quot]
    [/FONT][FONT=&quot]


    [/FONT]
    +++++++++++
    Und nun hoffe ich wie immer, es hat euch gefallen und ich konnte diese Geschichte zu einem für euch guten Ende bringen.
    Vielen Dank noch einmal an alle, an die stillen Leser, aber vor allem natürlich auch an jene, die so fleißig kommentiert, mitspekuliert und mitgefiebert haben.
    Liebe Grüße, bis zur nächsten Geschichte.
    Nery
    (und ich freu mich natürlich auch über ein paar abschließende Kommis von euch)