An deiner Seite

  • Ich mache dann mal den Anfang und poste meine bislang längste FF, die ich geschrieben habe. (Yeah.) Es gibt sogar ein Cover. (wow).


    In der Geschichte geht es um eine Beziehung zwischen 2 Männern. Wer das nicht mag, sollte diese FF nicht lesen. Das erste Kapitel baut eigentlich auf einer sehr intimen Szene auf, aber da das Rating hier nur bis P12 geht, muss ich dieses leider kürzen, sowie auch weitere Szenen in der Geschichte. ich bitte dies zu entschuldigen. Die Originalform der FF existiert auf einer anderen Website... ;)


    Ich hoffe ihr hab trotzdem Spaß damit. Kommentare sind natürlich immer gern gesehen und eventuelle Rechtschreibfehler (die ich beim überlesen einfach nicht gesehen haben sollte) bitte ich zu entschuldigen. Ich korrigiere natürlich, falls ich im Nachhinein noch gravierende Tippfehler oder Dergleichen finde.

    Disclaimer: Die hier aufgeführten Charaktere entsprechen meiner Fantasie und sind somit frei erfunden. Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen sind nicht beabsichtigt.


    Genug Blabla, fangen wir halt mal an...:




    Kapitel 1
    Betrübte Zweisamkeit


    Ich betrachtete seinen Körper. Sein Gesicht. Seine Hände. Schön sah er aus. Obwohl das Wort „schön“ hier nicht genau das traf, was ich vielleicht ausdrücken wollte. Er war mehr als nur schön. Er war sexy. Um nicht zu sagen heiß. Richtig heiß.

    Seine Jeans formte perfekt seinen hübschen Hintern und sein T-Shirt ließ seine Brustmuskeln nicht unentdeckt. Selbst seine Schuhe standen ihm und seine Hände waren weich und sanft, aber kräftig. Männlich sah er aus. Seine Figur, seine Muskulatur.

    Kurze haselnussbraune Haare, sinnlich volle Lippen. Eine spitze, sanfte Nase. Wunderschön geformte Ohren. Eigentlich übten Ohren keinen wirklichen Reiz auf mich aus, aber seine waren wirklich schön.

    So stand er da, am Schrank und blätterte in einem Collegeblock. Vertieft in wichtige Dinge, die dort standen. Hochkonzentriert. Er ließ sich auch nicht durch Katrin ablenken, die ihn begrüßte. Er war total in seiner Welt versunken.

    Ich seufzte leise, packte meine Tasche. Ich hatte gleich Feierabend, genau wie er. Ich wartete nur noch auf ihn. Da wir in derselben Stadt wohnten und da wir auch noch am selben Platz arbeiteten, bot es sich an eine Art Fahrgemeinschaft zu bilden.

    „Rainer…“, süßelte ich leise und betrachtete ihn weiter. Wollte ihn aus seiner Welt locken. Doch er reagierte nicht.
    „Schatz.“ Ich versuchte es etwas deutlicher und siehe da – er drehte sich um, sah mir mit seinen wunderschönen blauen Augen in meine. Offen und Aufmerksam waren sie. Sinnlich und erotisch. Alles am ihm gefiel mir.
    „Bist du gleich soweit?“, fragte ich, und Rainer nickte.
    „Ich pack das noch schnell weg, geh schon mal zum Auto. Und demnächst nennst du mich bitte nicht „Schatz“.“

    Ich tat wie mir geheißen, nahm meine Tasche und verließ das Gebäude, ging langsam auf seinen Peugeot zu. Ich selbst besaß einen kleinen Polo. Rainers Wagen war durchaus bequemer, und so fuhren wir öfter mit diesem.

    Da ich den Autoschlüssel nicht hatte blieb ich am Wagen stehen und starrte Löcher in die Wolkendecke. Diese war so grau, das ich mir sicher war das ein Regenschauer nicht mehr lange auf sich warten lassen würde. Sehnsüchtig sah ich zum Gebäudeeingang und wartete auf meinen sportlichen Freund.

    Er ließ auch nicht lange auf sich warten. Bereits beim Treppen hinuntersteigen suchte er seinen Autoschlüssel in der Hosentasche. Gott, diese Beine… er hatte tolle Beine. Muskulös. Vorallem die Oberschenkel. Ein Traum.

    „Fährst du?“, fragte er mich, als er beim Auto ankam. „Ich bin müde.“
    Natürlich sagte ich sofort zu, nahm ihm auch noch die Tasche ab. Packte alles in den Kofferraum.
    Von der Arbeit nach Hause war es immer eine kleine Weltreise. Wohnung und Arbeitsstelle lagen nicht in derselben Stadt und man brauchte eine gute Dreiviertelstunde um die Strecke zurückzulegen – mit Autobahn.

    Bereits nach zehn Minuten war er eingeschlafen. Sein Kopf lehnte an der Scheibe, der Kragen seines kuscheligen Pullovers bis zur Nase hochgezogen, die Augen geschlossen. Seine Arme hatte er vor der Brust verschränkt und er atmete tief und hörbar. Ich musste schmunzeln und machte auch die Musik etwas leiser, damit er in Ruhe weiterschlafen konnte. Er war schon den ganzen Tag müde gewesen, das hatte ich bemerkt. So gönnte ich ihm die Pause.

    Und wie ich es erwartet hatte bildete sich vor mir auf der Autobahn eine Schlange. Stau – Feierabendverkehr eben. Das war fast jeden Tag so, die Strecke war gut befahren und so zog sich alles etwas in die Länge.

    Ich betrachtete meinen Partner ausgiebig. Er war so niedlich, wie er da lag, mit dem Kragen über sein Kinn und seine Lippen. Seine vollen Wimpern kamen besonders gut zur Geltung wenn er seine Augen geschlossen hatte. Er sah zufrieden aus. Müde und zufrieden.

    Vorsichtig legte ich meine Hand auf seinen linken Oberschenkel. Ich liebte seine Beine. Sie waren sehr erotisch und hatten für mich etwas Männliches – symbolisch betrachtet. Ich strich sanft über den Jeansstoff, konnte seine Muskulatur deutlich spüren. Ich musste zugeben dass es begann in mir zu kribbeln … aber das war auch keine Neuigkeit. Er erregte einfach ständig mein Aufsehen … und noch so andere Dinge.

    Er seufzte leise. Lächelnd schob ich meine Hand weiter zu seinem Knie, wieder hinauf über seinen kräftigen Schenkel … über die Mitte hinaus. Wollte ihn etwas necken. Schon mal auf das was ich später mit ihm vorhatte vorbereiten.

    Er seufzte erneut und öffnete leicht die Augen. Unsere Blicke trafen sich, und es jagte mir einen Schauer durch den ganzen Körper. Seine blauen Augen waren wirklich fesselnd. Wunderschön.
    Ich sah, dass er lächelte. Trotz des Pullovers über seinem Mund. Und während er mir in die Augen blickte schob er sogar seine Beine noch ein Stück weiter auseinander.

    Wenn ich gekonnt hätte, wäre ich direkt in diesem Moment über ihn hergefallen, aber leider löste sich die Schlange vor mir langsam auf und wir konnten weiterfahren. Schwerenherzens nahm ich meine Hand von seinem Oberschenkel, spürte seine Blicke auf mir liegen.

    Er sagte die ganze Fahr über nichts. Und ich tat es ihm gleich. So schwiegen wir beide bis wir vor unserem Haus vorfuhren.
    Wir betraten sogar schweigend unsere Wohnung. Und schweigend zogen wir auch unsere Schuhe und Jacken aus.

    Rainer verschwand direkt ins Bad, woraufhin ich erstmal das Wohnzimmerfenster öffnete, um etwas Luft hineinzulassen. Entspannt setzte ich mich auf die kuschelige Couch und legte meine Füße auf den Couchtisch - was Männer eben so taten, wenn sie sich irgendwo hinsetzen.

    Nach gefühlten drei Stunden und unzähligen weiteren Minuten kam der Ältere wieder aus dem Badezimmer, ging aber direkt rüber ins Schlafzimmer, um sich Hausklamotten anzuziehen. Das kannte ich bereits von ihm, und das tat er immer.

    Vorsichtig stand ich auf und folgte ihm in das gemütliche Schlafzimmer. Er stand vor dem Bett, nur in Shirt und Retro bekleidet. Seine strammen Beine fixierten sofort meinen Blick, und ich musste mir über die Unterlippe lecken.
    Er sah einfach zu gut aus.
    Viel zu gut.

    Grinsend ging ich auf ihn zu, legte meine Hände auf seine Schultern, massierte sie leicht. Rainer seufzte und lehnte den Kopf etwas nach vorn, damit ich auch seinen Nacken verwöhnen konnte. Er fühlte sich angespannt an.
    „Du hast ganz harte Schultern.“, stellte ich fest.
    „Du bist ganz angespannt.“
    Der Ältere nickte und gab einen kehligen Laut von sich.
    „Ja, bin ich doch oft.“, murmelte er dann mit tiefer Stimme.
    Ich grinste.

    ~~

    Keuchend und nach Luft schnappend lagen wir aufeinander. Ich hörte seinen Atem neben meinem Gesicht. Mein Herz klopfte gegen meinen Hals als wollte es herausspringen. Seine Brust hob und sank sich schnell, und er schluckte schwer.

    Mit einem Ächzen richtete ich mich erschöpft auf, sah dem Älteren ins Gesicht. Er hatte die Augen geschlossen, war total entspannt. Sein Mund leicht geöffnet, seine Lippen zitterten.

    Er war so schön.

    „Ich liebe dich.“, flüsterte ich, und Rainer öffnete die Augen, sah mit seinem wunderschönen Blau in mein Grüngrau.
    Er lächelte zufrieden.

    ~~

    Als ich meine Augen das nächste Mal öffnete war es bereits dunkel draußen. Rainer lag neben mir auf dem Bauch, die Decke bis zu den Ohren hochgezogen, die Augen geschlossen. Er schlief tief und fest, was ich an seinem kaum hörbaren leisen Schnarchen erkannte.

    Ich sah auf den Wecker neben mir – 5:25 Uhr. Gut, dass Samstag war. Dann konnte man wenigstens ausschlafen.
    Aber wie sollte es anders kommen – natürlich konnte ich nicht sofort wieder einschlafen. Ich drehte mich auf die linke Seite, auf die rechte Seite, auf den Bauch – alles brachte nichts. Also blieb ich auf dem Rücken liegen und betrachtete den friedlich schlafenden Älteren neben mir.

    Und unweigerlich kam mir Susanne in den Sinn.
    Susanne Specht. Seine Freundin.

    Ich biss mir auf die Unterlippe.



    ~~



    So, das war Kapitel 1. Es wäre normalerweise nicht so kurz, aber wie gesagt, ein Teil musste leider entfernt werden.



    Danke an Alle, die hier lesen und kommentieren! :D Bis zum nächsten Kap!

    [SIZE=1][SIGPIC][/SIGPIC]
    Is there anything you would not do for your...family?
    [/SIZE]

    Einmal editiert, zuletzt von AnubisVincent ()

  • Huhu Placebo!
    Habe mir den Anfang deiner Geschichte gerade mal durchgelesen. Eigentlich ist das nicht so unbedingt mein Lieblingstheme, ich steh nicht so auf reine "Schmalzgeschichten" (weißt hoffentlich, was ich damit meine^^) und Schwule... mh, na ja, schön finde ich es nicht, aber dagegen habe ich auch nichts.
    Ich hab das also einfach um der Geschichte Willen mal gelesen^^


    Aber nun zum eigentlichen Thema:
    Du schreibst wirklich sehr sehr schön. Mir gefällt es total, wie du alles so schön be- und umschreibst. Sehr ausführlich und mit Liebe zum Detail. Das mag ich gerne.
    Das einzige, was micht stört, sind die ständigen Zeilenumbrüche. So kann man die Geschichte nicht flüssig lesen und es wirkt alles etwas abgehackt, wieso du das machst, wundert mich sowieso? Als wie gesagt, den Lesefluss stört es eher, als dass es die Geschichte in irgendeiner Form unterstüzt.
    Ansonsten sind mir übrigens auch keine Fehler aufgefallen oder ähnliches. Ach und es wirkt, als würde wirklich viel Gefühl drinstecken.


    Alles in allem: Kling sehr toll und viel versprechend! Bloß: Finger weg von ENTER! :D


    Bin gespannt, wie's weiter geht!

    off

  • Hallo Cho!


    Ich schreibe in Absätzen, weil ein einfacher fetter Textblock das lesen ungemein verschlechtert. Das nun auch in den kleinen Absätzen diese Lücken entstanden sind kommt wohl durchs rüberkopieren, anders kann ich es mir auch nicht erklären. Hier wirds eben etwas anders dargestellt als in meiner Word-Datei.


    Ich werd es in solchen textblöckchen lassen. So große Textmengen kann das menschliche Auge auf einen schlag einfach nicht am Bildschirm so verarbeiten wie in einem Buch. Es entspannt den Leser und deswegen werde ich sicherlich NICHT meinen Finger von der Enter-Taste weglassen ;) (hab meine Ausbildung ja nicht umsonst getan).


    Ich pack dann, wenn ich schon dabei bin, gleich das zweite Kapitel rein. Und ich hoffe, das noch mehr Leute kommen und lesen. Eine so reine Schmalzgeschichte (danke..) ist es nun auch nicht. Es handelt sich ja eher um ein Drama. Aber naja, jedem das Seine. ich kann mir nur nicht so vorstellen das ich sooo schlecht bin das es niemand liest...^^...wenn ich mich mal mit so ein paar FS's vergleiche wo der schreibstil udn das Thema wirklich...sagen wir...weniger anspruchsvoll sind :misstrau.


    Nja, kay. Weiter gehts.


    ~~


    Sie war der Grund, weshalb ich nicht alles mit ihm teilen konnte. Weshalb ich nur die zweite Geige war. Sie war die Person in seinem Leben die mit ihm verlobt war. Die mit ihm normalerweise eine Wohnung teilen würde, wäre sie nicht bei ihren Eltern in Ostdeutschland. Sie war auch Diejenige die unser Treffen hätte unmöglich gemacht, wäre sie Zuhause gewesen. Zumindest hätte Rainer dann gar nicht bei mir übernachten können.

    Ich seufzte erschlagen und strich mit meinen Fingern durch sein weiches, zerstrubbeltes Haar. Und auch er seufzte, presste seine Wange noch fester in das weiche Kissen. Er war eine richtige Kuschelmaus – manchmal deckte er sich so sehr zu, dass man nur noch seine Haare sah, noch nicht mal mehr sein Gesicht.

    Nun war ich wieder den Tränen nahe. Den Tränen, denen ich so oft so hilflos gegenüberstand. Ich war hilflos. Ich konnte an meiner Situation nichts ändern. Ich liebte ihn. Er liebte sie. Und auch mich.
    Mich?
    Oder nur sie?

    Zu viele Fragen, auf die ich keine Antwort wusste.
    Vielleicht bekam ich auch nie Antworten darauf.

    Ich betrachtete ihn weiterhin.
    Spürte, dass ich endlich wieder müder wurde.
    Schloss meine Augen und gab mich dem Gefühl hin – dem Gefühl, wieder einzuschlafen.
    Endlich.

    ~~

    „Ich muss los.“
    Er griff seine Jacke, zog sie sich an.
    „Susanne wird gleich am Bahnhof sein, ich hole sie dort ab.“
    Ich nickte und sah ihm dabei zu, wie er sich seinen dunkelblauen Zipper anzog. Ein Fleecezipper war es. Weich und kuschelig. Passte zu ihm.

    „Wir sehen uns dann am Montag auf der Arbeit. Denkst du bitte dran, alles vorzubereiten?“
    Er sah mich an. Unsere Blicke trafen sich und wieder nickte ich.
    „Ja klar.“
    Rainer lächelte und zog den Reißverschluss hoch, nahm seine Ledertasche.
    „Dann bis Montag“

    Er öffnete meine Wohnungstür. Ich schluckte schwer.
    „Rainer!“, stieß ich aus, und der Ältere blieb stehen, sah mich an.

    Ich ächzte leise, ging auf ihn zu, legte eine Hand auf seine Wange und küsste ihn vorsichtig.
    „Ich liebe dich.“
    Geflüstert hatte ich es, direkt in sein Ohr. Er lächelte wieder, strich mir über meine Nase. Und dann ging er, die Treppen hinunter. Sah noch mal zu mir auf, hob die Hand.

    Ich schloss meine Tür, eilte zum Fenster und sah hinaus. Beobachtete ihn, wie er in sein Auto stieg und losfuhr. Losfuhr zum Bahnhof, um Susanne abzuholen.
    Susanne.

    Ich fragte mich was ich nun mit dem angebrochenen Tag tun sollte. Meine Laune war auf einem emotionalen Tiefpunkt angelangt. Nur wegen ihr. Nur wegen Susanne. Aber was heißt hier „nur“. Sie war der Hauptgrund für meine Depression, der Hauptgrund weshalb ich Rainer nicht für mich beanspruchen konnte.

    Demotiviert begann ich eine Tasche zu packen – wollte schwimmen gehen. Sport tat bekanntlicherweise gut, wenn man sich abreagieren wollte war Sport ideal.

    Ich brauchte allein zum Tasche packen mehr als eine Stunde, denn meine Gedanken hingen zwischendurch immer noch an gestern Abend und heute morgen fest. Das ich ständig an ihn und seine Freundin dachte war nicht grade fördernd – ich hatte bald meine Prüfungen und wenn ich die vermasselte, konnte ich mein Vorhaben, Lehrer zu werden, an den Nagel hängen.

    Einfacher wurde die Tatsache auch nicht dadurch, dass Rainer der Lehrer war, der mich betreute. Mit dem ich die Meisten Unterrichtsfächer zusammen referierte. Am Anfang sah ich diesen Fakt als einen großen Vorteil an – ich mochte ihn, er mochte mich, besser konnte es ja nicht sein. Aber jetzt, wo ich den bitteren Beigeschmack seiner Freundin dabei hatte machte es mich mehr traurig als motiviert und fleißig.

    Noch immer demotiviert stieg ich ins Auto und fuhr zum Solebad. Hier konnte man gut entspannen und Salzwasser war ja weitaus besser als Chlorwasser. Außerdem war es dort freundlich, hell und es war immer jemand da, man fühlte sich nicht so allein. Oft begegnete ich auch Kollegen oder alten Schulfreunden dort, und das erhoffte ich mir auch heute. Ablenkung.

    Schnell hatte ich das Gebäude betreten, hatte mir meine Badehose angezogen und meine Klamotten sicher im Schließfach verstaut. Mit Handtuch, Badelatschen und was zu Trinken betrat ich die Schwimmhalle. Und wie ich es geahnt hatte war eine Menge los. Viele Leute, viele Kinder. Man hörte es von allen Seiten her lachen, schreien oder platschen, wenn jemand ins Wasser sprang.

    Meine Laune besserte sich merklich, und so suchte ich mir pfeifend eine schöne Liege neben einer Phoenixpalme, breitete mein Laken darauf aus und machte es mir erstmal bequem. Die Situation abchecken – ob ich vielleicht von hier aus schon jemanden sah, der mir bekannt vorkam. Leider sah ich niemanden, und so stand ich wieder auf und ging kurz kalt duschen, bevor ich mich zum Schwimmerbecken begab.

    Viele zogen hier ihre Bahnen. Viele gut aussehende Frauen und Männer waren hier, die ihrem Körper was Gutes tun wollten. Ein Pärchen verschwand in der kleinen Höhle am Seitenrand des Beckens. Die Ecke war ganz romantisch – dort befanden sich ein kleiner Wasserfall und eine spärliche, blaue Beleuchtung.

    Schmunzelnd begab ich mich ins Wasser, seufzte entspannt und begann ein paar Bahnen zu ziehen. Es tat gut, seinen Körper so zu bewegen. Man konnte sich einfach fallen lassen, seine Aggressionen in Bewegung umwandeln und sich so was Gutes tun. Außerdem machte Sport gute Laune… sagte man.

    Ich hatte bereits 35 Bahnen gezogen – in mehr oder weniger schnellem Tempo – als mir eine Person ins Auge stach. Sie kam grade von den Umkleiden und irgendwie kam sie mir bekannt vor.

    Langes, blondes Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden. Ein karierter Bikini, der ihre schöne Figur durchaus betonte. Sie war nicht mollig, aber auch nicht drahtig, sie hatte eine schöne weibliche Figur. Ihr Bikinioberteil betonte ihre Körbchengröße, die mit Sicherheit C oder sogar D betrug. Sie lachte extrovertiert, strich sich eine Strähne hinter das Ohr und begab sich langsam ins Entspannungsbecken nebenan.

    Hübsch war sie ja, das musste ich zugeben. Nicht unattraktiv, und ich sah das mehrere Männerblicke auf ihr lagen. Sie lachte erneut und hielt ihre Hände an den Beckenrand, schien jemanden dazu aufzufordern ebenfalls hineinzukommen.

    Ich hatte beinahe vergessen mich über Wasser zu halten als ich erkannte wer sie war. Ich schluckte etwas Wasser, begann schallend zu Husten. Bekam keine Luft mehr. Ruderte mit den Armen. Fühlte mich als hätte ich fast das halbe Schwimmbad in die Lunge laufen lassen. Mein Herz hämmerte gegen meinen Hals. Wieder eine Welle. Sie packte mich, drückte mich herunter.

    Jemand griff fest meinen Oberarm, zog mich mit einem Ruck an die Oberfläche. Wieder hustete ich, sah alles nur verschwommen, hatte Salzwasser in den Augen.
    Lukas, Lukas!
    Irgendjemand rief mich. Wo denn? Ich bin hier.
    Luft, ich brauchte Luft!
    Lukas!

    Ich ächzte, als mein Rücken hart gegen den Beckenrand knallte und unsanft daran gerieben wurde, als mich jemand aus dem Wasser zog. Ein barsches Klopfen auf meinen Rücken, jemand drückte meinen Kopf nach vorn.
    Ich hustete und spuckte, und endlich bekam ich wieder Luft. Luft! Herrlich.

    Tief atmete ich ein, schloss für eine Sekunde meine Augen. Mein ganzer Körper zitterte, mir war kalt und ich war kurz davor, loszuheulen. Meine Gefühlswelt spielte Achterbahn, ich musste mich erstmal wieder beruhigen und mein Adrenalin zügeln.

    „Alles okay?“, fragte man mich. Ich hob meinen Kopf, noch immer nach Luft japsend.
    „Du hast uns vielleicht erschrocken!“
    Ich sah in seine Augen. Er erwiderte meinen Blick. Sie saß neben ihm und sah mich besorgt an, hatte ein Handtuch in der Hand und legte es mir um die Schultern.

    Als ich nicht reagierte schien er kurz nachzudenken, und mit einem Ruck hob er mich vom Boden, wie eine Prinzessin lag ich in seinen Armen. Dabei war er doch kleiner als ich, und doch so kräftig mich zu tragen…
    „Wo ist denn hier der Erste-Hilfe-Raum?“, fragte er den Bademeister, der mich anscheinend aus dem Wasser gefischt hatte. Schnellen Schrittes ging er mit mir weiter zu einem Raum und setzte mich dort auf einer Liege ab.

    „Bist du wahnsinnig?“
    Ich zuckte leicht zusammen und sah ihn wieder an.
    „Du hast mich vielleicht erschrocken…“, murmelte Rainer nun und setzte sich neben mich auf einen Stuhl. Ich betrachtete ihn, wie er dort saß. Sein Blick war wütend, aber auch besorgt. Seine Haare waren noch trocken, doch er war nass bis zu seinem Oberkörper. Seine Badehose war eng und hatte keine Beine. Und wieder, selbst in dieser Situation musste ich daran denken, wie sexy er aussah.
    „Tut mir leid.“, flüsterte ich und wandte meinen Blick kurz von ihm ab. Ich fühlte mich schuldig…ich wollte das doch gar nicht.
    „Ich dachte, du kannst schwimmen?“, fragte er, und ich nickte, musste lachen.
    „Kann ich auch. Aber mich haben die plötzlichen Wellen überrascht… ich war grade mit meinen Gedanken woanders.“
    Ich strich über meinen Arm, wo eine deutliche Druckstelle der Hand des Bademeisters war. Es tat weh und hatte sich rot gefärbt. Dort würde sich spätestens Morgen wohl ein schöner großer blauer Fleck zeigen.

    „Geht es dir besser?“
    „Ja, danke.“
    Unsere Blicke trafen sich wieder. Und dann kam Susanne rein, sah uns beide besorgt an.
    „Alles in Ordnung mit dir?“, fragte sie mich und stellte sich neben ihren Verlobten.

    Ich betrachtete die Beiden. Es bildete sich ein Kloß in meinem Hals, ein Kloß den ich nicht herunterschlucken konnte. Und kurzzeitig fragte ich mich wieso ich nicht einfach ertrunken war. Dann hätte ich diesen Anblick, den ich jetzt hatte, nicht ertragen müssen.

    „Ja.“, antwortete ich wieder und zwang mich zu einem Lächeln. Ich war mir eigentlich relativ sicher dass man mir ansah dass es gestellt war, und doch sah ich wie beide Gesichter vor mir in einen Zustand von Erleichterung fielen.

    „Du solltest nach Hause, Lukas.“, meinte Rainer dann und stand auf.
    „Soll ich dich fahren?“
    Ich sah zu ihm auf. Mich fahren? Nach Hause? Ich war doch grade erst hier angekommen…

    „Nein, nein.“, ich lächelte. „Ich wollte noch etwas schwimmen.“
    „Du willst mir jetzt nicht im Ernst sagen das du noch mal ins Becken willst, kurz nachdem du fast ersoffen wärst?!“, fragte Rainer scharf. Er stemmte seine Hände in seine Seiten und er machte einen recht niedlichen Eindruck. Seine Körpergröße von ca. 1,73m und seine kurzen Arme und Beine ließen die Momentane Situation eher lustig als dramatisch erscheinen. Doch ich wusste, dass er seine Frage ernst meinte.

    Plötzlich machte sich eine Art Trotz in mir breit. Ich war doch kein Weichei, das jetzt heulend nach Hause rennen und sich im Bett verkriechen würde. Und das wollte ich Rainer zeigen. Vielleicht war es mein Ego, welches mich auf diesen Trip brachte. Ich stand auf und bäumte mich mit meinen 1,85m vor ihm auf.
    „Ja.“, antwortete ich dann, lächelte. Rainers Gesichtsausdruck bestand nur noch aus purem Entsetzen.

    „Mir geht’s ja gut, also?“
    Ich schlug ihm kurz freundschaftlich mit der Hand auf die Schulter und nickte Susanne zu.
    „Ich wollte eh nicht lange bleiben. Ein paar Bahnen zieh ich noch, dann geh ich noch in den Whirlpool und dann fahr ich eh nach Hause, bis dann!“

    Ich wartete gar keine Antwort ab, verschwand so schnell es ging aus dem Raum.
    Der Anblick der beiden zusammen hatte mich wohl dazu gebracht, so zu reagieren. Trotzig, großmäulig, eingebildet. Tausende von Gedanken schossen durch meinen Kopf und ich begann mir Fragen zu stellen die ich selber nicht beantworten konnte. Wieso sorgte er sich so um mich? Gut, es war wohl eine Selbstverständlichkeit sich um jemanden der grade am ersaufen war zu Sorgen. Das war wohl der Hauptgrund. Was hatte Rainer in diesem Moment gefühlt, als er mich so gesehen hatte?

    Hatte er sich überhaupt so Sorgen gemacht, wie ich es gerne haben wollen würde? Weil er mich gerne hat? Weil er mich so gerne hat, das er mit mir schläft? Weil er es mag, mich zu küssen, mit mir zusammen zu sein?

    Oder nur, weil man’s eben so macht? Jetzt, wo seine Susanne da war?

    Tränen sammelten sich in meinen Augen. Ich versuchte sie zu unterdrücken. Nein, Lukas, du fängst jetzt mit Sicherheit nicht an zu heulen wegen ihm. Das wirst du nicht tun. Du hast keinen Grund. Susanne ist da bei ihm. Er hat Spaß mit Susanne im Schwimmbad. Sie sind zusammen hier, umarmen sich, küssen sich, lieben sich…

    Und so bemerkte ich auch nicht, wie Rainer mir nachsah.


    ~~


    Ende Kap 2.

    [SIZE=1][SIGPIC][/SIGPIC]
    Is there anything you would not do for your...family?
    [/SIZE]

  • ich habe mir deine geschichte durchgelesen und da ich selber schon so einige kurzgeschichten geschrieben habe, natürlich nicht hier weil es wenn doch schon erst ab 18 jahren zu lesen wäre, da ich auch wörter in meinen texten verwende die ich meines erachtens doch etwas zu heftig für dieses forum finde.


    deine geschichte ist zum teil sehr gut geschrieben und auch gut bildlich nach zu vollziehen, aber ich habe das gefühl das du bei einigen stellen abrupt aufhörst. du beschreibst eine gute und erotische szene aber an genau einer dieser stellen hörst du auf weiter drauf einzugehen. kann auch sein das du das nicht schreibst weil es doch vielleicht daran liegt das hier viele kinder zum teil das auch lesen.
    ok ich habe eben gelesen das du auch mit absicht etwas weglässt, ich würde mcih freuen wenn du mir in einer pm mal den link zu deiner ganzen story gibst, vielleicht kann ich ja dir noch irgendwie behilflich sein. aber im allem ist die story wirklich nicht schlecht, es ist eine gschichte wo ich bzw vielleicht auch andre menschen gut träumen können.
    mach auf jedenfall weiter so.

  • Ich habe es wie gesagt mit Absicht weggelassen. Die eigentliche Szene, die im 1 Kapitel auftaucht, ist mehrere Word-Seiten lang, die ich hier leider weglassen musste. Also denkt nicht, ich bin zu blöd das zu schreiben, ich darf es hier einfach nicht veröffentlichen.

    [SIZE=1][SIGPIC][/SIGPIC]
    Is there anything you would not do for your...family?
    [/SIZE]

  • Hallo Placebo!


    Das ist sehr schade, dass du hier bestimmte Dinge raus nehmen musst. Weil gerade bei einem homosexuellen Pärchen sind es oftmals genau diese Szenen, die die ganze Sache noch authentischer wirken lassen. Ist es denn auch verboten, solche Szenen etwas "abgeschwächt" darzustellen? Ich meine, nicht so sehr ins Detail zu gehen, was sie genau machen. Bei den Fotostorys scheint zumindest das ja erlaubt zu sein. Die Bilder, die da teilweise drin sind, sind ja auch nicht so ganz zu 100% jugendfrei. ;)


    Ich hab mir die beiden Teile mal durchgelesen und muss sagen, dass ich es bisher sogar recht spannend finde. Ganz schön gemein, dass Rainer zweigleisig fährt. o_O Ich bin sehr gespannt, wie's weiter geht. Und vor allem, für wen Rainer sich entscheiden wird. Ich würde es auch sehr interessant finden, wenn du die Geschichte auch mal auszugweise aus der Sicht von Rainer schildern würdest. Was er denkt, was er fühlt, warum er was mit einem Mann hat, wenn er doch eigentlich mit einer Frau zusammen ist. Andersrum ließe es natürlich auch genug Spielraum, damit der Leser sich seine eigenen Gedanken dazu machen kann.


    Zudem ist es auch echt interessant zu wissen, wie Lukas mit seinen Depressionen umgehen wird. Ob sie schlimmer werden, ob sie besser werden... da gibts ja viele Optionen, die möglich wären.


    Ich bin gespannt! ^^


    LG,
    Shii

    [center][SIZE=3][FONT=&amp]ずっと忘れないよ[/FONT]
    [/SIZE]Ich werde es niemals vergessen

    Den blauen Himmel und dich

    [SIZE=3][FONT=&amp]青い空と君のこと[/FONT][/SIZE]
    [/center]

  • Dankeschön Shii ;).
    Nein, ich muss die FF leider auf P12 lassen (also P12-er Rating) da sind auch angedeutete sexuelle Gegebenheiten etwas heikel...weil ich selbst nicht so ganz genau weiß, was dann zuviel ist, und was noch geht. Also hab ich es komplett rausgenommen.


    Dann poste ich gleich mal kapitel 3.


    Kapitel 3: Absurd


    „Und, hattet ihr noch einen schönen Samstag?“, fragte ich mehr nebensächlich, als ich mit Rainer am Montagmorgen vor der Kaffeemaschine stand und beobachtete, wie die schwarze Flüssigkeit ins Glasgefäß tropfte.
    „Ja, hatten wir.“, antwortete der Ältere und ich spürte, wie er mich ansah. Ich musste schmunzeln, hob meinem Kopf um ihm ebenfalls ins Gesicht schauen zu können.


    Er hatte sich heute Morgen nicht rasiert, das sah man ihm an. Doch es war nicht so auffällig, das er gänzlich anders wirkte. Ihm stand es sogar.
    „Und wie war dein Wochenende?“, fragte er dann vorsichtig, sah wieder zur Kaffeemaschine, die grunzende Geräusche von sich gab und unentwegt Kaffee produzierte.
    „Wahrheit oder Lüge?“, fragte ich leise, und Rainer sah mir wieder in die Augen. Er wusste genau, was ich damit meinte, und das erklärte auch sein Schweigen.


    Ein paar Minuten lang betrachteten wir die silberfarbene, abgenutzte Maschine schweigend, bis Rainer ein Seufzen ausstieß und auf die Uhr sah.
    „Wir müssen gleich rüber in die Halle, noch was vorbereiten. Weißt ja, heute haben wir wieder die Klasse, die Hochsprung macht.“
    „Achja, stimmt, hast Recht.“
    Sport. Ich hatte das Fach ganz gerne zusammen mit ihm. Er war dort ein sehr offener und lustiger Lehrer, versuchte so viele verschiedene Tätigkeiten wie Möglich einzubringen. Einer Klasse brachte er Momentan sogar das Skateboarden bei.


    Wir tranken unseren nicht ganz gelungenen Kaffee und begaben uns danach im gegenseitigen Einverständnis zur Halle. Es war grade mal halb 8, doch die Zeit bis zum Stundenbeginn würden wir zum Aufbau brauchen. Rainer kalkulierte immer mit viel Zeit, aber kam im krassen Gegenteil gerne mal zu spät und musste dann wie ein Irrer durchs Gebäude hetzen, um noch so pünktlich wie möglich mit dem Unterricht beginnen zu können. Damals als wir uns kennen lernten war einer dieser Tage, wo er viel zu spät dran war. Ich hatte an diesem Tag keine andere Wahl gehabt als auf ihn zu treffen – er hatte mich kaltblütig im Flur einfach über den Haufen gerannt.


    Und in der ersten Sekunde, wo wir beide vom Boden aufstanden und er sich tausend Mal entschuldige, hatte ich mich in ihn verliebt. Unsterblich. Wie ein Blitzeinschlag war es gekommen, unvorhersehbar und unvermeidbar.


    Wir betraten die Lehrerumkleide. Ich stellte meine Tasche auf einer der zwei Bänke ab und zog mir meine Jacke aus, knöpfte mein Hemd langsam auf. Schüchtern warf ich einen Blick zu dem Älteren, der sich grade sein T-Shirt über den Kopf zog und es neben die Tasche legte. Seine Schulterblätter bewegten sich auf seinem Rücken, als er seine Tasche öffnete und darin nach seinem Sportshirt suchte. Seine Schultern waren so muskulös, fest und stramm, genau wie sein Nacken. Er war einfach der geborene Sportlehrer.


    Ich biss mir auf die Unterlippe. Es war halb 8 am Morgen. Er hatte am Samstag erst seine Susanne abgeholt. Es war der denkbar ungünstigste Zeitpunkt jetzt an was Bestimmtes zu denken. Aber ich wusste ja mittlerweile selber, dass mein Kopf nicht wirklich mir gehörte – er tat sowieso immer das, was er wollte.


    Und so legte ich schließlich mein Hemd zur Seite, nachdem ich es von meinen Schultern gestreift hatte, und ging langsam auf den Kleineren zu. Er hatte sein Shirt noch immer nicht gefunden und war schon leise am grummeln.


    Er zuckte zusammen und stieß einen erschrockenen Laut aus, als ich meine – zugegeben kalten – Hände auf seine straffen Schultern legte. Dass er augenblicklich eine Gänsehaut bekam freute mich ein wenig – es sah einfach lustig aus. Und ich ärgerte ihn gerne damit.


    „Lukas.“, sagte Rainer leise, doch drehte sich nicht um. Ich schmunzelte und begann sanft seine Schultern zu streicheln, legte dann meinen Kopf auf seine Linke und umarmte ihn von hinten, meine Hände auf seinem Bauch verschränkend.
    „Nur ein paar Minuten, ja?“, fragte ich leise, schloss die Augen. Ich wollte einfach seine Nähe genießen – das ich mehr wollte unterdrückte ich nun gekonnt, dafür war wirklich nicht der richtige Zeitpunkt.
    „Du riechst toll.“, stellte ich fest, und ich hörte den Älteren leise lachen.
    „Bin frisch geduscht mit einem neuen, sehr duftintensiven Duschgel – ich hab das ganze Badezimmer eingeduftet.“
    Nun musste auch ich leise lachen. Wir lachten nun zusammen. Es war schön. So schön.


    Und wieder wurde ich traurig. Traurig darüber, das es nicht mein Badezimmer war, welches er benutzt hatte. Traurig darüber dass Susanne es auch benutzte und ihm vielleicht genau das Selbe hatte heute morgen schon gesagt. Traurig darüber das ich nicht neben ihm wach werden konnte.
    Wieder ein Kloß im Hals, und wieder versuchte ich ihn zu unterdrücken.


    Automatisch kraulte ich mit meinen Fingern seinen weichen, schlanken Bauch, nahm die feinen Härchen wahr und zupfte ein bisschen daran. Hörte, wie Rainer tief ein- und ausatmete. Spürte seine warmen Hände, die sich auf meine legten und meine Handrücken streichelten.
    Ich hätte in diesem Moment so viel sagen können. Dinge wie „ich wünschte, es wäre immer so“ oder „du sollst mir gehören“, aber ich ließ es bleiben. Schweigen war wohl nun das Beste, was man tun konnte.


    Plötzlich räusperte der Ältere sich, und ich öffnete die Augen, bewegte mich aber kein Stück. Seine Hände begannen auf meine leichten Druck auszuüben, sie irgendwo hin schieben zu wollen. Ich ließ ihn machen und biss mir auf die Unterlippe, als meine Fingerspitzen seinen Jeansbund erreichten.


    ...


    „Wie kommt’s, das du so erregt warst?“, fragte ich schließlich neugierig, meine Hand an einem Taschentuch abwischend. Der Ältere hatte mir den Rücken weiterhin zugedreht und war ebenfalls dabei seinen Körper von der klebrigen Flüssigkeit zu befreien.
    „Ist halt manchmal so.“, murmelte er.
    „Oder hattest du das noch nie?“
    „Doch, doch.“
    Den Kopf schief legend betrachtete ich ihn. Seinen Rücken. Seinen Nacken. Seinen Hintern. Dachte nach.
    „Aber…“
    Das, was ich fragen wollte blieb mir im Halse stecken. War mir plötzlich nicht mehr sicher ob es richtig war das zu fragen. Es ging mich ja eigentlich nichts an. Oder doch?
    Dennoch verkniff ich mir eine im Kopf herumschwirrende Frage, begann mich schweigend anzuziehen. Rainer tat das Selbe. War wohl das Richtige gewesen, nichts zu sagen. Und doch fragte ich mich innerlich immer wieder, was nun mit Susanne war.


    Die Sportstunde ging schnell vorüber, leider viel zu schnell. Ich hatte so gerne Sport mit ihm – ich hatte generell gerne Sport als Unterrichtsfach. Es machte Spaß und es war nicht so statisch und gezwungen wie die anderen Fächer die es so gab. Es war wie eine Art Hobby… wie ein Spiel. Etwas, um die Gemeinschaft zu stärken.


    Rainer und ich blieben noch in der Halle bis der Letzte diese verlassen hatte. Seufzend kickte ich ein paar Bälle zurück hinter das Garagentor, begutachtete noch mal die Halle, ob alles okay war. Der Kleinere schloss schließlich das Tor ab und wir gingen zur Umkleide.


    „Ich hab Angst vor den Prüfungen.“, schoss es plötzlich aus meinem Mund, und der Ältere sah mich an, während er sich sein Shirt über den Kopf zog.
    „Warum? Du bist gut.“, lobte er mich, lächelte wie ein Honigkuchenpferd. Ich liebte sein Lächeln … es war so natürlich, so offenherzig, so liebevoll. Mein Herz kribbelte.
    „Trotzdem.“
    Seufzend wandte ich meinen Blick ab, stopfte mein Handtuch zurück in die Tasche. Es wehrte sich, wollte einfach nicht passen, machte sich breit – grummelnd zerrte ich so lange an dem Reißverschluss bis die Tasche zu war und aussah, als würde sie jeden Moment platzen.
    „Ich muss gestehen, das ich … noch nicht so gut vorbereitet bin wie ich sein sollte.“, murmelte ich dann.
    „Wie meinst du das?“
    „Ich hab bisher noch nichts geplant…ich hab noch keine Ahnung was ich genau machen werde…ich habe alle Papiere noch nicht beisammen…“
    Ich schämte mich dafür, Rainer das sagen zu müssen. Fast 2 Jahre lang hatte er mir nun eingeredet wie wichtig es war, und ich hatte ihm hoch und heilig versprochen mein Bestes zu geben. Den Vorwurf in seinem Blick konnte ich deutlich in meinem Nacken fühlen.
    „Dann sieh zu.“, sagte er nach einer Weile des Schweigens mehr oder weniger emotionslos. „Ich habe dir gesagt worauf es ankommt, den Rest musst du nun selber schaffen.“
    Ich nickte.
    Schluckte trocken.
    Die Prüfungen waren bereits nächste Woche.


    ~~


    Mittlerweile war es Sonntag. 12 Uhr um genau zu sein.
    12 Uhr nachts.
    Geisterstunde, wie man so schön sagte.


    In meiner Wohnung war es gänzlich dunkel. Nur mein Schreibtischlicht brannte sowie der Bildschirm von meinem Laptop. Der Kaffee zu meiner Rechten war bereits kalt und eine Fliege hatte versucht darin schwimmen zu lernen – sie war gescheitert.


    Mir platzte der Kopf. Unzählige Dokumente lagen vor mir. Papiere die ich mir hätte viel früher ansehen müssen. Allein fürs Ausfüllen hätte ich mehr als einen Tag gebraucht – und ich hatte nur noch knapp 6 Stunden!
    Dazu kam noch meine fehlende Unterrichtsvorbereitung. Ich hatte nichts. Gar nichts. Wusste nicht was ich als Prüfungsthema nehmen sollte, wusste nicht wie ich den Tag planen wollte, wusste gar nichts.
    Mein Kopf war leer.
    Verzweiflung.
    Hilflosigkeit.
    Ich war so dumm. So verdammt dumm. Hatte ich doch die restliche Woche und das Wochenende noch Zeit gehabt! Doch ich hatte nichts getan. Gefehlt hatte mir die Motivation. Viel zu sehr hatte ich an meinem Selbstmitleid gehangen und mich total gehen lassen.


    Wenn ich jetzt versagen würde, dann wäre nicht nur meine eigene Last das Problem. Nein. Auch Rainer war dann ein weiteres Problem. Er hatte sich so viel Mühe gemacht mich dahin zu bringen wo ich nun war, hatte sich um mich gekümmert und so oft irgendwelche Papiere und Vorbereitungen für mich gemacht – nur weil er sich so sicher war das ich der perfekte Lehrer war.
    Und nun würde ich ihn bitter enttäuschen.


    Ich zitterte. Kalt war es. Die Heizung brannte auf 5. Mir war schlecht und meine Lippen zitterten. Am liebsten hätte ich jetzt geheult, mit den Händen auf den Laptop und den Papieren eingeschlagen. Doch was brachte mir das?


    Verdammt, ich wollte nicht versagen.


    Mir blieb nur eine Einzige Möglichkeit. Und sie war so absurd, dass ich allein bei dem Gedanken laut auflachen musste und die Fliege im Kaffee erschrocken zappelte.


    Rainer.


    Rainer war meine letzte Rettung. Er war der Einzige, der mir jetzt noch helfen konnte. Der Einzige der jetzt auf die Schnelle noch ein Konzept entwickeln konnte… obgleich das selbst für einen gestandenen Lehrer mit 38 Jahren keine Leichtigkeit war. Doch ich wusste dass er es konnte.


    Absolut absurde Gedanken. Es war mittlerweile viertel nach 12 mitten in der Nacht. Rainer war mit Sicherheit am schlafen. Was tat man auch sonst zu dieser Zeit? Hier sitzen und seinen Tag planen… das war eine grausame Ausnahme. Das tat nur ich, nur Lukas. Außerdem war seine Susanne auch da. Wenn die Beiden also nicht schliefen taten sie mit Sicherheit was anderes… man konnte um diese Uhrzeit einfach nicht mehr stören, das grenzte an Körperverletzung.


    Zitternd und erfüllt von Hilflosigkeit nahm ich mein Handy, wählte seine Nummer…


    ~~


    Ende Kap.3. auch hier wurde wieder ein Zwischenteil entfernt, tut mir leid.

    [SIZE=1][SIGPIC][/SIGPIC]
    Is there anything you would not do for your...family?
    [/SIZE]

  • Mhhh... also von der Story her bleibt das ganze interessant, spannend und irgendwie wirklich dramatisch. Mir gefällt bloß gerade nicht so, wie du deine Sätze stellst. Nicht nur durch die Absätze, sondern auch durch die oft (meiner Meinung nach) deplazierten Kommas wirkt das ganze etwas abgehackt. Sowas z.B. "Zitternd und erfüllt von Hilflosigkeit nahm ich mein Handy, wählte seine Nummer… " klingt mit einem UND statt Komma viel flüssiger. Ab und zu drehst du die Worte auch in eine komische Reihenfolge, was mich etwas stört, aber nunja.
    Übrigens denke ich auch, dass du die Sex-Szenen nicht gänzlich entfernen solltest. Man kann die auch etwas harmloser beschreiben... also ich meine echt, wenn einer was dagegen sagt, wenn das Wort Penis oder sonstwas fällt, dann hat der einen.. na lassen wir das, aber ICH finds einfach nicht schlimm, wenn man es "soft" erwähnt.


    Ansonsten: Wo kann ich die Geschichte MIT den "schwierigen" Szenen lesen?

    off

  • Ich wollte aber nicht meine gesamte Geschichte umschreiben für das Forum hier. Das ist mir dann doch wirklich etwas zu viel Aufwand.


    Kapitel 4 - Kuss


    Erst als ich ein ächzendes „Ja“ vernahm stellte ich fest, was ich grade getan hatte. Ich hatte wirklich Rainers Nummer gewählt, hatte wirklich gewartet bis er drangegangen war und das um diese Uhrzeit! Am liebsten hätte ich mich dafür geohrfeigt…wie konnte ich nur…


    „Hi!“ Zittern in meiner Stimme, legte eine Pause ein, wartete auf eine Reaktion. Obgleich es absurd war, bei einem „hi“ auf eine Reaktion zu warten… was sollte der Arme denn bitte antworten?
    „Was denn?“, kam es zurück, leise und nuschelnd. Am liebsten hätte ich aufgelegt, aber da hätte ich mich wohl genauso schuldig gefühlt wie ich es sowieso schon tat.
    „Rainer, hier ist Lukas.“, ächzte ich schließlich ins Handy, krallte meine Finger in die Plastikhülle.
    „Lukas?“
    „Ja, Lukas.“
    Kurzes Schweigen.
    „Hi Lukas…“
    Das seine Stimme einen leichten Knick gemacht hatte und nun genervt klang war deutlich zu vernehmen.
    „Hast du mal auf die Uhr geschaut?“, fragte er dann als ich nicht antwortete. Räuspernd schloss ich die Augen, schluckte schwer.
    „Es tut mir leid, ich habe dich bestimmt geweckt… das war blöd von mir, wirklich.“
    Ich öffnete meine Augen wieder, betrachtete die vielen Blätter, die vor mir lagen.
    „Ich brauch deine Hilfe…“, flüsterte ich schließlich.


    Wieder Schweigen. Ich hörte genau wie er aus dem Bet aufstand.
    „Warte kurz, ich geh in die Küche…“
    Ich tat wie mir befohlen und wartete. Hörte, wie er eine Tasse nahm, ein Wasserkocher ging an, er schüttete sich etwas in die Tasse.
    Kaffee.
    „So, nun kannst du reden.“
    Ich atmete tief durch.


    „Rainer, ich weiß das du mich dafür Köpfen wirst, wahrscheinlich hasst du mich auch deswegen und ich weiß das du auch fürchterlich enttäuscht sein wirst, aber… aber…“
    Wieder schluckte ich, suchte nach Worten. Es war schwerer ihn zu fragen als ich noch vor ein paar Minuten gedacht hatte. Es war vor allem erniedrigend.


    „Lass mich raten – du hast nichts fertiggemacht, wie ich dir gesagt hatte. Und nun sitzt du da und hast diese Unmengen an Papierkrams vor dir liegen und weißt auch nicht, was du morgen tun sollst.“
    Es verwunderte mich, das Rainer so genau bescheid wusste. Scheinbar hatte er mich wirklich durchschaut und sich schon gedacht, dass es wohl dazu kommen würde. War ich wirklich so schlampig, dass man es mir ansah?


    Mir stiegen Tränen in die Augen. Er hatte gewusst, das es so kommen würde. Da war ich mir sicher. Und doch schien er mir so sehr vertraut zu haben das er mich nicht darauf angesprochen hatte. Nun kam ich mir noch schäbiger vor als ich es sowieso schon war. Plattgetreten, fertig mit der Welt. Einfach nur ein Verlierer.
    Unweigerlich musste ich schniefen, versuchte es zurück zu halten. Jetzt wollte ich nicht noch vor ihm anfangen zu heulen, das würde dem Ganzen den Rest geben…


    „Jetzt wein doch nicht.“
    Seine Stimme war so sanft, so ruhig und so einfühlsam. Und nun heulte ich erst Recht, stützte meinen Kopf auf meiner anderen Hand ab, japste.
    „Lukas, hör auf…bitte.“
    „Es tut mir so leid, Rainer, ich fühl mich so schlecht.“
    „Ja, weiß ich. Aber jetzt kannst du den aktuellen Stand nicht mehr ändern.“
    Er hatte Recht, aber es beruhigte mich nicht.
    „Was soll ich denn jetzt tun, Rainer? Was soll ich tun? Ich sitze hier und kann gar nichts. Wirklich gar nichts. Was soll ich morgen machen? Ich werde mich so blamieren. Blamieren vor der Kommission, blamieren vor den Schülern, blamieren vor mir selber und blamieren vor dir…“
    Wieder Stille. Ich griff zu einem Taschentuchpäckchen und fischte eines heraus.
    „Vor mir blamieren?“, fragte der Ältere schließlich.
    „Ja, vor dir. Du hast mir so viel geholfen und hast mir vertraut, und ich mach so eine Scheiße!“
    Ich schimpfte schon fast, so verzweifelt war ich. Wütend schleuderte ich das so eben herausgeholte Taschentuch vor mir auf den Schreibtisch.
    „Ich bin dir nicht böse. Wirklich nicht. Beruhig dich bitte. Wir kriegen das hin.“
    Ich hielt inne.
    „Was?“, fragte ich vorsichtig.
    „Wir kriegen das hin. Ich hol eben meine Sachen in die Küche und dann regeln wir das.“
    „Am Telefon?“, fragte ich ungläubig.
    „Ja, am Telefon. Das kriegen wir hin. Vertrau mir.“


    Wenn ich auch viele Dinge nicht tat – Vertrauen tat ich ihm schon immer. Er war seit Langem der Einzige, dem ich wirklich vertraute. Derjenige, der immer offen zu mir war. Der mir immer half. Sogar jetzt, mitten in der Nacht.


    „Rainer…“, murmelte ich, ein Lächeln stieg mir ins Gesicht.
    „Ich danke dir so, wirklich!“
    Er lachte.
    „Warte erstmal, bis wir fertig sind – danach wirst du mich hassen. Denn ich werde dich jetzt quälen, aber da musst du durch.“


    Ja, da musste ich durch. Ich musste durch so viele Dinge durch, die ihn betrafen.
    Dann würde ich das hier nun auch noch schaffen.


    ~~


    Gott, was war ich Müde an diesem Morgen. Ich war so müde das ich fast das falsche Auto auf dem Parkplatz hatte aufschließen wollen. Ich war so müde das ich vergessen hatte mir was zu essen einzupacken. Ich war so müde das ich beinahe meinen Prüfungsordner vergessen hatte – doch im letzten Moment war’s mir wieder eingefallen.


    Ich war aufgeregt. Und wie aufgeregt ich war. Und dennoch müde. Aber da musste ich nun durch. Das war mein eigener Mist, den ich da verzapft hatte. Und wer hatte mir mal wieder geholfen? Rainer. Bis 4 Uhr morgens hatte er mit mir am Telefon gesessen und die Blätter mit mir ausgefüllt, Schritt für Schritt. Und als wenn das noch nicht genug gewesen wäre hatte er mir sogar ein ganzes Unterrichtskonzept hingeblättert.


    Er hatte so viel für mich getan. Ich hatte ihm sogar als Dank was mitgebracht – ein kleines Schlüsselanhänger-Kuscheltier. Eine gelbe Ente.


    Nervös wartete ich am Parkplatz auf ihn, sah immer wieder auf die Uhr. Wo blieb er denn … es war schon halb 8.
    Ah, da kam er ja.
    Beschämt sah ich auf den Boden, denn peinlich war es mir noch immer das ich ihn hatte so lange wach gehalten.
    Er stieg aus, nahm seinen Tasche und ging auf mich zu. Und er lächelte. Er lächelte so freundlich und offen, so herzlich… als sei alles in bester Ordnung.
    „Na?“, fragte er schließlich und blieb vor mir stehen, sah zu mir auf und legte den Kopf schief. Er sah gar nicht mal so müde aus – aber das bildete ich mir wohl nur ein.


    „Danke wegen gestern.“, murmelte ich und spürte die Hitze, die mir ins Gesicht stieg. Verhalten griff ich in meine Hosentasche und zog das Entchen hervor, hielt es ihm hin.
    „Ich wollte es dir schenken… als kleine Aufmerksamkeit… ich weiß, es ist nichts besonderes, und auch nichts was die Aktion gestern entschädigen könnte… aber es bedeutet mir recht viel, es ist eine Art kleiner Glücksbringer.“
    Rainer lachte.
    Ich zuckte zusammen. Lachte er mich für meinen Satz aus? Oder wieso lachte er? Sah ich blöd aus? Hatte ich was Falsches angezogen? Nervös sah ich an mir herunter.


    Ich sah wieder auf als er mir das Entchen aus der Hand nahm und es betrachtete.
    „Den kannst du doch im Moment viel besser gebrauchen.“, murmelte er, sah mir mit seinen tiefblauen Augen in meine Eigenen. Sie zogen mich in ein tiefes Loch, unaufhaltsam, konnte mich nicht von ihnen entreißen…
    Bis er sie für einen Moment schloss. Dann sah er wieder das Entchen an.
    „Aber danke, ist wirklich sehr niedlich. Du weißt, ich steh auf so’n Zeug.“
    Er lachte wieder, und diesmal musste auch ich lachen.


    Ich hatte Angst.


    ~~


    Er zwinkerte mir zu, und ich atmete noch einmal tief durch. Da saß er nun, zwischen zwei Männern und einer Frau – der Prüfungskommission. Sie alle hatten ein Blatt vor sich liegen, einen Stift in der Hand und betrachteten mich mit Blicken, die ich nicht deuten konnte. Nur Rainer saß entspannt zurückgelehnt dort, den Kopf schief gelegt, beobachtete mich. So wie er es schon unzählige Male getan hatte, wenn ich seinen Unterricht geführt hatte. Doch damals konnte er mir helfen – jetzt nicht mehr.


    Ich räusperte mich, begann den Unterricht. Zitterte merklich, konnte die Kreide kaum in der Hand halten. Doch nun musste ich mein Ding durchziehen, und das würde ich tun. Auch als ich mehrere Wörter falsch an die Tafel schrieb – ein Schüler korrigierte mich – versuchte ich so locker zu bleiben wie ich es nicht war. Ich suchte auch den Augenkontakt zu den Schülern und zu der Prüfungskommission, Rainer hatte die Notwendigkeit extra betont. Es wirkte einfach offener, freundlicher und kommunikativer.


    Es waren nur 45 Minuten die ich unterrichten musste. Nur 45 Minuten. Doch sie fühlten sich wie eine halbe Ewigkeit an. Und noch länger. Wie eine ganze Ewigkeit vielleicht. Aber wie lang war eine Ewigkeit? Unendlich?


    Meine Nervosität war mir mit Sicherheit anzusehen, und ich schämte mich dafür. Zudem waren die Blicke der Herren und der Dame nicht besonders zuversichtlich – es sah mehr nach totalem Versagen aus. Es machte mir Angst. Angst, die ich sowieso schon hatte.


    Und als endlich die 45 Minuten vorüber waren schlug mein Herz wilder als je zuvor. Mir war leicht schwindelig. Ich wollte nur noch eines – gewinnen oder verlieren. Aber bitte nicht warten. Einfach jetzt das Ergebnis gesagt bekommen… fertig sein.


    Die Frau kam schließlich auf mich zu, lächelte und gab mir die Hand. Ihr Lächeln war allerdings erkaltet, so sah es für mich aus. Dann blickte sie wieder auf ihren Zettel. Die zwei Herren unterhielten sich unterdessen mit Rainer, sie lachten sogar und hatten Spaß. Verstanden sich scheinbar ganz gut.


    „Nun, Herr Meier.“, fing die Dame an, richtete ihre Brille und schnalzte mit der Zunge. „Ihr Unterricht war nicht besser und nicht schlechter als jeder Andere, denke ich mal.“
    Sie sah mich an und ich spürte einen Stich im Herzen. Was hatte das zu bedeuten?


    „Sie hätten mehr daraus machen können, gewiss. Doch das Nötigste war vorhanden, und wie sie Sehen sind viele meiner Kriterien auf dem Zettelchen angekreuzt. Insgesamt haben sie eine Prozentzahl von 95,5 Prozent, was sie damit befugt, als Lehrer an einer Schulform dieser Art zu Unterrichten.“


    Ihr Satz wollte gar nicht in meinen Kopf gehen. Hatte sie gesagt, dass ich bestanden hatte? Hatte es das bedeutet? Wirklich?
    Ich war baff. Total baff. Nickend bedankte ich mich bei ihr und sie drehte sich um, ging wieder zu ihren Kollegen. Ich war wie festgewachsen, blieb stehen wo ich war. Sah wie Rainer mir einen Blick zuwarf, lächelte und mit der Kommission den Raum verließ.


    Ich war weiter. Ich war fertig. Ich war Lehrer.
    Ein richtiger Lehrer.
    Dank Rainer.


    Ich begriff das erst jetzt. Jetzt, wo ich allein hier im Raum stand und mir die Situation bewusst wurde. Und mir wurde bewusst wem dieser Dank am Meisten galt – Ihm natürlich. Rainer. Er hatte es mir Möglich gemacht, mit einem Konzept das über Nacht entstanden war. Er hatte sich für mich die Nacht um die Ohren geschlagen, mir zu dem verholfen was ich nun war.


    Mit Adrenalin überfüllt stürzte ich runter ins Lehrerzimmer, jauchzte und lachte fröhlich. Viele Kolleginnen und Kollegen gaben mir die Hand, gratulierten mir. Aber eigentlich suchte ich nur ihn. Und ich fand ihn auch, an seinem Platz stehend. Er sah mich an, grinste breit. Oh, wie dankte ich dir!


    Sofort lief ich zu ihm.
    „Ich habe bestanden!“, rief ich, und Rainer nickte.
    „Ja, du hast geschafft!“
    „Oh mein Gott!“
    Ich fasste Rainers Schultern, schüttelte ihn kurz, er lachte. Ich lachte.
    Wie schön es war.
    „Danke! Nur wegen dir habe ich das geschafft!“
    „Quatsch. Du wolltest es schaffen. Ich habe gar nicht so viel getan. Allein dein Wille hat dir dazu verholfen.“
    Wie bescheiden er war. Süß.
    Ich sah ihm in die Augen und er erwiderte meinen Blick.
    „Danke.“, sagte ich nun leiser, nahm sein Gesicht in meine Hände.


    Und presste ihm einen Kuss auf den Mund.


    Kurz, aber Intensiv. Ließ ihn los, nahm meine Tasche, verließ das Lehrerzimmer, ging zum Auto. Leicht benommen.
    Was ich grade getan hatte kam mir langsam und unaufhaltsam immer deutlicher ins Gedächtnis. Und das alle seine Susanne kannten ebenfalls.


    Es war – mit Sicherheit - ein Fehler.


    ~~


    Ende Kap 4, diesmal ungekürzt.

    [SIZE=1][SIGPIC][/SIGPIC]
    Is there anything you would not do for your...family?
    [/SIZE]

    2 Mal editiert, zuletzt von Placebo. ()

  • Huhu =)


    Ich finde die Geschichte einfach toll und habe garnichts zu bemängeln sondern nur großes Lob *lach*


    Die Absätze erleichtern das Lesen merklich, denn wenn man kurz abgelenkt ist, muss man nicht eine halbe Seite erneut lesen um an die alte Stelle zu gelangen.


    Auch die vielen Kommas statt "und"s finde ich gut - denn für mich drücken sie Lukas' Gedanken und Handlungen viel besser aus als eine Aneinanderreihung von Unds. Lukas' Gedanken gehen kreuz und quer und parallel und gerade dieses Gefühl wird durch diese Schreibweise zumindest bei mir hervorgerufen. Man spürt förmlich seine Verzweiflung und ich hab selbst mehr als einmal geschluckt beim Lesen. Seine Handlungen sollen keine Aufzählung sein, sondern Sprünge - genau wie jeder Mensch bzw. dessen Gehirn eben denkt, wenn man NICHT klar denken kann, weil man vor Angst/ Verzweiflung kaum atmen kann.


    Ich würde mich freuen, Teil 4 lesen zu können, oder einen Link zu erhalten zur ganzen Geschichte. Bin grad total hibbelig, weil ich wissen will, was Rainer dazu sagt :/

  • Kapitel 5


    Das ich nicht weiter an diesen Vorfall denken musste hatte ich nur ein paar Kumpels zu verdanken, die sich bereits vor meiner Haustür positioniert hatten und auf mich warteten. Wollten wissen, ob ich bestanden hatte oder nicht. Natürlich teilte ich die frohe Botschaft offen mit und so gab es einen Grund zum feiern. Und das taten wir dann auch.


    Ich wusste nicht mehr genau wie viele Bier, Liköre und Schnäpse ich getrunken hatte als ich wieder vor meiner Haustür stand. Ich wusste nur dass es schon recht spät war – immerhin war es schon dunkel. Scheinbar hatte ich den ganzen Tag mit Feiern, Alkohol und Essen verbracht. Echt sinnvoll genutzt, die Stunden die man im Leben so hat.


    An der Haustür lehnend durchsuchte ich meinen Schlüsselbund nach dem passenden Schlüssel. Welcher das war wusste ich normalerweise in und auswendig, doch mein Gehirn war grade nicht in der Lage einen solch komplizierten Gedankengang auszuführen. Ich wollte nur noch eines – schlafen. Lange, intensiv und fest. Oh ja.


    In meinem Ohr vernahm ich Stimmen. Ich schmunzelte und schüttelte kurz den Kopf. Eine solche Auswirkung hatte Alkohol schon lange nicht mehr auf mich gehabt. Eine weibliche Stimme rief immer und immer wieder „Rainer“. Was für eine Einbildung. Und wieso grade „Rainer“?


    Es war mehr Zufall das ich zur Seite sah – zur Straße hin. Von dort aus kamen nämlich die Stimmen die ich zu 100 Prozent in meinem Kopf vermutet hatte. Jedoch sah ich nun den wahren Grund – Susanne. Scheinbar sturzbesoffen – so wie ich – wankte sie über den Bürgersteig. Sie trug ein schönes Kleid, sommerlich und recht knapp. Hohe Schuhe. War schick geschminkt.
    „Ich kann nicht mehr laufen!“, rief sie, lachte, hielt sich bei jemandem fest.
    Wer es war hätte ich mir ja vorher denken können. Doch trotzdem war ich überrascht als ich Rainer sah, der mit Sicherheit auch gut angetrunken war, aber immerhin noch laufen konnte.


    Ich legte den Kopf schief, betrachtete dieses Bild. Schmunzeln musste ich. Sah schon lustig aus irgendwie. Das Susanne und Rainer sich innig umarmten und sich küssten ging nicht so weit in meinen Kopf vor das es mich traurig machte. Sowieso war alles für mich wie ein großer Traum.


    Also schloss ich die Tür auf, lies die beiden machen und suchte mir den schnellsten Weg ins Schlafzimmer. Ich lag kaum auf der Matratze, da war ich auch schon eingeschlafen und träumte von Schülern, Klassenbüchern, Klassenfahrten und Rainer.


    Rainer.


    ~~


    Es vergingen Tage, und aus Tagen wurden Wochen. Zu meiner großen Überraschung hatte Rainer den Kuss-Vorfall nicht weiter erwähnt. Ich hatte aber genauso nicht erwähnt wie ich ihn und Susanne getroffen hatte an jenem Abend, beide gut besoffen und in guter Stimmung. Gedanken hatte ich mir im Nachhinein genug darüber gemacht – aber ich konnte es ja nicht ändern, redete ich mir ein, und ich versuchte eine gewisse Gleichgültigkeit herzustellen, damit es meine Gefühle nicht zu sehr verletzte.


    Jetzt, wo ich Lehrer war at ich viele Dinge alleine. Ich sah Rainer im Lehrerzimmer, auf dem Flur oder auch auf der Toilette. Doch zusammen unterrichten taten wir nicht mehr. Die gemeinsame Zeit hatte sich aufs Deutliche gekürzt, was mir zusätzlich nicht besondere Freude bereitete.


    Ich merkte auch das er von sich aus nicht mehr so viel Zeit mit mir teilte. Seit dem Kuss in der Schule hatten wir uns noch nicht mal mehr getroffen. Er kam auch weniger auf mich zu, lächelte mich zwar an, aber sprach nicht über gewisse Dinge mit mir – zum Beispiel über unsere Beziehung verlor er kein Wort mehr.


    Man hätte glatt sagen können: Er tat so, als wollte er es vergessen.


    Vergessen, das er sehr oft mit mir ein bett geteilt hatte. Vergessen wie oft er mit mir geschlafen hatte. Vergessen das er mich geküsst, ich ihn gestreichelt hatte.
    Einfach nur vergessen.


    Das ich darüber grade während einer Unterrichtsstunde nachdachte tat meinen Schülern natürlich nicht besonders gut. Und mir auch nicht. Ich wollte einfach nur das die Stunde endete, und das merkte man mir sichtlich an. Es war unruhig, laut und die Kids taten alles, was sie nicht tun sollten, aber ich hatte keine Muße um sie zu beruhigen. Ich ließ sie einfach machen, betrachtete die Wanduhr eingehend und zählte die Sekunden, bis es endlich schellen würde.


    Was es dann auch tat. Nach gefühlten Tagen und Nächten schickte ich die Schüler aus dem Raum, packte meine Tasche und war schnellstens auf dem Flur, auf dem Weg ins Lehrerzimmer. Ich musste mit Rainer reden, so konnte es doch nicht weitergehen!


    Ich schleuderte die Tür mehr oder weniger auf, durchsuchte den Raum mit Blicken nach dem Älteren. Er war noch nicht da. Also warf ich meine Tasche auf meinen Platz, wurde von ein paar Kollegen begrüßt und wartete auf den Kleineren, endlich hier einzutreffen.


    War eigentlich schon fies wie ich ihn überrumpelte als er die Tür öffnete. Er hatte sogar kaum mehr Zeit gehabt seine Tasche überhaupt auf den Tisch zu stellen, so schnell hatte ich ihn am Arm gepackt, aus dem Raum gezerrt, zum Kopierraum wo sich sowieso keiner befand – was an dem kaputten Kopierer lag – und danach die Tür hinter uns beiden geschlossen. Die Überraschung stand Rainer ins Gesicht geschrieben – hätte sein Körper zum Ausdruck bringen können wie verwirrt er war hätte es wohl in Großbuchstaben auf seiner Stirn gestanden.


    „Was ist denn mit dir los?“, fragte er. Ich griff seine Hände, presste seinen Körper mit meinem eigenen gegen die Wand hinter ihm, sah ihm in die Augen.
    Er erwiderte meinen Blick, fragend, nach Antwort suchend. Wir beide schwiegen. Schwiegen uns an, sahen uns an, atmeten uns an. Ich konnte hören wie er trocken schluckte. Doch er wandte seinen Blick nicht ab.


    Ich spürte diesen Kloß in meinem Hals, wie er sich bildete und immer fester wurde. Unaufhaltsam und sich ausdehnend auf sämtliche Körperregionen die Gefühle zum Ausdruck bringen konnten. Zerreissend.


    Rainers Hände loslassend berührte ich schließlich mit meiner Nase seine eigene, strich mit meinen Fingern über seine leicht kratzigen Wangen – unrasiert anscheinend – strich durch sein weiches Haar, schloss die Augen, genoss einfach diese Nähe die ich nun so lange nicht mehr verspürt hatte.


    Er selbst tat gar nichts. Was hätte er auch tun sollen? Er war mit Sicherheit so perplex das er vor lauter Fragezeichen die eigentliche Frage gar nicht verstand. Ich nahm es ihm nicht übel, auch wenn ich gerne so viel anderes von ihm nun in diesem Augenblick gehabt hätte.


    „Ich will dich küssen.“, flüsterte ich schließlich, sah ihm wieder in die Augen.
    „So wie sonst auch.“
    Seine blauen Augen wandten sich von meinen eigenen ab. Er fixierte einen imaginären Punkt, schien nachzudenken. Er war sichtlich nervös, kaute auf seiner Unterlippe.
    „Rainer.“, sagte ich leise, meine Verzweiflung war eigentlich recht deutlich herauszuhören – zumindest tat ich das.
    „Ja.“, sagte er, sah mich wieder an und seufzte.
    „Dann…tus doch?!“ Seine Frage schien ebenso verzweifelt wie meine eigene Gefühlslage. Was war das zwischen uns, was uns so anders werden lies?


    „Wie denn?“, fragte ich, und spürte wie mir die Tränen in die Augen schossen.
    „Wie denn? Wie soll ich dich küssen? Du scheinst mir so nahe und doch bist du so weit weg das ich dich nicht erreichen kann!“
    Ich schniefte. Wollte nicht weinen. Ich hatte doch keinen Grund, sagte ich mir selber immer wieder in Gedanken, um mich zu bestätigen.


    „Bitte wein doch nicht!“, flüsterte Rainer bestimmend. Ich hatte meine Augen wieder geschlossen, versuchte die Tränen so zu kontrollieren. Hatte scheinbar nicht funktioniert, er sah es mir ja jetzt schon an das ich weinte. Oder lag es an der einen Träne die ich nun über meine Wange rollen spürte?


    Nein, es war sein Daumen. Sein Daumen der mir eine Träne die ich selbst nicht gespürt hatte wegwischte.
    Ich öffnete meine Augen – und stellte fest dass es nicht sein Daumen war, sondern es waren seine wunderbar sinnlichen Lippen, die kleine Küsse auf meiner Wange verteilten. Er selbst hatte die Augen geschlossen, öffnete sie kurz als er mir auf die Nase küsste.


    Sah mich dabei an.


    Sekunden der Stille vergingen. Einfach nur den Anderen ansehen, nichts sagen, nichts tun. Nur sehen. Und dadurch fühlen.


    Tief durchatmend schloss ich meine Augen schweren Herzens, nur um ihn schließlich zu küssen, meine Lippen auf seine zu pressen. Ihn riechen, ihn schmecken, ihn spüren. So wie damals, als wir noch viel mehr Zeit miteinander verbracht hatten.


    Er erwiderte meinen Kuss sinnlich, knabberte zärtlich an meiner Unterlippe. Öffnete seinen Mund als ich mit meiner Zunge um Einlass bat.
    So schön.


    Nach ein paar Minuten beendete ich den Kuss, sah ihn wieder an. Sein Gesicht war gerötet und er schluckte wieder, begann schließlich zu lächeln und mich dabei mit seinen abgrundtief schönen Augen zu fixieren. Sein Blick hatte eine Art Flehen in sich – aber wie er gedeutet war konnte ich nicht feststellen.


    Seufzend stieß ich mich von der Wand ab und entfernte mich ein paar Schritte von ihm, atmete noch einmal tief durch, sah ihn an. Er seufzte ebenfalls und senkte den Blick auf den Boden, verschränkte die Arme vor der trainierten Brust. Kratzte sich an der Nase, sah mich wieder an und legte den Kopf schief.


    „Du willst bestimmt reden.“, fing er schließlich an als ich weiterhin schwieg, und ich nickte. Was hätte ich auch anderes tun sollen? Er hatte ja Recht. Er wusste also worum es ging. Immerhin ein Anfang.
    Er nickte ebenfalls, zog sein Oberteil zu Recht und lehnte sich an den kaputten Kopierer.
    Betrachtete kurz seine Finger, bevor er die Arme wieder vor der Brust verschränkte.


    „Susanne ist bei mir eingezogen.“
    Erschrocken sah ich auf, sah Rainer ins Gesicht.
    „Was?“, fragte ich.
    Er nickte.
    „Letzte Woche. Sie stand vor meiner Tür, mit zwei riesigen Koffern. Was hätte ich tun sollen? Sie meinte, dass sie nicht länger warten wollte und deswegen einfach mal die Initiative gegriffen hätte. Ich war auch nicht begeistert davon, wirklich! Ich war ja gar nicht drauf vorbereitet…“
    Er ächzte und sah zur Seite.
    „Ich konnte sie aber auch nicht wieder wegschicken, ich denke das kannst du verstehen…“
    Er appellierte an meine Vernunft – sah mich wieder an. Und ja, ich nickte. Immerhin waren die Beiden ein Paar. Und das schon recht lange. Über mehrere Jahre sogar. Das hatte er mir damals erzählt, als er das erste Mal mit mir fremdgegangen war.


    „Ich habe dadurch sehr wenig Zeit…“, murmelte er.
    „Sonst hat es doch auch geklappt!“, stieß ich aus, sah ihn an, und er erwiderte meinen Blick mit einer gewissen Trauer.


    „Da war auch keiner bei mir Zuhause der mich fragt wo ich den ganzen Tag war. Ich konnte wegbleiben in der Nacht, weil sie so gut wie nie bei mir war. Mittlerweile geht das nicht mehr.“


    Ja, er hatte Recht. Wie sollte er das denn machen? Sie war ja nun immer bei ihm. Tag, Nacht. Morgens, mittags und abends. 24 Stunden.


    „Ich liebe dich, Rainer, das weißt du.“, flüsterte ich schließlich mehr hilflos als gefasst. Und er nickte.
    „Ja, weiß ich.“
    Ich schluckte schwer.
    „Du hast… du hast nie gesagt das du mich liebst.“, murmelte ich, sah auf den Boden.


    Schweigen.


    Ich wusste nicht was Rainer in diesem Moment durch den Kopf ging. Wie sollte ich es auch wissen? Als ich aufsah sah er zu Boden, mit der einen Hand fuhr er stetig über seine Lippen und seine Nase, sein Kinn. Nervös war er. Sehr nervös. Aufgeregt.


    „Das stimmt.“, sagte er schließlich leise. Ich hatte es im Prinzip gar nicht verstanden, aber konnte mir durch die Bruchteile die ich verstanden hatte diese beiden Wörter selbst zusammenreimen.
    Er nickte wieder. Sah dann auf. Sein Blick war pure Verzweiflung und die Trauer stand ihm auf der Stirn. Es tat mir weh ihn so zu sehen – mein Herz blutete förmlich und ich hatte diesen unbändigen Drang ihn zu umarmen, über den Rücken zu streicheln, zu flüstern das alles in Ordnung sei, das er sich keine Gedanken machen sollte, das es okay war das er dies nicht getan hatte … doch ich konnte nicht.


    Denn es verletzte auch mich.


    Wieder schwiegen wir. Wieder wussten wir beide nicht was wir sagen sollten, ließen die Stille auf uns wirken. Das der Unterricht eigentlich schon lange wieder begonnen hatte war uns in diesem Moment total egal, wir dachten gar nicht daran und das war auch gut so. Denn dort gehörten wir beide nun wirklich nicht hin.


    „Ich hab euch beide vor einiger Zeit gesehen. A dem Tag wo ich meine Prüfung bestanden hatte, spät abends. Ihr wart gut betrunken – hattet ihr einen Grund zum feiern?“
    Meine Frage klang äußerst kalt und ich sah wie der Ältere zusammenzuckte. Scheinbar hatte auch er die Kühle deutlich vernommen und sofort tat es mir leid. Ich wollte gar nicht so kalt klingen, es war einfach aus mir herausgerutscht. Wie ein kleines Kind welches sich eine Standpauke reinziehen musste stand er vor mir, biss auf seinen Daumennagel und sah zu Boden.


    „Ja.“, flüsterte er schließlich.
    „Was denn?“, hakte ich nach.


    Er sah mich wieder an und wieder hatte er dieses Flehen in den Augen. Wollte wohl nicht dass ich weiter fragte. Doch ich blieb hart, wollte nun alles wissen. Ich wusste nicht welche Kraft mich dazu brachte so standhaft zu bleiben, denn ich war eigentlich gar nicht der Typ dafür. Ich war wie versteinert, als wären meine Gefühle auf Minusgrade erkaltet.


    „Was?“, fragte ich erneut, und er seufzte, sah wieder zu Boden.


    „Wir werden heiraten.“, jammerte er.
    Dann begann er zu weinen.


    ~~


    auch diesmal ungekürzt.

    [SIZE=1][SIGPIC][/SIGPIC]
    Is there anything you would not do for your...family?
    [/SIZE]

    Einmal editiert, zuletzt von Placebo. ()

  • Hi :wink


    Mir gefällt deine Story bis jetzt auch ganz gut. Und ich freue mich auch schon wirklich darauf Kapitel 5 zu lesen!


    Ich sag jetzt absichtlich Kapitel 5, denn :kopfkratz das letzte Kapitel, das du eingestellt hast, ist ident mit Kapitel 4. Zumindest habe ich keine Unterschiede feststellen können.


    Liebe Grüße
    Lidsi



    Edit: Danke!

    2 Mal editiert, zuletzt von Lidsi ()

  • oh, entschuldigung... da hab ich das falsche copy & paste ausgeführt...wird sofort aktualisiert!


    so, fertig. jetzt aber...sorry nochmal!

    [SIZE=1][SIGPIC][/SIGPIC]
    Is there anything you would not do for your...family?
    [/SIZE]

  • Ich fand das echt gut ;)
    auch wenn ich erst garnicht so gemerkt habe,
    das es sich um 2 Männer handelt.
    Erst als er die Füße auf den Tisch gelegt hat :D:D:D:D
    Naja dann werde ich mal schnell weiter lesen ;)