• Wow! Die Geschichte wird immer besser. "Gänsehaut bekomm". Es kommen immer mehr fragen auf, z.B. Warum behaupten die Entführer, das Ian keine Familie hat? Er hat sie doch in seinen Träumen gesehen?! Und, wie bekommen die Entführer Ian aus der Zelle ohne das es Paula merkt?

    Gruß Solid Snake

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  • Warum ist Ian nur so agressiv?Wenn er ruhiger wäre,würde er vielleicht mehr in Erfahrung bringen.Ob er vielleicht doch eine dunkle Vergangenheit hat?So heftige Wutanfälle könnte er ja schon früher einmal gehabt haben.

    Einmal editiert, zuletzt von Siola ()

  • Hm, nein, ich glaub nicht daß das miteinander in Verbindung steht. Ian ist so agressiv weil er verzweifelt ist. Man muss bedenken daß er sich in einer extremen Ausnahmesituation befindet, die sich über normalen Grenzen weit erstreckt. Er weiß nicht wo er ist, wer er ist, was mit ihm getan wird, hat keine Bezugspunkte mehr in Umgebung oder Zeit sowie einen Mangel an äußeren Reizen.
    Ich finde sogar, und das ist mein erster Kritikpunkt an der Geschichte, daß Ian und Paula zeitweise im vorletzten Kapitel viel zu gelassen und rational wirken. Vorallem Paula.... ihr wird klar daß sie von einem irren Typen bewusstlos gemacht wird - also ich als Frau hätte da ne ganze Reihe anderer Gedanken.

  • Lieben Dank für eure Kommis, euer Lob und eure Spekulationen. Ich habe mich sehr gefreut :)


    Blood on the ice, kurz zu deiner Kritik: Vielen Dank dafür, aber ich verspreche, dass es eine nachvollziehbare Erklärung geben wird, es ist also schon Absicht... vllt sollte ich das noch etwas klarer machen. Danke dir!


    (Achja, Immer wenn ich deine Signatur lese habe ich sofort nen Ohrwurm :D )


    Nun aber weiter mit Kapitel 13!


    13



    Der Regen prasselte unaufhörlich an das kleine Fenster und Paulas Blick folgt den kleinen Tropfen, die an der Scheibe abperlten. Regen. Wie sehr wünschte sie sich, ihn zu erleben, die kalten Tropfen auf ihrer Haut spüren zu können. In diesen vier Wänden gefangen zu sein, zermürbte nicht mehr nur ihren Geist, sondern begann auch, sich in ihre Seele zu fressen. Sie wusste nicht, wie ihre anfängliche Angst so schnell in Resignation und hatte umschlagen können, aber sie dachte nicht mehr daran, schnell aus dieser Hölle entfliehen zu können.



    Wie lange kann man einen Menschen von der Außenwelt isolieren, bis er seinen Verstand verliert? Wie lange dauert es, bis man anfängt, Neurosen zu entwickeln, geisteskrank zu werden?
    Seit Ian zurück war, hatte er kaum geredet. Nur in der Ecke gesessen, auf den Boden gestarrt und war vor Angst zusammengezuckt, als Paula aus dem Waschraum gekommen war. Wie lange dauert es, bis die menschliche Psyche bricht?



    Sie wusste nicht, was sie mit ihm gemacht hatten, aber sie war sich mittlerweile sicher, dass Kor – und er war nicht der Einzige -, sie von Zeit zu Zeit einzeln aus der Zelle holte, um irgendwelche Untersuchungen an ihnen zu machen.
    Wenn es stimmte, was Ian sagte, und er nicht halluzinierte, hatten sie ihn in einen Raum geführt und ihm Fragen gestellt. Wozu? Wer waren sie und was hatten sie vor? Was bezweckten sie mit alledem?



    Das junge Mädchen zerbrach sich den Kopf, konnte sich aber keinen Reim auf die Dinge machen, die mit ihr und um sie herum geschahen. Sie fühlte sich wie eine Maus in einem Versuchslabor, die weder Einsicht noch Einfluss in und auf das Geschehen hatte, und doch tragender Teil von alledem war. War es das, was hier vor sich ging? Ein Experiment? Waren sie Versuchspersonen?



    Paula rappelte sich auf und ging durch den Raum. Ihre Knochen und Glieder schmerzten vom Rumsitzen, von der Bewegungslosigkeit, der sie hier drin ausgeliefert waren. Das grelle Licht machte Paula müde, aber sie war zu angespannt, um ruhen zu können.

  • „Ich glaube, wir sind krank“, durchrissen Ians Worte die Geräuschkulisse von Paulas Schritten, die von den kahlen Wänden widerhallten.
    Der Blick des Mädchens fiel auf den Mann, der an der Wand lehnte, seine Beine an seinen Körper gezogen.



    „Es wird einen Grund haben, dass sie uns einsperren, dass sie uns Fragen stellen, dass wir nur mit Handschellen aus diesen Räumen kommen. Ich weiß nicht, ob das logisch ist, aber was ist, wenn wir in unserer Vergangenheit Schlimmes getan haben? Wenn wir Mörder sind?“
    Die Stimme des jungen Mannes brach.
    „Ian, das ist total absurd, ich glaube nicht…“
    „All diese Fragen, die sie mir gestellt haben. Ob ich mir vorstellen könnte, einen Menschen zu töten und an was ich mich erinnere… das fragen die doch nicht einfach so!“



    Paula setzte sich vor den Mann auf die kalten Fliesen, ihren Blick in seine grauen Augen gerichtet, die von kleinen Falten umspielt wurden.
    „Aber wer bin dann ich? Wieso sperren die uns zusammen ein? Das würde doch keinen Sinn machen. Sie sind die Verbrecher, Ian, nicht wir. Ich weiß nicht, was die da mit dir gemacht haben, aber…“
    „Ich saß ihnen gegenüber an einem Tisch.“ Ians Blick wurde hart.



    „Weißt du, wie das für mich war, wieder in einem normalen Raum zu sein? Nicht mehr auf dieses Weiß zu starren? Den einen Mann habe ich noch nie gesehen. Er hat geredet wie ein Psychologe und fragte immer wieder nach diesen Dingen aus der Vergangenheit… ich weiß doch nichts darüber. Ich träume von mir als Familienvater, aber sie sagen, ich habe nie eine Familie gehabt. Ich höre, wie Kor dich Paula nennt, aber der Andere fragt, wer Paula sei, als wärst du eine Illusion. Verstehst du? Als würde ich dich mir einbilden! Als wäre ich nicht ganz dicht!“ Ians Stimme versagte.



    „Aber Ian, ich weiß doch, dass das nicht so ist. Ich weiß doch, dass wir wirklich hier drin sind, in diesem… Gefängnis. Dass sie uns eingesperrt haben und nicht rauslassen und uns niemals so behandeln dürften, wenn das was Offizielles wäre und wir Kriminelle wären…“
    „Woher weißt du, dass sie Gefangene nicht so behandeln, nur weil sie es offiziell nicht so tun?“
    „Man Ian, jetzt hör auf. Wir müssen überlegen, wie wir hier rauskommen, bevor es uns aufgefressen hat, bevor wir keine Energie mehr haben, bevor… sie uns das alles so eingetrichtert haben, dass wir es glauben.“



    Ian schwieg. Er starrte auf die kahlen Fliesen, so wie er es am ersten Tag getan hatte und Paula wartete, dass er weinen würde, aber er tat es nicht. Einige Minuten starrte es so in die Ferne, bevor er Paula wieder ansah.
    „Nachzudenken fällt unheimlich schwer, wenn sie einem alles genommen haben, was man dafür verwenden könnte, nicht?“ Der Sarkasmus in seiner Stimme war nicht zu überhören. „Ich habe dieses Nachdenken satt. Es zermatert meinen Kopf – es kommt nichts dabei raus. Wir haben überhaupt keine Anhaltspunkte!“



    Paula stand auf und begann wieder, durch den Raum zu gehen. Ian sah zu ihr auf. „Wir haben nichts. Überhaupt keine Gewissheiten, keine Konstanten, nur Variablen. Wie soll man ein Problem lösen, mit nichts als Variablen?“
    „Wir sollen es nicht lösen, Ian. Dafür sind wir nicht hier.“
    „Wofür dann? Wofür?!“
    Paula antwortete nicht, denn es war eine rhetorische Frage. Ian wusste, dass sie es nicht wissen konnte, erwartete keine Antwort, nicht von ihr.



    „Paula, ich werde versuchen, zu schlafen. Vielleicht sind die Träume meine einzige Möglichkeit, an Erinnerungen zu kommen. Und wenn es diese Chance gibt, werde ich sie nutzen.“
    Das Mädchen hielt inne, ihre Hände zu Fäusten geballt.
    „Diese Träume, Ian, wie kommst du darauf, dass sie echt sind? Sind sie nicht. Hier drin ist überhaupt nichts real und auf die Dinge in unseren Köpfen würde ich mich schon gar nicht verlassen!“
    „Eine andere Möglichkeit haben wir nicht. Lass mich schlafen, Paula, und wenn ich aufwache, sei da, damit ich es dir erzählen kann.“


  • Luke blieb fern. Ian versuchte, sein Gesicht heraufzubeschwören, während er einschlafen wollte, aber es gelang ihm nicht. Er konnte sich kaum an ihn erinnern. Ian versuchte, sich auf die kleinen Dinge zu konzentrieren, die er nicht vergessen hatte. Er dachte an das Wohnzimmer, den Kamin und den Geruch der Kekse, aber er hatte Mühe, seine Gedanken festzuhalten, die immer wieder abschweiften.



    Er drehte sich auf den Bauch, das Gesicht in das harte Polster der Pritsche drückend, um seine Augen von dem Licht der Neonröhren abzuschirmen. ‚Luke, wer bist du? Sag mir, wer du bist!’ Er wusste nicht, wer Luke war, aber er hatte das Gefühl, ihm vertrauen zu können. Nein, Luke fühlte sich nicht an, wie ein Gegner. Er war vertraut.



    Während er krampfhaft versuchte, einzuschlafen, rekonstruierte Ian seine letzten Träume, so gut es ihm möglich war. Es fiel ihm schwer, sich zu konzentrieren und die andauernden Schmerzen in seinem Kopf drohten, ihn in den Wahnsinn zu treiben. „Ich dachte an Paula, in Gedanken an deine Mutter Pauline“, hörte er den jungen Mann auf dem Sofa vor dem Kamin sagen. Und dann hörte er ein zweites Mal dieses Türklingeln, welches die ganze Szenerie zerriss. Es war sein Nachbar Steve, jetzt erinnerte er sich wieder. Die Bilder in seinem Kopf wurden klarer, die Geräusche deutlicher.



    „Entschuldige die späte Störung, aber es hat nicht länger warten können“, hörte Ian die Worte des Nachbars. Er war gespannt, was jetzt kam, was der Grund für Steves Klingeln war. Wollte wissen, ob ihm das weiterhalf, inwiefern es in Verbindung stand mit den Dingen, die geschehen waren und was es ihm über Luke und die andere Welt verriet.
    Aber Steve sagte nichts mehr, Lukes Reaktionen blieben aus und die Situation erschien eingefroren, als hätte jemand die Pausetaste gedrückt.
    ‚Was ist los? Tut irgendetwas!’ Konnte das sein - das nichts mehr kam? Erinnerungen, die einfach so zu Ende waren?


    -



    Ian wachte schweißgebadet auf. Es war taghell und das Surren der Neonröhren rauschte in seinen Ohren. Wie spät war es? Er setzte sich auf, blickte sich hektisch um und sah Paula an die Wand gelehnt schlafen. Ein schneller Blick auf das kleine Fenster verriet ihm, dass bereits Nacht war.
    Er hatte geträumt. Nicht von Luke, wie er es sich vorgenommen hatte, sondern von Kor. Von der Gefangenschaft. Von dem Verhör, welches sie mit ihm gemacht hatten. Von dem, was noch kommen sollte. Und von ihm als Mörder.



    Ian zitterte und versuchte, den Traum aus seinen Gedanken zu bannen. Nein, er war kein Mörder. Sie versuchten nur, es ihm einzureden, um ihn zu zermürben. Er war kein schlechter Mann, er würde keinen Menschen umbringen, das könnte er niemals. Dann fiel ihm ein, dass er den beiden Männern beim Verhör genau damit gedroht hatte. Sie umzubringen. Und er wusste, dass er es ernst gemeint hatte.


  • Wieder sehr spannend,die sich überschneidenden Bilder find ich besonders gut,schöne Idee.Mal kaum äussere Handlung,sondern In Sich Gehen und Überlegungen,ob sie die beiden weiterbringen werden.Bin gespannt,wie du die Geschichte weiterentwickelst.

  • Hier schreibt die Mama von "blood on the Ice"!
    Eine unglaublich spannende Geschichte! Ich bin ja wirklich anspruchsvoll was
    Krimis und Thriller anbelangt (manches verdient den namen einfach nicht)
    aber diese Geschichte ist wirklich klasse!! Ich habe gerade "Splitter" von
    Sebastian Fitzek" gelesen und fand es nicht halb so gut wie deine Story.
    Und ich brenne vor Ungeduld auf die weiteren Folgen. Werde meiner Tochter
    demnächst vermutlich stark auf die Nerven gehen wegen meiner ständigen
    Nachfragen ob denn schon neue Kapitel von "Gefangen" lesbar sind. Gemeine
    Folter für einen ungeduldigen Leser wie mich.


    Die "doppelt belichteten" Bilder haben auch mir gut gefallen. Einige Male hätte ich mir eine bessere Formulierung gewünscht aber das tritt in den Hintergrund
    bei dem Spannungsbogen.


    Biiittte weiter so! Es kommt nicht oft vor, daß ich bei einem Thriller/Krimi relativ unsicher mit dem Fortgang der Geschichte bin und die Motive sich
    mir entziehen.

  • Hi!
    Die Geschichte ist wieder sehr spannend. Ich kann mich da nur den beiden anderen zustimmen. Bin gespannt wie du die Geschichte weiterentwickelst.

    Gruß Solid Snake

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  • Hallo Gifti!
    Ich hab mir grade an einem Stück die ganze FS durchgelesen, weil es so spannend ist...Das erinnert mich alles an irgendwelche Horrorfilme, bei denen ich immer versuche wegzuschauen, dann schaue ich doch hin und erschrecke mich zu Tode, weil genau in dem Moment der mordernde Pychopath am Bildschrim auftaucht...:hua
    Es ist Wahnsinn wie du dichin die Charaktere reinversetzt,das macht die Geschichte so richtig interessant.In jedem Kapitel tauchen neue Fragen auf, vorallem Ians Träume und das "Verhör" fand ich sehr interessant...
    Es ist seltsam mitanzusehen, wie Ian sich den Kopf zermürbtvor nachdenken...Ist er in Wirklichkeit ein Mörder?Sind seine Träume Wirklichkeit oder nur Illusion?
    Ich vermute ja, dass die Träume wirklich passiert sind, das muss ja irgendwie mit der Geschichte zusammenhängen...:rolleyes
    Dein Fotostroy ist wirklich toll!!
    Freu mich schon auf die Fortsetzung....:)
    LG Lotte...

  • Also ich hab mir mal paar Gedanken über Ians Traum gemacht.
    Luke = Kor
    Steve = Ian oder, was ich vom Gesicht her wahrscheinlicher finde, der blonde Typ der beim Verhör dabei gewesen war

    Was ich jetzt aber sehr irritierend finde ist die Frage, woher Ian diese Erinnerungen überhaupt hat. Denn so wie es geschildert wird, war er in dem Moment gar nicht anwesend, den er so detailiert erlebt hat.
    Entweder wurden die Bilder irgendwie in seinen Kopf gebracht, wobei hier die Frage wäre warum, oder er hat das Geschehen (offen oder heimlich) beobachtet. Wenn er nicht Steve ist, dann wäre es sogar möglich, dass er als dritte Person im Raum gewesen ist (obwohl da eigentlich nichts darauf hindeutet...). Das würde auch erklären, weshalb Luke sich für Ian vertraut anfühlt.

    Haja, es ist doch noch alles sehr verwirrend, aber das ist ja das Schöne an dieser FS :D
    Du gibst uns genug um Fragen zu stellen, aber nicht genug um diese zu lösen XD

  • Wahnsinnsstory, irrsinnig spannend!


    Ich persönlich denke, dass die beiden sich nicht körperlich in dem weißen Raum befinden, sondern eigentlich auf der Liege der Ärztin liegen und durch irgendwelche mentalen Manipulationen vorgetäuscht bekommen, sie wären in dem Raum, also ein Experiment. Da die beiden Männer von Luke wissen, versuchen sie vielleicht bei Ian, ihn in eine andere Welt zu transportieren, also nicht nur weiße Kacheln, sondern schon etwas komplexer. Möglicherweise wollen sie irgendein hochtechnologisches Ding erfinden, dass den Menschen quasi den Urlaub ersetzt und sie an Orte bringt, an denen sie sein wollen, oder sie streben die Weltmacht an, indem sie die Gedanken von Politikern manipulieren. Wahrscheinlich ist der Grund aber wesentlich komplizierter. Ich bin gespannt auf die Fortsetzung. Bitte schreib schnell weiter!

  • *tiiiiiiief durchatme*
    *kraft sammle*
    *den thread mit einem kräftigen Ruck aus der Versenkung hol*

    Sooooo, da sind wa wieder :D
    Wisst ihr was? Ich hab das was^^ Es wird hier gleich weitergehen! Ja, tatsächlich! GEFANGEN lebt wieder!
    Dank der Nachfragen im Thread meiner anderen Fs habe ich mich zusammengerissen und kann euch endlich die Fortsetzung liefern (;
    Ich habe mich somit in den letzten 24 Stunden AUSSCHLIEßLICH mit Sims beschäftigt, aber was tut man nicht alles :D Habe es mir ja schließlich so ausgesucht.

    Wünsche euch schonmal viel Spaß und hoffe, dass ihr noch mitliest und die nächsten Kapitel euch gefallen!



    Ich liebe eure Spekulationen übrigens , sie sind der Hammer. Wenn ihr aus jeder eine Geschichte machen würdet, gäbe es tausend geile Bücher mehr!




    -



    14



    Rastlos lief Ian durch den Raum. Es war mitten in der Nacht, aber er hatte Angst vor dem Schlafen; Angst vor den Bildern, die ihn heimsuchen könnten, Angst, vielleicht Gewissheit zu erfahren, der zu sein, vor dem es ihm so sehr grauste. Er, ein Verbrecher. Ein Mörder.
    Ian schwitzte und seine Kleidung klebte an seinem feuchten Körper. Er war ausgelaugt, jede Bewegung schien ihn vor Schmerz zu zerreißen, seinen Kopf zum Platzen zu bringen, aber alle körperliche Pein war besser, als die seelische, die über ihn kommen würde, wenn er sich hinsetzen und ruhen würde.



    „Wer bin ich, Kor?!“, schrie er und seine Stimmbänder brannten. „Was habt ihr mit mir gemacht?“ Er erwartete keine Antwort. Wusste, dass Kor ihn wahrscheinlich sogar hören konnte, höchstwahrscheinlich sogar die Antworten auf all seine Fragen hatte, aber er erwartete nicht, dass er ihm helfen würde. Dann hätte er es schon längst getan.
    „Du bist ein Schwein!“, brüllte Ian und schlug mit seiner Faust gegen die kalte Spiegelwand, die unbeeindruckt in der Wand ruhte. „Ein verdammtes *********!“



    Der junge Mann drehte sich um und ging wieder einige Schritte in die andere Richtung. Das Pochen seines Pulses und seine inneren Aggressionen machten ihn verrückt.
    „Wenn es noch mal so einen scheiß Wunschtag gibt, wünsche ich mir einen beschissenen Boxsack!“, hörte er sich in die Leere des Raumes hinausschreien. „Hörst du das? Ich würde dir gern dermaßen…“
    Ian stockte. Das Licht hinter der Spiegelscheibe war angegangen und er fuhr herum. Kors Visage widerte ihn an, aber er musste ihn ansehen, ihm in die Augen sehen, um diesen dreckigen Mistkerl…



    Sein Herz machte einen Aussetzer. Als er es begriff, wurde ihm plötzlich eiskalt und heiß gleichzeitig und er stolperte am ganzen Körper bebend einige Schritte zurück.
    Hinter der Scheibe stand nicht Kor. Hinter der Scheibe stand Lukes Nachbar Steve. Der, aus seinen Träumen. Ians Kehle schnürte sich schlagartig zu und kalter Schweiß stand ihm auf der Stirn.
    „Das… das ist nicht möglich!“ Ian hatte Probleme, sich auf den Beinen zu halten. „Das ist ein verdammter Traum, das kann nicht…“



    „Nichts ist nur ein Traum, Ian!“ Steves Stimme war grässlich kalt. „Du wünschst dir, nur in einem grässlichen Albtraum gefangen zu sein, aber ich kann dir sagen, so ist es nicht. Es ist schlimmer, viel schlimmer, denn aus Träumen wacht man wieder auf!“
    Steve lachte höhnisch und sein Gesicht verzog sich zu einer Grimasse. Erst jetzt sah Ian die klaffende Wunde an seiner rechten Schädelhälfte, aus der dunkelrotes Blut sickerte.
    „Du bist nicht echt!“, wollte er brüllen, aber durch seine zugeschnürte Kehle brachte er nur ein jämmerliches Flüstern heraus. „Ich bilde mir das alles nur ein, du bist…“
    „Ja, wer bin ich, Ian? Erinnerst du dich an mich? Denk scharf nach! Wo hast du mich schon mal gesehen?!“



    „Das ist verrückt!“
    Ian wich einige Schritte zurück und erstarrte, als er auf harten Widerstand traf. Erst nach einer Sekunde begriff er, dass es nur die kalte Tür war, gegen die er rückwärts getaumelt war. Er besann sich, riss die Tür auf, die ihm plötzlich wie ein Ausweg aus all seinen Strapazen schien und stürzte in den Raum, in dem er Paula schlafend zurückgelassen hatte.
    „Ian?“ Das Mädchen saß noch immer an der Wand und wischte sich benommen den Schlaf aus den Augen. „Was ist los?“
    „Paula!“ Ian stürzte auf sie zu, packte sie an den Oberarmen und riss sie hoch. „Paula, da ist jemand… aus meinen Träumen, da ist, ich mein…“


  • „Bist du bescheuert?!“ Paula riss sich grob los und starrte den jungen Mann hasserfüllt an. Was war passiert? Ian sah aus, als währe jegliches Blut aus seinem Körper gewichen. Sein Gesicht war kreidebleich und seine Gliedmaßen zitterten wie Espenlaub. Seine Hände und sein Gesicht waren schweißnass und er schien fast zu hyperventilieren.
    „Da ist jemand hinter der Spiegelscheibe, Paula! Ein Mann aus meinen Träumen, er hat eine riesige Verletzung am…“



    Das junge Mädchen warf Ian einen vielsagenden Blick zu und öffnete kurzerhand die Tür in den zweiten Raum.
    „Ich wette, du hast sie nicht mehr alle.“
    Ian blieb im Raum mit der Pritsche zurück. Keine zehn Pferde würden ihn mehr in das andere Zimmer zurück kriegen. Sein Herz raste und er drückte sich mit dem Rücken gegen die geflieste Wand, seinen Blick starr auf die Tür gehaftet, die sich in diesem Moment öffnete.



    Er war auf alles gefasst, nicht aber auf Paulas gelangweilten Blick, der ihm sagte, dass sie einzig und alleine darüber verärgert war, dass er sie aufgeweckt hatte.
    „Da ist überhaupt niemand! Du bist bestimmt geschlafwandelt oder so… Weck mich nicht noch mal wegen…“
    „Paula… Paula, du musst…, ach, *******!“
    Ian warf einen Blick durch die geöffnete Tür, aber er wusste, dass Steve verschwunden sein würde. Die Scheibe würde abgedunkelt sein, so wie eh und je und er musste sich tatsächlich fragen, ob er Wahnvorstellungen hatte.



    Ian zitterte, als er die Tür wieder hinter sich zufallen ließ. Psychopath. Er war nichts weiter als ein gestörter Psychopath.


    -


    Kor stand im Abgedunkelten und blickte dem Mann hinterher. Seine zitternden Hände ballten sich zu Fäusten. Wie lange würden sie noch durchhalten? Er tat dies alles nur in bester Absicht, wollte nur helfen; seinen Job machen. Zweifel, tief verborgen in seinem Unterbewusstsein, kämpften sich in seinen Verstand. War das die Lösung? War dieses wirklich der richtige Weg? Wann würde es ein Ende nehmen?


  • Huhu!:)
    Eeendlich die Fortsetzung! *mecker* ;)
    Wieder mal toll gelungen,Gifti!
    Aber irgendwie wird das ganze immer mehr zum Spaghetti-Wirr-Warr-Salat! (Und das ist guut :D)
    Vorallem als das hier kam:


    Wie lange würden sie noch durchhalten? Er tat dies alles nur in bester Absicht, wollte nur helfen; seinen Job machen.


    Eeehm...??Watt??:rollauge
    Er will den beiden was Gutes?In dem er sie einsperrtund in Gewisser Weise ja eigentlich fast foltert!Was heißt in Gewisser Weiße, er TUT es!
    Und damit will Kor ihnen helfen?
    Und wasmachtjetzt eigentlich Steven da?
    Ich glaube Ian hat nicht halluziniert,naja obwohl, in so einer Zelle wird man ja schnell verrückt...
    Andererseits müssen seine Träume mit de ganzen zusammen hängenund nichteinfachnur irgendwelchewirren Träume sein, sonst wäre es ja unlogisch...:misstrau
    Oder?!:nixweiss
    Ich glaube ich bin zu dumm für diese FS xD
    Trotzdem freue ichmich schon total auf die Fortsetzung!
    LG Lotte

  • Das ist ganz schöner Psychoterror,dem vorallem Ian ausgesetzt wird,aber wieso glaubt ihm Paula bloss nicht? Die beiden müssen zusammen halten und sich gegenseitig unterstützen,nur so können sie durchhalten.Ob Kor wohl Gewissensbisse bekommt,fast hört es sich so an,vielleicht hilft er den beiden irgendwann sogar.

  • Hy!
    Wow!! Ich blick jetzt gar nichts mehr. Kor bzw. Steve will ihnen helfen, sperrt sie aber ein?! Ich glaube immer noch das, dass ganze ein Experiment ist.

    Gruß Solid Snake

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  • 15




    „Es hat einfach nicht länger warten können.“
    Luke sah seinen Nachbarn fragend an. Wusste er, wie spät es war? Was konnte so wichtig sein, dass…
    „Kannst du kurz mitkommen? Es dauert nicht lange, ich möchte dir nur kurz etwas zeigen.“
    Luke atmete tief durch und seufzte. Na gut.
    „Ich bin gleich wieder da“, hörte er sich zu seiner Frau sagen, als er sich den dunklen Schurwollmantel überwarf. „Nur eine Minute.“
    Dann folgte er Steve in die klirrende Kälte.



    Es schneite noch immer und feine weiße Flocken setzten sich in der Wolle seines Mantels fest, während er sich bemühte, mit seinen neuen Stiefeln nicht durch den allerhöchsten Schnee zu stapfen. Die Nacht war dunkel und trotz des Schnees erstaunlich klar. Luke fröstelte und klappte den Kragen seines Mantels hoch, als Steve plötzlich stehen blieb.
    „Es tut mir Leid, Luke“, sagte er und seine Worte wurden vom eisigen Wind davon getragen. „Es tut mir wirklich Leid.“



    Ein eisiger Schauer lief Luke über den Rücken. Irgendetwas in der Stimme seines Nachbarn war anders als gewöhnlich. Irgendetwas stimmte nicht. Es war verrückt, aber plötzlich verspürte er eine unheimliche Angst in sich aufsteigen. Eine Gestalt huschte vorbei, aber er nahm sie nur aus dem Augenwinkel wahr. Die kalten Schneeflocken schienen sich in sein Gesicht zu brennen und Steve trat einige Schritte auf ihn zu.



    „Luke, hör zu…“ Plötzlich griff sein Nachbar nach seinem Oberarm. Luke wehrte ihn grob ab, während er einen Schritt zurück wich.
    „Fass mich nicht an!“
    Was war mit ihm los? Er konnte es sich selbst nicht erklären. „Was willst, du Steve?! Wieso holst du mich mitten in der Nacht aus meinem Haus?“
    „Du musst jetzt gut zuhören.“ Steve atmete tief durch und schien sich unauffällig flüchtig umzusehen.



    „Pass auf, mir ist das zu blöd, ich werde jetzt wieder nach Hause gehen. Meine Frau wartet sicher schon und…“
    „Nein!“ Steves Augen weiteten sich. „Nein, Luke, das geht auf gar keinen Fall. Ich muss dir…“
    „Bleib von mir fern!“ Lukes Herz raste und obwohl er nicht wusste, woher seine plötzliche Angst kam, hatte er seinen ganzen Körper auf Verteidigung eingestellt.
    „Es ist wichtig. Du darfst jetzt nicht ausrasten…“



    Ian riss die Augen auf und schnellte hoch. Er war klitschnass geschwitzt und sein Herz hämmerte gegen seine Rippen. Er schmeckte Blut und realisierte erst nach einigen Sekunden, dass es aus seiner Nase lief.
    „Paula?!“
    Ian setzte sich auf die Kante der Pritsche, während er annahm, vor Kopfschmerzen ohnmächtig zu werden und das hellrote Blut aus seiner Nase tropfte auf die perfekt weißen Fliesen des Fußbodens.



    „Paula?!“
    Er zitterte am ganzen Körper. Seine Kopfschmerzen drohten, ihn um den Verstand zu bringen. Es fühlte sich an, als hätte jemand sein Gehirn in einen Schraubstock eingespannt und würde diesen gemächlich aber stetig enger drehen, bis es endgültig platzte und dieses ganze Horrorszenario endlich vorbei war. Ihm war schon fast egal, was danach kommen würde, seinetwegen konnte er sterben, hauptsache dieser Albtraum hatte endlich ein Ende.



    „Verdammt Paula, wo bist du?!“ Seine Stimme war entsetzlich schwach.
    Ian stand auf und der ganze Raum schien sich zu drehen. Er fasste sich an seinen Kopf und spürte, dass kleines, weiches Haar nachgewachsen war. Er hatte also keine Glatze. Sie hatten ihm den Kopf rasiert. Warum?
    Der junge Mann schleppte sich zur Tür und stemmte sich gegen diese. Für einen Moment befürchtete er, sie würde verschlossen sein und Panik machte sich in seiner Magengrube breit, aber dann gab das Metall quietschend nach.
    „Paula?“


  • Der Raum war leer.
    Wo war sie? Was würde er machen, wenn sie verschwunden war? Ian eilte über die glatten Fliesen zur Tür des Waschraumes und musste sich bemühen, das Gleichgewicht zu halten, die Zähne vor Schmerzen zusammenbeißend. Er riss die Tür auf und Paula drehte sich erschrocken zu ihm um.
    „Zum Glück!“ Ian atmete erleichtert durch. „Ich dachte, du wärst verschwunden.“



    „Wo soll ich schon sein?“ Paula sah ihn skeptisch an. Ihre nassen Haare klebten in ihrem Gesicht.
    „Lass uns doch zusammenbleiben.“ Ian ging nicht auf ihre Frage ein.
    „Ach Ian, du pennst doch den ganzen Tag!“ Das Mädchen nahm ein T-Shirt vom Wäschestapel und reichte es ihm. „Hier, zieh dich mal um, das müsste groß genug für dich sein. Du stinkst fürchterlich.“
    Ian reagierte nicht. Der Schraubstock um seinen Kopf spannte sich enger und Paulas Gesicht verzerrte sich.
    „Was soll das heißen, ich schlafe den ganzen Tag?“



    „Woher sollte ich wissen, ob du überhaupt noch mal aufwachst? Du pennst schon seit bestimmt zehn Stunden!“
    Paula schnaubte und drückte Ian das Shirt in die Hand. Als sie seinen Blick sah, hielt sie inne. „Was ist denn los?“
    „Diese Träume, Paula.“ Er musste sich am Waschbecken abstützen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. „Sie bringen mich um.“
    „Ian, das sind nur Träume.“ Paulas abschätziger Blick sagte mehr als tausend Worte und das Schlimmste war, dass er sie verstehen konnte.



    Ja, er würde genauso reagieren. Nur verdammte Träume. Und er war ein kranker Irrer.
    „Und wenn nicht?“ Seine Stimme wurde lauter, was sofort mit einem noch heftigeren Stechen in seinem Kopf quittiert wurde. Ob sie ihm was gaben, das diese Kopfschmerzen auslösten? Wozu? Er fragte sich, wie seine Mitgefangene angesichts ihrer Situation so ruhig bleiben und sich über Kleidung Gedanken machen konnte. Wieso schien nur er den Verstand zu verlieren? Was war mit ihm los?
    „Du steigerst dich da in was rein. Vergiss das und lass uns mal lieber Gedanken darüber machen, wie wir hier rauskommen.“



    „Wir kommen hier nicht raus. Das ist ein beschissenes Gefängnis ohne Ausgang!“ Ian fragte sich, wie lange er sich noch auf den Beinen halten konnte. Der Raum begann sich vor seinen Augen zu drehen und grotesk zu verzerren und er fühlte sich, als hätte er eine halbe Falsche Wodka intus.
    „Es gibt für jedes Problem eine Lösung“, entschied Paula und er wurde fast aggressiv angesichts ihrer Sorglosigkeit. War sie so blind?
    „Wie kann dir das alles so egal sein?“ Ian gab seine Haltung auf und ließ sich auf die kalten Fliesen sinken. Der Presslufthammer in seinem Kopf wurde immer unerbittlicher.



    „Und wie kannst du dich so in deine verdammten Träume reinsteigern? Ich glaube nicht, dass sie uns hier drinnen abkratzen lassen wollen, das wäre ja völlig sinnlos. Wir müssen uns halt gedulden!“
    „Die haben dir doch irgendwas gegeben…“ Er krächzte.
    „Was?“ Sie konnte Ians Stimme kaum verstehen.
    „Die haben dir irgendwas gegeben, damit du ruhig bist und alles so hinnimmst!“



    „So ein Schwachsinn! Deine scheiß Verschwörungstheorien, ich habe sowas von die Schnauze voll davon!"
    Paula warf Ian einen verachtenden Blick zu.
    „Ich habe darauf jedenfalls keinen Bock. Du machst einen ja verrückt. Ich gehe jetzt, vielleicht taucht Kor ja bald mal wieder auf und lässt was verläuten. Im Gegensatz zu dir ist mir der fast noch sympathisch!“
    Das Mädchen drehte sich um und verschwand durch die Eisentür, die hinter ihr zuknallte. Ians Flehen hörte sie nicht mehr. Aber es war auch egal. Ihm war alles egal, wenn nur diese Schmerzen aufhören würden. Er krümmte sich auf den Fliesen zusammen wie ein Embryo und blieb dann regungslos liegen. Sterben. Er wünschte sich nichts mehr, als zu sterben und dem allen zu entfliehen.


  • Paula ist richtig gemein,aber ich glaube,sie steht auch unter einer Art Drogern ,so wie Jan,die bei den beiden völlig unterschiedliche Verhaltensweisen auslösen.