Die spanische Braut

  • Huhu Nery, :)


    Also hat Elisabeth die Geschichte von Catalina selbst gehört und sie sich nicht angelesen. So ist es auch viel schöner, denn ich denke, die ganzen Gefühle hätte man nicht durch eine trockene Erzählung in einem Buch erfahren. Dort hätte dann wahrscheinlich nur gestanden, dass Catalina und William Ehebruch begangen haben/begehen wollten und der arme Stanley der Gehörnte gewesen war. :rolleyes
    Und da mir ja gerade einfällt, dass alle Beweise für die Existenz der Beiden vernichtet worden sind, wäre Elisabeth ohne die Hintergründe ganz schön aufgeschmissen gewesen was den Fluch betrifft. *g*
    Catalina ist wirklich die tragische Figur hier. Sie hat mein vollstes Mitleid. Sie hat alles aufgeben müssen um nach Ravensdale zu kommen nur um dann festzustellen, dass sie nicht mehr als ein Stück Ware ist, dass von ihrem Zukünftigen überhaupt nicht geschätzt wird und nur um sich das nicht mit dem Hausherren zu verscherzen gebraucht wird. Natürlich wendet man sich dann demjenigen zu, der einen schätzt und einen nicht wie ein ungeliebtes Gepäckstück behandelt.
    Natürlich kommt es wie es kommen muss und auch William wendet sich der wirklich schönen, liebenswerten Frau zu. Tja, da haben wir da Dilemma, wenn man liebt was man nicht lieben darf. Ich denke nicht, dass es so einfach wird jetzt zu gehen, mein lieber William. Du kennst deinen Bruder, weißt wahrscheinlich was der mit der ungeliebten Braut vorhat und ich denke nicht, dass du sie einfach so ihrem Schicksal überlassen kannst. Irgendwie muss ja auch der Fluch entstanden sein und das wird bestimmt nicht passiert sein, weil William weggegangen ist. Denn dann wäre auch sein Name nicht aus der Familiengeschichte gestrichen worden.


    Hach, aber der Ausflug ins alte Kloster war so schön romantisch, wenn auch traurig. Hoffentlich hatte der Sänger mehr Glück als die Beiden Menschen. :)


    Ganz liebe Grüße
    Llyn

    You are never more alive than when you're about to lose your pants!



    FS: Sunrise Update: 04.06.19

  • So, mit Verspätung aber voller Neugierde auf die Fortsetzung auch ein paar lebende Worte von mir. Bis jetzt ist jede Fortsetzung ein kompletter Erfog gewesen, zusammengefasst gesagt. Alles stimmt und passt zueinander. Es sind nicht zu viele, nicht zu wenige Fotos. Sie fügen sich harmonisch in den Text ein. Deine Sprache ist spannungsgeladen, ausdrucksstark und emotional, ohne in Kitsch abzugleiten, was bei den dargestellten, sehr zu Herzen gehenden handlungsszenen außerordentlich schwierig ist, kann ich mir gut vorstellen. Gibt es nun eine besondere Weihnachtsforsetzung? Ich bin schon ganz gespannt. Ich wünsche Dir weiterhin viele gute Ideen und eine geschicktes Händchen für deine weitere Fortsetzung. LG.

  • Oh, oh. Dass das ein böses Ende nimmt, wissen wir ja schon. Und wenn ich mich so an den kurzen Einschub bei Celia erinnere, wird es ein sehr böses Ende nehmen. Wobei dieses Ende ja in gewisser Weis ein Anfang ist, der jetzt wiederum zu einem hoffentlich guten Ende geführt wird.
    Dabei wären Catalina und William so ein schönes Paar gewesen, und sie wären bestimmt auch glücklich geworden. Wieder mal ruiniert Egoismus, Streben nach Macht und Geld und politisches Kalkül mehr als ein Menschenleben.
    Allerdings setze ich einige Hoffnung in Patrick. Er ist William irgendwie ähnlich, in seiner ganzen Art. Viellleicht ist er ja ein Nachkomme von ihm?


    Die Bilder sind wie immer eine Augenweide und passen so wunderbar zu den Schauplätzen und der Zeit. Naja, das Stroh in der Halle *lach*.
    Und Dein Text ist ein Genuss zu lesen.
    Ich freue mich immer sehr auf jede Fortsetzung.

  • Der letzte Tag vor Weihnachten. Gerade noch Zeit, eine Fortsetzung zu posten.
    Alle schon die Geschenke eingepackt? Wer von euch war denn für die Schneebestellung zuständig? Hier im Forum sind zwar zeitweise ein paar Flocken gefallen, aber leider haben sie nicht bis zu uns geschafft.
    Nun, dann wird es eben wieder eine grüne Weihnacht.


    Aber vorher gibts noch ein wenig Lesestoff.


    Ein ganz liebes Dankeschön an die ganz Treuen, die mir mit ihren Kommentaren hier und beim Karma selbst mit welchem welchem versorgt haben.



    Lenya: Ausbund von Ehre? Ich glaube nicht, dass einem damals was Schlimmeres passieren konnte, als diese zu verlieren, so schwer das für uns heute vielleicht nachvollziehbar ist. Ich würde ihn ja so gern einfach mit ihr verschwinden lassen, aber erstens steht uns da die verflixte Ehre im Weg und zweitens, wer soll denn dann Stanleys Nachfahren alle umbringen? Nein, das geht nun aber wirklich nicht. :rollauge Danke, dass du mich nie lange auf deinen Kommi warten lässt.



    Llynya: ob es bis zum Ehebruch kam, wird man noch sehen müssen, fürchte ich. Im neuen Jahr. Aber auf jeden Fall hast du Recht, dass Elizabeth viele Dinge nicht wüsste, wenn Catalina sie ihr nicht selbst erzählt hätte.
    Dein Mitgefühl tut Catalina sicher gut, sie wird es noch brauchen.
    Aber vorher wird der gute William sich wohl was einfallen lassen müssen, wenn er das Dilemma irgendwie lösen will. *schon mal nach unten zeig*
    Ganz lieben Dank, dass du es immer schaffst, ein paar Zeilen da zu lassen, das tut mir gut. :D



    Rheasylvia: es ist immer wieder toll, mit dir über meine Geschichte reden zu können, Gedanken zu entwickeln, Fäden einfach weiterzuspinnen, oder einfach mal zu fluchen, wenn man nicht weiterkommt. Dass du mir immer zuhörst, das hilft mir sehr, ich hoffe, das weißt du. Auch dass du, trotz Stress, Krankheit und wenig Zeit trotzdem immer wieder schreibst. Ich hab dich lieb. Sehr. :)



    Julsfels: es wird ein böses Ende mit den beiden nehmen, leider steht das ja nunmal schon fest. Aber ja, es ist auch ein Anfang, wohin der führen wird, zur neuen Katastrophe oder doch zu einem guten Ende, und wenn ja für wen, das .... wird das neue Jahr zeigen.
    Patrick ist in der Tat ein Verwandter, wenn auch kein Nachkomme von Stanley. Er stammt von dessen Bruder ab.
    An den schönen Bildern bist du ja zum Teil selbst schuld, und wenn du mir das Stroh bastelst, pack ich es auch noch in die Halle, wenn du darauf bestehst.
    Danke für deine Unterstützung, ohne dich wäre das alles nicht möglich. Ich weiß, ich wiederhole mich, aber ehrlich gesagt, kann man das gar nicht oft genug sagen. ;)




    So, nun gehts aber los mit der nächsten Fortsetzung. Viel Vergnügen!

  • *






    „Catalina, wartet!“ Leicht atemlos stoppte William hinter ihr, nachdem er ihr vom Haus aus
    hinterher gelaufen war. Voller Erleichterung hatte er sie über den Hof gehen sehen, nachdem
    sie sich zwei Tage regelrecht in ihrem Zimmer versteckt hatte und nicht einmal zu den
    Mahlzeiten nach unten gekommen war. Sie fühle sich nicht wohl, hatte sie ihm durch ihr
    Mädchen ausrichten lassen. Auf seine Nachfrage hatte die auch nur mit den Schultern gezuckt
    und gemeint, sie wäre wohl etwas blass, würde kaum etwas essen, aber vor allem wolle sie
    niemanden sehen.






    William ahnte, was sie dort oben festhielt, immerhin quälte er sich ebenso wie sie. Nach
    diesem schicksalhaften Beinahe-Kuss war er im Schloss herum gelaufen wie ein gefangenes
    Tier im Käfig, hatte gebrütet, sich einen Narren geschimpft, einen ehrlosen Narren obendrein,
    der dem Bruder die Frau zu stehlen versuchte. Er hatte seinen Diener packen lassen und war
    dann doch geblieben. Wie hätte er sie einfach so verlassen können!
    Stattdessen stand er abends im Hof und sah zu ihren Fenstern hinauf, stellte sich vor, wie sie
    dort oben vor dem Kamin saß, mit vielleicht den selben Gedanken im Kopf wie er. Allein,
    grübelnd, gefangen in einer schier ausweglosen Situation. Oder... war er ihr womöglich zu
    nahe getreten? Mied sie ihn, weil er sich ihre Zuneigung nur eingebildet hatte? Eine
    schreckliche Vorstellung.






    „Es tut mir leid, wenn ich Euch gekränkt habe“ sagte er unsicher, nur um sie daran zu
    hindern, sich abzuwenden.
    „Ihr habt mich nicht gekränkt, in keinster Weise, Mylord“ erwiderte sie leise und wollte
    weitergehen. Obwohl es offensichtlich war, dass sie die Unterhaltung nicht fortzusetzen
    wünschte, hielt er sie zurück.
    „Wenn ich Euch nicht verletzt habe, warum weicht Ihr mir dann aus?“
    „Ich... ich weiche Euch doch nicht aus, ich ....“ sie brach ab und starrte blicklos vor sich hin.
    „Wir müssen darüber reden, Catalina, wir können nicht einfach so tun, als wäre es nie
    geschehen!“ Ganz leise, als fürchte er sie mit jedem lauten Wort zu erschrecken, sagte er es.
    “Doch, genau das müssen wir! Selbst wenn...“
    „Wenn ....?“






    „Wenn ich nicht weiß, wie ich das machen soll“, hauchte sie und ließ sich auf die nächste
    Bank fallen. „Ich kann an nichts anderes mehr denken, als an... an Euch, William.“
    Der kalte Ring, der sich um sein Herz gelegt hatte, zersprang in tausend Stücke und er konnte
    es nicht verhindern, dass ihm die Freude über ihr Geständnis ins Gesicht geschrieben stand.
    „Das geht mir genauso, ganz genauso.“
    Das kleine schüchterne Lächeln auf ihren Lippen verflog sofort wieder. „Es ist unmöglich,
    William...ich darf es nicht, genauso wenig wie Ihr. Wir...wir...müssen uns davon lösen.
    Diesen Tag darf es nie gegeben haben. Wir müssen es vergessen, alles vergessen.“






    „Vergessen? Ist es dafür nicht längst zu spät?“ Er setzte sich neben sie, ohne sie anzusehen.
    „Ich kann nicht vergessen, was ich in Euren Augen gesehen habe, wie mein Herz schlug, als
    ich Euch in meinen Armen hielt, was es jetzt, in diesem Moment fühlt, da Ihr hier neben mir
    sitzt. Ich kann es nicht vergessen, ich will es nicht, verlangt das nicht von mir!“
    „Wenn es nur nach meinen Wünschen ginge,“ sagte sie leise und voller Verzweiflung.
    „Doch...das geht es nicht. Ich bin ihm versprochen, ich habe vor Gott mein Wort gegeben, die
    Frau Eures Bruders zu werden, sobald ich in England ankomme. Vor Gott, William. Wie
    könnte ich mich dem jetzt noch entziehen, ohne uns alle zu entehren, mich, Euch, Euren
    Bruder und unsere Väter? Selbst wenn ich es noch so sehr wünsche, es ist unmöglich.“






    „Aber genau das ist der Punkt, Catalina. Nicht Ihr seid es, welche die Ehre meines Bruder
    verletzt, sondern er selbst. Ihr seid bereits seit Wochen hier, Ihr solltet längst seine Gattin
    sein, und nichts ist geschehen. Stanley hat das gleiche Versprechen gegeben wie Ihr. Und?
    Hat er es gehalten? Hat er gehalten, was er Eurem Vater gelobt hat? Catalina?“
    Sie schüttelte Kopf.
    „Also ist er wortbrüchig geworden, nicht Ihr. Und damit seid Ihr selbst nicht mehr an das
    Versprechen gebunden!“ Der Eifer in seinen Worten ließ sie einen Moment lächeln.
    „So einfach ist das nicht.“
    „Doch! Natürlich ist es das.“ Er sah sie an und der Gedanke, der ihm dabei durch den Kopf
    schoss, war ebenso abenteuerlich wie verlockend.






    Noch ehe sie wusste, wie ihr geschah, hatte er sie von der Bank gezogen und war vor ihr auf
    die Knie gesunken.
    „William!“ Erschreckt sah sie sich um. „Was um Himmels Willen tut Ihr da? Wenn uns
    jemand sieht!“
    „Sollen sie doch“, lächelte er und griff nach ihren Händen. „Ich tue das einzig Richtige!“
    Seine Finger umschlossen die ihren mit festem Griff, als wolle er sie nie wieder loslassen.
    „Wollt Ihr, Dona Catalina, mir die große Ehre erweisen, mir Eure Hand zum Ehebund zu
    reichen? Ich habe keine Reichtümer, nur mein Herz und meine Liebe, doch beides lege ich in
    Eure Hände und schwöre Euch Liebe und Treue, vor Gott dem Allmächtigen, solange ich
    lebe.“
    „William!“ Sie konnte den Blick nicht von seinen ernst blickenden Augen wenden, die sie
    regelrecht anflehten, ihn zu erhören. „William, dein Bruder...er...“
    „Er wird dich freigeben, ganz sicher. Ich spreche mit ihm, sag ... einfach nur...ja. Ja?“






    +++++++++++++++++++++
    geht gleich weiter

  • *






    „Du bist verrückt, vollkommen verrückt, weißt du das?“ flüsterte sie kopfschüttelnd, doch mit
    einem liebevollen Lächeln, als sie ihn endlich dazu bewogen hatte, sich wieder zu erheben.
    „Glaubst du wirklich, dein Bruder wird darauf eingehen?“
    „Warum nicht? Wir wissen beide, dass er dich nicht liebt und nur durch die Vereinbarung
    unserer Väter zu dieser Verbindung gezwungen war. Wir tun ihm einen Gefallen, wenn wir
    ihn davon entbinden.“ Ein Schatten legte sich erneut über ihr Gesicht.
    „Können wir das denn? Dürfen wir diese Vereinbarung einfach so... außer Kraft setzen?“






    William hauchte ihr galant, doch mit einem schalkhaften Lächeln einen Kuss auf die Hand.
    „Das tun wir doch gar nicht“ meinte er dabei zu ihrem nicht geringen Erstaunen.
    „Jetzt versteh ich überhaupt nichts mehr.“
    „Nun, die Vereinbarung besagt doch nur, dass du den Sohn des Duke of Ravensdale heiraten
    sollst, richtig?“
    „Richtig“ bestätigte sie, ohne zu wissen, worauf er eigentlich hinauswollte.
    „Das bin ich auch. Sein zweiter Sohn, ja, aber sein Sohn. Nur das ist von Bedeutung. Wenn
    du meine Frau wirst, und ich wünsche mir nichts mehr, dann wird die Vereinbarung
    eingehalten und alle sind zufrieden.“






    „Na sieh mal einer an“ dachte Stanley, als er auf dem Weg zurück in die Große Halle aus dem
    Fenster blickte. Gerade angekommen, hatte er pflichtschuldigst seinen Vater begrüßt, dessen
    jämmerlicher Zustand seine eigene Nachfolge und damit endlich Unabhängigkeit von der
    Gnade des Alten in greifbare Nähe rückte. Der Gedanke hellte seine Stimmung auf, ließ ihn
    fast schon heiter werden, bis er die zwei dort unten den Weg heraufkommen sah. Wie vertraut
    die beiden miteinander schienen, ein wenig zu vertraut für seinen Geschmack. Sein
    tugendhafter Bruder würde es doch nicht wirklich wagen? Ärgerlich runzelte er die Stirn.
    Falls doch, würde er dem sofort Einhalt gebieten müssen. Oder... bot sich ihm da womöglich
    eine Lösung für sein Problem, an die er noch gar nicht gedacht hatte? Er würde es
    herausfinden.
    Jetzt hatten sie die ungewohnte Geschäftigkeit vor dem Haus wohl bemerkt, William sah nach
    oben und Stanley zog sich sofort zurück.






    Nur wenige Minuten später amüsierte er sich über die leicht betretenen Gesichter der beiden,
    als er die Treppe herunter kam. Zumindest seine Braut ließ die gebührende Freude über seine
    Ankunft vermissen.
    „Ah, da seid ihr ja, ich wollte schon einen der Diener auf die Suche nach Euch schicken“
    hallte seine Stimme betont leicht durch den Raum. „Die Reise war lang und hat mich hungrig
    gemacht. Das Abendessen wird gerichtet. Ihr leistet mir doch Gesellschaft, nicht wahr?“
    Er beugte sich mit einem werbenden Lächeln über Catalinas Hand, die unter der Berührung
    kurz zusammenzuckte. „Ich bin entzückt, Euch wohlauf zu sehen, meine Liebe. Und
    William....“ Er wandte sich seinem Bruder zu. „Du bist schon länger zurück, wie ich höre.“
    „Schon eine ganze Weile, ja“ räusperte sich sein Bruder mit einem Seitenblick auf Catalina.
    „Was hat dich denn so lange in London aufgehalten?“






    Stanley zuckte mit den Schultern, als hätte er den deutlichen Vorwurf nicht gehört.
    “Die Königin natürlich. Ohne ihre Zustimmung verlässt niemand den Hof. Das solltest du
    doch am besten wissen. Und im Augenblick ist sie mal wieder in besonders schlechter
    Stimmung. Schließlich hat ihr der Gesandte keine guten Nachrichten aus Spanien
    mitgebracht, nicht wahr? Oder sollte sich König Philipp doch entschlossen haben, seine
    Gemahlin endlich wieder aufzusuchen?“
    William schüttelte den Kopf. „Ich glaube kaum, dass er das tun wird.“ Nein, es war ein
    offenes Geheimnis, dass der Ehemann der Königin sich nur höchst selten in England blicken
    ließ, sehr zum Bedauern seiner Gemahlin, die ihn vermisste und trotz seiner Gleichgültigkeit
    ihr gegenüber liebte.






    „Nun zumindest scheint sich der Gesundheitszustand Ihrer Majestät wieder etwas gebessert zu
    haben, was uns natürlich alle sehr beruhigt“ erklärte Stanley, als sie wenig später vor dem
    knisternden Kaminfeuer an der Tafel saßen. Er machte den Eindruck, als würde er die
    Anspannung, die über dem Raum lag, nicht bemerken und plauderte einfach weiter.
    „Ja, stellt Euch vor, meine Liebe, sie hat sich sogar soweit erholt, dass sie bei unserer Trauung
    anwesend sein wird. Sie besteht sogar darauf. Ich weiß...“ er warf ihr einen raschen Blick zu
    und vermochte so gerade noch zu sehen, wie sie erbleichte, bevor sie den Kopf tief über den
    Teller senkte. „...wir wollten nur eine Trauung im kleinen Kreis und nicht vor dem
    versammelten Hof in London. Aber die Ehre und Auszeichnung, die uns durch die Gegenwart
    der Königin zuteil wird, macht diese Unannehmlichkeit mit Sicherheit wett.“






    In Williams Kopf begann es zu arbeiten. Die Königin bestand darauf? Wieso? Hatte die für
    ihre Sittenstrenge bekannte Monarchin von Stanleys Eskapaden erfahren und wollte dafür
    sorgen, dass er nun endlich ein tugendhaftes Leben führte? Aber nein, wüsste sie von seinen
    Affären, hätte sie ihn eher aufs Land verbannt, als ihm eine solche Gunst zu gewähren. Nun,
    egal, was sie dazu gebracht hatte, ihre Entscheidung verkomplizierte die Situation für sie
    beide beträchtlich. Jetzt, da sich die Königin eingemischt hatte, musste er ihre Zustimmung
    für eine Eheschließung Catalinas mit ihm einholen, und wenn sie die verweigerte, war alles
    aus, dann blieb ihnen nur noch eins, die Flucht. Konnte er Catalina das zumuten?






    „Für unseren Vater wird die Reise sicherlich zu anstrengend“ erklärte Stanley unterdessen.
    „Ich werde also gezwungen sein, dich, Bruder, darum zu bitten, meine Braut zum Altar zu
    führen.“ William erstarrte, während sein Bruder ihn mit einem verbindlichen Lächeln
    bedachte und auf seine Zustimmung wartete.
    „Es tut mir leid, ich.. fühle mich nicht wohl. Schreckliche Kopfschmerzen.“ Catalinas
    Stimme zitterte, als sie sich erhob. „Bitte, entschuldigt mich.“ Sie eilte aus dem Zimmer, noch
    bevor einer der Männer etwas sagen konnte.








    +++++++++++++++++++++++++++
    Das war es dann wieder für heute. Ich verabschiede mich für dieses Jahr von euch und hoffe, wir sehen uns alle im neuen wieder.
    Allen ein schönes Weihnachtsfest, ein guten Rutsch und einen erfolgreichen Start ins Jahr 2009. Bis bald.
    Nery

  • Liebe Nery, oh, was für einen Fiesling hast du da beschrieben. Diese Brüder sind ja wirklich die blanken Gegensätze. Dieser Stanley lässt nicht nur Catalina das Blut in den Adern gefrieren. Wenn man das Ende ihres Schicksals betrachtet, kann man ahnen, dass er noch viel schlimmere Heimtückigkeiten auf Lager hatte. Man kann nur hoffen, dass er wenigstens vor Catalinas Wechsel zum Gespenst fürchterlich dafür büßen musste oder jetzt noch büßen muss, wenn der Fluch vielleicht erfüllt werden kann. Mir ist auch schon ganz bange, wenn ich an den aufrichtigen, liebevollen Bruder denke, der Catalina wirklich verdient hätte. Irgendetwas Schreckliches hat dieser hinterhältige Stanley mit ihm bestimmt gemacht, sonst wäre Catalina nicht so grausam mit der ganzen männlichen Familienlinie verfahren.
    Ich konnte wie immer die Fotos gar nicht genau betrachten. Muss das noch einmal nachholen, da du so spannend geschrieben hast.
    Nun nimm dir erst mal ein bisschen Zeit zum Erholen, Gedanken sortieren und den Faden weiter spinnen. Ich wünsche dir und deiner Familie ein frohes Fest, geruhsame Feiertage und ich denke, wir hören noch voneinander. LG. R.

  • Mir ist schlecht geworden, genauso wie Catalina wahrscheinlich, weswegen sie ja nach draussen rannte.
    Dieser Steanley ist ja so ein Oberfiesling wie er im Buche steht und schon nach den paar Zeilen kaum zu ertragen. Ich hoffe William ist Manns genug ihm die Wahrheit an den Kopf zu knallen und offen zu fragen was das mit der Königin zu tun hat, die mir hier sehr ominös erscheint.


    Ich brauche gar nicht drauf zu hoffen das es sich für Catalina und William zum Guten wendet, denn das tut es natürlich nicht, sonst hätten wir ja keinen rachebesessenen Geist, aber es ist schade um solch ein schönes Paar. William als heiss verliebter Möchtegern-Bräutigam ist einfach zu schön, schade das daraus wohl nix wird.


    LG, Lenya

  • Hallo Nery


    Ich hab so lange nicht mehr hier gelesen, und es ist schon wieder so viel passiert! Ach, deine FS ist ein richtiges Kunstwerk!:applaus


    Wo soll ich beginnen? Du hast so viele Rätsel gelöst aus der Vergangenheit, und doch ist man noch immer mittendrin und vieles ist noch ungeklärt. Wie und warum der Fluch entstanden ist z.B. obwohl man sich das immer besser vorstellen kann...
    Und dass Elizabeth so eine wichtige Rolle spielt, hätte ich auch nicht gedacht. Was muss das für ein Gefühl gewesen sein für das kleine Mädchen von damals, so ein Geheimnis zu erfahren und nicht darüber sprechen zu dürfen.... Auch Patrick verliert immer mehr seine Zweifel an den Aussagen seiner Tante...... Was mich wundert , ist , warum Elizabeth denn jetzt plötzlich spricht, nachdem sie so lange schweigen musste? Wer hat ihr die "Erlaubnis" gegeben, alles auszusprechen?


    Die Geschichte um Catalina und WIlliam ist wirklich tragisch. Die beiden lieben sich, können aber nicht zusammen kommen. Doch, wenn Stanley eine andere Lösung sieht als sie zu heiraten, wird er sie fallen lassen. Doch WAS WILL STANLEY eigentlich? Habe ich das überlesen oder kam das noch gar nicht so richtig zur Sprache? Er wird sie niemals freiwillig seinem Bruder überlassen, auch wenn er sie für seine eigenen Zwecke nicht mehr "brauchen" sollte.....


    Welche Verbindung es wohl gibt zwischen Elizabeth und Catalina? Die beiden spüren ja irgendeine - Verwandtschaft vielleicht?


    Ach, wie gerne würde ich jetzt einfach weiter lesen........ man kann in deiner FS so versinken, dass man Mühe hat, wieder ins 21. Jahrhundert zurück zu kehren......


    Ich wünsche dir und deiner Familie ein schönes Weihnachtsfest!!!:klausi:klausi
    Liebe Grüsse
    Jane

  • Hallo Nery,

    auch dir und deiner Familie einen guten Rutsch ins neue Jahr und alles gute:knuddel

    Da ist mir auch kalt ums Herz geworden, als ich die letzten Worte von Stanley jetzt lesen mußte, William soll Catalina vor den Altar führen und das nachdem sich die Zwei so nahe gekommen sind.

    Da dürften sich die Hoffnungen von William in nichts auflösen, das es eine Möglichleit gibt Catalina zu heiraten.

    Nur ist es wirklich der Wunsch der Königin das Stanley Catalina heiraten soll oder doch eher eine art Rache von Stanley an den Zweien, der wohl die Verbundung zwischen den Beiden spürt??

    Schön langsam kommen wir wohl der sache näher, was mit Catalina passiert ist und wieso sie nun als Geist unterwegs ist.

    Freue mich schon auf viele Fortsetzungen im Neuen Jahr

  • Liebe Nerychan,


    ich möchte mich auch einmal wieder zu Wort melden. Ich bin zwar im Moment sehr selten hier unterwegs, aber wenn mein Herz mir zu schwer und der Kopf zu neblig ist, tut es mir ganz gut, mal etwas verhältnismässig "normales" zu machen und dann lese ich mich durch eure Stories.


    Ich fand deine letzten Fortsetzungen wieder sehr toll. Vor allem die Atmosphäre, die Du immer wieder schaffst, nicht zuletzt durch deine sagenhaften Kulissen, tut es einem total an. Man ist regelrecht in die Situation hinein versetzt.


    Meinen Vorschreiberinnen schließe ich mich insofern an, dass wir ja inzwischen wissen, dass es für Catalina irgendwie nicht gut ausgegangen ist. Stanley erscheint mir hinterlistig und kalt, ganz im Gegensatz zu seinem sehr hübschen und großherzigen Bruder. Ich würde den beiden ja ein Happy End wünschen, aber wie gesagt - das wird wohl nicht passieren.


    Ich bin gespannt, wie es für si enun weitergegangen ist und was letztlich genau zu dem Fluch geführt hat. Und natürlich, ob der gerade noch von den Toten wiederauferstandene Patrick seiner Tante endlich Glauben schenkt.

  • Huhu Nery,


    Erstmal noch ein frohes neues Jahr. Ich hoffe, du bist gut reingekommen. :)


    Oha, da ist der gute William aber mutig, Catalina gleich einen Antrag zu machen und eigentlich hat er ja auch recht, sie hatte eingewilligt den Sohn vom Duke zu heiraten. Doch Stanley war doch auch in Spanien, also wird auch sein Name gefallen sein, bei der Vereinbarung. Aber ob William wirklich damit durchgekommen wäre, wenn sein Bruder nicht so ein Intrigant wäre? Ich wage es zu bezweifeln, denn so eine Vereinbarung wurde ja nicht leichtfertig gebrochen...
    Stanley Erklärungen klingen ja eigentlich glaubhaft, warum er so lange weg blieb, aber irgendwie glaube ich ihm kaum ein Wort. Mag sein, dass die Königin wirklich in schlechter Stimmung ist, aber ganz bestimmt hat er da noch was anderes ausgeheckt. Irgendeinen Plan hat er ja... :misstrau
    Das mit der jetzt auf einmal so präsenten Heirat zwischen Stanley und Catalina ist natürlich ein Schock für William und Catalina. Und dann auch noch mit der Königin höchstpersönlich bei der Heirat. Das sind wirklich keine guten Vorrausetzungen mehr für Williams Plan Catalina selbst zu ehelichen, aber gut irgendwie muss es ja auch zu dem späteren Fluch gekommen sein. Kann ja gar nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen gewesen sein. :rolleyes


    Wie immer waren deine Bilder einfach zum verlieben und ich freu mich auf mehr. :up


    Ganz liebe Grüße
    Llyn

    You are never more alive than when you're about to lose your pants!



    FS: Sunrise Update: 04.06.19

  • Hallo.


    Wie fängt man an, nach vier Monaten Pause? Mit einer Erklärung und einer Entschuldigung für das lange Schweigen.
    Aber um ehrlich zu sein, ich war einfach viel zu deprimiert und hätte am liebsten alles hingeworfen, nachdem mein Spiel sich im Januar, gerade als ich das Ravensdale Hall des 16. Jahrhunderts fertiggestellt hatte, entschied, partout nicht mehr starten zu wollen.


    Kein Beinbruch denkt man, wozu gibt es Sicherungen. Ja, das wäre eigentlich kein Problem, wenn das Spiel sie denn akzeptieren würde.
    Nach etlichen Neuinstallationen nahm es zwar meine mittels Simpe aus dem Spiel geholten Figuren (danke Lenya, ohne dich wäre nun alles hin), aber meine Häuser blieben, bis auf zwei Ausnahmen, ... hin.


    Sims Super Gau. (Ich finde, der Begriff trifft es gut, Llynya)


    Keine Ahnung, wie der Rechner das überlebt hat, aber es fehlte nicht mehr viel und er hätte einen Freiflug aus dem Fenster gewonnen.
    Stattdessen habe ich mich, teils zähneknirschend, teils fast schon heulend dazu entschlossen, alles wieder aufzubauen. Da steckte einfach zuviel Arbeit, nicht nur von mir allein darin, um es endfültig aufzugeben.


    Dank detaillierter Fotos der Häuser meine ich, alles wieder so hinbekommen zu haben, wie es mal war, sollte dennoch jemandem ein Unterschied, bitte ich das großzügig zu übersehen.


    Es tut mir leid, dass ich mich derart eingeigelt habe, aber ich hatte auch keine Ahnung, wie lange es dauert, angesichts der Tatsache, dass ich gerade in den letzten Monaten beruflich doch recht eingespannt war und nur wenig Geduld für die stundenlangen Möbelschiebereien aufbrachte.
    Und das schlimmste ist, dass ich immer noch keine Ahnung habe, woran es gelegen hat. Ich kann also nur hoffen und euch bitten, mir die Daumen zu drücken, dass es nicht wieder passiert. (ich scheine, was das betrifft, einfach ein richtiger Pechvogel zu sein)


    Natürlich ist mir klar, dass ein Wiedereinstieg nach so langer Zeit nicht ganz leicht ist und so mancher es wohl auch schon aufgegeben hat, auf eine Fortsetzung zu warten.
    Dennoch will ich mich an den Grundsatz halten, dass man zuende bringt, was man einmal angefangen hat, vielleicht findet doch der eine oder andere den Weg zurück. In diesem Sinn. Auf ein neues!


    Angesichts der langen Zeit verzichte ich heute mal auf die Beantwortung der Kommentare und beginne stattdessen gleich mit der Anschlussfortsetzung. Vielen Dank dennoch an euch alle.

  • ***






    Das musste wohl eines der schlimmsten Abendessen seines Lebens gewesen sein, dachte
    William, während er hinaus in die Nacht starrte. Regen trommelte leise gegen die Fenster,
    doch er nahm es kaum wahr. Seine Gedanken kreisten einzig und allein um sie. Catalina. Ihr
    bleiches Gesicht, als sie förmlich aus dem Zimmer geflohen war, er sah es noch immer vor
    sich. Und während ihm jeglicher Bissen im Halse stecken blieb, hatte Stanley einfach
    weitergeredet, als wäre nichts geschehen. Irgendwann konnte selbst William es nicht mehr
    ertragen und er hatte sich mit einem gemurmelten „Gute Nacht“ verabschiedet. Und nun stand
    er hier, wusste, dass er nicht würde schlafen können mit diesem Damoklesschwert über
    seinem Kopf, rang mit sich, das unvermeidliche Gespräch mit seinem Bruder gleich hinter
    sich zu bringen, oder nicht. Er vermochte nicht zu sagen, weshalb, aber im Augenblick war er
    sich gar nicht mehr so sicher, wie noch am Nachmittag, dass es ihm leicht gelingen würde, Stanley
    zum Verzicht zu bewegen, denn .... irgendwie benahm er sich ... merkwürdig. So gar nicht
    wie der Bruder, den er kannte.









    Aber vermutlich täuschte er sich. Nach seinem Entschluss, Stanley doch sofort aufzusuchen,
    hatte William erbost erfahren müssen, dass sich der Mann kurzerhand im Schlafzimmer des
    Herzogs einquartiert hatte, da ihr Vater aufgrund seiner Krankheit nunmehr im Erdgeschoss
    residierte. Doch nicht genug. Gerade, als er aus dem Treppenhaus kam, öffnete sich am
    anderen Ende des Ganges die Tür und eines der Dienstmädchen kam heraus. Sie strich sich
    noch im Laufen den Rock glatt und zupfte die Enden ihres Tuches über der Brust zurecht und
    schien keineswegs verlegen zu sein, als sie ihn bemerkte. Im Gegenteil! Den Blick, den sie
    ihm im Vorbeigehen zuwarf, konnte man gern aufsässig, ja sogar ein wenig triumphierend
    nennen. Es bedurfte nur wenig Fantasie, um sich vorzustellen, was da gerade geschehen war.
    Was für ein dummes Ding, sie war kaum mehr als ein flüchtiges Abenteuer für Stanley, wenn
    sie ihn langweilte oder er etwas neues fand, das ihn reizte, würde er sogar ihren Namen
    vergessen. Am liebsten wäre William wieder umgekehrt, doch die Angelegenheit duldete
    keinen Aufschub mehr.






    „Muss das sein?“ fragte er dennoch mit deutlich hörbarem Vorwurf, als er das Zimmer betrat,
    ohne sich darum zu kümmern, ob das Mädchen auch wirklich gegangen war.
    „Muss was sein?“ Sein Bruder schien sich an dem Tadel nicht zu stören und streckte
    stattdessen die Finger nach dem Feuer aus. „Hier wird es einfach nie richtig warm, nicht
    einmal im Sommer, meinst du nicht auch?“ William schüttelte den Kopf und schloss die Tür.
    „Stanley! So geht das nicht weiter!“
    Der Mann richtete sich auf und musterte ihn mit seinen kühlen Augen. „Was geht wie nicht
    weiter, ... Bruder?“ Seine Miene wurde spöttisch. „Gehe ich recht in der Annahme, dass du
    gekommen bist, um mir mal wieder Vorhaltungen zu machen? Was stört dich denn diesmal?“
    „Es geht nicht um Vorhaltungen, trotzdem würde ich gern wissen, was du hier machst!“






    „Ich wollte mich gerade zur Ruhe begeben, was du im übrigen auch tun solltest.“ Stanley
    runzelte die Stirn. „Darüberhinaus glaube ich nicht, dass ich ausgerechnet dir irgendwelche
    Erklärungen schulde.“
    „Das denke ich doch. Und wenn nicht mir, dann zumindest unserem Vater.“ erwiderte
    William und bemühte sich, trotz seines aufkeimenden Zorns ruhig zu bleiben, ohne dass es
    ihm recht gelang. „Verdammt noch mal, wie kannst du das nur tun? Es mag ja sein, dass du
    deine Finger nicht mal von den Dienstmädchen lassen kannst, aber hier? Im Schlafgemach
    unseres Vaters, das dir längst nicht zusteht? Noch ist er nicht tot, Stanley und du entehrst ihn
    auf diese Weise in seinem eigenen Haus! Und das, wo deine....Braut“, er brachte das Wort
    kaum über die Lippen, „...unter dem gleichen Dach schläft. Hast du denn vor gar nichts mehr
    Respekt?“






    „Respekt?“ Sein Bruder fuhr herum. „Du wagst es von Respekt zu sprechen? Hast du mir
    denn Respekt erwiesen, als du dich in meiner Abwesenheit meiner Braut, ja meiner Braut
    genähert hast, um mir ihre Zuneigung zu stehlen? Wo war da dein Respekt?“
    Eine schiere Ewigkeit bohrten sich ihrer beider Blicke ineinander, bevor William den Kopf
    schüttelte. „Ich kann dir nichts stehlen, was du selbst verspielt hast, Stanley. Sei doch ehrlich,
    was bedeutet dir ihre Zuneigung schon? Kaum war sie hier, bist du abgereist, aus Gründen,
    die so durchsichtig sind, dass nur ein wirklich unschuldiges Gemüt wie ihres sie nicht
    durchschauen konnte. Du hast sie allein gelassen, in einem fremden Land, in einem fremden
    Haus, wo niemand auch nur ein freundliches Wort für sie übrig hatte.“






    „Und da musstest du dich natürlich zum Ritter in schimmernder Rüstung aufschwingen und
    sie retten, nicht wahr?“ höhnte Stanley. „Hast du die Zeit gut genutzt, um ihr immer wieder
    deine Ansichten über mein ach so schändliches Verhalten ins Ohr zu träufeln? Hast du ihr den
    tiefbetrübten Bruder vorgespielt, den wohlwollenden, besorgten Schwager und dabei natürlich
    ganz versehentlich leise vor dich hingesäuselt, dass du an meiner Stelle sie auf Händen tragen
    würdest? Hältst du mich für so dumm, dass ich nicht weiß, was du vorhast, mein ehrenhafter,
    vielgeliebter Bruder?“




    ++++++++++++++++
    geht noch weiter

  • *





    „Ich habe, ...hatte gar nichts vor.“ William konnte nicht verhindern, dass seine Stimme
    zusehends lauter wurde. „Sieh dich doch an. Der Himmel macht dir ein solches Geschenk und
    was tust du? Statt es mit aller Macht festzuhalten, verbringst du deine Zeit lieber in London in
    Gesellschaft von liederlichen Frauenzimmern und zweifelhaften Freunden. Und während du
    dich deinen Vergnügungen hingibst, sitzt deine Braut in diesem Eispalast und wartet, Tag für
    Tag, dass du kommst und dein Versprechen einlöst. Kein Wunder, dass ihr Herz sich von dir
    abwendet, da muss nicht erst ein anderer kommen und es dir stehlen, du hast es weggeworfen,
    Stanley, einfach so weggeworfen für nichts!“






    „Und da hattest du nichts besseres zu tun, als es aufzuheben und dich darum zu kümmern!
    Wie überaus nobel und selbstlos. Aber so ... völlig selbstlos war es dann wohl doch nicht,
    oder? Und jetzt erwartest du vermutlich von mir, dass ich zurücktrete und sie dir überlasse?
    Was?“ Stanley wusste nicht genau, ob er wütend sein oder lieber lachen sollte. Nur selten
    hatte sich William ihm gegenüber derart ereifert. Normalerweise begnügte er sich mit einem
    kurzen Wortwechsel, einem vorwurfsvollen Blick, um ihm deutlich zu machen, was er von
    ihm hielt. Und das war in der Regel nicht viel. Doch ganz offensichtlich hatte ihn sein Gefühl
    nicht getrogen, als er die beiden zusammen gesehen hatte und die Berichte der Dienstboten
    stimmten.






    „Ich erwarte gar nichts“ sagte William schon wieder etwas leiser, als ihm plötzlich klar
    wurde, das er auf diese Weise seinem eigentlichen Ziel in keinster Weise näher kam. Und so
    klangen seine nächsten Worte auch schon sehr versöhnlicher. „Du willst sie doch gar nicht,
    Stanley. Und sie hat etwas Besseres verdient, als ihr Leben hier in diesem Haus als deine
    ungeliebte Ehefrau zu fristen. Und mehr würde sie doch niemals sein, nicht wahr, Bruder? Ihr
    würdet beide nur verbittern. Das kannst du nicht wollen.“
    „Was willst du darauf hören?“ Stanley winkte ab. „Du weißt, wer diese Ehe verlangt. Wir
    haben keine Wahl. Unser Vater hat es so bestimmt und nun tanzen wir wie die Puppen an
    seinen Fäden.“ Langsam kehrte er zu seinem Bruder zurück, der ihm zwar zustimmte und
    trotzdem widersprach.






    „Was, wenn wir sie durchschneiden? Wenn wir beide dieses Spiel nicht mitspielen? Was kann
    uns schon passieren? Er kann dich nicht enterben, außer dem unveräußerlichen Besitz ist
    ohnehin kaum noch etwas da.Und mir kann man nichts wegnehmen, was ich nicht besitze.“
    „Du vergisst die Königin. Die kann uns eine Menge Schwierigkeiten bereiten. Da ihre eigene
    Ehe so denkbar unglücklich verläuft, scheint es ihr ein Bedürfnis zu sein, ihre Untertanen
    auch daran teilhaben zu lassen. Gott verfluche sie für diese Huld.“ Die letzten Worte hatte er
    nur noch gemurmelt, während er sich auf das Bett fallen ließ, sodass William ihn nicht
    verstehen konnte.
    „Lass mich mit der Königin sprechen. Wenn du keine Einwände erhebst, dann kann selbst sie
    nichts mehr dagegen sagen. Dann bist du von deinem Wort entbunden und kannst frei
    wählen.“






    Freie Wahl. Als ob es ihm darum ging! Doch zumindest ein Gutes würde das Ganze haben. Er
    wäre das Mädchen los, sauber und ohne sich die Hände schmutzig machen zu müssen. Und
    man würde ihn zudem als den Leidtragenden betrachten. Es mochte dem Narren noch nicht
    klar sein, doch man würde es nicht vergessen, dass er seinem Bruder die Braut weggenommen
    hätte. Er musste nur ja sagen und alle seine Probleme würden sich in Nichts auflösen. Alle,
    bis auf eines. Das Geld. Catalinas Vermögen sollte bei ihrer Heirat ihrem Ehemann zufallen,
    so hatte man es vereinbart. Nur, wenn nicht er sie heiratete, sondern William, dann gingen
    seine Ansprüche ebenso auf diesen über wie es seine Rechte taten.
    Allerdings....Stanley verzog die Lippen zu einem winzigen Lächeln.






    In seinem Bestreben, seine Tochter abzusichern, hatte der alte Mann einen Fehler begangen,
    einen Fehler, der es ihm, Stanley, nun erlauben würde, sich großzügig zu zeigen, ohne alles zu
    verlieren. Kurz vor der Abreise hatte Don Federico ihm eine kleine Truhe ausgehändigt, in
    dem sich, wie er erklärte, die Besitzurkunden seiner Güter und sein Testament befanden.
    Angesichts seines bevorstehenden Todes wollte er nichts dem Zufall überlassen, hatte an alles
    gedacht, alles vorbereitet, für den Tag, an dem seine Tochter sich vermählte. Jenes
    Versprechen, gegeben in der Kapelle seines Schlosses, schien ihm bindend genug zu sein, um
    Stanleys Namen in die Urkunden einzusetzen. Sobald der alte Mann tot war, würde alles ihm
    gehören. Er hatte nicht umsonst so lange mit der Hochzeit gewartet in der Hoffnung auf die
    erlösende Nachricht, doch nun erledigte sich sein Problem auf einmal ganz von selbst.





    ++++++++++++++++
    geht noch weiter

  • *





    Ein leises, aber beharrliches Klopfen ließ Catalina nur wenig später aus ihren Gedanken
    aufschrecken. Sie hätte unmöglich sagen können, wie lange sie nun schon hier saß und den
    Flammen im Kamin zusah, ohne dass sie ihr ängstlich pochendes Herz zur Ruhe bringen
    konnten. Die Bosheit hinter Stanleys so scheinheilig unschuldigen Worten während des
    Abendessens ließ sie noch immer zittern. Es bedurfte keines weiteren Beweises mehr, um ihr
    vor Augen zu führen, dass dies nicht mehr der Mann war, der sich in Spanien so
    freundlich um sie bemüht hatte. Doch hatte es diesen Mann überhaupt je gegeben, war er
    [FONT=&quot]nicht nur ein Trugbild gewesen? Schon wieder dieses Klopfen. Das konnte kein Diener sein.[/FONT]






    „William!“ flüsterte sie überrascht, als sie die Tür einen Spalt weit geöffnet hatte. Nach einem
    vorsichtigen Blick in den Gang trat sie einen Schritt zurück und ließ zu, dass er ihr Zimmer
    betrat.
    „Vergib mir mein nächtliches Eindringen!“ bat er mit einer galanten Verbeugung. „Doch ich
    wollte dich unbedingt noch einmal sehen, bevor ich morgen abreise.“ Ihr Lächeln gefor.
    „Ab...reise?“ würgte sie hervor. „Aber... wieso? Stanley? Hat...er?“
    „Das könnte man so sagen, ja.“ Er hob den Kopf und ja, er strahlte sie regelrecht an, als er
    nach ihren Händen griff und sie näher zog.






    „Es ist alles gut, Catalina. Ich habe mit ihm gesprochen, nun ja, gestritten tifft es wohl eher.
    Aber wir sind zu einer Einigung gelangt, zum ersten Mal seit langer Zeit. Ich werde nach
    London reisen und die Königin aufsuchen. Stanley hat einen Brief unterzeichnet, in dem er
    seinen Verzicht zu meinen Gunsten erklärt. Ich bin sicher, die Königin wird es akzeptieren
    und ihre Zustimmung geben. Du bist frei, Catalina. Du bist frei!“
    „Frei?“ Ihre Stimme zitterte. „Du...meinst, er...er hat wirklich....zugestimmt?“
    Sie vermochte es kaum zu glauben, dass es so einfach sein sollte. Doch William nickte.
    „Er wird es unserem Vater erklären und auch deinem. Er wird ja hoffentlich
    nichts gegen mich einzuwenden haben. Und dann, sobald ich zurück bin, wirst du meine Frau.
    Wenn du es dann noch willst!“







    „Natürlich will ich das“ hauchte sie, als würde ihr jeden Moment die Stimme versagen. Eben
    noch schien der Himmel für sie die Tränen zu vergießen, die sie nicht weinen konnte und die
    Zukunft konnte nicht düsterer sein, als die schweren Regenwolken, die ihre Last auf die Erde
    niederprasseln ließen. Doch nun, nur durch diese wenigen so bedeutungsvollen Worte,
    wurde alle Furcht in ihrem Herzen ausgelöscht. Nichts konnte süßer sein, als dieser allererste
    Kuss, sanft und zärtlich, so voller Verheißung auf das Glück an seiner Seite. Sie würde davon
    zehren, bis er wiederkehrte und der Priester die Worte sprach, die sie beide für immer
    verbinden würden.






    Am nächsten Morgen fand man Stanley scheinbar ohne Bewusstsein auf dem Boden neben
    dem Kamin. Als man ihn aufrichtete, bemerkte man ein kleines Blutrinnsal, das seinen
    Nacken hinuntergelaufen war und eine ziemlich große Beule an seinem Hinterkopf, die er
    sich wohl zugezogen haben musste, als er gegen die Einfassung des Kamins gestürzt war.
    Doch wie das geschehen war, das vermochte er nicht zu sagen. Das Letzte, woran er sich
    erinnere, sei der Streit mit seinem Bruder gewesen, behauptete er. Tatsächlich bestätigte
    Anne, das Dienstmädchen, eine laute Auseinandersetzung der beiden wegen der Spanierin
    gehört zu haben, über deren Ausgang sie allerdings nichts zu berichten wusste. Sie hatte wohl
    nicht gewagt, noch länger an der Tür zu lauschen.
    Wie auch immer, das Ganze war höchst mysteriös.“






    „Nun, das wäre doch leicht aufzuklären gewesen, man hätte doch nur William fragen
    müssen,“ warf Patrick ein, als Elizabeth an dieser Stelle ihre Erzählung unterbrach.
    „Ja, das hätte man, wenn es da nicht ein kleines, aber sehr bedeutendes Problem gegeben
    hätte. William Morgan war ... verschwunden. Sein Bett war unberührt. Keiner hatte ihn das
    Haus verlassen sehen, doch im Stall fehlten zwei Pferde.“
    „Zwei?“ rief Patrick. „Wieso denn zwei?“
    „Weil er nicht allein war. In dieser Nacht sind zwei Menschen verschwunden, Patrick, zwei.
    William und....Catalina.“







    ++++++++++++++++++++++++++++++
    An dieser Stelle werde ich das nun unterbrechen, damit es nicht gleich zuviel für den Wiedereinstieg wird. Und ich hoffe natürlich, ihr seid mir nicht allzu böse und bereit, mich und meine Catalina auch weiterhin zu begleiten.
    Bis bald.
    Nery

  • Hallo liebe Nery,


    wie sehr ich mich freue, dass es hier weitergeht, hab ich Dir ja schon mitgeteilt. Gott sei Dank sind Deine Sims erhalten geblieben. William wäre ein echter Verlust gewesen. ;)
    Zunächst mal, vielen Dank dafür dass Du Dir diese unendliche Arbeit gemacht und alles wieder aufgebaut hast! Ich weiß nicht, ob ich an Deiner Stelle diesen Langmut aufgebracht hätte.
    Aber so können wir nun alle weiter an Catalinas und auch Patricks Geschichte teilhaben. *freu*


    Und der wende ich mich jetzt auch mal zu. So, da geht Stanley zuerst auf Williams Angebot ein (dass ich Stanley ätzend finde, erwähne ich jetzt mal nicht weiter ...). Natürlich nur, weil er glaubt, einen Weg gefunden zu haben, Catalinas Erbe für sich zu sichern.
    Und da geht es jetzt natürlich los mit dem Spekulieren. Entweder, seine "scheinbare" Bewußtlosigkeit und Gedächtnisverlust sind Teil dieses Plans. Das wäre natürlich ganz, ganz übel - er könnte sich bei der Königin als der betrogene Bruder und Bräutigam ausgeben, obwohl er William sein Einverständnis erklärt hat und ihn so erst zur "Flucht" - die ja eigentlich nur eine Abreise war - gebracht hat.
    Oder er ist tatsächlich gestolpert und kann sich jetzt nicht mehr erinnern. Das wäre im Endeffekt für die beiden Verliebten genauso übel, würde allerdings Stanley etwas besser aussehen lassen.
    Aber egal, was es nun ist - für William und Catalina sieht es böse aus. Das Unglück nimmt seinen Lauf *schluchz*.
    Ich würde den beiden so sehr ein Happy-End gönnen, aber das kriegen wir ja wohl ganz offensichtlich nicht.


    Nochmal vielen Dank, dass Du so viel Arbeit reingesteckt hast und wir hier weiter mitfiebern dürfen!


    Ganz liebe Grüße!

  • So ,ich melde mich auch mal zu Wort,habe gestern nacht alles von Anfang an nachgelesen,war noch zu bewältigen.Auch ich muss dir ein grosses Kompliment aussprechen, dass du weitergemacht hast, die meisten geben in so einer Situation wie du ihre FS auf und die Leser sind furchtbar enttäuscht, aber du machst dir so eine Arbeit und baust wieder alles auf, einfach phänomenal.
    Zunächst,deine Bilder sind wunderschön, mit so viel Mühe ausgestattet, dieses mittelalterliche Ambiente, die Einrichtung der Häuser, die Kleidung,wirklich hinreissend.
    Das sieht ja nun ganz übel aus für William,ich glaube er hat nicht das Geringste mit dem Unfall von Stanley zu tun,ich denke dieser hat das alles inszeniert.Und nie und nimmer ist Catalina mit William einfach so davongegangen.Es muss sich etwas furchtbar Schlimmes ereignet haben, dass Catalina, die Familie mit so einem Fluch belegt.
    Aber ich finde es tragisch, dass sie auch nach so langer Zeit nicht von ihrer Rache Abstand nehmen kann.Patrick hat doch nun wirklich nichts mehr damit zu tun.Hoffentlich hören er und seine Mutter auf Elisabeth und der Fluch kann aufgehoben werden.
    Ein wenig zu gut erzogen und zu brav finde ich ihn ja schon,bisher kein Interesse an Frauen, etwas seltsam für einen gutaussehenden jungen Mann,nur auf Arbeit und das Wohlergehen seiner Mutter bedacht,keinerlei Eskapaden,aber naja,das ist wohl von dir so beabsichtigt.
    Die sich andeutende Liaison mit der jungen Witwe ist nicht ganz so mein Fall.Ein nettes junges Mädchen, das noch nicht mit einem so alten Knacker verheiratet war, wäre mehr nach meinem Geschmack. Toll wäre es, wenn er ein Mädchen aus der Linie von Catalina kennenlernen würde, evtl. sind da noch Seitenlinien vorhanden und dieses glücklich machen würde um so den Fluch aufzuheben,Catalina sozusagen zu versöhnen.Aber wer weiss, was wir über die junge Witwe noch erfahren.
    Ein bisschen Angst habe ich ,dass er sich mit dem verschuldeten Erbe übernimmt, aber er ist wohl ein sehr geschickter Geschäftsmann,der sich gut mit Wirtschaftsdingen auskennt.
    Und bei seinem netten Freund hoffe ich natürlich auf ein Happy End, dass er seine Angebetete bekommt, auch wenn er nur der zweite Sohn ist.
    So, nun freue ich mich auf die Fortsetzung und du hast eine neue Leserin gewonnen.

  • Okay, eigentlich hatte ich Dir einen *KREISCH* Kommi versprochen, aber es ist doch eher ein UFFZ Kommi. Uffz, weil das ne harte Nuss ist.


    Das zwei Pferde im Stall fehlen und eben auch ausgerechnet Catalina und William, mag ja noch nachvollziehbar sein, wenn publik wäre dass der "gute" Stanley verzichtet.
    Nur weiss das ja leider niemand.
    Davon mal ab dass die Abreise der Verliebten ziemlich überstürzt erscheint und es für diese Eile eigentlich keinen Grund gibt, zumal William ja nur von sich sprach, der zur Königin reisen wollte; liegt ja nun Stanley darnieder und das ohne Erinnerung.
    Da also niemand aus dem Haushalt von dem Gespräch etwas wusste, wird wohl jeder von ausgehen das William seinem Bruder eine übergezogen hat und seine Braut schlichtweg entführt hat, oder sie eben gemeinsam durchbrannten.
    Sieht also schlecht für die Beiden aus.


    Da ich aber ein alter Schwarzseher bin, glaube ich nicht wirklich daran, es macht keinen Sinn und ich warte böse grinsend auf das Übel das die Beiden wohl in der vergangenen Nacht ereilt hat... denn das es eines gibt, das vielleicht nichtmal Stanleys Gesicht hat, dessen bin ich mir sicher.


    LG,
    der Rettungsanker ;P