[Fotostory] Tiefer als der Schmerz

  • Du, Jess…“, begann sie vorsichtig. „Was ist denn los? Ist irgendetwas besonderes vorgefallen heute?“
    Jess sah sie verständnislos an. „Etwas Besonderes?“ Sarkastisch sagte er: „Naja, wenn du so willst, heute Mittag kamen ein paar Jugendliche vorbei und haben die Mülltonnen unten auf der Straße umgetreten. Das war schon sehr aufregend, ja.“


    Tessa schwieg und biss sich nervös auf der Unterlippe herum.
    „Bist… du sauer?“, fragte sie dann schließlich.
    Jess sah sie wieder fragend an. „Was meinst du?“
    „Naja, ich meine ja nur… du bist so… seltsam. Schlecht gelaunt. Ich… ich weiß auch nicht.“



    „Das kommt dir nur so vor“, murmelte Jess abweisend und widmete sich wieder seinem Essen.
    Tessa drehte unruhig eine Nudel auf ihre Gabel und ließ sie wieder von eben jener gleiten. Sie warf einen Blick aus dem Fenster, es war schon lange dunkel geworden und die Lichter der Hochhäuser blitzten durch das Fenster herein. Ob das Zusammenleben für andere Menschen auch manchmal so schwierig war? Oder lag es nur an Jess´ besonderer Situation?
    „Hör mal“, begann sie wieder vorsichtig. „War wirklich nichts? Du redest kein Wort und…“
    „Nein, es war nichts“, schnitt Jess ihr das Wort ab.


    Tessa biss sich erneut auf die Lippen. Sie fühlte sich mehr als unwohl in ihrer Haut. Instinktiv war ihr klar, dass Jess nicht reden wollte. Auf der anderen Seite konnten sie doch nicht den Rest des Abends hier sitzen und sich wie die Stockfische anstarren!
    „Jess“, setzte sie noch einmal an. „Ich… ich finde dich heute wirklich ziemlich schlecht gelaunt, kann das sein?“
    Jess zuckte mit den Schultern und langsam riss Tessa der Geduldsfaden.
    „Du, hör mal, ich würde dir ja wirklich gerne helfen“, rief sie ratlos. „Aber du musst mir schon die Möglichkeit dazu geben, weißt du.“


    Jess schnaubte verächtlich aus und sagte dann patzig: „Du kannst mir ohnehin nicht helfen, also lassen wir das Thema einfach!“
    „Was meinst du denn?“, rief Tessa aus. „Was ist denn los?“
    „Was los ist? Du kommst hier geschäftig von deinem ach-so-tollen Unitag zurück und wunderst dich, wenn ich schlecht gelaunt bin, nachdem mir hier mal wieder den ganzen Tag die Decke auf den Kopf gefallen ist!“, schnaubte Jess wütend.


    Tessa seufzte. „Ach, Jess, das Thema hatten wir doch schon. Ich kann doch nichts dafür, dass ich was zu tun habe im Gegensatz zu dir.“
    „Du weißt gar nicht, wie gut du es hast“, sagte Jess säuerlich. „Ich würde gerne mit dir tauschen.“
    „Aber Jess, das ist doch kein Dauerzustand“, erwiderte Tessa. „Bald hast du auch einen Job, und im Januar fängt die Abendschule an, dann hast du mehr als genug zu tun. Außerdem hältst du hier so toll sauber und ordentlich, so hat die Wohnung noch nie ausgesehen. Und du kochst so leckere Sachen wie das hier.“
    Jess wies verächtlich auf den leeren Teller.
    „Das findest du also eine tolle Beschäftigung?“



    „Nun, es ist zumindest eine“, erwiderte Tessa und merkte, wie sie allmählich selbst säuerlich wurde. „Hör mal, Jess, ich kann nichts dafür, dass es im Moment so ist, wie es ist. Du kannst mich nicht dafür verantwortlich machen, nur weil ich ein geordnetes Leben habe und du nicht.“


    Sie biss sich im selben Moment auf die Lippen, wie ihr die Worte entschlüpft waren.
    Jess schnaubte aus. „So siehst du das also!“, rief er und schob den Stuhl zurück. „Ich hab´s mir gedacht!“
    „Nein, so hab ich das nicht gemeint, das weißt du. Ich wollte damit nur sagen, dass… ich würde dich auch etwas wünschen, dass dich mehr fordert, aber es ist nicht richtig, dass du mir ein schlechtes Gewissen machst, weil ich das habe, was du dir wünschst… Hör mal, ich weiß, du hast heute sicher wieder keinen Job gefunden, aber du musst nur noch etwas Geduld haben. Du wirst schon etwas finden, da bin ich sicher“, sagte sie zuversichtlich und versöhnlich.
    Doch Jess schnaubte nur und trat zu ihrem Entsetzten wütend an den Stuhl, der bedenklich zu wackeln begann. Dann raufte er sich die Haare.
    „Das sagst du so einfach! Immer sagst du sowas, dabei hast du überhaupt keinen blassen Schimmer, wie es wirklich ist!“


    Tessa stand nun ebenfalls auf und ging auf ihn zu.
    „Hör auf, Jess“, sagte sie nun mit fester Stimme. „Du reagierst gerade völlig über! Krieg dich bitte wieder ein!“
    Jess jedoch blieb weiterhin wütend und ging aufgeregt im Zimmer auf und ab.
    „Du weißt gar nicht, wie das ist!“, stieß er hervor. „Immer wieder anzurufen, immer wieder diese Absagen zu erhalten, sobald die Frage nach dem Lebenslauf gestellt und von mir wahrheitsgemäß beantwortet wurde!“ Er drehte sich zu ihr herum.
    „Es ist, als sei ich lebendiges Gift!“, rief er aufgebracht. „Gift, verstehst du! Ich bin nach wie vor der Abschaum der Gesellschaft, ob clean oder nicht!“


    Tessa schluckte, sie wusste nicht recht, was sie erwidern sollte.
    „Ich kann mir vorstellen, wie schwer das sein muss…“, setzte sie schließlich an.
    Jess fuhr herum. „Ach ja? Woher willst du dir das vorstellen können? Du hast immer ein behütetes Leben gehabt, du weißt nicht, wie es ist, auf der untersten Stufe der Gesellschaft zu stehen!“

  • Tessa sah ihn ärgerlich an. „Hör auf damit, Jess! Es ist okay, dass du verletzt und wütend bist, aber lass es gefälligst nicht an mir aus! Ich kann nichts für mein Leben!“



    „Ich halte das hier nicht mehr aus!“, rief Jess aus. „Jedesmal, wenn ich uns Essen einkaufe, muss ich daran denken, dass das nicht ich bezahle – nicht einmal du, sondern deine Eltern! Ich komme mir vor ein Bettler, ein Nutznießer!“
    Tessa schnaubte aus. „Ich verstehe nicht, dass du das nicht endlich mal aus deinem Kopf bekommen kannst!“, rief sie aus. „Im Moment geht es einfach nicht anders, verstehst du! Das ist alles nicht dauerhaft! Aber Entwicklung braucht Zeit, begreifst du das denn nicht?“



    „Ach! Hör auf mit deinen geschwollenen Reden!“, rief Jess aus. „Das klingt höchst akademisch, aber es nutzt nichts! Es ist so nicht gut, wie es ist! Ich… ich halte es hier dirn nicht mehr aus! Du verstehst mich nicht, für dich ist immer alles so einfach, so geradlinig!“
    „Ist es nicht!“, rief Tessa aus. „Aber du siehst immer schwarz wie sonst was! Hab doch etwas Vertrauen! Lass uns etwas Zeit! Du bist gerade mal vier Wochen nicht mehr in der Reha-Klinik und erwartest geradezu Wunder!“
    Jess schnaubte aus. „Du bist nicht meine Therapeutin, klar?? Was verstehst du schon davon?“



    Tessa schnaubte nun ebenfalls aus.
    „Hör auf, mich so anzuschreien! Du bist nicht im Recht, so verletzend zu sein! Ich kann nichts für deine Lage!“
    „Dann ist es wohl besser, wenn wir uns aus dem Weg gehen, was?“, schnauzte Jess sie an. „Wenn ich dir doch ohnehin nur auf der Tasche hänge, dich verletze, dich nerve und von deiner Arbeit abhalte!“
    Er winkte ab, als sie etwas sagen wollte. „Ich muss hier raus!“, rief er, drehte sich um und verließ das Wohnzimmer.



    „Jess!“, rief Tessa ihm hinterher. „Jess, nun bleib doch bitte hier!“
    Doch da fiel auch schon die Haustür mit einem gewaltigen Knall ins Schloss, der Tessa zusammenzucken ließ.
    Tessa stand zusammengesunken da und wusste nicht recht, was sie tun sollte. Als sie die Haustür unten ins Schloss fallen hörte, durchzuckte es sie und mit einer plötzlich aufwallenden Panik riss sie die Balkontüre auf und rief Jess, der gerade im Begriff war, die Straße hinab zu gehen, hinterher: „Jess!“
    Er drehte sich kurz um. „Was ist?“, gab er gereizt zurück.



    „Wo willst du denn hin?“, rief Tessa aufgeregt.
    „Weg, nur weg!“, gab er ihr zur Antwort, drehte sich um und verschwand schnellen Schrittes. Nur wenige Sekunden später hatte ihn der neblige, dunkle Abend verschluckt.
    Tessa stand einen Moment unbeweglich auf dem Balkon, dann fröstelte sie in ihrem dünnen T-Shirt und schloss zitternd die Tür hinter sich.
    Sie ging zurück zum Tisch und betrachtete aufgewühlt das halb fertige Mahl. Dann drehte sie sich zur Tür, durch die Jess verschwunden war, fast als hoffe sie, er käme wieder hindurch. Verwirrt seufzte sie auf und ließ die Schultern hängen.



    Wo wollte Jess jetzt nur hin? So einen schlimmen Streit hatten sie in den letzten Wochen noch niemals gehabt. Aber vermutlich hatte er nur einen klaren Kopf gebraucht und wollte einige Schritte um die vier Ecken gehen. Tessa seufzte. Vielleicht war es besser so. Sein aufgeregtes, gereiztes Gemüt würde sich wieder beruhigen und mit etwas Glück konnte man nachher ruhig über alles reden. Auch ihr tat die Auszeit nun wohl ganz gut, auch wenn sie innerlich sehr aufgewühlt und nervös war. Um sich abzulenken und zu beruhigen, begann sie, die Essensreste zusammen zu schieben und den Tisch abzuräumen.



    Nachdem sie auch die Küche gesäubert hatte, warf sie einen Blick auf die Uhr. Es war bereits nach acht, aber Jess war erst vor etwa einer Stunde gegangen.
    Ein schlechtes Gewissen erfasste sie. Vielleicht war sie zu hart zu ihm gewesen, selbst zu überreizt durch die ungewohnte Situation, die alles andere als einfach war. Aber immer wieder seine stillen Vorwürfe wegen ihrer Lebenssituation – wo er von eben jener im Prinzip doch selbst profitierte! Sie konnte sie Probleme verstehen, die er damit hatte, auf Kosten ihrer Eltern zu leben – zumindest zum Teil, denn immerhin bekam er selbst auch etwas Geld vom Sozialamt – aber es war doch von vorneherein klar gewesen, dass die ersten Wochen nur so zu überstehen waren!
    Tessa seufzte und wischte sich die feuchten Hände an einem der rauen Küchentücher ab. Es machte keinen Sinn, sich den Kopf zu zerbrechen. Jess war oft launig, und das war wohl aufgrund der Situation auch normal. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, bis es richtig zwischen ihnen krachen würde. Sie beschloss, sich abzulenken und weiter an ihrem Referat zu arbeiten. Doch noch weniger als vorhin konnte sie zur echten Konzentration finden.



    Immer wieder schwenkte ihr Blick zur Uhr, und je später es wurde, desto nervöser wurde sie. Schließlich hielt sie es nicht mehr aus, fuhr ihr Notebook herunter und ging unruhig im Zimmer auf ab und. Die Uhr zeigte bereits nach zehn. Wo war Jess nur hin verschwunden? Er konnte sich unmöglich bei dieser Kälte drei Stunden lang die Beine vertreten.

  • Sie starrte nervös aus dem Fenster. Der Nebel war dichter geworden und schien Jess geradezu vor ihr verstecken zu wollen. Sie spürte, wie ihr Herz hart gegen ihre Brust zu schlagen schien, als sie daran dachte, wohin er möglicherweise gegangen sein mochte…



    „Nein, nein!“, rief sie aus. „Ich darf gar nicht daran denken!“
    Er war nicht dorthin gegangen, sicher nicht. Sie ging wieder im Zimmer auf und ab, als lenke sie die Bewegung von ihren düsteren Gedanken ab. Sie spürte ihr Herz weiter so hart gegen ihre Brust schlagen, dass sie meinte, es wollte jeden Moment heraus springen.



    Unruhig ging sie in die Küche, versuchte sich abzulenken, indem sie sich einen Tee kochte, ließ diesen aber unberührt stehen, öffnete noch einmal die Balkontür und starrte die Straße hinab. Weit konnte man durch den Nebel nicht mehr sehen. Nach einer Weile fühlte sie sich kalt und feucht und ging wieder ins warme Zimmer.
    Sie zitterte und obwohl ihr allmählich wärmer wurde, wollte das Zittern nicht aufhören.
    Ihr Blick wanderte wieder zur Uhr. Es war bereits elf.
    „Ich werde noch verrückt, wenn ich darüber nachdenke“, sagte sie zu sich selbst. Sie ging ins Badezimmer und ließ sich eine Wanne ein.



    Für einen Moment spürte sie, wie das warme Wasser sie zu entspannen begannen und die Wärme ihre Muskeln endlich dazu brachte, nicht mehr zu zucken und zittern, als habe sie ihnen einen Stromschlag verpasst.
    Wo konnte Jess nur sein? Sie starrte gedankenverloren in die aufsteigenden Blasen.



    Alle möglichen Gedanken begannen ihr durch den Kopf zu schießen, und es fiel ihr immer schwerer, sie zur Seite zu schieben.
    Was war mit den Hellows? Was, wenn er ihnen begegnet war?
    Was, wenn er doch zurück gegangen war… wenn die Sucht sich nach all den Monaten seiner bemächtigt hatte, weil die momentane Situation ihm zu schwierig gewesen war?
    Tessas Kehle fühlte sich an wie zugeschnürt. Trotz der Wärme des Wassers fühlte sie sich mit einemmal eiskalt.
    Was war, wenn ihm etwas geschehen war? Was, wenn er rückfällig geworden war?
    Oder die Hellows ihn doch erwischt hatten? Wer wusste schon, ob sie wirklich das Interesse an ihm verloren hatten? Wer wusste, in welche Gegend ihn sein verzweifelter Spaziergang geführt hatte?
    Tessa hatte das Gefühl, in dem warmen Wasser kaum mehr atmen zu können und stieg hastig aus der Badewanne.
    Für einen Moment schien sie ihre Gedanken wieder in den Griff zu bekommen. Sie musste Jess vertrauen. Vielleicht saß er nur in irgendeinem Café und dachte nach.
    Sie hüllte sich in einen leichten Hausanzug und starrte in ihr Spiegelbild.



    Als sie zurück ins Wohnzimmer kam, empfand sie es plötzlich als leer und kahl. Das war ihr in den all den Jahren, in denen sie hier gewohnt hatte, nie so vorgekommen.
    Lustlos schaltete sie sich durch einige Fernsehkanäle. Doch die Angst schlich immer wieder in ihr hoch und schien sie in festem Würgegriff zu haben.
    Müdigkeit stieg in ihr auf, doch sie kämpfte dagegen an. Wie sollte sie jetzt schlafen, ohne zu wissen, wo Jess war?
    Wieder stand sie auf und tigerte unruhig durch den Raum.

  • Die Uhr zeigte inzwischen weit nach eins. Langsam wurde die Angst zur Sicherheit.
    Wo sollte er um diese Uhrzeit noch sein? Alle Bistros und Cafés hatten sicher schon lange geschlossen, es war Werktag.
    Die Tränen, die sie so lange zurück gedrängt hatten, stiegen unweigerlich nach oben.



    Sie wehrte sich nicht mehr dagegen.
    „Oh Jess!“, schluchzte sie aufgebracht. „Jess, das kannst du mir doch nicht wirklich antun! Komm zurück! Bitte… bitte!“
    Diffuse Bilder stiegen in ihr auf, während sie schluchzend wieder und wieder durch die Wohnung tigerte und schließlich im Bad auf dem heruntergelassenen Klodeckel sitzen blieb und vor sich hin weinte.






    Es war schon einmal so gewesen!
    Sie hatte gedacht, diese Angst nie wieder spüren zu müssen. Hilflosigkeit. Verlorenheit.
    Verzweiflung.
    „Nein, ich schaffe das nicht noch einmal“, schluchzte sie in die leere des Badezimmers.
    „Nicht noch einmal!“





    Sie stand auf, doch ihre Beine wollten sie nicht mehr tragen.
    „Jess“, wimmerte sie, als sie in die Knie ging und leblos sitzen blieb. „Bitte… bitte komm zurück!“
    Es wurde kalt um sie. Der Zeiger der Uhr rückte weiter vor sich hin, unerbittlich und desinteressiert.
    Die Nacht schien schwärzer und schwärzer zu werden, während sie mutterseelenallein und zitternd auf dem kalten Fliesenboden saß und gegen die Ängste in ihrer Brust zu kämpfen versuchte, die von Minute zu Minute zur Gewissheit wurden.




    Er hatte sie verlassen. Erneut.




    Fortsetzung folgt.....

  • Nein,....... und noch mal nein, ich will nicht glauben das Jess wieder rückfällig geworden ist.

    Das der Alltag nicht einfach werden wird, war klar. Bis er sich zurecht finden wird und er Arbeit hat, sich als vollwertiger Mensch der Gesellschaft sehen wird, all das braucht Zeit, aber das er jetzt alles hinwirft und wieder zu Drogen greift, nach dem Entzug*grübbel* irgendiwe will ich daran nicht glauben, vielleicht...

    ..ist er ja zur Villa Sonnenschein gefahren, in seiner Verzweiflung um Unterstützung zu finden, ich hoffe es sehr.

    Für Tessa bircht momentan die Welt zusammen, sie sieht Jess wieder voll in den Drogen und wenn es wirklich so ist kann ich mir nicht vorstellen wie sie es nochmal schaffen könnte ,das alles nochmals durchzustehen??

    Tolle Fortsetzung, mit schönen Bildern

  • Huhu Innad, :)


    *seufz*
    Als hätten wir das nicht schon gewusst, dass da noch was auf die Beiden zu kommt und der Alltag sich nicht so einfach gestaltet, aber das es gleich so düster wird. :(
    Ich kann voll und ganz nachvollziehen wie, verzeih, beschi..en sich Jess fühlen muss, dass er keine Chance am Arbeitsmarkt bekommt. Das ist frustrierend und schlägt einen auf die Laune, ständig abgelehnt zu werden. Aber ich muss auch dazu sagen, dass es nicht nur Leuten aus seinen sozialen Umfeld so geht, sondern auch anderen, die einfach nur das Pech haben ein mieses oder gar fehlendes Zeugnis zu haben. *seufz*
    Aber er nimmt das ja als persönlichen Angriff und Tessa hatte da schon gar nicht so unrecht, mit dem was sie sagte, dass es Zeit braucht. Aber es ist für Jess ja noch nie einfach zu verstehen gewesen, dass nicht alles ein persönlicher Angriff ist. Verstehen kann ich Beide, ja sicher. Ich kann auch verstehen, dass Jess einfach raus musste, allerdings könnte ich nicht verstehen, dass er wieder zu Drogen greift, obwohl er so hart dafür gekämpft hat "sauber" zu sein. Darum hoffe ich, dass er so vernünftig war und zu einer der Hilfestellen gegangen ist. *hoff*


    Die arme Tessa tut mir Leid, natürlich nimmt sie das Schlimmste an, nachdem Jess nicht wiederkommt. :(



    Ganz liebe Grüße
    Llyn

    You are never more alive than when you're about to lose your pants!



    FS: Sunrise Update: 04.06.19

  • @gotti: Ja, Du hast recht... man will es nicht glauben und vielleicht hast Du ja auch recht mit Deinen Vermutungen, wo Jess wirklich steckt... noch ist es ja nur Tessas Gedanke, dass er zurück zu den Drogen gegangen ist.
    Du wirst es heute erfahren :)
    Danke für Deinen KOmmi!



    Llynya: Ja, Du hast recht, für Jess ist es wirklich ein persönlicher Angriff, auch dass Tessa so ein geordnetes Leben hat. Ich denke, er hat es bisher ja doch auch nicht so deutlich vor die Nase geführt bekommen wie in diesen ersten Wochen, wo er praktisch "mittendran statt nur dabei" war.
    Ob er nun wirklich wieder zu Drogen gegriffen hat oder nicht, erfährt man heute!
    Danke für Deinen Kommi!

  • Kapitel 91
    Kompromisse



    Ihre Gedanken drifteten weit ab, verwirrten sich, verirrten sich, wurden in halb vorhandenem Bewusstsein hin- und hergeschleudert. Die Zeit hatte keine Bedeutung mehr, ebenso wenig die Kälte, welche die kleine Wohnung wie jede Nacht erfasste und von den eisigen Fliesen des Badezimmers auf ihren Körper übertragen wurde. Sie spürte nichts mehr, wollte nichts mehr spüren. Bleierne Schwere hatte sich in ihr breit gemacht, nur ihre Gedanken hüpften hin und her, vermischen Bilder und Erinnerungen, Ängste und Hoffnungen.


    Sie war sich nicht sicher, ob sie träumte oder wachte. Alles an ihr fühlte sich kalt und klamm an, fast leblos.
    Sie spürte kaum den leisen Luftzug, als sich die Türe öffnete, und sie hörte auch nicht die schnellen Schritte, die auf sie zukamen.
    „Tessa?“, rief eine besorgte, ängstliche und ihr vertraute Stimme. „Um Gottes Willen!“


    Jess sank neben Tessa auf die Knie und berührte sie vorsichtig an der Schulter. Er war bleich.
    „Tessa? Kannst du mich hören? So sag doch was!“
    Tessa reagierte nur langsam, wie im Halbschlaf.
    „Jess?“, flüsterte sie verwirrt. „Jess?“
    Jess strich ihr über die Stirn. „Du bist ja eiskalt“, sagte er besorgt. „Was machst du hier? Bist du eingeschlafen? Du musst ins Bett.“
    Seine Worte drangen nur halb zu ihr durch und sie brauchte eine Weile, um ihren Sinn zu begreifen. Mühsam versuchte sie, sich zu bewegen, doch das lange Liegen hatte sie steif gemacht und wie resigniert drehte sie ihren Kopf zur Seite und schloss die Augen.
    „Ich bin müde“, flüsterte sie. „Ich bin so müde.“
    „Schon gut“, hörte sie Jess sanft sagen. „Ist schon gut, Tessa.“ Sanft schob er seinen Arm unter ihren Rücken, richtete sie etwas auf und schob den anderen Arm dann fest unter ihre Kniekehlen. Kurz darauf fühlte sie sich sachte von ihm hochgehoben.


    „Das… ist nicht nötig“, stammelte sie. „Ich… kann schon selbst…“
    „Ist schon gut, Tessa“, erwiderte Jess, während er vorsichtig ins Schlafzimmer ging. „Du bist ziemlich ausgekühlt von den kalten Fliesen. Du musst ins Bett, damit wir dich wieder etwas warm kriegen.“
    Vorsichtig legte er sie auf dem weichen Bett ab. Sie sah ihn aus halb geöffneten Augen an.
    „Bist… du wirklich wieder zurück gekommen?“, fragte sie leise. „Oder träume ich?“
    Sanft hüllte er sie in die Decke.
    „Nein, ich bin wirklich da“, erwiderte er leise und strich ihr über die Stirn. „Du Dummerchen, was hast du denn gedacht?“
    „Ich.. ich… dachte“, stammelte sie müde, doch Jess unterbrach sie. „Schhh… ist schon gut. Du brauchst jetzt Schlaf, du bist ja völlig fertig.“
    Sie warf ihm noch einmal einen Blick zu und wollte etwas sagen, doch ihre Zunge fühlte sich recht schwer an.
    „Bleib… hier“, sagte sie dann schließlich leise.
    Jess sah sie ernst an. „Natürlich bleibe ich hier. Mach dir keine Sorgen mehr. Ich bin da.“


    Ein Hauch von Erleichterung flog über Tessas Gesicht, bevor ihr die Augen endgültig zufielen und sie sich dem Schlaf hingab, der sie fest einhüllte.
    Jess setzte sich vorsichtig auf ihre Bettkante und strich ihr sanft über die Stirn. Allmählich bekam ihr Gesicht wieder Farbe und ihr Körper wärmte sich in den warmen Decken auf. Jess seufzte schwer und rieb sich die Stirn.
    Der Schrecken saß ihm noch in den Knochen, als er schließlich aufstand und zur anderen Bettseite zurück ging, um sich neben Tessa zu legen.
    Nachdenklich betrachtete er seine Freundin. Welche Ängste mochte sie in den letzten Stunden ausgestanden haben? Die Reue überkam ihn wie eine gewaltige Flutwelle.
    Es war nötig, dass sie beide redeten – aber nicht jetzt, denn jetzt brauchte sie ihren Schlaf.


    Und auch Jess merkte, dass im die Nacht in den Knochen steckte. Es war bereits nach fünf Uhr, als er die Decke zurückschlug und sich vorsichtig, um sie nicht zu wecken, an Tessa schmiegte. Wenige Minuten später hatte auch ihn der Schlaf übermannt.

    Es war nach zwölf Uhr am Mittag, als Tessa geduscht und in einen frischen Schlafanzug gehüllt das Wohnzimmer betrat. Es duftete nach frischem Kaffee und der Frühstückstisch war bereits gedeckt. Jess lächelte ihr entgegen und sie lächelte zurück.


    Jess hatte bereits angezogen neben ihr gelegen, als sie vor einer halben Stunde aus einem wie totenähnlichen Schlaf aufgewacht war.
    „He“, hatte er sachte geflüstert. „Wie fühlst du dich?“
    Es war eine Weile vergangen, bis Tessa sich daran hatte erinnern können, was am Vorabend und in der Nacht geschehen war.
    „Ich bin so froh, dass du wieder da bist“, hatte sie nur erwidert.
    Jess hatte nach einer Weile darauf bestanden, dass sie heute nicht zur Uni gehen sollte – die ersten Vorlesungen hatte sie ohnehin verpasst.
    „Du warst gestern Nacht ziemlich am Ende“, hatte er ernst gesagt. „Und hast dich ordentlich verkühlt. Hoffen wir mal, dass es keine Erkältung oder eine Grippe gibt. Es ist wohl besser, wenn du heute den ganzen Tag hier bleibst, dich wärmst und ausruhst.“
    Tessa hatte gerne nachgegeben, denn tatsächlich fühlte sie sich so gerädert, als habe sie mehrere Nächte hintereinander nicht geschlafen. Nach einer heißen Dusche jedoch fühlte sie sich schon frischer. Jess hatte die Heizung im Wohnzimmer ordentlich aufgedreht, sagte jedoch trotzdem besorgt: „Du solltest dich wärmer anziehen“, als er Tessas dünnen Schlafanzug registrierte.
    „Mir ist schon warm genug“, erwiderte diese lächelnd und ließ es zu, dass Jess sie an sich zog und sie küsste.


    „Geht´s dir wirklich gut?“, fragte er dann besorgt. Tessa nickte. „Ja, ich fühle mich nur noch etwas müde, keine Sorge.“
    „Am besten legst du dich nach dem Essen wieder hin“, erwiderte Jess und strich ihr sanft durchs Haar. „Nicht dass du doch noch krank wirst.“
    „Mach dir nicht so viel Gedanken“, sagte Tessa und warf einen Blick auf den Frühstückstisch.
    „Das sieht alles sehr lecker aus.“
    „Ja, dann setz dich, du hast sicher Hunger.“



    Tessa nahm Platz und sah Jess zu, wie er die Schalen mit Müsli füllte.

  • Langsam und schweigend begannen beide zu essen. Schließlich ließ Jess von seinem Müsli ab und sah Tessa ernst an.
    „Ich habe mir wahnsinnige Sorgen um dich gemacht gestern Nacht“, sagte er ernst. „Was … was ist denn los gewesen, nachdem ich weg war?“


    Tessa schluckte und legte den Löffel für einen Moment beiseite.
    „Ich… ich dachte, du kommst nicht wieder zurück“, erwiderte sie dann schließlich mit zittriger Stimme. „Ich… ich dachte, du wärst… zum Bahnhof… oder dass dir was passiert ist.“
    Jess schluckte. „Ja, ich verstehe“, sagte er dann betroffen. „Ich hab es mir ja gedacht. Tessa, es tut mir so leid.“
    Tessa schluckte. „Ich dachte, es wäre wieder wie damals…“


    Jess griff nach ihrer Hand. „Ach Tessa, wirklich… ich habe nicht gedacht, dass du… ich dachte nicht, dass du sofort daran denkst und… habe die Zeit auch zugegebenermaßen vergessen. Es tut mir so leid. Ich mache mir furchtbare Vorwürfe…“
    Tessa erwiderte den Druck seiner Hand. „Wo warst du denn nur so lange?“, fragte sie dann.
    „Ich… ich dachte zuerst, du bist nur spazieren, aber als es immer später wurde….“


    Jess nickte. „Ich habe völlig die Zeit vergessen. Ich… ich war so wütend und durcheinander. Ich habe mich nach einem Schuss gesehnt wie nie zuvor…“, er schluckte. „Aber ich war nie wirklich in der Versuchung… so viel haben wir, und auch ich, dafür durch gemacht… ich brauchte einfach nur Luft, das alles war mir zuviel. Ich bin eine Weile nur durch die Gegend gelaufen, aber mir wurde bald zu kalt und ich fror. Da vorne, ein paar Straßen weiter, gibt es doch dieses kleine Nachtcafé, und da hab ich Unterschlupf gefunden. Ich bin dort dann mit einem alten Mann ins Gespräch gekommen… und… ja, ich weiß auch nicht, es kam eines zum anderen… ich habe völlig die Zeit vergessen, und als ich auf die Uhr geschaut habe, war es schon nach drei Uhr. Ich bin sofort gegangen, weil ich mir dachte, dass du dich sorgst. Aber ich habe die Zeit gebraucht, um mich zu sortieren. Ich wollte dich anrufen, aber ich hatte Angst, dich zu wecken…. ich war mir nicht recht bewusst, welche Ängste ich dir zugemutet habe…“


    Tessa nickte langsam, sagte dann aber: „Das hättest du dir aber denken können, Jess. Ich meine… du bist einfach überstürzt abgehauen und… woher hätte ich wissen sollen, dass du gemütlich in einem Café sitzt?“
    Jess sah sie schuldbewusst an, erwiderte dann aber ernst: „Tessa, ich denke, wir beide wissen, dass es so nicht weitergehen kann. Du musst lernen, mir mehr zu vertrauen, auch wenn ich verstehe, dass es schwer ist. Und ich muss lernen, mehr Geduld zu haben.“
    Tessa nickte. „Ja… es ist nicht so einfach, wie wir gehofft hatten.“
    Jess aß langsam weiter und sagte dann: „Ich muss zugeben, es macht mir mehr Probleme als ich dachte, immer weiter auf deine Kosten zu leben. Ich weiß, du sagst, es ist eben so und ich muss mich damit abfinden. Aber so einfach ist das nicht für mich.“



    Tessa schluckte. „Ja… aber was sollen wir denn machen? Es ist eben nicht zu ändern…“
    Jess zuckte mit den Schultern. „Ich bin mir auch nicht sicher. Aber vielleicht wäre es eine Lösung, wenn ich doch versuche, eine eigene Wohnung zu bekommen. Ich würde dich nicht mehr so oft stören und hätte nicht mehr ganz das Gefühl, auf deine Kosten zu leben.“
    „Du willst hier ausziehen?“, fragte Tessa überrascht. „Aber… ist das nicht eine überstürzte Reaktion?“
    Jess lächelte beruhigend. „Ich habe gar nichts entschieden, Tessa. Ich habe nur eine Idee gehabt und würde sie gerne mit dir und in der Therapie besprechen. Ich bin mir auch nicht sicher, ob das etwas hilft, aber es wäre die einzige gangbare Lösung, die mir auf die Schnelle einfällt.“
    Tessa fiel es schwer, nicht zu widersprechen, aber sie musste zugeben, dass auch ihr nichts Besseres einfiel.


    „Weißt du… ich glaube aber, irgendwie wäre das auch nur wieder eine Art Flucht“, sagte sie dann nach einer Weile nachdenklich. „Ich will deine Idee nicht grundlegend verurteilen, auch wenn sie mir nicht gefällt. Ich möchte nicht wieder nachts alleine einschlafen. Ich genieße deine Nähe.“
    Jess lächelte sie liebevoll an. „Das tu ich doch auch, und wir können ja trotzdem öfters beieinander übernachten, falls es soweit kommen sollte…“
    Tessa nickte, sprach dann aber weiter: „Trotzdem… du bist noch nicht lange aus der Klinik entlassen. Du darfst nicht wieder alles so übereilen, finde ich jetzt jedenfalls. Wieso… machen wir nicht einen Kompromiss und sagen, wir probieren es noch bis Ende des Jahres und dann sehen wir weiter? Du hast mit deiner Idee einen Notweg im Hinterkopf, vielleicht hilft dir das ja auch schon weiter, weil du weißt, du musst es nicht auf Dauer ertragen, falls es nicht geht…“


    Jess sah sie einen Moment nachdenklich an und nickte dann. „Das hört sich ziemlich vernünftig an“, sagte er dann. „Ich bin froh, dass du mir nicht versuchst, es auszureden und verstehst, was mein Problem ist. Ich habe mich darin die ganze Zeit nicht so recht verstanden gefühlt.“
    „Das tut mir leid“, erwiderte Tessa. „Aber es fällt mir eben auch schwer. Ich seh es nur als ein Stein auf dem Weg, der sich bald lösen wird, bestimmt. Aber wenn es dich so belastet, muss ich anders damit umgehen.“
    Jess nickte und sagte dann: „Und was ist mit dir? Was ist mit dir geschehen letzte Nacht?“
    Tessa schluckte. „Ich… ich habe die Nerven verloren“, sagte sie dann langsam. „Glaube ich jedenfalls. Ich war so sicher aufeinmal, dass du gegangen bist… dass es wieder so ist… und… ich dachte, ich schaffe das nicht noch einmal.“


    Jess seufzte schwer. „Du hast mir nie erzählt, wie schlimm das alles für dich gewesen ist. Ich finde, es wird Zeit, dass du das tust.“
    Tessa schluckte. „Das fällt mir nicht leicht, ich will mir das alles gar nicht in Erinnerung rufen…“
    „Ja, aber das ist nicht richtig. Es ist nun einmal geschehen“, sagte Jess sanft. „Und es gehört zu dir, zu uns…“

  • Tessa nickte langsam. „Muss ich jetzt darüber reden?“, fragte sie müde.
    Jess schüttelte den Kopf. „Nein, nicht heute. Aber bald“, sagte er dann ernst und griff nach ihrer Hand. „Es ist wichtig für uns beide, verstehst du.“
    Er lächelte sie aufmunternd an. „Ich will nicht, dass du eines Tages zusammen klappst, weil alles auf einmal hoch kommt…du bist auch nur ein Mensch, Tessa.“


    Tessa nickte langsam. „Ich fürchte, du hast recht. Ich verspreche dir, dass wir darüber reden. Noch heute. Nur jetzt fühle ich mich doch ziemlich müde.“
    Jess nickte. „Dann legst du dich jetzt wieder ins Bett und ich räum das hier weg, dann komm ich zu dir. Lassen wir heute mal fünfe gerade sein. Ich schau nicht in die Zeitung und du rührst keinen Finger für die Uni, okay?“
    Tessa lächelte. „Ja, machen wir es so. Ich bin eh zu schlapp, um nachzudenken.“
    Sie stand auf und Jess nahm sie in den Arm.



    „Wir schaffen das doch, oder?“, flüsterte sie mit einemmal ängstlich.
    Jess hielt sie ein Stück von sich ab und sah sie ernst an. „Natürlich tun wir das“, erwiderte er dann. „Du musst nur akzeptieren, dass es nicht einfach werden wird.“
    Tessa nickte. „Ja, ich glaube, das habe ich inzwischen begriffen.“
    Sie lächelte und küsste ihn. „Und jetzt ab ins Bett“, sagte er streng. Tessa lachte leise auf, folgte seiner Ermahnung jedoch widerstandslos.
    Schläfrig kuschelte sie sich in die Kissen, während sie draußen das Geklapper der Teller vernahm. Obwohl es mitten am Tag war, dauerte es keine fünf Minuten und sie war wieder in einen traumlosen Schlaf gesunken.









    Fortsetzung folgt.

  • Ja zum glück, ich hatte es gehofft das Jess nicht das macht was Tessa befürchtete. Er hat diesen Abstand gebraucht und es zeigt auch das eer ein wenig Stärke schon hat den Drogen zu wiederstehen.

    Der Zusammenbruch von Tessa muß für ihn auch ein Schock gewesen sein. Jetzt versteht er erst so richtig was Tessa schon so alles durchmachen hat müssen.

    Und er hat Recht sie müssen auch dieses Thema aufarbeiten,. Auch wenn noch ein langer Weg mit Rückschlägen vor Ihnen liegt, ich habe ein gutes Gefühl für die zwei.

    Tolle Fortssetzung und schöne Bilder

  • Liebe Innad!


    So, jetzt habe ich alles gelesen, alle diese vielen wunderbaren, traurigen, aufwühlenden, schönen, emotionalen Kapitel! Das ist die positive Seite daran, wenn man lange nicht mehr gelesen hat, nämlich, dass man dann gleich so viel "Stoff" auf einmal hat. Das erste Mal hab ich nur überflogen und die Bilder angeschaut und jetzt hab ich alles noch mal in Ruhe gelesen.


    Also, ich beginne mal von vorne:


    Joshua, gegen den ich ja immer ein wenig Misstrauen hegte, nämlich deshalb, weil ich dachte, dass sein einziges Motiv es wäre, Tessa zu bekommen, macht mir jetzt einen viel besseren Eindruck. Das Gespräch über das Praktikum, das er mit Tessa führte, hat sie wirklich weiter gebracht, sie auch beruhigt. Denn er weiss wovon er spricht und hat sehr realistisch argumentiert.
    Auch Feli tut Tessa gut, sie ist ganz anders als z.B. Moni, viel unbekümmerter, ein Mensch, der meist das positive im Leben sieht und nicht so viel grübelt. Auch das ist gut für Tessa.


    Und endlich das längst fällige Gespräch mit ihrer Freundin Moni und deren Freund Niklas! Ganz klar dass das für alle Beteiligten nicht einfach war und am anfang eine gewisse Verlegenheit herrschte. Aber die praktische Moni hat da viel mitgeholfen, dass es doch noch dazu kam, dass sich alle offen und ehrlich äussern konnte und keiner für seine Ansichten verurteilt wurde. Ich fand NIklas dieses Mal wirklich recht überzeugend, er hat auch offen zugegeben, dass es für ihn nicht einfach ist, seine Meinung gänzlich zu ändern, was auch verständlich ist. Niemand kann aus seiner Haut, aber dennoch hat er auch viel gelernt, nicht zuletzt durch die Vergangenheit seiner Freundin Moni. Ich denke, die drei sind auf einem guten Weg. Auch wenn Tessa vielleicht nie mehr eine innige Freundschaft mit Niklas eingehen kann, aber man mag und toleriert einander und das ist schon viel.


    Viele Zweifel beim letzten Besuch bei Jess, Tessa macht sich schon wieder so viele Gedanken, während Jess der Situation doch eher lockerer gegenübersteht. Aber vielleicht will er Tessa ja auch nicht noch zusätzlich belasten. Dann der schreckliche Streit - und ich kann beide absolut gut verstehen. Hatte ja schon früher oft Bedenken, wie es für Jess sein wird, so abhängig von Tessa zu sein und kein eigenes Geld zu verdienen. Es ist für einen Mann sehr wichtig, das Gefühl zu haben, seine Frau unterstützen, versorgen zu können, und zwar nicht nur finanziell! Im Gegensatz zu Tessa denke ich nicht, dass Jess zu labil ist, um für sie dazusein und sie sollte lernen, sich ihm ganz anzuvertrauen, ihm ihre eigenen Sorgen zu erzählen und nicht alles mit sich selbst ausmachen zu wollen. Dass sie durch ihre einsame Kindheit geprägt ist, verstehe ich gut, das hast du sehr schön gezeigt, diesen Rückblick und wie es dazu kam, dass sie heute so ist, wie sie eben ist. Für sie ist es so ungewohnt, dass jemand für sie da ist, das Unbekannte macht ja oft Angst, auch wenn es etwas Gutes ist. Und man verfällt dann wieder in alte Gewohnheiten, weil die einem vertrauter sind. Aber bei dieser FS hatte ich das erste Mal das Gefühl, dass Tessa wirklich verstanden hat, was ihr Problem ist und dass sie lernen wird, sich ganz hinzugeben und fallen zu lassen.


    SO, und zusammenfassend muss ich sagen, dass du es mal wieder geschafft hast, mich total in den Bann zu ziehen, indem du die ganzen Gefühle deiner Protagonisten so gut und authentisch beschreibst. Wunderbar!


    Ganz lieber Gruss
    Jane

  • hallöchen,


    ich hab es endlich geschafft und deine ganze fs gelsen...
    ich find sie wirklich super, einfach wunderbar,
    die bilder sind toll und die story einfach klasse...
    da ich jetzt nicht zu allen 91 kapiteln was sagen, sag ich nur super super und nochmals super... ich hab so mit den beiden mit gefühlt, und werde es natürlich auch weiterhin tuhen... *gg*
    ich bin echt gespannt wie es weiter geht und freue mich natürlich auch schon riesig auf die fortsetzung, denn immerhin habe sozusagen die letzten 4 tage nix anderes gemacht... ich konnt garnicht glauben das ich erst mal durch bin...
    naja hoffe das es bald weiter geht...


    lg
    LadyLilith

  • @gotti: Vielen Dank für Deinen Kommi! Ja, die beiden haben noch ein hartes Stück Arbeit vor sich! Ich glaube aber, es war auch für Tessa ganz gut, nun einmal richtig in die Knie zu gehen und zu merken, Jess kommt wieder und ist für sie da... sie kann sich fallen und im wahrsten Wortsinn auch mal tragen lassen!



    Jane: Schön, dass Du wieder mitliest. ich finde auch, mal so ein paar Kapitel aufeinmal zu haben, ist oft gar nicht so schlecht ;)
    Was Du schreibst, dass Joshua nun in Deinem Ansehen gestiegen ist, finde ich ja toll. Der Arme Kerl hat es auch verdient ;)
    Und was NIklas angeht, so denke ich auch, eine innige Freundschaft wird da wohl nicht mehr entstehen, aber das muss ja auch nicht.
    Was noch auf Jess und Tessa zukommt, ist recht unklar, aber sie sind sicher auf einem guten Weg. Und auch für Tessa wird nun klar, dass dieser Weg mit Jess für sie auch ein Weg der Selbsterkenntnis- und -entwicklung ist, was sie vorher glaub ich gar nicht so recht gesehen hat.
    Danke für Deinen lieben KOmmi!



    LadyLilith: Wow, Du hast meinen Respekt, Dich jetzt in diesem fortgeschrittenen Stadium noch durch diese ganzen 91 Kapitel zu wühlen! Ich habe selbst mal angefangen, rückzulesen und habe immer nach einigen Kapiteln einfach aufgegeben ;) Aber vielleicht hat es auch einen Reiz, die Story in einem Flutsch zu lesen! :)
    Danke für Deinen KOmmi und dass es Dir gefällt!

  • Kapitel 92
    Feierlichkeiten



    Tessa warf einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel und rückte sich noch einmal ihr breites Haarband, mit dem sie sich ihre Mähne aus dem Gesicht gebunden hatte, zurecht. Dann war sie zufrieden mit dem, was sie sah, strich ihren Rock glatt und ging hinüber ins Wohnzimmer. Es war ordentlich und gemütlich wie immer, und doch rückte Tessa noch hier und da etwas zurecht, bis sie das vertraute Einschnappen des Türschlosses hörte und aufsah.
    Jess kam lächelnd zur Tür herein.
    „Es riecht wunderbar hier!“, rief er aus. Tessa lächelte und ging ihm mit weit geöffneten Armen entgegen.
    „Herzlichen Glückwunsch, mein Schatz!“, rief sie.


    Jess zog sie in die Arme und küsste sie. „Alles Gute zum Geburtstag!“, sagte Tessa lächelnd zwischen zwei Küssen. „Wie war die Arbeit?“
    „Gut, nichts besonderes, wie immer eben“, erwiderte Jess lächelnd und musterte Tessa bewundernd. „Du siehst toll aus.“
    „Naja, du hast ja auch nur einmal im Jahr Geburtstag, oder? Und immerhin ist dies der erste, den wir wirklich zusammen feiern können.“
    Sie lächelte ihn liebevoll an, was er erwiderte.
    „Stimmt“, sagte er dann nachdenklich. „Ich habe wohl noch nie einen so schönen Geburtstag gehabt.“
    „Und er fängt erst an“, lachte Tessa und küsste ihn noch einmal stürmisch.


    Dann warf sie einen Blick zur Uhr. „Ach je, der Kuchen muss aus dem Ofen!“
    Sie ließ Jess los und eilte in die Küche. Verwundert folgte dieser ihr und sah zu, wie sie vorsichtig den Backofen öffnete.
    „Mhh, das ist es also, was so köstlich duftet!“, sagte er und fächelte sich genießerisch Luft zu.


    Er ging einige Schritte näher zum Ofen und beäugte das darin befindliche Kunstwerk.
    „Und nun sag mir mal, wo du den Bäcker versteckt hast“, zwinkerte er Tessa zu, woraufhin diese ihm einen empörten Seitenhieb verpasste.
    „He! Was soll das denn! Den habe ich ganz allein gebacken!“
    Jess sah sie amüsiert an.
    „Du? Im Leben nicht!“
    Tessa verschränkte empört die Arme. „Oh doch, ja – ich bin durchaus in der Lage, mir ein Backbuch aus dem Schrank zu nehmen und nach Rezept zu backen, mein Lieber!“
    Sie streifte sich Handschuhe über und nahm den duftenden Kuchen aus dem Ofen. Jess sah sie erstaunt an.
    „Das ist dein Ernst, nicht wahr?“


    Tessa warf ihm nur einen verächtlichen Blick zu und stellte den duftenden Kuchen dann auf der Arbeitsfläche zum Auskühlen ab.
    „Und für den ersten Versuch ist er mal richtig gut geworden! Man merkt, dass du in einem Café arbeitest!“, rief Jess aus und wollte mit dem Finger etwas von der Marmeladenfüllung naschen, doch Tessa schlug ihm unsanft auf die Finger.
    „Der ist noch zu heiß und außerdem gibt es ihn gleich zum Kaffee, wenn meine Eltern vorbeikommen! Und einen anderen hab ich nicht, also lass die Finger davon, verstanden?“
    Jess sah sie liebevoll an. „Du hast dir solch eine Mühe gegeben!“, sagte er zärtlich und zog sie an sich.


    Tessa lächelte. „Naja, wie ich schon sagte – man hat nur einmal im Jahr Geburtstag, nicht wahr?“
    „Ich liebe dich“, sagte Jess schlicht.
    Tessa lächelte und fuhr ihm durch sein wirres Haar. „Das ist auch empfehlenswert für dich“, zwinkerte sie, wurde dann aber ernst. „Und mir geht’s bei dir genauso, wenn du es wissen willst.“
    „Will ich“, lächelte Jess und küsste sie sanft.


    Tessa wehrte sich nicht, als seine Küsse dringlicher wurden und gab sich dem Gefühl hin, von Jess gehalten und geborgen zu sein – etwas, das sie in den letzten Monaten erst nach und nach anzunehmen gelernt hatte.
    Während sie sich neben dem dampfenden Kuchen küssten und küssten, schossen beiden die Erinnerungen an die letzten Monate durch den Kopf. Es war nicht immer einfach gewesen. Allzu oft hatte es Streit gegeben, und einige Male hatten beide gedacht, es gäbe kein Weiterkommen mehr.


    Aber irgendwie hatten sie es dann doch immer geschafft, sich wieder zu versöhnen, sich auszusprechen und sich auf die ein oder andere Weise zu arrangieren.
    Wie genau das funktioniert hatte, war ihnen beiden teilweise selbst ein echtes Rätsel. Vielleicht war es einfach das Wissen um all das, was sie bereits durch gemacht hatten. Dennoch waren die ersten Monate schwer zu bewältigen. Es war nicht einfach, sich aneinander zu gewöhnen. Tessa merkte bald, dass sie beispielsweise viel länger schlief als Jess, der eher ein Frühaufsteher war. Wenn er dann im Wohnzimmer zu poltern anfing, war für sie nicht mehr an Schlaf zu denken. Dabei saß sie oft abends noch viel länger als er wach am PC, um etwas für die Uni zu tun. Das waren alles nur „Kleinigkeiten“, die in der Summe aber gerne den ein oder anderen mächtigen Streit aufwühlten – und im Streiten waren beide zu Beginn nicht allzu gut gewesen. Gerade Tessa hatte es anfangs immer als eine Art „Scheitern“ empfunden, wenn sie sich einmal wieder die schlimmsten Dinge an den Kopf geworfen hatten. Doch einige Wochen nach ihrem riesigen Streit und der Nacht, in der Jess nicht nach Hause gekommen war, hatte sich die Lage allmählich entspannt und Weihnachten hatten sie friedlich zusammen verbracht.


    Dann war im Januar endlich etwas Entspannung in den Konflikt um Jess´ Arbeitslosigkeit gekommen. Zum Glück hatte er mit seiner Therapeutin besprochen, vorerst nicht auszuziehen. Diese Situation einfach auch einmal auszuhalten war sozusagen ein Teil seiner Rehabilitation, hatte dies ihm klar gemacht. Und mithilfe der Drogenberatungsstelle – die sich um rehabilitierte Süchtige kümmerte – war es Jess schließlich gelungen, einen einfachen Job in einem Elektronikfachmarkt zu finden.

  • Da er sehr zuverlässig und gewissenhaft zu arbeiten verstand, war er dort bald anerkannt und geschätzt – und seine Vergangenheit war nicht mehr wichtig.


    Die Erfahrung hatte ihm enormen Auftrieb gegeben. Er sah ein, dass es doch Chancen auf der Welt gab – wenn man sie sich auch hart erkämpfen musste.
    Nun fiel es ihm auch leichter, sich auf die Schule zu konzentrieren, denn seit Anfang des Jahres holte er seinen Realschulabschluss nach. Er kam recht gut voran und schaffte es, bis zum Sommer seine Prüfung erfolgreich abzuschließen, so dass er weiter in Richtung Abitur arbeiten konnte.
    Dies fiel ihm zwar nun schwerer als er gedacht hätte – denn immerhin war er schon Mitte zwanzig und das logische Denken in Zusammenhängen hatte er lange nicht mehr trainiert … doch mit eiserner Disziplin besuchte er jeden Abend die Kurse und ackerte sich durch den Stoff, ohne sich Pausen zu gönnen. Und er merkte, dass ihm dies gut tat. Die Schule gab ihm eine lange vermisste Struktur zurück, und das Gefühl, etwas zu bewegen, für etwas gut zu sein. Die Arbeit half ihm dabei zusätzlich.


    Nebenbei vernachlässigte er seine Malerei nicht. Es war ihm ein willkommener Ausgleich, und da er nur etwa fünfundzwanzig Stunden in der Woche arbeitete, und auch die Schule ihm nicht jede Freizeit raubte, hatte er so einige Stunden in der Woche, in der er sich ganz seiner Muße hingeben und entspannen konnte.
    Tessa fiel dabei auf, dass Jess´ Bilder immer vielfältiger, froher und lebendiger wurden, und sie dachte immer öfter daran, dass sein Talent viel zu groß war, um es nur für ein „Hobby“ zu vergeuden.


    Doch Jess selbst wollte davon nicht viel wissen. Für ihn war das Fernziel nun erst einmal, das Abitur zu schaffen… und dann vielleicht eine Lehre oder ein kurzes Studium anzufangen. Schließlich wollte er auch einmal genug Geld verdienen, um eine Familie zu ernähren… auch wenn dies noch ferne, ferne Zukunftsmusik war und kaum zur Sprache kam.
    Tessa selbst hatte ebenfalls das ihre getan, um die belastende Situation der Abhängigkeit von ihren Eltern zu entspannen. Seltsamerweise hatte sie den nötigen Impuls erst bekommen, als Jess anfing, eigenes Geld zu verdienen und die Haushaltskasse aufzustocken. Nun konnte sie allmählich begreifen, wie seltsam das Gefühl im vorigen Herbst für ihn gewesen sein musste, von ihr zu leben. Zwar kamen die meisten Einnahmen natürlich noch von ihrer Seite – aber eben doch nicht, denn ihre Eltern bezahlten nach wie vor fast alles. Nun war es Tessa, die sich ein wenig nutzlos und „ausgehalten“ fühlte. Dies gab ihr den nötigen Impuls, sich zumindest für wenige Stunden die Woche nach einem Job umzusehen. Sie war bald fündig geworden und bediente seither seit dem Frühjahr in einem kleinen, netten Café in der Nähe der Universität.


    Die Arbeit war natürlich nicht weiter anspruchsvoll, aber sie war in Ordnung und wurde recht gut bezahlt. Neckend kitzelte Jess Tessa am Ohr. „Woran denkst du?“, fragte er leise. Sie lächelte.
    „Ich weiß nicht… an das vergangene Jahr irgendwie. Wir haben es doch ganz gut geschafft, oder?“
    „Ich denke ja“, erwiderte Jess lächelnd. „Auch wenn ganz schön oft die Fetzen geflogen sind.“
    Beide lachten leise auf. „Ja, es war nicht immer einfach“, räumte Tessa ein. Und es war auch heute noch immer nicht einfach, zumindest manchmal. Tessa stellte immer wieder fest, dass Jess sein Leben lang würde süchtig bleiben. Es war eine unheilbare Krankheit – sie wurde nur schwächer und schwächer. Aber auch Jess musste manchmal zugeben, dass er sich gerade in stressigen und anstrengenden Situationen sehr nach einem Schuss sehnte… so abstrus der Gedanke auch sein musste. Es war noch undenkbar für ihn, nicht mehr zweimal die Woche zur Therapie zu gehen, denn alleine hätte er die Dämonen in sich nicht besiegen können.
    „Eines ist aber klar“, sagte er leise und sah Tessa liebevoll an. „Wenn ich nicht ein Ziel vor Augen gehabt hätte, wäre ich nie soweit gekommen. Und dieses Ziel warst und bist eben einfach du.“
    Er küsste sie noch einmal innig.


    Tessa lächelte ihn an und löste sich dann aus seiner Umarmung. „Ich muss den Tisch decken“, erklärte sie schulterzuckend. „Meine Eltern kommen in einer Viertelstunde.“
    „Ich helf dir schnell“, sagte Jess bereitwillig. Gemeinsam hatten sie den Tisch schnell gedeckt und nur wenige Minuten später klingelte es an der Tür.
    Tessa sah hinunter auf die Straße, die von der nachmittäglichen Augustsonne in helles Licht getaucht war.
    Sie winkte ihren Eltern kurz zu und betätigte dann den Summer.
    Kurze Zeit später saßen alle zusammen am Tisch und lobten überschwänglich Tessas Kuchen.


    „Hach, Kinder“, seufzte Tessas Mutter nach einer Weile zufrieden. „Ich freu mich wirklich, dass wir heute alle so schön zusammen sitzen können. Geht es euch denn gut?“
    Tessa nickte. „Mir schon. Ich genieße meine Ferien.“ Sie zwinkerte Jess zu.
    „Du hast es gut“, erwiderte dieser und schob sich ein großes Stück Kuchen in den Mund. „Die Abendschule hat schon wieder seit Anfang August angefangen.“


    „Wie läuft es mit dem Lernen, Jess?“, erkundigte sich Tessas Vater so zurückhaltend wie möglich, denn er wollte nicht den Eindruck erwecken, Jess unter Druck zu setzen. Einige Male hatte er in den letzten Monaten zu eindringlich nach dessen Fortschritt in Schule und Beruf gefragt, was ihm einmal einen handfesten Streit mit Tessa eingehandelt hatte, die ihm klar zu machen versuchte, dass man Jess nicht unter Druck setzen durfte.
    Dies hatte Herbert Wagner nach einer Weile auch eingesehen – und eigentlich hatte sich der junge Mann ja auch großartig entwickelt. Herbert musste zugeben, dass er seiner Tochter nach wie vor eine etwas „bessere Partie“ gewünscht hätte, aber Jess´ Charakter war wirklich einwandfrei, vor allem wenn man bedachte, wie wenig gute Kinderstube und vernünftige Erziehung er genossen hatte. Eigentlich konnte es einem nur leid tun, wenn ein Junge mit solchen guten Anlagen derart vernachlässigt wurde. Somit war es für ihn und Amanda schon lange klar, dass sie beide Tessa und Jess so weit es ging unterstützen wollten.


    „Es läuft ganz gut“, gab Jess nun langsam zur Antwort. „Ich muss zugeben, dass es oft schwerer ist als ich dachte. Gerade diese ganzen naturwissenschaftlichen Fächer fallen mir wirklich schwer.“
    „Na sowas!“, sagte Herbert erstaunt. „Das war immer mein Spezialgebiet.

  • Ich dachte, das inge den meisten Männern so.“
    „Nun ja… ich glaube, Jess Talente liegen eher im musischen Bereich“, fiel Amanda sanft ein. „Wenn ich mir allein dieses herrliche Portrait von Tessa anschaue!“ Sie musterte das erst seit einigen Tagen an der Wand angebrachte Bild bewundernd. „Jess, können Sie mir das noch einmal malen, meinen Sie, das geht? Es ist wirklich wunderschön.“



    Jess nickte. „Ja, ich kann es versuchen. Ich kann aber auch einfach noch eines malen, vielleicht ein bisschen anders.“
    „Du weißt ja, echte Künstler produzieren nur Unikate“, zwinkerte Tessa.
    Alle lachten auf.
    „Ich bin aber gar kein echter Künstler“, erwiderte Jess ebenfalls zwinkernd. „Dafür bin ich doch viel zu normal, oder?“
    „Das stimmt allerdings“, pflichtete Amanda bei.
    Alle taten sich nun wieder am Kuchen gütlich, bis es plötzlich an der Tür schellte.
    Erstaunt sah Tessa auf.
    „Nanu?“, sagte sie überrascht und lächelte Jess an. „Erwartest du noch jemanden, von dem du mir nichts gesagt hast?“



    Doch Jess schüttelte den Kopf. „Nein, keineswegs.“
    Tessa stand auf und warf einen Blick zum Fenster hinaus. Verwirrt drehte sie sich zu ihren Eltern um, die nun ebenfalls aufstanden und ihrem Blick folgten.
    Aufgeregt sah Amanda ihren Mann an.
    „Ich glaube, du solltest dringend öffnen, Tessa“, sagte sie und winkte den Personen an der Haustür zu.
    Jess und Tessa jedoch sahen sich verwirrt an.
    Wer mochte das nur sein?









    Fortsetzung folgt!

  • huhu innad...


    na gott sei dank, ich habe schon befürchtet das sie sich doch noch trennen bzw. er doch noch ausziehen würde... so gefällt mir das*gg*


    erst hab ich gedacht ich hab was verpasst, weil du ja so einen schub in die zukunft gemacht hast, kam dann aber doch noch drauf klar^^


    natürlich wieder super fortsetzung, und freue mich natürlich wieder auf weitere etappen...


    lg
    Lilith


    da kam ja noch was Oo...
    da war ich wohl mal wieder zu schnell *gg*


    na da bin ich ja echt mal gespannt wer das ist, ich hab so die vermutung das es vielleicht die cousine von jess is, holly war glaub ich ihr name... sie und vielleicht sogar noch mit deren eltern...
    oder einfach nur freunde von tessa...


    naja ich hoffe ich werde es bald erfahren...


    nochmal lg^^
    Lilith

  • Hallo Innad,

    ahh, ein Zeitsprung und wir sehen zur Zeit nur positives.

    Tessa und Jess haben es geschafft ihren Alltag auf einander halbwegs abzustimmen und dabei den anderen auch seinen Freiraum zu lassen.
    Ich freue mich zu lesen das es mit der gemeinsamen Wohnung jetzt besser klappt.

    Jess ist aber fleissig und emsig, Realabschluß schon nachgeholt und jetzt auf den Weg das Abi zu machen, da kann er auf sich stolz sein. Auch ist es toll zu sehen das er endlich einen Job hat und er sich darin auch gut macht.

    Irgendwie bin ich aber immer noch überzeugt das er mit der Malerei auch gut verdienen würde und da für ihn noch viel drinnen liegt.

    Das Tessa jetzt auch ein wenig arbeitet ist gut und auch wichtig für ihre selbstständigkeit und auch ihr Selbstwerdgefühl.

    Es freut mich zu lesen das Tessa Eltern jetzt ganz hinter Jess stehen und die Wahl ihrer Tochter akzepzieren. Er hat ihnen aber auch bewiesen das er viel mehr kann, als sie ihm zugetraut hätten.

    Hm, wer ist der fremde Mann*grübbel*,vielleicht jemand der sich mit Kunst auskennt und der als Überraschung von Tessas Eltern eingeladen wurde um sich die Bilder von Jess zu betrachten???

    Klasse Fortsetzung und wieder tolle Bilder dazu.