• Hi!

    Ich bin gerade etwas verwirrt. Wenn ich es richtig verstanden habe ist Ian = Luke und Kor = Steven. Die beiden sind Nachbarn???
    Noch ein komplimenr an Gifti, deine Story ist einfach super.

    Gruß Solid Snake

    [center][SIZE=3]A legend is nothing but fiction.[/SIZE][/center]
    [center][SIZE=3]Someone tells it, someone else [/SIZE][/center]
    [center][SIZE=3]remembes, everybody passes it[/SIZE][/center]
    [center][SIZE=3]on![/SIZE][/center]

  • Das ist ja schrecklich,was für schlimme Experimente machen die nur! Aber wieso passen die zwei auch nicht besser auf,da steht Paula am Waschbecken rum und achtet überhaupt nicht auf Ian.Die beiden müssten doch langsam wissen ,dass sie sich immer im Auge behalten müssen.
    Diesen Spruch mit den Erinnerungen habe ich mal längere Zeit als Signatur verwendet,ich finde ihn sehr schön,für mich hat er eine besondere Bedeutung.
    Paula kommt bestimmt auch noch an diese Apparaturen.Wahrscheinlich wird dadurch verhindert,dass Erinnerungen an das frühere Leben hochkommen.

  • Hi!
    Ich hab jetzt schon lange nicht mehr geschrieben, aber jetzt komme ich wieder dazu ;).
    Dieses Ehepaar scheint ganz schön glücklich zu sein.
    Ich glaube, dass das Kor und seine Frau einmal waren, denke ich.
    Und dann hat irgendjemand vielleicht sein Leben zerstört und deswegen will er sich nun so an den Menschen rächen.
    Könnte ja gut sein :D

    Der arme Kor, er tut mir richtig leid...

    Bin mal wieder gespannt auf die Fortsetzung und mal schauen was noch so passiert :)

    lg

    Can't remind of the past.
    Can't realize the present.
    Waiting for the future with you.


    [SIZE=4][/SIZE]

  • Das mit der Erinnerung kann ich mir sehr gut vorstellen... also, dass die ganz gezielt manipuliert wird. Wie Ratten im Käfig... Kommt mir im Moment so vor, als ziele Kor auf ganz bestimmte Reaktionen bei seinen Opfern hin. Zu welchem Zweck, das ist mir völlig unklar. Aber er scheint ja irgendwie immer schon zu erahnen, was seine Opfer zu welchem Zeitpunkt tun werden. Und damit sie weiter wie programmiert reagieren, muss er gelegentlich an ihren Körpern (am Gehirn?) herumfummeln lassen... Furchtbar... Furchtbar spannend!

    [CENTER][SIZE="1"][COLOR="#a0522d"]life is what happens when you're busy making other plans.[/COLOR][/SIZE][/CENTER]

  • 10



    Nur Schwärze. Unglaubliche Schmerzen, die seinen Körper durchfuhren und um ihn herum alles Schwärze. Und dann sah er sie wieder, diese Frau, diese wunderschöne schwangere Frau, die ihn so friedlich anblickte und er begriff, dass er entweder starb oder halluzinierte.
    „Luke“, sagte sie und legte ihre Hand behutsam auf seine Schulter und auf einmal befand er sich wieder in jenem idyllischen Wohnzimmer auf dem Sofa vor dem knisternden Kamin.



    „Hast du eine Idee, wie wir sie nennen sollen?“
    Er verstand erst, als ihr Blick auf ihren gewölbten Bauch fiel.
    „Vielleicht Paula“, hörte er eine Stimme sagen, und dann begriff er, dass es seine eigene war. „In Gedenken an deine Mutter Pauline, dachte ich.“
    Sie antwortete nicht, aber er fühlte, dass sie glücklich war. Auch er empfand Glück, als er sie so ansah, begriff dann aber wieder, dass es nur eine Traumwelt war, in die er da geflüchtet war und wurde jäh vom brennenden Licht in seinen Augen geweckt.



    Ian rappelte sich auf und lehnte sich an die kahle Wand. Seine Knochen schmerzten vom Liegen auf den harten Fliesen und sein Kopf dröhnte. Er wusste weder, wie viel Zeit vergangen war, noch, was in dieser geschehen war, aber ihm wurde schmerzlich bewusst, dass er Gefahr lief, auch die kleinen Erinnerungsfetzen zu verlieren, die als einziges zwischen ihm und der Leere standen, die ihn aufzufressen drohte.



    Er erinnerte sich, dass es nicht das erste Mal war, dass er von dieser Frau geträumt hatte. Wer war sie? Wer war dieser Mann, der so anders aussah als er, der sich so anders anfühlte, als er, und der doch seine Stimme hatte? War er Luke? War es seine Frau, die schwanger war, und die jetzt vielleicht auf ihn wartete, voller Ungewissheit, mit dem Baby im Bauch?



    Ian schlug mit dem Kopf hin und her, als wollte er seine Kopfschmerzen abschütteln. Er erinnerte sich wieder an den Untersuchungsraum, an seine Bewegungsunfähigkeit und an die Frau mit dem weißen Mundschutz, die sich über ihn beugte. War auch das nur eine Halluzination gewesen? Er spürte, wie seine Erinnerungen schwanden, wie bei einem Traum, an den man sich morgens noch erinnert und den man festzuhalten versucht, von dem eine Stunde später aber nichts mehr übrig ist. Er fühlte sich, als würde er den Verstand verlieren.
    Er musste es aufschreiben.



    Ian fluchte, dass es in seinem Gefängnis nichts gab, was man ansatzweise als Stift verwenden konnte, nicht einmal einen Stein oder einen Stock, mit dem man die Erinnerungen irgendwo hineinritzen konnte, und sei es in die eigene Haut.
    Wo war Paula? Vielleicht konnte er ihr alles erzählen und sie würde es für ihn behalten. Sich erinnern, wenn ihm nichts mehr blieb als die traurige Gewissheit, dass da irgendwann mal etwas war, und wenn es auch nur zwei Puzzleteile zu einem unendlich großen Rätsel waren.



    Ian wollte aufstehen, aber die Schmerzen in seinen Knochen und Gliedern übermannten ihn. Was hatten sie mit ihm gemacht? Wer waren „sie“ überhaupt? War Kor vielleicht nicht der Einzige? Waren es zwei, drei oder gar eine ganze Gruppe Menschen, die ihn hier eingesperrt hatten?
    „Paula!“, schrie Ian so laut er konnte, aber seine Kehle fühlte sich an wie zugeschnürt.
    Zugeschnürt und staubtrocken. Er musste sich dringend bis zum Waschraum schleppen, wenn er nicht dehydrieren wollte. Dehydrieren? War er jemand, der solche Ausdrücke benutzte?



    „Paula!“, rief er noch einmal und dann wurde ihm klar, dass sie den gleichen Namen hatte, wie das Baby aus seinen Träumen. Aber wenn die schwangere Frau Paulas Mutter war, dann konnte er nicht Luke sein. Paula war mindestens sechzehn, vielleicht auch achtzehn oder neunzehn, er konnte unmöglich ihr Vater sein. Oder doch? Vielleicht war er älter, als er dachte?
    Nein. Es fühlte sich auch nicht so an. Sollte sein Traum tatsächlich eine Erinnerung sein, dann eine, die noch nicht lange zurück lag, zumindest keine Jahrzehnte.


  • Es war ihm so real vorgekommen, er konnte sogar das Parfum der Frau riechen und den Duft der frisch gebackenen Kekse. Es lag sicher noch nicht lange zurück.
    Und wenn es doch nur ein bedeutungsloser Traum war? Wenn er weder Luke war, noch Paula das Baby, wenn dieses Szenario nur seinem kranken Kopf entsprungen war und er an einer Illusion festzuhalten versuchte? Aber bedeutungslose Träume kamen nicht wieder. Sobald er schlief, war er Lukes Stimme, und sobald er schlief, befand er sich in diesem Wohnzimmer.



    Ian riss sich zusammen und stand auf. Beißender Schmerz durchfuhr seinen Kopf und für einen Moment fürchtete er, das Bewusstsein zu verlieren. Er schleppte sich die paar Schritte zur Tür und stellte erleichtert fest, dass sie nicht verschlossen war.



    Das rothaarige Mädchen lehnte an der Wand und zitterte. Ihre Augen waren halb geschlossen und sie starrte in die Leere oder in etwas, was nur sie sehen konnte. Ian fühlte, wie seine Beine unter ihm nachgaben und mit einem Blick auf Paula verlor er wieder das Bewusstsein.


    Durch den Aufschlag auf den Boden erlangte Ian das Bewusstsein wieder. Obwohl er wusste, dass Köpfe nicht die Eigenschaft hatten, zu explodieren, hätte es ihn nicht gewundert, wenn ihm auf einmal sein Gehirn um die Ohren flog.



    Er war sich sicher, noch nie in seinem Leben solche Schmerzen empfunden zu haben. Die Wirklichkeit flackerte vor seinen Augen und er wunderte sich, dass er überhaupt noch etwas sehen konnte.
    „Paula“, hörte er sich keuchen, als er an die Wand robbte. „Kannst du dich… an irgendetwas erinnern?“



    Paula starrte ihn an, aber in ihren Augen war nur Leere. Er wollte ihr erzählen, was sie mit ihm gemacht hatten, wollte ihr erzählen, war er geträumt hatte, aber die Erinnerungen waren weg.
    Alles, was er noch wusste, war, dass er sich nächstes Mal einen Stift und Papier wünschen wollte – wenn er denn noch einen Wunschtag erleben sollte.

  • Wow.
    Genau dass, das er seine Erinnerungen wieder vergisst, habe ich befürchtet.
    Die Bilder find ich toll. Besonders das dritte. Das siebte find ich nicht so gut, weil das so komisch aussieht. Diese Pose...


    Gelungen (wie immer)!

    † 08/22/12

    and I know it's hard when you're falling down
    but it's a long way up once you've hit the ground
    get up now, get up

  • Wieder packend geschrieben.Wenn er nur seinen Wunsch nicht vergisst und das nächste Mal seinen Traum aufschreiben kann.Die Erinnerung scheint ja nur kurz da zu sein.Wenn er doch Luke ist und Paula das Baby war,dann würde die beiden ja was verbinden und vielleicht liegt da der Schlüssel,wieso Kor die beiden quält.

  • Hm, nein ich glaube nicht, dass Paula aus dem Gefängnis Ians Tocher Paula ist. Ihr wurde dieser Name ja auch von Kor gegeben; also weiß Kor (welcher ja offenbar Ians Nachbar ist) um Ians Privatleben. Scheint eine Art Rache zu wollen, für was auch immer, und deshalb will er Ians Persönlichkeit zerstören, indem er ihm alles nimmt und dennoch häppchenweise das vorführt, was Ian früher am Wichtigsten war. Irgendwie erinnert mich das an eien griechische Sage... War das Tantalos (ich verwechsle ewig die Namen), den die Götter bestraften indem er auf ewig bis zu den Knien in Wasser, neben einem Apfelbaum stehen muss, das Wasser verschwindet, sobald er sich bügt um zu trinken, die Äpfel höher wachsen, sobald er nach ihnen greifen will, um zu essen? jedenfalls muss ich daran denken.


    Die Frage ist - gibt es eine echte Verbindung zwischen Paula und Ian? Oder ist sie ein zufälliges Opfer? Und wieso tut Kor ihnen das an? Was sind seine Beweggründe? Will er beide schlussendlich umbringen?

    [CENTER][SIZE="1"][COLOR="#a0522d"]life is what happens when you're busy making other plans.[/COLOR][/SIZE][/CENTER]

  • Naaaa... ziemlich Ebbe in diesem Unterforum seit dem Release von Sims 3, hm? Trotzdem danke ich euch drei für die Kommis :)


    sabeunski: VIelen Dank für dein Lob. Ja, du hast Recht, die Pose auf dem einen Bild ist wirklich nicht so der Bringer.


    Shoshona: Auch dir vielen Dank, schön dass man sich auf Kommis von dir so verlassen kann :) Freue mich jedes Mal!


    FastForward: Wow, du hast echt interessante Gedanken zu der Story :) Und einiges aus deinen Spekulaionen trifft sowas von zu...der Großteil leider nicht, wobei ich das aber echt mega interesant finde und ene hervorragende Idee. Wär ich gar nicht so drauf gekommen :)
    Zufall ist übrigens nichts, aber auch so gar nichts, in der Story... es hat alles seine Gründe... die ich euch nach und nach präsentieren werde... irgendwann ;)
    Viel Spaß noch weiterhin!

  • So... ein bisschen Gerede und Erinnerungen... aber dafür nicht ganz so kurz wie sonst.
    Und auf das nächste Kapitel (12) dürft ihr euch besonders freuen, dann gibts mal was ganz Neues :D Muss nur noch die Location bauen^^ Und DA freu ich mich dann auf eure Gedanken :D
    Aber nun erstmal viel Freude bei 11 (;


    11


    Das Mädchen regte sich nicht, ihr Blick war starr.
    „Paula. Paula, was ist los?“ Ian fühlte, wie sein Herz sich zusammenzog. „Komm, rede mit mir!“
    „Was macht er mit uns?“ Paulas Stimme war schwach, kaum hörbar. „Er holt uns hier raus, oder? Wenn wir ohnmächtig sind, holt er uns hier raus.“
    „Ich konnte mich erinnern“, hörte Ian seine Stimme sagen, „Ich war aufgewacht und konnte mich irgendwie erinnern. Ich wollte es dir sagen, aber diese Schmerzen, diese Kopfschmerzen. Und diese Ohnmächte.“



    „Er macht uns absichtlich bewusstlos, oder?“ Paula sah Ian jetzt an und in ihren Augen bildeten sich Tränen. Er war froh darüber. Froh, über diese Gefühlsregung, dieses Lebenszeichen, welches ihm die ganze Situation menschlicher, weniger surreal vorkommen ließ.
    „Ich denke, von alleine kommen diese Gedächtnisprobleme nicht. Er manipuliert uns gezielt. Beabsichtigt. Und ganz sicher mit Erfolg.“
    „Ich erinnere mich an gar nichts. An wirklich überhaupt nichts. Es ist nur Leere und Stille da, keine Bilder, keine Erinnerung, nur… nichts.“



    Ian sah zu Boden. Er hasste sich dafür, die Bruchstücke der Erinnerungen wieder gehen lassen zu haben, hasste sich dafür, seine vielleicht einzige Chance nicht nutzen zu können.
    „Vielleicht sind wir schon ewig hier drin. Wir erinnern uns nur nicht. Ian… was ist wenn er uns schon seit Jahren hier gefangen hält?“
    „Tut er nicht.“
    „Was?“ Paula war verdutzt über die Sicherheit in Ians Stimme, fragte sich, wie er ihre ihr doch so berechtigt erscheinenden Vermutungen einfach wegwischen konnte.
    „Tut er nicht. Wir sind noch nicht lange hier.“
    „Wie kannst du dir da so sicher sein?“
    „Die Erinnerung an die Zeit hier drin löscht er nicht aus. Ich kann mich haargenau an alles erinnern, was in diesen Räumen geschehen ist.“



    „Ja, seit gestern.“ Paula fühlte Wut in sich aufsteigen. „Aber woher willst du denn wissen, was davor war, wenn du dich nicht erinnern kannst, woher willst du wissen, dass…“
    „Paula!“ Ians Stimme klang beschwichtigender als gewollt. „Ich kann mich nicht erinnern, aber ich weiß es. Ich habe ein Gefühl, von dem ich nicht glaube, dass er es manipulieren kann, und falls doch, kann ich immer noch sehen.“
    „Sehen? Was meinst du mit sehen?“



    „Überleg doch mal, als du gestern Morgen hier aufgewacht bist, warst du geschminkt. Es war verschmiert vom Weinen, vom Schlafen, vielleicht von einer Auseinandersetzung, aber du hattest Schminke im Gesicht. Ich habe diese Wunde im Gesicht, und sie ist frisch. Hier drinnen werde ich sie mir nicht zugezogen haben, denn hier gibt es nichts zum verletzen, ist dir das aufgefallen? Du warst noch geschminkt und ich frisch verletzt. Er hat uns erst gestern hier her gebracht.“



    Paula schwieg. Sie wusste nicht, wie sie so blind hatte sein können, so ignorant und war wütend, dass sie weniger fähig war, Zusammenhänge zu erkennen, logisch zu denken, als ihr Mitgefangener. Aber er hatte Recht. Es war unwahrscheinlich, dass Kor all das inszeniert hatte. Möglich, aber unwahrscheinlich, nicht anzunehmen. Zwei Tage also erst.


  • Sie merkten nicht, ob die Stunden verflogen oder die Minuten dahinkrochen, wussten nicht, in welchem Tempo sie ihrer Freilassung näher kamen – oder ihrem Tod. Ian überlegte sich, ob es sinnvoll war, sich eine Uhr zu wünschen, um das Zeitgefühl wieder zu erlangen, aber dann erschien ihm dieser Wunsch trivial und unnötig. Es gab wichtigeres, als Zeit. Wichtigeres, als das Wissen, wie lange sie schon eingesperrt waren.



    Sie starrten auf den Einwegspiegel, in der Hoffnung, ihr Peiniger würde dahinter erscheinen und irgendetwas verlauten lassen. Es war ganz egal was. Und wenn er nur ein Mal auf diese furchtbar undurchschaubare Art falsch grinsen, oder sie beschimpfen oder einfach nur dastehen und sich von ihnen beschimpfen lassen würde. Aber sie konnten nichts anderes tun, als zu warten, auf dem kalten Fliesenboden zu sitzen und Löcher in die Luft zu starren, zu warten auf eine Erlösung, die nie kommen sollte.



    Und wenn es doch alles nur ein Traum war? In Träumen merkt man doch nicht, dass man träumt, oder? Denkt man denn darüber nach? Würde man es merken, wenn man darüber nachdenken würde?
    Ian schlug seinen Hinterkopf hart gegen die Wand. Es tat ihm gut, sich selbst zu spüren, irgendetwas menschliches zu erleben, und sei es der Schmerz, der ihm half, sich daran zu erinnern, dass er noch lebte. Er schloss die Augen, in der Hoffung, irgendwelche Erinnerungsbruchstücke würden auftauchen, irgendwelche Motive, Farben, Stimmen, aber alles was er sah, war Schwärze. Unbarmherzliches schwarz, welches umso erdrückender wurde, je länger er versuchte, etwas anderes herauf zu beschwören.



    Paula saß an der Wand und kaute an ihren Fingernägeln. Sie wusste nicht, ob sie das vorher schon getan hatte oder wie sie jetzt darauf kam, denn ihre Nägel sahen gepflegt aus, aber es war ihr auch egal. Wenn man keine Vergangenheit mehr hatte, hatte man auch kein Bild über sich selbst, dem man weiterhin entsprechen sollte. Man konnte neu anfangen, sich ein neues Ich zusammenbauen. Ob man der gleiche Mensch werden würde wie vorher? Inwiefern würde man ihm noch gleichen? War der Charakter in den Genen festgeschrieben oder formte er sich durch die Vergangenheit?



    Paula wusste auf all diese Fragen keine Antwort. Ob sie sie früher gewusst hätte?
    Sie wartete auf Essen. Obwohl sie keinen Hunger verspürte, was sie sich nicht erklären konnte, wartete sie darauf, weil sie hoffte, das damit etwas Bewegung in die Situation kam. Es war ihr zuwider, nur zu sitzen und zu warten und noch nicht einmal zu wissen, auf was. Was war, wenn Kor nicht mehr auftauchte? Wenn ihm etwas zugestoßen war oder er nicht mehr herkommen könnte, aus welchen Gründen auch immer? Wenn er sich vielleicht verstecken musste? Würden sie hier jemals gefunden werden?
    Paulas Gedanken zermürbten sie. Sie musste einfach etwas tun, irgendetwas, so absurd es auch sein mochte.



    „Ian?“
    Der junge Mann sah auf. Er sah sie genau so an, wie am Tag zuvor, mit genau dem selben gebrochenen Blick und doch glaubte sie, irgendetwas in seinem Ausdruck hätte sich verändert. Es fehlte das Leuchten, sein Blick wirkte stumpf, unecht. Ob es daran lag, dass seine Seele starb?
    „Glaubst du, es hat einen Grund, dass er uns beide ausgewählt hat? Haben wir etwas gemeinsam? Glaubst du, wir kannten uns?“
    Ian antwortete nicht. Paula wusste nicht einmal, ob er sie gehört hatte.
    „Oder glaubst du, es ist Zufall?“
    Ians Gedanken rasten. Paula. Paula! Es fiel ihm wieder ein. Er hatte geträumt, von… von diesem Namen, Paula, und diese Frau…



    „Meine Tochter heißt Paula“, rief er und sprang auf. Das rothaarige Mädchen starrte ihn an.
    „Was?“
    „Ich erinnere mich wieder, an diesen Traum. Meine Frau war schwanger und dieses Kind, wir wollten es Paula nennen.“
    „Ian, Träume… Träume spiegeln nicht die Realität wieder, du hast dir das zusammengesetzt aus…“
    „Nein. Nein. Nein. Es war nicht so. Es ist kein normaler Traum. Ich weiß es, Paula, ich weiß es.“



    Paula wusste nicht, was sie denken sollte. Was war los mit Ian, dass er immer diese Stimmungsumschwünge hatte? Und diese Träume, sollte er Recht haben, und sie stammten aus seiner Vergangenheit? Halluzinierte er, war er vielleicht psychotisch?
    „Ich kann mich kaum erinnern, es scheint als würde mir jemand dieses Wissen entreißen, aber es war da. Dieses Gefühl. Paula, ich bilde mir das nicht ein. Dein Name ist kein Zufall.“
    „Ian, ich bin nicht deine Tochter, das würde…“
    „Nein. Nein, bist du nicht. Aber es hängt zusammen, Paula. Irgendwie hängt es zusammen.“
    „Und was ist, wenn Kor deine Gedanken nur manipuliert? Wenn er das irgendwie steuern kann, so wie er alles andere auch steuert, wenn das alles nur Hirngespinste sind?“

  • Ob die beiden etwa smit Ians wiedergewonnener Erinnnerung anfangen können?Diesmal hast du uns ja nicht sehr viel verraten,bin gespannt,wie es jetzt weitergehen wird.

  • Hy!

    Die Geschichte wird immer spannender. Was geschiet nur mit den Beiden. Und was hat Kork mit ihnen vor? Aber eines Verstehe ich immer noch nicht, wie kann er einen aus diesem Käfig hohlen ohne das es der andere merkt?
    Bin gespannt wie es weiter geht.

    Gruß Solid Snake

    [center][SIZE=3]A legend is nothing but fiction.[/SIZE][/center]
    [center][SIZE=3]Someone tells it, someone else [/SIZE][/center]
    [center][SIZE=3]remembes, everybody passes it[/SIZE][/center]
    [center][SIZE=3]on![/SIZE][/center]

  • Danke für eure Kommis, ihr Beiden!
    Und hier dann mal das nächste Kapitel, das vllt etwas mehr Anreize zu Spekulationen bietet!




    12



    Als Ian aufwachte, sah er in zwei graue Augen. Er brauchte einen Moment, um wieder klar im Kopf zu werden, und sich daran zu erinnern, was geschehen war. Das Licht war ausgegangen und daraus hatte er geschlossen, dass Abends war. Paula hatte nicht mehr mit ihm geredet und so hatte er sich irgendwann zum Schlafen hingelegt, und nun… wie lange war das her?
    Er brauchte einige Sekunden, um zu realisieren, dass er nicht mehr in dem Raum war. Jemand hatte ihn rausgeholt. War er frei?
    Wo war er?



    „Er braucht ein bisschen“, hörte er eine Stimme sagen. „Gib ihm eine Minute.“
    Er saß. Saß auf einem Stuhl, seine Hände lagen auf seinen Beinen. War er gefesselt? Vor ihm ein Tisch, groß, dunkel. Und dahinter… zwei Männer. Wer waren sie? Kannte er sie?
    „Können Sie uns hören?“
    Ian erkannte, dass einer der Männer Kor war.



    „Ian, dass Sie grade nicht ganz klar sind, liegt an einem Mittel, das wir Ihnen gegeben haben. Es wird gleich besser. Heute ist Mittwoch, Ian, und mittwochs wollen wir uns ein bisschen unterhalten. Bitte versuchen Sie, sich nicht zu sehr zu bewegen, es wird Ihnen Schmerzen bereiten. Ian, geben sie uns ein Zeichen, wenn sie soweit sind.“



    „Wer… wer verflucht sind Sie?“ Ian begriff die Situation und versuchte aufzustehen, auf die Männer loszugehen, die hier mit ihm redeten, als wäre das das normalste der Welt, aber Schellen an seinen Händen und Füßen machten ihn bewegungsunfähig.
    „Ian, alles was Sie wissen müssen, wissen Sie bereits. Namen sind nicht von Bedeutung.“
    „Ich weiß überhaupt nichts!“ Ian brüllte und wand sich in seinen Fesseln.
    Der Mann, der die ganze Zeit redete, sah ihn durchdringend an. Ians Blick fiel auf Kor, der aber nur da saß und unbeteiligt wirkte.



    „Vielleicht beruhigen Sie sich. Hören Sie… an was erinnern Sie sich?“
    Ian fragte sich, ob er sich das alles nur einbildete. Es kam ihm unwirklich vor, noch surrealer als die Gefangenschaft mit Paula in diesen… Paula. Was hatten sie mit ihr gemacht?
    „Wo ist Paula?“, keifte Ian den Mann an, der betont ruhig und lässig wirkte.
    „Wer ist Paula, Ian?“
    „Jetzt hör auf, mit mir zu reden, als wäre ich nicht ganz dicht. Das Mädchen, mit dem ihr mich eingesperrt hattet, wo ist sie?“



    „Ian, jetzt sind erstmal allein Sie wichtig. Wie fühlen Sie sich?“
    „Wie ich mich fühle? Wollt ihr mich verarschen?“ Ian kochte von Wut, riss an seinen Handschellen, wollte aufstehen, sie schlagen, umbringen, abhauen, raus hier, zurück zu… ja, zurück zu was eigentlich?
    „Lasst mich frei!“
    „Beruhigen Sie sich, sonst müssen wir Ihnen was geben. Es ist doch auch in ihrem Interesse, dass das hier schnell vorbei ist.“
    „Und dann? Und was macht ihr, wenn das hier vorbei ist? Mich wieder zurück bringen? Mich einsperren wie Vieh und mich auf meinen Tod warten lassen? Was wollt ihr von mir?“



    „Ian, sagen Sie uns, an was Sie sich erinnern.“
    „Ihr Schweine, ich weiß überhaupt…“
    Der Mann sah über Ian hinweg und nickte, und erst dann bemerkte er, dass hinter ihm noch eine Person stand. Sein Kopf fuhr herum, aber dann spürte er auch schon die Nadel in seinem Hals. Unfähig, etwas dagegen zu unternehmen, musste er zusehen, wie die blonde Frau, die er schon einmal irgendwo gesehen hatte, ihm das Beruhigungsmittel in die Vene spritzte.



    „Danke“, hörte er den Mann sagen und die Frau entfernte sich. Ob sie wirklich ging oder nur einige Schritte hinter ihm stehen blieb, konnte er nicht ausmachen. Ian spürte, wie das Mittel seine Sinne benebelte und er willenlos wurde.
    „An was können Sie sich erinnern, Ian?“, fragte der Mann ein drittes Mal ohne jegliche Betonung in der Stimme, ja, nicht einmal mit Interesse.


  • „Was, was wollen Sie hören? Ich habe mein Gedächtnis verloren, ich bin in diesem Raum aufgewacht und da war dieses Mädchen…“
    Ian erzählte alles, was er über die letzte zwei Tage wusste. Er hielt einen Monolog und seine Verhörer unterbrachen ihn kein einziges Mal, fragten nie weiter nach, ja, regten sich nicht einmal.
    „… Und dann wachte ich auf, und bin hier. Und ich weiß nicht, warum. Weiß nicht, was das alles zu bedeuten hat, was ihr von mir wollt… weiß nicht, ob ihr mich tötet.“
    „Danke Ian. Dieses Mädchen, Paula. Erzählen Sie von Ihrer Beziehung zu ihr. Was denken Sie über sie?“



    Ian atmete tief durch. Obwohl seine Augen schwer wurden und er das Gefühl hatte, sich zusammenreißen zu müssen, damit er nicht das Bewusstsein verlor, raste sein Herz. Er erzählte alles über Paula, was ihm einfiel, alles, was sie wissen wollten und vielleicht auch eine Menge, die sie nicht interessierte.
    Er wusste nicht, warum sie all das wissen wollten, wer sie waren, aber er hatte keine Kraft, sich gegen sie aufzulehnen. Er wusste ja nicht einmal, wer er war. Ob sie es wussten? Vielleicht hatte er eine Chance, wenn er kooperierte.



    „Ian, was glauben Sie, warum Sie hier sind?“
    Warum er hier war? Er wusste ja nicht einmal, wo er war.
    „Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Ihr habt mich entführt, aber ich weiß nicht, wieso. Weiß weder, wer ihr seid, noch was ihr wollt, noch sonst irgendwas.“
    Die Männer schwiegen. Der Mann ohne Namen sah Kor an, doch Ian konnte einen Blick nicht deuten. Kor nickte.
    „Ian. Erinnern Sie sich an einen Mann namens Luke?“


  • Der Mann starrte ihm in die Augen. Regungslos, fast wie eine Maschine.
    „Ich frage Sie noch einmal: Erinnern Sie sich an einen Mann namens Luke?“
    Ians Gedanken kreisten. Er erinnerte sich an Luke. Er war der Mann aus seinen Träumen, er war… er? Nein, das war nicht möglich, ebenso wenig wie… ebenso wenig wie dieser ganze Zustand möglich war. Was wussten diese Männer? Inwieweit konnte er ihnen trauen?
    „Ich kenne keinen Luke.“
    „Ian, Sie täten besser daran, uns nicht anzulügen.“
    Ian biss sich auf die Lippe.



    „Wenn ihr eh schon alles wisst, wieso fragt ihr mich dann? Was wollt ihr von mir? Ja, ich kenne vielleicht einen Mann namens Luke, aber ich weiß nicht, wer er ist. Ich kenne diesen Namen und ich kenne auch den Namen Paula, aber sie passen in diese Geschichte nicht rein. Sie sind von außerhalb, aber ich kann sie nicht zuordnen.“
    „Was wissen Sie noch von außerhalb?“



    „Ich vergesse es. Ich träume, und dann vergesse ich es wieder. Es ist wie ein Fluch. Ich weiß, dass diese Erinnerungen da sind, aber ich komme nicht an sie ran, kannst du das verstehen? Kannst du dir das vorstellen?“
    Ian wusste nicht, warum er mit diesem Mann redete, der ihm nicht einmal seinen Namen verraten hatte, wusste nicht, warum er ihm all das erzählte, und er hasste sich dafür. Er beschloss, nichts mehr zu sagen, keine Auskünfte mehr zu geben, und wenn sie ihn dann umbringen würden, dann wäre es wenigstens vorbei.



    „Ja, ich kann es mir vorstellen“, sagte der Mann plötzlich überraschend sanft und Ian zuckte zusammen. „Ich kann mir das sehr gut vorstellen. Ian, was würden Sie gerne tun?“
    „Ich würde euch gerne umbringen“, hörte Ian sich sagen, bevor er diesen Gedanken realisiert hatte.
    Der Mann war unbeeindruckt.
    „Glauben Sie, dass Sie das könnten? Hätten Sie die Kraft dazu, wenn sie nicht angebunden wären? Haben Sie schon einmal jemanden umgebracht, Ian? Erinnern Sie sich daran?“



    „Noch nie hatte ich Grund dazu, jemanden umzubringen!“
    Das Metall schnitt sich in Ians Handgelenke. Er wusste nicht, ob das Beruhigungsmittel schon in seiner Wirkung nachließ, oder wie es ihm sonst gelang, wieder zu Emotionen fähig zu sein, aber er hatte das Bedürfnis, laut zu schreien, zu randalieren, irgendetwas durch den Raum zu schleudern. Er musste diese Wut rauslassen, die sich in seinem Bauch staute. Stundenlang hatte er sich vorgestellt, was er machen würde, wenn er seinem Entführer gegenüber saß und nun tat er es und war unfähig, irgendetwas zu tun.



    „Wie können Sie sich da so sicher sein, wenn Sie sich an nichts erinnern?“
    „Ich weiß es einfach. Hattest du das jemals, dass du einfach etwas wusstest?“
    „Ich glaube nicht, nein. Ian, Ihre Aggressivität macht uns Sorgen.“
    „Dann redet mit mir. Gebt mir Antworten, verdammt noch mal!“
    „Das können wir leider auch nicht. Ich befürchte, Sie müssen das erst einmal so hinnehmen. Die Antworten sind vielleicht in Ihnen selbst, Ian.“
    Ian starrte auf die Tischplatte. Sein Zorn und seine Wut wandelten sich zu Hass. Er war sich sicher, dass nicht viele Menschen jemals so empfunden hatten.



    „Wir werden Sie gleich zurück bringen, Ian. Können wir noch irgendetwas für sie tun?“
    Er hob den Blick und starrte dem Mann in seine kalten Augen. Ja, er hätte die Kraft, ihn zu töten, wenn er fähig wäre, sich zu bewegen, das wusste er jetzt. Ian war sich sicher, dass es Situationen gab, in denen ein jeder fähig war, andere Leben auszulöschen. Diese gehörte dazu.
    „Was habt ihr mit meiner Frau und dem Baby gemacht?“ Ians Augen verengten sich zu Schlitzen, aber sein Verhörer zeigte keine Regung. Ians Blick fiel auf Kor, der die ganze Zeit geschwiegen hatte.
    „Sie hatten nie eine Familie, Ian. Es wäre besser, wenn Sie das endlich akzeptieren.“


  • Ui, heftig... Mit jeder fortsetzung stellt man sich mehr Fragen. Wieso tun diese beiden Männer so, als ob sie Ian helfen wollten? Hat Ian vielleicht früher Menschen getötet, und dies ist nun seine Bestrafung?
    Aber wieso manipulieren sie sein Gedächtnis? Sind die Erinnerungen an sein früheres ich wirklich falsch? Oh Mann, das ist so spannend. Auf eine Fortsetzung warten zu müssen grenzt an Folter... ;)

    [CENTER][SIZE="1"][COLOR="#a0522d"]life is what happens when you're busy making other plans.[/COLOR][/SIZE][/CENTER]

  • Uiii ... *gänsehaut*
    Ich liebe deinen Schreibstil.
    Und ich würde am liebsten sofort weiterlesen.
    Diese zwei Männer - also Kor und der andere - sind mir iwie unheimlich.
    Und ich denke nicht, dass Ian nie eine Familie hatte.
    Aber ob Paula seine Tochter ist? Ich weiß nicht so recht.


    Auf jedenfall ist es irre spannend und deine Kulissen etc super!


    Liebe Grüße und mach schnell weiter,
    Annika.