[Fotostory] ... aber sag' es niemandem!

  • Danke euch allen.


    Auf deine Frage hin, Wölfin, betone ich hier nochmal:


    Das ganze ist so, wie ich es schreibe, wirklich passiert! Ich habe es genau so erlebt.
    Ich bezweifle auch, dass man sowas als FS erfinden könnte... oder vielleicht täusche ich mich ja auch...

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  • Das war jetzt wirklich schnell.
    Aber ich bin froh, denn mich läßt das Geschehen nicht mehr los.
    Außerdem verstehe ich, dass das Erzählen eines solchen Erlebnisses eine Eigendynamik entwickelt, die selbst das Tempo bestimmt.
    Noch einmal, ich finde es großartig, was du dir hier zumutest, und ich hoffe sehr, dass es dir alles gibt, was du dir erhoffst, dir hilft, alles zu "verarbeiten", anzunehmen, vielleicht abzuschließen, so weit das da möglich ist.

    Was mir keine Ruhe gelassen hat, war, dass Sandra ja schon jahrelang mit dem Missbrauch gelebt hat und dann doch plötzlich - über ein Wochenende weg - so verändert gewesen ist.
    Davor hattest du ja den Eindruck (und du warst ihr nahe), sie lebe das selbe Teenagerleben wie du. Sie ließ nichts von Ihrem Schmerz sichtbar werden.
    Warum jetzt? Die Frage nach dem Auslöser beschäftigt mich sehr.
    Du schreibst einerseits von ihren teils widersprüchlichen Schilderungen - liegt hier die Ursache versteckt? (aber deine Erklärung ist absolut plausibel - du läßt jedoch selber Zweifel durchscheinen, wie mir scheint?-)- andererseits paßt die Geschichte mit der Schwangerschaft da extrem "gut" ins Bild.
    :( Aber dann wäre Sandras Schwangerschaft mittlerweile doch schon sichtbar, bzw. hätte ein Abbruch stattfinden müssen, wenn ich die Zeiteinteilung da richtig im Kopf habe. Also ich befrüchte, dass da noch so manches nicht erzählt ist.

    Du befandest dich da ja regelrecht in emotionaler Geiselhaft. Ich muß einfach immer so lang wie möglich an das Gute im Menschen glauben und weigere mich grade mal, Sadismus zu wittern.
    Sicher war es Sandra nicht bewußt, was sie dir mit ihren Drohungen und ihrem Verhalten antat.
    Wahrscheinlich konnte sie sich auch einfach nicht vorstellen, was sich in dir abspielte.
    Und du konntest nicht einmal mit ihr darüber reden, denn du wolltest sie ja schützen und ihr helfen.

    Deine unglaubliche Empathiefähigkeit habe ich ja schon einmal an anderer Stelle bewundert.
    Deine Antwort war in etwa "der Segen war schon einmal ein Fluch"; jetzt weiß ich, woran du da gedacht hast, oder?
    Du bist mit deiner Hilfestellung bis zu einem Grad an Selbstaufopferung gegangen, der kaum einem Menschen möglich ist.
    Ob klug oder nicht ist nicht die Frage, das geschieht nicht mit Geisteswillen, es passiert mit und aus Herzenkraft. Viele haben davon, wie man ständig sieht, viel zu wenig - bzw. sind ihre Mauern und Zäune ums Herz zu hoch.

    Froh bin ich, dass du mittlerweile Hilfe gefunden und wieder erlernt hast, einen gewissen Schutz um dich zu errichten.:) Es war auch gut, das im Text jetzt schon einzubauen, obwohl es chronologisch vorgegriffen ist, es wirkt in dieser bedrückenden Geschichte wie ein wärmender, heilender Lichtstrahl, finde ich.

    alles, alles Gute, für dich :kiss
    Josijusa

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  • Das war ein (unbeabsichtigter) Doppelpost - wie ist DAS denn passiert?:hammer:nixweiss:kopfkratz:erstaunt:confused:

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  • Josijusa: Zum Doppelpost: Shit happens... *grins*. Die Gedanken, die du dir machst (danke, dass du sie so offen mitteilst!), sind sehr interessant! Als ich sie heute Morgen gelesen habe, musste ich ein paar mal leer schlucken. Auch den Ausdruck "emotionale Geiselhaft" ist mir irgendwie in Mark und Bein gegangen... Aber es ging noch einen Schritt weiter:


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    Teil 2




    Der Druck wurde unerträglich. Als ich in einer Unterrichtsstunde meine Finger in den Oberschenkel krallte, weil wieder unbekannte Schmerzen durch meinen Körper zogen, merkte ich mit erstaunen, wie gut das tat. Dieser selbst zugefügte Schmerz verdrängte den willkürlichen, den, den ich nicht kontrollieren konnte.




    Ich fing an, mich blutig zu kratzen. Knapp über den Shorts, da, wo es niemand sah. Ich schämte mich so wahnsinnig dafür, und gleichzeitig tat es gut, wenigstens Teile des stets präsenten Schmerzes unter Kontrolle zu haben. Durch einen Zufall entdeckte Sandra mein Verhalten und meinte, ich solle aufhören damit, sie würde sich sonst Sorgen machen. Von da an tat ich es nur noch zuhause.




    Rückblickend frage ich mich, wie ich das Jahr schulisch überhaupt bestehen konnte. Meine Leistungen zeigten noch nicht mal merkliche Einbrüche. Zu sehr hatte ich es perfektioniert, Schulalltag und eigenes Gefühlchaos zu trennen. Jedenfalls kam der Tag, an dem die Sommerferien vor der Tür standen. Ich konnte mich nicht freuen. Denn wenn ich Sandra nicht sehen konnte, so konnte ich mir auch nicht sicher sein, dass es ihr gut ging und dass sie sich nichts angetan hatte.




    Meine Eltern fuhren zusammen mit meinem kleinen Bruder und der jüngeren Schwester in die südlichen Alpen zum Wandern. Ich hatte mich dazu bereit erklärt, in der Zwischenzeit auf die Katze aufzupassen. Normalerweise hätte ich mich darauf gefreut, zwei Wochen sturmfreie Bude zu haben. Doch dieses Mal sah ich dem mit Angst entgegen. Gleichzeitig ermahnte ich mich selber, mir nichts anmerken zu lassen.




    Meine Eltern fuhren weg und noch am selben Nachmittag stand plötzlich Sandra unangemeldet vor der Haustür. Ich bat sie herein und sie überreichte mir einen säuberlich von Hand geschriebenen Brief. Es war ihr Testament. Ich sah sie entsetzt an und es entfuhr mir, sie solle keinen Scheiss machen! Doch sie lächelte nur und meinte, sie wisse schon, was sie tue.




    Sie forderte mich dazu auf, den Brief zu lesen. Es war auch ihr Abschiedsbrief, in dem sie mich nochmals dazu ermahnte, niemandem etwas zu erzählen. Da brach ich völlig zusammen. Ich konnte nicht mehr aufhören zu weinen, während sie beinahe gelassen in der Küche stand. „Ja, ich habe beschlossen, mich umzubringen,“ meinte Sandra plötzlich. „Aber probier nichts dagegen zu unternehmen... sonst tu ich es sofort!“




    Ich flehte sie an, ja, ich bekniete sie, es sich noch mal zu überlegen. Ich versuchte, ihr damit zu drohen, die Polizei zu rufen. Doch sie meinte, sobald sich auch nur irgendwer ihrem Haus nähren würde, bei dem sie den Verdacht hätte, dass ich dafür verantwortlich sei, so würde sie sich sofort umbringen. Mit diesen letzten Worten verliess sie das Haus, stieg auf ihr Mofa und liess mich weinend zurück.




    „Ich bringe mich um. Aber sag es niemandem, sonst tu’ ich es sofort.“ Lächerlich einfach, nicht wahr? Nachdem der erste grosse Weinkrampf vorbei war, rannte ich ins Bad und übergab mich. Dann lag ich lange regungslos einfach nur so auf dem Fliesenboden und hoffte, bald aufzuwachen. Denn es konnte gar nichts anderes sein als ein Albtraum.

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  • Ja, ich schon wieder.

    Nonuna: Dafür sind doch die Kommentare auch gedacht, seine Gedanken zum Thread anzumerken, oder?
    Nur auf Text- und Bildqualität zu achten und Anfeuerungen zum Weitermachen zu geben ist oft, und gerade bei dieser Story, zu wenig für mein Empfinden.

    Dass auch du zur Selbstverletzung (Sandra war doch auch eine Zeit lang Ritzerin) als Schmerzkontrolle und Ventil gegriffen hast, hat mich nicht so überrascht.

    Wie Sandra reagiert hat, schon eher. Hat ihr dein Tun nicht zu denken gegeben?
    Und die Sache mit dem Testament - wie du sagtest - erschreckend einfache Methode um jemanden psychisch fertig zu machen!
    Da lag ich mit der Geiselhaft doch irgendwie noch richtiger als ich dachte.
    Und auch die Idee mit dem Sadismus muß ich leider wohl nochmal überdenken.

    *Räusper* Zu meinen Fragen über die Ursache ihrer Verhaltensänderung hast du dich ja leider (noch nicht) geäußert...

    Liebe Grüße,
    Josijusa

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  • Hallo Nonuna!

    Ich muss wirklich sagen, dass ich es beeindruckend finde dass du es schaffst soetwas on zustellen. Bestimmt war das damals ein rießiger Schreck für dich und es wird dich wahrscheinlich Heute noch beschäftigen. Dass du diese "Barriere" durchbrochen hast finde ich erstaunlich und gleichzeitig entsetzend: Es ist bestimmt sehr schlimm, die Schmerzen einer anderen Person unkontrolierbar immer und immer "nachzufühlen". Es war bestimmt auch nicht schön, als dir deine Freundin kommentarlos häppchenweiße ihre Geschichte dargelegt hat. Ich würde dich gerne ein Paar dinge fragen, wenn du nicht willst musst du sie nicht beantworten:

    -Warum wollte sie selbst nach der zweiten Vergewaltigung und der damit verbundenen Schwangerschaft immernoch mit niemandem reden?

    - Es werden jährlich viele Mädchen vergewaltig, aber die aller wenigsten bringen sich deshalb gleich um. Was war für sie daran so schlimm? Hing das damit zusammen, von wem sie vergewaltigt wurde?

    - Hat sie sich wirklich umgebracht? Wenn ja, hat sie sich so umgebracht wie sie es in ihrem Buch "angedroht" hat?

    -Hast du die Schmerzen deiner Freundin auch noch nach ihrem Tod gespürt?

    Und dann noch eine kleine Neugierds Frage von der ich mir gut vorstellen kann, dass du sie nicht beantwortest: Was stand im Testament?

    Ich finde deine Geschichte ergreifend. Es muss für dich schrecklich gewesen sein, alles zu wissen, zu wissen was man eigentlich tuen sollte aber es nicht kann. Aus Angst, alles noch schlimmer zu machen. Ich kann dich beruhigen: ich hätte in deiner Situation genauso gehandelt. Und du brauchst dir auch deswegen keine Vorwürfe zu machen. Sie hat dich vor eine schwere Frage gestellt: Entweder du sagst es keinem und ich warte, bis ich mich umbringe oder du sagst es jemandem und bringe mich sofort um. In beiden Fällen hätte ihr niemand helfen können. Sie muss felsenfest davon überzeugt gewesen sein, dass der Tod der einzige Ausweg aus dieser Situation ist.

    Grüße Obstsalat

  • Hallo ihr beiden!


    Erst mal danke für die offenen Kommentare! Ich schätze das sehr!
    Zu euren Fragen: Sie werden alle im nächsten Teil beantwortet werden. Ausser vielleicht jener, was in dem Testament stand. Um ganz ehrlich zu sein, weiss ich das nicht mehr. Ich weiss noch, was in ihrem Abschiedbrief stand. Sie schrieb, dass sie das alles nicht mehr ertragen könne. Sie schrieb, dass die Erinnerung daran sie erdrücken würde, und dass das Erzählen die Sache auch nicht besser gemacht hätte (schrieb sie "im Gegenteil"? Ich weiss es nicht mehr).


    Jedenfalls werde ich mich bemühen, die Fragen alle im nächsten Teil zu beantworten, denn es würde keinen Sinn machen, das jetzt hier so aus dem Zusammenhang gerissen zu tun. Glaubt mir, sie werden zwangsläufig beantwortet, denn schliesslich waren die meisten davon damals auch meine eigenen Fragen...

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  • Hallo Nonuna!

    Ich finde deine Geschichte echt tragisch.
    Es hat einen Grund, warum ich erst jz ein Kommentar abgebe.

    Nicht, weil mir so etwas wie Sandra passiert ist, auf gar keinen Fall. Ganz im Gegenteil: Ich hatte bis jetzt eine glückliche Kindheit.

    Aber da gab es eine Situation, die hat mich an deine jetzige (damals...^^) erinnert...
    Eine Freundin von mir, hatte blaue Flecken und ich fragte sie, woher sie die hat.
    Zuerst wollte sie nichts sagen, aber dann hat sie erzählt, dass ihr Vater sie geschlagen hat.
    Und sie sagte, dass ich es niemals jemanden erzählen darf, sonst haut sie einfach ab (oder tut sich was an...).
    Ich hab es dann auch schwören müssen niemanden etwas davon zu erzählen. Es hat mich derartig fertig gemacht.

    Aber ich hab's nicht lange durchgehalten und habs meinen Eltern erzählt.

    Ich weiß nicht, ob es meiner Freundin Recht ist, die Geschichte fertig zu erzählen.
    ABER: Es ist für alle(auch für den Vater) gut ausgegangen.

    Klar, dass Beispiel ist nicht ganz so extrem, wie dein's, aber ich weiß auch ein wenig wie es ist in "emotionaler Geißelhaft" zu sein.
    Ich wusste echt nicht, was ich tun sollte und hatte auch ein schlechtes Gewissen, als ich es jemanden erzählt habe. Doch bei mir war trotzdem immer diese Barriere, die du überwunden hast: Und ehrlich gesagt, bin ich froh darüber...

    Zu dir: Ich kann verstehen, dass dich das Thema noch immer mitnimmt. Auch wenn es jetzt 'schon' 7 Jahre (?)her ist...
    Ist schon heftig, wenn sich das Leben plötzlich so verändert. Die beste Freundin will sich umbringen, wurde/wird (?) vergewaltig und du bist der Einzige der es weiß, aber du kannst NICHTS tun und es macht dich fertig.
    Das mit der Schwangerschaft und ihren 'Testament' macht mich sehr skeptisch... Aber mal abwarten...

  • oh mann das ist wirklich schlimm... du arme . ich habe auch vor 2 jahren meine mutter verloren da war ich 10 1/2 . ich weiss nicht wie du dich fühlst oder gefüht hast aber es muss schlimm gewesen sein ! ich find es toll das du zwischendurch bilder machst wie du die geschichte schreibst. jetzt hab ich ein bidl davon wie du aussiehst ! wann gehts denn weiter ?

  • Eine FS muss man dann schreiben, wenn sie reif ist, geschrieben zu werden. Die anderen beiden führe ich gleichzeitig auch weiter, doch die Priorität liegt jetzt zur Zeit gerade bei dieser hier. Es ist nicht einfach für mich, das alles aufzuschreiben. Aber ich hatte das Gefühl, dass ich es JETZT schaffe, nachdem ich so viele Versuche vorher abbrechen musste. Indem ich das Ganze hier online stelle, setze ich mich zusätzlich natürlich auch noch ein wenig unter Druck, da ich noch nie eine FS abgebrochen habe!


    Die Fortsetzung kriegt ihr morgen... für heute habe ich keine Energie mehr. Vielleicht klingt das alles ja wahnsinnig lächerlich, aber nur alleine die Erinnerung daran lässt dieselben Gefühle wie damals wieder aufbrechen, und daran knabber ich zur Zeit wieder ein wenig. Daher gönne ich mir jetzt mal einen Abend Ruhe, bevor ich morgen gegen Mittag weiterschreibe.


    Die eigene Mutter zu verlieren ist schrecklich, und gerade für ein Kind umso schmerzvoller. Ich hoffe für dich, dass du liebe Freunde hast, die dich auffangen, und dass du eine Familie hast, in der du dich geborgen und sicher fühlen kannst, die zusammenhält und die deine Mutter in wertvoller Erinnerung behält, sich gegeseitig stützt und gemeinsam ihren Tod verarbeiten kann.

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  • Wie hast du das geschafft?
    Wie man lesen kann, hat dich die ganze Sache schrecklich mitgenommen (vorallem da du anscheinend (dadurch?) eine besondere empathische Veranlagung hast). Und niemanden zum reden haben...
    Ich wollte eingendlich schon zu "Laura" aus "ANDERS" schreiben, das man sich als Opfer einer Vergewaltigung auch durchaus umbringen kann, aber das ist mit dieser Autobiographie irgendwie hinfällig geworden...
    Ich habe das blöde Gefühl, das diese Frage jetzt blöd klingen muss, aber ich will sie trotzdem stellen:
    Hast du Informationen über "Laura" unter anderm über dieses schreckliche Eregniss gemacht?
    Du musst ja ein schreckliches Leben (gehabt?) haben, all die Dinge die dir passiert sind! Sowas sollte niemandem passieren!
    Ich habe jetzt alles schrecklich durcheinander geschrieben, ich hoffe meine Botschaft kommt rüber!

    [SIZE=1]Besondere Grüße an Llynya und Mincy <3, weil sie mich so nett aufgeheitert haben, an sämtliche Autoren/Autorinnen meiner Lieblings-Fanstorys , hört ja nie auf zu schreiben!, und an Nonuna, deren Projekt einfach unterstützt werden MUSS! Und zusätzlich noch Grüße an die liebe[/SIZE][SIZE=1]Rivendell[/SIZE][SIZE=1], weil sie einfach so schrecklich nett ist! Und Tantchen, weil sie auch total nett ist!
    Und Grüße an alle andern, die ich kenne oder die mich kennen!!!!
    [/SIZE]

  • Wahrheit: Das Portrait über Laura ist aus einem anderen Zusammenhang entstanden und hat nichts mit dieser Geschichte zu tun. Und nein, das ist keine blöde Frage! Keine Frage ist blöd, und ich bitte euch darum, welche zu stellen, wenn ihr welche habt! :)

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  • Teil 3




    Ich hatte den Tiefstpunkt meines Lebens erreicht. In meinem Kopf drehte sich die Vorstellung, wie Sandra zur selben Zeit in der ich hier auf dem Boden lag in einen Wald fahren und sich die Pulsadern aufschneiden würde. Ich stellte mir vor, wie mich die Nachricht ihres Todes erreichen würde. Ich überlegte mir, welches die schmerzloseste Art wäre, meinem Leben selber ein Ende zu setzen, denn das hätte ich getan. Ich hätte die Schuld nicht ertragen können.




    Drei Tage lang war ich wie scheintot. Ich ass nicht, ich schlief nicht. Ich fühlte mich, als hätte jemand mein Brustbein entfernt, seine Hände zwischen meine Rippen geschoben und würde meine Eingeweide rausreissen. Ich sah mich von aussen, beobachtete mich selber, wie ich reglos auf meinem Bett lag – was mir noch heute ein Rätsel ist. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. „Ich bringe mich um, aber sage es niemandem, sonst tu’ ich es sofort!“ Das war so perfekt geregelt, dass ich in jedem Fall den Kampf verloren hatte.




    Am vierten Tag griff ich endlich zum Telefon. Ich wählte in meiner letzten Verzweiflung die Nummer der Seelsorge. Eine nette Frauenstimme meldete sich am anderen Ende. Sie fragte, wie sie mir helfen könne. Ich brach in Tränen aus, bevor ich etwas sagen konnte. Ich wehrte mich gegen den Zwang, gleich wieder aufzulegen. Die Frau meinte nur, ich solle mir Zeit lassen, sie sei den ganzen Tag da. Nachdem ich meine Stimme wiedergefunden hatte, erzählte ich ihr alles. ALLES!




    Eine Zeit lang war es ruhig am anderen Ende. Dann, zum ersten Mal in der ganzen Geschichte, fragte jemand, wie es MIR jetzt gehe. Ich meinte, ich sei völlig hilflos und wisse nicht, was ich tun solle. Doch die Frau sagte, dass sie mich jetzt an den Kriseninterventionsdienst weiterleiten werde. Sie bat mich, in der Leitung zu bleiben, und ich hielt durch. Am anderen Ende meldete sich ein Mann, der mich aufforderte, kurz die momentane Situation zu schildern.




    Er erklärte mir, dass er zusammen mit einem Notarzt zu der Adresse meiner Freundin fahren würde. Ich bat ihn, mitkommen zu dürfen, schliesslich sei ich für alles verantwortlich. Er nahm meine Nummer auf und meinte, er würde gegebenenfalls zurückrufen. Zitternd legte ich auf und setzte mich neben das Telefon. Fast eine Stunde lang starrte ich reglos den Hörer an.




    Er rief mich nicht zurück, und als Telefon klingelte, war Sandra dran. Sie sprach nicht, sie schrie: „Was fällt dir eigentlich ein? Meine Mutter ist fast in Ohnmacht gefallen, als plötzlich ein Arzt vor unserer Tür stand und ihr ins Gesicht behauptete, ich sei vergewaltigt worden und wolle mich umbringen! Das stimmt doch alles überhaupt nicht, du blöde Kuh! Das war alles erfunden, mir ist nichts passiert, der Arzt hätte mich sogar untersuchen können! Und umbringen wollte ich mich auch nie! Idiotin!“




    Mit den Worten legte sie auf. Ich stand im Wohnzimmer wie geohrfeigt. Ich liess mich neben das Telefon fallen und brauchte eine Weile, um die soeben gehörten Worte in mein Bewusstsein zu rufen. Hatte sie gerade gesagt, dass das alles nur erfunden sei? Das konnte nicht sein! Sowas erfindet man doch nicht! Wozu auch? In meinem Kopf drehte sich alles.


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  • Da klingelte das Telefon zum zweiten Mal. Benommen nahm ich den Anruf entgegen. Am anderen Ende meldete sich eine Psychiaterin. Sie sei über alles informiert worden. Sie zitierte mich für den Nachmittag zu sich. Ich war völlig durch den Wind und willigte ein. Dann fiel ich auf den Sofa zusammen und schlief zum ersten Mal seit Tagen sofort ein.




    Heute weiss ich, dass man damals den Verdacht hegte, dass ich das ganze inszeniert hätte. Dass ich bei der Seelsorge angerufen hätte, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Dass ich einen Notruf gestartet hätte, um zu sehen, was passiert. Manchmal stelle ich mir vor, wie Sandra damals offenbar noch einen Schritt weiter gegangen war, und den Leuten von der Krisenintervention weissgemacht hatte, dass ich hinter dem ganzen gesteckt hätte.

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  • hm... meine ehrliche meinung? ich hab es mir von anfang an gedacht, dass sandra das alles nur erfunden hat. sie war so berechnend. jeden tag ein stückchen mehr über ihre "vergewaltigung" erzählen, ich kann mir nicht vorstellen, dass man das unbewusst so machen kann. entweder man sagt nichts oder alles kommt aus einem raus.
    dass du sowas erfahren musstest, ist schrecklich. bei sowas frage ich mich immer wieder, was diese leute sich dabei denken, sowas zu erzählen, so extrem zu lügen.
    ich kann da nur immer wieder sagen, dass ich das nicht verstehen kann. das macht man einfach nicht! man belügt niemanden derartig, mit solchen themen! *aufreg*

    naja, eigentlich wollt ich nur kurz sagen, dass ich deine fs wirklich gut finde, du hast das sehr realistisch dargestellt.

    lg raya

  • Hallo!


    Das ist jetzt ziemlich doppeldeutig.


    Möglichkeit 1:
    Sandra ist wirklich sadistisch und hat sich alles ausgedacht. Das wäre natürlich total gemein und boshaft. Als der Arzt gekommen ist, ist die Geschichte aufgeflogen und sie hat versucht alles dir in die Schuhe zu schieben (oder war das geplant:mies?).


    Ich tendiere jedoch zu
    Möglichkeit 2:
    Sandra will nach wie vor nicht, dass irgendjemand davon erfährt und versucht die Geschichte als deine Idee darzustellen, damit niemand sie noch an ihrem Selbstmordplänen hindern kann. Das wäre trotzdem gmein, aber für sie vielleicht der einzig sichtbare Ausweg?


    Beide Möglichkeiten hören sich für mich ein bisschen wie an den Haaren herbeigezogen an, aber bei einer so verrückten Geschichte ist das wahrscheinlich auch so. Mit verrückt meine ich nicht das mir die Fs nicht gefällt, sondern dass man so etwas ja nicht alle Tage erlebt.


    Ich bin auf jeden Fall darauf gespannt, dass es weitergeht und hoffe das die Fortsetzungen genausoschnell wie bisher kommen. :)

    Biss dann,
    Wölfin
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    P.S.: Wenn ihr Zeit und Lust habt könnt ihr euch hier künstlerisch betätigen. Kein Platz für rassistische, politische oder obszöne Bilder!
    P.P.S.: Wer keine Lust hat selber zu malen, kann sich auch mal in meinen Alben umsehen.
    P.P.P.S.: Rechtschreibfehler dienen lediglich der allgemeinen Belustigung und werden völlig bewußt eingebaut!


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  • Also jetzt muss ich auch mal was sagen. die fs hat mich total berührt!! als du zusammen gebrochen bist, beim letzten bild, und dir niemand geglaubt hat. ich bin fast in tränen ausgebrochen. echt jetzt!
    ich kanns gar nicht glauben, dass sowas passiert ist. wie jemand so eine last auf jemanden übertragen kann.
    ich les gern weiter, sehr gern sogar, aber ich weiß nicht ob ich immer ein kommi dalassen kann, so berührend wie du schreibst und ob ich dann immer zurechnungsfähig bin, weiß ich nicht...


    glg
    anja

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    [CENTER] I refuse, I refuse, I REFUSE!![/CENTER]
    [CENTER]:schabdi[/CENTER]

  • raya: Ja, der Ausdruck "berechnend" trifft es ganz gut. Ich habe das ganze hier nicht bis ins letzte Detail wiedergegeben, aber heute muss ich sagen: Es hatte System! Sie ist immer ein Stückchen weiter gegangen... Bis ganz zum Schluss!


    Wölfin: Du hast völlig recht mit den zwei Möglichkeiten! Welches wäre die bessere? Wohl keine von beiden, das ist die Tragik. Es wird noch eine dritte Möglichkeit hinzukommen und ich werde auf jeden Fall noch näher darauf eingehen!


    kautschi: Auch stille Leser sind willkommen :) Ich muss ehrlich sagen, dass mir gerade das bildliche Darstellen auch nicht leichtgefallen ist. Sich selber von aussen zu betrachten und das ganze quasi nochmals wie aus einer anderen Kameraperspektive vor sich abspulen zu lassen... aber schlussendlich ist es auch eine Möglichkeit, ein wenig Distanz zu gewinnen und die ganze Geschichet aus einem anderen Blickwinkel zu sehen.


    Teil 4




    Ich wachte rechtzeitig auf, um gerade noch die Mappe mit den Briefen, den Zetteln und dem Testament in eine Tasche schmeissen, den dazugehörigen Schlüssel einstecken zu können und den Bus zu erwischen. Ich fuhr zu der beschriebene Adresse und setzte mich benommen und ängstlich in das Wartezimmer.




    Mir sackte das Herz in der Hose, als die Tür aufging und ich sah, wie Sandras Mutter auch im Sprechzimmer sass. Sie war hochrot im Gesicht und schrie mich erst mal fünf Minuten lang an. Die Psychiaterin bremste sie jedoch, nahm mir die Mappe ab, schloss sie auf, schaute sich die Zettel kurz durch und übergab die ganze Mappe der verdutzten Mutter.




    Während Sandras Mutter die Briefe, die Zettel und das Heft langsam las, wandte sich die Psychiaterin mir zu. Sie fragte mich nach meiner Version der Geschichte und ich erzählte sie in kurzen Sätzen. Sie bot mir ein Taschentuch an, denn mittlerweile sass ich völlig aufgelöst im Sessel. „Das, was deine vermeintliche Freundin mit dir abgezogen hat, nennen wir hier eine wirklich abscheuliche Form von seelischem Missbrauch,“ meinte die Frau und darauf hin konnte ich gar nicht mehr aufhören zu weinen.




    Alles löste sich und ich kam mir unendlich hilflos und schwach vor. Die Psychiaterin sagte, dass ich die Mappe Sandras Mutter überlassen solle, denn sie sei für Sandra verantwortlich, nicht ich. Ich hätte schon genug durchmachen müssen. Sandras Mutter war wie versteinert nach der Lektüre der Briefe und Zettel. Sie entschuldigte sich wortreich bei mir und schüttelte mir verstohlen die Hand.




    Auf der Heimfahrt fühlte ich mich völlig leer. Keine Briefe mehr, keine Zettel, keine Mappe. Ich kam nachhause in eine leere, kalte Wohnung. Ich weiss noch, dass ich mir seit Tagen zum ersten Mal wieder etwas zu essen machte. Eine Fertigpizza. Ich liess Wasser in die Badewanne einlaufen und ass, während heisses Wasser mich umspülte. Danach rief ich meine Eltern im Ferienhaus an.




    Gleich am nächsten Tag fuhr ich zu ihnen. Ich erzählte ihnen alles. Für meine Eltern war es damit erledigt, und ich wollte eigentlich auch damit abschliessen. Sie lenkten mich mit ausgedehnten Wanderungen ab. Ich versuchte, meine Geschwister da rauszuhalten, doch bei sowas ist meistens die ganze Familie irgendwie betroffen. Heute tut mir das irrsinnig leid.




    Es ging mir langsam besser. Die Albträume und damit verbundenen ominösen Schmerzen waren zwar noch da, aber jetzt konnte ich darüber reden. Und meine Mutter wusste, wann sie mich in Ruhe lassen musste und wann nicht. Die Schule fing wieder an, und Sandra hasste mich erst abgrundtief. Unsere Kollegen glaubten, wir hätten uns zerstritten. Ich wollte ihnen die Wahrheit nicht sagen. Ja, ich wollte Sandra immer noch schützen.

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    Das Absurde ist, dass ich immer noch glaubte, dass es nicht sein könne, dass sie das alles erfunden hatte. Es passte nicht in meine Vorstellungswelt, dass jemand sowas inszenieren kann. Denn wenn dem tatsächlich so gewesen wäre, so hätte ich ihr systematische seelische Zerstörung anlasten müssen. Und das konnte und wollte ich nicht.




    Dass ich Sandra jeden Tag sah, machte die ganzen zwei Jahre danach nicht einfach. Sie versuchte, durch eine erneut inszenierte Krise das Ruder wieder an sich zu reissen. Doch irgendwann wurde es ihr wohl langweilig und sie fing an, mich weitgehend zu ignorieren. Meine Familie riet mir, es endlich gut sein zu lassen und nicht mehr dauernd darüber zu reden. Also liess ich es gut sein und versuchte, mein vorheriges Leben wieder aufzunehmen.


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    Ach so, noch was: Zu euren FRAGEN: Tut mir leid, dass ich sie bisher wahrscheinlich eher unbefriedigend beantwortet habe. Ich werde nach dem letzten Teil wohl eine Frage-Antwort-Teil machen, weil ich bisher so viele Fragen bekommen habe, die erst nach der ganzen Geschichte Sinn machen, beantwortet zu werden. Ich bitte euch also noch um 2 Teile Geduld, ich habe eure Fragen nicht vergessen und werde sie garantiert noch beantworten!


    Und bitte.... zögert nicht, zu fragen...

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