Nina stand mit einen Lächeln auf und was ich dann sah, ließ 
mich staunen.
 Sie machte eine Handbewegung und hatte auf einmal einen 
wunderschönen Zauberstab in der Hand, der aussah, als 
wäre er aus Elfenbein. Sie tippte sich dreimal die Spitze des 
Stabes an die Stelle, wo ihr Herz saß, und alles erstrahlte in 
einen gleißend hellen Licht. 
 Dabei erklangen Töne in meinem Ohren, die einen sofort an 
Engelsgesang erinnerten. 
 Nach und nach verschwand das helle Licht, der Gesang 
verstummte und Nina stand in einem wunderschönen Kleid 
vor mir. Draußen war es auf einmal hellichter Tag, dabei war 
gerade noch tiefste Nacht gewesen.
 Ich war so fasiniert von allem, dass ich gar nicht bemerkte, 
dass mich Ninas Zauberstab berührte. 
 Eine wohlige Wärme umgab mich, sie berührte mich überall 
am Körper.
 Als ich dann an mir herunter sah, hatte ich nicht mehr den 
grünen Schlafanzug an, sondern ein strahlend weißes Kleid.
 Es schimmerte in dem Licht, das von mir ausging.
 „So seht Ihr schon viel besser aus“, sprach eine fremde 
Stimme zu mir, die eindeutig aus Nina kam.
„Entschuldigt, dass ich mich noch nicht vorgestellt habe, ich 
bin Lady Antoninette. Ja, ich weiß, Ihr kennt mich unter dem 
Namen Nina, aber dieser Name dient nur zu meinen Schutz. 
Endlich, endlich sehe ich eine rosige Zukunft für uns 
Lichthexen. Jetzt, da wir unsere Thronfolgerin endlich wieder 
haben.“ 
 „Ähm, was bitte? Ich habe mich doch gerade verhört, oder?“ 
Fragend sag ich Nina an.
 „Nein, Ihr habt euch nicht verhört. Ihr seid die Thronfolgerin 
der Lichthexen, eure Mutter war die letzte Königin der 
Lichthexen.“
 Ich setzte mich wieder auf den Stuhl, auf dem ich vor 
Kurzem schon gesessen hatte und atmete tief durch.  
Paul saß die ganze Zeit schweigend an seinem Platz, er 
sagte auch nichts, als Nina die Küche verließ.
 Sie kam kurz darauf mit Wolf wieder, der sich verwundert 
neben mich setzte. In seinem Blick lagen tausend Fragen, 
tausend Fragen, die ich selbst nicht beantworten konnte.
 „Würdest du uns bitte alleine lassen, Filu? Sagt, Eure 
Hoheit, darf Filu mit eurem Diener Folken sprechen?“
 „Ja, ja klar kann er das. Aber er wird nicht auf alle Fragen 
Antworten, wenn Ihr versteht“, sprach Wolf an Nina 
gewandt.
 „Das ist uns schon klar, Eure Hoheit. Auch euer Volk hat 
schwere Verluste eingesteckt, da ist es selbstverständlich,
 dass Ihr euer Volk nur schützen wollt.“
 So stand Paul auf und verschwand aus der Küche.
„Ich sehe euch an, dass Ihr etliche Fragen habt, aber auch 
ich kann nicht alle beantworten.“ 
 „Mir reicht es schon, wenn mir mal einer sagen kann, was 
hier los ist!“, platzte es aus Wolf heraus.
 „Die Frage kann ich euch ohne Probleme beantworten. 
Lestat Marius de Valeska, Thronfolger des Volkes der 
Vampire, neben euch sitzt Felizitas Amalia Claris Katharina 
Morgen, Thronfolgerin des Volkes der Lichthexen.“
 „Was... was? Anna ist...?“ Wolf war sichtbar verwirrt.
 „Königlich, sie hat den gleichen Stand wie Ihr, eure Hoheit. 
Nie hätte sich das einer von unserem Volk erträumen 
lassen, dass einst die verbittertsten Feinde jemals etwas 
anderes als Hass füreinander empfinden könnten.“  
„Wusstest du, dass bis vor neunzehn Jahren noch Krieg 
zwischen unseren Völkern herschte?“ Ich sah Wolf an.
 „Ja, natürlich weiß ich das. Meine Mutter hat mich doch vor 
deinem Volk versteckt. Ich war gerade mal ein Jahr alt und 
wurde von zwei Vierjährigen beschützt.“ 
 „Ich sehe, da hatten unsere Völker wohl beide den gleichen 
Gedanken. Denn Männer eures Vaters hatten den Auftrag, 
unsere Prinzessin zu entführen. Wisst Ihr, was mit unserer 
Königin ist? Sie muss von euren Leuten entführt worden 
sein!“, fragte Nina.
„Nein, ich weiß nichts von einer Königin, es kann natürlich 
sein, dass mein Vater sie gefangen hält. Ich werde ihn aber
 nicht fragen, keine tausend Pferde werden mich zurück zu 
meinen Volk bringen. Ich bleibe hier, wo der Mensch, 
beziehungsweise die Hexe lebt, die ich liebe. Sobald ich 
auch nur einen Fuß über die Grenze unseres Reiches setze,
 hat mich mein Vater schon mit dieser Lady Hellena 
vermählt. Ich bleibe hier.“ Wolf verschränkte die Arme vor 
seiner Brust.
 „Gibt es niemanden, den Ihr in euer Reich schicken könnt?“, 
bohrte Nina nach.
 „Nein, ich bin nur mit Van und Folken hier und ich werde 
bestimmt keinen der Beiden dahinschicken. Dann kann ich ja 
direkt selbst gehen, so Leid es mir tut, aber keiner von uns 
dreien wird wieder zurückgehen.“
„Wir werden einen anderen Weg finden, um herauszufinden, 
ob meine Mutter wirklich von deinem Vater gefangen 
gehalten wird. Denn ich ertrage es keine Minute ohne dich. 
Und Nina, oder wie auch immer ich dich jetzt nennen soll, 
ich bestehe darauf, dass du nie wieder von Wolf verlangst,
 dass er das tut. Schließlich trage ich sein Kind in mir. Und 
dieses Kind braucht einen Vater.“ 
 Nina nickte, sie hatte verstanden.
 Ich legte meine Hand auf die von Wolf und sah ihn 
verträumt an.
 „Mir ist sowas von egal was du bist, die Hauptsache ist für 
mich, dass ich dich liebe.“  
Fortsetzung folgt
 
		 
		
		
	
