[Fotostory] Tiefer als der Schmerz

  • Hallo Innad,


    da hast Du Dir aber eine dramatische Geschichte mit einem schweren Thema vorgenommen. Eigentlich wollte ich ja meine Wohnung putzen - aber jetzt habe ich viereckige und rote Augen.
    Was soll ich sagen - ich war gefesselt. Ich war gespannt, wie Du das mit der Bahnhofshalle machst, aber ich finde das hast Du wirklich klasse hinbekommen. Schade, das Du Tante Tru rausgeschrieben hast. Tessa hätte sie in ihrer schweren Zeit wirklich gut gebrauchen können. Doch dann wäre Ihre Einsamkeit nicht so gut ervorgetreten. Klasse gemacht die Szene in dem Dealer Bunker. Den Entzug hast Du wirklich gut dargestellt. Ich fand es gut, wie Du dargestellt hast, dass beide während des Entzugs an ihre Grenzen gekommen sind. Irritiert hat mich die Hilfe durch die Drogenbehörde. Das mag in jedem Bundesland anders sein, aber eigentlich beauftragt die Behörde doch nur Institutionen. Hat denn Jess noch nie etwas von einem Methadonprogramm gehört, oder einen Medikamenten unterstützten Entzug?
    Schön, dass Tessa so langsam wieder zu sich findet. Joshua ist schon ein Schätzchen und so einfühlsam, dass er auch glatt Jess Beweggründe mit in seine Gespräche mit einließen lässt.

    Zitat

    Bestimmt würde auch Jess das nicht wollen. Er hat sich entschieden zu gehen, warum auch immer.


    Die Frage, die sich mir dadurch stellt, werden wir Jess jemals wieder sehen? Oder hast Du ihn rausgeschrieben?


    Und wer war der Kerl mit der Strickjacke? Meintest Du den Typen mit der gepunkteten Weste?


    Viele Grüsse aus Prisdorf
    Arni

  • @scotty: Ja - das wird noch nicht verraten, ob der identische Nachnamen wirklich nur Zufall ist :) Ihr werdet es ja sehen. Und es stimmt, dass Tessa sich noch nicht ganz im Klaren über ihre Gefühle ist. Das wird im heutigen Kapitel auch nochmal sehr deutlich werden. Danke für Deinen lieben Kommi!




    rehäuglein:
    Oh, ich glaube, DU bist bis jetzt die erste, die ein Zusammenkommen mit Joshua eigentlich befürwortet :) Aber ich verrate mal noch nix. Mit Sicherheit wird es Tessa nicht leicht fallen, wenn sie sich dazu entscheiden wird. Gerade jetzt in dieser Jahreszeit. Danke für Deinen lieben Kommi!





    Llynya: Ja, ich weiß, dass Du mich noch verdächtigst mit dem Nachnamen ;) Aber abwarten, vielleicht ergibt sich da ja wirklich noch was.
    Dass Tessa sich noch nicht sicher bzgl Joshua ist, wird man im heutigen Kapitel noch mal sehr deutlich sehen.
    Und ja, ich mag ihre Frisur auch! :)




    @JaneEyre:
    Du schreibst immer so tolle Kommis. :) Ja, ich gebe Dir recht, es ist für Tessa bestimmt nicht einfach, eine neue Beziehung anzufangen, wo die alte so "komisch" geendet hat. Bzw. ist sie denn wirklich zu Ende? Das ist ja auch so eine Frage. Und wo Jess ist, weiß ja kein Mensch. VIelleicht sitzt er ganz in ihrer Nähe irgendwo im Untergrund. Ich denke, die Variante "drogenentzug" kann man nach so langer Zeit auch ausschließen. Dass es für Tessa schwierig ist, da einfach "weiterzugehen", ist klar nachvollziehbar.
    Anna kommt nicht mehr zurück, das kann ich übrigens wirklich schon verraten. Ich denke, für Tessa ist es auch wichtig, die Menschen, die sie nicht verstehen wollen, konsequent aus ihrem Leben zu streichen. Bei ihren Eltern kann sie das ja nun nicht, bei "Freunden" aber schon.
    Übrigens mag ich den Herbst auch so und mag dieses Baum-Bild von daher auch! schade, dass es bis zum nächsten Herbst noch so lang hin ist :)
    Danke für Deinen tollen Kommi!




    arni:
    Oh schön, dass Du sich meldest und die ganze Story gelesen hast. WOW! Dass Dir die Bahnhofshalle gut gefallen hat, freut mich. Ich hab am Anfang auch gerätselt, wie ich das bauen soll, da es ja keine Züge bei den Sims gibt. Aber ich denke, es ist so ganz ok geworden. Dass ich Tru rausgeschrieben habe, hatte genau jenen Grund, den Du nanntest. Tessa sollte sozusagen in der Zeit auch ein bißchen einsam sein...
    Wegen der Behörde, da erwischst du mich auf dem kalten Fuss (was ist das denn für ein Sprichtwort :D ), ich habe keine Ahnung, wie das von statten geht, ich weiß nur, dass es diese Hilfsorganisationen gibt, die in der Story hier allgemeinhin als "Drogenbehörde" auftauchen, sich aber nicht in der Form einer echten "Behörde" darstellen, sondern als eine Art Institution, richtig.
    Ob Jess schon vom MethadonProgramm gehört hat, weiß ich nicht. Ich weiß nicht, ob das jedwedem obdachlosen Junkie bezahlt wird, habe da so meine Zweifel, kenne mich dazu aber offen gesagt nicht genug aus und habe das ganze darum etwas in der Schwebe gelassen.
    Ob Jess wiederkommt, ist natürlich die große Frage.
    Der Typ in der Strickjacke sollte übrigens wirklich der in dem gepunkteten Teil sein, ja.
    Danke für Deinen kommi!

  • Kapitel 52
    Zweifel




    Zuhause angekommen fühlte Tessa sich immer noch nicht besser. Zu ihren belastenden Gedanken des ganzen Tages kam nun auch noch die Verwirrung um das, was eben zwischen ihr und Joshua geschehen war. Für einen Moment starrte sie auf ihre Hand, auf der vor kurzer Zeit noch Joshuas gelegen hatte. Sie wusste immer noch nicht, ob sie das Gefühl, welches diese Erinnerung in ihr auslöste, gut oder schlecht fand.

    Stöhnend ließ sie sich auf ihre weiße Couch fallen und starrte das Bild, das darüber hing, wie hypnotisiert an, als könne es ihr irgendwelche Antworten geben. Vor kurzem hatte sie einige kleine Veränderungen in ihrer Wohnung vorgenommen. Eigentlich hätte sie gerne noch mehr verändert, aber das Geld einer Studentin war trotz der großzügigen Überweisungen seitens ihrer Eltern auf ihr Giro-Konto nicht ausreichend für derartige Dinge.
    Tessa rieb sich die Augen. Sie fühlte sich müde und verspannt, fast ein wenig kränklich. Sie fröstelte. Es war draußen noch warm, aber in der Wohnung hatte die Kühle der Herbstnächte bereits Spuren hinterlassen. Tessa schälte sich aus ihren Kleidern, die trotz des Kältegefühls verschwitzt waren, und tappste in Unterwäsche ins Badezimmer, wo sie sich gedankenverloren ein Bad einließ.




    Im heißen Wasser fühlte sie, wie sich ihre verkrampften Muskeln langsam entspannten. Der feine Geruch von Rose und Sandelholz hüllte sie ein, als sie das Badeöl langsam in der Wanne verteilte. Seufzend lehnte Tessa sich zurück und schloss für einen Moment die Augen. Der Nachmittag zog noch einmal an ihren Augen vorbei. Ihr Herz hämmerte bei diesen Gedanken seltsam schnell gegen ihre Brust. Ob das vom heißen Wasser oder von den Gedanken, die ihr durch den Kopf gingen, kam, blieb dabei dahingestellt.
    Vor Tessas innerem Auge erschien Joshuas Gesicht. Die markanten Gesichtszüge, das hervor gestreckte Kinn, die sanften, brauen Augen… dann wechselte das Bild und wurde zu einem anderen Gesicht, nicht minder anziehend… mit funkelnden, tiefsinnig und immer traurig blickenden blauen Augen… das braune Haar, das meist etwas ungepflegt ins Gesicht fiel… die markanten Gesichtszüge der hervorstehenden Wangenknochen…


    Beide schienen nun nebeneinander zu stehen und sie fragend anzublicken. Jess auf gewohnte Weise mit seinen traurigen, aber unendlich tiefsinnig blickenden Augen… Joshua fast herausfordernd, kämpferisch…
    Tessa schüttelte heftig den Kopf, und vertrieb die seltsamen Bilder so aus ihm.
    „Was für ein Unsinn“, stieß sie stöhnend hervor, griff nach dem Naturschwamm, der stets am Rand der Badewanne lag und begann, das duftige warme Wasser auf ihrem Körper zu verteilen, was eine ungeheure Wohltat auslöste und sie erneut eine Zeitlang von ihren zerstreuten Gedanken abzubringen vermochte.



    Nachdem sie eine Weile im duftig-warmen Wasser entspannt hatte, stieg sie schließlich seufzend aus der Wanne, hüllte sich in frische Unterwäsche und trocknete die Spitzen ihrer Haare. Wieder wanderten ihre Gedanken zu Joshua. Was sie mit ihm vereinbart hatte, war ein Date. Empfand er wirklich mehr für sie? Eigentlich war das doch offensichtlich.
    Doch wie stand es um ihre eigenen Gefühle? Tessa vermochte es nicht zu sagen. Sie wusste nur, dass sich in ihr alles wie durcheinander gewürfelt anfühlte. Und genau das war es, was sich nicht richtig anfühlte!
    „Da hast du dir ja ganz schön was eingebrockt“, sagte sie zerknirscht zu ihrem Spiegelbild, als wolle sie jenes dafür verantwortlich machen.



    Sie spürte, dass die Unruhe sie nicht los ließ und entschied, dass sie dringend mit jemandem über das ganze Dilemma sprechen musste. Also griff sie zum Telefon und wählte Monikas Nummer. Sie hatte Glück, dass Freitag war, denn heute hatte ihre Freundin etwas früher Feierabend gemacht.
    In wenigen Worten erklärte Tessa ihr, dass es ihr nicht gut ginge und sie heute Abend wenn möglich etwas Gesellschaft gut gebrauchen könnte.
    Monika sagte sofort zu. Tessa seufzte. Vielleicht würde ihre Freundin ja helfen können, all diese widersprüchlichen Gedanken und Gefühle in geordnete Bahnen zu bringen.
    Nachdem heißen Bad schien all die Kälte der Wohnung nicht mehr existent und Tessa schlüpfte rasch in eine Jeans und ein ärmelloses Top und nudelte sich ihre Haare an der Seite zusammen. Nur wenig später stand Monika vor der Tür und beide machten es sich vor dem Fernseher gemütlich. Monika spürte sofort, dass Tessa etwas auf der Seele lastete, doch sie schwieg und wartete, bis diese von selbst zu reden beginnen würde.



    „Joshua hat sich für Sonntag mit mir verabredet“, platzte es plötzlich aus dieser heraus. Moni sah sie fragend an.
    „Ist das… etwas ungewöhnliches?“ fragte sie dann verwirrt. „Ich meine, ihr ward in letzter Zeit häufig gemeinsam unterwegs, oder?“
    Tessa atmete tief aus und schüttelte den Kopf. „Nein, das meine ich nicht. Wir treffen uns nicht einfach nur… er hat sich mit mir ver-ab-redet…“



    Monika begriff und nickte einfach nur. Keine Überraschung war ihr ins Gesicht geschrieben, was Tessa verwirrte.
    „Du findest das nicht irgendwie… erstaunlich?“
    Monika lächelte. „Nein, Tessa, denn es war für mich nur eine Frage der Zeit, bis es dazu kommen würde.“
    Tessa schluckte. War denn das, was zwischen ihr und Joshua war, so offensichtlich? Oder eher das, was NICHT zwischen ihnen war? Schon wieder schienen ihre Gedanken ein einziges verworrenes Knäuel zu sein.
    „Ich hab es nicht so gesehen“, erwiderte sie darum nur. „Ich… ich bin furchtbar verwirrt, Moni…“




    Monika sah Tessa lange an. „Hast du wirklich nicht bemerkt, dass Joshua mehr für dich empfinden könnte als reine Freundschaft?“
    Tessa zuckte die Achseln. „Ach, ich … ich weiß es nicht. Irgendwie… ja, irgendwie schon. Aber wir sind nun schon so lange befreundet, schon seit mehr als zwei Monaten gehen wir regelmäßig miteinander weg. Es war immer sehr spaßig mit ihm… aber es gab nie echte Anzeichen dafür, dass da mehr sein könnte von seiner Seite aus.“
    „Vielleicht wolltest du sie nur nicht sehen?“ gab Monika sanft zu bedenken.
    Tessa seufzte. „Kann schon sein…“
    „Und was ist mir dir, Tessa? Ist da bei dir mehr als bloße Freundschaft?“

    Im Fernsehen quäkte irgendein hässlich gekleideter Sänger einen furchtbaren Schlager vor sich hin. Tessa schluckte.



    „Ich weiß es nicht“, erwiderte sie schließlich. „Ich kann es nicht sagen, Monika… ich… ich fühle mich so unendlich verwirrt. Ich weiß nicht, was ich empfinde…“


    *geht noch weiter*

  • „Oder weißt du nicht, was du empfinden DARFST?“
    Tessa blickte ihre Freundin lange an und verzog dann das Gesicht.
    „Es fühlt sich so falsch an, Moni… ich meine… wenn ich an Jess denke…“



    Sie seufzte tief. „Ich weiß nicht, ob ich für Joshua mehr empfinde. Ich mag ihn. Ich mag ihn sogar sehr. Und es kribbelt, wenn ich ihn sehe, ja… ob es reichen würde, um…“, sie schien das Wort gar nicht aussprechen zu können , „das weiß ich nicht… aber ich kann doch nicht… ich meine… Jess ist gerade mal seit einem guten halben Jahr verschwunden. Es ist zu früh, oder?“
    Monika sah sie sanft an und erwiderte dann langsam. „Tessa – für Trauer oder Vergeben gibt es keinen Zeitrahmen, den man festlegen kann. Ob es zu früh ist, kannst nur du allein entscheiden, aus deinem Herzen heraus. Und nur von dort. Und nicht aus Gewissensbissen oder Wertvorstellungen. Jess ist erst seit einem halben Jahr verschwunden, ja. Aber du hast ein Recht auf dein Leben. Und vor allem ein Recht auf Liebe. Und Glück.“
    „Aber… ich… ich kann doch nicht…“, stammelte Tessa. „Moni – hieße das nicht automatisch, dass ich Jess aufgebe? Und jede Hoffnung darauf, dass er zurückkehren wird?“
    Moni schüttelte den Kopf. „Das eine hat doch nichts mit dem anderen zu tun. Selbst wenn Jess zurück käme, wüsstest du nicht, ob ihre eure Beziehung fortführen könntet. Und Menschen ändern sich nun mal mit der Zeit. Auch du!“



    „Aber – sieh dich doch an! Kevin ist seit zwei Jahren tot … und du… ich meine, du hast immer noch nicht…“
    „Einen neuen Freund?“ erwiderte Monika und schnaubte. „Tessa, ich bin nicht das Maß aller Dinge! Erstens war ich viel länger mit Kevin zusammen als du mit Jess, ohne dass ich das nun als Maßstab nehmen will, dennoch… und zweitens ist Kevin tot…“
    „Aber das spricht doch noch eher gegen mich!“ rief Tessa aus. „Du weißt, dass Kevin nie zurück kommen wird…“, fuhr sie dann sanft fort und drückte automatisch die Hand ihrer Freundin. „Aber ich weiß das bei Jess nicht… ich habe immer noch das Gefühl, ich bin es ihm schuldig, dass ich…“ Sie stockte.
    „Auf ihn wartest?“ vollendete Monika ihren Satz. „Nein, Tessa, das bist du ihm eben nicht schuldig. Du hast ein Recht auf dein Leben… und was mich angeht… auch ich hatte schon andere Männer seit Kevin gestorben ist.“



    „Davon hast du nie erzählt…“
    „Weil es nicht erwähnenswert war. Ich war noch nicht in der Lage, eine echte Beziehung einzugehen. Aber ich sehne mich danach. Und ja, am Anfang war ich in der gleichen Lage wie du. Ich fragte mich, ob es nicht ein Verrat an der Liebe zu Kevin sei, wenn ich wieder versuche, glücklich zu sein… ob im Liebesleben, im Berufsleben oder Alltagsleben ganz allgemeinhin, aber besonders im Liebesleben. Doch ich habe einsehen müssen, dass es mir Kevin nicht wieder zurückbringt, wenn ich jeder Liebe und jedem Glück entsage… ganz im Gegenteil.“
    Sie seufzte. „Das heißt nicht, dass ich ihn nicht trotzdem noch fast jeden Tag vermisse. Er ist hier drin…“ Sie legte die Hand auf ihre Brust und lächelte traurig. „In meinem Herzen. Und Jess ist in dem deinem! Du weißt nicht einmal, ob er noch lebt, Tessa… und du kannst nicht ewig auf ihn warten. Wenn du also etwas für Joshua empfindest, dann darfst du dies ohne schlechtes Gewissen. Nur du allein kannst entscheiden, wann die Zeit reif ist, wieder eine neue Liebe in dein Leben zu lassen!“
    Tessa schluckte und starrte nachdenklich ins Leere.



    „Ich weiß es nicht“, sagte sie dann langsam. „Du hast ja recht mit allem, was du sagst. Aber ich weiß nicht, ob ich schon bereit dazu bin. Was, wenn nicht?“
    „Dann ist es eben so“, erwiderte Monika. „Du darfst dich nicht drängen. Wenn du noch ein Jahr brauchst, brauchst du noch ein Jahr. Wenn du noch einen Monat brauchst, einen Monat…“

    „Aber Joshua scheint mehr für mich zu empfinden“, seufzte sie. „Ich will ihm nicht weh tun. Und er ist auch Felis Cousin. Ich meine… wenn ich ihn vor den Kopf stoße, dann stoße ich auch sie vor den Kopf… ich will nicht beide verlieren, weißt du…“
    Monika nickte und sagte dann: „Joshua scheint ein lieber Kerl zu sein. Wenn du wirklich noch nicht so weit bist, dann wird er es sicher verstehen. Er kennt deine Geschichte und weiß, mit was er rechnen muss. Und Feli wird es auch verstehen. Selbst wenn Joshua danach nicht mehr mit dir zusammen sein möchte, auch nicht im freundschaftlichen Sinne. Aber vielleicht solltest du vorher noch einmal mit Feli sprechen, für alle Fälle. Es war nur fair, ihr alles zu sagen, oder?“
    Tessa nickte. „Ja, du hast recht.“
    „Aber du wirst zu dem Date gehen am Sonntag?“
    „Ich weiß es nicht“, seufzte Tessa. „Ich bin mir furchtbar unsicher. Aber es ist bestimmt eine gute Idee mit Feli zu sprechen. Dann bin ich eine Sorge los…“

    Sie griff nach ihrem Handy, das just in diesem Moment klingelte. „So ein Zufall“, lächelte sie. „Rate mal, wer das ist… hallo, Feli! Wie geht´s dir? Du, gut dass du anrufst…“





    Am nächsten Tag traf Tessa sich am Nachmittag mit Feli. Sie hatten es sich in dem kleinen Garten hinter dem Mehrfamilienhaus, in dem sich Tessas Wohnung befand, gemütlich gemacht. Man hatte hier zwar nur den Blick auf einige schnöde Hinterhöfe und Hochhäuser, aber die Oktobersonne war noch so warm und milde, dass man jeden Strahl genießen musste.
    Tessa hatte zwei Becher Saft mit nach unten gebracht und die wenigen Gartenmöbel, welche die Hausverwaltung hatte aufstellen lassen, mit einem feuchten Lappen vom Schmutz befreit.
    Feli reckte das Kinn genießerisch Richtung Sonne. „Hach, der Herbst ist einfach toll, findest du nicht? Ich find´s zwar schade, dass der Sommer vorbei ist, aber irgendwie ist diese Jahreszeit doch schon was Besonderes…“



    Tessa nickte. Wie besonders der Herbst für sie immer sein würde, konnte wohl niemand außer sie selbst begreifen.
    „Hör mal, Feli“, begann sie zögerlich. „Ich muss mal mit dir reden, deswegen wollt ich dich auch auf jeden Fall noch heute sehen.“
    Feli nickte und trank einen Schluck von dem kühlen Saft. „Ich hab mir sowas schon gedacht, als du gestern am Telefon so geheimnisvoll geklungen hast. Was ist los, Tessa? Ist was passiert?“
    Tessa schüttelte den Kopf. „Nicht wirklich… oder doch… ich weiß nicht so recht…“
    Feli lachte. „Was ist denn mit dir? Du bist schon seit Tagen so zerstreut…“
    Tessa lächelte. „Ja, ich weiß… das ist auch der Grund, warum ich mit dir reden muss…“



    „Es geht um folgendes… Joshua und haben morgen eine Verabre… ein Date.“
    Feli verschluckte sich fast an ihrem Saft und keuchte zwischen zwei heiseren Hustern.
    „Ja himmel, dass er sich das noch mal traut, hätt ich gar nicht mehr für möglich gehalten!“
    Tessa verzog das Gesicht. „Wusste hier eigentlich jeder aus mir, dass Joshua mehr als Freundschaft empfindet?“
    Feli grinste. „Nein, es gibt da schon einige Menschen, die das noch nicht begriffen haben – abgesehen von dir natürlich. Ich tippe da beispielsweise auf den Hausmeister des Universitätsgebäudes, will mich aber nicht festlegen. Definitiv im Unwissen dürften auch die Bundeskanzlerin und der Dalaih Lama sein – wobei bei letzterem bin ich mir nicht ganz sicher, der hat schließlich Fähigkeiten, von denen wir alle noch was abkucken können.“



    Tessa verzog säuerlich das Gesicht. „Lass die Scherze“, brummte sie. „Wenn du Bescheid wusstest, warum hast du mir dann nie was gesagt?“
    „Süße, erstens hast du Augen im Kopf und zweitens musstest du das wohl von allein raus finden. Es war nie eine Frage, ob Joshua mehr für dich empfindet, sondern wie es um dich steht.“


    *geht noch weiter*

  • Tessa seufzte. „Das ist der Knackpunkt“, sagte sie. „Hat Joshua jemals mit dir darüber geredet?“
    Feli nickte. „Ja, aber nicht viel. Unser Verhältnis ist nicht so innig, weißt du. Nicht, dass wir uns nicht mögen oder so, aber wir hängen jetzt nicht ständig zusammen, nur weil wir verwandt sind… ich hab ihm damals gesagt, dass ich es nicht einschätzen kann. Und das kann ich wirklich nicht, auch jetzt…“
    Es schien mehr eine Frage als eine Feststellung zu sein.



    „Naja“, sagte Tessa langsam. „Ehrlich gesagt weiß ich es auch nicht so recht, Feli… ich mag Joshua schon sehr gerne und irgendwie ist da auch schon ein bisschen mehr als Freundschaft… aber weißt du, es ist alles nicht so einfach…“
    Sie seufzte. Seit dem Gespräch mit Monika hatte sie sich viele Gedanken gemacht, war sich ihrer Gefühle aber noch genauso unsicher wie am Abend zuvor.
    „Ich weiß einfach noch nicht, ob ich schon bereit bin, eine neue Liebe zuzulassen“, schloss sie schließlich und sah Feli offen an. „Ich mag Joshua sehr, er ist so ein lieber Kerl…“, sie lächelte, „ und er sieht auch gut aus…“



    „Aber in deinem Herzen ist immer noch ganz viel Jess, oder?“, vervollständigte Feli ihren Satz.
    Tessa nickte. „Ja, ich fürchte schon. Es ist noch nicht allzu lange her, weißt du. Es scheint mir zwar manchmal, als sei es in einem anderen Leben gewesen… weil sich alles so sehr verändert hat. Aber ich bin in mir doch noch dieselbe. Und ich weiß nicht, ob ich schon einen anderen Mann in mein Leben lassen kann… darf…“

    Feli nickte verständnisvoll. „Ich hab mir das gedacht. Und Joshua bestimmt auch, er kennt die Geschichte ja…“
    Sie schwieg einen Moment und blickte in die sich langsam hinter die Fassaden der Häuser herabsenkende Sonne.
    „Hast du ein schlechtes Gewissen wegen Jess?“




    „Ein bisschen, ja“, antwortete Tessa. „Ich hab gestern lang mit Moni gesprochen. Sie sagte, ich solle selbst entscheiden, ob es zu früh ist oder nicht… und ich könne nicht ewig auf Jess warten.“
    „Ich kann nicht aus der Erfahrung sprechen, die Moni hat“, sagte Feli. „Gott sei dank kann ich das nicht. Und doch seh ich es ähnlich wie sie, Tessa. Du bist erst zwanzig, knapp einundzwanzig… du hast noch so viel vor dir… und ob Jess jemals wiederkommt…“
    „Ich weiß… das kann niemand sagen.“ Sie schaute traurig in die verfärbten Blätter der vereinzelten Bäume um sich herum. „Ich kann im Moment nicht sagen, was morgen geschehen wird. Aber ich wollte mir dir reden und dir offen sagen, dass ich mir meiner Gefühle nicht sicher bin. Bist du mir böse?“
    Feli sah sie irritiert an. „Wieso sollte ich?“
    „Naja – Joshua ist dein Cousin…“

    „Und du eine meiner besten Freundinnen! Bande, die noch stärker sind, wie ich meinen will!“
    Sie lächelte sanft. „Ich weiß, worauf du hinaus willst, Tessa. Aber ich bin dir nicht böse, wenn du nicht mit Joshua zusammen sein kannst oder willst. Das wird an unserer Freundschaft kein bisschen was ändern.“



    Tessa lächelte erleichtert. „Wirklich? Ich will Joshua nicht weh tun, Feli… und auch dir nicht.“
    „Erstens identifiziere ich mich nicht mit jedem meiner etlichen Cousins“, erwiderte Feli augenzwinkernd. „Von denen es so viele gibt, dass ich nichtmal alle kenne – meine Eltern hatten jeweils acht Geschwister, wie du weißt… und zweitens glaube ich auch, dass Joshua genau weiß, worauf er sich einlässt. Wenn du noch nicht bereit bist, dann sag ihm das und erklär es ihm. Ich kenne ihn gut genug um zu wissen, dass er dir das nicht übel nehmen wird…“
    Tessa sah sie erleichtert an. „Meinst du? Ich hab die ganze Zeit überlegt, ob ich mich überhaupt mit ihm treffen soll, um ihn nicht falsche Hoffnungen zu machen… aber genau das ist es ja… ich weiß nicht, ob es falsche Hoffnungen wären. Ich fühl mich so wohl in seiner Nähe, Feli… und ich mag ihn wirklich sehr.“



    Feli lächelte Tessa sanft an. „Tessa – ich geb dir jetzt mal einen guten Rat. Mach dich nicht verrückt. Triff dich morgen mit Joshua und schau einfach, was passiert. Du wirst herausfinden, ob deine Gefühle für ihn stark genug sind und ob die Zeit reif für eine neue Liebe ist. Wenn nicht, dann erklärst du es ihm… morgen um die Zeit wirst du dich klarer fühlen, so oder so… gib dich dem Ganzen einfach hin, lass dich einfach einmal fallen, Tessa. Dein Herz wird dir schon sagen, was die Wahrheit ist.“
    Tessa sah Feli dankbar an. „Ja, Feli. Ja, du hast recht…“

    Und während die Sonne hinter den Häusern versank und das Firmament in gold-roten Tönen färbte, verabschiedeten sich die beiden Freundinnen voneinander mit dem Gefühl, einander noch näher gekommen zu sein.








    Fortsetzung folgt.

  • Hallö Innad. :)


    Uff, Tessa ist ja doch ganz schön zerrissen was ihre Gefühle angeht. Das sie es nicht so leicht hat, sich auf etwas neues einzulassen, war ja vorauszusehen. Ich mein, es ist auch nach einer 'normalen' Beziehung schwer genug, sich wieder auf etwas auf was Neues einzulassen, aber Tessa hat es ja doch ungleich schwerer. Aber ich kann Moni und auch Feli da wirklich nur Recht geben, Tessa darf sich nicht auf Grund von Gewissensbissen davon abhalten lassen, es zu versuchen. Wenn sie es nicht versucht, wird sie sich wohl auch noch lange fragen, ob es nicht vielleicht doch das Richtige gewesen wäre. Und wie ja schon mal angemerkt, ist Joshua ein verständnisvoller junger Mann und ich denke nicht, dass er Tessa da wirklich so unter Druck setzen will, wie sie es momentan denkt. :)


    Hach, das Gespräch mit Feli fand ich ja großartig. Feli hat einen tollen Humor. :lachen
    Tessa kann sich absolut glücklich schätzen so gute Freundinnen gefunden zu haben, wie Moni und Feli. Die sind alle Beide Gold wert und wer weiß, wie gut es Tessa ohne die Beiden gehen würde. Ich bin sowieso der Meinung, dass der Mensch unbedingt immer solche Freunde braucht, die so unterstützen und mit denen man über alles reden kann. :)


    Ich bin jetzt sooo gespannt, wie das 'Date' mit Joshua wird.
    Ganz liebe Grüße
    Llyn

    You are never more alive than when you're about to lose your pants!



    FS: Sunrise Update: 04.06.19

  • Hehe, alle wussten es, nur Tessa nicht! :roftl Ich wusste es auch schon ;)
    Hmm, nun wird sie also zu dem Date hingehen. Ich bin sehr gespannt, ob sich während der Verabredung mehr entwickelt...
    Tessa hat wirklich Glück, dass sie so tolle Freundinnen hat.

    LG,
    Scotty

  • Hallo Innad,


    ach eine echt "geruchsbetonte" Story. Bei Dir hat "jamanden riechen können" wohl eine besondere Bedeutung.
    Ich liebe es, wie Du Tessa ständig die Haare veränderst. Das macht Deine FS so richtig lebendig.
    Trauer ist ein wichtiges Gefühl. Tessa sollte sich Zeit nehmen. Joshua hat sicher nichts dagegen etwas abzuwarten. Schließlich schätz er es gerade an Tessa, dass sich nicht so oberflächlich ist.
    Monika und Feli sind zwei wirklich gute Freundinnen. Schön, dass Du sie Tessa an die Seite gestellt hast. Ich bin gespannt auf das Date.


    Viele Grüsse aus Prisdorf
    Arni

  • Oh...toll
    Ich finde es super wie du Tessas Gewissensbisse beschreibst. Ich dachte vorher gar nicht, dass sie sich noch wirklich so viele Gedanken darüber macht, ob es klug ist für Joshua mehr zu empfinden.
    Das bringst du in diesem Teil jedoch perfekt heraus. Super!


    Ich selbst bin auch der gleichen Meinung wie Moni und auch Feli. Klar dass Jess immer noch einen großen Teil in Tessas leben ausfüllt und dass er immer ein Teil davon sein wird ist auch klar. Jedoch finde ich dass sie auch weiter nach vorne schauen soll.
    Wie gesagt, sie weiß nicht ob sie Jess jemals wieder sehen wird. Und sie weiß nicht, wie er sich verändert hat.
    Ich bin auf alle Fälle gespannt, was passieren wird, sollte Jess wieder in Tessas Leben auftauchen.


    Jetzt wünsche ich ihr auf alle Fälle viel Spaß bei ihrem Date. Sie soltle das ganze ein bisschen lockerer sehen. Schließlich heißt ein Date noch lange nicht, dass sie sich von nun an an Joshua binden muss.


    Liebe Grüße
    Verena

    [center]~*~
    Nicht alle sind glücklich die glücklich scheinen, manche lachen nur um nicht zu weinen.[/center]

  • Liebe Innad


    Jaja, deine Tessa ist schon ein sehr nachdenklicher, ernsthafter Mensch, und dies bereits im blutjungen Alter von 20 Jahren! Eigentlich erstaunlich wie aus ihr so ein rücksichtsvoller, feinfühliger Mensch werden konnte, wenn man bedenkt, in was für einem Elternhaus voller Vorurteile sie gross geworden ist.


    Die Erlebnisse mit Jess haben bestimmt auch viel dazu beigetragen, dass sie eben diese junge Frau geworden ist, die sie heute ist. Gerade schlimme Erfahrungen lassen einen Menschen ja oft sehr früh (zu früh?) reifen.
    Wie ich schon beim letzten Kommi geschrieben habe, denke ich, dass die Ungewissheit was Jess betrifft ein ungeheuer grosses Hindernis für Tessa darstellt, sich auf eine neue Beziehung einlassen zu können. Ich könnte mir also vorstellen, dass das noch einige Zeit brauchen wird und Joshua trotz besten Vorsätzen und grösstem Verständnis eben auch nicht ewig warten wird.....


    Diese Fortsetzungen waren wieder sehr sehr schön und tiefgründig, wie immer. Es hat mir gefallen, wie du die Gespräche mit ihren Freundinnen so lebendig und authentisch beschreibst. Die ernsthafte, etwas ältere Moni mit ähnlichen Erfahrungen wie Tessa einerseits und die noch relativ unbekümmerte, fröhliche Feli andererseits. Und beide raten Tessa im Prinzip das Gleiche.


    So, und nun muss ich wieder ungeduldig auf die nächste FS warten!;)


    LG
    Jane

  • Arme Tessa sie weiß einfach nicht was sie von dem Date halten soll... Sie ist sich über ihre Gefühle nicht im klaren.... Sonst kann ich in allen Punkten nur Jane Eyre recht geben.

    Bin schon gespannt wie das Date läuft !!

    KISS.


    Ein Leben ohne Liebe ist einsam, ein Leben ohne Hoffnung ist grausam, ein Leben ohne Vertrauen ist leer. - Aber ein Leben ohne gute Freunde wäre kein Leben mehr !!

  • Hallo Innad!

    Jezt muß ich auch mal:

    "....zwei Seelen wohnen, ach, in ihrer Brust....."
    das fällt mir jetzt schon die ganze Zeit zu Tessa ein, eigentlich, seit sie auf der Uni ist - und natürlich ganz stark, seit ihr Joshua das erste Mal begegnet ist.
    Denn -eigentlich- wußte (eher spürte) Tessa es ja auch von Beginn an, dass da mehr an Anziehung da ist, als bei anderen männlichen Bekannten.
    Ob´s genug ist, um schon jetzt einen Schlußstrich unter ihre Beziehung mit Jess zu ziehen, ist die große Frage...
    Und was, wenn Jess dann doch wieder auftaucht...?
    So wie es zu Ende ging (oder eben nicht), ist die Sachlage auch wirklich verzwickt.

    Es ist so schön zu sehen, dass Tess mit all ihren Sorgen so gut von den beiden Freundinnen aufgenommen wird. - Die Zeit der Einsamkeit ist vorbei -
    Aber entscheiden muss und kann nur sie selbst....

    Ich bin schon gespannt auf die Fortsetzung,
    Josijusa

    [center]I scream, you scream, we all scream for ice cream [/center]

    [center]I still want to find a real good book and never have to come out of it.[/center]

  • Llynya: Ja, Du hast recht, Feli ist schon witzig drauf :) Und solche Freunde braucht man wohl - aber ich glaube, wenige sind so glücklich, sie zu haben...
    Tessa fühlt sich auch viel hin- und hergerissen, weil sie sich ihrer Gefühle nicht klar ist. Und da kommt auch ein schlechtes Gewissen hinzu, ja. Das ist ja normal. Umso wichtiger, dass sie es einfach versucht.
    Danke für Deinen Kommi!



    @Scotty: Das ist ja oft so, dass man selbst gegenüber der Dinge, die eigentlich so offensichtlich sind, blind bleibt, oft auch aus Selbstschutz. Was das DAte wirklich ringen wird, erfahrt ihr bald! :)#
    Danke für Deinen kommi!




    arni:
    Hihi, ist die FS so geruchsbetont? Fällt mir gar nicht auf. Ja, für Tessa ist es gut, wieder Freunde zu haben. Und Trauer ist wichtrig, das stimmt. Aber ob Joshua ewig warten kann, ist die Frage.
    Danke für deinen kommi!



    Shareena:
    Doch, Tessa macht sich da schon viele Gedanken. Immerhin hat sie Jess sehr geliebt und es ist ja noch nicht "So" lang her. Des weiteren gibt es keinen echten Abschluss der SAche, eigentlich ist immer noch alles offen. Das macht es natürlich ungleich schwerer, weiterzugehen. Und eigentlich hat Tessa das für die Verhältnisse ja schon sher gut geschafft und ihr normales Leben mehr oder minder wieder aufgenommen. Ich denke, das würde nicht jeder schaffen, viele würden da nicht "drüber" kommen und immer wieder weiter suchen usw.
    Das Date an sich ist es eher nicht, was tessa so verwirrt, sondern ihre Gefühle. Für sie ist es schwierig, sich einzugestehen, dass da für Joshua mehr sein könnte.
    Danke für Deinen Kommi!



    @JaneEyre:
    ich glaube, tessa ist einfach so ein sehr sensibler Mensch. Sie war ja auch vorher schon nacdenklich, sonst wäre sie wohl eher nicht so an Jess dran geblieben oder hätte sich für ihn eingesetzt. Dass sie so geworden ist, trotz des Elternhauses, wird wohl ein Stückweit Tru zu verdanken sein und manchmal ist es ja auch von Natur aus so, dass sich die Kinder in genau die andere Richtung entwickeln wie die Eltern, obwohl gar nichts vorbildsmässiges dazu getan wird.
    Ja, Tessa ist auch durch die Erfahrungen mit Jess so gereift. Und naja, ich war glaub ich mit 21 auch schon so und von daher kann ich mich schwer reinversetzen, wie es ist, NICHT so zu sein ;) Ob man deswegen zu früh reif geworden ist, weiß ich nicht. Ich denke, das ist von Mensch zu Mensch verschieden und hat auch viel damit zu tun, wie man geprägt wurde. Und Tessa ist in dem Punkt ja schon sehr früh zu einer gewissen Ernsthaftigkeit und Reife erzogen und getrimmt worden, das fließt da wohl auch noch mit ein. Man denke nur an ihre ehrgeizigen Eltern...
    Die Gegensätze der Freundinnen hast Du gut erkannt. Ich denke, für Tessa ist beides wichtig. Und Joshua bildet nochmal so einen dritten Punkt, und mit ihm ist es auch sehr locker gewesen bisher.
    Ob sie aber nun wirklicz zu dem Date geht und wie es ihr dabei geht, wird man bald erfahren!
    Danke für Deinen KommI!




    Josijusa
    : Der Spruch passt hervorragend! Eigentlich möchte Tessa wieder "normal" leben und in jeder möglichen Hinsicht zufrieden sein. Aber da es mit Jess eben kein "echtes Ende" gab, ist das sehr schwer für sie.
    Ob es reichen wird, wird sich herausstellen!
    Danke für Deinen Kommi!

  • Kapitel 53
    Wie deine Liebe




    Tessa sah auf. Vor ihr stand ein junger Mann, in halb zerrissenen, äußerst strapazierten Kleidern. Seine braunen Haare fielen ihm strähnig und leicht ungepflegt ins Gesicht, doch als er sich umdrehte, erblickte sie zwei funkelnde und sagenhaft schöne, tiefsinnige blaue Augen, die ihr bis in die tiefsten Winkel ihres Herzens zu blicken schienen.
    Beinahe meinte sie, über das ausgemergelt wirkende Gesicht des jungen Mannes fliege ein zartes, sanftes Lächeln. Dann drehte er sich wieder nach vorne in Richtung Kasse, während ihre Handinnenflächen schweißig geworden waren und den Griff des Klappkorbs, den sie in der Hand trug, fester umschlossen.




    „Du weißt, dass du mich unendlich glücklich machst, Tessa“, tönte Jess´ warme Stimme in ihrem Ohr, während seine Arme sie fest umschlossen. „Noch kein Mensch hat mich so vorbehaltlos geliebt wie du.“



    Ein ohrenbetäubender Schrei hallte durch den Raum. „Hilf mir! Gib mir endlich das, was ich brauche! Du liebst mich nicht wirklich, Tessa! Wenn du mich lieben würdest, dann könntest du niemals zulassen, dass ich so leide! Du hasst mich in Wahrheit! Ja, du hasst mich! Sonst würdest du das nicht zulassen! Ich brauche diesen Stoff! Brauche ihn! Gib ihn mir! Gib ihm mir!“



    „Tessa, du bist ein wunderbarer Mensch. Ich weiß, dass du viel erleidest wegen mir. Und für mich. Dafür bin ich dir unendlich dankbar. Du bist so stark. Ich bin so froh, dass ich dich habe, Tessa. Seit du da bist, hat mein Leben wieder einen echten Sinn. Geh nie fort von mir. Ich bitte dich…“



    „Ich hab dich gesehen, Jess! Als du dieses Zeug genommen hast! Wieso hast du nur zugelassen, dass ich es sehe? Begreifst du denn nicht, dass all die Zeit, so lang ich nur nicht mit eigenen Augen sehen konnte, noch alles gut werden hätte können? Dass wir es weiter hätten ignorieren können, so lange es ging. Doch nun ist es in unserem Leben, endgültig. Aus allen Schatten befreit. Ich weiß, dass ich dich verlieren werde, Jess! Ich werde dich verlieren! ich kann nichts dagegen tun!“



    „Doch vielleicht gibt es doch eine Chance, glücklich zu werden… vielleicht einen Weg aus der Misere heraus? Was denkst du, Jess? Sind wir beiden stark genug dafür?“



    „Nein, Tessa! Du hast mich verleugnet! Du hast nicht zu mir gestanden! Wo sollte hier ein gemeinsamer Weg sein, wenn du ihn nicht von Anfang an mit mir zusammen gehen willst?!“



    Dieses Bett ist so leer und kalt. Ich wünschte, da wäre jemand, der mich hält. Ich wünschte, da wäre jemand, der mich wärmt.




    *geht noch weiter*

  • „Komm her, Tessa. Ich bin nie wirklich weggegangen. Ich bin immer noch hier. Ich bin bei dir. Ich will dich halten. Ich will dich wärmen. Ich will für dich da sein. Immer.“



    „Lass diese Nacht die unsere sein. Denk nicht darüber nach, was kommen mag. Du und ich, wir gehören zusammen. Wir sind eins. Wir waren es schon immer. Wir werden es immer sein. Tessa…“




    (Anm. herrjeh ist Amerika prüde, da hat Photobucket mir doch wirklich dieses Bild weggelöscht, ich hab jetzt ein anderes rein. Wer das Original sehen will, findet es auf meiner Website http://www.dannis-sims2.de/assets/images/54.10.jpg))

    „Bist du wirklich, Jess? Ich kann dich spüren. Deinen Atem, deinen Duft. Ich kann dich hören, ich kann dich fühlen.“
    „Ich bin so wirklich wie deine Liebe zu mir. Ich liebe dich, Tessa. Ich liebe dich.“



    „Ich will dich für immer festhalten, Jess. Für immer. Ich will dich nicht mehr verlieren.“



    „Aber ich bin nur so wirklich wie deine Liebe zu mir, Tessa. Du allein kannst entscheiden, ob du mich verloren hast oder nicht. Und egal wie du dich entscheidest, ich werde dich für immer lieben.“



    „Jess…. Jess… wo bist du…“



    „Nein!“ Mit einem schrillen Schrei fuhr Tessa aus dem Schlaf nach oben. Der Schweiß rann an ihrem Rücken herunter. Es dauerte einen Moment, bis sie sich zurecht fand, begriff, dass sie alleine in ihrem Schlafzimmer war, schwer atmend im Bett saß.

    Noch immer meinte sie den Geruch von Jess um sich zu erkennen, ihre Arme noch um ihn geschlungen zu haben.
    Doch es war nur ein Traum gewesen.



    Ein Traum, der kaum realer hätte sein können.
    Tessa stöhnte leise auf und richtete ihren Blick zum Fenster. Draußen war es schon hell.
    Und bald würde Joshua auf sie warten. Doch in diesem Moment gab es diesen Namen nicht in ihrem Kopf. Noch weniger in ihrem Herzen.
    Denn alles in ihr schien sich nur nach einem Menschen zu sehnen, so sehr, dass es weh tat.
    „Oh Jess“, flüsterte sie. „Wo bist du nur? Wo…“


    Fortsetzung folgt.

  • Liebe Innad !

    Ich freu mich endlich einmal das erste Kommi zu Schreiben ^^
    Am Anfang hab ich mich erschreckt ! Jess ! Er war endlich wieder da :eek:
    Ich hab moch so gefreut aber schon in der Mitte ist mir aufgefallen, dass es sicher nur ein Traum ist.... LEIDER ! Die arme Tessa. :hua
    Vorher konnte sie sich einfach nicht entscheiden ! Und jetzt denkt sie nur noch an ihn ! Ist irgendwie komisch das sie Jess jetzt vermisst... Sie weiß doch nicht mal ob er noch lebt oder wo er ist.... Ich galube nicht, dass das Date heute (also in der story)
    was werden wird... Sie wird entweder gar nicht erst kommen, oder ganz abwesend sein...

    Es wird jetzt endlich wieder spannend ! ich meine aber nicht damit das es jetzt vorher langweilig war.... Nur wer weiß... Ob jess je wieder kommt ?

    KISS.


    Ein Leben ohne Liebe ist einsam, ein Leben ohne Hoffnung ist grausam, ein Leben ohne Vertrauen ist leer. - Aber ein Leben ohne gute Freunde wäre kein Leben mehr !!

  • Hallö Innad. :)


    Uff, das war deutlich. Tessas Herz hängt doch noch zu sehr an Jess, als das sie sich wirklich auf Joshua einlassen kann. Auf jeden Fall deute ich den Traum so. Sie hat sich darin ja wirklich an alles erinnert was von Bedeutung war und ihre Beziehung zu Jess ausgemacht hat. Ich frage mich jetzt wirklich wie sie auf Joshua reagieren wird. Wird sie ihm doch eine Chance geben oder ist für sie jetzt Ende bevor es überhaupt richtig angefangen hat? :misstrau


    Ganz toll fand ich deine Bildbearbeitungen und die Bilder. Du hast den Traum wirklich klasse dargestellt. :up


    Hm, ziemlich kurz der Kommi heute, aber irgendwie weiß ich zur Zeit nichts mehr zu schreiben. :misstrau
    Ich bin aber auf jeden Fall gespannt auf die Fortsetzung. *g*
    Ganz liebe Grüße
    Llyn

    You are never more alive than when you're about to lose your pants!



    FS: Sunrise Update: 04.06.19

  • Hallo Innad,
    Da hat Tessa in Joshua einen guten Freund, eher einen guten Kumpel gefunden.
    Obwohl sie immer eher sehr vorsichtig ist, wen sie sich anvertrauen kann, hatte sie bei Joshua auf Anhieb das Gefühl, ihm alles erzählen zu können. Manchmal spürt man es einfach mir wem man kann und wem nicht und Joshuas Reaktion auf Tessas Vergangenheit, war sehr verständnisvoll und er bewundert ihre Stärke und Durchhaltevermögen.
    Tessa hängt noch sehr an Jess, das merkt man, das sie an ihn auch in Joshuas nähe denken muss.
    Ich denke Mal, das sie in Joshua wirklich nur einen guten Freund sieht und so was wie Liebesgefühle vielleicht irgendwo in ihr drin schlummern, aber sie noch lange nicht soweit ist, in der Beziehung was neues anzufangen. Joshua dagegen, würde es schon gefallen, wenn sich in der Richtung was entwickeln würde.
    Doch Tessa hängt noch sehr an Jess und das kann man auch an ihren innigen Traum erkennen, den du ganz toll dargestellt hast. Die Bilder sind wirklich bezaubernd und ich habe mich sehr gefreut, wieder was von Jess zu sehen, auch wenn es nur ein Traum war.
    Nun bin ich gespannt wie es weitergeht und ob Tessa ihr Herz für jemand anderem als Jess öffnen kann.
    Bis dann!:)

    [SIZE=3]*liebe grüße Ines*[/SIZE]
    [SIZE=3]Meine erste FS! Eine etwas andere Familie! [/SIZE][SIZE=3]
    [/SIZE]
    Liebe Grüße an Nintendog, Rivendell, PeeWee, Jane Eyre, Kautschi, Llynya, colle Omi, wawuschel, Panakita, Josijusa, Filour, fallin'angel undalle Leser!:knuddel



  • rehäuglein: Ja, Tessa holen die Gewissensbisse ein. Wieso das ausgerechnet jetzt so rauskommt, fragst Du? Nun, das hat zum Einen damit zu tun, dass sie Joshua so nahe kommt und damit diese Frage, "lieb ich Jess noch?" natürlich aktueller wird als vorher. Aber ich denke, sie hat auch in der anderen Zeit oft an ihn gedacht, nur wurde das eben nicht immer so beschrieben - ich muss das Ganze ja etwas raffen, sonst würd es zu langweilig :)
    Und ja - ich seh das schon, was Du mit spannend meinst, auch wenn ein Traum allein natürlich kein Hinweis auf eine Rückkehr von Jess ist :)
    Danke für Deinen Kommi!


    Louise: Es könnte natürlich sein, dass Tessa Jess noch zu sehr liebt. es könnten jetzt aber auch nur natürliche Gewissensbisse sein, ein Gefühl, ihn durch eine neue Liebe endgültig zu verraten, auch wenn er ja derjenige war, der letztlich die Entscheidung getroffe hat, die Beziehung nicht weiterzuführen.
    Natürlich muss Tessa auch an Joshua denken. Was das ganze bewirkt, erfahrt ihr im heutigen Kapitel.




    Llynya:
    Das ist Dir sehr gut aufgefallen, dass Tessa sich genau an die markanten Punkte ihrer beziehung erinnert hat. Und ob das ganze nun dazu führt, dass sie Joshua von sich weist, erfärhst Du heute! :)
    Danke für Deinen Kommi und das Lob bzgl der Bilder, das freut mich sehr!



    @inesnhnsch: Ja, das stimmt, Tessa hat in Joshua einen guten Freund gefunden. Aber bleibt das so, wenn er jetzt mehr empfindet? Das ist natürlich auch eine Angst, die sie hat.
    Das werdet ihr heute erfahren :)

  • Kapitel 54
    Liebe ohne Gegenwert




    Nervös warf Tessa die Autotür des kleinen Fiats hinter sich zu, dass dieser nur so wackelte.
    Joshua kräuselte die Stirn und warf ihr einen fragenden Blick zu. Sie wandte das Gesicht ab und betrachtete die im Park umherlaufenden Menschen. Das Wetter war herrlich, der Oktober hatte offenbar noch einmal die letzten Kraftreserven der Sonne aufgebracht. Es war ungewöhnlich mild, so dass man noch nicht einmal mehr eine Jacke benötigte. Ein leichtes Lüftchen bewegte die braungefärbten Blätter der Bäume, so zart, dass es nur reichte, um wenige Blätter abzuschütteln.
    Doch die ersten Stürme würden bald kommen, das wussten alle hier, und genau darum genossen noch so viele Menschen die Kraft der Sonne an diesem wunderbaren Herbstnachmittag.
    „He, Tessa – was ist los?“ hörte sie Joshuas Stimme neben sich. Sie drehte sich langsam zu ihm. „Nichts“, gab sie dann zurück. „Ich… sagen wir mal so, ich hab heute Nacht schlecht geschlafen.“
    „Das tut mir leid“, sagte Joshua und sah sie besorgt an. „Wollen wir das Ganze lieber verschieben?“
    „Nein – ist schon okay.“

    „Na, dann mach auch nicht so ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter. Sonst nehm ich das noch persönlich. Und abgesehen davon weiß ich, wie man deine Stimmung ändern kann!“
    Ehe sie sich versehen hatte, begann er sie heftig durchzukitzeln – wie er wusste, eine sichere Methode, um sie unweigerlich zum Lachen zu bringen.



    „Hör auf, sofort!“ keuchte Tessa zwischen zwei Lachanfällen.
    „Nur wenn du mir versprichst, ab sofort gute Laune zu haben!“ zwinkerte Joshua.
    Tessa lachte auf. „Ich versprech´s, ich versprech´s ! Nur hör auf, mich zu kitzeln, ich bitte dich!“
    Grinsend nahm er Abstand von ihr. „Na bitte, so gefällst du mir schon viel besser.“
    Tessa musste ebenfalls grinsen. Es war, als habe das heftige Lachen ihr die Anspannung der Nacht aus den Muskeln förmlich herausgeschüttelt.
    Sie sog die frische Luft tief ein und musste zugeben, dass es schwer war, an einem solchen Sonnentag schlechte Laune zu haben. Joshua zwickte sie freundschaftlich in die Seite. Sie lächelte ihn an. Die Stimmung zwischen ihnen war ungewöhnlich gelöst. Vielleicht hatte sie sich doch geirrt und Joshua versprach sich von diesem Treffen nicht mehr oder weniger als von allen vorherigen? Er wirkte zumindest in keiner Weise anders als sonst und Tessa merkte, dass diese Tatsache ihr half, sich in seiner Gegenwart zu entspannen und seine Gesellschaft wie all die Wochen zuvor zu genießen. Er schien ihr wie ein Lichtblick in ihren düsteren Gedanken, wie ein Stück Leichtigkeit, dessen der Traum der Nacht sie fast wieder beraubt hätte.
    Sie schob die Gedanken an jene Bilder beiseite und folgte Joshua in Richtung des kleinen Sees, der sich in der Mitte des Parks befand.
    „Wie wär´s mit Schaukeln?“ fragte er unbekümmert und wies auf die rote-blau lackierte Schaukel, die in der Nähe des Ufers aufgestellt worden war. Tessa grinste.
    „Das ist was für Kinder, meinst du nicht, wir sind zu alt dafür?“
    Joshua lachte. „Ist man jemals zu alt für etwas, das Spaß macht? Los, nun setz dich, ich schubbs dich an!“

    Zögerlich nahm Tessa auf der roten Schaukel Platz und bedachte die knirschenden Ketten mit einem skeptischen Blick. „Ich weiß nicht…“, setzte sie an, doch da hatte Joshua schon mit einer überraschenden Kraft nach den Ketten gegriffen und die Schaukel in die Höhe gezogen. Nur eine Sekunde später flog Tessa durch die Luft und ohne dass sie es verhindern konnte, entwich ihrem Mund ein fast kindliches Jauchzen, das wie eine Befreiung wirkte.



    Joshua schubbste sie sanft erneut an. Über ihr erhob sich der blaue Himmel wie ein großes, gigantisches Gebäude. Sie spürte die Wucht der Fliegkraft als leises Kribbeln ihrem Magen und warf ausgelassen lachend den Kopf zurück.
    „Höher?“ hörte sie Joshuas lachende Stimme hinter sich. Sie sah ihn nicht, aber sie wusste, dass er da war. Und dieses Gefühl war mit einemmal von unbeschreiblicher Wärme. Sie fühlte seine starken und doch sanften Hände in ihrem Rücken, als er sie erneut mit Kraft anschubbste.
    Ihre Beine flogen in die Höhe, so dass sie die Spitzen ihrer schwarzen Schuhe sehen konnte. Wieder musste sie lachen, ohne es steuern zu können. Und es tat so gut!
    Sie hörte Joshua hinter sich lachen. Immer und immer wieder schubbste er sie an, immer höher schwang die Schaukel in die Luft, bis er irgendwann rief: „Jetzt reicht´s, Tessa, sonst fliegst du mir noch von der Schaukel!“
    Tessa streckte die Beine weit nach vorne, wie sie es als Kind immer getan hatte, um sich anzutreiben.
    „Ach was!“ rief sie lachend. „Sei kein Mädchen!“ Auch Joshua lachte wieder auf und gab ihre einen erneuten sanften Schubbser.



    Nach und nach pendelte sich die Schaukel langsam aus. Mit einem scharrenden Geräusch streiften Tessas Schuhe schließlich über die abgewetzte Sandfläche unter ihren Füßen.
    Leicht schwindelnd erhob sie sich von der Schaukel und war immer noch am Kichern.
    „Das war einfach herrlich“, lachte sie. „Ich hab das seit Jahren nicht mehr gemacht.“
    Joshua lächelte und wurde plötzlich ernster. „Das hab ich mir gedacht“, sagte er langsam.
    Tessa wischte sich die Lachtränen aus den Augen und nickte. „Vermutlich viel zu lange, was?“
    Joshua lächelte sie nur vielsagend an und schlenderte in Richtung der kleinen Holzbrücke davon, die über den See führte. Tessa folgte ihm langsam. Gemeinsam lehnten sie sich in der Mitte der Brücke über das Geländer und beobachteten die Fische im Teich.
    „Es ist ein herrlicher Tag“, sagte Joshua irgendwann. Tessa nickte. „Kaum zu glauben, dass wir schon Oktober haben, oder?“
    „Nun fang du nicht auch noch von der globalen Erwärmung an“, stöhnte Joshua. „Mein Prof reicht mir und die Medien auch, ich kann´s nicht mehr hören.“

    Tessa lachte auf. „Keine Bange, ich hab nicht vor, mit dir über irgendwelche Klimakatastrophen zu diskutieren, schon gar nicht, wenn die Auswirkungen davon so angenehm wären wie dieses Wetter es heute ist.“
    Sie lächelten sich an und schwiegen dann eine Weile. Tessa merkte, wie das Gefühl leichter Beklemmung zurückkam, weil Joshua mit einemmal so ernst schien.
    Dieser warf ihr einen Seitenblick zu und schien ihre Gefühle zu erraten, denn er richtete sich auf und drehte sie sanft zu sich.



    „Tessa – ich… nun… ich denke, du weißt inzwischen, dass du mir sehr viel bedeutest…“
    Sie wollte etwas erwidern, doch er hinderte sie daran, indem er schnell weiter sprach: „Ich will nur, dass du weißt, dass ich dich in keiner Form zu etwas drängen werde… ich… ich mag dich einfach sehr und genieße es, heute hier zu sein… mit dir…“
    Er sah sie lange an. „Ich wünsche mir doch einfach nur, dass du wieder glücklich bist, Tessa. Dass du so ausgelassen sein kannst wie eben auf der Schaukel. Das Leben genießen kannst. Und verstehen, dass es so etwas wie Glück tatsächlich gibt. Was ich dafür tun kann, werde ich tun, Tessa…“
    Er streichelte ihr sanft über die Wange und über ihr Gesicht flog ein leichtes Lächeln.



    „Joshua… das… das hast du so lieb gesagt…“, erwiderte sie leise. „Weißt du, es ist so… ich mag dich auch und…“
    Doch Joshua legte ihr sanft den Finger auf die Lippen. „Nein – du brauchst mir jetzt nichts erklären. Lass uns einfach den schönen Tag genießen, ja?“
    Für einen Moment schossen Tessa Feli´s Worte durch den Kopf: „Lass dich einfach einmal fallen, Tessa, und schau, was geschieht.“
    Tessa musste wieder lächeln und nickte. Gemeinsam schlenderten sie weiter über die Brücke zurück und ließen sich schließlich auf der Bank hinter der Schaukel nieder.
    Joshua reckte sich und streckte das Gesicht gen Sonne. „Es ist herrlich“, brummte er zufrieden.
    Auch Tessa tat es ihm nach. „Ja, das ist es. Ich wünschte, so könnte es ewig bleiben…“
    Sie dachte mit einem leichten Schaudern an den Winter, der bald kommen würde. Kälte, Eis und Schnee… graue, dunkle, schwarze Nächte… der letzte Winter hatte nichts als Schmerz gebracht, wohin gegen Frühling und Sommer ihr so leicht und bunt und froh dagegen standen.
    Joshua sah Tessa lange an und griff nach ihrer Hand.
    „Es muss wohl beides geben im Leben, Tessa… Licht und Schatten… doch jetzt gerade, hier und in diesem Moment, ist Licht…“
    Tessa erwiderte den Druck seiner Hand, ohne weiter nachzudenken.



    „Ja“, flüsterte sie. „Licht im Überfluss... nicht wahr?“
    Er sah sie an und nickte. „Ja – so viel du brauchst und willst. Und manch ein Licht wird wohl nie aufhören zu brennen. Nicht jeder Mensch wird dich verlassen, Tessa…“
    Er schwieg, fast als habe er Angst, etwas Falsches gesagt zu haben. Doch Tessa verstand, was er ihr damit zu verstehen geben wollte und nickte. Joshua hob seinen Arm und ohne dass weitere Worte nötig waren, rutschte Tessa ein Stück zu ihm und lehnte sich dankbar an ihn.
    Sie wusste nicht mehr, ob ihr von der Sonne so warm war, die mit voller Kraft auf ihre dunklen Kleider fiel und regelrecht von ihnen aufgesaugt zu werden schien. Oder aber vielmehr von der Wärme des menschlichen Körpers neben sich. Sie realisierte, dass es schon lange her war, seit sie einem anderen Menschen auf diese Weise so nah gekommen war.
    Und doch war es anders. Hier fühlte sie sich so geborgen und geschützt wie noch nie. Regelrecht eingelullt in eine sichere, warme Umarmung.
    Tessa lehnte ihren Kopf an den ihres Gegenübers. Beide lächelten sich sanft an, ohne ein Wort zu sprechen. In der Nähe sang ein Vogel der Sonne sein Abschiedslied.



    Tessa schloss die Augen und sog den Geruch des Mannes neben sich tief ein.

    Dieser verstärkte den Griff um ihre Schultern noch etwas und drückte sie seufzend etwas näher an sich. Seine Finger strichen zart über ihren Handrücken.



    *geht noch weiter*