Zeit der Finsternis

  • *schwelg*


    Mehr!


    OH ja, ich stimme Innad da vollkommen zu, ich könnte noch mehr davon gebrauchen. Das ist so schön geschrieben. So einfühlsam und voller Liebe, dass man die Verwirrung und auch die Angst des kleinen Mädchens richtig spüren kann.
    Diese kleinen Rückblenden gefallen mir. Damit wird man beinahe selber zu dem Mädchen, als würde man selber all das erleben, was sie erlebt hat. Und das muss eine Menge gewesen sein, wenn ich so an den Anfang zurückdenke.


    Natürlich schreibst du das so, dass man nun selbst da hängt und überlegt, na hoppla, wieso holt man dieses Mädchen einfach da weg. Und warum scheint jeder zu wissen, dass sie kommt, selbst dieser unmögliche Junge, der meint, jeden triezen zu können, der kleiner ist als er.
    Da hast du uns zwar erklärt, welches Verhältnis Artair, Brayan und Neiyra zueinenander haben (oh und uns ganz nebenbei verraten, dass der Artair der König ist), uns aber gleichzeitig auch ein hübsches neues Geheimnis präsentiert, über das wir nachgrübeln können.
    Irgendwie kommt mir diese Taktik doch sehr bekannt vor. Woher nur?:applaus
    Aber genauso muss das eben auch sein.


    Und noch eine Frage beschäftigt mich nach dieser Fortsetzung nun. Haben die drei sich irgendwann getrennt, weil Neiyra am Anfang der Geschichte allein in diesem Ort zu sein schien (also ohne die anderen ihrer Gefährten). Und ich mag mich natürlich täuschen, aber es machte den Eindruck, als hätte sie Ankömmlinge eine ganze Weile nicht gesehen.
    Aber wie gesagt, es mag nur ein Eindruck gewesen sein und ich unke mal wieder zuviel hinein.


    Ich bin froh, dass du mir nicht vorher verraten hast, dass der Erzähler eine Frau ist. (heh, ich verrate dir ja auch mein größtes Geheimnis nicht, selbst wenn du ein paar Details fürs Basteln wissen MUSSTEST). Ich lasse mich gern überraschen und solche Überraschungen sind sowieso die Besten.


    Und heh, wen hab ich denn da gleich am Anfang dieses Kapitels wieder entdeckt? Da hat mein Guter aber einen schönen neuen Namen bekommen und schnucklig sieht er in den Sachen allemal aus. Ich denke, er fühlt sich wohl bei dir (wohler als bei mir grausamer böser Autorin :)




    Jetzt aber nochmal zu deinen Bildern und dem Perfektionismus.
    Ich versteh dich sehr gut. Mir geht es mit vielen Dingen ebenso. Und ich bin bei weitem nicht so versiert im Umgang mit dem Photobearbeitungsprogramm wie du. Weshalb ich versuche, soviel wie möglich durch das Spiel selbst zu erreichen. Aber wenn man für ein Bild bald zwei Stunden herumbastelt, Figuren wieder und wieder herumschiebt, dann greift man sich zwischendurch doch mal an den Kopf und fragt sich wofür das alles.
    Ich sags dir: für solche Bilder wie deine. Mensch, die sind sowas von Filmreif. Ernsthaft, ich hab noch nie, in keinem der Simsforen solche Bilder für eine Fotogeschichte gesehen. (ok, der Einzige, der mir einfällt, und auch so tolle Bearbeitungen gemacht hat, aber mit Sims 1 ist Marf)
    Das ist einfach eine absolute Augenweide, und für mich als Fantasy- und Mittelalterfan sowieso.
    Dass da mal einer doppelt im Bild war, klar, warum sollte der keinen Zwillingsbruder gehabt haben. Ist doch ganz natürlich!


    Ich könnte dir diesmal nicht mal sagen, welches mein Lieblingsbild ist. Ich kann mich partout nicht entscheiden. Wo die Frau das Mädchen bringt, beide auf dem Pferd vor dem geöffneten Tor, wunderschön, aber auch das erste im Mittelpost, wo sie aus dem Stall in den Hof mit den Kindern hinaus sieht. Das ist so ... ich finde gar keine Worte das zu beschreiben. Einfach nur absolut stimmungsvoll.
    Ich habs dir ja schon immer gesagt und ich wiederhole es gern immer wieder: du bist eine wahre Künstlerin.


    Ich freu mich schon auf das nächste Kapitel (und werde mal zusehen, dass ich meines endlich fertig bekomme. - schäm. Aber ja, es geht ihr wieder besser. Ich bin sehr froh darüber)

  • Huhu Julsfels,


    wie ja schon letztens per Karma angedroht (^^) hab ich gerade mal ein wenig Zeit und Muße für einen Kommi. Deine Story fängt schon wirklich toll an. Nicht nur die grandiosen Bilder, sondern überhaupt das ganze Thema bisher, sind vollkommen mein Geschmack. Ich liebe Geschichten aus dem Mittelalter und Fantasy einfach. :)
    Auch wenn mich, wie eigentlich bei jeder Geschichte am Anfang, die Namen noch verwirren. (Das geht mir so häufig so, gerade wenn es etwas ausgefallenere Namen sind, wie bei dir. Oft muss ich in vielen Büchern wieder zurückblättern und nachschauen, wer denn jetzt wer war. :haha:) Aber mit der Zeit schaff ichs bestimmt, die Personen auseinander zu halten. *g*
    Genauso wie ich nicht damit gerechnet hatte, dass der Erzähler eine Frau ist. Toller Schachzug. *g*
    Ich bin gespannt, was die Gute noch zu erzählen hat, über die Zeit der Finsternis. Bisher hörte sich es ja schon düster an, ständige Kämpfe und plötzlich koordinierte Gegner. Das sind wirklich keine guten Nachrichten. Da kommt wohl noch so einiges auf die Hauptpersonen zu.
    Ganz toll fand ich den, keineswegs zu langen, Rückblick wie Neiyra auf die Burg gekommen ist. Auch wenn mir noch nicht ganz klar ist, warum und wieso sie dahin geschickt wurde und die beiden Jungen sich so über sie gefreut haben und sie Schwester nennen. Aber es erklärt schon mal, warum die Drei immer noch so miteinander verbunden und vertraut sind. :)


    Hm, noch ein Baulob muss sein. Ich bin richtig neidisch auf deine tolle Burg/Stadt. Die ist dir wirklich toll gelungen! So richtig schön Mittelalterlich. *schwärm*


    Ich freu mich auf jeden Fall auf weitere tolle Bilder und noch mehr finstere Zeiten. *g*
    Ganz liebe Grüße
    Llyn

    You are never more alive than when you're about to lose your pants!



    FS: Sunrise Update: 04.06.19

  • Ein Rückblick im Rückblick.
    Ich find die kleinen Kindersims richtig süß!
    Aber ich vermute mal, du hast das nicht nur geschrieben, um auf die tolle Freundschaft der Drei aufmerksam zu machen oder?
    Hat Uisdean vielleicht auch etwas mit dem Angriff zu tun?
    Die Bilder sind wieder mal atemberaubend, das muss ziemlich viel Arbeit gewesen sein!
    Ich freue mich schon auf die nächste Fortsetzung.

  • Hallo ihr Lieben,


    heute gibts endlich das nächste Kapitel. Sorry, dass es so lange gedauert hat. Die Bilder haben mich diesmal wirklich gequält. :D


    Ich stelle das vierte Kapitel gleich ein. Es ist auch wieder ziemlich lang geworden, und das, obwohl ich es schon geteilt habe.


    Jetzt aber erstmal zur Kommibeantwortung.


    Innad: Oh, vielen Dank für Deinen Kommi! Du kannst Dir gar nicht vorstellen, wie es mich freut, dass Du die Geschichte magst!
    Das mit den Namen kann ich gut verstehen. Dies ist auch einer der Gründe, warum das Tempo der Geschichte noch ziemlich gemässigt ist, damit man die Chance hat, sich einzulesen.


    @Nery: Taktik? Ich hab doch keine Taktik. :D Nee, natürlich hast Du recht. Wär ja langweilig, wenn man alles gleich erklärt. Ein bißchen Rätseln macht doch einen Teil des Spaßes beim Lesen aus, oder?
    Auf die Frage, ob sie sich getrennt haben, verweigere ich jede Auskunft. ;)
    Aber mit Deinem Eindruck, dass die alte Neiyra schon länger keine Ankömmlinge gesehen hat - ja, da könntest Du recht haben.
    Dein William wird es sehr gut bei mir haben. Ich habe ihm einen schönen Posten zugedacht und ein insgesamt glückliches Leben. Vermutlich sind FS-Schreiber zu den eigenen Figuren immer viel unbarmherziger als zu entliehenen. Sollte ich jemals eine Figur meiner FS killen, schick ich sie Dir, damit Du das wieder gutmachen kannst. :)
    Was den Perfektionismus angeht: also, ich bewundere ja Deine Bilder da viel mehr. Die Szenen so zu gestalten, nur mit den Mitteln des Spiels, ist ja wohl so viel schwieriger als mit Photoshop rumzuspielen. Ich türke ja meine Bilder nur. *ggg*
    Ein wirkliches Lieblingsbild habe ich in dem Kapitel gar nicht, aber die zwei, die Du genannt hast, gehören auch zu meinen Favoriten.
    Aber im nächsten Kapitel, da hab ich eins. Eigentlich sollte es gar nicht mit rein, aber ich konnte es nicht lassen.
    Und ich bin sehr froh, das es Deiner Freundin besser geht.



    Llynya: Auch Dir ganz lieben Dank für Deinen Kommi! Ja, Mittelalter mag ich auch gern. Deshalb lese ich ja die Geschichte von Lina und Elias auch so gern, und natürlich auch die von Catalina. Obwohl, Elias... :angry Nee, über den rege ich mich jetzt aber nicht auf.
    Das mit den Namen geht nicht nur Dir so, dazu hab ich ja auch schon oben bei Innad was geschrieben. Weshalb die beiden Jungs Klein-Neiyra Schwester nennen, kann ich Dir aber sagen: Artair ist Waise und wächst bei Brayans Vater auf, und auch Neiyra wird dort aufgenommen. Warum, verrate ich natürlich nicht, aber so sind die drei tatsächlich Ziehgeschwister und werden zusammen groß.
    An der Stadt habe ich auch lange gebaut. Und dann ist auch noch alles nur Deko. :)
    Mehr finstere Zeiten gibt´s dann gleich.



    @CindySim: Hey, vielen Dank für Deinen Kommi! Ich hab übrigens auch mit LorenHill angefangen (die Idee, die "Gründungsmutti" sozusagen aus dem Off kommentieren zu lassen, finde ich genial), und sobald ich zum aktuellen Stand aufgeschlossen habe, werd ich auch was dazu schreiben.
    Ja, in dem letzten Kapitel ging es natürlich nicht nur um die Kinderfreundschaft, obwohl das der wichtigste Aspekt war - zu erklären, warum die drei so eng verbunden sind.
    Allerdings tust Du Uisdean jetzt Unrecht. ;) Er ist zwar ein fieses Kerlchen, aber doch nicht so ehrlos, dass er seine Heimatstadt verraten würde. Nein, hinter den Cul´Dawr steckt.... jemand anderes. :D



    So, an alle stillen Leser und Karmaspender ebenfalls ein ganz dickes Dankeschön!
    Und jetzt gibt´s Kapitel vier.


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    Müde ging ich durch die ausgedehnten Gänge des Palastes.
    Die Heiler hatten mich Brayans Wunde versorgen lassen, aber dann jede weitere Hilfe meinerseits mit der Begründung abgelehnt, dass ich in meinem verdreckten, erschöpften Zustand eher Schaden anrichten würde als von Nutzen zu sein, und mich zum Baden und Schlafen geschickt.


    So betrat ich meine Gemächer, in denen Ceilith, meine Kammerfrau, schon auf mich wartete.



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    „Herrin!", rief sie erleichtert. „Es geht Euch gut!"


    „Nichts Schlimmes passiert, Ceilith", erwiderte ich.
    „Braghan?", erkundigte sie sich angstvoll nach ihrem Mann.
    „Auch ihm geht es gut", beruhigte ich sie, und sie atmete erleichtert auf.
    „Ich habe ihn gerade bei den Heilern getroffen; er ist unverletzt. Ihr solltet auch dorthin gehen, sie können jede Hand gebrauchen."
    „Erst, wenn Ihr versorgt seid, Herrin", wehrte Ceilith ab.


    Sie zögerte einen Moment. „In den Straßen von Caer Mornas erzählt man sich schlimme Dinge über diesen Angriff."
    „Es war schlimm, Ceilith", bestätigte ich müde, schwieg aber dann. Ich wollte ihr keine Angst machen. Vielleicht täuschte ich mich, und mein Unbehagen und meine Vorahnung kommenden Unheils waren grundlos.


    „Ein Bad, Herrin?", fragte Ceilith, „Und etwas zu essen?"
    „Ein Bad wäre schön, danke; aber ich bin nicht hungrig. Ich möchte nur den Schmutz und das Blut abwaschen und dann etwas schlafen."


    Mit einem kleinen Aufschrei entdeckte Ceilith die Hiebwunde an meinem Arm, und geschäftig eilte sie hinaus, um Wasser für mein Bad holen zu lassen.



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    Nur kurze Zeit später streckte ich meine verspannten Glieder dankbar in dem warmen Wasser aus und versuchte, wenigstens für einen Moment nicht über die vergangenen Stunden nachzudenken.



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    Kurz bevor ich in der Wanne einschlief, scheuchte Ceilith mich in mein Bett, auf dem ich sofort in einen tiefen, erschöpften Schlaf fiel.


    Als ich wieder erwachte, stand die Sonne bereits fast im Zenit, und ich fühlte mich erstaunlich frisch und erholt. Und hungrig.
    Dankbar verzehrte ich das einfache Mahl aus Brot und Käse, das Ceilith mir in weiser Voraussicht bereitgestellt hatte, und dann machte ich mich auf zum Medela; dem Gebäude, in das die Kranken und Verwundeten gebracht wurden.



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    Als ich die große, zweigeschossige Halle betrat, hielt ich abrupt auf der Schwelle inne.
    Ich hatte das Gefühl, gegen eine Wand aus überhitzter Luft geprallt zu sein, überlagert von dem metallischen Geruch nach Blut, dem Stöhnen und Schreien der Verwundeten und einer allgegenwärtigen Präsenz von Schmerz und Leid.
    Ich rang nach Luft und machte mich an die Arbeit.



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    Bereits nach kürzester Zeit hatte ich den Lärm um mich herum ausgeblendet und konzentrierte mich ganz auf das, was ich gerade tat, und so fiel mir auch zunächst die plötzlich einkehrende Stille nicht auf.
    Erst als es in der Halle so ruhig war, dass man das Atmen der Verwundeten hören konnte, nahm ich die Veränderung wahr und sah auf.
    Ausnahmslos jeder blickte zur Tür, und es herrschte eine gespannte Erwartung.



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    Als ich mich umwandte, sah ich Artair auf der Schwelle stehen, der sich mit einem raschen Blick durch die Halle mit der Lage vertraut machte.
    Dann straffte er die Schultern und schloss die Augen, und ich konnte seine Konzentration spüren – und jene andere Kraft, die die Halle plötzlich wie eine leuchtende Woge zu fluten und sie zu erhellen schien.
    Durch sie hatte jeder der Anwesenden das Gefühl, dass nur durch Artairs Erscheinen etwas anders geworden war. Besser. Dass das Atmen plötzlich leichter fiel.


    Aber ich war die Einzige hier, die diese Kraft wirklich sehen konnte. Und ich war auch die Einzige, die wusste, was es ihn kostete, hier zu sein.

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    „Was machen wir hier?", flüsterte ich Brayan zu.
    Wir standen in einer winzigen Kammer in einer ebenso winzigen Kate.


    „Wir begleiten Artair", flüsterte er zurück.
    Ich rollte mit den Augen. „Das weiß ich doch. Ich meine, was macht Artair hier? Warum will Mártainn, dass er ab sofort Melisande bei ihren Krankenbesuchen begleitet?"
    „Na, weil er doch die Gabe hat und üben muss."
    „Die Gabe?" Ich sah Brayan verständnislos an. „Welche Gabe?"
    „Na, die Gabe eben. Die Gabe der Könige. Die, an der man die Könige erkennt."
    „Was ist das für eine Gabe?"


    Brayan musterte mich verwundert, bis ihm klar wurde, dass ich wirklich keine Ahnung hatte, was er meinte.
    „Er kann Menschen helfen, gesund zu werden. Und manchmal auch Tieren. Allem, was lebt."


    Ich war sprachlos und richtete meine Aufmerksamkeit auf Artair.



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    Der stand neben dem Lager der alten Frau und hielt ihre Hand in der seinen.


    „Ich kann es nicht genau sehen", sagte er zu Melisande.
    „Das macht nichts", erwiderte diese. „Je mehr Übung Ihr habt, umso besser wird es gehen. Versucht, es genau anzusehen."


    Artair schloss die Augen und konzentrierte sich. Dann zuckte er zusammen und ließ die Hand der alten Frau los.
    „Es tut mir leid", murmelte er ihr zu.
    „Es ist schon gut", gab diese zurück. „Ich weiß schon, was los ist. Und es macht nichts. Ich hatte ein langes, erfülltes Leben. Aber ich danke Euch von Herzen, dass Ihr gekommen seid, Herr."



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    Melisande musterte Artair aufmerksam. „Es ängstigt Euch, nicht wahr? Und es schmerzt auch?"
    Artair senkte den Kopf und nickte.


    Melisande sprach weiter. "Die Gabe ist eine unschätzbare Hilfe für Euch. Ihr wisst, dass es die erste Pflicht des Königs ist, seinem Volk zu dienen und für das Wohl all derer, die ihm anvertraut sind, zu sorgen. Das bedeutet manchmal, die Bedürfnisse anderer Menschen über die eigenen zu stellen. Aber Ihr müsst wissen, dass Ihr immer die freie Wahl habt, egal, vor welcher Entscheidung Ihr steht oder um was es geht. Ihr müsst Euch nicht gegen Euch selbst entscheiden, wenn es Euch zu viel ist oder Ihr nicht wollt."


    Artair sah sie aufmerksam an, und man konnte sehen, wie es in ihm arbeitete.



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    Dann schloss er wieder die Augen und ergriff erneut die Hand der alten Frau, die leise und erleichtert aufseufzte und deren Züge, vom Schmerz verzerrt, sich plötzlich glätteten. Sie blickte Artair dankbar an.


    „Was tut Ihr, Herr?"
    Melisande klang alarmiert. Aber in diesem Augenblick stöhnte Artair auf und ließ die Hand los.



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    Kreidebleich taumelte er, stützte sich gegen die Wand und rannte dann aus der Hütte.


    Brayan und ich folgten ihm rasch und konnten gerade noch sehen, wie er Richtung Fluss rannte; und wir beeilten uns, um ihn nicht aus den Augen zu verlieren.
    Als wir ihn erreichten, kauerte er zusammengekrümmt am Flussufer.


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    „Artair", sagte ich verzagt, „Was ist denn mit Dir?"
    „Mir ist übel", keuchte er.
    Er sah auf, und ich erschrak über seinen Gesichtsausdruck.


    „Sie war so krank, und ich konnte ihr gar nicht helfen", stieß er heftig hervor, und es klang verzweifelt. „Meine Gabe hat überhaupt nichts genutzt, sie wird bald sterben. Ich konnte ihr nur für einen Moment die Schmerzen abnehmen."
    Er senkte den Kopf. „Aber selbst das hab´ ich nicht lange ausgehalten. Es hat so weh getan", flüsterte er.


    Und dann brach er in Tränen aus. Brayan und ich blickten uns erschrocken an. Artair weinte nie. Niemals.



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    Ich setzte mich neben ihn ins Gras, zog ihn auf meinen Schoß und streichelte sein Haar, und Brayan setzte sich neben uns.
    Eine Weile lang konnte man nur Artairs Schluchzen hören. Als er etwas ruhiger wurde, fing Brayan an zu reden.



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    „Artair", sagte er ernst, „ich glaub´ nicht, dass es Deine Aufgabe ist, immer alle zu retten. Das geht nämlich nicht. Selbst wenn Du der König bist und die Gabe hast, wird es immer Dinge geben, gegen die keiner was machen kann. Weil es der Wille der Götter ist. Und die Götter, die stehen noch über dem König."


    Artair setzte sich auf. Dieser Gedanke schien ihn etwas zu trösten.
    „Manchmal wünschte ich, ich wäre kein König", sagte er niedergeschlagen.

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    „Und genau das ist die einzige Sache in Deinem Leben, über die Du niemals frei entscheiden kannst", hörte ich eine strenge Stimme hinter meinem Rücken, und erschrocken drehten wir uns um.
    Mártainn trat auf uns zu, beugte sich über Artair und umfasste sein Kinn. Dann sah er prüfend in seine Augen und ertastete seinen Puls am Handgelenk.


    „Du musst noch sehr viel lernen", sagte er, zu Artair gewandt. „Du darfst niemals – niemals, hörst Du! – die gesamten Schmerzen eines anderen Menschen auf Dich nehmen. Zum einen gehören diese Schmerzen nicht zu Dir, sondern zu ihm; sie sind ein Teil seines Schicksals und seiner Geschichte und wurden ihm und nicht Dir auferlegt. Dem musst Du Respekt zollen. Du darfst ihm einen Teil seiner Schmerzen abnehmen und es ihm leichter machen, mehr nicht. Aber Du solltest es erst wieder tun, wenn Du gelernt hast, wie Du Dich selbst schützen kannst."


    Er sah Artair ernst an.



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    „Und zum anderen kann niemand – nicht einmal ein König, dem die Gabe verliehen wurde – die Schmerzen aller Menschen auf sich nehmen, ohne daran zu zerbrechen. Du musst einen Weg finden, Deine Pflicht zu erfüllen, ohne dass Du selbst mehr Schaden nimmst, als es nötig ist. Und zwar in allem, was Du tust."


    Er nahm Artair auf den Arm, drehte sich um und entfernte sich mit ihm, und ließ Brayan und mich verwirrt zurück.




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    „Der König ist da!"
    „Der König!"
    „Artair ist gekommen!"
    Das Flüstern verbreitete sich wie ein Lauffeuer durch die Halle, und ich konnte sehen, wie die Hoffnung in die Gesichter der Männer und Frauen zurückkehrte.


    Ich wusste, die Jahre und die Übung hatten Artair geholfen, seine Gabe zu beherrschen, sie zu nutzen und sich selbst dabei so gut wie möglich zu schützen.
    Aber ich wusste auch, dass es nicht spurlos an ihm vorüber gehen würde.
    Ich trat zu ihm, um ihm beizustehen, so gut es mir möglich war, und er lächelte mich an.


    Nach jenem ersten Krankenbesuch mit Melisande hatte eine stillschweigende Übereinkunft zwischen Brayan und mir bestanden, dass wir Artair niemals alleine lassen würden, wenn er Kranke besuchte oder im Medela bei den Heilern war.
    Stets begleitete ihn einer von uns, obgleich ich öfter mitging, denn nach und nach erwachte mein Interesse an der Heilkunde, und schon nach kurzer Zeit war ich Melisandes eifrigste Schülerin.
    In all den Jahren hatte ich wohl hunderte Male beobachtet, wie Artair mit sich und seiner Gabe rang, aber es erfüllte mich auch heute noch mit tiefer Ehrfurcht.


    Einer der Heiler war zu uns getreten. „Ich bin froh, dass ihr da seid, Herr", sagte er, und Artair nickte ihm zu. Dann steuerte er zielsicheren Schrittes eine Tür am anderen Ende der Halle an.



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    „Nein, Herr", wandte der Heiler ein. „In dieser Kammer liegen die verletzten Cul´Dawr."


    Artair blieb stehen und musterte ihn ernst. „Der am schwersten verwundete Mann liegt hinter dieser Tür dort."


    Der Heiler blickte zu Boden, nicht wissend, was er erwidern sollte, und Artair setzte seinen Weg fort.



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    Stundenlang gingen wir von Bett zu Bett. Artair ergriff die Hand jedes Einzelnen und ließ die Kraft seiner Gabe wirken.
    Während er den Verwundeten einen Teil ihrer Schmerzen abnahm, konnte ich oder einer der Heiler tun, was auch immer nötig war, und es war für die Verletzten leichter zu ertragen.
    Es war nicht so, dass die Gabe jemanden einfach so wieder heilen konnte. Aber wenn man sie richtig einsetzte, konnte sie nicht nur Schmerzen lindern, sondern auch Körper und Geist auf den Weg zur Heilung führen.


    Und obendrein war es Artair schon immer gegeben gewesen, die Zuneigung und Ergebenheit der Männer und Frauen, die mit ihm in die Schlacht zogen, zu gewinnen. Er kannte all seine Kämpfer beim Namen; und ein jeder von ihnen fühlte die Gewissheit, dass sein Schicksal dem König, für den er sein Leben eingesetzt hatte, nicht gleichgültig war.



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    So gab er den Verwundeten Mut, Hoffnung und Trost und sandte sie auf den Weg zur Genesung; und denen, für die es keine Hilfe mehr gab, nahm er die Angst.
    Er hielt ihre Hand, nahm einen Teil ihrer Schmerzen auf sich und half ihnen, loszulassen, indem er ihnen das sichere Gefühl gab, dass das, was nun kommen würde, etwas Gutes war; und jeder von ihnen starb mit einem Ausdruck tiefen Friedens auf dem Gesicht.


    Aber mit jedem, der die Welt verließ, wurde Artairs Gesicht etwas grauer und müder.

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    Als wir die Halle verließen, wurde es bereits dunkel.
    Artair atmete tief die frische, reine Luft ein und fuhr sich mit der Hand über sein Gesicht. Ich sah ihn an. Er sah schrecklich aus.



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    „Du solltest Dich schlafen legen", sagte ich sanft zu ihm. „Du hast die Verteidigung geplant, uns in die Schlacht geführt und stundenlang gekämpft; mit Mártainn, Dian und dem hohen Rat gesprochen und Dich dann um die Verwundeten und Sterbenden gekümmert. Du bist seit fast zwei Tagen auf den Beinen. Es reicht."


    „Ich bin der König", sagte Artair einfach, „Es ist meine Aufgabe." Aber seine Erschöpfung war fast greifbar.


    Er streckte sich. „Ich muss noch mit dem Hauptmann der Wache sprechen. Aber vorher gehen wir zu Megan und trinken etwas. Begleitest Du mich?"


    „Gerne. Ich wette um ein halbes Schwein, dass wir Brayan dort finden."


    „Woher hast Du ein halbes Schwein?"



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    Ich hakte mich bei ihm unter, und während wir uns zu Megan aufmachten, erzählte ich ihm von dem Verwundeten, der mir ein halbes Schwein angeboten hatte, wenn ich seiner Frau weis machen würde, dass er auf dem Schlachtfeld gefallen sei.


    Artair lachte. „Und das hast Du getan?"


    „Nein, natürlich nicht. Aber ich war in Versuchung. Ich kenne seine Frau."


    Artair lachte wieder. „Und ein halbes Schwein ist auch nicht zu verachten."



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    Und während ich plauderte und er lachte, war ich froh, dass er auf andere Gedanken kam; es tat gut, sein Lachen zu hören.
    Als wir Megans Taverne erreichten, sah er schon etwas besser aus.


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    So, das war´s dann für heute. Ich hoffe, ihr hattet Spass beim Lesen.


    LG!

  • Du liest meine Story? Uii jetzt fühl ich mich richtig geehrt. *rotwerd*
    Hmm, wenn Uisdean nicht hinter dem Angriff steckt, kann es dann sein, dass er auf eine andere Art wieder kommt? Gibt es vielleicht eine Liebesgeschichte zwischen ihm und deiner Hauptperson? *herumrätsel* Oder sogar zwischen Artair und deiner Hauptperson? Wobei ich das schon fast schade fände, weil ich denke das würde der Dreierfreundschaft nicht gut tun und die zwei ja auch wie Geschwister sind, wenn auch nicht blutsverwandt. Aber irgendwo wirst du denke ich noch eine kleine Liebesgeschichte einbauen, wenn auch nicht als Hauptteil x)
    Artair hat also eine heilende Gabe. Find ich toll, weil es so einen Anhauch von Fantasy hat und irgendwie auch gut zu der Zeit passt.
    Deine Fotos sind wieder einmal unglaublich, offensichtlich hast du auch viele Posenhacks, sogar für Kinder.
    Freue mich wieder auf die nächste Fortsetzung und warte geduldig und gespannt darauf!

  • @CindySim: Ja, Uisdean wird uns schon nochmal begegnen. ;)
    Zu Deinen Spekulationen über eine Liebesgeschichte sag ich jetzt mal nix. Nur so viel: diese Geschichte ist eigentlich tatsächlich zum größten Teil eine Liebesgeschichte, auch wenn der Titel und der Anfang das vielleicht nicht gleich erahnen lassen. Allerdings gibt es ja nicht nur eine Art von Liebe...



    So, ich hab gemerkt, ich hab hier die Outtakes ganz vergessen. Deshalb liefere ich die jetzt mal für die letzten beiden Kapitel nach.


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    Ja, so kann´s gehen. Das sind die Qualen beim Bilderknipsen. Endlich stehen alle, wie sie sollen, alle haben die Augen auf, keiner hat den Mund aufgerissen, und niemand macht diese dämliche, dämliche, dämliche "Ich-hole-tief-Luft" Animation aus VuG (wie ich sie hasse!), und in dem Moment, in dem man das Bild schiessen will, kriegt Neiyra eine Wasserbombe in den Nacken.


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    Ja, doch, der freie Wille ist aus. Was Dian nicht davon abgehalten hat, Mártainn das Häschen zu zeigen. Immerhin ist mir jetzt klar, von wem Brayan seinen Kindskopf geerbt hat.


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    Nein. Fragt erst gar nicht. Wie kann man nur so doof sein, und das Spiel ohne OMSPs für Sims laden?


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    Mitten in der Kinderszene in der Kate setzen bei Erin die Wehen ein ...


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    ... und ich hab keinen blassen Schimmer, warum der Kleine solche Abscheu bei Vater und Geschwistern auslöst; nicht mal die frischgebackene Mami scheint begeistert zu sein. Gut, er ist merkwürdig gekleidet, aber ansonsten ist er doch ganz niedlich?


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    Wir sind immer noch bei der Kinderszene in der Kate. Plötzlich erscheint der erwachsene Artair und fängt an zu angeln.
    So sah übrigens das ursprünglich geplante Flussufer aus, aber es war mir dann irgendwie doch zu... lieblich; und diese Fische... *gg*
    Also ist nur das Gras unter den Füßen der Kinder und etwas Schilf geblieben. Und dafür baut man dann eine halbe Ewigkeit. :D



  • So, versprochen ist versprochen.
    Wo fang ich jetzt bloß an?
    Ah ja, bei deiner Kommiantwort. Ich bin ja so froh, dass du meinem armen William in deiner Geschichte ein besseres Los zukommen lassen willst. Ich war doch recht bösartig zu ihm (ha, wie bösartig weißt du noch gar nicht. Obwohl tot ist tot, oder?)
    Jedenfalls hat der Hübsche doch was besseres verdient. Ich hoffe, du besorgst ihm ein nettes Mädel, in das er sich vergucken kann. Im übrigen hast du natürlich vollkommen recht, wir fiesen Schreiberlinge sind doch manchmal wirklich zu gemein zu unsern Figuren. Also wenn du da jemanden hast, immer her mit ihm. Hmm, Artiar tät mir schon gefallen, aber Brayan auch. Wobei ich hier gleich ganz entschieden betonen möchte, dass ich darauf bestehe, dass du die beiden nicht umbringst (hach, gleich noch mal das Bild vom Anfang anschau, wo die ankommen - sicher ist sicher)


    Stichwort Bilder: ernsthaft? Ich geh am Stock, wenn ich sie seh. Ich weiß, ich wiederhole mich, aber mir bleibt nichts anderes übrig. Diese Bilder sind einfach dazu da, sich komplett in ihnen zu verlieren. Keine Ahnung, welches in diesem Kapitel dein Lieblingsbild ist. Aber ich steh auf die Badewanne und vor allem das Bett, das Ding ist bühnenreif. Aber besonders rührend sind die Kinderbilder geworden, da unten am Fluss. Einfach nur schön. Oh, und das mit der ellenlangen Treppe ist auch toll.
    Naja, im Grunde kann ich mir das Aufzählen eigentlich sparen, denn irgendwo sind ja doch alle toll.


    Es ist doch immer wieder ein beklemmendes Gefühl, wenn man sieht, dass Krieg eben doch nichts Heldenhaftes an sich hat, sondern schlicht und einfach Tod und Verderben bringt, ganz gleich aus welchen Gründen er geführt wird. Man verliert zuviel an Leben, zuviel an Unschuld der Seele. Ich finde, diese Geschichte mit Artair und seiner Gabe und was sie ihn kostet, passt da sehr gut. Anfangs hat es mich ein wenig an HdR erinnert, da Aragorn als König ja eine ähnliche Gabe besitzt.
    Aber das, was Martainn gesagt hat, über die Schmerzen der Menschen und dass er ihnen nicht alles abnehmen kann und darf, das zeugt doch von großer Weisheit.
    Es ist wundervoll geschrieben, ich könnte es wieder und wieder lesen. Vor allem, weil du es doch schaffst, diese doch beklemmende Stimmung in der Halle der Verwundeten am Ende wieder aufzulockern. Die Geschichte mit dem halben Schwein ist klasse. Kann mir schon vorstellen, warum die Gute in Versuchung geraten ist.


    Zwar bin ich ja in meinen Grübeleien bezüglich einer möglichen Trennung der Hauptfiguren noch nicht weitergekommen, aber ich finde es sehr bezeichnend, dass du trotz all des Krieges, der ja bisher die Geschichte dominiert hast, das Ganze als Liebesgeschichte bezeichnet hast. Tja, wessen Liebesgeschichte? Sprich, wer mit wem? Himmel, jetzt platz ich aber gleich vor Neugier.

  • Ach je, ich hab ja noch gar nicht kommentiert!


    Erstmal bin ich gerade etwas perplex, dass Du so wenig Kommis auf diese einfach sagenhaft geniale Geschichte hast :misstrau ... ich hoffe, Du machst trotzdem weiter, denn sie einfach bezaubernd schön!


    Die Bilder waren diesmal wieder - mir fehlen die Worte - einfach genial! Wie viel Arbeit dahinter steckt und wie viele Tricks und Foltermethoden für die Sims ;) kann man nur erahnen!


    Zur Story selbst - es ist sehr interessant zu erfahren, welche besondere Gabe Artair hat. Und dass er sie nur mit Vorsicht einsetzen darf. Eine interessante Begebenheit, dass der König heilen kann, dadurch aber selbst geschwächt wird. Und die Finsternis, die heranrollt, die Bedrohung, ist allzeit spürbar.


    Besonders gut gefallen hat mir übrigens das Bild, wo Neiyra so total erschlagen im Bett liegt und nur halb mit dem Handtuch bedeckt ist. Wie hast Du das nur wieder hingekriegt?


    Auch die letzten Bilder im Halbdunkel mit den Lichtern der Taverne sind unheimlich stimmungsvoll. Alle sind stimmungsvoll, aber das gefällt mir auch wirklich sehr gut.


    Es ist einfach Wahnsinn, was Du aus den einfachen MItteln des Spiels zu zaubern verstehst. Dabei möchte ich aber auch nicht die Qualität Deines Textes und der Storyline vergessen, denn die hält absolut mit den Bildern mit für mich.


    Ich hab ja oben schon geschrieben, man kann die heranrückende Bedrohung spüren, es macht einen kribbelig und nervös und irgendwie will ein kleiner Teil auch gar nicht, dass es weitergeht, weil man sich denkt, dass die Gemeinschaft, der "Frieden", bald zerstört sein wird. Schließlich nennt sich die Geschichte "Zeit der Finsternis" und die wird wohl gerade heranrücken...


    Ich freue mich sehr auf die nächste Forsetzung!

  • Liebe Julsfels!

    Ich bin heute zufällig auf deine FS gestossen und ich muss schon sagen, da wird man als selber Storyschreiber, blass um die Nase.
    Deine Bilder sind das Beste und tollste, was ich je gesehen habe. Und es gibt ja noch einige andere, die auch so tolle Bilder machen, aber deine haben irgendwie das absolut besondere. *verneig* :anbet

    Die Story ist natürlich bestes Fantasy. So etwas liebe ich ja ohnehin.
    Ich werde daher auf alle Fälle weiterlesen und freue mich schon, wenn es weiter geht.

    Lg Rivendell

  • [FONT=Bookman Old Style, serif]Huhu Julsfels,[/FONT]

    [FONT=Bookman Old Style, serif]ich bin so begeistert von deiner Fortsetzung und der gesamten Story bisher. Einerseits die wirklich wunderschönen Bilder, andererseits der tolle Text. Zusammen mit dem Thema und den vielen liebevollen Details, ist das wirklich perfekt. *schwärm*[/FONT]

    [FONT=Bookman Old Style, serif]Eine gute Nachricht vorweg hab ich noch, ich hab mich an die Namen gewöhnt und kann die Personen jetzt auseinander halten. Auf jeden Fall die Hauptpersonen. :D[/FONT]

    [FONT=Bookman Old Style, serif]Bildlich finde ich es wirklich toll, wie Neiyra nach Hause kommt. Gerade das Bad und das Bettbild haben mir besonders gefallen. Wie toll ist das, wenn man die Posen die man braucht selbst basteln kann. Respekt dafür. :)[/FONT]
    [FONT=Bookman Old Style, serif]Ganz besonders menschlich fand ich die Sorge von ihrer Kammerfrau um ihren Mann. Das ist ja das Schlimme am zu Hause warten, während Krieg ist. Man weiß nie, was mit seinen Liebsten ist. Diesmal ist es für sie ja gut gegangen, aber es kann ja nicht immer so ausgehen. Das war ja bestimmt nicht der letzte Krieg. :-([/FONT]
    [FONT=Bookman Old Style, serif]Die Atmosphäre im Lazarett hast du toll eingefangen und beschrieben. Ich möchte nicht wissen, wie schlimm es da gewesen ist und ich bewundere die vielen Helfer wirklich, die sich so liebevoll um die Verwundeten kümmerten. Ich weiß nicht, ob ich das könnte, aber ich denke man wächst über sich hinaus, wenn man muss. *glaub*[/FONT]
    [FONT=Bookman Old Style, serif]Artairs Königsgabe ist wirklich interessant. Überhaupt finde ich den Gedanken an eine solche Erkennung der Königswürde schon sehr interessant. So erkennt man immer den wahren König und kein Wechselbalg könnte auf den Thron folgen. [/FONT]
    [FONT=Bookman Old Style, serif]Aber ich stell mir das auch wahnsinnig schwierig vor, damit umzugehen. Ganz deutlich hat man das ja in der Rückblende gesehen, wie schwer Artair als Kind schon damit zu knabbern hatte. Sich selbst einzugestehen, dass man trotz solcher Gaben nicht jeden retten kann ist schon schwer. Gerade wenn einem die Menschen so am Herzen liegen (was ja für einen Herrscher, egal ob zukünftig oder schon amtierend, eine sehr gute Eigenschaft ist). Auch von großer Klasse zeigt sich, dass er auch für den Feind, so viel Mitleid hat, dass er auch ihnen hilft und nicht nur seinem eigenen Volk. :)[/FONT]
    [FONT=Bookman Old Style, serif]Ganz toll hat sich auch die liebevolle Beziehung zwischen Neiyra und Artair am Ende gezeigt. Wie schön sie ihren Ziehbruder wieder aufmuntern konnte nach den schweren Stunden im Lazarett. Bestimmt geht es ihm nach einem kühlen Bier und der Gesellschaft seiner Geschwister noch besser, wenn Brayan denn auch in der Kneipe ist.. *g*[/FONT]
    [FONT=Bookman Old Style, serif]Hm, ich glaube, ich hätte das halbe Schwein bekommen. :D ^^[/FONT]

    [FONT=Bookman Old Style, serif]Auf jeden Fall konnte ich mich an den Bildern nicht satt sehen und freue mich auf die nächsten. [/FONT]
    [FONT=Bookman Old Style, serif]Ganz liebe Grüße[/FONT]
    [FONT=Bookman Old Style, serif]Llyn[/FONT]

    You are never more alive than when you're about to lose your pants!



    FS: Sunrise Update: 04.06.19

  • Erst mal herzlich Willkommen hier im Forum. :)


    Hi
    Deine Story ist echt der Hammer. Kannst du die vielleicht (wenn du im Schülervz bist) in dem Forum Sims Stories online stellen. Die ist echt so geil..


    Ist ja schön, dass dir die Fotostory so gut gefällt, dennoch möchte ich dich bitten, hier nicht in ein anderes Forum abzuwerben.

  • WOW!! Was für eine Hammerstory.. :)
    (Erst) vier Kapitel und ich bin schon gefesselt. ^^

    So und jetzt zu meiner Lobeshymne an dich:
    Was mir besonders gut an deiner Story gefällt, ist es wie du einfach die ganze Umgebunge schilderst. Ich kann mir die Landschaft und die Charaktere richtig gut vorstellen, auch ohne die Bilder. Generell finde ich die Atmosphäre die du grad vermittelst spannend: Es gibt noch keinen Feind von denen man sich fürchet muss, aber trotzdem .. dieser Hauch von Unheil in der Luft. So ein richtiges Herr-der-Ringe-Feeling macht sich in mir breit. xD
    Kann positiv/negativ sein, weil wenn ich so ein "Feeling" habe, hab ich sehr große Erwartungen an die Geschichte bzw. Handlung. :D Also enttäsuch mich nicht! ;D
    Die Charaktere, die bis jetzt vorgekommen sind, hast du super gemacht.
    Wobei ich Neirya ja am Interessantesten finde. :D Eine weibliche, anerkannte Kriegerin in mittelalterlichen Zeiten. Gefällt mir gut. ^^
    Aber auch Artair finde ich toll. So ein richtiger Vorzeigekönig, sogar mit einer heilenden Gabe mit der seinen Volk helfen kann.
    Und Brayan ..ist einfach nur süß. :D

    Von den Bildern will ich erst gar nicht anfangen. xD Die sind soo wunderbar, kann ich gar nicht beschreiben. :)

    Wie auch immer, bitte mach ganz, ganz schnell weiter. ^^

    Gewinner ?!

  • Hallo ihr Lieben, heute gibt´s mal wieder ein neues Kapitel. Aber zuerst natürlich wieder die Kommi-Beantwortung.


    @Nery: Na ja, was heisst - tot ist tot? Da gibt´s ja schon Unterschiede. Und wenn Du noch fieser zu ihm warst, als wir bis jetzt schon denken, dann hat er seine zweite Existenz aber wirklich verdient.
    So, Du bestehst darauf, dass ich keine der Hauptfiguren um die Ecke bringe? Okay, muss ich mir gleich notieren. :D
    Mein Lieblingsbild im letzten Kapitel war das letzte, weil es "echt" entstanden ist. Ich hab die beiden posen lassen, und auf einmal haben sie sich so angestrahlt, als seien sie sich tatsächlich von Herzen zugetan und als hätte Neiyra nach einem langen, harten Tag versucht, Artair mit dem halben Schwein aufzumuntern. Dicht danach kommen das Wannenbild und die Großaufnahme von Artair auf Neiyras Schoss.
    Mit der Gabe hast Du natürlich recht. Das Konzept der heilenden Fähigkeiten ist ja nix Neues, aber ich fand den Gedanken interessanter, was passiert, wenn eine solche Gabe oder Fähigkeit nicht einfach nur so angewandt werden kann, sondern demjenigen, der sie hat, tatsächlich etwas abverlangt.
    Und was Deine Neugier bezüglich der Liebe angeht - nun, da wirst Du nach dem fünften Kapitel etwas schlauer sein. Aber nur etwas. :roftl



    Innad: Ach, mach Dir bloss keinen Kommi-Stress. :D
    Was die wenigen Kommis angeht - das ist doch nicht schlimm. Man sieht ja auch an den Klicks, dass die FS gelesen wird; und ich werde sie bestimmt hier nicht abbrechen.
    Generell kommt es mir aber so vor, als sei hier im blauen Forum das Feedback eher geringer, und ich hab manchmal das Gefühl, dass das möglicherweise auch mit der doch recht strengen Spam-Regelung zu tun haben könnte. Wenn man erst beim Posten der nächsten Fortsetzung die Kommis beantwortet, ist das irgendwie nicht mehr aktuell und schon fast in Vergessehnheit geraten.
    Ich bin bestimmt nicht dafür, dass man jeden Kommi einzeln und sofort beantwortet, aber im gelben Forum ist die Regelung nicht so streng, und da antwortet man dann zeitnaher, wodurch sich tatsächlich öfter ein interessanter Gedankenaustausch ergibt.
    Was die Gabe angeht - ja, das hast Du super zusammengefasst. Ich hab dazu auch schon oben was in der Antwort für Nery geschrieben.
    Ich freu mich, dass Du die Bilder magst, aber nur "mit den einfachen Mitteln des Spiels" sind sie, um der Wahrheit die Ehre zu geben, ja nun nicht. Ich schummel ganz doll. :D
    Und den kleinen Teil in Dir, der keine Fortsetzung will damit alles gut bleibt, den musst Du jetzt mal für das neue Kapitel wegsperren. Obwohl es auch in dem - immer noch nicht - richtig schlimm wird.



    Rivendell: Hallo Rivi, herzlich willkommen hier! Ich hab mich so gefreut, als ich gesehen habe, dass Du einen Kommi dagelassen hast; und noch viel mehr, dass Du die Geschichte magst. Ich vermisse Eileen und John schon. :(
    Ich hoffe, bei Dir ist alles ok, ist Dein Baby denn schon da?



    Llynya: Puh, da bin ich froh, dass Du Dich an die Namen gewöhnt hast. Ich hoffe, Du hast sie nicht schon wieder alle vergessen in der langen Pause.
    Ich freu mich total, dass viel von dem, was ich mit dem Text und den Bildern an "Zwischenmenschlichem" rüberbringen wollte, exakt bei Dir so angekommen ist. Ich bin nicht so ein Freund davon, alles genau beim Namen zu nennen; ich mag es lieber, wenn vieles nur angedeutet wird. Aber das kann natürlich auch mal ins Auge gehen. Aber diesmal wohl nicht, zum Glück.
    Zu der Gabe habe ich oben bei Nery schon was geschrieben, und das mit dem Erkennen des wahren Königs ist natürlich noch ein netter Nebeneffekt. ;) Dass Artair daran schwer zu knabbern hat, stimmt natürlich, und das liegt auch an seinem Charakter, den Du treffend beschrieben hast.
    Und zum Schluss: ja, ich hätte auch das halbe Schwein bekommen. :roftl



    Josephine: vielen Dank für Deinen Kommi und herzlich willkommen hier! Im SchülerVZ bin ich aber nicht.



    Goldig.: Auch Dir vielen Dank und ein herzliches Willkommen! Ich freue mich sehr, dass Dir beim Lesen die Szenen sozusagen vor Augen stehen, auch ohne die Bilder. Aber jetzt hast Du mir Angst gemacht, wo Du doch große Erwartungen hast. :D Nee, natürlich nicht. Aber ich hoffe, dass der Fortgang der Geschichte nicht enttäuschend für Dich sein wird.


    So, und gleich gibt´s Kapitel fünf. Ich wünsche Euch allen ein schönes Rest-Weihnachten!


  • 5kapitel.png

    Never knew I could feel like this
    Like I've never seen the sky before

    Aus: Moulin Rouge, Come what may; von David Baerwald & Kevin Gilbert






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    Artair öffnete die Tür von Megans Taverne, und ein Schwall warmer Luft drang heraus, untermalt von Gelächter, Gesang und dem Duft nach Ale, Apfelmost und gebratenem Spanferkel.
    Die Männer in der Taverne wandten sich der sich öffnenden Tür zu, und als sie Artair erkannten, brach Jubel aus.
    Kaum hatten wir den Raum betreten, da waren wir schon umringt von begeisterten Kämpen, die Artair hochleben ließen, ihm auf die Schulter schlugen und sich gegenseitig umarmten.



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    Ich beobachtete das wilde Treiben, und langsam merkte ich, wie auch von mir die Spannung abfiel.
    Sicher, es war ein hart erkämpfter Sieg gewesen, der uns einiges abverlangt hatte und viel zu vielen Menschen das Leben und die Unversehrtheit genommen hatte - aber es war ein Sieg gewesen, und die Männer hatten jedes Recht, ihn auch zu feiern; so, wie sie es jedes Mal taten.
    Es half ihnen, mit dem Geschehenen abzuschließen und wieder in den Alltag zurückzufinden.



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    Schließlich begann Artair, uns einen Weg durch die Menge zum Tresen zu bahnen, und ich winkte Kurr zu, Megans jüngstem Sohn, der am Kamin saß, den Bratspieß drehte und sehnsüchtig zu uns herübersah.


    „Artair! Neiyra! Kommt rüber!", hörten wir Brayans Stimme, und als wir uns umwandten, sahen wir Brayan, der seine neu erworbene Narbe auf eine von ihm besonders bevorzugte Art und Weise feierte.



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    Er saß breitbeinig auf einer Bank, in der erhobenen Hand einen Krug Ale; und auf jedem seiner Oberschenkel saß eine von Megans Töchtern, die begeistert kicherten.
    Artair grinste und winkte ab, und schließlich erreichten wir den Tresen.



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    Dahinter stand Megan, die einen Krug polierte und uns zur Begrüßung zunickte. Ich wies mit dem Kopf auf Brayan und ihre Töchter.


    „Habt Ihr keine Angst um die Ehre Eurer Töchter, Megan?", flachste ich, und Megan lachte.
    „Es war ein harter und langer Tag", sagte sie, „Für uns alle; und sie haben ein wenig Spaß verdient. Brayan ist ein guter Junge. Er würde keine meiner Töchter ins Unglück stürzen."


    Ich lachte, und während Megan einen Krug Ale für Artair und einen mit Apfelmost für mich holte, beobachteten wir Brayan amüsiert.



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    „Es mag ja sein, dass Brayan ein guter Junge ist", grinste ich, „aber wenn das so weitergeht, besteht die Gefahr, dass zum Winter zwei kleine Brayans das Licht der Welt erblicken."


    Artair schüttelte den Kopf.


    „Brayan ist sehr.... vorsichtig. Er bemüht sich, dies zu vermeiden, besonders bei unverheirateten Mädchen."
    „Wirklich?", fragte ich überrascht. „Hast Du Brayan schon jemals dabei ertappt, dass er etwas ernst nimmt?"


    „Oh ja, das habe ich", erwiderte Artair.



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    Er nahm einen tiefen Schluck Ale aus seinem Krug und schien einen Moment zu überlegen, ob er weiter reden sollte.


    „Es gibt zwei Knaben in Caer Mornas, die seine Söhne sein könnten. Es ist nicht wahrscheinlich - keiner von ihnen sieht ihm ähnlich, und Du weißt, dass alle Nachkommen seiner Linie seit Jahrhunderten blondes Haar und braune Augen haben, egal, wie der andere Elternteil aussieht - aber ihm reicht es, dass er sie in die Welt gesetzt haben könnte. Also sorgt er dafür, dass es ihnen und ihren Müttern an nichts mangelt."

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    Ich schwieg verblüfft. Das hatte ich nicht gewusst. Aber je mehr ich darüber nachdachte, desto klarer wurde mir, dass es zu Brayan passte. Und auch, dass er kein großes Aufhebens darum machte.
    Ich warf einen erneuten Blick auf ihn.


    „Es mangelt ihm wahrhaftig nicht an Auswahl", meinte ich nachdenklich, „aber er scheint noch niemals sein Herz ganz und gar an eine Frau verloren zu haben."


    Artair antwortete nicht, und sein Schweigen dauerte so lange, dass ich ihn neugierig musterte.


    „Etwa doch?", fragte ich überrascht.


    Er zögerte noch einen Moment, dann nickte er.


    „Erinnerst Du Dich an den Sommer vor einigen Jahren, als Brayan dieses Fieber bekam? Er schien sich nicht recht davon erholen zu wollen, und so schickte ihn Dian nach Caer Galadon zu den Priesterinnen. Als er im Herbst wieder zurück kam, war er zwar gesund, aber ungewöhnlich still und schweigsam."


    Ich nickte. Ich erinnerte mich gut daran, auch mir war Brayans seltsame Ruhe aufgefallen.


    „Eines Abends fand ich ihn sturzbetrunken in der Taverne", fuhr Artair fort. „Ich setzte mich zu ihm, und fragte ihn rundheraus, was eigentlich los sei. Und nach einigem Hin und Her sagte er schließlich, er habe Liebeskummer. Er habe die richtige Frau gefunden, die Eine; aber sie würde ihn nicht einmal wahrnehmen. Und seitdem habe ich ihn niemals mehr mit einem Mädchen gesehen, mit dem es ihm ernst gewesen ist. Er kann sie nicht vergessen."


    Ich verschluckte mich fast an meinem Most und sah zu ihm hinüber.



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    Da saß er, zwei Mädchen auf dem Schoß, und der Rest der anwesenden holden Weiblichkeit sah mehr oder weniger interessiert zu ihm herüber.
    Brayan war stets freundlich und höflich, sah umwerfend aus und hatte Charme und Witz.
    Seit wir den Kindesschuhen entwachsen waren, hatte er Mädchen und Frauen magisch angezogen, und neben all seinen offensichtlichen Vorzügen war er obendrein noch der Sohn des Truchsesses und der beste Freund des Königs, was ihn zweifellos zu der bei weitem besten Partie in Caer Mornas machte.
    Außer Artair selbst, natürlich; aber obwohl der nicht weniger anziehend war als Brayan, kam kaum eine Frau auf die Idee, Artair als Ehemann in Erwägung zu ziehen – er war schließlich der König.



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    „Es gibt eine Frau, die Brayan die kalte Schulter zeigt? Die muss ich unbedingt kennen lernen! Wer ist sie?"


    Artair zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Er wollte es nicht sagen."


    Ich verdrehte die Augen. „Und Du hast ihn nicht noch mehr abgefüllt, um es aus ihm herauszuholen?"
    „Natürlich habe ich das. Ich habe ihm vier weitere Krüge Ale ausgegeben, aber es hat nichts geholfen, er wollte nicht verraten, wer sie ist."


    Er blickte zu Brayan hinüber. „Ich vermute, dass es eine der jungen Priesterinnen in Caer Galadon sein könnte."


    Ich nickte, das erschien mir einleuchtend. Eine Frau, die ihr Leben dem Dienst an den Göttern gewidmet hatte, wäre vielleicht selbst für Brayans Charme unempfänglich.
    Artair leerte seinen Krug und streckte sich.


    „Ich mache mich jetzt auf den Weg. Bleibst Du noch hier?"


    Ich nickte. Artair löste sich vom Tresen, und ich drehte mich um.



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    Dabei fiel mein Blick auf einen Mann, der sich breitbeinig vor uns aufgebaut hatte und uns mit finsteren Blicken musterte. Artair trat auf ihn zu.


    „Uisdean", sagte er. „Ihr habt die Südflanke gut gehalten und Euch wacker geschlagen."



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    Er legte seine Hand auf Uisdeans Schulter. „Eure Umsicht hat vielen Männern das Leben gerettet."


    Uisdean sah ihm unverwandt ins Gesicht und schwieg eine geraume Weile, aber dann nickte er, und Artair verließ die Taverne.



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    Gedankenverloren lehnte ich mich gegen den Tresen und dachte über das nach, was Artair mir über Brayans unglückliche Liebe erzählt hatte.


    Ich sah ihn an und fühlte eine tiefe Verbundenheit, denn ich wusste genau, was er empfand.


    Wir drei waren wie Geschwister aufgewachsen, und unsere Kindheit kam mir heute noch wie ein großes Abenteuer vor.
    Dian, Brayans Vater, hatte unzählige Kinderfrauen einstellen müssen, weil wir unser Möglichstes taten, um sie schnellstmöglich wieder zu vergraulen.



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    Irgendwann hatte Dian entnervt aufgegeben, und so waren wir nicht nur mutterlos, sondern auch ohne weibliche Hand und ohne weiblichen Einfluss aufgewachsen; und lange Jahre hatte ich beide wie echte Brüder geliebt.


    Bis das sichere Gefüge meiner Welt zerbrach.
    Denn irgendwann, ganz langsam und schleichend, hatte sich etwas verändert.



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    Ich wusste nicht, wann es passiert war. Ich wusste lange Zeit nicht einmal, was passiert war, nur dass etwas anders war.
    Dass mit mir etwas anders war.
    Ich hatte keine Erklärung für die Verwirrung, die mich plötzlich so oft in Artairs Gegenwart überfiel, für meine Ungeschicklichkeit und Unsicherheit, das Herzklopfen und das seltsame Gefühl im Bauch, als wir die Grenze zwischen Kindheit und Erwachsenwerden überschritten.
    Ich war verstört, verunsichert und auch ängstlich, und mit wem hätte ich darüber reden sollen?